[0001] Die Erfindung betrifft eine Hörvorrichtung gemäß dem Oberbegriff von Patentanspruch
1. Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Erzeugen einer omnidirektionalen
Richtcharakteristik für eine solche Hörvorrichtung. Unter dem Begriff Hörvorrichtung
wird hier insbesondere ein Hörgerät verstanden. Darüber hinaus fallen unter den Begriff
aber auch andere tragbare akustische Geräte wie Headsets, Kopfhörer und dergleichen.
[0002] Hörgeräte sind tragbare Hörvorrichtungen, die zur Versorgung von Schwerhörenden dienen.
Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche
Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), Hörgerät mit externem
Hörer (RIC: receiver in the canal) und In-dem-Ohr-Hörgeräte (IdO), z.B. auch Concha-Hörgeräte
oder Kanal-Hörgeräte (ITE, CIC), bereitgestellt. Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte
werden am Außenohr oder im Gehörgang getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt
aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur
Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten Gehörs entweder mechanisch
oder elektrisch.
[0003] Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler,
einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein
Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z.
B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer Wandler,
z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer,
realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinheit integriert.
Dieser prinzipielle Aufbau ist in FIG 1 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts
dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse 1 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere
Mikrofone 2, 2' zur Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit
3, die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 1 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale
und verstärkt sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 3 wird an einen
Lautsprecher bzw. Hörer 4 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall
wird gegebenenfalls über einen Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang
fixiert ist, zum Trommelfell des Geräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des
Hörgeräts und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 3 erfolgt durch eine
ebenfalls ins Hörgerätegehäuse 1 integrierte Batterie 5.
[0004] Bei einer Anordnung von Mikrofonen, wie sie beispielsweise durch die Mikrofone 2
und 2' in dem Beispiel von FIG 1 gebildet ist, ruft ein Schall in der Regel in beiden
Mikrofonen 2, 2' ein Mikrofonsignal hervor. Die Mikrofonsignale unterscheiden sich
dabei in Abhängigkeit davon, aus welcher Richtung der Schall auf die Anordnung trifft.
Indem die einzelnen Mikrofonsignale zu einem einzigen Signal kombiniert werden, lässt
sich bei dem kombinierten Signal eine Dämpfung erreichen, welche von der Einfallsrichtung
des Schalls abhängt. Eine solche richtungsabhängige Dämpfung wird Richtwirkung oder
Richtcharakteristik der Mikrofonanordnung genannt.
[0005] FIG 2 zeigt einen Signalflussgraphen zu einer typischen Verarbeitung von Mikrofonsignalen,
wie sie zum Erzeugen einer solchen Richtwirkung durch eine entsprechende Einrichtung
10 durchgeführt werden kann.
[0006] Die Einrichtung 10 umfasst Verzögerungselemente 20, 22. Mit einem Verzögerungselement
lässt sich ein Ausgangssignal erzeugen, das bezüglich eines Eingangssignals derart
verändert ist, wie es eine Verzögerung des Signals um eine Zeitdauer τ
i bewirken würde. Dies kann beispielsweise durch eine Veränderung einer Phase von spektralen
Komponenten des Signals bewirkt werden. Die Verzögerung τ
i kann beispielsweise auf eine Dauer eingestellt sein, die ein Schall braucht, um den
Abstand 36 der Mikrofone 2, 2' zu überwinden.
[0007] Die Einrichtung 10 umfasst des Weiteren Summierer 24, 26, 28 zum Überlagern von jeweils
zwei Signalen. Ein Eingangssignal eines Summierers lässt sich vor der Überlagerung
dabei invertieren. In FIG 2 ist eine solche Invertierung durch ein Minuszeichen angedeutet.
Des Weiteren umfasst die Einrichtung 10 einen Multiplizierer 30 zum Skalieren eines
Signals. Bei dem Multiplizierer 30 wird das Signal dazu mit dem Faktor a multipliziert.
Das durch die Einrichtung 10 erzeugte Ausgangssignal kann über einen Ausgang 32 an
eine nachgeschaltete Einrichtung weitergeleitet werden. Dies kann beispielsweise ein
Digital-Analog-Wandler sein, der ein analoges Signal für einen Hörer, wie dem Hörer
4, erzeugt.
