[0001] Verfahren zum Herstellen von Schlitzrohren aus Blechtafeln auf einer Rohrbiegepresse
und Rohrbiegepresse
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Schlitzrohren aus Blechtafeln
auf einer Rohrbiegepresse und eine Rohrbiegepresse, die in einem Grundrahmen ein aus
zwei in seitlichem Abstand nebeneinander angeordneten Stützkörpern bestehendes Unterwerkzeug
und ein vertikal von oben gegen das Unterwerkzeug anstellbares, von einem heb- und
senkbaren Schwert getragenes, sich über die gesamte Länge der Blechtafel erstreckendes
Oberwerkzeug aufweist, mit dem eine Biegekraft auf die auf dem Unterwerkzeug aufliegende
Blechtafel aufgebracht werden kann.
[0003] Bei der Umformung von Blechtafeln zu Schlitzrohren handelt es sich um eine von mehreren
Stufen zur Herstellung von Längsnahtrohren bzw. längsnahtgeschweißten Rohren. Hierbei
werden in einer ersten Stufe die Bleche im Bereich der beiden Längskanten angebogen.
Die solchermaßen vorbereiteten Bleche werden danach üblich in einer zweiten Stufe
in einer sogenannten U-Presse zu einer U-Form gebogen. Diesem Arbeitsgang schließt
sich in der dritten Umformungsstufe die Umformung des U-Bleches zu einem runden Rohr
bzw. Schlitzrohr an, und zwar in einer sogenannten O-Presse. Hieran schließt sich
das Schweißen der Längsnaht von innen und/oder von außen an.
[0004] Eine derartige gattungsgemäße O-Formpresse in Rahmenbauweise ist durch die
DE 42 15 807 C2 bekannt geworden. Das als Biegewerkzeug ausgebildete Schwert ist in Seitenständern
des Rahmens vertikal geführt. Dieses obere Biegewerkzeug ist an oberen Kolben-Zylinder-Einheiten
in geringem Maße kardanisch beweglich befestigt und stützt sich über diese gegen die
oberen Rahmentraverse ab. Die Stützkörper des unteren Biegewerkzeugs werden von einem
Tisch getragen, den ebenfalls Kolben-Zylinder-Einheiten abstützen, die koaxial zu
den oberen Kolben-Zylinder-Einheiten wirken. Die gegeneinander wirkenden Kolben-Zylinder-Einheiten
sollen eine Durchbiegung des Tisches verhindern, auch wenn die untere Rahmentraverse
sich unter der Arbeitslast der Presse verbiegen sollte. Es werden dazu einzelne Kolben-Zylinder-Einheiten
mit mehr oder weniger Druck beaufschlagt. Bei der bekannten Presse kann aber nicht
ausgeschlossen werden, dass es beim Aufbringen der Biegekraft über das breite Oberwerkzeug
zu negativen Auswirkungen auf die Geometrie des herzustellenden Schlitzrohres kommt.
Die Blechtafel liegt nämlich zwischen den Stützkörpern der Außenkontur der wirksamen
Arbeitsfläche des oberen Biegewerkzeugs bei zunehmender Umformung nicht mehr plan
an.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Rohrbiegepresse
der gattungsgemäßen Art zu schaffen, mit denen sich insbesondere auch Großrohre unter
Einsatz eines breiten Oberwerkzeugs ohne Unrundheit des zu formenden Schlitzrohres
mit verringerter Taktzeit erreichen lassen.
[0006] Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die Blechtafel
während des gesamten Biegevorgangs von einem von unten gegen das Oberwerkzeug anstellbaren
Kraftbeaufschlagungsmittel geklemmt zwischen dem Oberwerkzeug und dem Unterwerkzeug
gehalten wird, wobei das Kraftbeaufschlagungsmittel bei Aufrechterhaltung der Klemmung
dem von der Biegekraft des Oberwerkzeugs bewirkten, fortschreitenden Biegeradius der
Blechtafel folgend abgesenkt wird.
[0007] Indem die Blechtafel während des gesamten Biegevorganges eingeklemmt wird, nämlich
durch die Gegenhaltung mittels des Kraftbeaufschlagungsmittels, das nach einem vorteilhaften
Vorschlag der Erfindung mittig zwischen den Stützkörpern des Unterwerkzeugs mit seinem
Kraftangriffsmittelpunkt in der Ebene der Längsachse des Schwertes des Oberwerkzeugs
liegend angestellt wird, lässt sich das Abheben des Bleches vom Werkzeug wirkungsvoll
vermeiden. Es kann weder zu Unrundheiten des Rohres kommen, noch sind Verlängerungen
der Taktzeiten erforderlich, was die Produktivität verbessert.
