(19)
(11) EP 2 373 062 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.10.2011  Patentblatt  2011/40

(21) Anmeldenummer: 11153942.5

(22) Anmeldetag:  10.02.2011
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
H04R 25/00(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(30) Priorität: 31.03.2010 DE 102010013603

(71) Anmelder: Siemens Medical Instruments Pte. Ltd.
Singapore 139959 (SG)

(72) Erfinder:
  • Ang, KerSer
    Singapore 560234 (SG)
  • Wong, Vivian
    Singapore 272009 (SG)

(74) Vertreter: Maier, Daniel Oliver 
Siemens Aktiengesellschaft Postfach 22 16 34
80506 München
80506 München (DE)

   


(54) Duales Einstellverfahren für ein Hörsystem


(57) Die Wahrnehmung von musikalischem Schall mit Musikanteil (15) und Sprachanteil (16) soll verbessert werden. Hierzu wird ein Verfahren zum Steuern eines binauralen Hörsystems mit einer linken Hörvorrichtung (13) für ein linkes Ohr und einer rechten Hörvorrichtung (14) für ein rechtes Ohr vorgeschlagen, das folgende Schritte aufweist. Es wird durch das Hörsystem zunächst eine Hörsituation mit dem Musikanteil (15) und dem Sprachanteil (16) festgestellt. Daraufhin wird eine der beiden Hörvorrichtungen (13, 14) in einen Musikmodus und die andere der beiden Hörvorrichtungen (13, 14) zur gleichen Zeit in einen Sprachmodus geschaltet. Der Hörgeräteträger (12) kann dann selbst entscheiden, welchem Anteil des Schalls er eher lauschen will.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern eines binauralen Hörsystems mit einer linken Hörvorrichtung für ein linkes Ohr und einer rechten Hörvorrichtung für ein rechtes Ohr. Bei dem Verfahren wird eine Hörsituation mit einem Musikanteil und einem Sprachanteil festgestellt. Unter einer Hörvorrichtung wird jedes im oder am Ohr tragbare, schallausgebende Gerät, insbesondere ein Hörgerät, Kopfhörer, ein Headset und dergleichen verstanden.

[0002] Hörgeräte sind tragbare Hörvorrichtungen, die zur Versorgung von Schwerhörenden dienen. Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), Hörgerät mit externem Hörer (RIC: receiver in the canal) und In-dem-Ohr-Hörgeräte (IdO), z.B. auch Concha-Hörgeräte oder Kanal-Hörgeräte (ITE, CIC), bereitgestellt. Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte werden am Außenohr oder im Gehörgang getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten Gehörs entweder mechanisch oder elektrisch.

[0003] Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler, einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z. B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer Wandler, z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer, realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinheit integriert. Dieser prinzipielle Aufbau ist in FIG 1 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse 1 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere Mikrofone 2 zur Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit 3, die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 1 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale und verstärkt sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 3 wird an einen Lautsprecher bzw. Hörer 4 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall wird gegebenenfalls über einen Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang fixiert ist, zum Trommelfell des Geräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des Hörgeräts und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 3 erfolgt durch eine ebenfalls ins Hörgerätegehäuse 1 integrierte Batterie 5.

[0004] Bei einer binauralen Versorgung trägt der Hörgeschädigte sowohl am linken Ohr als auch am rechten Ohr jeweils ein Hörgerät. Die beiden Hörgeräte sind auf die jeweilige Hörsituation abzustimmen. Hörsituationen sind beispielsweise "Sprache in Ruhe", "Sprache mit Hintergrundgeräusch", "Musik ohne Sprache", "Musik mit Sprache" (z.B. Lied, Oper) und dergleichen.

[0005] Je nach Hörsituation werden die Hörgeräte in der Regel in ein spezifisches Hörprogramm geschaltet. So gibt es beispielsweise ein spezielles Musikprogramm oder ein spezielles Programm des Hörgeräts für normale Konversation. Das Programm bestimmt die Parameter der Filterung, der Verstärkung, der Kompression, des Frequenzgangs, der Richtcharakteristik und so weiter eines Hörgeräts. Bei binauraler Versorgung ist man stets bemüht, die beiden Hörgeräte in den gleichen Hörgerätemodus zu schalten, um dem Hörgeräteträger Verzerrungen zu ersparen. Eine Ausnahme stellt jedoch die Telefonsituation dar, denn hier ist, physikalisch bedingt, lediglich ein Ohr vom Telefon beschallt bzw. versorgt. Das telefonabgewandte Hörgerät kann in dem der aktuellen Hörsituation entsprechenden Hörgeräteprogramm bzw. -modus verbleiben.

