[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung für Messungen an Folienblasen, mit einer
in Umfangsrichtung der Folienblase in gleichbleibendem Abstand zu dieser verlaufenden
Führungsbahn, an der ein Wagen geführt ist, der einen auf die Umfangsfläche der Folienblase
gerichteten Messkopf trägt.
[0002] Bei der Herstellung von Blasfolien ist es wünschenswert, bei laufender Produktion
Messungen an der Folienblase vorzunehmen. Insbesondere ist es erwünscht, die Dickenverteilung
der Folie auf dem Umfang der Folienblase kontinuierlich zu überwachen, so dass durch
Einwirkung auf die Kühl- und/oder Extrusionstemperatur ein konstantes Dickenprofil
eingeregelt werden kann. Bei dem Messkopf handelt es sich in diesem Fall beispielsweise
um einen kapazitiven Dickensensor, der sich auf einem Luftpolster schwebend über die
äußere Umfangsfläche der Folienblase bewegt, wie in
WO 2009/027037 beschrieben wird.
[0003] Aus
EP 1 674 821 A1 ist eine Messvorrichtung der oben genannten Art bekannt, bei der an der Führungsbahn
zwei Wagen geführt sind, die durch eine Traverse miteinander verbunden sind. Der Messkopf
ist in der Mitte der Traverse angeordnet. Die Traverse besteht aus zwei gelenkig oder
teleskopartig miteinander verbundenen Teilen, so dass der Abstand zwischen den beiden
Wagen auf der Führungsbahn variiert und damit die radiale Position des Messkopfes
an den jeweiligen Durchmesser der Folienblase angepasst werden kann, wobei der Messkopf
stets auf die Umfangsfläche der Folienblase gerichtet bleibt.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Messvorrichtung dieser Art baulich zu vereinfachen.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass der Messkopf durch ein Gelenk
am freien Ende eines Auslegers gehalten ist, der an seinem anderen Ende schwenkbar
mit dem Wagen verbunden ist, und dass dem Gelenk ein Kompensationsantrieb zur Korrektur
der durch eine Schwenkbewegung des Auslegers bedingten Änderung der Orientierung des
Messkopfes zugeordnet ist.
[0006] Erfindungsgemäß braucht je Messkopf nur ein einziger Wagen an oder auf der Führungsbahn
angeordnet zu sein. Zur Anpassung der Position des Messkopfes an unterschiedliche
Durchmesser der Folienblase wird der Ausleger relativ zum Wagen geschwenkt. Dabei
ändert sich allerdings auch die Orientierung des Messkopfes relativ zur Umfangsfläche
der Folienblase. Diese Änderung wird durch den Kompensationsantrieb rückgängig gemacht,
so dass der Messkopf an der Stelle, an der er die Folie misst, stets parallel zur
Umfangsfläche der Folienblase ausgerichtet ist.
[0007] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0008] Der Ausleger kann je nach Ausführungsform in einer waagerechten Ebene, also parallel
zur Ebene der Führungsbahn schwenkbar sein oder auch in einer vertikalen Ebene, also
rechtwinklig zur Ebene der Führungsbahn. Im ersteren Fall ändert sich beim Verschwenken
des Auslegers im allgemeinen auch der Azimut der Messposition, an der die Folie mit
dem Messkopf vermessen wird. Damit man das Dickenprofil über den Umfang der Folienblase
messen und aufzeichnen kann, muss zu jedem Messzeitpunkt der zugehörige Azimut der
Messposition bekannt sein. Wenn der Ausleger geschwenkt wird, um die Vorrichtung an
einen anderen Durchmesser der Folienblase anzupassen, so wird die dadurch bedingte
Änderung des Azimuts rechnerisch korrigiert.
[0009] Der Kompensationsantrieb kann ein aktiver Antrieb sein, beispielsweise in der Form
eines geeignet angesteuerten Servomotors. Es ist jedoch auch ein passiver Antrieb
möglich, der dadurch gebildet wird, dass die Schwenkbewegung des Messkopfes um das
Gelenk mechanisch mit der Schwenkbewegung des Auslegers relativ zum Wagen gekoppelt
wird. Die Kopplung kann beispielsweise durch ein gelenkiges Steuergestänge oder durch
einen über Seil- und Kurvenscheiben laufenden Treibriemen erfolgen.
