[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung leitfähiger Oberflächenbeschichtungen
mit Dispersion mit elektrostatisch stabilisierten Silbernanopartikeln, für dieses
Verfahren besonders geeignete Dispersionen sowie ein Verfahren zu deren Herstellung.
[0002] Xia et al. beschreibt in Adv. Mater., 2003, 15, No.9, 695 - 699 die Herstellung von stabilen wässrigen Dispersionen von Silber-Nanopartikeln mit
Poly(vinyl-pyrrolidon) (PVP) und Natriumcitrat als Stabilisatoren. Xia erhält so monodisperse
Dispersionen mit Silber-Nanopartikeln mit Partikelgrößen unterhalb von 10 nm und enger
Partikelgrößenverteilung. Die Verwendung von PVP als polymerem Stabilisator führt
dabei zu sterischer Stabilisierung der Nanopartikel gegen Aggregation. Solche sterischen
polymeren Dispersionsstabilisatoren haben jedoch den Nachteil, dass sie in den erhaltenen
leitfähigen Beschichtungen durch die Oberflächenbelegung der Silberpartikel den direkten
Kontakt der Partikel zueinander und damit die Leitfähigkeit der Beschichtung verringern.
Laut Xia gelingt es nicht, solche stabilen monodispersen Dispersionen ohne den Einsatz
von PVP zu erhalten.
[0003] EP 1 493 780 A1 beschreibt die Herstellung leitfähiger Oberflächenbeschichtungen mit einer flüssigen
leitfähigen Zusammensetzung aus einem Binder und Silberpartikeln, wobei vorgenannte
silberhaltige Silberpartikel Silberoxidpartikel, Silbercarbonatpartikel oder Silberacetatpartikel
sein können, welche jeweils eine Größe von 10 nm bis 10 µm aufweisen können. Der Binder
ist eine polyvalente Phenolverbindung oder einer von verschiedenen Harzen, d.h. in
jedem Fall eine polymere Komponente. Gemäß der
EP 1 493 780 A1 wird aus dieser Zusammensetzung nach Aufbringen auf eine Oberfläche unter Erhitzen
eine leitfähige Schicht erhalten, wobei das Erhitzen bevorzugt bei Temperaturen von
140°C bis 200°C auszuführen ist. Die gemäß der
EP 1 493 780 A1 beschriebenen leitfähigen Zusammensetzungen sind Dispersionen in einem Dispersionsmittel,
ausgewählt aus Alkoholen,
wie Methanol, Ethanol und Propanol, Isophoronen, Terpineolen, Triethylenglykolmonobutylethern
und Ethylenglykol-Monobutylether-Acetat. Hierbei wird in der
EP 1 493 780 A1 noch einmal darauf hingewiesen, dass die silberhaltigen Partikel im Dispersionsmittel
bevorzugt durch Zugabe von Dispersionsstabilisatoren wie Hydroxypropylcellulose, Polyvinylpyrrolidon
und Polyvinylalkohol vor einer Aggregation zu schützen sind. Auch diese Dispersionsstabilisatoren
sind polymere Komponenten. Die silberhaltigen Partikel werden demnach im Dispersionsmittel
stets sterisch durch die vorgenannten Dispersionsstabilisatoren oder den Binder als
Dispersionsstabilisator gegen eine Aggregation stabilisiert. Solche polymeren sterisch
wirkenden Dispersionsstabilisatoren haben - wie bereits oben erwähnt - jedoch den
Nachteil, dass sie in den erhaltenen leitfähigen Beschichtungen durch die Oberflächenbelegung
der Silberpartikel den direkten Kontakt der Partikel zueinander und damit die Leitfähigkeit
der Beschichtung verringern. Die in 1 493 780 A1 als Dispersionsmittel eingesetzten
organischen Lösungsmittel beschleunigen zwar die Trocknungszeit bzw. verringern die
Trocknungstemperaturen der mit diesen aufgetragenen Beschichtungen, so dass damit
auch temperatursensible Kunststoffoberflächen beschichtet werden können, jedoch lösen
solche organischen Dispersionsmittel die Oberfläche von Kunststoffsubstraten an bzw.
können in diese eindiffundieren, was zum Quellen bzw. zur Beschädigung der Substratoberfläche
und etwaig darunterliegender Schichten führen kann.
[0004] US 2009/104437 A1 offenbart ein Verfahren zur Beschichtung von Oberflächen mit leitfähigen Beschichtungen
mittels elektrostatischem Self-Assembling. Die Beschichtung erfolgt jedoch mit einem
aufwändigen zeitintensiven mehrstufigen Tauchprozess..
[0005] WO 03/038002 A1 offenbart eine Tintenstrahldruckerzusammensetzung erhalten durch die Reduktion von
Silbernitrat mit Borhydrid oder Citrat. Allerdings ist die Zusammensetzung nicht stabil
und eignet sich entsprechend nicht für die Herstellung von Oberflächenbeschichtungen
[0006] Auch
WO 2009/044389 A2,
WO 2005/079353 A2,
JOURNAL OF Materials CHEMISTRY, Bd. 17, 2007, Seiten 2459-2464,
JOURNAL OF PHYSICAL CHEMIISTRY, AMERICAN CHEMICAL SOCIETY, Bd. 86; Nr. 17, Setien
3391-3395 und
JOURNAL OF PHYSICAL CHEMIISTRY B, Bd. 103, Seiten 9533-9539 offenbaren Silbernanopartikel, stabilisiert mit Citraten und Dispersionen dieser
Silbernanopartikel. Jedoch läßt sich auch in keinem dieser Dokumente ein Hinweis darauf
entnehmen, wie mittels solcher Dispersionen in einfacher und substratschonender Weise
leitfähige Oberflächenbeschichtungen hergestellt werden können.
