Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Strömungsmaschinen, insbesondere der
mit Abgasen von Brennkraftmaschinen beaufschlagten Abgasturboladern.
[0002] Sie betrifft eine Wellenabdichtung einer solchen Strömungsmaschine.
Stand der Technik
[0003] Für die Leistungssteigerung einer Verbrennungskraftmaschine werden heutzutage standardmässig
Abgasturbolader eingesetzt, mit einer Turbine im Abgastrakt der Verbrennungskraftmaschine
und mit einem der Verbrennungskraftmaschine vorgelagerten Verdichter, welcher mit
der Turbine über eine gemeinsame Welle verbunden ist. Mit der Aufladung eines Verbrennungsmotors
mittels Abgasturbolader wird die Füllmenge und somit das Kraftstoffgemisch in den
Zylindern erhöht und daraus ein merklicher Leistungsanstieg für den Motor gewonnen.
Optional kann die im Abgas eines Verbrennungsmotors gebundene Energie mittels einer
Nutzturbine in elektrische oder mechanische Energie gewandelt werden. Dabei ist anstelle
eines Verdichters wie beim Abgasturbolader ein Generator oder ein mechanischer Verbraucher
an der Turbinewelle angeschlossen.
[0004] Ein Abgasturbolader setzt sich standardmässig aus einem Rotor, bestehend aus einer
Welle, einem Verdichterrad und einem Turbinenrad, aus einer Lagerung für die Welle,
aus strömungsführenden Gehäuseteilen (Verdichtergehäuse resp. Turbinengehäuse) und
aus dem Lagergehäuse zusammen.
[0005] Aufgrund des hohen Prozessdruckes im turbinen- wie auch verdichterseitigen Strömungsbereich
ist die Welle des Abgasturboladers gegenüber dem Hohlraum des Lagergehäuses mit einem
passenden Dichtkonzept abzudichten. Der Innendruck im Hohlraum des Lagergehäuses entspricht
üblicherweise dem atmosphärischen Druck. Der Gasdruck im Strömungskanal der Verdichter-
respektive Turbinenseite hängt dagegen vom aktuellen Betriebspunkt des Abgasturboladers
ab und liegt in den meisten Betriebspunkten über dem Druck im Hohlraum des Lagergehäuses.
In gewissen Fällen ist aber auch mit einem Unterdruck zu rechnen, z.B. im Teillastbetrieb
oder bei Stillstand.
[0006] Aus
DE 20 25 125 ist eine turbinenseitige Wellenabdichtung eines Abgasturboladers bekannt, welche
sich aus einer einfachen Ölfangkammer turbinenseitig vom Radiallager sowie einem Kolbenring
mit Dichtwirkung zwischen der Welle und dem Lagergehäuse zusammensetzt. Das axial
aus dem Radiallager austretende Lageröl spritzt auf die nach Aussen versetzte und
rotierende Wellenschulter und wird durch Zentrifugalkräfte in die Ölfangkammer geschleudert.
Das derart abgeschleuderte Lageröl fliesst anschliessend der Schwerkraft folgend innerhalb
der Ölfangkammer nach unten und wieder zurück in den Ölkreislauf der Lagerschmierung.
[0007] Zur Reduktion der Gasleckage aus dem Strömungskanal durch den Radrückraum der Turbine
in den Hohlraum des Lagergehäuses werden standardmässig Kolbenringe aus Metal, beispielsweise
Grauguss, eingesetzt. Der unter Spannung stehende Kolbenring wird in einer radialen
Nut mit axialer Anschlagschulter im Lagergehäuse verspannt. Als Gegenstück zum Kolbenring
wird die rotierende Welle mit einer radialen Nut versehen, wobei der Kolbenring innerhalb
dieser Nut axial gefangen ist und diese radial überdeckt. Aufgrund des Differenzdrucks
zwischen dem Abgasdruck und dem Druck im Inneren des Lagergehäuses wird der Kolbenring
in Richtung des vorhandenen Druckgradienten innerhalb der Nut axial auf Anschlag verschoben.