[0010] Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel anhand der Zeichnung näher erläutert.
[0011] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen schematischen Grundriss einer erfindungsgemäßen Messvorrichtung; und
- Fig. 2
- eine vergrößerte Grundrissdarstellung wesentlicher Teile der Messvorrichtung in einem
anderen Betriebszustand.
[0012] Die in Fig. 1 gezeigte Vorrichtung dient zur Ausführung von Messungen an einer schlauchförmigen
Folienblase 10, die in Fig. 1 in einem horizontalen Schnitt gezeigt ist. Bei der Blasfolienherstellung
wird bekanntlich ein Folienschlauch aus einer Ringdüse extrudiert und mit Innenluft
zu der Folienblase 10 aufgeblasen, die dann nach oben abgezogen, flachgelegt und aufgewickelt
wird. In der Zone, in der sich der Durchmesser der Folienblase durch das Einblasen
von Innenluft vergrößert, wird die Folienblase zumeist auch mit Außenluft angeblasen
und dadurch gekühlt, bis das Kunststoffmaterial an der sogenannten Frostgrenze seine
Plastizität verliert und dann nicht weiter verstreckt werden kann. Umfangszonen der
Folienblase 10, die weniger stark gekühlt werden, bleiben heißer und damit leichter
streckbar, so dass die Folie hier stärker ausgedünnt wird, während sich in Umfangszonen,
in denen stärker gekühlt wird, eine Dickstelle in der Folie ergibt. Ungleichmäßige
Kühlungsbedingungen können daher zu einem ungleichmäßigen Dickenprofil der Folie führen.
Die hier gezeigte Messvorrichtung dient vor allem dazu, das Dickenprofil der Folie
oberhalb der Frostgrenze auf dem gesamten Umfang der Folienblase 10 kontinuierlich
aufzunehmen, so dass die Kühlungsbedingungen in einem geschlossenen Regelkreis geregelt
werden können.
[0013] Zu diesem Zweck liegt am Umfang der Folienblase 10 ein Messkopf 12 an, beispielsweise
ein kapazitiver Messkopf, der auf einem Luftpolster über die Folienoberfläche gleitet.
Der Messkopf 12 sitzt am Ende eines Messkopfhalters 14, der seinerseits durch ein
Gelenk 16 schwenkbar am freien Ende eines Auslegers 18 gehalten ist.
[0014] Das andere Ende des Auslegers 18 ist an einem Wagen 20 befestigt, der auf einer Führungsbahn
22 geführt ist. Die Führungsbahn 22 verläuft im gezeigten Beispiel ringförmig um den
gesamten Umfang der Folienblase 10. Mit Hilfe eines Fahrantriebs 24 ist der Wagen
20 längs der Führungsbahn 22 verfahrbar, so dass der Messkopf 12 um den Umfang der
Folienblase 10 umläuft.
[0015] Damit die Position des Messkopfes 12 an wechselnde Durchmesser der Folienblase 10
angepasst werden kann, ist der Ausleger 18 relativ zu dem Wagen 20 um eine vertikale
(also parallel zur Achse der Folienblase 10 verlaufende) Achse 26 schwenkbar. Dazu
ist im gezeigten Beispiel als Schwenkantrieb 28 Spindeltrieb oder wahlweise auch eine
hydraulische oder pneumatische Kolben/Zylinder-Einheit vorgesehen.
[0016] Wenn jedoch, um den Messkopf 12 auf einen anderen Durchmesser der Folienblase einzustellen,
der Ausleger 18 um einen bestimmten Winkel um die Achse 26 gedreht wird, so ändert
sich entsprechend auch die Orientierung des Messkopfes 12. Ohne weitere Gegenmaßnahmen
wäre deshalb die der Folienoberfläche zugewandte Messfläche des Messkopfes 12 nicht
mehr parallel zur Folienoberfläche ausgerichtet, und es könnte keine korrekte Messung
vorgenommen werden. Aus diesem Grund ist dem Gelenk 16 ein Kompensationsantrieb 30
zugeordnet, der die Orientierung des Messkopfes 12 selbsttätig korrigiert.
