[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entnehmen von verflüssigten Gasgemischen
aus einem Behälter. Die Erfindung betrifft des Weiteren einen Behälter zum Bereitstellen
von verflüssigten Gasgemischen.
[0002] Als "verflüssigte Gasgemische" werden im folgenden Gemische von zwei oder mehr flüchtigen
Komponenten verstanden, die in einem geschlossenen Behälter gelagert werden. Insbesondere
werden darunter Gemische tiefkalt verflüssigter Gase verstanden, die in einem in der
Regel thermisch isolierten Behälter bei Temperaturen unterhalb der Umgebungstemperatur
des Behälters gelagert werden. Bei der Entnahme von Gasgemisch aus einer der Phasen
ändert sich aufgrund der unterschiedlichen Dampfdruckkurven die Mischungsverhältnisse
der im Gemisch enthaltenen Gaskomponenten, was in der Praxis zu erheblichen Nachteilen
führen kann. Dies sei im Folgenden am Beispiel eines auch als "synthetische Luft"
oder "Flüssige Luft" bezeichneten binären Gasgemisches aus flüssigem Sauerstoff und
flüssigem Stickstoff näher erläutert:
[0003] Aufgrund der unterschiedlichen Siedetemperaturen reichert sich im Laufe der Zeit
die tiefer siedende Komponente (N
2; Siedetemperatur: -196°C) in der Gasphase und die höher siedende (O
2; Siedetemperatur: -183°C) in der Flüssigphase des Behälters an. Dabei kann sich die
Konzentration in beiden Phasen soweit ändern, dass die Eigenschaft des entnommenen
Produktes nicht mehr ausreicht, um Qualität oder Sicherheit bei der Verwendung zu
gewährleisten. Sinkt beispielsweise der Füllstand eines mit flüssiger Luft (21 Vol.-
% O
2-Gehalt bei der Befüllung) befüllten Behälters durch Entnahme des flüssigen Produktes
oder auch durch allmähliche Verdampfung aufgrund des nicht zu vermeidenden Restwärmeeintrags
durch die Isolation auf 18% des Volumens der ursprünglichen Füllung, so erhöht sich
die Sauerstoffkonzentration in der flüssigen Phase -abhängig vom Druck- auf beispielsweise
ca. 23%. Bei weiterer Entnahme des Flüssigprodukts steigt dessen Sauerstoffanteil
weiter stark an, bis der Punkt erreicht ist, an dem die Flüssigkeit vollständig entnommen
ist. Zu diesem Zeitpunkt strömt stickstoffreiche Gasphase nach und der Sauerstoffgehalt
des entnommenen Produkts sinkt schlagartig auf Werte ab, die deutlich unter der Sauerstoffkonzentration
von Luft liegen. Beide Fälle können gravierende Folgen zeitigen: Wird die flüssige
Luft beispielsweise für therapeutische Zwecke, etwa für die direkte Kühlung einer
Kammer für die Kryotherapie, eingesetzt, so besteht bei zu hoher Sauerstoffkonzentration
eine erhöhte Brandgefahr, ist dagegen die Stickstoffkonzentration zu hoch, besteht
akute Erstickungsgefahr für eine sich in der Kammer aufhaltende Person. Demzufolge
muss die Zusammensetzung des entnommenen Flüssigprodukts laufend überwacht werden;
in vielen Fällen dürfte eine vollständige Entleerung des Behälters nicht möglich sein,
ein erheblicher Teil der Füllung kann somit nicht genutzt werden. Der Behälter muss
vielmehr häufig gewechselt bzw. wiederbefüllt werden, was einen entsprechend erhöhten
logistischen Aufwand und höhere Kosten mit sich bringt.
[0004] Die Aufgabe der Erfindung ist daher, eine Möglichkeit zur Bereitstellung von verflüssigten
Gasen anzugeben, die die oben genannten Nachteile vermeidet.
