[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Herstellung von Dosenkörpern,
beispielsweise für Druckbehälter- oder Getränkedosen. Dabei wird ein topfförmiger
Rohling mit Hilfe eines Ziehstempels in den Dosenkörper umgeformt. Der Dosenkörper
weist einen Dosenboden und eine aus demselben Material ohne Fügestelle an den Dosenboden
anschließende Dosenwand auf. Auf der dem Dosenboden gegenüberliegenden Seite ist der
Dosenkörper offen. Um den topfförmigen Rohling umformen zu können, wird dieser mit
Hilfe eines Niederhalters zwischen diesem und einem Gegenelement eingespannt. Anschließend
kann ein Ziehstempel den Rohling in den Dosenkörper umformen, insbesondere durch so
genanntes Abstreckpressen.
[0002] Aus der
WO 2009/052608 A1 ist eine Vorrichtung bzw. ein Verfahren bekannt, wobei aus einer ebenen Platine zunächst
ein topfförmiger Rohling durch Ziehen der Platine über einen hohlzylindrischen Vorsprung
geformt wird. Anschließend wird der Boden des topfförmigen Rohlings mit Hilfe eines
Stempels in den hohlzylindrischen Vorsprung hinein gedrückt, wobei der Rohling sozusagen
umgestülpt wird.
[0003] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung
für die Herstellung eines Dosenkörpers zu schaffen, die die Belastung des Materials
des Rohlings reduziert.
[0004] Diese Aufgabe wird durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Patentanspruches
1 und ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruches 10 gelöst.
[0005] Erfindungsgemäß wird der topfförmige Rohling zwischen einem Niederhalter und einem
Gegenelement eingespannt. Hierfür wird der Niederhalter mit Hilfe einer Antriebseinrichtung
aus einer Ausgangsposition in eine Einspannposition bewegt. Während dieser Bewegung
regelt die Antriebseinrichtung eine die Position oder die Positionsänderung des Niederhalters
charakterisierende Positionsgröße, wie zum Beispiel die Drehstellung eines Elektromotors.
Das Gegenelement ist insbesondere ortsfest und kann beispielsweise Teil eines Unterwerkzeugs
sein. Nach dem Erreichen der Einspannposition schaltet die Antriebseinrichtung automatisch
um und regelt eine die Einspannkraft charakterisierende Kraftgröße. Dies kann beispielsweise
durch die Regelung des Motormoments eines Elektromotors erfolgen. In der Einspannposition
wird daher die für das anschließende Umformen des Rohlings in den Dosenkörper gewünschte
Einspannkraft geregelt. Eine zu hohe Einspannkraft kann zum Einreißen des Materials
des Rohlings führen. Bei einer zu geringen Einspannkraft können sich im Dosenkörper
Knicke oder Falten bilden. Durch die Kraft- oder Momentenregelung während des Einspannens
des Rohlings durch den Niederhalter, die vorzugsweise einem frei programmierbaren
Sollwertverlauf folgt, wird die Qualität des hergestellten Dosenkörpers verbessert.
[0006] Zum Umformen und insbesondere zum Abstreckpressen des Rohlings in den Dosenkörper
ist vorzugsweise ein koaxial zum Niederhalter angeordneter Ziehstempel vorgesehen.
Insbesondere kann der Ziehstempel einen rohrförmig geformten Niederhalter koaxial
durchgreifen. Zum Betätigen des Ziehstempels ist ein von der Antriebseinrichtung getrennt
ansteuerbarer Stempelantrieb vorgesehen.
[0007] Die Positionsgröße und/oder die Kraftgröße sind veränderlich vorgebbar. Die Positionsgröße
und/oder die Kraftgröße können abhängig von einer Leitgröße und/oder abhängig von
der Zeit vorgegeben sein. Die vorgegebenen Größen sind vorzugsweise frei programmierbar
und beispielsweise in einer Steuereinheit abgespeichert.