[0008] Eine insbesondere zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignete Rohrbiegepresse
ist dadurch gekennzeichnet, dass unterhalb des Unterwerkzeugs in Flucht mit der Ebene
der Längsachse des Schwertes des Oberwerkzeugs ein gegen die Blechtafel angestellter
Gegenhalter angeordnet ist. Die Blechtafel erfährt somit eine klemmende Anlage an
mehreren Punkten, nämlich zwischen den seitlichen Enden des eine dem Abstand zwischen
den beiden Stützkörpern des Unterwerkzeugs entsprechend große Breite besitzenden Oberwerkzeugs
und den beiden voneinander entfernten Stützkörpern des Unterwerkzeugs sowie dem mittig
einwirkenden Gegenhalter, der die Blechtafel zugleich stetig an die Radiuskontur des
an seinem voreilenden Ende mit einem Biegeradius versehenen Oberwerkzeugs anhebt bzw.
presst.
[0009] Der Gegenhalter ist nach einer bevorzugten Ausführung der Erfindung mit einer Kolbenstange
eines hydraulischen oder pneumatischen, an einen Druckspeicher angeschlossenen Zylinders
verbunden, was eine einfache Aufbringung der Gegenhaltekraft und damit Klemmung der
Blechtafel ermöglicht. Der Druckspeicher sorgt hierbei in einfacher Weise für eine
federnde, kraftabhängig selbsttätige Nachgiebigkeit des Gegenhalters mit einer auch
bei fortschreitendem Biegeprozess stetigen Klemmung der Blechtafel.
[0010] Ein alternativer Vorschlag der Erfindung sieht vor, dass das die Biegekraft auf das
heb- und senkbare Oberwerkzeug aufbringende Verstellmittel und der Zylinder des Gegenhalters
zur Regelung der von der Biegekraft abhängigen Gegenkraft mit Absenkbewegung des Gegenhalters
über eine Mess- und Regeleinrichtung miteinander verbunden sind. Optional kann eine
wegabhängige Regelung zur Anwendung kommen.
[0011] Weitere Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und
der nachfolgenden Beschreibung eines in den Zeichnungen schematisch dargestellten
Ausführungsbeispiels der Erfindung. Es zeigen:
Fig. 1 als Einzelheit einer Rohrbiegepresse deren Werkzeuge vor Beginn eines Pressvorgangs
zum Umformen einer Blechtafel; und
Fig. 2 die die Werkzeuge der Fig. 1 bei fortgeschrittenem Biegevorgang.
[0012] Die Fig. 1 zeigt eine zur Umformung zu einem Schlitzrohr zwischen die Werkzeuge einer
weiter nicht dargestellten, gattungsgemäß bekannten Rohrbiegepresse eingefahrene bzw.
-gebrachte Blechtafel 1. Diese liegt auf zwei voneinander beabstandeten Stützkörpern
2a, 2b auf, die das Unterwerkzeug bilden. Das breite, an seiner voreilenden Kopffläche
mit einem Biegeradius 3 ausgebildete Oberwerkzeug 4 ist an einem Schwert 5 angeordnet
und wird von einem durch Doppelpfeil angedeuteten Stellmittel 6 angehoben bzw. zur
Anlage auf die Blechtafel abgesenkt, wie in Fig. 1 zu sehen.
[0013] Zur Halterung der Blechtafel 1 mit Klemmung während des gesamten Umformprozesses
ist den Werkzeugen unterhalb der Blechtafel 1 mittig zwischen den Stützkörpern 2a,
2b des Unterwerkzeugs ein Kraftbeaufschlagungsmittel 7 zugeordnet. Dieses besteht
aus einem Zylinder 8, an dessen Kolbenstange 9 ein Gegenhalter 10 befestigt ist. Zum
Umformprozess wird der Gegenhalter 10 mittels des Zylinders 8, der an einen Druckspeicher
13 angeschlossen ist, mit seinem Kraftangriffsmittelpunkt 11 in der Ebene der Längsachse
12 des Schwertes 5 des Oberwerkzeugs 4 liegend angestellt (vgl. Fig. 2).