[0005] Gelöst ist diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass die Entnahme des Gasgemisches
bis zum Erreichen eines vorgegebenen Grenzwertes des Mischungsverhältnisses der Komponenten
- oder eines Mengenanteils einer Komponente - durch Entnahme der Flüssigphase erfolgt,
anschließend zusätzlich zur oder anstelle eines Teils der Entnahmemenge Gasgemisch
aus der Gasphase entnommen wird, das mit dem entnommenen Gasgemisch aus der flüssigen
Phase vermischt wird. Bei der Entnahme von Gasgemisch aus der flüssigen Phase, die
im Übrigen vom Druck der Gasphase getrieben sein oder mittels Pumpe erfolgen kann,
ändert sich entsprechend den Gesetzmäßigkeiten für Gemische flüchtiger Komponenten
die Zusammensetzung des Gemisches in beiden Phasen. Bei Erreichen eines bestimmten
Grenzwerts des Mischungsverhältnisses in einer der beiden Phasen, insbesondere bei
Überschreiten eines Grenzwerts der Konzentration einer oder mehrerer der höher siedenden
Komponente (also der bzw. den Komponente/n mit der höheren Siedetemperatur) in der
Flüssigphase, erfolgt erfindungsgemäß also eine Umstellung der Entnahme: Ein Teil
des Gemisches wird aus der Gasphase entnommen und mit dem aus der flüssigen Phase
entnommene Gemisch vermischt. Dadurch ändert sich die Zusammensetzung des insgesamt
entnommenen Gemisches und weist einen höheren Anteil an der oder den tiefer siedenden
Komponente/n (also der bzw. den Komponente/n mit der tieferen Siedetemperatur) auf
als die flüssige Phase. Die genaue Zusammensetzung des insgesamt entnommenen Gemischs
hängt dabei vom Verhältnis der Mengenströme der entnommenen Phasen ab. Die Erfindung
ist insbesondere auch auf binäre Gemische anwendbar, jedoch nicht auf diese beschränkt.
[0007] Besonders vorteilhaft erweist es sich, wenn gleichzeitig mit dem Beginn der Entnahme
aus der Gasphase der Mengenstrom des entnommenen Gemisches aus der flüssigen Phase
reduziert wird. Die Reduzierung des Mengenstroms aus der flüssigen Phase kann ebenso
wie die Öffnung der Strömungsverbindung mit der Gasphase- mittels aktiver oder passiver
Elemente erfolgen, beispielsweise über Schieber, Drosseln oder Klappen. Aus Sicherheitsgründen
ist es dabei besonders vorteilhaft, wenn der Mengenstrom an entnommener flüssiger
Phase schlagartig reduziert wird.
[0008] Die Zusammensetzung einer der Phasen oder beider Phasen kann beispielsweise laufend
gemessen und bei Erreichen des Grenzwertes mittels einer entsprechenden Steuerung
eine Armatur betätigt werden, die den Zustrom aus der Gasphase in die Entnahmeleitung
öffnet und gegebenenfalls den Mengenstrom der entnommenen flüssigen Phase drosselt.
In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird der Grenzwert jedoch
direkt durch den Füllstand, d.h. die Füllhöhe der flüssigen Phase im Füllvolumen bestimmt.
Bevorzugt wird der Grenzwert des Mischungsverhältnisses durch eine Füllhöhe der flüssigen
Phase im Füllvolumen und/oder der Füllhöhe der flüssigen Phase im Füllvolumen festgelegt.
In diesem Fall wird ausgenutzt, dass zwischen der Zusammensetzung eines verflüssigten
Gasgemisches und der Füllhöhe (bzw. dem mit der flüssigen Phase befüllten Restvolumen
des Füllvolumens) ein direkter Zusammenhang besteht. Wird beim Befüllen das Füllvolumen
stets bis zu einer bestimmten Füllhöhe (Ausgangshöhe) befüllt, so entspricht eine
durch Entnahme der flüssigen Phase oder durch Verdampfen erreichte niedrigere Füllhöhe
einer geänderten Zusammensetzung des Gemisches in der flüssigen Phase, was in Bezug
auf das jeweilige Füllvolumen und das jeweilige Gemisch vor Inbetriebnahme berechnet
bzw. empirisch festgestellt werden kann. Diese Ausführungsform kommt also lediglich
mit einer Erfassung der Füllhöhe der flüssigen Phase des Gemisches im Füllvolumen
aus und kann auf aufwändige Verfahren zum Messen der Zusammensetzung des Gemischs
verzichten.