[0008] Nach dem Eintritt eines vorgegebenen Ereignisses wird zwischen der Positions- oder
Lageregelung und der Kraft-oder Momentenregelung umgeschaltet. Beispielsweise wird
der Beginn und das Ende der Kraft- oder Momentenregelung anhand der Änderung einer
Leitgröße, insbesondere eines virtuellen Leitwinkels bestimmt. Die Regelung der Kraftgröße
wird beispielsweise beendet, wenn der virtuelle Leitwinkel einen vorgegebenen Schwellenwert
erreicht hat. Dies ist kann bei sich sinusförmig änderndem Leitwinkel dann der Fall
sein, wenn seit dem Zeitpunkt, zudem der Niederhalter die Einspannposition erreicht
hat, eine vorgegebene Zeitspanne abgelaufen ist. Die vorgegebene Zeitspanne ist an
die erforderliche Dauer für das Umformen des Rohlings zum Dosenkörper angepasst. Nachdem
die Zeitspanne abgelaufen oder der vorgegebene Leitwinkelwert des Leitwinkels erreicht
ist, schaltet die Antriebseinrichtung ihre Regelung von der Kraft- oder Momentenregelung
in die Positionsregelung um und bewegt den Niederhalter aus der Einspannposition zurück
in die Ausgangsposition. Anschließend beginnt der Ablauf wieder von neuem.
[0009] Der Leitwinkel kann einen Verlauf gemäß einer periodischen Schwingung mit konstanter
Frequenz, insbesondere einen sinusförmigen Verlauf aufweisen. Über den Leitwinkel
können mehrere Antriebe der Vorrichtung miteinander synchronisiert werden, z.B. die
Antriebseinrichtung für den Niederhalter und der separat gesteuerte Stempelantrieb.
[0010] Bei der bevorzugten Ausgestaltung der Vorrichtung weist die Antriebseinrichtung einen
Elektromotor, insbesondere einen Synchronmotor auf. Zur Positionsregelung wird anhand
der Motorspannung die gewünschte Drehstellung eingestellt. Zur Regelung der Einspannkraft
wird das Motormoment entsprechend geregelt, z.B. anhand des Motorstroms. Ein Elektromotor
lässt sich sowohl hinsichtlich seiner Drehposition, als auch hinsichtlich seines Motormoments
sehr einfach und genau einstellen. Über den Elektromotor können extrem große Hubgeschwindigkeiten
erreicht werden. Die Vorrichtung arbeitet mit einer Hubzahl im Bereich von 400 bis
500 und vorzugsweise 460 min
-1. Der gesamte Zyklus für das Abstreckpressen um aus dem Rohling einen Dosenkörper
herzustellen dauert etwa 120 bis 150 ms. Der Hub liegt im Bereich von 400 bis 800
mm, vorzugsweise 600mm.
[0011] Alternativ hierzu kann es auch möglich sein, einen Fluidzylinder, wie einen Hydraulikzylinder
oder einen Pneumatikzylinder als Antrieb vorzusehen. Zur Regelung der Einspannkraft
wird dann der Druck im Fluidzylinder gemäß einem vorgegebenen Sollwertverlauf geregelt.
Allerdings erreichen bisher verfügbare fluidische Antriebe nicht die vom Elektromotor
bereitgestellte Hubzahl.
[0012] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen
sowie der Beschreibung. Die Beschreibung beschränkt sich dabei auf wesentliche Merkmale
der Erfindung sowie sonstiger Gegebenheiten. Die Zeichnung ist ergänzend heranzuziehen.
Es zeigen:
Figur 1 ein Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung zur Herstellung von Dosenkörpern
in schematischer Darstellung im Querschnitt,
Figur 2a eine Darstellung eines Kurbelgetriebes der Vorrichtung aus Figur 1 im Schnittbild,
Figur 2b die schematische Darstellung des Kurbelwinkels β der Kurbelwellen aus Figur 2a,
Figur 3 eine blockschaltbildähnliche Darstellung eines Ausführungsbeispiels, mit einem
in der Ausgangsposition befindlichen Niederhalter,
Figur 4 eine blockschaltbildähnliche Darstellung eines Ausführungsbeispiels der Erfindung
mit einem in der Einspannstellung befindlichen Niederhalter,
Figur 5 eine blockschaltbildähnliche Darstellung des Ausführungsbeispiels der Erfindung
nach Figur 4 mit einem in der Einspannstellung befindlichen Niederhalter und mit einem
den Rohling umformenden Ziehstempel,
Figur 6 ein Flussdiagramm eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens,
Figur 7 einen beispielhaften Verlauf deR Position des Niederhalters abhängig vom Leitwinkel
und
Figur 8 einen beispielhaften Verlauf des Motormoments während der Momentenregelung
abhängig vom Leitwinkel.