[0008] Zum Erzeugen der Richtwirkung werden bei der Einrichtung 10 in einem unteren Signalzweig,
einem Kardioidenzweig 34, die Signale der Mikrofone 2 und 2' derart verarbeitet, dass
sich an dem Summierer 28 ein Signal ergibt, bei dem eine richtungsabhängige Dämpfung
eine kardioidenförmige Richtcharakteristik der Anordnung aus den Mikrofonen 2 und
2' ergibt. Eine solche Kardioiden-Richtcharakteristik ist typisch für eine differenzielle
Mikrofonanordnung erster Ordnung. Die Kardioiden-Richtcharakteristik ist hier derart
orientiert, dass ein Signal eines Schalls, welcher sich entlang einer Richtung 38
ausbreitet, am geringsten gedämpft wird. Für den Fall, dass ein Benutzer das in FIG
1 gezeigte Hörgerät trägt, entspricht die Richtung 38 derjenigen eines Schalls, welcher
frontal von vorne auf den Benutzer trifft.
[0009] Bei der Einrichtung 10 bewirkt ein Anti-Kardioidenzweig 40 eine Richtcharakteristik
einer Anti-Kardioide. Dies bedeutet, dass ein aus der Richtung 38 frontal auf den
Benutzer treffender Schall am stärksten gedämpft wird. Dagegen ruft ein Schall, welcher
sich entgegen der Richtung 38 ausbreitet, also von hinten auf den Benutzer trifft,
das deutlichste Signal im Zweig 40 hervor.
[0010] Durch Auswählen eines Werts für den Faktor a ist es möglich, den Einfluss des Zweigs
40 auf das Signal am Ausgang 32 zu bestimmen. Wird der Faktor a auf einen Wert von
Null, d.h. a=0, gesetzt, hat der Anti-Kardioidenzweig 40 keinen Einfluss auf das Ausgangssignal.
Dann wird durch die Einrichtung 10 für die Anordnung aus den Mikrofonen 2 und 2' insgesamt
eine Kardioiden-Charakteristik erzeugt. Wird der Faktor a dagegen auf einen Wert von
Eins gesetzt, gelangen zusätzlich Signale über den Zweig 40 zum Ausgang 32. In diesem
Fall ist es bei der Anordnung der Mikrofone 2, 2' egal, aus welcher Richtung der Schall
kommt. Ein Signal eines Schalls wird dann immer gleich stark gedämpft. Diese Art von
Richtcharakteristik wird omnidirektional genannt.
[0011] Das Verändern einer Richtcharakteristik bei der Einrichtung 10 zwischen einer Kardioiden-Richtcharakteristik
und einer omnidirektionalen Richtcharakteristik kann für einen Benutzer eines Hörgeräts
sehr wichtig sein. Um sich auf ein Gespräch mit einer Person konzentrieren zu können,
welche vor dem Benutzer steht und deren Stimme deshalb aus der Richtung 38 kommt,
ist bevorzugt eine gerichtete Schallerfassung erwünscht. Kommt es dagegen darauf an,
Geräusche aus allen Richtungen gut wahrnehmen zu können, kann es für einen Benutzer
wünschenswert sein, eine omnidirektionale Richtcharakteristik einstellen zu können.
[0012] Die am Beispiel der Einrichtung 10 in FIG 2 erläuterte Wirkungsweise einer Einrichtung
zum Erzeugen einer Richtwirkung beruht allerdings stets auf der Annahme, dass ein
Schall ungehindert zu allen Mikrofonen der Mikrofonanordnung gelangen kann. Insbesondere
bei Hörgeräten ist dies aber nicht immer der Fall. Beispielsweise kann es vorkommen,
dass Haare eines Benutzers eine Zugangsöffnung zu einem der Mikrofone abdecken. Dann
gelangt der Schall nur gedämpft zu diesem Mikrofon. Dadurch ergibt sich eine veränderte
Richtcharakteristik für die Zweige 34 und 40. Es ist somit nicht mehr in der gewünschten
Weise möglich, durch Einstellen des Faktors a die Richtcharakteristik der Mikrofonanordnung
zwischen einer Kardioiden-Richtcharakteristik und einer omnidirektionalen Richtcharakteristik
umzuschalten. Dabei kann es insbesondere vorkommen, dass die omnidirektionale Richtwirkung
aufgrund einer Abdeckung eines der Mikrofone 2 oder 2' nicht mehr erzeugt werden kann.