[0017] Wenn, wie in dem in Fig. 1 gezeigten Zustand, der Ausleger 18 nicht genau tangential
zur Führungsbahn 22 verläuft und der Ausleger dann um die Achse 26 geschwenkt wird,
so weist die Bewegung des Gelenks 16 am freien Ende des Auslegers auch eine Bewegungskomponente
in Umfangsrichtung der Führungsbahn 22 auf, mit der Folge, dass sich bei unveränderter
Position des Wagens 20 der Azimut AZ der Messposition ändert. Diese Änderung muss
bei der Aufzeichnung der vom Messkopf 12 gelieferten Messergebnisse berücksichtigt
werden, damit die gemessene Foliendicke korrekt dem jeweiligen Umfangssegment der
Folienblase zugeordnet werden kann.
[0018] Darüber hinaus führt diese Änderung des Azimuts AZ auch dazu, dass die Umfangsfläche
der Folienblase 10 an der Stelle des Messkopfes 12 eine andere Orientierung hat als
zuvor. Der Kompensationsantrieb 30 muss deshalb im allgemeinen nicht nur den Messkopfhalter
14 um den Winkel zurückdrehen, um den der Ausleger 18 relativ zum Wagen 20 geschwenkt
wurde, sondern muss auch die durch die Änderung des Azimuts verursachte Änderung der
Orientierung der Oberfläche der Blasfolie ausgleichen.
[0019] Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist der Kompensationsantrieb 30 ein passiver Antrieb,
der nicht über einen eigenen Motor verfügt, sondern die Schwenkbewegung des Auslegers
18 relativ zum Wagen 20 mechanisch mit einer Drehung des Messkopfträgers 14 um das
Gelenk 16 koppelt. Zu diesem Zweck ist an dem Messkopfträger 14 eine Riemenscheibe
32 befestigt, über deren Umfang ein Treibriemen 34 läuft. Ein Ende des Treibriemens
34 ist an der Riemenscheibe 32 befestigt. Das andere Ende ist an einer Kurvenscheibe
36 befestigt und läuft über eine durch diese Kurvenscheibe 36 gebildete Steuerkontur.
Die Kurvenscheibe 36 ist drehfest mit dem Wagen 20 verbunden.
[0020] An der Riemenscheibe 32 greift exzentrisch eine Zugfeder 38 an, die den Treibriemen
34 gespannt hält. Wenn nun der Ausleger 18 relativ zum Wagen 20 und damit auch relativ
zu der Kurvenscheibe 36 um die Achse 26 geschwenkt wird, so wälzt der Treibriemen
34 an der Steuerkontur der Kurvenscheibe 36 ab, wodurch er sich entweder verkürzt
oder verlängert, so dass die Riemenscheibe 32 und damit auch der Messkopfhalter 14
und der Messkopf 12 entsprechend um das Gelenk 16 gedreht werden. Die Kontur der Kurvenscheibe
36 ist so berechnet, dass diese Drehung nicht nur die Drehung des Auslegers um die
Achse 26, sondern auch die Änderung des Azimuts ausgleicht, so dass die Messfläche
des Messkopfes 12 wieder exakt parallel zur Umfangsfläche der Folienblase 10 ausgerichtet
ist.
[0021] Fig. 2 illustriert einen Zustand, in dem die Folienblase 10 einen größeren Durchmesser
hat und somit in geringerem Abstand zu der Führungsbahn 22 verläuft. Der Ausleger
18 ist dementsprechend weiter nach außen verschwenkt. Dadurch wurde der Treibriemen
34 weiter von der Steuerkontur der Kurvenscheibe 36 abgehoben, und die effektive Länge
des Treibriemens 34 hat sich vergrößert. Die Längenzunahme hat zu einer Kontraktion
der Zugfeder 38 geführt, so dass sich die Riemenscheibe 32 um einen durch die Geometrie
der Kurvenscheibe 36 bestimmten Winkel gedreht hat. Dieser Winkel ist so groß, dass
der Messkopf 12 in der neuen Position wieder exakt parallel an der Oberfläche der
Folienblase 10 anliegt.