[0007] Es bestand demnach weiterhin Bedarf an einem Verfahren zur Beschichtung von Oberflächen
mit leitfähigen Beschichtungen unter Einsatz von Dispersionen enthaltend Silbernanopartikel,
bei dem zwar kurze Trocknungs- und Sinterzeiten und/oder niedrige Trocknungs- und
Sintertemperaturen zum Einsatz kommen können, so dass auch temperaturempfindliche
Kunststoffoberflächen beschichtet werden können, bei dem aber keine Beschädigung solcher
Oberflächen durch das verwendete Dispersionsmittel zu befürchten ist, wobei auch bei
diesem Verfahren eine vorzeitige Aggregation und damit Ausflockung der Silbernanopartikel
in den eingesetzten Dispersionen durch geeignete Stabilisierung zu verhindern ist.
[0008] Ausgehend vom Stand der Technik bestand also die Aufgabe darin, ein solches Verfahren
und hierfür geeignete Dispersionen aufzufinden. Die vorgenannte, nachteilige Verknüpfung
von verbesserter Stabilisierung gegen Aggregation mit der Verminderung der Leitfähigkeit
der aus den Dispersionen hergestellten Oberflächenbeschichtungen sollte dabei vermieden
werden. In bevorzugten Ausführungsformen sollte zudem die Möglichkeit der Anwendung
diese Verfahrens für die Beschichtung von Kunststoffoberflächen durch kurze Trocknungs-
und Sinterzeiten und/oder niedrige Trocknungs- und Sintertemperaturen nicht mit dem
Risiko der Beschädigung der Oberflächen einhergehen.
[0009] Es wurde überraschend gefunden, dass ein Verfahren zur Herstellung leitfähiger Oberflächenbeschichtungen,
bei dem eine Dispersion enthaltend wenigstens ein flüssiges Dispersionsmittel und
elektrostatisch stabilisierte Silbernanopartikel, wobei die Silbernanopartikel ein
Zeta-Potential im Bereich von -20 bis -55 mV in vorstehendem Dispersionsmittel bei
einem pH-Wert im Bereich von 2 bis 10 aufweisen, auf eine Oberfläche aufgetragen wird
und die Oberfläche und/oder die auf dieser befindliche Dispersion auf wenigstens eine
Temperatur im Bereich von 50°C unterhalb des Siedepunktes des Dispersionsmittels bis
150°C oberhalb des Siedepunktes des Dispersionsmittels der Dispersion gebracht wird,
die vorstehend genannte Aufgabe löst.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren kommt dabei ohne sterische, gegebenenfalls polymere
Dispersionsstabilisatoren aus und es besteht die Möglichkeit, bei Verwendung von Kunststoffsubstraten
hohe Trocknungs- und Sintertemperaturen, bei denen das zu beschichtende Substrat beschädigt
werden kann, zu vermeiden.
[0011] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist demnach ein Verfahren zur Herstellung leitfähiger
Oberflächenbeschichtungen, dadurch gekennzeichnet, dass eine Dispersion enthaltend
- wenigstens ein flüssiges Dispersionsmittel und
- elektrostatisch stabilisierte Silbernanopartikel,
wobei die elektrostatisch stabilisierten Silbernanopartikel ein Zeta-Potential im
Bereich von -20 bis -55 mV in vorstehendem Dispersionsmittel bei einem pH-Wert im
Bereich von 2 bis 10 aufweisen,
[0012] auf eine Oberfläche aufgetragen wird und die Oberfläche und/oder die auf dieser befindliche
Dispersion auf wenigstens eine Temperatur im Bereich von 50°C unterhalb des Siedepunktes
des Dispersionsmittels bis 150°C oberhalb des Siedepunktes des Dispersionsmittels
der Dispersion gebracht wird.
[0013] Bei dem oder den flüssigen Dispersionsmittel(n) handelt es sich bevorzugt um Wasser
oder Mischungen enthaltend Wasser und organische, vorzugsweise wasserlösliche organische
Lösungsmittel. Besonders bevorzugt handelt es sich bei dem oder den flüssigen Dispersionsmittel(n)
um Wasser oder Mischungen aus Wasser mit Alkoholen, Aldehyden und/oder Ketonen, besonders
bevorzugt um Wasser oder Mischungen aus Wasser mit ein- oder mehrwertigen Alkoholen
mit bis zu vier Kohlenstoffatomen, wie z.B. Methanol, Ethanol, n-Propanol, iso-Propanol
oder Ethylenglykol, Aldehyden mit bis zu vier Kohlenstoffatomen, wie z.B. Formaldehyd,
und/oder Ketonen mit bis zu vier Kohlenstoffatomen, wie z.B. Aceton oder Methylethylketon.
Ganz besonders bevorzugtes Dispersionsmittel ist Wasser.
[0014] Unter Silbernanopartikeln im Rahmen der Erfindung sind solche mit einem d
50-Wert von weniger als 100 nm, bevorzugt weniger als 80 nm, besonders bevorzugt weniger
als 60 nm gemessen mittels dynamischer Lichtstreuung zu verstehen. Für die Messung
mittels dynamischer Lichtstreuung eignet sich beispielsweise ein ZetaPlus Zeta Potential
Analyzer der Fa. Brookhaven Instrument Corporation.
[0015] Eine Dispersion im Sinne der vorliegenden Erfindung bezeichnet eine Flüssigkeit umfassend
diese Silbernanopartikel. Bevorzugt sind die Silbernanopartikel in der Dispersion
in einer Menge von 0.1 bis 65 Gew.-%, besonders bevorzugt von 1 bis 60 Gew.-%, ganz
besonders bevorzugt von 5 bis 50 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Dispersion,
enthalten.
[0016] Zur elektrostatischen Stabilisierung der Silbernanopartikel wird bei der Herstellung
der Dispersionen wenigstens ein elektrostatischer Dispersionsstabilisator zugegeben.