Durch die Dämpfung des Schalls an einem der Mikrofone können sich beispielsweise bei
der Überlagerung von Signalen in den Summierern 24 oder 26 andere Überlagerungseffekte
als die vorgesehenen ergeben.
[0013] Ein weiterer Nachteil kann sich ergeben, wenn das Hörgerät an einem Ohr des Benutzers
verrutscht. Dann sind die Mikrofone bezüglich des Kopfes des Benutzers nicht mehr
in der vorgesehenen Weise ausgerichtet. Dies kann zu einer Abschattung eines der Mikrofone
führen, wodurch Schall ebenfalls nur gedämpft zu diesem Mikrofon gelangt.
[0014] Aus der Druckschrift
EP 1 489 882 A3 ist ein Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegeräts bekannt, bei dem unterschiedliche
Richtcharakteristiken einstellbar sind. Das Hörhilfegerät weist drei Mikrofone auf,
die paarweise zu Richtmikrofonen erster Ordnung zusammengeschaltet sind. Aus zwei
Mikrofoneinheiten mit Richtcharakteristik erster Ordnung wird dann eine Mikrofoneinheit
mit Richtcharakteristik zweiter Ordnung gebildet.
[0015] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, bei einer Hörvorrichtung eine Funktionsweise
dahingehend zu verbessern, dass auch bei einer unvorhergesehenen Lage von Mikrofonen
einer Mikrofonanordnung der Hörvorrichtung eine omnidirektionale Richtwirkung der
Mikrofonanordnung ermöglicht ist.
[0016] Die Aufgabe wird durch eine Hörvorrichtung gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Sie wird
auch durch ein Verfahren zum Erzeugen einer omnidirektionalen Richtcharakteristik
gemäß Patentanspruch 8 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der erfindungsgemäßen
Hörvorrichtung sind durch die Unteransprüche gegeben.
[0017] Die erfindungsgemäße Hörvorrichtung weist eine Mikrofonanordnung aus wenigstens einem
ersten und einem zweiten Mikrofon sowie eine Einrichtung zum Erzeugen einer Richtwirkung
der Mikrofonanordnung auf. Durch Mittel zum Koppeln kann das erste Mikrofon mit einem
ersten Eingang der Einrichtung und das zweite Mikrofon mit einem zweiten Eingang der
Einrichtung gekoppelt werden. Die Mittel zum Koppeln sind dabei derart ausgelegt,
dass das erste Mikrofon zugleich mit beiden Eingängen gekoppelt werden kann. Bei der
erfindungsgemäßen Hörvorrichtung ergibt sich der Vorteil, dass eine omnidirektionale
Richtcharakteristik bereits allein auf Grundlage eines Signals des ersten Mikrofons
erzeugt werden kann. Bei der erfindungsgemäßen Hörvorrichtung kann die Mikrofonanordnung
selbstverständlich mehr als zwei Mikrofone umfassen. Dann sind die Mittel zum Koppeln
entsprechend dazu ausgelegt, jedes der Mikrofone mit einem jeweiligen Eingang der
Einrichtung zu koppeln. Die Mittel zum Koppeln sind zusätzlich dazu ausgelegt, auch
das zweite Mikrofon zugleich mit beiden Eingängen zu koppeln. Dadurch ergibt sich
der Vorteil, dass die omnidirektionale Richtcharakteristik entweder mit dem ersten
oder mit dem zweiten Mikrofon bewirkt werden kann. Abhängig davon, welches der beiden
Mikrofone beispielsweise durch Haare abgedeckt ist, kann dann das andere Mikrofon
verwendet werden. Des Weiteren ist es möglich, kontinuierlich zwischen einer Richtcharakteristik
mit einer hohen Direktivität, d.h. einer stark ausgeprägten Richtungsselektivität,
und der omnidirektionalen Richtcharakteristik überzublenden.