[0009] Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass das Verhältnis der
entnommenen Mengenströme aus der flüssigen Phase und der Gasphase der entnommenen
flüssigen Phase in Abhängigkeit von der Zusammensetzung des Gemisches geregelt wird.
Dabei wird der entnommene Mengenstrom einer Phase oder es werden die entnommenen Mengenströme
beider Phasen variiert, um insgesamt das gewünschte Verhältnis aus beiden Komponenten
zu erhalten. Beispielsweise wird der Strömungsquerschnitt einer Leitung zur Entnahme
einer der Phasen umso stärker reduziert, je tiefer der Füllstand bzw. je höher die
Konzentration der höher siedenden Komponente in der flüssigen Phase ist.
[0010] In einer bevorzugten Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens handelt es sich bei
dem verflüssigten Gasgemisch um ein binäres Gemisch aus flüssigem Stickstoff und flüssigem
Sauerstoff.
[0011] Die Aufgabe der Erfindung wird auch durch einen Behälter mit den Merkmalen des Patentanspruchs
6 gelöst.
[0012] Der erfindungsgemäße Behälter weist also ein Füllvolumen auf, in dem in einem Betriebszustand
des Behälters eine flüssige Phase und eine Gasphase eines verflüssigten Gasgemisches
vorliegen. Im geodätisch unteren Bereich des Füllvolumens mündet eine Entnahmeleitung
zum Entnehmen des verflüssigten Gasgemisches ein, die über eine Flüssigentnahmeleitung
mit der flüssigen Phase in Strömungsverbindung steht. Zugleich weist der erfindungsgemäße
Behälter jedoch auch eine Gasentnahmeleitung auf, mittels der die Entnahmeleitung
mit der Gasphase in Strömungsverbindung bringbar ist, wobei Sperrmittel vorgesehen
sind, die oberhalb eines vorgegebenen Werts der Füllhöhe die Strömungsverbindung zur
Gasphase zumindest teilweise sperren, unterhalb des vorgegebenen Wertes der Füllhöhe
die Strömungsverbindung zur Gasphase jedoch öffnen. Der erfindungsgemäße Behälter
nutzt für die sichere Entnahme des Gemisches also die an sich bekannte Tatsache aus,
dass zwischen dem Füllstand eines verflüssigten Gasgemisches und den Mischungsverhältnissen
der Komponenten in den beiden Phasen ein Zusammenhang besteht. Die Konzentration der
höher siedenden Komponente/n in der Flüssigphase erhöht sich mit sinkendem Füllstand,
in der Gasphase erhöht sich entsprechend der Anteil der tiefer siedenden Komponente/n.
Unterhalb einer vorgegebenen Füllhöhe wird der Entnahmeleitung somit Gasgemisch aus
der Gasphase zugeführt, die mit der oder den leichter siedenden Komponente/n angereichert
ist. Das insgesamt entnommene Gasgemisch weist somit stets eine Zusammensetzung auf,
in der der Anteil der leichter siedenden Komponente einen (durch den durch die Gasentnahmeleitung
geführten Mengenstrom maßgeblich bestimmten) Mindestwert nicht unterschreitet. Als
Mittel zum Sperren der Gasentnahmeleitung in Abhängigkeit vom Füllstand kann beispielsweise
eine mit einem Füllstandsmesser, etwa einem Schwimmer, wirkverbundene Absperrarmatur
zum Einsatz kommen, jedoch kann auch die im Füllvolumen vorliegende flüssige Phase
selbst in Abhängigkeit von ihrem Füllstand dazu genutzt werden, eine Strömungsverbindung
der Entnahmeleitung mit der Gasphase herzustellen oder zu unterbrechen.
[0013] Eine weiter vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Behälters ist dadurch
gekennzeichnet, dass die Flüssigentnahmeleitung mit Mitteln zur Beeinflussung des
Strömungsquerschnitts der Flüssigentnahmeleitung ausgerüstet ist. In diesem Fall kann
zugleich mit der Eröffnung der Zuführung von Gasgemisch aus der Gasphase auch der
Zustrom von Gasgemisch aus der flüssigen Phase gedrosselt werden.