Durch die axiale Auflage des Kolbenrings an einer der Nutinnenfläche schleift sich
dieser ein und dichtet das Lagergehäuseplenum relativ zur Abgasströmung ab. Zur Verbesserung
der Dichtwirkung können auch zwei oder mehr Kolbenringe eingesetzt werden, wie dies
etwa in
CH 661 964 A5,
US 3 180 568,
US 4 196 910 oder
EP 1 860 299 offenbart ist. In diesen Dokumenten ist gezeigt, wie sich die Dichtwirkung gegenüber
den heissen Abgasen durch die zusätzliche Verwendung von Sperrluft respektive Entlüftung
der Raums zwischen den beiden Kolbenringen erhöhen lässt und dadurch ein Entweichen
der Abgase ins Lagergehäuse gänzlich unterbunden werden kann.
[0008] Aus
DE 37 37 932 A1 ist eine turbinenseitige Wellenabdichtung eines Abgasturboladers bekannt, bei welcher
der Ölablauf aus dem Radiallager zwischen der Lagerstelle und den beiden Kolbenringen
erfolgt. Dabei wird zur Verbesserung der Öldichtheit anstelle einer einfachen axialen
Wellenschulter eine zusätzliche Schleuderscheibe verwendet.
[0009] Die Menge des im Bereich der Kolbenringnut auftreffenden unerwünschten Lageröls kann
damit erheblich reduziert werden. Analog erfolgt in den Wellenabdichtungen gemäss
US 4 268 229 sowie
DE 30 21 349 der Ölablauf zwischen dem Radiallager und dem benachbarten Kolbenring, wobei der
Ölablauf immer aus einer Kammer besteht. Zusätzlich wird der Hohlraum zwischen den
beiden Kolbenringen mittels eines zusätzlichen Verbindungskanals mit dem Hohlraum
des Lagergehäuses verbunden und auf atmosphärischen Umgebungsdruck belüftet. Die resultierende
Druckdifferenz über dem linken Kolbenring wird dadurch unterbunden, sodass der Kolbenring
vorwiegend eine ölabdichtende jedoch nicht heissgasabdichtende Funktion übernimmt.
Somit übernimmt nur der rechte Kolbenring die Abdichtung zwischen dem unter Druck
stehenden Strömungskanal und dem Hohlraum des Lagergehäuses. Durch diese Konstruktionsvarianten
ergeben sich demnach zwei getrennte Abläufe für die Medien Öl (aus Radiallager) sowie
Abgas (aus Strömungskanal) wobei die Abläufe durch einen Kolbenring getrennt werden.
Das aus dem Radiallager austretende Schmieröl spritzt unter Umständen axial in den
Kolbenringbereich der Gasabdichtung und flutet im ungünstigsten Falle die gesamte
Kolbenringnut. Üblicherweise ist der Gasdruck im Strömungskanal eines Verdichters
oder Turbine grösser als der Innendruck im Lagergehäuse des Turboladers. So hat eine
positive Druckdifferenz (Druck im Strömungskanal ist höher als im Hohlraum des Lagergehäuses)
zur Folge, dass die sich einstellende Gasleckage die Kolbenringdichtung durchbläst
und das unbeabsichtigt in den Kolbenringbereich eingedrungene Lageröl zurück in die
Ölfangkammer des Lagergehäuses befördert.
[0010] Dem entgegenzuwirken versucht die in
DE 10 2004 055 429 B3 beschriebene Dichtungseinrichtung für eine geschmierte Lagerung einer Rotorwelle,
die ein Lagergehäuse eines Abgasturboladers gegen ein zugeführtes Schmiermittel in
axialer Richtung abdichtet. Auf der Rotorwelle ist eine erste Dichtung in Form eines
Spaltes, eines Labyrinths oder eines Kolbenrings und eine zweite Dichtung in Form
eines engen Spaltes oder eines Labyrinths vorgesehen, welche zwischen sich einen sich
ringförmig um den Umfang der Rotorwelle erstreckenden Ölablaufkanal einschließen,
der mittels einer gehäuseseitigen Ölablaufnut und einer in achsgleicher Position angeordneten
wellenseitigen Ölablaufnut aufgebaut ist. Im Ölablaufkanal ist ein in radialer Richtung
der Rotorwelle mit einem Ende frei in den ringförmigen Ölablaufkanal ragender ringförmiger
Dichtsteg vorgesehen, der eine in axialer Richtung wirkende Barriere für in den Ölablaufkanal
eindringendes Schmiermittel darstellt und den Spalt der zweiten Dichtung radial überdeckt.