[0013] In den Figuren 1 und 2a ist ein erstes Ausführungsbeispiel einer Vorrichtung 20 zur
Herstellung von Dosenkörpern gezeigt. Die Vorrichtung 20 weist ein Gestell 21 auf,
an dem eine Antriebseinrichtung 22 zur Beaufschlagung und Bewegung eines Niederhalters
23 angeordnet ist. Die Antriebseinrichtung 22 umfasst ein Kurbelgetriebe 24 mit mehreren
und beispielsgemäß zwei am Gestell 21 um jeweils eine Kurbelwellenachse 25 drehbar
gelagerten Kurbelwellen 26. Jede Kurbelwelle 26 verfügt über einen Hubzapfen 27, der
exzentrisch zur Kurbelwellenachse 25 angeordnet ist. Am Hubzapfen 27 ist jeweils ein
Pleuel 28 gelagert. An dem der Kurbelwelle 26 entgegengesetzten Ende des Pleuels 28
ist dieses gelenkig mit einer Druckstange 31 gekoppelt. Die beim Ausführungsbeispiel
nach Figur 1 vorgesehenen Druckstangen 31 sind in hohlzylindrischen Führungen 32 verschiebbar
geführt am Gestell 21 angeordnet. Die Druckstangen 31 tragen ein Halteteil 33, an
dem der Niederhalter 23 befestigt ist. Die beiden Druckstangen 31 sind parallel zueinander
angeordnet und verlaufen in Einspannrichtung 30. Der Niederhalter 23 ist mittig zwischen
den beiden Druckstangen 31 am Halteteil 33 angeordnet. Der Niederhalter 23 weist eine
hohlzylindrische Form auf, dessen Achse in Einspannrichtung 30 ausgerichtet ist.
[0014] Konzentrisch zum rohrförmigen Niederhalter 23 ist ein Ziehstempel 36 vorgesehen.
Der Ziehstempel 36 wird über einen separaten Stempelantrieb 56 betätigt. Der Ziehstempel
36 dient zum Abstreckpressen eines topfförmigen Rohlings 37 (auch als "cup" bezeichnet),
um aus dem Rohling 37 den Dosenkörper zu formen. Der Ziehstempel wird von einem Stempelantrieb
56 betätigt. Der Stempelantrieb 56 ist mechanisch nicht mit der Antriebseinrichtung
22 für den Niederhalter bewegungsgekoppelt. Der Stempelantrieb 56 und die Antriebseinrichtung
22 können unabhängig voneinander angesteuert werden.
[0015] Zur Drehung der Kurbelwellen 26 um die Kurbelwellenachse 25 sitzt auf jeder der Kurbelwellen
26 ein Kurbelwellenzahnrad 40. Jedes Kurbelwellenzahnrad 40 kämmt mit einem Abtriebszahnrad
41, das am Gestell 21 gelagert ist. Um die Bewegung der beiden Kurbelwellen 26 zu
synchronisieren, sind auch die beiden Abtriebszahnräder 41 miteinander in Eingriff.
Eines der Abtriebszahnräder 41 wird von einem Antriebszahnrad 42 über einen Motor,
beispielsgemäß einen als Synchronmotor ausgeführten Elektromotor 43 angetrieben.
[0016] Die Vorrichtung 20 weist ferner ein Unterwerkzeug 45 auf, das in der Zeichnung schematisch
als ein einziges Teil dargestellt ist. Es versteht sich, dass das Unterwerkzeug 45
auch aus einer Anordnung mehrerer separater Teile bestehen kann.
[0017] Das Unterwerkzeug 45 umfasst ein gegenüber dem Gestell 21 unbewegliches Gegenelement
46, das mit dem Niederhalter 23 zusammenarbeitet. Das Gegenelement 46 ist mithin ortsfest
angeordnet. Das Gegenelement 46 ist beispielsgemäß als ringförmige Gegenanlagefläche
47 am Unterwerkzeug 45 ausgeführt. Im Unterwerkzeug 45 ist eine zylindrische Ausnehmung
48 vorhanden. Die Ausnehmung 48 ist von der Gegenanlagefläche 47 ringförmig umschlossen.
