[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen verschleißbeständigen Werkstoff, enthaltend
Kohlenstoff (C), Stickstoff (N), Sauerstoff (O), Niob und/oder Tantal (Nb/Ta) sowie
metallische Elemente und Verunreinigungen als Rest mit einem Gefüge, bestehend aus
einer Metallmatrix und in diese eingelagert Hartphasen.
[0002] Gemäß dem technischen Ansatz bestehen verschleißresistente, metallische Werkstoffe
aus einer zähfesten oder zähharten Matrix und in dieser verteilt Hartphasen, welche
zumeist als interstitielle Verbindungen ausgeformt sind.
[0003] Eine verschleißmindemde Wirkung von Hartphaseneinlagerungen ist allgemein bekannt,
wobei ein höherer Hartphasenanteil in der Matrix einen abrasiven Abtrag von der Werkstückoberfläche
höchstmöglich vermindert, wenn die Stützkraft für die Hartstoffpartikel und die Matrixhärte
hoch sind.
[0004] Nach dem Stand der Technik bestehen verschleißresistente Eisenbasiswerkstoffe, zB.
Kaltarbeitsstähle, aus einer harten, vorzugsweise thermisch vergüteten Metallmatrix
mit in dieser verteilten, aus der Restschmelze der Legierung bei der Erstarrung ausgeschiedenen,
Karbiden.
[0005] Eine Karbidbildung bei einer ledeburitischen Erstarrung einer legierten Schmelze
in einem Gussblock kann auch aufgrund einer niedrigen Erstarrungsgeschwindigkeit im
Zentrum desselben und durch Seigerung zu groben Hartphasen mit inhomogener Verteilung
im Werkstoff führen.
[0006] Um eine höhere Konzentration von Hartphasen im Werkstoff, insbesondere bei gleichmäßiger
Verteilung in diesem, zu erreichen, ist es bekannt, pulvermetallurgische Herstellverfahren
anzuwenden. Im Wesentlichen wird bei diesen PM-Verfahren eine legierte, flüssige Schmelze
nach einem Ausfließen aus einer Düse durch Hochdruck-Gasstrahlen in kleine Tröpfchen
zerteilt, welche naturgemäß mit hoher Geschwindigkeit abkühlen und dadurch feine Hartphasenpartikel
bei der Erstarrung ausscheiden. Durch ein heißisostatisches Pressen (HIP) oder mittels
Verformung des Pulvers in einem Behältnis erfolgt eine Herstellung eines weitgehend
dichten Werkstoffes mit hohem Anteil an gleichmäßig verteilten Hartphasen mit geringer
Korngröße.
[0007] Eine Steigerung der Verschleißresistenz mittels Erhöhung des Volumenanteils von Hartphasen
in der Matrix eines Werkstoffes und in der Folge einer Erhöhung der Konzentration
der die Hartphasen bildenden Elemente hat jedoch verfahrenstechnische und reaktionskinetische
Grenzen. Primäre Ausscheidungen im Flüssigmetall können während des Verdüsungsablaufes
zu einer Verringerung der Ausströmung derselben aus der Düse oder zu einem totalen
Zuwachsen der Durchtrittsöffnung führen und derart die Herstellbarkeit nachteilig
beeinflussen. Größere Legierungsüberhitzungen im Vorratsgefäß einer Anlage zur Metallpulverherstellung
können auch metallurgische und/oder reaktionskinetische Nachteile haben.
[0008] Aufgrund des Bedarfs an höchst verschleißresistenten Werkstoffen, welche gegebenenfalls
eine überlegene Korrosionsbeständigkeit aufweisen sollen, wurden vielfach Legierungen
vorgeschlagen, welche einen hohen Gehalt an Karbidbildnern, insbesondere Monokarbidbildnern,
mit entsprechendem Kohlenstoffgehalt und einer Chromkonzentration in der Matrix von
über 12.0 Gew.-% haben.
[0009] In der
DE 42 02 339 B4 wird beispielsweise ein korrösionsbeständiger, hochverschleißfester, härtbarer Stahl
mit Niobgehalten von 5.0 bis 8.0% Nb vorgeschlagen, welcher ohne Anwendung eines pulvermetallurgischen
Verfahrens herstellbar ist.
