[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Verringerung der Erwärmung einer Vakuumkammer,
die zur Aufnahme eines geladenen Teilchenstrahls, auf den ein von einem supraleitenden
Magneten ausgehendes Magnetfeld auftrifft, insbesondere in einem Beschleuniger vorgesehen
ist, sowie eine Vakuumkammer, die eine derartige Vorrichtung umfasst.
[0002] Moderne Beschleuniger enthalten Undulatoren oder Wiggler, die supraleitende Magnete
umfassen, die zur Beaufschlagung eines geladenen Teilchenstrahls, der sich in einer
Vakuumkammer in der Regel auf Helium-Temperatur befindet, dienen.
[0003] Der Teilchenstrahl erwärmt die Vakuumkammer über zahlreiche Effekte. Die üblicherweise
stärkste Ursache für die Erwärmung besteht darin, dass in den Wänden der kalten, aber
nicht supraleitenden Vakuumkammer Spiegelladungen induziert werden, die mit dem Teilchenstrahl
wandern. Die dadurch erzeugten Ströme erwärmen aufgrund des endlichen Ohmschen Widerstands
die metallische Wand der Vakuumkammer und damit indirekt sowohl den supraleitenden
Magneten als auch die Vakuumkammer.
[0004] Ist der Beschleuniger so aufgebaut, dass sich zwischen dem supraleitenden Magneten
und dem Teilchenstrahl keine metallische Wand befindet, werden die Spiegelladungen,
die mit dem Teilchenstrahl wandern, direkt in die metallischen Oberflächen des Magneten
induziert. Auch hier erwärmen die dadurch erzeugten Ströme aufgrund des endlichen
Ohmschen Widerstands die Oberflächen und damit auch hier indirekt den supraleitenden
Magneten und die Vakuumkammer.
[0005] Weitere Quellen für die Erwärmung der Vakuumskammer sind die Synchrotronstrahlung,
die auf die kalte Vakuumkammer fällt, bzw. ein Bombardement der Vakuumkammer durch
Elektronen oder Ionenwolken. Jede Erwärmung des Magneten oder des Supraleiters verringert
den maximalen Strom im Supraleiter und somit das erreichbare maximale Magnetfeld.
Darüber hinaus ist auch die Erwärmung des Volumens der Vakuumkammer unerwünscht.
[0006] Aus
S. Khrushchev, V. Lev, N. Mezentsev, E. Miginsky, V. Repkov, V. Shkaruba, V. Syrovatin,
V. Tsukanov, 3.5 Tesla 49-pole superconducting wiggler for DLS, Proceedings of RuPAC
2006, Nowosibirsk, Russland, ist es bekannt, zwischen der Vakuumkammer und dem Magneten einen Vakuumspalt
zu lassen. Die Vakuumkammer kann sich zwar erwärmen, die Wärme wird wegen des Spalts
aber nicht auf den Magneten übertragen, da der Magnet und die Vakuumkammer gesondert
gekühlt werden. Nachteilig hieran ist, dass diese Anordnung zu einer Verkleinerung
des freien Raumes, der dem Teilchenstrahl zur Verfügung steht, führt.
[0007] Aus der
DE 27 31 458 A1 ist eine Vorrichtung bekannt, die zur Aufnahme eines Teilchenstrahls (Elektronenstrahls)
vorgesehen ist, wobei sich zwischen dem Teilchenstrahl und einem supraleitenden Magneten
(Linsenspulenwicklung) eine topfartig ausgebildete Abschirmvorrichtung aus supraleitendem
Material befindet.
[0008] Die
US 3,290,219 A, die
WO 2007/122025 A1 und die
DE 10 2006 027 218 A1 offenbaren weitere Vorrichtungen zur Aufnahme von geladenen Teilchenstrahlen, die
von mehreren supraleitenden Magneten umgeben sind bzw. bei denen ein supraleitendes
Material in eine normalleitende Spule eingebaut wird, um die Erwärmung der Spule zu
verhindern, die bei der Erzeugung von Spiegelladungen entsteht.
[0009] Daher besteht die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, eine Vorrichtung zur
Verringerung der Erwärmung einer Vakuumkammer, die zur Aufnahme eines geladenen Teilchenstrahls
in einem Beschleuniger vorgesehen ist, sowie eine Vakuumkammer, die mit einer derartigen
Vorrichtung ausgestattet ist, vorzuschlagen, die die genannten Nachteile und Einschränkungen
nicht aufweisen.
[0010] Insbesondere soll eine derartige Vorrichtung bereitgestellt werden, die es ermöglicht,
dass das von einem supraleitenden Magneten ausgehende Magnetfeld möglichst ungehindert
auf den geladenen Teilchenstrahl, der die Vakuumkammer durchläuft, auftrifft.