Unter einem elektrostatischen Dispersionsstabilisator im Sinne der Erfindung ist ein
solcher zu verstehen, durch dessen Anwesenheit die Silbernanopartikel mit abstoßenden
Kräften versehen werden und auf Basis dieser abstoßenden Kräfte nicht mehr zu einer
Aggregation neigen. Es herrschen folglich durch die Anwesenheit und Wirkung des elektrostatischen
Dispersionsstabilisators zwischen den Silbernanopartikeln abstoßende elektrostatische
Kräfte, die den auf die Aggregation der Silbernanopartikel hin wirkenden van-der-Waals
Kräften entgegenwirken.
[0017] Der elektrostatische Dispersionsstabilisator ist in den erfindungsgemäßen Dispersionen
bevorzugt in einer Menge von 0,5 bis 5 Gew.-%, besonders bevorzugt in einer Menge
von 1 bis 3 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des Silbers der Sibernanopartikel in der
Dispersion, enthalten.
[0018] Bei dem oder den elektrostatischen Dispersionsstabilisator(en) handelt es sich bevorzugt
um Carbonsäuren mit bis zu fünf Kohlenstoffatomen, Salzen solcher Carbonsäuren oder
Sulfaten oder Phosphaten. Bevorzugte elektrostatische Dispersionsstabilisatoren sind
Di- oder Tri-Carbonsäuren mit bis zu fünf Kohlenstoffatomen oder deren Salze. Bei
Einsatz der Di- oder Tri-Carbonsäuren können diese zur Einstellung des pH-Wertes zusammen
mit Aminen eingesetzt werden. Als geeignete Amine kommen Monoalkyl-, Dialkyl- oder
Dialkanolamine, wie z.B. Diethanolamin, in Frage. Bei den Salzen kann es sich bevorzugt
um die Alkali- oder Ammoniumsalze, vorzugsweise um die Lithium-, Natrium-, Kalium-
oder Ammoniumsalze, wie z.B. Tetramethyl-, Tetraethyl- oder Tetrapropylammoniumsalze
handeln. Besonders bevorzugte elektrostatische Dispersionsstabilisatoren sind Zitronensäure oder Citrate, wie z.B. Lithium-, Natrium-,
Kalium-oder Tetramethylammoniumcitrat. Ganz besonders bevorzugt wird Citrat, wie z.B.
Lithium-, Natrium-, Kalium- oder Tetramethylammoniumcitrat, als elektrostatischer
Dispersionsstabilisator eingesetzt. In der wässrigen Dispersion liegen die salzartigen
elektrostatischen Dispersionsstabilisatoren weitestgehend in ihre Ionen dissoziiert
vor, wobei die jeweiligen Anionen die elektrostatische Stabilisierung bewirken. Ein
etwaig vorhandener Überschuss des oder der elektrostatischen Dispersionsstabilisatoren
wird bevorzugt vor dem Auftragen der Dispersion auf die Oberfläche entfernt. Hierzu
eignen sich bekannte Reinigungsverfahren, wie beispielsweise Diafiltration, Umkehrosmose
und Membranfiltration.
[0019] Die vorgenannten elektrostatischen Dispersionsstabilisatoren sind gegenüber polymeren
rein durch Oberflächenbelegung sterisch stabilisierenden Dispersionsstabilisatoren,
wie z.B, PVP, vorteilhaft, weil diese die Ausbildung des genannten Zeta-Potentials
der Silbernanopartikel in der Dispersion fördern, zugleich aber keine oder nur eine
vernachlässigbar kleine sterische Hinderung der Silbernanopartikel in der später aus
der Dispersion erhaltenen leitfähigen Oberflächenbeschichtung zur Folge haben.
[0020] In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält die Dispersion
daher weniger als 2 Gew.-%, bevorzugt weniger als 1 Gew.-% sterisch stabilisierende
Dispersionsstabilisatoren, insbesondere polymere sterisch stabilisierende Dispersionsstabilisatoren,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Dispersion. In einer ganz besonders bevorzugten
Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält die Dispersion keine sterisch stabilisierende
Dispersionsstabilisatoren, insbesondere polymere sterisch stabilisierende Dispersionsstabilisatoren.
Dabei sind unter sterisch stabilisierenden Dispersionsstabilisatoren vorzugsweise
solche ausgewählt aus der Gruppe Alkoxylate, Alkylolamide, Ester, Aminoxide, Alkylpolyglukoside,
Alkylphenole, Arylalkylphenole, und darüber hinaus unter polymeren sterisch stabilisierenden
Dispersionsstabilisatoren solche ausgewählt aus der Gruppe wasserlösliche Homopolymere,
wasserlösliche statistische Copolymere, wasserlösliche Blockcopolymere, wasserlösliche
Pfropfpolymere, insbesondere Polyvinylalkohole, Copolymere aus Polyvinylalkoholen
und Polyvinylacetaten, Polyvinylpyrrolidone, Cellulose, Stärke, Gelatine, Gelatinederivate,
Aminosäurepolymere, Polylysin, Polyasparaginsäure, Polyacrylate, Polyethylensulfonate,
Polystyrolsulfonate, Polymethacrylate, Kondensationsprodukte von aromatischen Sulfonsäuren
mit Formaldehyd, Naphthalinsulfonate, Ligninsulfonate, Copolymerisate acrylischer
Monomere, Polyethylenimine, Polyvinylamine, Polyallylamine, Poly(2-vinylpyridine),
Block-Copolyether, Block-Copolyether mit Polystyrolblöcken und/oder Polydiallyldimethylammoniumchlorid
zu verstehen.
[0021] Dadurch, dass die Silbernanopartikel ein Zeta-Potential im Bereich von -20 bis -55
mV in vorstehendem Dispersionsmittel bei einem pH-Wert im Bereich von 2 bis 10 aufweisen,
wird die Stabilisierung der Silbernanopartikel in der Dispersion gegen Aggregation
erstmalig nicht durch eine sterische Hinderung erzielt, sondern die Silbernanopartikel
neigen auf Basis abstoßender Kräfte nicht mehr zu einer Aggregation. Es herrschen
folglich zwischen den Silbernanopartikeln abstoßende elektrostatische Kräfte, die
den auf die Aggregation der Silbernanopartikel hin wirkenden van-der-Waals Kräften
entgegenwirken.