[0010] Um auch bei langsamer Abkühlung eines Bauteiles eine verschleißfeste Matrix mit harter,
martensitischer Struktur und einem hohen Karbidanteil zu erreichen, ist gemäß
DE 10 2005 020 081 A1 ein hoher Gehalt der Elemente Chrom, Molybdän, Vanadin, und vor allem auch Nickel
vorgesehen, weil diese Elemente im ZTU-Schaubild die Perlitnase nach rechts verschieben.
[0011] Legierungen, bei welchen kein teures Chrom durch Karbidbildung verloren gehen soll,
offenbart die
DE 42 31 695 A1 und schlägt vor, einen PM-Werkzeugstahl mit 1 bis 3.5 Gew.-% Stickstoff zu legieren.
[0012] Stickstoff zur Hartphasenbildung wird als vorteilhafte Maßnahme für die Herstellung
von verschleißbeständigen Werkstoffen in der
WO 2007/024 192 A1 vorgeschlagen.
[0013] Ausgehend vom technischen Bedarf und dem technologischen Stand der Technik setzt
sich die Erfindung zum Ziel, einen Werkstoff anzugeben, welcher einen hohen Widerstand
gegen Abtrag bei Abrasionsbeanspruchung aufweist. Mit Vorteil soll dieser Werkstoff
in einer Legierungsvariante auch gegen chemische Korrosion beständig zusammengesetzt
sein.
[0014] Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist die Schaffung eines Verfahrens zur Herstellung
eines Werkstoffes mit stark verringertem Verschleiß und gegebenenfalls gewünschten
Korrosionseigenschaften bzw. hoher Korrosionsbeständigkeit.
[0015] Das Ziel der eingangs genannten Erfindung wird im Wesentlichen durch einen Werkstoff,
enthaltend in Gew.-%:
Kohlenstoff (C) |
mehr als |
0.3 |
bis |
3.5 |
Stickstoff (N) |
|
0.05 |
bis |
4.0 |
Sauerstoff (O) |
mehr als |
0.002 |
bis |
0.25 |
Niob/Tantal (Nb/Ta) |
|
3.0 |
bis |
18.0 |
[0016] sowie metallische Elemente und Verunreinigungen als Rest
mit einem Gefüge, bestehend aus einer Metallmatrix und in diese eingelagert Hartphasen,
mit der Maßgabe erreicht, dass die Hartphasen als Karbide und/oder Nitride und/oder
Karbonitride und/oder Oxidkarbonitride gebildet sind und einen Durchmesser von höchstens
50 µm und mindestens 0.2 µm aufweisen.
[0017] Die Vorteile des erfindungsgemäßen, verschleißfesten Werkstoffes bestehen im Wesentlichen
darin, dass infolge der Niob/Tantal-Konzentration von 3.0 bis 18.0 Gew.-% und des
Kohlenstoffgehaltes von 0.3 bis 3.0 Gew.-% sowie des Stickstoffgehaltes von 0.05 bis
4.0 Gew.-% hochharte Niob und/oder Tantal-Monokarbide, Mononitride oder Monokarbonitride
in homogener Verteilung mit geringem Durchmesser vorliegen und derart ein hoher Abrasionswiderstand
erreicht wird.
[0018] Durch geringere Anteile an Kohlenstoff als 0.3 Gew.-% und Stickstoff als 0.05 Gew.%
kann das Bildungspotential von Verbindungen mit Gehalten von 3.0 bis 18.0 Gew.% Nb/Ta
nicht ausreichend ausgenützt werden, hingegen wirken höhere Gehalte als 3.0 bis 4.0
Gew.-% an Kohlenstoff und Stickstoff gefügeverschlechternd.
[0019] Der Sauerstoffgehalt von 0.0020 bis 0.25 im Werkstoff wirkt einerseits als Bildungskeim
für die Hartphase im Hinblick auf Hartstoffteilchen mit bestimmter, geringer Größe
in homogener Verteilung in der Matrix und andererseits als eigener Hartstoffbildner.
[0020] Höhere Sauerstoffgehalte als 0.25 Gew.-% verspröden die Hartphasen, wohingegen geringere
Gehalte als 0.0020 Gew.-% keine ausgeprägte Keimwirkung haben.