[0011] Aus
DE 43 30 380 A1 ist ein Abgasturbolader bekannt, welcher aus einem zweiteiligen Lagergehäuse besteht,
bei dem aus einem ersten Teil Öl zur Kühlung auf die Oberfläche des zweiten Teils
gespritzt wird.
[0012] Bei allen beschriebenen, turbinenseitigen Wellenabdichtkonzepten besteht unter gewissen
Umständen die Gefahr, dass heisse Gase aus dem Radrückraum der Abgasturbine durch
die Kolbenringabdichtung entweichen, und das im Kolbenringbereich sowie der Ölablaufnuten
verbleibende Lageröl lokal verbrennt und dadurch eine starke Verkokung der Wellenabdichtung
und damit verbundenem Verschleiss verursacht. Die Verkokungsgefahr nimmt mit steigender
Abgastemperatur und erhöhter Gasleckage durch die Kolbenringe sowie schlechter Bauteilkühlung
zu. So ist eine aktive Kühlung dieser Dichtungspartie entscheidend für die Betriebssicherheit
der Wellenabdichtung.
[0013] Aus
DE 197 13 415 A1 ist ein Abgasturbolader bekannt, welcher im Bereich eines Axiallagers im Rücken des
Verdichterrades eine ringförmige Dichtungsplatte als Ölspritzschutz aufweist.
[0014] Aus
US2005/0188694 A1 ist ein Abgasturbolader bekannt, welcher im Bereich der Wellenabdichtung im Rücken
des Verdichterrades zwischen zwei Kolbenringen ein Ölabsaugrohr aufweist, durch welches
mittels einer Vakuumpumpe die Zone zwischen den beiden Kolbenringen von allfällig
eindringendem Öl gereinigt wird.
[0015] Aus
US 4,523,763 ist ein Abgasturbolader bekannt, welcher im Bereich der Wellenabdichtung im Rücken
des Verdichterrades eine Labyrinth-Dichtung aufweist, welche verhindern soll, dass
Öl aus dem Schmierkreislauf in den Arbeitsraum des Verdichters gelangen kann.
Kurze Darstellung der Erfindung
[0016] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Wellenabdichtung einer
in einem Lagergehäuse gelagerten Welle einer Strömungsmaschine zu schaffen bei welcher
das Ablaufverhalten des Schmieröls verbessert sowie die Verkokungsgefahr der Kolbenringabdichtung
durch aktive Kühlung der Dichtungspartie minimiert werden kann.
[0017] Die erfindungsgemässe Wellenabdichtung einer in einem Lagergehäuse gelagerten Welle
einer Strömungsmaschine zwischen einem Hohlraum im Lagergehäuse und einem Radrückraum
eines Laufrades der Strömungsmaschine umfasst mehrere Dichtungen. Eine erste, laufradseitige
Dichtung, welche beispielsweise in Form mindestens eines Kolbenrings ausgebildet sein
kann, sowie eine zweite, lagerseitige Dichtung, welche beispielsweise in Form eines
Dichtspaltes zwischen dem Lagergehäuse und der Welle ausgebildet sein kann. Zwischen
der laufradseitigen Dichtung und der lagerseitigen Dichtung ist eine Ölablaufkammer
angeordnet, welche von einer dritten, mittleren Dichtung, die beispielsweise in Form
eines Dichtspaltes zwischen dem Lagergehäuse und der Welle ausgebildet ist, begrenzt
ist. Zwischen der dritten Dichtung und der ersten, laufradseitigen Dichtung ist zudem
erfindungsgemäss eine Gasaustrittskammer angeordnet. Die dritte Dichtung trennt erfindungsgemäss
die beiden Medien Öl aus der Ölablaufkammer vom Gas aus der Gasaustrittskammer sauber
ab wodurch die Verkokungsgefahr in der Ölablaufkammer minimiert werden kann, da die
beiden Medien nicht innerhalb der gleichen Sammelkammer aufeinander treffen. Beide
Medien werden durch die dritte Dichtung getrennt voneinander durch mindestens zwei
Ablaufkanäle seitlich ins Lagergehäuseplenum abgeleitet. Die erfindungsgemässe Wellenabdichtung
wird zudem durch mindestens eine schräg ausgerichtete Spritzölvorrichtung aktiv gekühlt,
wobei kein Spritzöl in die Ablaufkammern gelangen soll. Die Wellenabdichtung ist konstruktiv
so gestaltet, dass möglichst viel Spritzöl die Materialtemperaturen des Lagergehäuses
sowie des optionalen Einsatzstücks und den darin eingebauten Kolbenringen gering hält
und eine Verkokung des Öls in den diversen Ablaufkammern unterbindet.
