(19)
(11) EP 2 366 842 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.09.2011  Patentblatt  2011/38

(21) Anmeldenummer: 10008111.6

(22) Anmeldetag:  04.08.2010
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
E04C 2/26(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME RS

(30) Priorität: 17.03.2010 DE 202010003760 U

(71) Anmelder: Wedi, Stephan
48282 Emsdetten (DE)

(72) Erfinder:
  • Wedi, Stephan
    48282 Emsdetten (DE)

(74) Vertreter: Hoffmeister, Helmut 
Dr. Hoffmeister & Bischof Goldstraße 36
48147 Münster
48147 Münster (DE)

   


(54) Als Fliesenträger geeignete Bauplatte


(57) Geschichtete Bauplatte, bestehend aus einer Kernschicht (1), die auf wenigstens einer Flachseite eine als Tragschicht (4) dienende Beschichtung aufweist. Die Tragschicht (4) umfasst wenigstens drei Schichten, nämlich eine dünne Übergangsmörtelschicht (5), die auf die Kernschicht (1) aufgebracht ist, eine Glasfaservlies-Schicht (6) und eine Verbundschicht (7) aus druckfest ausgehärtetem Beschichtungsmörtel mit geglätteter Oberfläche.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine geschichtete Bauplatte, die insbesondere als Fliesenträger geeignet ist, bestehend aus einer Kernschicht, die auf wenigstens einer Flachseite eine als Tragschicht dienende Beschichtung aufweist.

[0002] Die Tragschicht kann auf beiden Seiten in gleicher Weise ausgestattet sein. Es ist aber auch möglich, dass die eine Seite, hier die Rückseite, eine Versteifungsschicht trägt, die aus Zementmörtel und einem darin eingebetteten, grobmaschigen Gittergewebe oder Gittergelege besteht.

[0003] Es sind Bauplatten bekannt, die aus einer Kernschicht aus feuchtigkeitsbeständigem Schaumstoff mit beiderseitiger Versteifungsschicht aus Zementmörtel und einer Armierung aus einem grobmaschigem Glasfaser-Gittergewebe bestehen. Derartige Platten werden vom Anmelder als WEDI-Bauplatten vertrieben.

[0004] Es hat sich herausgestellt, dass bei derartigen Bauplatten von Fliesenlegern als nachteilig betrachtet wird, dass die mit Fliesen oder anderen Plattenmaterial zu belegende Vorderseite zunächst gespachtelt werden muss, um eine ausreichend glatte Oberfläche zu haben. Allerdings konnte die Gewebe-Armierung nicht einfach weggelassen werden, ohne dass eine ausreichende Festigkeit der Mörtelschicht verloren geht.

[0005] Es stellt sich demnach die Aufgabe, Bauplatten des genannten Standes der Technik dahingehend abzuwandeln, dass eine ausreichende Festigkeit auch auf der Sichtseite gegeben ist, diese aber so glatt und fest ist, dass sie zum Beschichten mit keramischen Platten, Fliesen und anderen Beschichtungen, wie sie im Fußboden- und Trockenbau üblich sind, ohne zusätzliches Spachteln geeignet ist.

[0006] Die Aufgabe wird bei einer Platte gelöst, bei der
  • die Tragschicht wenigstens drei Schichten umfasst, nämlich
  • eine dünne Übergangsmörtelschicht, die auf die Kernschicht aufgebracht ist,
  • eine Glasfaservlies-Schicht und
  • eine Verbundschicht aus druckfest ausgehärtetem Beschichtungsmörtel mit geglätteter Oberfläche.


[0007] Eine derartige Tragschicht kann auch auf beiden Seiten der Kernschicht aufgebracht sein.

[0008] Grundsätzlich eignen sich als Kernschichten für derartige Bauplatten vorzugsweise Kernschichten, die feuchtigkeitsbeständig sind und aus polymerem Schaumstoff bestehen, ausgewählt aus der Gruppe EPS-, XPS-Polystyrol-Schaumstoff oder Polyurethan-Schaumstoff.

[0009] Andererseits kann die Kernschicht auch aus einem für den Trockenbau geeigneten, jedoch nicht feuchtigkeitsbeständigen Baustoff bestehen, ausgewählt beispielsweise aus der Gruppe der Gipskartonplatten der Typen GKB, GKF, GKP und GKS, sowie imprägnierten Gipskartonplatten der Typen GKBI und GKFI.

[0010] Eine andere technische Möglichkeit ist, dass die Kernschicht aus gepresster Glaswolle oder gepresster Steinwolle oder aus einer Wabenplatte besteht, bei der die Waben beispielsweise aus Kunststoff oder Papiermasse hergestellt sind.