Die Achsen der Ausnehmung 48, des Niederhalters 23 und des Ziehstempels 36 stimmen
überein und bilden eine gemeinsame Längsachse L.
[0018] Zur Herstellung des Dosenkörpers sind der Niederhalter 23 sowie der Ziehstempel 36
zunächst vom Unterwerkzeug 45 entfernt. Zu Beginn wird ein topfförmiger Rohling 37
über ein nicht näher dargestelltes Zuführsystem zugeführt. Die Gegenanlagefläche 47
ist teilweise von eine Anlageanordnung 38 begrenzt, die eine Anlagefläche für den
Rohling 37 bildet, um die korrekte Position des Rohlings 37 koaxial zur Längsachse
L festzulegen. Der Niederhalter 23 befindet sich in seiner Ausgangsposition FP, die
so weit vom Unterwerkzeug 45 beabstandet ist, dass das Einsetzen des Rohlings 37 möglich
ist. Im Anschluss daran wird der Niederhalter 23 durch die Antriebseinrichtung 22
in seine Einspannposition EP bewegt, in der er in den Rohling 37 eingreift und auf
dem Boden 37a des Rohlings 37 aufsetzt, so dass der Rohling 37 zwischen dem Niederhalter
23 und der Gegenanlagefläche 47 eingespannt ist. Der Niederhalter 23 ist zumindest
teilweise von der zylindrischen Wand 37b des Rohlings 37 umschlossen. Die Stirnfläche
des Niederhalters 23 drückt dabei auf eine unmittelbar an die zylindrische Wand 37b
angrenzende Ringfläche des Bodens 37a. Während der Bewegung des Niederhalters 23 von
der Ausgangsposition FP in die Einspannposition EP regelt die Antriebseinrichtung
22 eine Positionsgröße, die die Position oder die Positionsänderung, beispielsweise
die Geschwindigkeit, des Niederhalters 23 bestimmt. Sobald die Einspannposition EP
erreicht ist, regelt die Antriebseinrichtung 22 anstelle der Positionsgröße eine Kraftgröße,
so dass die Einspannkraft F(t) einen vorgegebenen Wert oder einen vorgegebenen Verlauf
annimmt. Im Anschluss daran wird der Ziehstempel 36 durch den hohlzylindrischen Niederhalter
23 in die Ausnehmung 48 hinein bewegt, wobei der Rohling 37 vollständig in die Ausnehmung
48 gezogen wird. Der Rohling 37 wird dabei unter Überwindung der Einspannkraft F(t)
zwischen dem Niederhalter 23 und der Gegenanlagefläche 47 heraus gezogen. Durch dieses
Abstreckpressen entsteht der Dosenkörper.
[0019] Zur Materialschonung des Rohlings und um Risse oder Falten im hergestellten Dosenkörper
zu vermeiden, ist die Regelung der Beaufschlagung bzw. der Bewegung des Niederhalters
23 durch die Antriebseinrichtung 22 von Bedeutung. Ein Ausführungsbeispiel für eine
solche Regelung durch die Antriebseinrichtung 22 ist in Figur 6 dargestellt. Die Antriebseinrichtung
22 kann zur Regelung des Niederhalters 23 eine Steuereinheit 55 aufweisen oder durch
eine Steuereinheit 55 angesteuert werden. Als Steuereinheit 55 kann beispielsweise
ein Mikroprozessor dienen.
[0020] Als Leitgröße für die Betriebszustandsänderung der Antriebseinheit 22 dient ein virtueller
Leitwinkel W(t), der beispielsgemäß einen abhängig von der Zeit sinusförmigen Verlauf
mit konstanter Kreisfrequenz
ω aufweist:

[0021] Es sei angenommen, dass sich der Niederhalter 23 zu Beginn des Verfahrens in seiner
vom Unterwerkzeug 45 beabstandeten Ausgangsposition FP befindet (Figur 3). Der Elektromotor
43 ist dann in seiner Ausgangs-Drehstellung
αF. Nach dem Start des Verfahrens wird in einem ersten Schritt S1 die Positionsgröße
zur Einstellung der Position des Niederhalters 23 geregelt. Dies geschieht durch die
Regelung der Drehstellung
α(t) bzw.