[0022] Bevorzugt weisen die Silbernanopartikel der Dispersion ein Zeta-Potential im Bereich
von -25 bis - 50 mV in vorstehendem Dispersionsmittel mit elektrostatischem Dispersionsstabilisator
bei einem pH-Wert im Bereich von 4 bis 10 auf, ganz besonders bevorzugt ein Zeta-Potential
im Bereich von - 28 bis -45 mV in vorstehendem Dispersionsmittel mit elektrostatischem
Dispersionsstabilisator bei einem pH-Wert im Bereich von 4,5 bis 10,0 auf.
[0023] Die Bestimmung des pH-Wertes erfolgt mittels einer pH-Elektrode, vorzugsweise in
Form einer Glaselektrode in der Ausführung als Einstabmesskette, bei 20°C.
[0024] Die Messung des Zeta-Potentials erfolgt mittels Elektrophorese. Hierzu eignen sich
unterschiedliche dem Fachmann bekannte Geräte, wie z.B. solche der Serie ZetaPlus
oder ZetaPALS der Firma Brookhaven Instruments Corporation. Die Messung der elektrophoretischen
Beweglichkeit von Teilchen erfolgt dabei mittels elektrophoretischer Lichtstreuung
(ELS). Das von den im elektrischen Feld bewegten Partikeln gestreute Licht erfährt
aufgrund des Doppler-Effektes eine Frequenzänderung, welche zur Bestimmung der Wanderungsgeschwindigkeit
herangezogen wird. Zur Messung sehr kleiner Potenziale oder für Messungen in unpolaren
Medien oder bei hohen Salzkonzentrationen kann auch die sogenannte ,,Phase analysis
light scattering (PALS)"-Technik (z.B. mit ZetaPALS-Geräten) angewandt werden.
[0025] Da das vorgenannte Zeta-Potential abhängig ist von dem die Silbernanopartikel umgebenden
flüssigen Dispersionsmittel, insbesondere von dem pH-Wert des Dispersionsmittels,
und da ein solches Zeta-Potential außerhalb einer solchen Dispersion stark verringert
wird, bestehen die vorgenannten abstoßenden elektrostatischen Kräfte bei Entfernung
des Dispersionsmittels nicht mehr fort, so dass trotz der hervorragenden Stabilisierung
gegen Aggregation der Silbernanopartikel in der Dispersion die spätere Leitfähigkeit
einer aus der Dispersion hergestellten leitfähigen Oberflächebeschichtung nicht beeinträchtigt
wird.
[0026] Darüber hinaus wird durch die Stabilisierung mittels elektrostatischer Abstoßung
erreicht, dass aus der Dispersion in vereinfachter Art und Weise leitfähige Oberflächenbeschichtungen
hergestellt werden können. Mit der vorliegenden Erfindung ist es auch erstmals möglich,
diese Oberflächenbeschichtungen schneller und unter geringerer thermischer Belastung
der beschichteten Oberfläche zu erhalten.
[0027] Bevorzugt wird die Oberfläche und/oder die auf dieser befindliche Dispersion auf
wenigstens eine Temperatur im Bereich von 20°C unterhalb des Siedepunktes des Dispersionsmittels
bis 100°C oberhalb des Siedepunktes des Dispersionsmittels, besonders bevorzugt auf
wenigstens eine Temperatur im Bereich von 10°C unterhalb des Siedepunktes des Dispersionsmittels
bis 60°C oberhalb des Siedepunktes des Dispersionsmittels beim herrschenden Druck
gebracht. Die Erwärmung dient sowohl der Trocknung der aufgetragenen Beschichtung
als auch dem Sintern der Silbernanopartikel. Der Zeitraum der Erwärmung beträgt dabei
bevorzugt 10 sec bis 2 Stunden, besonders bevorzugt 30 sec bis 60 min. Der zur Erreichung
der gewünschten spezifischen Leitfähigkeit erforderliche Zeitraum der Erwärmung ist
dabei um so kürzer, je höher die Temperatur(en) ist (sind), auf die die Oberfläche
und/oder die auf dieser befindliche Dispersion erwärmt werden.
[0028] Im Falle von zu beschichtenden Oberflächen auf Kunststoffsubstraten wird die Oberfläche
und/oder die auf dieser befindliche Dispersion auf wenigstens eine Temperatur unterhalb
der Vicat-Erweichungstemperatur dieses Kunststoffsubstates erwärmt. Bevorzugt werden
dabei Temperaturen gewählt, die mindesten 5°C, besonders bevorzugt mindestens 10°C,
ganz besonders bevorzugt mindestens 15°C unterhalb der Vicat-Erweichungstemperatur
dieses Kunststoffsubstates liegen.
[0029] Bei der Vicat-Erweichungstemperatur B/50 eines Kunststoffs handelt es sich um die
Vicat-Erweichungstemperatur B/50 nach ISO 306 (50 N; 50 °C/h).
[0030] Die vorgenannten und nachfolgend genannten Temperaturangaben beziehen sich ― soweit
nicht anders angegeben ― auf Angaben bei Umgebungsdruck (1013 hPa). Im Rahmen der
Erfindung kann jedoch die Erwärmung auch bei erniedrigtem Umgebungsdruck und entsprechend
verringerten Temperaturen erfolgen, um das gleiche Ergebnis zu erzielen.
[0031] Die Verwendung von Citrat als elektrostatischem Dispersionsstabilisator ist insbesondere
vorteilhaft, weil es bei Temperaturen von 153°C bereits schmilzt, bzw. sich bei Temperaturen
oberhalb von 175°C zersetzt.