[0018] Beim Erzeugen der omnidirektionalen Richtcharakteristik mittels des einzelnen, ersten
Mikrofons wird dessen Signal wie auch bei der gerichteten Schallerfassung über die
Einrichtung zum Erzeugen der Richtwirkung geführt. Dadurch ist dem prozessierten Signal
die Übertragungscharakteristik dieser Einrichtung sowohl bei der gerichteten als auch
bei der ungerichteten Schallerfassung aufgeprägt. Dadurch ergibt sich der Vorteil,
dass diejenigen Einrichtungen, die der Einrichtung zum Erzeugen der Richtwirkung nachgeschaltet
sind, nicht in Abhängigkeit davon angepasst werden müssen, ob der Schall gerichtet
oder ungerichtet erfasst wird.
[0019] Indem die Signale stets über die Einrichtung zum Erzeugen der Richtwirkung geführt
sind, werden auch die Phasen der Signale in einzelnen Kanälen einer Analyse-Synthese-Filterbankanordnung
durch die Einrichtung zum Erzeugen der Richtwirkung stets in gleicher Weise verändert.
Es ist somit möglich, in einem Kanal eine omnidirektionale Schallerfassung und beispielsweise
in einem spektral unmittelbar benachbarten Kanal eine gerichtete Schallerfassung bereitzustellen.
Indem bei der omnidirektionalen Schallerfassung mittels des einzelnen ersten Mikrofons
die Phase des Mikrofonsignals ebenfalls von der Einrichtung zum Erzeugen der Richtwirkung
verändert wird, ist sichergestellt, dass die einzelnen Kanäle in der Synthese-Filterbank
artefaktfrei miteinander kombiniert werden können.
[0020] Würde die Einrichtung zum Erzeugen der Richtwirkung dagegen für die omnidirektionale
Schallerfassung einfach überbrückt, könnte es beim Umschalten zu einem Knacken oder
ähnlichen Artefakten kommen.
[0021] Bei den Mitteln zum Koppeln ist bevorzugt ermöglicht, einen Signalpfad vom zweiten
Mikrofon zu der Einrichtung zum Erzeugen der Richtcharakteristik wahlweise unterbrechen
zu können. Dann kommt es zu keiner Störung des Mikrofonsignals des ersten Mikrofons
durch eine Überlagerung mit dem Mikrofonsignal des zweiten Mikrofons. Die Unterbrechung
ist dabei wahlweise, d.h. das zweite Mikrofon kann zum Erzeugen einer Richtcharakteristik
jederzeit wieder mit der Einrichtung gekoppelt werden.
[0022] Bei einer Weiterbildung der erfindungsgemäßen Hörvorrichtung umfassen die Mittel
zum Koppeln ein Verzögerungselement, über welches das erste Mikrofon mit dem zweiten
Eingang koppelbar ist. Dadurch wird ein Einfluss von Verzögerungselementen innerhalb
der Einrichtung, durch die sich die Richtwirkung erzeuge lässt, kompensiert. Dadurch
ergibt sich der Vorteil, dass bei der erfindungsgemäßen Hörvorrichtung die Einrichtung
zum Erzeugen der Richtwirkung die gleiche sein kann, wie sie auch bei Hörgeräten aus
dem Stand der Technik verwendet werden. Es muss keine spezielle Einrichtung bereitgestellt
werden.
[0023] Ein besonderer Vorteil ergibt sich dabei, wenn das Verzögerungselement ein Bestandteil
der Einrichtung selbst ist. Dann muss kein zusätzliches Verzögerungselement bereitgestellt
werden, sondern es wird ein bereits durch die Einrichtung zum Erzeugen der Richtwirkung
bereitgestelltes Verzögerungselement verwendet. Dies ergibt eine besonders einfach
zu realisierende erfindungsgemäße Hörvorrichtung.
[0024] Die Mittel zum Koppeln umfassen bevorzugt wenigstens eine Einrichtung zum Multiplizieren
einer Amplitude eines Mikrofonsignals mit einem Gewichtungsfaktor. Der Gewichtungsfaktor
kann dabei auch eine komplexe Zahl sein. Durch eine Einrichtung zum Multiplizieren
oder Multiplizierer ist es in vorteilhafter Weise ermöglicht, durch Einstellen eines
entsprechenden Gewichtungsfaktors einen Grad einer Kopplung eines Mikrofons mit einem
der Eingänge durch Einstellen des Gewichtungsfaktors festzulegen. Eine vollständige
Entkopplung ergibt sich dabei, wenn der Gewichtungsfaktor gleich Null ist.