[0014] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform zeichnet sich der erfindungsgemäße
Behälter dadurch aus, dass die Entnahmeleitung behälterinnenseitig mit einem stirnseitig
mit einer Ablauföffnung versehenen Entnahmestutzen in das Füllvolumen hinein vorsteht,
und eine das Füllvolumen mit der Entnahmeleitung verbindende Bypassleitung vorgesehen
ist, welche Bypassleitung geodätisch unterhalb von der Ablauföffnung des Entnahmestutzens
in das Füllvolumen ausmündet. Die Höhe des in das Füllvolumen hinragenden Entnahmestutzens,
bzw. die Lage von dessen Ablauföffnung markiert somit bei dieser Ausführungsform einen
Grenzwert für die maximale Konzentration der höher siedenden Komponente/n in der flüssigen
Phase. Liegt die Füllhöhe des Gemisches oberhalb der Ablauföffnung des Entnahmestutzens
wird die flüssige Phase bei Entnahme aufgrund eines in der Gasphase herrschenden Überdrucks
gegenüber dem Druck in der Entnahmeleitung an deren strömungstechnisch vom Füllvolumen
entgegen gesetzten Ende von beispielsweise 0,5 bis 5 bar hinausgedrückt. Hinzu kommt
der hydrostatische Drucks der flüssigen Phase aus dem Behälter. Fällt der Füllstand
unterhalb dieser Höhe, ist eine Entnahme der flüssigen Phase nur noch über die Bypassleitung
möglich. Zugleich wird über die Ablauföffnung des Entnahmestutzens eine Strömungsverbindung
mit der Gasphase geöffnet, durch die der Druck auf die flüssige Phase an der Bypassleitung
schlagartig auf den hydrostatischen Druck der Flüssigkeitssäule in der flüssigen Phase
sinkt. Sofern ein deutlicher Überdruck in der Gasphase vorliegt, sinkt damit auch
der Mengenstrom des entnommenen Flüssigprodukts drastisch. Gleichzeitig wird Gasgemisch
in der die leichter siedende Komponente des Gasgemisches angereichert vorliegt, aus
der Gasphase durch den Entnahmestutzen abgeführt, das sich .
[0015] Der Mengenstrom der so entnommenen Gasphase, vermischt sich in der Entnahmeleitung
mit dem über die Bypassleitung entnommenen Mengenstrom der flüssigen Phase, wodurch
insgesamt der Anteil an leichter siedender Komponente des Gasgemisches gegenüber dem
der reinen flüssigen Phase erhöht wird. Auf diese Weise sinkt der Anteil der leichter
siedenden Gaskomponente im entnommenen Produkt nie unterhalb eines im Wesentlichen
durch die geometrischen Verhältnisse des Entnahmestutzens bzw. der Bypassleitung sowie
der Druckverhältnisse bestimmten Grenzwerts ab. Der erfindungsgemäße Behälter zeichnet
sich bei dieser Ausführungsform somit durch die zumindest weitgehende Abwesenheit
störanfälliger beweglicher oder elektronischer Bauteile aus. Bevorzugt mündet die
Bypassleitung in den geodätisch tiefsten Bereich des Füllvolumens derart ein, dass
eine vollständige Entleerung des Füllvolumens ermöglicht und die Anreicherung schwerer
siedender Komponenten im Sumpf vermeiden wird.
[0016] In einer besonders einfach aufgebauten Variante dieser Ausführungsform der Erfindung
ist vorgesehen, dass als Bypassleitung eine Durchführung in der Wandung des Entnahmestutzens,
im Betriebszustand des Behälters geodätisch unterhalb der Ablauföffnung, vorgesehen
ist.
[0017] Eine abermals vorteilhafte Variante der zuvor beschriebenen Ausgestaltung der Erfindung
sieht vor, dass mehrere Bypassleitungen vorgesehen sind, die im Betriebszustand des
Behälters in jeweils unterschiedlichen geodätischen Höhen innerhalb des Füllvolumens
ausmünden. Diese Bypassleitungen können ihrerseits gleiche oder unterschiedliche Strömungsquerschnitte
aufweisen, sodass der Mengenstrom der entnommenen Flüssigphase abhängig von der Füllhöhe
der flüssigen Phase im Behälter ist. Beispielsweise handelt es sich dabei um vertikal
voneinander beabstandete Durchführungen in der Wandung des Entnahmestutzens.