[0018] Optional kann derjenige Bereich des Lagergehäuses, welcher Teil der erfindungsgemäss
ausgebildeten Wellenabdichtung ist, als ein Einsatzstück ausgebildet sein. Das Einsatzstück
kann bei betriebsbedingter Abnutzung leicht ersetzt oder aber etwa zu Reinigungszwecken
kurzzeitig aus dem Lagergehäuse ausgebaut werden. Zudem ist als Material für dieses
Einsatzstück ein Werkstoff mit möglichst hoher Wärmeleiteigenschaft zu wählen.
[0019] Optional kann derjenige Bereich der Welle, welcher Teil der erfindungsgemäss ausgebildeten
Wellenabdichtung ist und mit seiner Kontur zusammen mit dem Lagergehäuse die Ölablaufkammer
sowie die Gasaustrittskammer bildet, als ein mit der Welle mitrotierender, hülsenförmiger
Aufsatz ausgebildet sein. Dieser Aufsatz kann auf die Welle aufgeschrumpft, aufgeschraubt
oder auf andere Weise form- und/ oder kraftschlüssig mit der Welle verbunden werden.
Der Aufsatz ist optional aus einem Material gefertigt, welches gegenüber dem Material
der Welle eine verbesserte Wärmeleitfähigkeit oder eine erhöhte isolierenden Wirkung
aufweist. Auf diese Weise kann eine potentielle Ölverkokung in den Ölablaufrillen
unterbunden werden kann.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0020] Nachfolgend wird die erfindungsgemässe Wellenabdichtung anhand von Zeichnungen detailliert
erläutert. Dabei zeigt
- Fig. 1
- eine teilweise aufgeschnittene Ansicht eines Abgasturboladers gemäss dem Stand der
Technik mit einem Radialverdichter und einer Radialturbine,
- Fig. 2
- einen entlang der Welle geführten Schnitt durch eine erfindungsgemäss ausgebildete,
turbinenseitige Wellenabdichtung eines Abgasturboladers nach Fig. 1,
- Fig. 3
- eine Ansicht von unten auf ein Gehäuseteil einer zweiten Ausführungsform der Wellenabdichtung
nach Fig. 2,
- Fig. 4
- einen entlang IV-IV geführten Schnitt durch das Gehäuseteil nach Fig. 3, und
- Fig. 5
- die Wellenabdichtung gemäss Fig. 2 mit einem auf der Welle aufgeschrumpften Aufsatz.
Weg zur Ausführung der Erfindung
[0021] Fig. 1 zeigt einen Abgasturbolader gemäss dem Stand der Technik mit einem Radialverdichter
90 und einer Radialturbine 10. Das Gehäuse des abgebildeten Abgasturboladers ist teilweise
aufgeschnitten dargestellt, um den Rotor mit dem Verdichterrad 91, der Welle 20 und
dem Turbinenrad 11 sehen zu können. Die Luftführung vom Lufteintritt 92 über das Verdichterrad
91 bis zum Luftaustritt 93 sowie die Gasführung vom Gaseintritt 12 über das Turbinenrad
11 bis zum Gasaustritt 13 sind mit dicken Pfeilen angedeutet. Die Welle 20 ist im
Lagergehäuse 30 drehbar gelagert, in der Regel mittels zweier Radiallager und mindestens
eines Axiallagers.