α(W(t)) des Elektromotors 43. Hierzu wird der Elektromotor 43 betrieben, bis dieser
eine der Einspannposition EP entsprechende Drehstellung
αE erreicht hat. Das Vorzeichen der Spannung U gibt die Drehrichtung des Elektromotors
43 an. Das Erreichen der Einspannposition EP wird in einem zweiten Schritt S2 ausgewertet.
Solange die der Einspannposition EP entsprechende Drehstellung
αE noch nicht erreicht ist, wird der Elektromotor im ersten Schritt S1 weiter betrieben.
Der Drehwinkel
α(t) des Elektromotors 43 kann nach einer vorgegebenen Kurve variieren, wie dies in
Figur 7 beispielhaft veranschaulicht ist. Die erste Ableitung (Steigung) des Drehwinkels
gibt die Winkelgeschwindigkeit des Elektromotors 43 an. Die zweite zeitliche Ableitung
des Drehwinkels stellt die Winkelbeschleunigung dar. Der Drehwinkel
α(t) ist abhängig vom Leitwinkel W(t) derart vorgegeben, dass ein ruck- bzw. stoßfreies
Anhalten des Niederhalters 23 im Bereich der Ausgangsposition FP und insbesondere
im Bereich der Einspannposition EP stattfindet. Dazu ist der Verlauf des Drehwinkels
α(t) so definiert, dass die Winkelbeschleunigung keine Sprünge aufweist.
[0022] Wird im zweiten Schritt S2 festgestellt, dass der Elektromotor 43 die vorgegebene
Drehstellung
αE erreicht hat und sich der Niederhalter 23 in der Einspannposition EP befindet, wird
das Verfahren in einem dritten Schritt S3 fortgesetzt. Dies ist der Fall, wenn der
Leitwinkel W(t) einen ersten vorgegebenen Leitwinkelwert W1 erreicht hat. Das Erreichen
der Einspannposition EP kann alternativ oder zusätzlich zur Auswertung des Leitwinkels
W(t) auch durch Drehlagenschalter am Elektromotor 43 erfolgen.
[0023] Im dritten Schritt S3 schaltet die Steuereinheit 55 die Antriebseinrichtung 22 von
einer Positionsregelung in eine Kraft- oder Momentenregelung um. Die Antriebseinrichtung
22 regelt dann den Motorstrom I auf einen Stromsollwert I
E (t) abhängig vom Leitwert W bzw. anhängig von der Zeit t, wodurch das Drehmoment
M des Elektromotors 43 den gewünschten Drehmomentsollwert M
E (t) annimmt. Ein beispielhafter Verlauf für den Drehmomentsollwert M
E (t) ist in Figur 8 dargestellt. Der Drehmomentsollwert M
E (t) hat nach Erreichen der Einspannposition EP beim ersten Leitwinkelwert W1 einen
Betrag, der größer ist als der Betrag eines oberen Schwellenwerts MO. Im weiteren
zeitlichenVerlauf unterschreitet der Drehmomentsollwert M
E (t) den oberen Schwellenwert MO erst nachdem der Ziehstempel 36 den Boden des Rohlings
37 erreicht hat. Dadurch ist die Haltekraft F des Niederhalters 23 in einem Zeitraum
ausreichend groß, nachdem der Zeihstempel 36 den Boden 37a erreicht, so dass der Ziehstempel
36 mit dem Ziehvorgang beginnen kann.
[0024] Im Anschluss daran wird der Drehmomentsollwert M
E (t) auf einen Betrag abgesenkt, der unterhalb eines unteren Schwellenwertes liegt.
Bevor der obere Rand der Wand 37b des Rohlings 37 zwischen dem Niederhalter 23 und
der Gegenanlagefläche 47 hindurch gezogen wird, wird der Betrag des Drehmomentsollwerts
M
E (t) wieder vergrößert bis er den unteren Schwellenwert MU überschreitet, wobei er
vorzugsweise einen Wert zwischen dem unteren Schwellenwert MU und dem oberen Schwellenwert
MO annimmt.