[0006] In einer Hörsituation, in der eine Instrumentalmusik gespielt wird, werden die Hörgeräte üblicherweise in einen Musikmodus geschaltet. Das Gleiche gilt für eine Hörsituation, in der ein Lied wiedergegeben wird. Ein Lied besteht jedoch meist aus einem Instrumentalmusikanteil (nachfolgend Musikanteil) und einem lyrischen bzw. Sprachanteil. Der Sprachanteil wird jedoch in dem Musikmodus verzerrt oder unklar wiedergegeben. Umgekehrt, wenn die Hörgeräte in dieser Hörsituation in den Sprachmodus geschaltet werden, wird der Sprachanteil klarer, dies jedoch auf Kosten der Musikqualität. Es kann also beobachtet werden, dass es für Hörgeschädigte sehr schwierig ist, die Hörsituation "Musik", die ja Lieder mitumfasst, für sich zu optimieren. Ein ausgesprochenes Musikprogramm ist zwar hilfreich, aber für den Musiker, Sänger oder Musikliebhaber meist unbefriedigend.

[0007] Ein anderes, weit verbreitetes Problem besteht in einer Hörsituation, wenn Konversation vor einer Hintergrundmusik betrieben wird. Grundsätzlich will der Hörgeschädigte dann die Sprache zwar mit Priorität hören, aber er will, wie die anderen Mitmenschen auch, die Hintergrundmusik gleichzeitig genießen. Dies ist mit den derzeitigen Musik- und Sprachprogrammen praktisch nicht realisierbar, denn entweder besitzt die Musik Priorität oder die Sprache.

[0008] Aus der Druckschrift US 2006/0177072 A1 ist ein Lernsystem bekannt. Darin ist beschrieben, dass der Schall beispielsweise mithilfe eines Kopfhörers an das "korrekte" Ohr gegeben werden sollte. Insbesondere sollte der sprachliche Gehalt einer Schalldarbietung zum rechten Ohr und nicht-sprachliche Gehalte - wie beispielsweise Musik - zum linken Ohr gegeben werden. Damit können die diversen Funktionen der linken und rechten Gehirnhälfte besser genutzt und das Lernvermögen gesteigert werden.

[0009] Darüber hinaus beschreibt Elaine Schmidt in ihrem Artikel "Left and Right Ears Not Created Equal as Newborns Process Sound", (UCLA/University of Arizona Scientists Discover) vom 9.9.2004 in UCLA Newsroom, wie Schalltypen von Geburt an unterschiedlich verarbeitet werden. So sendet das Gehör die unterschiedlichen Schalltypen zur jeweils optimalen Seite des Gehirns zur Verarbeitung. Die Schallverarbeitungsprogramme von Hörgeräten könnten entsprechend individualisiert werden.

[0010] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren und eine Hörvorrichtung bereitzustellen, mit denen es für einen Hörgeräteträger möglich ist, Musik mit Sprachanteil besser hören bzw. verstehen zu können.

[0011] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum Steuern eines binauralen Hörsystems mit einer linken Hörvorrichtung für ein linkes Ohr und einer rechten Hörvorrichtung für ein rechtes Ohr, umfassend die Schritte:
  • Feststellen einer Hörsituation mit einem Musikanteil und einem Sprachanteil,
  • Schalten einer der beiden Hörvorrichtungen in einen Musikmodus und
  • der anderen der beiden Hörvorrichtungen zur gleichen Zeit in einen Sprachmodus.


[0012] Darüber hinaus wird erfindungsgemäß ein Hörsystem zur binauralen Versorgung mit einer Steuereinrichtung bereitgestellt, die zur Durchführung des obigen Verfahrens ausgebildet ist.

[0013] In vorteilhafter Weise kann somit ein Hörsystem mit zwei Hörvorrichtungen bzw. Hörgeräten in einer Hörsituation, in der Instrumentalmusik und Sprache gleichzeitig vorhanden sind, dual gesteuert werden. Dies bedeutet, dass dem Gehirn sowohl der Musikanteil als auch der Sprachanteil optimal aufbereitet wird. Das Gehirn selbst kann dann entscheiden, auf welchen Anteil es sich vornehmlich konzentriert.

[0014] Vorzugsweise wird in dem Musikmodus der Musikanteil mehr verstärkt als der Sprachanteil. Damit erfolgt eine künstliche Trennung von beiden Anteilen, und es wird im Musikmodus der Musikanteil hervorgehoben.