[0021] Es ist erfindungsgemäß wichtig, dass die Hartstoffteilchen einen Durchmesser von
höchstens 50µm aufweisen, weil bei größeren Phasen die Gefahr des Ausbrechens derselben
aus der Matrix sprunghaft erhöht ist. Geringere Durchmesser als 0.2µm der Hartphasen
erbringen nur eine geringe, abrasionsvermindernde Wirkung.
[0022] Wenn, wie gemäß der Erfindung, die Matrix der verschleißbeständigen Legierung eine
martensitische Gefügestruktur aufweist, so hat der Werkstoff selbst eine erhöhte abrasionsmindernde
Härte, wobei höchstmöglich eine Gefahr des Ausbrechens von Hartphasen aus dem Gefüge
bei Verschleißbeanspruchung minimiert ist.
[0023] Bei einer Weiterbildung der Erfindung hat sich für einen Werkstoff mit hohem Widerstand
gegen Abtrag bei Abrasionsbeanspruchung und mit hoher Korrosionsbeständigkeit eine
Zusammensetzung von in Gew.-%
Kohlenstoff (C) |
0.5 |
bis |
2.5 |
Stickstoff (N) |
0.15 |
bis |
0.6 |
Silicium (Si) |
0.2 |
bis |
1.5 |
Mangan (Mn) |
0.3 |
bis |
2.0 |
Chrom (Cr) |
10.0 |
bis |
20.0 |
Niob/Tantal (Nb/Ta) |
3.0 |
bis |
15.0 |
Molybdän (Mo) |
0.5 |
bis |
3.0 |
Vanadium (V) |
0.1 |
bis |
1.0 |
Titan (Ti) |
0.001 |
bis |
1.0 |
Eisen (Fe) |
|
Rest |
|
und herstellungsbedingte Verunreinigungen, mit der Maßgabe, dass der Zusammenhang
von Kohlenstoffgehalt und die jeweilige Konzentration von Niob/Tantal sowie Vanadin
und Titan einen Wert, gebildet aus

erfüllt, und die Zahl U größer als 6, jedoch kleiner als 10 ist, als besonders vorteilhaft
herausgestellt.
[0024] Die Konzentrationen der Legierungsmetalle sind in diesem Werkstoff bezüglich der
Kohlenstoffaktivität und der Karbidbildungskinetik der jeweiligen Elemente aufeinander
abgestimmt, wobei die Gehalte der Monokarbidbildner maßgebend für die vorgesehene
Kohlenstoffkonzentration sind. Stickstoff ist mit einem Gehalt von 0.6 Gew.-% nach
obenhin begrenzt, weil im gegebenen Fall die Hartphasen hauptsächlich als Karbide
ausgebildet sein sollen. Unter 0.15 Gew.-% Stickstoff ist die Verfestigungswirkung
der Matrix zu gering, sodass die Gehaltsgrenzen in Gew.% 0.15 bis 0.6 Stickstoff sind.
[0025] Silicium wirkt als Desoxidationsmetall und beeinflusst die Gefügeumwandlung der Legierung
bei der Wärmebehandlung. Ein Mindestgehalt von 0.2 Gew.-% Si ist im Hinblick auf eine
wirksame Oxidbildung wichtig, wo hingegen höhere Gehalte als 1.5 Gew.-% die Zähigkeit
nachteilig beeinflussen.
[0026] Ein Mangangehalt von 0.3 Gew.-% und mehr ist für eine Abbindung von Schwefel im Metall
vorgesehen, wobei über 2.0 Gew.-% Mn eine nachteilig wirkende Austenitstabilität fördert.
[0027] Chrom und Molybdän begründen eine Korrosionsbeständigkeit der Legierung bei Mindestkonzentrationen
von 10.0 und 0.5 Gew.-%, können jedoch auch als Karbidbildner wirksam sein. Höhere
Gehalte als 20 Gew.-% Cr und 3.0 Gew.-% Mo führen in nachteiliger Weise bei einer
Wärmebehandlung zu einer Stabilisierung von Ferrit.
[0028] Vanadin und Titan sollen Gehalte von jeweils 1.0 Gew.-% nicht übersteigen, weil Karbide
dieser Elemente im hohen Maße Cr lösen bzw. in das Kristallgitter einbauen, wodurch
im Randbereich der Matrix eine Verarmung an Cr entstehen kann.