[0032] Für eine weitere Verbesserung der aus den Dispersionen erhaltenen leitfähigen Oberflächebeschichtungen
kann es wünschenswert sein, nicht nur das Dispersionsmittel, sondern auch den elektrostatischen
Dispersionsstabilisator weitestgehend aus den Beschichtungen zu entfernen, weil dieser
gegenüber den Silbernanopartikeln eine verringerte Leitfähigkeit aufweist und somit
die spezifische Leitfähigkeit der resultierenden Beschichtung geringfügig beeinträchtigen
kann. Aufgrund der vorgenannten Eigenschaften von Citrat ist dies in einfacher Weise
durch Erwärmen zu erreichen.
[0033] Insbesondere kann bei den erfindungsgemäßen Dispersionen auf den Einsatz polymerer
Stoffe als Stabilisatoren verzichtet werden, die die Trocknung und/oder Sinterung
der aus der Dispersion erhaltenen Oberflächenbeschichtung verlangsamen, oder sogar
eine erhöhte Temperatur benötigen, bis eine Trocknung und/oder Sinterung und damit
eine Leitfähigkeit der Oberflächenbeschichtung durch Versinterung der Silberpartikel
eintritt.
[0034] Bei der zu beschichtenden Oberfläche handelt es sich bevorzugt um die Oberfläche
eines Substrates. Dabei kann es sich um Substrate aus beliebigen einheitlichen oder
unterschiedlichen Materialien und beliebiger Form handeln. Die Substrate können z.B.
Glas-, Metall-, Keramik- oder Kunststoffsubstrate sein oder Substrate in denen derartige
Komponenten zusammen verarbeitet wurden. Besondere Vorteile weist das erfindungsgemäße
Verfahren bei der Beschichtung von kunststoffhaltigen Substratoberflächen auf, da
diese aufgrund der möglichen niedrigen Trocknungs-und Sintertemperaturen und kurzen
Trocknungs- und Sinterzeiten nur mäßiger thermischer Belastung ausgesetzt werden und
so eine ungewünschte Verformung und/oder sonstige Beschädigung vermieden werden kann.
Besonders bevorzugt handelt es sich bei der zu beschichtenden Oberfläche um die Oberfläche
eines Kunststoffsubstrats, bevorzugt einer Kunststofffolie oder -platte oder einer
Mehrschichtverbundfolie oder -platte.
[0035] Die gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte leitfähige Oberflächenbeschichtung
weist bevorzugt eine spezifische Leitfähigkeit von 10
2 bis 3■10
7 S/m auf. Die spezifische Leitfähigkeit wird als reziproker Wert des spezifischen
Widerstandes ermittelt. Der spezifische Widerstand wird durch Ermittlung des Ohmschen
Widerstandes und der Geometrie von Leiterbahnen errechnet. Mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren können hohe spezifische Leitfähigkeiten von mehr als 10
5 S/m, bevorzugt von mehr als 10
6 S/m erreicht werden. Es kann aber je nach Anwendung durchaus ausreichend sein, Oberflächenbeschichtungen
mit niedrigeren spezifischen Leitfähigkeiten herzustellen und dabei niedrigere Temperaturen
und kürzere Zeiten für die Trocknung und/oder Sinterung anzusetzen als diese zur Erzielung
einer höheren spezifischen Leitfähigkeit erforderlich wären.
[0036] Die gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte leitfähige Oberflächenbeschichtung
weist bevorzugt eine Trockenfilmdicke von 50 nm bis 5 µm, besonders bevorzugt von
100 nm bis 2 µm auf. Die Trockenfilmdicke wird beispielsweise mittels Profilometrie
bestimmt. Hierzu eigent sich beispielsweise ein MicroPro
® der Firma Fries Research & Technology (FRT) GmbH.
[0037] In bevorzugten Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei der
Dispersion um eine Tinte, vorzugsweise einer Drucktinte. Derartige Drucktinten sind
vorzugsweise solche, die sich für das Drucken mittels Inkjetdruck, Gravurdruck, Flexodruck,
Rotationsdruck, Aerosol Jetting, Spincoating, Rakeln oder Walzenauftrag eignen. Hierzu
können der Dispersion die entsprechenden Additive, wie z.B. Bindemittel, Verdicker,
Verlaufmittel, Farbpigmente, Filmbildner, Haftvermittler und/oder Entschäumer zugegeben
werden. In bevorzugten Ausführungsformen kann die erfindungsgemäße Dispersion bis
zu 2 Gew.-%, bevorzugt bis zu 1 Gew.-% solcher Additive, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Dispersion, enthalten. Des Weiteren können der Dispersion auch Co-Lösungsmittel
zugegeben werden. In bevorzugten Ausführungsformen kann die erfindungsgemäße Dispersion
bis zu 20 Gew.-%, bevorzugt bis zu 15 Gew.-% solcher Co-Lösungsmittel, bezogen auf
das Gesamtgewicht der Dispersion, enthalten.
[0038] Die Drucktinten weisen in einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung für das
Drucken mittels Inkjetdruck eine Viskosität von 5 bis 25 mPas (gemessen bei einer
Scherrate von 1/s), für das Drucken mittels Flexodruck eine Viskosität von 50 bis
150 mPas (gemessen bei einer Scherrate von 10/s) auf. Die Viskossitäten können mit
einen Rheometer der Firma Physica bei der entsprechenden Scherrate bestimmt werden.
auf. Diese Viskosität wird vorzugsweise durch die Zugabe der vorangehend genannten
Additive erreicht.