[0022] Fig. 2 zeigt vergrössert dargestellt einen Abgasturbolader oder eine Nutzturbine
im Bereich des turbinenseitigen Radiallagers 34. Turbinenseitig dieses Radlagers,
also in der Darstellung rechts davon, ist die erfindungsgemäss ausgebildete Wellenabdichtung
angeordnet, welche den Hohlraum 50 im Lagergehäuse vom Radrückraum 15 des Turbinenrades
11 trennt. In der dargestellten Ausführungsform der erfindungsgemäss ausgebildeten
Wellenabdichtung umfasst das Lagergehäuse im Bereich der Wellenabdichtung ein Einsatzstück
31 (Dichtbüchse), welches als separates Bauteil realisiert ist. Das Einsatzstück 31
ist ringförmig ausgebildet und umfasst eine radial äussere Ölablaufrinne 52 für das
aus dem Radiallager 34 radial nach Aussen geschleuderte sowie seitlich abgegebene
Spritzöl. Das Einsatzstück wird direkt oder indirekt mit Spritzöl bespritzt und dadurch
aktiv gekühlt. Das Spritzöl wird durch die Ölspritzvorrichtung 61 auf die zu kühlenden
Bauteile geleitet. Die Versorgung mit Spritzöl erfolgt durch den Ölkanal 60 im turbinenseitigen
Lagerflansch 62. Die Ölspritzvorrichtung 61 ist in der dargestellten Ausführungsform
als Bohrung derart ausgeführt und ausgerichtet, dass das Spritzöl im Bereich des Lagergehäuses
30 auf die Innenkontur 63 trifft und das Einsatzstück im Bereich der Ölablaufrinne
52 benetzt. Durch das Spritzöl sowie dem Öl aus der Lagerung 34 und Ölablaufrinne
51 werden das Einsatzstück und die darin befindlichen Kolbenringe, Dichtungen und
Ablaufkammern umfassend gekühlt und eine Verkokung weitgehend unterbunden. Zur Erhöhung
der Kühlwirkung auf die Kolbenringe und Ablaufkammern ist das Einsatzstück 31 optional
aus einem Material mit möglichst hoher Wärmeleiteigenschaft gefertigt. Weiter lassen
sich die Komponenten der Wellenabdichtung 31, 30, 41, 42 durch ein zusätzliches Hitzeblech
70 von der heissen Turbinenrückwand 11 und Radrückraum 15 trennen. Das Hitzeblech
70 ist im Bereich des Radrückraumes 15 zwischen der heissen Turbinenrückwand 11 und
dem Einsatzstück 31 der Wellenabdichtung angeordnet. Optional liegt das Hitzeblech
im radial inneren Bereich mit einer Auflagefläche 71 am Einsatzstück 31 auf. Durch
dieses Hitzeblech 70 reduzieren sich die Materialtemperaturen im Bereich des Einsatzstücks
31 und Kolbenringe 41, 42 zusätzlich, was wiederum die Verkokungsneigung minimiert.
Die Ölablaufrinne 52 ist in axialer Richtung von einer radial ausgezogenen Dichtplatte
32 begrenzt die wiederum selbst durch das Öl im Ablaufkanal 51 gekühlt wird. Das Einsatzstück
umfasst weiter Aussparungen zur Aufnahme zweier in Serie angeordneter Kolbenringe
41 und 42, welche an sich bekannt sind und deren Funktionsweise eingangs im Stand
der Technik beschrieben ist. Das Einsatzstück umfasst weiter im radial innenliegenden
Bereich eine Ölablaufkammer 53, eine separate Gasaustrittskammer 55 für die Gasleckage
aus den beiden Kolbenringen 41 und 42 sowie einen Dichtsteg 33 welcher die Ölablaufkammer
53 und die Gasaustrittskammer 55 voneinander trennt.
[0023] Die Ölablaufrinne 51 zwischen dem Radiallager 34 und der Dichtplatte 32 bildet den
ersten Hauptablaufkanal des aus dem Radiallager austretenden Lageröls. Die Dichtplatte
32 bildet mit einem radial gegenüberliegenden ersten Steg 21 der Welle 20 einen ersten
radialen Dichtspalt 43, aufgrund dessen ein Eindringen des Lageröls aus der Ölablaufrinne
51 in die Ölablaufkammer 53 minimiert wird. Die rotierende Wellenkontur der Ölablaufkammer
53 ist mit einer radial nach Innen versetzten Ablaufnut versehen, wodurch sich innerhalb
der Ölablaufkammer 53 zwei Abspritzkanten links und rechts dieser Nut ergeben. Das
durch die Abspritzkanten in den durch die Nut im Einsatzstück 31 gebildeten, radial
äusseren Bereich der Ölablaufkammer 53 geschleuderte Öl fliesst aufgrund der Schwerkraft
innerhalb der Ölablaufkammer 53 entlang der Kontur des Einsatzstücks 31 nach unten.