[0025] Unter einer teilweisen Kopplung ist in diesem Zusammenhang zu verstehen, dass das
Mikrofonsignal eines Mikrofons mit einem Gewichtungsfaktor b gewichtet wird, der zwischen
Null und Eins liegt, das heißt es gilt 0<b<1. Ist dieses Mikrofon über die Mittel
zum Koppeln zugleich mit mehreren Eingängen der Einrichtung zum Erzeugen der Richtcharakteristik
gekoppelt und ist zusätzlich auch das zweite Mikrofon ebenfalls mit mehreren Eingängen
gekoppelt, so ergibt sich ein Vorteil, wenn das zweite Mikrofon mit einem Gewichtungsfaktor
c gewichtet wird und dabei c=1-b gilt. Durch diese Verknüpfung der Gewichtungsfaktoren
ergibt sich der Vorteil, dass zum Bewirken einer omnidirektionalen Richtcharakteristik
ein Anteil der jeweiligen Mikrofonsignale in einem Ausgangssignal der Einrichtung
stufenlos verändert werden kann, ohne dass es dabei zu unerwünschten Nebeneffekten
oder Artefakten kommt. Ein solcher Nebeneffekt kann beispielsweise ein unerwünscht
lautes Ausgangssignal am Ausgang der Einrichtung sein.
[0026] Die erfindungsgemäße Hörvorrichtung wird auch in vorteilhafter Weise weitergebildet,
wenn bei den Mitteln zum Koppeln eine Gewichtung einer Amplitude eines Mikrofonsignals
und/oder eine Verzögerung des Mikrofonsignals eine Funktion einer Frequenz des Mikrofonsignals
ist. Dadurch ergibt sich der Vorteil, dass ein Verhältnis eines Abstands der Mikrofone
zu einer Wellenlänge eines Schalls berücksichtigt werden kann, durch welchen die Mikrofonsignale
hervorgerufen werden.
[0027] Zu der Erfindung gehört auch ein Verfahren zum Erzeugen einer omnidirektionalen Richtcharakteristik
für eine Hörvorrichtung. Das Verfahren ist dabei für eine solche Hörvorrichtung geeignet,
bei welcher Mikrofone einer Mikrofonanordnung mit jeweiligen Eingängen einer Einrichtung
zum Erzeugen einer Richtwirkung der Mikrofonanordnung koppelbar sind. Die Einrichtung
weist also für jedes der Mikrofone einen gesonderten Eingang auf, über welchen ein
Mikrofonsignal von der Einrichtung empfangen werden kann. Gemäß dem erfindungsgemäßen
Verfahren werden zum Erzeugen einer omnidirektionalen Richtcharakteristik zwei der
Mikrofone mit jeweils zumindest zwei der Eingänge der Einrichtung gekoppelt.
[0028] Wie bei der erfindungsgemäßen Hörvorrichtung wird dadurch der Vorteil erzielt, dass
eine omnidirektionale Richtwirkung auf Grundlage eines Mikrofonsignals lediglich eines
der Mikrofone erzeugt werden kann. Das erfindungsgemäße Verfahren kann selbstverständlich
entsprechend den bereits beschriebenen Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Hörvorrichtung
weitergebildet werden. Dann ergeben sich auch die entsprechenden weiteren Vorteile.
[0029] Im Folgenden wird eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung näher erläutert.
Dazu zeigt:
- FIG 1
- eine schematische Darstellung eines Aufbaus eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts gemäß dem
Stand der Technik;
- FIG 2
- einen Signalflussgraphen einer Signalverarbeitung in einem Hörgerät, durch welche
eine Richtwirkung einer Mikrofonanordnung gemäß dem Stand der Technik bewirkt wird;
und
- FIG 3
- einen Signalflussgraphen einer Signalverarbeitung, wie er sich bei einer Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Hörvorrichtung ergibt.
[0030] FIG 3 zeigt einen Signalflussgraphen zu einer Signalverarbeitung, die in einem Hörgerät,
beispielsweise einem Hinter-dem-Ohr-Hörgerät, durchgeführt werden kann.