[0018] Bevorzugt sind Mittel vorgesehen, um in der Gasphase einen höheren Druck aufrecht
zu erhalten, als an dem vom Füllvolumen strömungstechnisch abgewandten Ende der Entnahmeleitung.
In diesem Fall ist der Behälter beispielsweise als Druckbehälter ausgestaltet, und
die Herstellung des Überdrucks erfolgt in einfacher Weise durch Druckaufbau infolge
der Verdampfung des Gemisches. In einer anderen möglichen Ausgestaltung ist am von
Füllvolumen strömungstechnisch abgewandten Ende der Entnahmeleitung eine Pumpe vorgesehen,
die im Betrieb eine entsprechende Druckdifferenz gegenüber dem Inneren des Füllvolumens
aufbaut.
[0019] Eine bevorzugte Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens bzw. des erfindungsgemäßen
Behälters besteht in der Versorgung einer Kältekammer, insbesondere für therapeutische
Anwendungen, oder eines Kühlhauses. Bei einer solchen Kältekammer oder einem solchen
Kühlhaus befindet sich eine oder mehrere Personen in einem Raum, der mit einem Gasgemisch
geflutet wird. Im Falle, dass als Gasgemisch flüssige Luft zum Einsatz kommt, kann
sich die Person ohne Atemschutzgeräte innerhalb der Kältekammer aufhalten. Durch den
Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens bzw. des erfindungsgemäßen Behälters kann
in einfacher Weise sichergestellt werden, dass innerhalb der Kammer eine atembare
Atmosphäre vorliegt und somit der Aufenthalt in der Kammer gefahrlos möglich ist.
[0020] Anhand der Zeichnung sollen nachfolgend Ausführungsbeispiele der Erfindung näher
erläutert werden. In schematischer Ansicht zeigen:
- Fig. 1:
- Einen erfindungsgemäßen Behälter zum Speicherung und Entneh- men von verflüssigten
Gasgemischen,
- Fig. 2:
- Den Anschlussstutzen eines erfindungsgemäßen Behälters in einer anderen Ausführungsform,
- Fig. 3:
- Einen erfindungsgemäßen Behälter in einer weiteren Ausführungs- form.
[0021] Der in Fig. 1 gezeigte Behälter 1 zum Speichern und Entnehmen von verflüssigten Gasgemischen
umfasst ein von Füllvolumen 2, in welchem das im Behälter gespeicherte Gasgemisch
in einer Gasphase 3 und einer flüssigen Phase 4 vorliegt. Die Gasphase 3, die im Füllvolumen
mit einem Druck von beispielsweise 5 bar vorliegt, ist mit einer im Folgenden nicht
weiter interessierenden Ableitungs- und Befüllarmatur 5 verbunden, die auch ein hier
nicht gezeigtes Sicherheitsventil mit umfasst. In einem im Betriebszustand geodätisch
unteren Bereich des Behälters 1 mündet eine Entnahmeleitung 6 ein. Der durch die Entnahmeleitung
6 hindurch fließende Fluidstrom kann mittels einer beispielsweise motorgetriebenen
Armatur 7 gesteuert werden. Die Entnahmeleitung 6 steht mit einem Entnahmestutzen
8 in das Innere des Füllvolumens 2 vor. An seiner in das Füllvolumen 2 hineinragenden
Stirnseite weist der Entnahmestutzen 8 eine Entnahmeöffnung 9 auf. Geodätisch gesehen
unterhalb der Entnahmeöffnung 9 ist in der Wandung des Entnahmestutzens 8 eine Bypassleitung
10 hindurchgeführt. Die Bypassleitung 8 kann dabei so angeordnet sein, dass sie unmittelbar
an der Verbindungsstelle des Entnahmestutzens 10 mit der unteren Wandung des Füllvolumens
2 in dieses ausmündet und somit bei Bedarf die vollständige Entleerung des Füllvolumens
2 ermöglicht.