[0015] In ähnlicher Weise kann in dem Sprachmodus der Sprachanteil mehr verstärkt werden als der Musikanteil. Damit kann eines der beiden Ohren bevorzugt mit dem Sprachanteil versorgt werden. Der Musikanteil kann dabei komplett ausgeblendet werden oder eben nur verringert sein. Die gleiche Gewichtung kann auch in dem Musikmodus erfolgen.

[0016] In einer bevorzugten Ausführungsform wird beim Tragen der Hörvorrichtungen die linke Hörvorrichtung in den Musikmodus geschaltet, wenn ein Schall mit Musikanteil und Sprachanteil von links auf den Träger der Hörvorrichtungen trifft. Umgekehrt wird dann natürlich auch die rechte Hörvorrichtung in den Musikmodus geschaltet, wenn der Schall von rechts auf den Träger trifft. Insgesamt wird dabei also der Musikanteil gegenüber dem Sprachanteil mehr gewichtet. In einer alternativen Hörprogrammgestaltung kann aber auch der Sprachanteil mehr hervorgehoben werden als der Musikanteil.

[0017] In einer Hörsituation "Sprache mit Hintergrundmusik" kann diejenige der Hörvorrichtungen in den Sprachmodus geschaltet werden, die beim Tragen der Hörvorrichtungen näher an der Sprachquelle liegt. Die andere Hörvorrichtung befindet sich dann bevorzugt im Musikmodus, sodass sich das Gehirn wiederum entscheiden kann, welcher Gehörseite es mehr Gewicht schenken will und damit eher Musik oder eher Sprache hören will.

[0018] Weiterhin kann es vorteilhaft sein, wenn diejenige der Hörvorrichtungen in den Musikmodus geschaltet wird, bei der die Lautstärke des eintreffenden Schalls höher ist. Alternativ zur Lautstärke kann auch eine andere physikalische Größe, z.B. der Schalldruckpegel, zur Schaltentscheidung herangezogen werden.

[0019] Ferner ist es günstig, wenn das Hin- und Herschalten zwischen Musikmodus und Sprachmodus über eine Hysterese gesteuert wird. Damit kann vermieden werden, dass in einer nahezu symmetrischen Hörsituation ständig zwischen Sprachmodus und Musikmodus hin- und hergeschaltet wird.

[0020] Des Weiteren können die beiden Hörvorrichtungen automatisch in den jeweiligen Modus geschaltet werden, und trotz dieses Automatismus ist es dem Träger der Hörvorrichtung möglich, das resultierende Schaltergebnis manuell zu ändern. Das manuelle Schalten der Hörvorrichtungen hat somit Priorität gegenüber dem automatischen, und der Automatikmodus der Hörvorrichtungen muss dabei nicht abgeschaltet werden.

[0021] Die vorliegende Erfindung wird anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert, in denen zeigen:
FIG 1
eine schematische Ansicht eines Hörgeräts gemäß dem Stand der Technik;
FIG 2
ein Schaltbeispiel eines Hörgerätesystems bei musikunterlegtem Gesang von links;
FIG 3
ein Schaltbeispiel eines Hörgerätesystems bei musikunterlegtem Gesang von rechts; und
FIG 4
ein Schaltbeispiel in einer Hörsituation "Sprache vor Hintergrundmusik".


[0022] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung dar.

[0023] Wie eingangs erwähnt, ist die derzeitige Ausstattung von Hörgeräten nicht befriedigend, denn den Hörgeräteträgern stehen zwar verschiedene Hörgeräteprogramme zur Verfügung, die sie durch Knopfdruck auf das Hörgerät oder eine Fernbedienung wählen können. Aber gerade für Musik steht oft nur ein einziges Programm zur Verfügung, obwohl sich die allgemeine Hörsituation "Musik" zumindest in "Instrumentalmusik ohne Sprachanteil" und "Instrumentalmusik mit Sprachanteil" unterteilen lässt. Außerdem wird bei bekannten Hörgeräten das allgemeine Programm "Musik" in der jeweiligen Hörsituation auf beiden Seiten (linkes Ohr und rechtes Ohr) gleich eingestellt.

[0024] Zur Lösung dieser Problematik wird daher erfindungsgemäß ein Hörsystem bereitgestellt, das im vorliegenden Ausführungsbeispiel zwei Hörgeräte umfasst, wovon das eine durch eine interne Steuereinrichtung in den Musikmodus und das andere in den Sprachmodus geschaltet wird. Dies bedeutet, dass das eine Hörgerät für die Wiedergabe instrumentaler Musik optimal eingestellt ist, während das andere Hörgerät für die Wiedergabe von Sprache optimal eingestellt wird. Das Hörgerät, das in den Musikmodus geschaltet ist, kann dabei dominant sein. Somit kann der Hörgeräteträger in erster Linie die Musik genießen. Wenn der Hörgeräteträger jedoch die Liedtexte genauer verfolgen will, kann er dem weniger dominanten Hörgerät mehr Aufmerksamkeit schenken, welches in den Sprachmodus geschaltet ist. Dabei basiert die vorliegende Erfindung auf dem Gedanken, dass das Gehirn genutzt wird, um darauf zu fokussieren, was der Hörgeräteträger hören will, ohne das Hörgerät verstellen zu müssen. Das Hörsystem wird also in einen Dualmodus geschaltet, nämlich das eine Hörgerät in einen Musikmodus und das andere in einen Sprachmodus.