[0031] Das Hörgerät weist eine Anordnung aus zwei Mikrofonen 2, 2' auf, die in ihrer Funktionsweise
den in den Figuren 1 und 2 dargestellten Mikrofonen entsprechen. Aus diesem Grund
sind in FIG 3 die Mikrofone 2 und 2' mit den gleichen Bezugszeichen versehen. Die
in FIG 3 gezeigten Mikrofone 2, 2' können Mikrofone ohne eigene Richtcharakteristik
sein, d.h. ein Schall bewirkt dann in jedem der Mikrofone 2, 2' ein Mikrofonsignal,
welches unabhängig von einer Richtung ist, aus welcher der Schall auf das jeweilige
Mikrofon trifft.
[0032] In dem in FIG 3 gezeigten Beispiel weist das Hörgerät auch eine Einrichtung 10 zum
Erzeugen einer Richtwirkung der Anordnung aus den beiden Mikrofonen 2 und 2' auf.
Die Einrichtung 10 kann beispielsweise als Signalverarbeitungsprogramm in der Signalverarbeitungseinheit
des Hörgeräts bereitgestellt sein. Die Einrichtung 10 entspricht in ihrer Funktionsweise
der im Zusammenhang mit FIG 2 erläuterten Einrichtung. Aus diesem Grund sind in FIG
3 Elemente, welche Elementen der in FIG 2 gezeigten Einrichtung entsprechen, mit denselben
Bezugszeigen wie in FIG 2 versehen.
[0033] Die Mikrofone 2 und 2' sind mit Eingängen 12, 14 der Einrichtung 10 über Mittel 42
zum Koppeln der Mikrofone 2, 2' mit den Eingängen 12, 14 gekoppelt. Die Mittel 42
umfassen Summierer 44, 46 und Multiplizierer 48, 50, 52, 54. Das Mikrofon 2 ist über
den Multiplizierer 48 mit dem Summierer 44 gekoppelt. Mit dem Multiplizierer 48 lässt
sich das Mikrofonsignal des Mikrofons 2 mit einem Gewichtungsfaktor b gewichten. Das
Mikrofon 2' ist über den Multiplizierer 50 mit dem Summierer 44 gekoppelt, wobei sich
mit dem Multiplizierer 50 das Mikrofonsignal des Mikrofons 2' mit einem Faktor c gewichten
lässt. Der Summierer 44 ist mit dem Eingang 12 der Einrichtung 10 gekoppelt. Das Mikrofon
2' ist über den Multiplizierer 52 mit dem Summierer 46 gekoppelt, wobei der Multiplizierer
52 das Mikrofonsignal mit einem Gewichtungsfaktor d gewichtet.
[0034] Die Mittel 42 umfassen auch das Verzögerungselement 20 der Einrichtung 10. Ein Ausgang
des Verzögerungselements 20 ist dabei über den Multiplizierer 54 mit dem Summierer
46 gekoppelt. Durch den Multiplizierer 54 wird das Ausgangssignal des Verzögerungselements
20 mit einem Gewichtungsfaktor e gewichtet. Der Summierer 46 ist mit Eingang 14 der
Einrichtung 10 gekoppelt.
[0035] Die Mittel 42 können jeweils eine Vielzahl von weiteren Elementen umfassen, welche
in FIG 3 nicht näher dargestellt sind. Beispielsweise können sie jeweils einen Mikrofonvorverstärker
und einen Analog-Digital-Wandler umfassen.
[0036] Bei den Mitteln 42 ist es ermöglicht, durch Einstellen der Faktoren b, c, d und e
eine omnidirektionale Richtcharakteristik der Anordnung aus den Mikrofonen 2, 2' zu
erzeugen. Beispielsweise sind folgende Einstellungen möglich:
Einstellung 1: b=1; c=0; d=0; e=1:
Das Mikrofon 2 ist mit beiden Eingängen 12, 14 gekoppelt. Dabei ist es mit dem Eingang
12 direkt gekoppelt. Mit dem Eingang 14 ist das Mikrofon 2 über das Verzögerungselement
20 gekoppelt. Das Mikrofon 2' ist dagegen nicht mit der Einrichtung 10 gekoppelt.
Die Verzögerung τi des Verzögerungselements 20 kann einer Laufzeit eines Schallsignals zwischen den
beiden Mikrofonen 2 und 2' entsprechen. Dann ergibt sich eine Verzögerung der Signale
an den beiden Eingängen 12 und 14, wie sie sich auch ergibt, wenn bei der in FIG 2
gezeigten Mikrofonanordnung ein Schallsignal aus der Richtung 38 auf die Mikrofonanordnung
trifft.