[0022] Im Betrieb wird der Behälter 1 mit verflüssigtem Gasgemisch bis beispielsweise zur
Höhe eines Füllstands 12 befüllt. Der Füllstand 12 liegt dabei oberhalb der Entnahmeöffnung
9. Die Entnahme des Gasgemisches erfolgt dabei zunächst ausschließlich aus der flüssigen
Phase über die Entnahmeleitung 6 sowohl durch den Entnahmestutzen 8 als auch durch
die Bypassleitung 10. Treibende Kraft der Entnahme ist dabei beispielsweise eine Druckdifferenz
zwischen dem im Füllvolumen 2 vorliegenden Druck (beispielsweise 5 bar) gegenüber
dem Druck am strömungstechnisch vom Füllvolumen 2 abgewandten Ende der Entnahmeleitung
6, (beispielsweise 1 bar) vorliegt, oder eine hier nicht gezeigte Pumpe. Das entnommene
verflüssigte Gasgemisch wird einem Verbraucher, beispielsweise einer Kältekammer oder
einem Kühlhaus, zugeführt. Durch fortlaufende Entnahme von verflüssigtem Gasgemisch
durch die Entnahmeleitung 6 und/oder durch Verdampfen von flüssigem Gasgemisch sinkt
der Füllstand im Laufe der Zeit ab. Dabei steigt der Anteil der schwerer siedenden
Komponente/n in der flüssigen Phase 4 an; zugleich steigt der Anteil der leichter
siedenden Komponente/n in der Gasphase 3. Sinkt der Füllstand auf ein Niveau unterhalb
der Entnahmeöffnung 9, also beispielsweise auf die durch die Linie 13 gekennzeichnete
Höhe, kann über die Entnahmeöffnung 9 kein Gasgemisch aus der flüssigen Phase 4 mehr
nachströmen. Gasgemisch aus der flüssigen Phase 4 gelangt in die Entnahmeleitung 6
nunmehr nur noch über die Bypassleitung 10, jedoch aufgrund der geänderten Druckverhältnisse
nur noch im verminderten Maße. Zugleich besteht nun jedoch eine Strömungsverbindung
der Entnahmeleitung 6 mit der Gasphase 3 über die Entnahmeöffnung 9. Bei fortlaufender
Entnahme wird nun also Gasgemisch sowohl aus der flüssigen Phase 4 über die Bypassleitung
10 als auch aus der Gasphase 3 über die Entnahmeöffnung 9 entnommen. Da jedoch, wie
oben erwähnt, der Anteil der leichter siedenden Komponente in der Gasphase 3 bei diesem
Füllstand sehr viel höher ist als der in der flüssigen Phase 4, ist der Anteil der
leichter siedenden Komponente in dem insgesamt über die Entnahmeleitung 6 entnommenen
Gasgemisch höher als der der flüssigen Phase 4 (bei dieser Füllhöhe). Auf diese Weise
wird gewährleistet, dass auch bei niedrigen Füllhöhen der Anteil der leichter siedenden
Komponente einen gewissen, durch die Höhe des Entnahmestutzens 8, des Drucks der Gasphase
3 und der Strömungsquerschnitte des Entnahmestutzens 8 bzw. der Bypassleitung 10 wesentlich
mitbestimmten Wert nicht unterschreitet.
[0023] Fig. 2 zeigt einen Entnahmestutzen 14 eines erfindungsgemäßen Behälters in einer
anderen Ausführungsform. Ähnlich dem Entnahmestutzen 6 im Behälter 1 ragt auch der
Entnahmestutzen 14 in das Innere des Füllvolumens 15 des Behälters hinein. Dabei sind
in der Wandung des hier an seiner in das Füllvolumen 15 hineinragenden Stirnseite
geschlossenen Entnahmestutzens 14 mehrere vertikal voneinander beabstandete Durchführungen
16, 17, 18 angeordnet. Die Durchführung 16 fungiert dabei in ähnlicher Weise wie die
Entnahmeöffnung 9 des Entnahmestutzens 6, d.h. unterschreitet der Füllstand im Füllvolumen
15 die Höhe der Durchführung 16 erfolgt die Entnahme des Gasgemisches aus der flüssigen
Phase nur noch über die Durchführungen 17, 18. Gleichzeitig strömt Gasgemisch aus
der mit der/den leichter siedenden Komponente/n angereicherten Gasphase über die Durchführung
16 in die Entnahmeleitung 19. Unterschreitet der Füllstand auch die Höhe der Durchführung
17, erfolgt die Entnahme des Gasgemisches aus der flüssigen Phase nur noch über die
Durchführung 18. Gleichzeitig strömt Gasgemisch aus der Gasphase über die Durchführungen
16 und 17 in die Entnahmeleitung 19. Bei der Ausgestaltung nach Fig. 5 erfolgt somit
bei sehr tiefen Füllhöhen eine weitere Anpassung der Zusammensetzung des insgesamt
entnommenen Gasgemisches.