[0011] Eine besonders gut aufnehmende Verbundschicht wird erreicht, wenn der Beschichtungsmörtel der Verbundschicht in flüssiger Form aufgegossen worden ist, sich anschließend durch Schwerkraft ausgeglichen und in dieser Form ausgehärtet hat.

[0012] Vorzugsweise ist die Grundmasse des Beschichtungsmörtels der Verbundschicht ausgewählt oder gemischt aus Kalkmörtel, Gipsmörtel oder Zementmörtel.

[0013] Alternativ kann die Grundmasse des Beschichtungsmörtels der Verbundschicht ausgewählt oder gemischt sein aus Baustoff-Lehm oder Gips. Unter »Lehm« wird ein gelb oder bräunlich gefärbter Ton verstanden mit mehr oder weniger reichlichem Gehalt an Quarz-Körnern oder Quarz-Staub, wobei auch Kalk, Glimmer oder sonstige Verunreinigungen auftreten können.

[0014] Die Grundmasse kann auch ein mit einem Füllstoff abgemischtes, aushärtendes Reaktionsharz sein, vorzugsweise ein 2-Komponenten-Epoxidharz. Durch die Verwendung eines Reaktionsharzes kann die Druckfestigkeit der Verbundschicht gegenüber einer normalen Mörtelschicht wesentlich erhöht werden. Angestrebt wird eine Druckfestigkeit der Verbundschicht, für sich genommen und gemessen nach DIN EN 13892, von wenigstens 25 N/mm2, vorzugsweise 30 - 50 N/mm2.

[0015] Die Zusammensetzung von Mörtel und Reaktionsharz wird so eingestellt, dass die Verbundschicht mit einem Fliesen-Klebemörtel oder anderen Klebstoffen nach Verfestigung ohne Spachtelung bestreichbar ist. Bestreichbarkeit ohne Spachtelung soll auch erreicht werden mit der Verbundschicht und lösungsmittelfreien Grundierungsmitteln, Farbanstrichen und Deckschichtmitteln.

[0016] Die Glasfaservlies-Schicht ist vorzugsweise dünn eingestellt, das heißt, dass die Glasfaservlies-Schicht eine Flächenmasse von maximal 100g/m2 besitzt.

[0017] Die Dicke der Übergangsmörtelschicht beträgt vorzugsweise zwischen 0,1 und 2,5 mm.

[0018] Bei der Bauplatte ist vorzugsweise die Glasfaservlies-Schicht vollständig durch die Verbundschicht abgedeckt. Es kann aber auch ein Teil der Randbereiche von dieser Abdeckung ausgenommen sein.

[0019] Zur Vereinfachung der Handhabung der Bauplatte wird vorgeschlagen, dass zur Überlappung der Stoßstellen benachbart angeordneter Bauplatten eine Bauplatte auf einer Seitenfläche der Verbundschicht im Bereich der Seitenkante einen Armierungsstreifen trägt.

[0020] Auch kann an einer Seitenkante der Bauplatte eine entlang der Seitenkante verlaufende Nut und an der gegenüberliegenden Seitenkante der Bauplatte eine entlang der Seitenkante verlaufende angepasste Feder angeordnet ist, so dass benachbart angeordnete Bauplatten eine Nut-Feder-Verbindung ausbilden können.

[0021] Die Zeichnung zeigt als Ausführungsbeispiel schematisch und nicht maßstabsgerecht im Schnitt eine Bauplatte mit Schichten, wie sie bei einem Ausführungsbeispiel der Erfindung gewählt sein können.

[0022] Eine Kernschicht 1 aus einem dämmenden, steifen Material, hier eine Schicht aus extrudiertem Polystyrol-Schaum, ist auf ihrer Rückseite (hier unten) mit einer Versteifungsschicht 2 aus Zementmörtel abgedeckt, in den eine grobmaschiges Gittergewebe 3 oder Gittergelege eingebettet ist.

[0023] Auf der gegenüberliegenden Vorderseite der Kernschicht 1 ist eine Beschichtung angeordnet, die als Tragschicht 4 bezeichnet wird. Die Tragschicht 4 umfasst eine Übergangsmörtelschicht 5 von etwa 2,0 mm Dicke aus Zementmörtel in derselben Zusammensetzung wie der Zementmörtel der Zementmörtelschicht 2 auf der Rückseite.

[0024] Auf der Übergangsmörtelschicht 5 liegt eine Glasfaservlies-Schicht 6 mit einer Flächenmasse von etwa 50 g/m2. Es handelt sich hierbei sich hierbei um handelsübliche Glasfasern der Länge von 2 bis 20 mm mit einer Dicke von 0,2 bis 1 mm.