Damit das Lageröl aus der Ölablaufkammer 53 in den Ölkreislauf der Lagerschmierung
zurückgeführt werden kann, weist die Ölablaufkammer 53 im unteren Bereich mindestens
einen Ölablaufkanal 54 auf.
[0024] Das Einsatzstück 31 der erfindungsgemäss ausgebildeten Wellenabdichtung zeichnet
sich durch eine neben der Ölablaufkammer 53 angeordnete Gasaustrittskammer 55 aus,
die von der Ölablaufkammer 53 durch einen umlaufenden Dichtsteg 33 abgetrennt ist.
Die ringförmig ausgebildete Gasaustrittskammer 55 wird für das Sammeln des durch die
Kolbenringe 41 und 42 durchströmenden heissen Gases verwendet. Der Dichtsteg 33 bildet
mit einem radial gegenüberliegenden zweiten Steg 22 der Welle 20 einen zweiten radialen
Dichtspalt 44. Der Dichtspalt 44 trennt erfindungsgemäss die beiden Medien Öl aus
der Ölablaufkammer 53 vom Gas aus der Gasaustrittskammer 55 sauber ab. Das in der
Gasaustrittskammer 55 aufgefangene Gas wird wiederum durch mindestens einen separaten
Gasablaufkanal 56 innerhalb des Einsatzstücks 31 und getrennt vom Ölablaufkanal 54
ins gemeinsame Volumen des Hohlraums 50 im Lagergehäuse überführt. Durch die gezielte
Trennung der beiden Abläufe soll eine Vermischung der beiden Medien im Bereich der
Ölablaufkammer 53 unterbunden und dadurch die Verkokungsgefahr im Dichtverbund reduziert
werden. Zudem wird durch die grosse Ölablaufrinne 51 sowie der ersten Dichtstelle
43 der Hauptanteil des aus dem Radiallager 34 austretenden Lageröls nach Aussen hin
abgeführt und über die Ölablaufrinne 52 von der Kolbenringpartie ferngehalten.
[0025] Optional sind die Austritte des mindestens einen Ölablaufkanals 54 und des Gasablaufkanals
56 in Umfangsrichtung versetzt angeordnet, wie dies in der Fig. 3 und Fig. 4 dargestellt
ist. Fig. 3 zeigt eine Ansicht von unten auf das Einsatzstück 31 ohne Welle und angrenzende
Gehäuseteile. Die unten aus dem Einsatzstück hinausführenden Öffnungen der beiden
Ölablaufkanäle 54 und des Gasablaufkanals 56 sind axial und insbesondere in Umfangsrichtung
versetzt. Fig. 4 zeigt in dem entlang IV-IV geführten Schnitt die Ablaufkanäle und
die radial nach Innen vorstehende Dichtplatte 32 sowie im Bereich des Gasablaufkanals
56 den ebenfalls radial nach Innen vorstehenden Dichtsteg 33. Die versetzten Kanalaustritte
führen zu einer grösseren Festigkeit des Einsatzstückes.
[0026] In der dargestellten Ausführungsform sind die Dichtungen 43 und 44 als radiale Dichtspalte
ausgeführt. Optional können diese Dichtungen mit Kolbenringdichtung oder anderen Dichtelementen
ergänzt oder ersetzt werden.
[0027] Optional kann das Lagergehäuse im Bereich der erfindungsgemäss ausgebildeten Wellenabdichtung
ohne separates Einsatzstück ausgebildet sein. In diesem Fall sind die entsprechenden
Nuten, Dichtplatten und Dichtstege direkt ins Lagergehäuse eingelassen. Gegenüber
der einteilig ausgebildeten Variante ohne separates Einsatzstück weist die ausführlich
beschriebene Ausführungsform mit separatem Einsatzstück den Vorteil auf, dass das
Einsatzstück zwecks Kühlung der Dichtungspartie aus einem Material mit guter Wärmeleitfähigkeit
(z.B. Ck45) gefertigt werden kann und somit unabhängig ist vom verwendeten Lagergehäusematerial
(z.B. GGG-40). Weiter ist ein Einsatzstück bei betriebsbedingter Abnutzung leicht
zu ersetzen oder aber etwa zu Reinigungszwecken kurzzeitig aus dem Lagergehäuse auszubauen.