[0025] Bei der Regelung des Drehmoments M(t) des Elektromotors 43 zur Erreichung einer vorgegebenen
Einspannkraft F(t) ist die durch das Kurbelgetriebe 24 erfolgte Übersetzung des Drehmoments
M in die Einspannkraft F zu beachten. Die vom Niederhalter 23 ausgeübte Einspannkraft
F(t) ist bei gleichem Drehmoment M(t) des Elektromotors 43 abhängig vom Kurbelwinkel
β, also von der Winkellage des Hubzapfens 27 im Bezug auf die Kurbelwellenachse 25
(Figur 2b). Diese Nichtlinearität ist bekannt.
[0026] Um eine schnelle und sensible Regelung der Einspannkraft F(t) über die Regelung des
Motormoments M(t) zu erreichen, wird als Kurbelwinkel β und damit als Drehwinkel
αE des Elektromotors 43, der der Einspannposition EP des Niederhalters 23 entspricht,
ein Betrag im Bereich von 165° bis 175° vorgegeben. In diesem Bereich bewirkt die
Änderung des Drehwinkels
α bzw. des Kurbelwinkels
β eine besonders große Änderung der Einspannkraft F(t). Es reichen daher kleine Änderungen
des Motorstroms I(t) des Elektromotors 43 zur Kraftregelung aus. Dies ist deswegen
von großem Vorteil, weil die Vorrichtung mit sehr kurzen Zykluszeiten von 120 bis
150 ms arbeitet, so dass der Elektromotor 43 sehr schnell geregelt werden muss, um
den Verlauf des Motorsollmoments M
E (t) einstellen zu können.
[0027] Sobald der Leitwinkel W(t) einen zweiten vorgegebenen Leitwinkelwert W2 erreicht
hat (entspricht beispielsgemäß dem Ablauf einer vorgegebenen Zeitspanne seit dem Erreichen
der Einspannposition EP), wird die Regelung des die Kraftgröße bildenden Motorstroms
I
E (t) beendet. Der Niederhalter 23 wird aus der Einspannposition EP in seine Ausgangsposition
FP zurück bewegt. Zu diesem Zweck wird in einem vierten Schritt S4 abgefragt, ob der
zweite vorgegebene Leitwinkelwert W2 bereits erreicht wurde. Ist dies noch nicht der
Fall, wird im dritten Schritt S3 weiter der Motorstrom I des Elektromotors 43 auf
den Stromsollwert I
E (t) geregelt, um das Solldrehmoment M
E (t) zu erhalten. Andernfalls wird das Verfahren in einem fünften Schritt S5 fortgesetzt
und die Drehstellung
α(t) des Elektromotors 43 in gegenüber dem ersten Schritt S1 entgegengesetzte Richtung
verändert. Der Elektromotor 43 wird dabei aus seiner der Einspannposition EP entsprechenden
Drehstellung
αE in die der Ausgangsposition entsprechenden Ausgangsdrehstellung
αF zurückbewegt. Vorzugsweise ist die Drehwinkelgeschwindigkeit und/oder die Drehwinkelbeschleunigung
des Elektromotors 43 beim Bewegen des Niederhalters 23 aus der Einspannposition EP
in die Ausgangsposition FP betragsmäßig kleiner als beim Bewegen des Niederhalters
23 aus der Ausgangsposition FP in die Einspannposition EP. In Figur 7 ist der Kurvenverlauf
für Werte des Leitwinkels W größer als der zweite Leitwinkelwert W2 flacher als für
Werte des Leitwinkels W kleiner als der erste Leitwinkelwert W1.