[0024] Bei der Ausführungsform nach Fig. 3 umfasst ein erfindungsgemäßer Behälter 20 eine
Entnahmeleitung 23, die mit einem Füllvolumen 22 zur Aufnahme eines verflüssigten
Gasgemisches strömungsverbunden ist. Stromauf zu einer Armatur 24, das den Mengenstrom
des durch die Entnahmeleitung hindurch geführten Gasgemisches reguliert, verzweigt
die Entnahmeleitung 23 in eine Hauptentnahmeleitung 25 und eine Bypassleitung 26.
Beim Betrieb des Behälters 20 erfolgt - ähnlich wie beim Behälter 1 - so lange eine
Entnahme von Gasgemisch aus der im Füllvolumen 22 vorliegenden flüssigen Phase 27
wie der Füllstand 28 geodätisch oberhalb einer Entnahmeöffnung 29 der Hauptentnahmeleitung
25 befindet. Unterschreitet die Füllhöhe 28 die Höhe der Entnahmeöffnung 29, wird
Gasgemisch aus der flüssigen Phase 27 nur noch über die Bypassleitung 26 entnommen,
zugleich steht Hauptentnahmeleitung 25 über die Entnahmeöffnung 29 mit der Gasphase
des Gasgemisches 30 in Strömungsverbindung. In den Leitungen 25, 26 können weiterhin
hier nicht gezeigte Armaturen oder sonstige Einbauten, wie beispielsweise Blenden
o.ä. vorgesehen sein, um den Mengenstrom des jeweils durch die Leitung 25, 26 geführten
Fluids zu regulieren und den jeweiligen Anforderungen anzupassen.
[0025] Die erfindungsgemäße Vorrichtung bzw. das erfindungsgemäße Verfahren stellen eine
preiswert zu realisierende Möglichkeit dar, bei der Entnahme von im verflüssigten
Zustand gespeicherten Gasgemischen zu gewährleisten, dass die Anteile des im entnommenen
Gemisch enthaltenen Komponenten einen vorgegebenen Konzentrationsbereich nicht verlassen.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 1
- Behälter
- 2
- Füllvolumen
- 3
- Gasphase
- 4
- Flüssige Phase
- 5
- Ableitungs- und Befüllarmatur
- 6
- Entnahmeleitung
- 7
- Armatur
- 8
- Entnahmestutzen
- 9
- Entnahmeöffnung
- 10
- Bypassleitung
- 11
- -
- 12
- Füllstand
- 13
- Linie
- 14
- Entnahmestutzen
- 15
- Füllvolumen
- 16
- Durchführung
- 17
- Durchführung
- 18
- Durchführung
- 19
- Entnahmeleitung
- 20
- Behälter
- 21
- -
- 22
- Füllvolumen
- 23
- Entnahmeleitung
- 24
- Armatur
- 25
- Hauptentnahmeleitung
- 26
- Bypassleitung
- 27
- Flüssige Phase
- 28
- Füllstand
- 29
- Entnahmeöffnung
- 30
- Gasphase
1. Verfahren zum Entnehmen eines verflüssigten Gasgemisches aus einem Behälter (1, 20),
bei dem in einem Füllvolumen (2, 22) des Behälters (1, 20) eine Gasphase (3, 30) und
eine flüssige Phase (4, 27) des Gasgemisches vorliegen,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Entnahme des Gasgemisches bis zum Erreichen eines vorgegebenen Grenzwertes des
Mischungsverhältnisses der beiden Komponenten durch Entnahme der flüssigen Phase (4,
27) erfolgt, bei Erreichen des Grenzwertes jedoch Gasgemisch aus der Gasphase (3,
30) entnommen wird und das entnommene Gasgemisch aus der Gasphase (3, 30) mit dem
entnommenen Gasgemisch aus der flüssigen Phase (4, 27) vermischt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass gleichzeitig mit dem Beginn der Entnahme aus der Gasphase (3, 30) der Mengenstrom
des entnommenen Gemisches aus der flüssigen Phase (4, 27) reduziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Grenzwert des Mischungsverhältnisses durch eine Füllhöhe (12, 28) der flüssigen
Phase (4, 27) im Füllvolumen (2,22) festgelegt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Mengenstrom der entnommenen flüssigen Phase (4, 27) in Abhängigkeit von der Zusammensetzung
des Gemisches und/oder der Füllhöhe (2, 28) der flüssigen Phase im Füllvolumen (2,22)
geregelt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Gasgemisch ein Gemisch aus Stickstoff und Sauerstoff vorgesehen ist.