[0022] Auf dem Wagen 20 ist eine elektronische Steuereinheit 40 angeordnet, die den Fahrantrieb
24, den Schwenkantrieb 28 für den Ausleger 18 sowie auch den Betrieb des Messkopfes
12 steuert und dessen Messergebnisse aufnimmt und aufzeichnet. Die Steuereinheit 40
wertet auch ein vom Fahrantrieb 24 geliefertes Wegsignal aus, das die Position des
Wagens 20 auf der Führungsbahn 22 angibt, sowie ein Drehwegsignal, das von einem nicht
gezeigten Drehweggeber am Ausleger 18 geliefert wird und die Winkelstellung des Auslegers
18 relativ zum Wagen 20 angibt. In einer bevorzugten Ausführungsform ist in den Schwenkantrieb
28 (Spindeltrieb) ein Weggeber integriert, der den (linearen) Verstellweg des Spindeltriebs
misst und dessen Signal dann in das Drehwegsignal umgerechnet wird. Aus diesen Daten
berechnet die Steuereinheit 40 die azimutale Position des Messkopfes 12, so dass die
Ergebnisse der Dickenmessung korrekt dem zugehörigen Umfangsbereich der Folienblase
10 zugeordnet werden können.
[0023] Wenn die Messvorrichtung umgerüstet und an einen anderen Folienblasendurchmesser
angepasst wird, so kann wahlweise der Ausleger 18 auch von Hand verschwenkt werden.
Der Schwenkantrieb 28 ist daher nicht zwingend erforderlich.
[0024] Wenn andererseits ein steuerbarer Schwenkantrieb 28 vorhanden ist, kann die Steuereinheit
40 die Schwenkbewegung des Auslegers 18 in Abhängigkeit von der aktuellen Form und
Größe der Folienblase 10 steuern. Zu diesem Zweck kann in den Messkopf 12 ein Kraftsensor
integriert sein, der die Kraft misst, mit der die Folienblase gegen den Messkopf andrückt.
Ein Beispiel wird in
EP 1 191 305 B1 beschrieben. Wenn die Steuereinheit 40 diese Kraft auf einen vorgegebenen Sollwert
regelt, passt sich der Messkopf automatisch der aktuellen Lage der Folienblase an.
Alternativ kann die Lage des Messkopfes relativ zur Folienblase auch mittels eines
Abstandssensors, z. B. eines Ultraschall-Abstandssensors gemessen und geregelt werden.
1. Vorrichtung für Messungen an Folienblasen (10), mit einer in Umfangsrichtung der Folienblase
in gleichbleibendem Abstand zu dieser verlaufenden Führungsbahn (22), an der ein Wagen
(20) geführt ist, der einen auf die Umfangsfläche der Folienblase (10) gerichteten
Messkopf (12) trägt, dadurch gekennzeichnet, dass der Messkopf (12) durch ein Gelenk (16) am freien Ende eines Auslegers (18) gehalten
ist, der an seinem anderen Ende schwenkbar mit dem Wagen (20) verbunden ist, und dass
dem Gelenk (16) ein Kompensationsantrieb (30) zur Korrektur der durch eine Schwenkbewegung
des Auslegers (18) bedingten Änderung der Orientierung des Messkopfes (12) zugeordnet
ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der der Ausleger (18) in einer Ebene schwenkbar ist,
die zu der Ebene der Führungsbahn (22) parallel ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, mit einer Steuereinheit (40), die dazu ausgebildet ist,
anhand der Position des Wagens (20) auf der Führungsbahn (22) und anhand der Winkelstellung
des Auslegers (18) relativ zum Wagen (20) den Azimut (AZ) des Messkopfes (12) in Bezug
auf die Mittelachse der Folienblase (10) zu bestimmen und die vom Messkopf (12) gelieferten
Messergebnisse dem jeweiligen Azimut zuzuordnen.
4. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei der der Kompensationsantrieb
(30) in einer mechanischen Kopplung zwischen der Schwenkbewegung des Auslegers (18)
relativ zum Wagen (20) und einer Drehung des Messkopfes (12) um das Gelenk (16) besteht.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, bei der der Kompensationsantrieb (30) eine Riemenscheibe
(32) und einen über diese Riemenscheibe laufenden Treibriemen (34) auf weist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, bei der der Kompensationsantrieb (30) eine Kurvenscheibe
(36) aufweist, die eine Steuerkontur bildet, an welcher der Treibriemen (34) abwälzt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, bei der die Kurvenscheibe (36) feststehend am Wagen (20)
gehalten ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, bei der die Riemenscheibe (32) elastisch
in einer Drehrichtung vorgespannt ist, in der der Treibriemen (34) unter Zugspannung
gehalten wird.