Im Unterschied zu der in FIG 2 gezeigten Anordnung beruht allerdings sowohl das Signal
am Eingang 12 als auch das Signal 14 bei der Einstellung 1 auf dem Mikrofonsignal
des Mikrofons 2. Dies ist beispielsweise dann von Vorteil, wenn das Hörgerät am Ohr
eines Benutzer verrutscht ist und dadurch das Mikrofon 2' abgeschattet wird. In einem
solchen Fall lässt sich eine omnidirektionale Richtwirkung mit der Einrichtung 10
allein nicht mehr bewirken. Durch Entkoppeln des Mikrofons 2' und Koppeln des Mikrofons
2 mit beiden Eingängen 12, 14 der Einrichtung 10 gemäß der Einstellung 1 kann dagegen
eine omnidirektionale Richtwirkung bereitgestellt werden.
Einstellung 2: b=0; c=1; d=0; e=1:
Dies ergibt eine vergleichbare Funktionsweise des Hörgeräts wie die Einstellung 1,
wobei jedoch hier das Mikrofon 2' mit den Eingängen 12, 14 gekoppelt ist, während
das Mikrofon 2 von der Einrichtung 10 entkoppelt ist.
Einstellung 3: b=1; c=0; d=1; e=0:
Durch diese Einstellung ergibt sich durch die Mittel 42 dieselbe Kopplung, wie sie
auch durch die Koppelelemente 16, 18 bei der in FIG 2 gezeigten Struktur bewirkt werden.
Mit anderen Worten ist es mit dem Mittel 42 auch möglich, die Einrichtung 10 in der
aus dem Stand der Technik bekannten Weise zu betreiben.
Weitere Einstellungen:
Selbstverständlich ist es auch möglich, die Faktoren b, c, d und e auf beliebige Werte
einzustellen. Auch der Faktor a kann natürlich auf andere Werte als Null und Eins
eingestellt werden.
[0037] Genauso kann eine Anpassung der Werte beispielsweise automatisch in Abhängigkeit
von Umgebungsparametern erfolgen. Mit anderen Worten werden die Faktoren der Multiplizierer
dann adaptiv eingestellt, z.B. in Abhängigkeit von anderen Kontrollparametern während
eines Betriebs des Hörgeräts.
[0038] Durch Einstellen eines Werts 0≤b≤1 und c=1-b kann sichergestellt werden, dass zwischen
einer omnidirektionalen Richtcharakteristik auf Grundlage eines einzelnen Mikrofons
einerseits und einer gerichteten Schallerfassung, beispielsweise mit einer Kardioiden-Richtcharakteristik,
manuell oder automatisch übergeblendet werden kann, ohne dass es zu störenden Artefakten
im Ausgangsignal kommt.
[0039] Durch die Mittel 42 zum Koppeln der Mikrofone 2, 2' mit den Eingängen 12, 14 ist
es ermöglicht, lediglich eines der beiden Mikrofone an beide Eingänge der Einrichtung
10 zu koppeln. Anstelle von unterschiedlichen Mikrofonsignalen wird nun eine direktive
Verarbeitung von Amplitude und Phase von Signalen in der Einheit 10 auf Grundlage
eines einzigen Mikrofonsignals durchgeführt. Dadurch ist sichergestellt, dass auch
dann eine omnidirektionale Richtwirkung der Anordnung aus den Mikrofonen 2 und 2'
bewirkt werden kann, wenn eines der beiden Mikrofone verdeckt ist oder das Hörgerät
verrutscht ist.
[0040] Bei den Mitteln 42 und der Einrichtung 10 können die Verzögerung τ
i und die Faktoren a, b, c, d und e als eine Funktion einer Frequenz bereitgestellt
sein. Dann ergibt sich für Signalanteile unterschiedlicher Frequenz eine entsprechend
unterschiedliche Verarbeitung.
[0041] Durch eine frequenzabhängige und über die Faktoren b, c, d und e einstellbare Kopplung
der Mikrofone mit den Eingängen der Einrichtung 10 lässt sich eine omnidirektionale
Richtcharakteristik in besonders zuverlässiger Weise bereitstellen. Genauso ist aber
auch eine konventionelle Verarbeitung der Signale möglich.