[0029] Durch diese örtliche Chromverarmung erfolgt eine Störung der Ausbildung einer stabilen
Passivschicht an der Oberfläche, wodurch die Korrosionsbeständigkeit der Legierung
verschlechtert ist. In Gew.-% 0.1 Vanadin und 0.001 Titan wirken für eine Bildung
von Monokarbidkeimen günstig.
[0030] Die Elemente Niob und Tantal sind Elemente, die in der Legierung ab einem Gehalt
von 3.0 Gew.-% harte, die Verschleißfestigkeit des Werkstoffes fördernde Monokarbide
ausformen. Dabei ist es wichtig, dass diese Elemente Nb/Ta nur eine geringe Neigung
zeigen, weitere Elemente, insbesondere Chrom, bei der Karbid-oder Karbonitridbildung
in das Kristallgitter einzubauen, sodass im Umfeld dieser Hartphasen keine Verarmung
der Matrix an Legierungskomponenten, insbesondere an Chrom und Molybdän, entsteht
und somit kein nachteiliger Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit des Werkstoffes
entsteht.
[0031] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung werden ein geringer Verschleiß und
eine hohe Korrosionsbeständigkeit des Werkstoffes erreicht, wenn dieser
Kohlenstoff (C) |
mehr als |
0.3 |
bis |
1.0 |
Stickstoff (N) |
|
1.0 |
bis |
4.0 |
Silizium (Si) |
|
0.2 |
bis |
1.5 |
Mangan (Mn) |
|
0.3 |
bis |
1.5 |
Chrom (Cr) |
|
10.0 |
bis |
20.0 |
Niob/Tantal (Nb/Ta) |
|
3.0 |
bis |
15.0 |
Molybdän (Mo) |
|
0.5 |
bis |
3.0 |
Vanadin (V) |
|
0.1 |
bis |
1.0 |
Titan (Ti) |
|
0.001 |
bis |
1.0 |
Eisen (Fe) |
|
|
Rest |
|
und herstellungsbedingte Verunreinigungen,
mit der Maßgabe aufweist, dass der Zusammenhang von Stickstoffgehalt und die jeweilige
Konzentration von Niob sowie Vanadin einen Wert, gebildet aus

erfüllt ist, und die Zahl U1 größer als 4 und kleiner als 8 ist.
[0032] Der hohe Stickstoffgehalt von 1.0 bis 4.0 Gew.-% bei Kohlenstoffkonzentrationen von
0.3 bis 1.0 Gew.-% führt zu im Wesentlichen aus Nitriden gebildeten Hartphasen, wobei
die durch Chrom und Molybdän bewirkte Passivschichtbildung und die Korrosionsbeständigkeit
gefördert werden.
[0033] Unter Berücksichtigung des Chromgehaltes im Hinblick auf eine Korrosionsbeständigkeit
und bei Ausrichtung des Verschleißwiderstandes auf im Wesentlichen Karbide kann gemäß
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ein Werkstoff günstig und wirtschaftlich
bereitstellbar sein, der in Gew.-%
Kohlenstoff (C) |
0.5 |
bis |
3.0 |
Stickstoff (N) |
0.15 |
bis |
0.6 |
Silizium (Si) |
0.2 |
bis |
1.5 |
Mangan (Mn) |
0.3 |
bis |
2.0 |
Chrom (Cr) |
10.0 |
bis |
20.0 |
Niob/Tantal (Nb/Ta) |
3.0 |
bis |
15.0 |
Molybdän (Mo) |
0.5 |
bis |
3.0 |
Vanadin (V) |
0.1 |
bis |
1.0 |
Titan (Ti) |
0.001 |
bis |
1.0 |
Eisen (Fe) |
|
Rest |
|
mit herstellungsbedingten Verunreinigungen
mit der Maßgabe beinhaltet, dass der Zusammenhang von Kohlenstoffgehalt und die jeweilige
Konzentration von Niob, Vanadin, Titan und Chrom einen Wert, gebildet aus

erfüllt, und die Zahl U2 größer als 6 und kleiner als 10
und die Zahl U3 größer als 9 und kleiner als 17 sind.