[0039] Für den Einsatz in das erfindungsgemäße Verfahren geeignet und dementsprechend ebenfalls
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind vorzugsweise solche Dispersionen, enthaltend
● wenigstens ein flüssiges Dispersionsmittel,
● Silbernanopartikel und
● wenigstens einen elektrostatischen Dispersionsstabilisator
● gegebenenfalls weitere Additive,
[0040] dadurch gekennzeichnet, dass die Silbernanopartikel ein Zeta-Potential im Bereich
von -20 bis -55 mV in vorstehendem Dispersionsmittel mit elektrostatischem Dispersionsstabilisator
bei einem pH-Wert im Bereich von 2 bis 10 aufweisen, welche jedoch frei von polymeren,
sterischen Dispersionsstabilisatoren sind.
[0041] Ganz besonders bevorzugt sind dies solche Dispersionen, bestehend aus
● wenigstens einem flüssigen Dispersionsmittel,
● Silbernanopartikeln und
● wenigstens einem elektrostatischen Dispersionsstabilisator
● gegebenenfalls weiteren Additiven,
[0042] dadurch gekennzeichnet, dass die Silbernanopartikel ein Zeta-Potential im Bereich
von -20 bis -55 mV in vorstehendem Dispersionsmittel mit elektrostatischem Dispersionsstabilisator
bei einem pH-Wert im Bereich von 2 bis 10 aufweisen, welche jedoch frei von polymeren,
sterischen Dispersionsstabilisatoren sind.
[0043] Dabei sind unter Additiven nur solche zusätzlichen Komponenten zu verstehen, die
vorangehend zur Herstellung einer Drucktinte eingesetzt werden, jedoch keine polymeren,
sterischen Dispersionsstabilisatoren umfassen.
[0044] Die vorangehend für das erfindungsgemäße Verfahren genannten Vorzugsbereiche gelten
für die erfindungsgemäßen Dispersionen gleichermaßen.
[0045] Die erfindungsgemäßen Dispersionen lassen sich durch Reduktion eines Silbersalzes
in einem Dispersionsmittel in Gegenwart eines elektrostatischen Dispersionsstabilisators
herstellen.
[0046] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist demnach weiterhin ein Verfahren, dadurch
gekennzeichnet, dass ein Silbersalz in wenigstens einem Dispersionsmittel in Gegenwart
wenigstens eines elektrostatischen Dispersionsstabilisators mit einem Reduktionsmittel
zu Silber reduziert wird.
[0047] Geeignete Reduktionsmittel für den Einsatz in das vorstehend genannte erfindungsgemäße
Verfahren sind bevorzugt Thioharnstoffe, Hydroxyaceton, Borhydride, Eisenammoniumcitrat,
Hydrochinon, Ascorbinsäure, Dithionite, Hydroxymethansulfmsäure, Disulfite, Formamidinsulfinsäure,
schweflige Säure, Hydrazin, Hydroxylamin, Ethylendiamin, Tetramethylethylendiamin
und/oder Hydroxylaminsulfate.
[0048] Besondern bevorzugte Reduktionsmittel sind Borhydride. Ganz besonders bevorzugtes
Reduktionsmittel ist Natriumborhydrid.
[0049] Geeignete Silbersalze sind beispielsweise und bevorzugt Silbernitrat, Silberacetat,
Silbercitrat. Besonders bevorzugt ist Silbernitrat.
[0050] Die vorangehend für das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung leitfähiger Oberflächenbeschichtungen
genannten Vorzugsbereiche gelten für das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung
von Dispersionen gleichermaßen.
[0051] Der oder die elektrostatische(n) Dispersionsstabilisator(en) werden dabei vorzugsweise
im molaren Überschuss zum Silbersalz eingesetzt und entsprechende Überschüsse vor
dem Einsatz der Dispersionen zur Beschichtung von Oberflächen entfernt. Hierzu eignen
sich bekannte Reinigungsverfahren, wie beispielsweise Diafiltration, Umkehrosmose
und Membranfiltration.
[0052] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung
von Dispersionen wird demnach nach der Reduktion des Silbersalzes das erhaltene Reduktionsprodukt
einer Reinigung unterzogen. Reinigungsverfahren, die hierfür Verwendung finden können,
sind etwa die dem Fachmann allgemein bekannten Verfahren, wie z.B. Diafiltration,
Umkehrosmose und Membranfiltration.
[0053] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen und Abbildungen näher erläutert,
ohne sie jedoch hierdurch darauf zu beschränken.
Beispiele:
Messung der spezifischen Leitfähigkeiten:
[0054] Zur Messung der im Folgenden genannten spezifischen Leitfähigkeiten wurden vier Linien
der gleichen Länge und in verschiedenen Breiten gedruckt:
| 1. Linie: |
Länge 9 cm, Breite 3 mm |
| 2. Linie: |
Länge 9 cm, Breite 2,25 mm |
| 3. Linie: |
Länge 9 cm, Breite 2 mm |
| 4. Linie: |
Länge 9 cm, Breite 1 mm |
Nach der Trocknung und Sinterung bei konstanter Temperatur von 140°C für 10 min in
einem Trockenofen wurde der ohmsche Widerstand mittels eines Multimeters (Benning
MM6) bestimmt. Die Messung wurde an den äußeren Punkten der jeweiligen Linien durchgeführt,
d.h. an den beiden Enden der Linie, was einem Abstand von 9 cm entsprach.
[0055] Danach erfolgt eine Schichtdickenbestimmung durch einen Surfaceprofiler Veeco Dektak
150. Dabei wurden zwei Messungen je Linie - jeweils eine nach einem Drittel der Länge
und eine nach zwei Dritteln der Länge der jeweiligen Linie - durchgeführt und der
Mittelwert berechnet. Falls die Schichtdicke zu inhomogen war erfolgt eine zusätzliche
Messung in der Mitte der Linie. Aus den erhaltenen Werten wurde die spezifische Leitfähigkeit
κ wie folgt berechnet:

Die erhaltenen Werte sind Angaben in S/m ■ 10
6.
Beispiel 1: Herstellen einer erfindungsgemäßen Dispersion
[0056] In einen Kolben mit 2 1 Fassungsvermögen wurde 1 1 destilliertes Wasser vorgelegt.