[0028] Schließlich wird in einem sechsten Schritt S6 geprüft, ob die der Ausgangsposition
FP entsprechende Ausgangsdrehstellung
αF des Elektromotors 43 erreicht wurde. Hierfür wird abgefragt, ob der Leitwinkel W(t)
einen dritten vorgegebenen Leitwinkelwert W3 erreicht hat. Auch kann alternativ oder
zusätzlich ein Drehlagenschalter am Elektromotor 43 verwendet werden. Solange dies
noch nicht der Fall ist, wird die Drehstellung
α(t) des Elektromotors 43 im fünften Schritt S5 weiter verändert. Hat der Elektromotor
43 die der Ausgangsposition FP des Niederhalters 23 gewünschte Ausgangsdrehstellung
αF erreicht, wird die Motorspannung abgeschaltet und das Verfahren beendet. Das in Figur
6 beschriebene Verfahren wird zyklisch für jede Bearbeitung eines Rohlings 37 durchgeführt.
[0029] Während des dritten Schritts S3, solange der Motorstrom I(t) des Elektromotors 43
zur Einstellung der Einspannkraft F(t) geregelt wird, erfolgt die Betätigung des Ziehstempels
36, der den Rohling 37 in die Ausnehmung 48 hineinzieht. Dabei wird der Rohling 37
unter Beibehaltung des Verlaufs der Einspannkraft F(t) zwischen dem Niederhalter 23
und der Gegenanlagefläche 47 herausgezogen. Es ist dabei wesentlich, dass die Einspannkraft
F(t) den gewünschten Verlauf aufweist. Auf diese Weise kann sichergestellt werden,
dass der Rohling 37 nicht reißt (was bei zu großer Einspannkraft F der Fall wäre)
und sich auch keine Faltenbildung beim hergestellten Dosenkörper ergibt (was bei zu
geringer Einspannkraft F der Fall wäre).
[0030] Anstelle eines Elektromotors 43 können auch andere Servoantriebe, beispielsweise
Fluidzylinder, zum Antrieb des Niederhalters 23 verwendet werden. Das Kurbelgetriebe
24 kann dann entfallen. Als Kraftgröße wird dann der Druck p im Fluidzylinder verwendet.
Als Positionsgröße kann das dem Fluidzylinder zugeführte Fluidvolumen V oder der Volumenstrom
in bzw. aus dem Fluidzylinder dienen.
[0031] Wie dies in Figur 5 schematisch dargestellt ist, kann die Steuereinheit 55 gleichzeitig
zur Steuerung des Stempelantriebs 56 für die Bewegung des Ziehstempels 36 verwendet
werden. Auf diese Weise ist eine besonders einfache Koordinierung des Stempelantriebs
56 für den Ziehstempel 36 und der Antriebseinrichtung 22 für den Niederhalter 23 möglich.
Über die Steuereinheit 55 können die beiden Antriebe 22, 56 in einem vorgegebenen
Zusammenhang - der beispielsgemäß vom Leitwinkel W(t) gegeben ist - zueinander gesteuert
oder geregelt werden.
[0032] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung 20 sowie ein Verfahren zur Herstellung von
Dosenkörpern aus topfförmigen Rohlingen 37. Dazu wird der Rohling 37 in ein Unterwerkzeug
45 eingesetzt. Der Rohling 37 wird mit Hilfe eines Niederhalters 23 zwischen diesem
und einer Gegenanlagenfläche 47 des Unterwerkzeugs 45 eingespannt. Zur Regelung einer
die Position und/oder der Positionsänderung des Niederhalters 23 bestimmenden Positionsgröße
α dient eine Antriebseinrichtung 22. Diese regelt die Positionsgröße gemäß einem vorgegebenen
Verlauf, um den Niederhalter 23 in die Einspannposition EP oder aus der Einspannposition
EP zu bewegen. Sobald der Niederhalter 23 seine Einspannposition EP erreicht, regelt
die Antriebseinheit 22 eine Kraftgröße gemäß einem vorgegebenen Verlauf, die die Einspannkraft
F(t) bestimmt, die vom Niederhalter 23 auf den Rohling 37 ausgeübt wird. Dies erfolgt
bevorzugt über das Einstellen des Motorstroms I auf einen vorgegebenen Verlauf des
Sollwerts I
E (t).