[0034] Werden von einem erfindungsgemäßen Werkstoff neben hoher Verschleißfestigkeit auch
eine hohe Warmhärte und dgl. Zähigkeit gefordert, wie dies für spanabhebende Werkzeuge
von besonderer, größter Bedeutung ist, so kann die Legierung bei abgesenkten Chromgehalten
folgende Zusammensetzung und Relationen der Elemente in Gew-% aufweisen
Kohlenstoff (C) |
1.0 |
bis |
3.5 |
Stickstoff (N) |
0.05 |
bis |
0.4 |
Silizium (Si) |
0.2 |
bis |
1.5 |
Mangan (Mn) |
0.3 |
bis |
1.0 |
Chrom (Cr) |
2.5 |
bis |
6.0 |
Niob/Tantal (Nb/Ta) |
3.0 |
bis |
18.0 |
Molybdän (Mo) |
2.0 |
bis |
10.0 |
Wolfram (W) |
0.1 |
bis |
12.0 |
Vanadin (V) |
0.1 |
bis |
3.0 |
Cobalt (Co) |
0.1 |
bis |
12.0 |
Eisen (Fe) |
|
Rest |
|
mit herstellungsbedingten Verunreinigungen
mit der Maßgabe, dass der Zusammenhang von Kohlenstoffgehalt und die jeweilige Konzentration
von Niob/Tantal sowie Vanadin und Titan einen Wert, gebildet aus

erfüllt ist, wobei die Zahlenwerte U4 = 6 bis 10 / U5 = 80 bis 100 sind.
[0035] Der auf einer Art Schnellstahllegierung basierende, hochverschleißfeste Werkzeugwerkstoff
kann auf einfache Weise auf hohe Härtewerte vergütet werden und weist trotz hoher
Härte überragende Zähigkeit auf. Besonders ausgeprägt ist die Verschleißfestigkeit
der aus dieser Legierung gebildeten Schneidwerkzeuge, welche Werkzeuge dadurch eine
besonders hohe Standzeit im groben und unterbrochenen Schnitt haben.
[0036] Das erfindungsgemäße Verfahren der eingangs genannten Art ist derart bestimmt, dass
in einem ersten Schritt eine metallische, flüssige Legierung, enthaltend Niob/Tantal
(Nb/Ta) mit einer Konzentration von 3.0 bis 18.0 Gew.-%, sowie einem Gehalt an Kohlenstoff
und/oder Stickstoff, bei welcher keine Primärausscheidungen an Karbiden und/oder Nitriden
oberhalb der Verdüsungstemperatur oder Liquidustemperatur gebildet werden, zu Pulvermaterial
verdüst wird, wonach das Pulver einem Verfahren zur Erhöhung des Kohlenstoffgehaltes
und/oder des Stickstoffgehaltes und/oder des Sauerstoffgehaltes unterworfen und im
Folgenden einem Heißkompaktieren, insbesondere einem Heißisostatischen Pressen unterworfen
wird, wobei der Pressling bzw. HIP-Körper alternativ einer Warmverformung und/oder
einer Wärmebehandlung unterworfen wird.
[0037] Weil bei hohen Nb/Ta-Gehalten primäre Karbid- und Nitridausscheidungen gebildet werden
können, ist es erfindungsgemäß wesentlich, in einer sonst vollständig zusammengesetzten,
flüssigen Vorlegierung die Gehalte an Kohlenstoff und Stickstoff unter der Grenze
für eine Ausscheidungsbildung zu halten und dieses Flüssigmetall, insbesondere mittels
Stickstoffs, zu Pulvermaterial zu verdüsen. Ein derart erhaltenes, festes Metallpulver
wird in der Folge bei erhöhter Temperatur durch geeignete Mittel gezielt aufgekohlt
und/oder dessen Stickstoffgehalt und/oder Sauerstoffgehalt bis auf vorgesehene Gehalte
erhöht. Ein derart in der Zusammensetzung nach der Erfindung eingestelltes Pulver
wird in Behältnissen gemäß dem Stand der Technik eingeschlossen, kann durch Heißisostatisches
Pressen (HIPen) oder Verformen bei hoher Temperatur kompaktiert und auf gewünschte
Abmessungen gebracht werden.
[0038] Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, dass Werkstoffe mit hohem Karbid-Nitrid-
oder Karbonitrid-Hartstoffanteil hergestellt werden können, wobei die Hartstoffpartikel
geringe Durchmesser und homogene Verteilung in der Matrix haben. Die Matrixelemente
können durch eine thermische Vergütung bzw. durch ein Härten und Anlassen des Werkstoffes
diesem eine hohe Festigkeit vermitteln und ein Ausschalen oder Ausbrechen der größeren,
optimierten Hartstoffteilchen weitestgehend verhindern. Dadurch wird eine besonders
ausgeprägte Verschleißbeständigkeit des Werkstoffes erreicht.