[0025] Insbesondere kann das Hörgerät im Musikmodus mit höherer Verstärkung und das Hörgerät im Sprachmodus mit geringerer Verstärkung betrieben werden. Ähnlich der natürlichen Situation des Lauschens kann sich der Hörgeräteträger dabei auf das für Sprache optimierte Hörgerät (Hörgerät im Sprachmodus) konzentrieren, wenn er den Text des Gesangs oder Musikstücks verstehen will.

[0026] In FIG 2 ist schematisch eine musikalische Hörsituation dargestellt, in der sich eine Musikquelle 11 auf der linken Seite eines Hörgeräteträgers 12 befindet. Der Hörgeräteträger 12 ist in der Draufsicht dargestellt und trägt in/an beiden Ohren jeweils ein Hörgerät. Das links getragene Hörgerät wird als linkes Hörgerät 13 (linke Hörvorrichtung) und das am rechten Ohr getragene Hörgerät als rechtes Hörgerät 14 (rechte Hörvorrichtung) bezeichnet.

[0027] Von der Musikquelle 11 wird hier Musik abgestrahlt, die einen Instrumentalmusikanteil 15 und einen lyrischen Textanteil 16 besitzt. Bei dem lyrischen Textanteil 16 handelt es sich also um einen Sprachanteil, und der Instrumentalanteil 15 wird hier als Musikanteil bezeichnet.

[0028] Da der Hörgeräteträger 12 hier von links beschallt wird, wird im vorliegenden Beispiel das linke Hörgerät 13 in den Musikmodus geschaltet, während das rechte Hörgerät 14 in den Sprachmodus geschaltet wird. Das der Musikquelle 11 zugewandte Hörgerät wird also in den Musikmodus und das andere Hörgerät in den Sprachmodus geschaltet.

[0029] Um die Musik weiter zu betonen, wird hier das linke Hörgerät 13 etwas lauter eingestellt als das rechte Hörgerät 14. Dies ist in FIG 2 dadurch symbolisiert, dass die Musiknoten beim linken Hörgerät 13 größer dargestellt sind als die Musiknoten des Musikanteils 15 bei der Musikquelle 11. Demgegenüber ist die Verstärkung des rechten Hörgeräts 14 etwas geringer eingestellt, sodass der Hörgeräteträger 12 den Sprachanteil etwas leiser wahrnimmt. Der Musikanteil soll hier also etwas betont werden und ist durch das Hörgerätesystem mehr gewichtet als der Sprachanteil. Bei einer anderen Ausführungsform, in der andere Hörprogramme verwendet werden, könnte dies umgekehrt sein.

[0030] Wenn nun der Hörgeräteträger 12 den Text des Musikstücks besser verstehen will, wird er sich mehr auf das rechte Ohr konzentrieren, als ob er in die rechte Richtung lauschen würde. Andernfalls, wenn er die Musik eher hören will, konzentriert er sich mehr auf das linke Ohr.

[0031] In FIG 3 ist in analoger Darstellung die Situation wiedergegeben, dass der Hörgeräteträger 12 von rechts mit sprachunterlegter Musik beschallt wird. Die Musik beinhaltet hier also auch - wie in FIG 2 - einen instrumentalen Musikanteil 15 und einen Sprachanteil 16. Da sich die Musikquelle 11 hier jedoch auf der rechten Seite des Hörgeräteträgers 12 befindet, tauschen die beiden Hörgeräte 13 und 14 ihre Einstellung, d.h. das linke Hörgerät 13 schaltet in den Sprachmodus und das rechte Hörgerät 14 in den Musikmodus. Auch hier sorgt die duale Funktion für eine etwas geringere Verstärkung der Sprachanteile als die Musikverstärkung am rechten Hörgerät 14. Das rechte Hörgerät 14 im Musikmodus ist hier also das dominante Hörgerät.