[0028] Optional kann gemäss Fig. 5 die rotierende Wellenkontur der Turbine im Bereich der
erfindungsgemäss ausgebildeten Wellenabdichtung durch einen hülsenförmigen Aufsatz
81 ausgeführt werden. Der Aufsatz 81 wird auf einen Sitz 82 auf der Welle aufgeschrumpft
und eine auf der Welle ausgebildete Kante dient dem Aufsatz als Axialanschlag 83.
Der Aufsatz sowie der Wellensitz sind so auszulegen, dass der Wärmeaustrag über die
Ölkühlung maximiert und der Wärmeeintrag über den Schrumpfsitz auf die Welle minimiert
wird. Der Aufsatz ist demzufolge aus einem gut wärmeleitenden Material zu fertigen.
Durch die Kühlung des Aufsatzes werden die Ölablaufrinnen ebenfalls gekühlt, was wiederum
die Verkokungsgefahr in den Ablaufklammern 53 und 55 minimiert. Optional kann der
Aufsatz 81 auch auf andere Weise kraft- und/ oder formschlüssig auf der Welle befestigt
werden, beispielsweise mittels einer Schraubverbindung (Gewinde) zwischen dem Aufsatz
und der Welle.
[0029] In der dargestellten Ausführungsform umfasst die Wellenabdichtung zwei Kolbenringe
41 und 42. Alternativ kann auch nur ein Kolbenring vorgesehen sein oder es können
in dem Bereich oder an anderen Stellen der Wellenabdichtung weitere Kolbenringe vorgesehen
sein.
[0030] Die dargestellte und detailliert beschriebene Ausführungsform zeigt die erfindungsgemäss
ausgebildete Wellenabdichtung auf der Turbinenseite eines Abgasturboladers oder einer
Nutzturbine. Natürlich kann die erfindungsgemäss ausgebildete Wellenabdichtung auch
analog auf der Verdichterseite eines Abgasturboladers, oder auch bei einer beliebigen
anderen Strömungsmaschine eingesetzt werden.
Bezugszeichenliste
[0031]
- 10
- Turbine
- 11
- Turbinenrad
- 12
- Gaseinlass
- 13
- Gasaustritt
- 15
- Radrückraum des Laufrades
- 20
- Welle
- 21, 22
- Dichtsteg
- 30
- Lagergehäuse
- 31
- Einsatzstück des Lagergehäuses
- 32
- Dichtplatte
- 33
- Dichtsteg
- 34
- Radiallager
- 41, 42
- Kolbenring
- 43, 44
- radialer Dichtspalt
- 50
- Hohlraum im Lagergehäuse
- 51, 52
- Ölablaufrinne
- 53
- Ölablaufkammer
- 54
- Ölablaufkanal
- 55
- Gasaustrittskammer
- 56
- Gasablaufkanal
- 60
- Ölkanal
- 61
- Ölspritzvorrichtung
- 62
- Turbinenseitiger Lagerflansch
- 63
- Innenkontur des Lagergehäuses
- 70
- Hitzeblech
- 71
- Auflagestelle
- 81
- Mit der Welle mitrotierender Aufsatz
- 82
- Wellensitz
- 83
- Axialanschlag
- 90
- Verdichter
- 91
- Verdichterrad
- 92
- Lufteinlass
- 93
- Luftaustritt
1. Wellenabdichtung einer in einem Lagergehäuse (30) gelagerten Welle (20) einer Strömungsmaschine
zwischen einem Hohlraum (50) im Lagergehäuse (30) und einem Radrückraum (15) eines
Laufrades (11) der Strömungsmaschine, umfassend eine laufradseitige Dichtung (41,
42) zwischen dem Lagergehäuse (30, 31) und der Welle (20, 21) sowie eine lagerseitige
Dichtung (43) zwischen dem Lagergehäuse (30, 31) und der Welle (20, 21), wobei zwischen
der laufradseitigen Dichtung und der lagerseitigen Dichtung eine Ölablaufkammer (53)
vorgesehen ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Ölablaufkammer (53) von einer dritten Dichtung (44) zwischen dem Lagergehäuse
(30, 31) und der Welle (20, 22) begrenzt ist, und dass zwischen der dritten Dichtung
und der laufradseitigen Dichtung eine Gasaustrittskammer (55) angeordnet ist, und
in das Lagergehäuse radial ausserhalb der Ölablaufkammer (53) eine Ölablaufrinne (52)
eingelassen ist, wobei im Bereich der Ölablaufrinne (52) mindestens eine Ölspritzvorrichtung
(61) angeordnet ist, mit welcher der Bereich der Ölablaufrinne mit Öl bespritzt werden
kann.