[0039] Eine Aufkohlung und/oder einer Erhöhung des Stickstoffgehaltes bei Einstellung des
Sauerstoffgehaltes des vorlegierten Metallpulvers kann gemäß der Erfindung durch beigemischten,
elementaren Kohlenstoff und/oder durch eine Kohlenstoff und/oder Stickstoff und/oder
Sauerstoff abgebende Atmosphäre, insbesondere bei erhöhter Temperatur vor oder bei
einer Heißkompaktierung erfolgen.
[0040] In einer Ausgestaltung der Erfindung können dem Pulverwerkstoff auch weitere Hartstoffpartikel
mit einer Größe von 2 bis 50µm in einem Ausmaß bis 25 Vol.-% beigemischt werden, welche
in der Folge für den gegebenen Werkstoff verschleißsenkend wirksam sind.
[0041] Anhand von lediglich Ausführungswege darstellenden Beispielen sollen im Vergleich
mit bekannten Werkstoffen die Eigenschaften der erfindungsgemäßen Legierung näher
dargestellt werden.
[0042] Tab. 1 auf Seite 11 zeigt die Zusammensetzung von zwei handelsüblichen, verschleißfesten
Legierungen mit den Bezeichnungen X190 CrVMo 20 4 1, X90 CrVMo 18 1 1, von korrosionsfesten,
erfindungsgemäßen Legierungen mit den Bezeichnungen A, B, C, und von Schneidwerkstoffen
nach der Erfindung mit den Bezeichnungen D, E, F.
[0043] Die handelsüblichen Legierungen waren nach dem PM-Verfahren mit einer Verformung
des HIP-Blockes (Heiß-Isostatisch-gepresst) von größer 6-fach hergestellt worden.
[0044] Pulver für die Proben mit der Bezeichnung A, B, C wurden aus Legierungen mit folgenden
Hauptbestandteilen in Gew.-%:
Bezeichnung |
Si |
Mn |
Cr |
Mo |
V |
W |
Nb |
Co |
Fe |
A |
0.43 |
0.42 |
11.92 |
2.21 |
0.08 |
0.07 |
9.02 |
0.08 |
Rest |
B |
0.51 |
0.44 |
16.41 |
2.19 |
0.09 |
0.07 |
9.56 |
0.05 |
Rest |
C |
0.43 |
0.42 |
11.92 |
2.21 |
0.05 |
0.06 |
9.02 |
0.08 |
Rest |
durch Verdüsen mittels Stickstoffgas hergestellt.
[0045] Ein Verdüsen mit Stickstoff erfolgte weiters unter Verwendung von Schmelzen mit der
Bezeichnung D, E, F mit den Hauptbestandteilen in Gew.-%:
Bezeichnung |
Si |
Mn |
Cr |
Mo |
V |
W |
Nb |
Co |
Fe |
D |
0.30 |
0.40 |
4.15 |
2.94 |
1.52 |
2.13 |
3.34 |
0.12 |
Rest |
E |
0.28 |
0.35 |
3.95 |
2.84 |
1.47 |
2.23 |
3.45 |
8.21 |
Rest |
F |
0.37 |
0.33 |
3.58 |
4.10 |
1.84 |
5.07 |
10.73 |
7.07 |
Rest |
[0046] Als Aufkohlungsmittel wurden versuchsweise für die Werkstoffe mit den Bezeichnungen
A bis C verwendet:
CH
4+O
Graphit (beigemischt) und Stickstoff + O
CH
4 + Stickstoff + O, wobei den Metallpulvern ca. 10% NbC mit einer Korngröße von 28µm
beigemischt war.
[0047] Die Metallpulver der weiteren Legierungen D bis F wurden in den Versuchen mit folgenden
Aufkohlungs- und Aufstickungsmitteln behandelt:
CO + CH4 + O
CO + N + O
Graphit + CO + N + O
[0048] Ein Auflegieren der Legierungspulver mit Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff erfolgte
bei erhöhter Temperatur.