Es wurden anschließend 100 ml einer 0,7 Gew.-%-igen Tri-Natrium-Citrat-Lösung und
hiernach 200 ml einer 0,2-Gew.-%-igen Natriumborhydrid-Lösung unter Rühren zu gegeben.
Zu der erhaltenen Mischung wurde unter Rühren eine 0,045 molare Silbernitrat-Lösung
langsam über einen Zeitraum von einer Stunde mit einem Volumenstrom von 0,2 1/h zudosiert.
Hierbei bildete sich die erfindungsgemäße Dispersion, welche anschließend durch Diafiltration
aufgereinigt und auf 20 Gew.-% Feststoffgehalt, bezogen auf das Gesamtgewicht der
Dispersion, aufkonzentriert wurde. Der Gehalt an Citrat bezogen auf das Gewicht an
Silber in dieser Dispersion betrug 1,76 Gew.-%.
[0057] Die resultierende Dispersion wurde hiernach im Verhältnis von 1/200 mit destilliertem
Wasser auf einen Feststoffgehalt von 0,05 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der
Probe verdünnt und es wurde der pH-Wert der erhaltenen, verdünnten Dispersion durch
Zugabe von konzentrierter Natriumhydroxid-Lösung bzw. konzentrierter Salzsäure auf
verschiedene Werte gemäß der nachstehenden Tabelle eingestellt.
[0058] Die Messung des pH-Wertes erfolgte mit einer Glaselektrode in der Ausführung als
Einstabmesskette bei 20°C.
Tab. 1
| Probe [#] |
pH [-] |
| 1 |
10 |
| 2 |
8,8 |
| 3 |
7,5 |
| 4 |
6,3 |
| 5 |
4,9 |
| 6 |
3,8 |
| 7 |
2,4 |
Anschließend wurde das Zeta-Potential der so erhaltenen Proben 1 bis 7 gemäß Beispiel
2 bestimmt.
Beispiel 2: Messung des Zeta-Potentials der Dispersionen gemäß Beispiel 1
[0059] Es wurden die folgenden Zeta-Potentiale der Dispersionen aus dem Beispiel 1 gemäß
der nachstehenden Tabelle gemessen. Alle Messungen der Proben wurden je dreimal ausgeführt
und eine dabei resultierende Standardabweichung von ± 0,5 ermittelt. Die Messung des
Zeta-Potentials erfolgt mit einem Brookhaven Instruments Corporation 90 Plus, ZetaPlus
Particle Sizing Software Version 3.59 gemessen in einer Dispersion mit einem Feststoffgehalt
von 0,05 Gew.% bezogen auf das Gesamtgewicht der zu vermessenden Probe.
Tab. 2
| Probe [#] |
pH [-] |
Zeta-Potential [mV] |
| 1 |
10 |
- 43,9 ± 0,5 |
| 2 |
8,8 |
- 34,2 ± 0,5 |
| 3 |
7,5 |
- 38,3 ± 0,5 |
| 4 |
6,3 |
- 29,1 ± 0,5 |
| 5 |
4,9 |
- 28,6 ± 0,5 |
| 6 |
3,8 |
- 23,3 ± 0,5 |
| 7 |
2,4 |
- 23,7 ± 0,5 |
Man erkennt, dass die elektrostatisch stabilisierten Silbernanopartikel der erfindungsgemäßen
Dispersionen ein Zeta-Potential im Bereich von -23 mV bis -44 mV aufweisen.
Beispiel 3: Herstellen einer leitfähigen Oberflächenbeschichtung mit der Dispersion
gemäß
Beispiel 1
[0060] Von der Dispersion gemäß dem Beispiel 1 (Probe 3) wurde eine 2 mm breite Linie auf
eine Polycarbonat-Folie (Bayer MaterialScience AG, Makrolon
® DE1-1) aufgetragen und für zehn Minuten in einem Ofen bei 140°C und Umgebungsdruck
(1013 hPa) getrocknet und gesintert. Die Oberflächenbeschichtung war hiernach bereits
trocken, so dass ein Wischen zu keinem sichtbaren Abtrag an Oberflächenbeschichtung
führte.
[0061] Anschließend wurde direkt die spezifische Leitfähigkeit mittels Vierpunktwiderstandsbestimmung
bestimmt, wobei der Abstand zwischen den Kontaktstelle jeweils 1 cm betrug. Die berechnete
spezifische Leitfähigkeit betrug 1,25 ■10
6 S/m.
Vergleichsbeispiel: Nicht erfindungsgemäße Dispersion und Oberflächenbeschichtung
[0062] Zum Vergleich wurde eine Dispersion mit sterisch stabilisierten Silbernanopartikeln
hergestellt. Hierzu wurden eine 0,054 molare Silbernitratlösung mit einer Mischung
aus einer 0,054 molaren Natronlauge und dem Dispergierhilfsmittel Disperbyk
® 190 (Hersteller BYK Chemie) (1 g/1) in einem Volumenverhältnis von 1:1 versetzt und
10 min gerührt. Zu dieser Reaktionsmischung wurde unter Rühren eine wässrige 4,6 molare
wässrige Formaldehyd-Lösung zugesetzt, so dass das Verhältnis Ag
+ zu Reduktionsmittel 1:10 beträgt. Diese Mischung wurde auf 60°C erwärmt, 30 min bei
dieser Temperatur gehalten und anschließend abgekühlt. Die Partikel wurden in einem
ersten Schritt mittels Diafiltration von den nicht umgesetzten Edukten getrennt und
anschließend wurde das Sol aufkonzentiert, dazu wurde eine Membran mit 30000 Dalton
benutzt. Es entstand ein kolloidstabiles Sol mit einem Feststoffgehalt von bis zu
10 Gew.-% (Silberpartikel und Dispergierhilfsmittel). Der Anteil an Disperbyk
® 190 betrug laut Elementaranalyse nach der Membranfiltration 6 Gew.-% bezogen auf
den Silbergehalt. Eine Untersuchung mittels Laserkorrelationsspektroskopie ergab einen
effektiven Partikeldurchmesser von 78 nm.