2. Wellenabdichtung nach Anspruch 1, wobei die laufradseitige Dichtung in Form mindestens
eines Kolbenrings (41, 42) ausgebildet ist.
3. Wellenabdichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die lagerseitige Dichtung
in Form eines Dichtspaltes (43) ausgebildet ist.
4. Wellenabdichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die dritte Dichtung in Form
eines Dichtspaltes (44) ausgebildet ist.
5. Wellenabdichtung nach Anspruch 1 bis 4, wobei innerhalb des Radrückraumes (15) ein
Hitzeblech (70) die Wellenabdichtung von der heissen Turbinenrückwand (11) abschirmt.
6. Wellenabdichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei das Lagergehäuse im Bereich
der Wellenabdichtung ein Einsatzstück (31) umfasst, in welches Ausnehmungen eingelassen
sind, welche die Ölablaufkammer (53) sowie die Gasaustrittskammer (55) bilden.
7. Wellenabdichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Ölablaufkammer (53) und
die Gasaustrittskammer (55) je mindestens einen separaten Ablaufkanal (54, 56) umfassen.
8. Wellenabdichtung nach Anspruch 7, wobei der mindestens eine Ablaufkanal (54) der Ölablaufkammer
(53) und der mindestens eine Ablaufkanal (56) der Gasaustrittskammer (55) getrennt
voneinander in den Hohlraum (50) im Lagergehäuse (30) münden.
9. Wellenabdichtung nach Anspruch 8, wobei der mindestens eine Ablaufkanal (54) der Ölablaufkammer
(53) und der mindestens eine Ablaufkanal (56) der Gasaustrittskammer (55) in Umfangsrichtung
versetzt in den Hohlraum (50) im Lagergehäuse (30) münden.
10. Wellenabdichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei die Welle im Bereich der
Wellenabdichtung einen Aufsatz (81) umfasst, welcher eine Kontur aufweist, die zusammen
mit dem Lagergehäuse die Ölablaufkammer (53) sowie die Gasaustrittskammer (55) bildet.
11. Wellenabdichtung nach Anspruch 10, wobei der Aufsatz (81) aus einem Material gefertigt
ist, welches gegenüber dem Material der Welle eine höhere Wärmeleitfähigkeit aufweist.
12. Strömungsmaschine, umfassend mindestens ein auf einer Welle (20) angeordnetes Laufrad
(11) sowie ein Lagergehäuse (30), in welchem die Welle (20) drehbar gelagert ist,
wobei zwischen dem Lagergehäuse (30) und der Welle (20) eine Wellenabdichtung nach
einem der Ansprüche 1 bis 10 angeordnet ist.
13. Abgasturbolader oder Nutzturbine, umfassend mindestens ein auf einer Welle (20) angeordnetes
Turbinen-Laufrad (11), sowie ein Lagergehäuse (30), in welchem die Welle (20) drehbar
gelagert ist, wobei zwischen dem Lagergehäuse (30) und der Welle (20) eine Wellenabdichtung
nach einem der Ansprüche 1 bis 10 angeordnet ist.
14. Abgasturbolader, umfassend mindestens ein auf einer Welle (20) angeordnetes Verdichter-Laufrad
(11), sowie ein Lagergehäuse (30), in welchem die Welle (20) drehbar gelagert ist,
wobei zwischen dem Lagergehäuse (30) und der Welle (20) eine Wellenabdichtung nach
einem der Ansprüche 1 bis 10 angeordnet ist.