[0049] Das auflegierte Metallpulver wurde in der Folge unter Stickstoffatmosphäre in Stahlbehälter
eingebracht und klopfverdichtet, wonach ein Verschweißen der Behälter und ein Heiß-Isostatisches-Pressen
bei einer Temperatur von 1165°C erfolgte.
[0050] Nach einem Warmverformen des HIP-Blockes wurden dem Erzeugnis Proben entnommen, analysiert
(Tab. 1) und untersucht, wobei wichtige Ergebnisse in Fig. 1 bis Fig. 3 wiedergegeben
sind.
Tab. 1
Bezeichnung |
C |
N |
Si |
Mn |
Cr |
Mo |
V |
W |
Nb |
Co |
X190 CrVMo 20 41 |
1.90 |
0.20 |
0.70 |
0.30 |
20.00 |
1.00 |
4.00 |
0.60 |
- |
- |
X90 CrVMo 18 11 |
0.90 |
0.01 |
0.40 |
0.40 |
18.00 |
1.10 |
1.00 |
0.06 |
- |
- |
A |
1.45 |
0.18 |
0.42 |
0.41 |
11.76 |
2.18 |
0.08 |
0.07 |
8.90 |
0.08 |
B |
2.30 |
0.19 |
0.50 |
0.43 |
16.05 |
2.14 |
0.09 |
0.07 |
9.35 |
0.05 |
C |
1.45 |
0.18 |
0.42 |
0.41 |
11.76 |
2.18 |
0.05 |
0.06 |
8.90 |
0.08 |
D |
1.30 |
0.08 |
0.30 |
0.40 |
4.10 |
2.90 |
1.50 |
2.10 |
3.30 |
0.12 |
E |
1.40 |
0.07 |
0.28 |
0.35 |
3.90 |
2.80 |
1.45 |
2.20 |
3.40 |
8.10 |
F |
2.45 |
0.08 |
0.36 |
0.32 |
3.50 |
4.00 |
1.80 |
4.95 |
10.48 |
6.90 |
[0051] Tab. 1 zeigt die chemische Zusammensetzung von bekannten Werkstoffen (X190 CrVMo
20 4 1 sowie X90 CrMoV 18 1 1) und jene von Stahlproben gemäß der Erfindung
[0052] Korrosionsverhalten:
Das Korrosionsverhalten der Legierungen wurde anhand von Stromdichte-PotentialKurven
an den Proben nach ASTM G65 in 1 n H2SO4, 20°C ermittelt, wobei eine Abschreckung derselben von 1100°C bzw. 1070°C und ein
Anlassen bei 200°C erfolgten.
[0053] Wie aus Fig. 1 hervorgeht, weist im relevanten Potentialbereich von etwa -300mV bis
+300mV die Vergleichslegierung X190 CrVMo 20 4 1 im Wesentlichen die höchste Passivstromdichte
im Vergleich mit den erfindungsgemäß zusammengesetzten Proben A, B, C auf, was deren
verbessertes Korrosionsverhalten offenbart.
[0054] Fig. 2 zeigt die Härte der unterschiedlich zusammengesetzten Legierungen nach einem
Härten in Abhängigkeit von der Anlasstemperatur nach zweimaligem Anlassen.
[0055] Die jeweilige Härtetemperatur ist dem Bezeichnungsfeld für die Legierungen entnehmbar.
[0056] Im Vergleich mit X190 CrVMo 20 4 1 weisen die Werkstoffe A und C der erfindungsgemäßen
Legierung eine vergleichbar niedrige Anlasshärte auf, weil deren jeweiliger Kohlenstoffgehalt
einer verbesserten Korrosionsbeständigkeit wegen (siehe Fig.1) niedrig gewählt wurde.
[0057] Die Werkstoffhärte der Legierungen D, E und F liegen im Bereich von Anlasstemperaturen
zwischen 500°C und 600°C entscheidend höher, was eine deutliche Überlegenheit derselben
für einen Einsatz von beispielsweise Schneid- und Formelementen offenlegt.
[0059] Körnung. Die Härten der Proben sind über den jeweiligen Balken in Fig. 3 angegeben.
Sowohl die korrosionsbeständige Legierung B als auch die Legierungen E und F gemäß
der Erfindung zeigen überragenden Widerstand gegen Verschleiß, was auf eine entsprechend
günstige Wahl von Kohlenstoff- und Niobgehalten hinweist.