[0011] Diese Aufgabe wird im Hinblick auf die Vorrichtung durch die Merkmale des Anspruchs
1 und im Hinblick auf die Vakuumkammer durch die Merkmale des Anspruchs 10 gelöst.
Die Unteransprüche beschreiben vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.
[0012] Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist eine Vielzahl von supraleitenden Streifen
auf, die zwischen dem geladenen Teilchenstrahl und dem supraleitenden Magneten angeordnet
sind.
[0013] In einer bevorzugten Ausgestaltung sind die supraleitenden Streifen jeweils parallel
zueinander in mindestens einer Reihe angeordnet. Vorzugsweise sind die Streifen hierbei
parallel zur Strahlrichtung des Teilchenstrahls angeordnet.
[0014] Sind die Streifen innerhalb einer Reihe in einem Abstand voneinander, der ihrer Breite
entspricht, angeordnet, so wird dadurch die Erwärmung der Vakuumkammer durch die Spiegelströme
halbiert, da sich die Hälfte der Spiegelströme in einem supraleitenden Material mit
dem Widerstand Null bewegt und daher nicht zur Ohmschen Erwärmung beiträgt.
[0015] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung sind die supraleitenden Streifen auf
mindestens zwei gesonderte Reihen, die räumlich gegeneinander versetzt sind, verteilt.
Hierbei sind die supraleitenden Streifen in den mindestens zwei Reihen derart gegeneinander
versetzt, dass diese, vom Teilchenstrahl aus betrachtet, eine möglichst große Fläche
überdecken.
[0016] Insgesamt ist die Vielzahl der supraleitenden Streifen derart angeordnet, dass der
geladene Teilchenstrahl eine möglichst homogene und möglichst geschlossene supraleitende
Oberfläche "sieht", das Magnetfeld aber möglichst ungehindert durch die Vielzahl der
supraleitenden Streifen hindurchgeht.
[0017] Die Dicke der supraleitenden Streifen nimmt vorzugsweise einen Wert im Bereich von
100 nm bis 1 µm an.
[0018] In einer besonderen Ausgestaltung ist die Vielzahl von supraleitenden Streifen auf
einem Träger aufgebracht, der zwischen dem geladenen Teilchenstrahl und dem supraleitenden
Magneten angeordnet ist. Der Träger besteht aus einem festen, metallischen oder vorzugsweise
isolierenden Material. Die Dicke des Trägers beträgt vorzugsweise 10 µm bis 1000 µm.
[0019] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung werden auf die beiden Seiten des Trägers
jeweils supraleitende Streifen derart aufgebracht, dass die Streifen auf der einen
Seite in Bezug zu den Streifen auf der anderen Seite versetzt aufgebracht sind.
[0020] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Vakuumkammer, insbesondere in einem Beschleuniger,
zur Aufnahme eines geladenen Teilchenstrahls, auf den ein von einem supraleitenden
Magneten ausgehendes Magnetfeld auftrifft, die mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung
ausgestattet ist.
[0021] Der mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung erzielte physikalische Effekt lässt sich
wie folgt erklären:
[0022] Die in der Vakuumkammer induzierten Ströme erwärmen die Vakuumkammer und den Magneten
wegen des endlichen Ohmschen Widerstands der Vakuumkammer. Aufgrund des so genannten
Skin-Effekts bewegen sich die Ströme im Allgemeinen in einer dünnen Schicht an der dem Strahl
zugewandten Seite der kalten Vakuumkammer. Der hierdurch erzeugte Widerstand und die
damit verbundene Erwärmung würden unterbleiben, wenn die Vakuumkammer aus supraleitendem
Material mit dem Ohmschen Widerstand Null bestünde.
[0023] Da ein Supraleiter jedoch ein Diamagnet ist, werden die magnetischen Feldlinien bei
einem so genannten
Typ I Supraleiter vollständig bzw. bei einem so genannten
Typ II Supraleiter teilweise verdrängt, so dass eine supraleitende Vakuumkammer zwar die Erwärmung durch
die Spiegelströme verhindert, gleichzeitig aber das für die Beaufschlagung des geladenen
Teilchenstrahls erforderliche Magnetfeld verringern oder auslöschen würde. Eine derartige
Reduktion der Feldstärke durch eine dünne supraleitende Schicht eines
Typ II Supraleiters konnte experimentell nachgewiesen werden.
[0024] Erfindungsgemäß wird die Verringerung des Magnetfelds dadurch verhindert, dass die
dem Teilchenstrahl zugewandte Seite zwar aus einer supraleitenden Schicht besteht,
diese Schicht jedoch streifenförmig unterbrochen ist. Die Feldlinien werden gemäß
dem diamagnetischen Verhalten des Supraleiters jeweils um die supraleitenden Streifen
abgelenkt und auf diese Weise nur sehr geringfügig abgeschwächt.