[0032] Alternativ kann auch das von der Musikquelle 11 abgewandte Hörgerät in den Musikmodus und das der Musikquelle 11 zugewandte Hörgerät in den Sprachmodus geschaltet werden. Dabei, wie auch in den Ausführungsbeispielen zuvor, bedeutet das "Schalten" nicht nur ein tatsächliches Umschalten, sondern u.U. auch ein Beibehalten des Schaltzustands, wenn sich beispielsweise ein Hörgerät im Musikmodus befindet und weiterhin im Musikmodus betrieben wird. Das Hörgerät ist dann in den Musikmodus geschaltet.

[0033] Das Umschalten der Hörgeräte von der Situation gemäß FIG 2 in die Situation von FIG 3 oder umgekehrt kann manuell oder automatisch erfolgen. Das Hörsystem wählt dann diejenige Seite, an der ein Schall mit höherer Lautstärke ankommt, als die dominante Seite, und auf der dominanten Seite wird das Hörgerät beispielsweise in den Musikmodus geschaltet. Sollten beide Seiten etwa gleich stark beschallt werden, kann das Hörgerät optional unverändert weiter betrieben werden, oder es kann beispielsweise anhand einer Hysterese umgeschaltet werden. Darüber hinaus kann bei einer Weiterentwicklung des Systems die Möglichkeit vorgesehen sein, dass der Hörgeräteträger das Programm manuell auswählt, auch wenn sich das Hörsystem im Automatikmodus befindet. Die manuelle Auswahl hat dann den Vorrang.

[0034] In FIG 4 ist eine andere Hörsituation dargestellt, bei der eine Konversation 17 vor Hintergrundmusik 18 stattfindet. Es soll hier eine Einstellung genutzt werden, bei der dasjenige Hörgerät, welches in den Sprachmodus geschaltet ist, dominant ist. Daher wird in dem Beispiel von FIG 4 das rechte Hörgerät 14, bei dem das Sprachsignal bzw. der Sprachanteil 17 lauter ist, in den Sprachmodus geschaltet, um die Spracherkennung zu optimieren. Das linke Hörgerät 13 hingegen wird in den Musikmodus geschaltet. Darüber hinaus kann auch hier der Sprachanteil mehr verstärkt werden als der Musikanteil. Dann ist die Verstärkung im rechten Hörgerät 14 entsprechend höher einzustellen als im linken Hörgerät 13. Mit dieser Einstellung des Hörsystems wird der Hörgeräteträger in der Lage sein, die Konversation 17 klarer zu verstehen, und gleichzeitig wird er der Hintergrundmusik lauschen können. Wenn er eher die Musik hören will, wird er sich auf das Ohr konzentrieren, bei dem die bessere Musikwiedergabe gegeben ist.


Ansprüche

1. Verfahren zum Steuern eines binauralen Hörsystems mit einer linken Hörvorrichtung (13) für ein linkes Ohr und einer rechten Hörvorrichtung (14) für ein rechtes Ohr, umfassend die Schritte:

- Feststellen einer Hörsituation mit einem Musikanteil (15) und einem Sprachanteil (16), gekennzeichnet durch

- Schalten einer der beiden Hörvorrichtungen (13, 14) in einen Musikmodus und

- der anderen der beiden Hörvorrichtungen (13, 14) zur gleichen Zeit in einen Sprachmodus.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei in dem Musikmodus der Musikanteil (15) mehr verstärkt wird als der Sprachanteil (16).
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei in dem Sprachmodus der Sprachanteil (16) mehr verstärkt wird als der Musikanteil (15) .
 
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei beim Tragen der Hörvorrichtungen (13, 14) die linke Hörvorrichtung (13) in den Musikmodus geschaltet wird, wenn ein Schall mit Musikanteil (15) und Sprachanteil (16) von links auf den Träger (12) der Hörvorrichtungen trifft.
 
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in einer Hörsituation "Sprache mit Hintergrundmusik" diejenige der Hörvorrichtungen (13, 14) in den Sprachmodus geschaltet wird, die beim Tragen der Hörvorrichtungen näher an der Sprachquelle liegt.
 
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei diejenige der Hörvorrichtungen (13, 14) in den Musikmodus geschaltet wird, bei der die Lautstärke des eintreffenden Schalls höher ist.
 
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Hin- und Herschalten zwischen Musikmodus und Sprachmodus über eine Hysterese gesteuert wird.
 
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die beiden Hörvorrichtungen (13, 14) automatisch in den jeweiligen Modus geschaltet werden, und das resultierende Schaltergebnis manuell geändert wird.
 
9. Hörsystem zur binauralen Versorgung mit einer Steuereinrichtung, die zur Durchführung eines Verfahrens gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche ausgebildet ist.
 




Zeichnung











Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente




In der Beschreibung aufgeführte Nicht-Patentliteratur