[0042] Eine frequenzabhängige Verarbeitung kann beispielsweise durch Subband-Verarbeitung
ermöglicht werden, bei welcher die Mikrofonsignale in einzelne Frequenzkanäle aufgegliedert
werden.
[0043] Die in FIG 3 gezeigte Einrichtung 10 zum Erzeugen einer Richtwirkung kann natürlich
auch eine andere Anordnung von Verzögerungselementen, Summierern und Multiplizierern
sowie weiteren Elemente aufweisen. Dann können andere Richtcharakteristiken als eine
Kardioiden-Richtcharakteristik erzeugt werden.
[0044] Durch das Beispiel ist gezeigt, wie ein günstiger Kompromiss bei der Erfüllung der
folgenden Anforderungen mithilfe der erfindungsgemäßen Hörvorrichtung ermöglicht ist:
- Bereitstellen einer Richtwirkung einer Mikrofonanordnung;
- Ermöglichen einer großen Verstärkung der Mikrofonsignale;
- Vermeiden von Verrauschung durch die Signalverarbeitung; und
- Anpassen einer Signalverarbeitung an die Geometrie der Mikrofonanordnung.
[0045] Insbesondere ist eine Möglichkeit gezeigt, auch bei unvorhergesehenen Verhältnissen
bei der Schallerfassung eine omnidirektionale Richtwirkung einer Mikrofonanordnung
sicherzustellen.
1. Hörvorrichtung mit
- einer Mikrofonanordnung aus wenigstens einem ersten (2) und einem zweiten Mikrofon
(2'),
- einer Einrichtung (10) zum Erzeugen einer Richtwirkung der Mikrofonanordnung, und
- Mitteln (42) zum Koppeln des ersten Mikrofons (2) mit einem ersten Eingang (12)
der Einrichtung (10) und zum Koppeln des zweiten Mikrofons (2') mit einem zweiten
Eingang (14) der Einrichtung (10), wobei
- die Mittel (42) zum Koppeln dazu ausgelegt sind, das erste Mikrofon (2) zugleich
mit beiden Eingängen (12, 14) der Einrichtung (10) zu koppeln,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Mittel (42) zum Koppeln zusätzlich dazu ausgelegt sind, das zweite Mikrofon
(2') zugleich mit beiden Eingängen (12, 14) zu koppeln.
2. Hörvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch die Mittel (42) zum Koppeln ermöglicht ist, einen Signalpfad vom zweiten Mikrofon
(2') zur Einrichtung (10) zum Erzeugen der Richtcharakteristik wahlweise zu unterbrechen
3. Hörvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel (42) zum Koppel ein Verzögerungselement (20) umfassen, über welches das
erste Mikrofon (2) mit dem zweiten Eingang (14) koppelbar ist.
4. Hörvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Verzögerungselement (20) ein Bestandteil der Einrichtung (10) zum Erzeugen einer
Richtwirkung ist.
5. Hörvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel (42) zum Koppeln wenigstens eine Einrichtung (48, 50, 52, 54) zum Multiplizieren
einer Amplitude eines Mikrofonsignals mit einem Gewichtungsfaktor (b, c, d, e) aufweisen.
6. Hörvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel (42) zum Koppeln dazu ausgelegt sind, ein Mikrofonsignal des ersten Mikrofons
(2) mit einem Gewichtungsfaktor b zu gewichten, wobei 0<b<1 gilt, und ein Mikrofonsignal
des zweite Mikrofons (2') mit einem Gewichtungsfaktor c, wobei c = 1-b gilt.
7. Hörvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei den Mitteln zum Koppeln eine Gewichtung einer Amplitude eines Mikrofonsignals
und/oder eine Verzögerung des Mikrofonsignals eine Funktion einer Frequenz des Mikrofonsignals
ist.
8. Verfahren zum Erzeugen einer omnidirektionalen Richtcharakteristik für eine Hörvorrichtung,
bei welcher Mikrofone (2, 2') einer Mikrofonanordnung mit jeweiligen Eingängen (12,
14) einer Einrichtung (10) zum Erzeugen einer Richtwirkung der Mikrofonanordnung koppelbar
sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
zwei der Mikrofone (2, 2') mit jeweils zumindest zwei der Eingänge (12, 14) der Einrichtung
(10) gekoppelt werden.