[0025] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ermöglicht die Verringerung der Erwärmung einer
Vakuumkammer durch die weitgehende Vermeidung der Ausbildung von Spiegelströmen in
der Wand der Vakuumkammer bzw. der Oberfläche des Magneten, wobei das Magnetfeld jedoch
weitgehend ungehindert durch die Vielzahl der supraleitenden Streifen hindurchgeht,
und eignet sich daher für die Verwendung in Vakuumkammern, vor allem in Beschleunigern.
[0026] Die Erfindung wird im Folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels und der Figuren
näher erläutert. Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- Vorrichtung mit in einer Reihe angeordneten supraleitenden Streifen in einer Vakuumkammer.
- Fig. 2
- Vorrichtung mit in einer Reihe angeordneten supraleitenden Streifen auf einem Träger
in einer Vakuumkammer.
- Fig. 3
- Vorrichtung mit in zwei gesonderten Reihen angeordneten supraleitenden Streifen in
einer Vakuumkammer.
- Fig. 4
- Vorrichtung mit in zwei gesonderten Reihen angeordneten supraleitenden Streifen auf
einem Träger in einer Vakuumkammer.
[0027] Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung, die in Form von in einer Reihe angeordneten
supraleitenden Streifen
3, 3' in einer Vakuumkammer ausgeführt ist. Dadurch wird die Erwärmung des supraleitenden
Magneten
2 durch die vom Teilchenstrahl
1 induzierten Spiegelströme verringert, da sich ein Teil der Spiegelströme in einem
supraleitenden Material mit dem Widerstand Null bewegt und daher nicht zur Erwärmung
beiträgt. Die Feldlinien
5 des Supraleiters werden entsprechend seinem diamagnetischen Verhalten jeweils um
die supraleitenden Streifen
3, 3' abgelenkt und auf diese Weise nur sehr geringfügig in der Größenordnung von 1 % abgeschwächt.
[0028] In
Fig. 2 ist eine erfindungsgemäße Vorrichtung, die wie in
Fig. 1 in einer Vakuumkammer in Form von in einer Reihe angeordneten supraleitenden Streifen
3, 3' auf einem isolierenden Träger
6 ausgeführt ist, dargestellt.
[0029] Fig. 3 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung, die in einer Vakuumkammer in Form von in
zwei gesonderten Reihen angeordneten supraleitenden Streifen
3, 3' bzw.
4, 4', 4" ausgeführt ist.
[0030] In
Fig. 4 ist eine erfindungsgemäße Vorrichtung, die wie in
Fig. 3 in einer Vakuumkammer in Form von in zwei gesonderten Reihen angeordneten supraleitenden
Streifen
3, 3' bzw.
4, 4', 4", die sich jeweils auf gegenüber liegenden Seite des isolierenden Trägers
6 befinden, ausgeführt ist, dargestellt.
1. Vorrichtung zur Verringerung der Erwärmung einer Vakuumkammer, die zur Aufnahme eines
geladenen Teilchenstrahls (1) vorgesehen ist, wobei auf den Teilchenstrahl (1) ein
von einem supraleitenden Magneten (2) ausgehendes Magnetfeld auftrifft, umfassend
eine Vielzahl von supraleitenden Streifen (3, 3', ...), die zwischen dem geladenen
Teilchenstrahl (1) und dem supraleitenden Magneten (2) angeordnet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, wobei die supraleitenden Streifen (3, 3', ...) jeweils
parallel zueinander in mindestens einer Reihe angeordnet sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Streifen innerhalb einer Reihe in einem
Abstand voneinander, der ihrer Breite entspricht, angeordnet sind.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die supraleitenden Streifen (3,
3', ...) jeweils parallel zur Strahlrichtung des Teilchenstrahls (1) angeordnet sind.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die Dicke der supraleitenden Streifen
(3, 3', ...) 100 nm bis 1 µm beträgt.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Vielzahl der supraleitenden
Streifen (3, 3', ...) auf einem Träger (6), der zwischen dem geladenen Teilchenstrahl
(1) und dem supraleitenden Magneten (2) angeordnet ist, aufgebracht ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei mindestens zwei gesonderte Reihen
von supraleitenden Streifen (3, 3', ...; 4, 4', ...), die räumlich gegeneinander versetzt
sind, vorgesehen sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, wobei zwei gesonderte Reihen von supraleitenden Streifen
(3, 3', ...; 4, 4', ...) vorgesehen sind, die jeweils auf einer Seite des Trägers
(6), in Bezug zu den Streifen auf der jeweils anderen Seite des Trägers (6) räumlich
gegeneinander versetzt, aufgebracht sind.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 8, wobei die Dicke des Trägers (6) 10 µm
bis 1000 µm beträgt.
10. Vakuumkammer, die zur Aufnahme eines geladenen Teilchenstrahls (1), auf den ein von
einem supraleitenden Magneten (2) ausgehendes Magnetfeld auftrifft, vorgesehen ist,
umfassend eine Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9.