Bezugszeichenliste:
[0033]
- 20
- Vorrichtung
- 21
- Gestell
- 22
- Antriebseinrichtung
- 23
- Niederhalter
- 24
- Kurbelgetriebe
- 25
- Kurbelwellenachse
- 26
- Kurbelwelle
- 27
- Hubzapfen
- 28
- Pleuel
- 30
- Einspannrichtung
- 31
- Druckstange
- 32
- Führung
- 33
- Halteteil
- 36
- Ziehstempel
- 37
- Rohling
- 38
- Anlageanordnung
- 40
- Kurbelwellenzahnrad
- 41
- Abtriebszahnrad
- 42
- Antriebszahnrad
- 43
- Motor
- 46
- Gegenelement
- 47
- Gegenanlagefläche
- 48
- Ausnehmung
- 49
- 50
- 51
- 55
- Steuereinheit
- 56
- Stempelantrieb
- EP
- Einspannposition
- F(t)
- Einspannkraft
- FP
- Ausgangsposition
- I
- Motorstrom
- IE (t)
- Stromsollwert
- L
- Längsachse
- M
- Drehmoment
- ME (t)
- Solldrehmoment
- W(t)
- Leitwinkel
- W1
- erster Leitwinkelwert
- W2
- zweiter Leitwinkelwert
- W3
- dritter Leitwinkelwert
- S1 ― S6
- Schritte 1 bis 6
- α(t)
- Drehstellung
- β
- Kurbelwinkel
1. Vorrichtung zur Herstellung von Dosenkörpern, insbesondere für Druckbehälterdosen
oder Getränkedosen,
mit einem Niederhalter (23) zum Einspannen eines topfförmigen Rohlings (37) zwischen
dem Niederhalter (23) und einem Gegenelement (46, 47),
mit einer Antriebseinrichtung (22) zur Bewegung des Niederhalters (23) in einer Einspannrichtung
(30) zwischen einer Ausgangsposition (FP) und einer Einspannposition (EP),
wobei die Antriebseinrichtung (22) eine die Einspannkraft (F(t)) bestimmende Kraftgröße
(I(t)) regelt, sobald der Niederhalter (23) die Einspannposition (EP) erreicht,
und wobei die Antriebseinrichtung (22) eine die Position und/oder die Positionsänderung
des Niederhalters (23) bestimmende Positionsgröße (α(t)) regelt, wenn sich der Niederhalter (23) außerhalb seiner Einspannposition (EP)
befindet.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein zu dem Niederhalter (23) koaxial angeordneter Ziehstempel (36) zum Abstreckpressen
des Rohlings (37) zur Ausbildung des Dosenkörpers vorgesehen ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Gegenelement (46, 47) ortsfest angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebseinrichtung (22) nach dem Eintritt eines vorgegebenen Ereignisses (W2)
von der Regelung der Kraftgröße (I(t)) in die Regelung der Positionsgröße (α(t)) des Niederhalters (23) umschaltet.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebseinrichtung (22) einen Elektromotor (43) aufweist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebseinrichtung (22) als Kraftgröße eine das Motormoment (M(t)) des Elektromotors
(43) bestimmende elektrische Größe regelt, insbesondere den Motorstrom (I(t)).
7. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebseinrichtung (22) als Positionsgröße die Drehstellung (α(t)) des Elektromotors (43) regelt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehstellung (α(t)) des Elektromotors (43) so vorgegeben ist, dass keine Winkelbeschleunigungssprünge
auftreten.
9. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebseinrichtung (22) die Kraftgröße (I(t)) gemäß einem vorgegebenen Verlauf
regelt während sich der Niederhalter (23) in der Einspannposition (EP) befindet.
10. Verfahren zur Herstellung von Dosenkörpern, insbesondere für Druckbehälterdosen oder
Getränkedosen, mit den Schritten:
- Bereitstellen eines topfförmigen Rohlings (37),
- Bewegen eines Niederhalter (23) zum Einspannen des topfförmigen Rohlings (37) zwischen
dem Niederhalter (23) und einem Gegenelement (46, 47) aus einer Ausgangsposition (FP)
in eine Einspannposition (EP),
- Regeln einer die Einspannkraft (F(t)) bestimmenden Kraftgröße (I(t)), sobald der
Niederhalter (23) die Einspannposition (EP) erreicht,
- Regeln einer die Position und/oder die Positionsänderung des Niederhalters (23)
bestimmenden Positionsgröße (α(t)), wenn sich der Niederhalter (23) außerhalb seiner Einspannposition (EP) befindet.