[0063] In der resultierenden Dispersion sind die Silberpartikel durch die polymeren sterischen
Stabilisatoren PVP K 15 und Disperbyk
® 190 stabilisiert.
[0064] Aus dieser Dispersion wird auf die gleiche Weise wie in Beispiel 3 beschrieben, eine
Oberflächenbeschichtung auf eine Polycarbonat-Folie aufgebracht. Die analog zu dem
Beispiel 3 bestimmte spezifische Leitfähigkeit konnte erst nach einer Stunde Trocknungs-
und Sinterzeit bei 140°C und Umgebungsdruck (1013 hPa) bestimmt werden,
[0065] Die spezifische Leitfähigkeit betrug nach dieser Stunde Trocknungs- und Sinterzeit
etwa 1 S/m. Erst nach einer Gesamttrocknungs- und Sinterzeit von vier Stunden konnte
eine höhere spezifische Leitfähigkeit von 10
6 S/m bestimmt werden.
[0066] Die mit der erfindungsgemäßen Dispersionen hergestellte Oberflächenbeschichtung weist
demnach bei niedriger Trocknungs- und Sintertemperatur bereits nach deutlich kürzerer
Trocknungs- und Sinterzeit eine deutlich höhere Leitfähigkeit auf. Die mit der Dispersion
mit sterisch stabilisierten Silbernanopartikeln hergestellte Oberflächenbeschichtung
bedarf zur Erzielung einer vergleichbaren spezifischen Leitfähigkeit erheblich längerer
Trocknungs- und Sinterzeit.
1. Verfahren zur Herstellung leitfähiger Oberflächenbeschichtungen,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Dispersion enthaltend
● wenigstens ein flüssiges Dispersionsmittel und
● elektrostatisch stabilisierte Silbernanopartikel,
wobei die elektrostatisch stabilisierten Silbernanopartikel ein Zeta-Potential im
Bereich von -20 bis -55 mV in vorstehendem Dispersionsmittel bei einem pH-Wert im
Bereich von 2 bis 10 aufweisen,
auf eine Oberfläche aufgetragen wird und die Oberfläche und/oder die auf dieser befindliche
Dispersion auf wenigstens eine Temperatur im Bereich von 50°C unterhalb des Siedepunktes
des Dispersionsmittels bis 150°C oberhalb des Siedepunktes des Dispersionsmittels
der Dispersion gebracht wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche und/oder die auf dieser befindliche Dispersion auf wenigstens eine
Temperatur im Bereich von 20°C unterhalb des Siedepunktes des Dispersionsmittels bis
100°C oberhalb des Siedepunktes des Dispersionsmittels der Dispersion beim herrschenden
Druck gebracht wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche und/oder die auf dieser befindliche Dispersion auf für einen Zeitraum
von 10 sec bis 2 h, bevorzugt von 30 sec bis 60 min auf die genannte(n) Temperatur(en)
gebracht wird.
4. Verfahren gemäß wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Silbernanopartikel der Dispersion ein Zeta-Potential im Bereich von -25 bis -50
mV in vorstehendem Dispersionsmittel mit elektrostatischem Dispersionsstabilisator
bei einem pH-Wert im Bereich von 4 bis 10 aufweisen.
5. Verfahren gemäß wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das es sich bei dem Dispersionsmittel um Wasser oder eine Mischung aus Wasser mit
Alkoholen mit bis zu vier Kohlenstoffatomen, Aldehyden mit bis zu vier Kohlenstoffatomen
und/oder Ketonen mit bis zu vier Kohlenstoffatomen handelt.
6. Verfahren gemäß wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Silbernanopartikel mittels Einsatz wenigstens eines elektrostatischen Dispersionsstabilisators
ausgewählt aus der Gruppe der Carbonsäuren mit bis zu fünf Kohlenstoffatomen, Salzen
einer solchen Carbonsäure oder Sulfaten oder Phosphaten elektrostatisch stabilisiert
wurden.
7. Verfahren gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem elektrostatischen Dispersionsstabilisator um wenigstens eine Di-
oder Tri-Carbonsäure mit bis zu fünf Kohlenstoffatomen oder deren Salz handelt.
8. Verfahren gemäß Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem elektrostatischen Dispersionsstabilisator um Zitronensäure oder Citrat
handelt.
9. Verfahren gemäß wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Dispersion um eine Tinte handelt.
10. Verfahren gemäß wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die leitfähige Oberflächenbeschichtung spezifische Leitfähigkeit von 102 bis 3■107 S/m aufweist.
11. Verfahren gemäß wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die leitfähige Oberflächenbeschichtung eine Trockenfilmdicke von 50 nm bis 5 µm aufweist.
12. Verfahren gemäß wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Oberfläche um die Oberfläche einer Kunststoffsubstrats, bevorzugt
einer Kunststofffolie oder eines Mehrschichtverbundes handelt.
13. Dispersionen enthaltend
● wenigstens ein flüssiges Dispersionsmittel,
● elektrostatisch stabilisierte Silbernanopartikel und
● gegebenenfalls weitere Additive,
dadurch gekennzeichnet, dass die elektrostatisch stabilisierten Silbernanopartikel ein Zeta-Potential im Bereich
von -20 bis -55 mV in vorstehendem Dispersionsmittel bei einem pH-Wert im Bereich
von 2 bis 10 aufweisen.
14. Verfahren zur Herstellung von Dispersionen gemäß Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass ein Silbersalz in wenigstens einem Dispersionsmittel in Gegenwart wenigstens eines
elektrostatischen Dispersionsstabilisators mit einem Reduktionsmittel zu Silber reduziert
wird.