[0014] Die eine Betriebsphase mit fortgeschrittener Biegung der Blechtafel 1 darstellende
Fig. 2 läßt erkennen, dass der Gegenhalter 10 mit dem Druckspeicher 13 als quasi Feder
zwar dem Biegeprozess angepasst nach unten ausweicht, stets jedoch der Blechtafel
1 anliegt und diese vollflächig an den Biegeradius 3 des Oberwerkzeugs 4 andrückt.
Durch die mittig, am Ort des Geschehens aufrechterhaltene Gegenhaltung wird ein Abheben
der Blechtafel 1 vom Oberwerkzeug 4 vermieden und damit die Geometrie bzw. Rundheit
des umzuformenden Schlitzrohres nicht nachteilig verändert.
Bezugszeichenliste:
[0015]
- 1.
- Blechtafel
- 2a,b
- Stützkörper
- 3
- Biegeradius
- 4
- Oberwerkzeug
- 5
- Schwert
- 6
- Verstellmittel (Doppelpfeil)
- 7
- Kraftbeaufschlagungsmittel
- 8
- Zylinder
- 9
- Kolbenstange
- 10
- Gegenhalter
- 11
- Kraftangriffsmittelpunkt
- 12
- Längsachse
- 13
- Druckspeicher
1. Verfahren zum Herstellen von Schlitzrohren aus Blechtafeln (1) auf einer Rohrbiegepresse,
die in einem Grundrahmen ein aus zwei in seitlichem Abstand nebeneinander angeordneten
Stützkörpern (2a, 2b) bestehendes Unterwerkzeug und ein vertikal von oben gegen das
Unterwerkzeug (2a, 2b) anstellbares, an einem heb- und senkbaren Schwert (5) ausgebildetes
Oberwerkzeug (4) aufweist, mit dem eine Biegekraft auf die auf dem Unterwerkzeug aufliegende
Blechtafel (1) aufgebracht werden kann,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Blechtafel (1) während des gesamten Biegevorgangs von einem von unten gegen das
Oberwerkzeug (4) anstellbaren Kraftbeaufschlagungsmittel (7) geklemmt zwischen dem
Oberwerkzeug (4) und dem Unterwerkzeug (2a, 2b) gehalten wird, wobei das Kraftbeaufschlagungsmittel
(7) bei Aufrechterhaltung der Klemmung dem von der Biegekraft des Oberwerkzeugs (4)
bewirkten, fortschreitenden Biegeradius der Blechtafel (1) folgend abgesenkt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kraftbeaufschlagungsmittel (7) mittig zwischen den Stützkörpern (2a, 2b) des
Unterwerkzeugs mit seinem Kraftangriffsmittelpunkt (11) in der Ebene der Längsachse
(12) des Schwertes (5) des Oberwerkzeugs (4) liegend angestellt wird.
3. Rohrbiegepresse zur Herstellung von Schlitzrohren aus Blechtafeln, die in einem Grundrahmen
ein aus zwei in seitlichem Abstand nebeneinander angeordneten Stützkörpern (2a, 2b)
bestehendes Unterwerkzeug und ein vertikal von oben gegen das Unterwerkzeug anstellbares,
an einem heb- und senkbaren Schwert (5) ausgebildetes Oberwerkzeug (4) aufweist, mit
dem eine Biegekraft auf die auf dem Unterwerkzeug aufliegende Blechtafel (1) aufgebracht
werden kann, insbesondere zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass unterhalb des Unterwerkzeugs (2a, 2b) in Flucht mit der Ebene der Längsachse (12)
des Schwertes (5) des Oberwerkzeugs (4) ein gegen die Blechtafel (1) angestellter
Gegenhalter (10) angeordnet ist.
4. Rohrbiegepresse nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Gegenhalter (10) mit einer Kolbenstange (9) eines hydraulischen oder pneumatischen,
an einen Druckspeicher (13) angeschlossenen Zylinders (8) verbunden ist.
5. Rohrbiegepresse nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass das die Biegekraft auf das heb- und senkbare Oberwerkzeug (4) aufbringende Verstellmittel
(6) und der Zylinder (8) des Gegenhalters (10) zur Regelung der von der Biegekraft
abhängigen Gegenkraft mit Absenkbewegung des Gegenhalters (10) über eine Meß- und
Regeleinrichtung miteinander verbunden sind.
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