[0025] Auf der Glasfaservlies-Schicht 6 ist eine etwa 1 bis 5 mm dicke Verbundschicht 7 aus einem aushärtenden Zementmörtel oder ein 2-Komponenten-Epoxidharz-Füllstoff-Gemisch aufgebracht. Letzteres wurde ursprünglich in flüssiger Form aufgegossen, hat sich anschließend durch Schwerkraft ausgeglichen und ist in dieser Form ausgehärtet. Damit ergibt sich eine glatte und unstrukturierte Oberfläche, auf der ohne zusätzliche Spachtelung gearbeitet werden kann.

[0026] Typischerweise wird auf die Verbundschicht 7 eine Klebstoffschicht 8 aufgestrichen, auf der anschließend einzelne Fliesen 9 aufgeklebt werden können.


Ansprüche

1. Geschichtete Bauplatte, die insbesondere als Fliesenträger geeignet ist, bestehend aus einer Kernschicht (1), die auf wenigstens einer Flachseite eine als Tragschicht (4) dienende Beschichtung aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass

- die Tragschicht (4) wenigstens drei Schichten umfasst, nämlich

- eine dünne Übergangsmörtelschicht (5), die auf die Kernschicht (1) aufgebracht ist,

- eine Glasfaservlies-Schicht (6) und

- eine Verbundschicht (7) aus druckfest ausgehärtetem Beschichtungsmörtel mit geglätteter Oberfläche.


 
2. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kernschicht (1) feuchtigkeitsbeständig ist und aus polymerem Schaumstoff besteht, ausgewählt aus der Gruppe EPS-, XPS-Polystyrol-Schaumstoff oder Polyurethan-Schaumstoff.
 
3. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kernschicht (1) aus einem für den Trockenbau geeigneten, jedoch nicht feuchtigkeitsbeständigen Baustoff besteht, ausgewählt aus der Gruppe der Gipskartonplatten der Typen GKB, GKF, GKP und GKS, sowie imprägnierten Gipskartonplatten der Typen GKBI und GKFI.
 
4. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kernschicht (1) aus gepresster Glaswolle oder gepresster Steinwolle besteht.
 
5. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kernschicht eine Wabenplatte ist, deren Waben aus Kunststoff oder Papiermasse bestehen.
 
6. Bauplatte mit einer Tragschicht auf der Vorderseite und einer Versteifungsschicht (2) auf der Rückseite, die aus Zementmörtel und einem darin eingebetteten, grobmaschigen Gittergewebe (3) oder Gittergelege besteht.
 
7. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Beschichtungsmörtel der Verbundschicht (7) in flüssiger Form aufgegossen worden ist, sich anschließend durch Schwerkraft ausgeglichen und in dieser Form ausgehärtet hat.
 
8. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Grundmasse des Beschichtungsmörtels der Verbundschicht (7) ausgewählt oder gemischt ist aus Kalkmörtel, Gipsmörtel oder Zementmörtel.
 
9. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Grundmasse des Beschichtungsmörtels der Verbundschicht ausgewählt oder gemischt ist aus Baustoff-Lehm oder Gips.
 
10. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Grundmasse aus einem mit Füllstoff abgemischten handelsüblichen, aushärtenden Reaktionsharz, vorzugsweise einem 2-Komponenten-Epoxidharz, besteht.
 
11. Bauplatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckfestigkeit der Verbundschicht (7), für sich genommen und gemessen nach DIN EN 13892, wenigstens 25 N/mm2, vorzugsweise 30 - 50 N/mm2, beträgt.
 
12. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Glasfaservlies-Schicht (6) eine Flächenmasse von maximal 100g/m2 besitzt.
 
13. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke der Übergangsmörtelschicht (5) zwischen 0,1 und 2,5 mm beträgt.
 
14. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Glasfaservlies-Schicht (6) vollständig durch die Verbundschicht (7) abgedeckt ist.
 
15. Bauplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Glasfaservlies-Schicht vollständig durch die Verbundschicht (7) mit Ausnahme wenigstens eines Teiles der Randbereiche der Bauplatte abgedeckt ist.
 
16. Bauplatte nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zur Überlappung der Stoßstellen benachbart angeordneter Bauplatten eine Bauplatte auf einer Seitenfläche der Verbundschicht im Bereich der Seitenkante einen Armierungsstreifen trägt.
 
17. Bauplatte nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass an einer Seitenkante der Bauplatte eine entlang der Seitenkante verlaufende Nut und an der gegenüberliegenden Seitenkante der Bauplatte eine entlang der Seitenkante verlaufende angepasste Feder angeordnet ist, so dass benachbart angeordnete Bauplatten eine Nut-Feder-Verbindung ausbilden können.
 




Zeichnung