6. Behälter zum Bereitstellen von verflüssigten Gasgemischen, mit einem Füllvolumen (2,
22), in dem in einem Betriebszustand des Behälters (1, 20) eine bis zu einer Füllhöhe
(12, 28) vorliegende flüssige Phase (4, 27) und eine darüberliegende Gasphase (3,
30) des Gemisches vorliegen,
mit einer Entnahmeleitung (6, 23), die über eine Flüssigentnahmeleitung (8, 10, 17,
18, 25, 26) mit der flüssigen Phase (4, 27) in Strömungsverbindung steht,
mit einer Gasentnahmeleitung, mittels der die Entnahmeleitung (6, 23) mit der Gasphase
(3, 30) in Strömungsverbindung bringbar ist, wobei Sperrmittel vorgesehen ist, die
oberhalb eines vorgegebenen Werts der Füllhöhe (12, 28) die Strömungsverbindung zur
Gasphase zumindest teilweise sperren, unterhalb des vorgegebenen Wertes der Füllhöhe
die Strömungsverbindung zur Gasphase jedoch öffnen.
7. Behälter nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigentnahmeleitung (8, 10, 17, 18, 25, 26) mit Mitteln zur Beeinflussung
des Strömungsquerschnitts der Flüssigentnahmeleitung (8, 10, 17, 18, 25, 26) ausgerüstet
ist.
8. Behälter nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Entnahmeleitung (6, 23) behälterinnenseitig mit einem stirnseitig mit einer Ablauföffnung
(9, 29) versehenen Entnahmestutzen (8, 14) in das Füllvolumen (2, 22) hinein vorsteht
und eine das Füllvolumen (2, 22) mit der Entnahmeleitung (6, 23) verbindende Bypassleitung
(10, 17, 18, 26) vorgesehen ist, welche Bypassleitung (10, 17, 18, 26) geodätisch
unterhalb von der Ablauföffnung (9, 29) des Entnahmestutzens (8, 14) in das Füllvolumen
(2, 22) ausmündet.
9. Behälter nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass als Bypassleitung (10, 17, 18) eine Durchführung in der Wandung des Entnahmestutzens
(14), im Betriebszustand des Behälters (1, 20) geodätisch unterhalb der Ablauföffnung
(9), vorgesehen ist.
10. Behälter nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Bypassleitungen (17, 18) vorgesehen sind, die im Betriebszustand des Behälters
(1, 20) in jeweils unterschiedlichen geodätischen Höhen innerhalb des Füllvolumens
(2, 22) ausmünden.
11. Behälter nach einem der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel vorgesehen sind, um in der Gasphase (3, 30) einen höheren Druck aufrecht zu
erhalten, als an dem vom Füllvolumen strömungstechnisch abgewandten Ende der Entnahmeleitung
(6, 23).
12. Verwendung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4 oder eines Behälters
(1, 20) nach einem der Ansprüche 6 bis 10 zum Betreiben einer Kältekammer oder eines
Kühlhauses.