[0001] Die Erfindung betrifft eine Formstoffmischung zur Herstellung von Gießformen für
die Metallverarbeitung, welche mindestens einen rieselfähigen feuerfesten Formgrundstoff
sowie ein auf Wasserglas basierendes Bindemittel umfasst. Weiter betrifft die Erfindung
ein Verfahren zur Herstellung von Gießformen für die Metallverarbeitung unter Verwendung
der Formstoffmischung sowie eine mit dem Verfahren erhaltene Gießform.
[0002] Gießformen für die Herstellung von Metallkörpern werden im Wesentlichen in zwei Ausführungen
hergestellt. Eine erste Gruppe bilden die so genannten Kerne oder Formen. Aus diesen
wird die Gießform zusammengesetzt, welche im Wesentlichen die Negativform des herzustellenden
Gussstücks darstellt. Eine zweite Gruppe bilden Hohlkörper, sog. Speiser, welche als
Ausgleichsreservoir wirken. Diese nehmen flüssiges Metall auf, wobei durch entsprechende
Maßnahmen dafür gesorgt wird, dass das Metall länger in der flüssigen Phase verbleibt,
als das Metall, das sich in der die Negativform bildenden Gießform befindet. Erstarrt
das Metall in der Negativform, kann flüssiges Metall aus dem Ausgleichsreservoir nachfließen,
um die beim Erstarren des Metalls auftretende Volumenkontraktion auszugleichen.
[0003] Gießformen bestehen aus einem feuerfesten Material, beispielsweise Quarzsand, dessen
Körner nach dem Ausformen der Gießform durch ein geeignetes Bindemittel verbunden
werden, um eine ausreichende mechanische Festigkeit der Gießform zu gewährleisten.
Für die Herstellung von Gießformen verwendet man also einen feuerfesten Formgrundstoff,
welcher mit einem geeigneten Bindemittel behandelt wurde. Der feuerfeste Formgrundstoff
liegt bevorzugt in einer rieselfähigen Form vor, so dass er in eine geeignete Hohlform
eingefüllt und dort verdichtet werden kann. Durch das Bindemittel wird ein fester
Zusammenhalt zwischen den Partikeln des Formgrundstoffs erzeugt, so dass die Gießform
die erforderliche mechanische Stabilität erhält.
[0004] Gießformen müssen verschiedene Anforderungen erfüllen. Beim Gießvorgang selbst müssen
sie zunächst eine ausreichende Stabilität und Temperaturbeständigkeit aufweisen, um
das flüssige Metall in die aus einem oder mehreren Gieß(teil)formen gebildete Hohlform
aufzunehmen. Nach Beginn des Erstarrungsvorgangs wird die mechanische Stabilität der
Gießform durch eine erstarrte Metallschicht gewährleistet, die sich entlang der Wände
der Hohlform ausbildet. Das Material der Gießform muss sich nun unter dem Einfluss
der vom Metall abgegebenen Hitze in der Weise zersetzen, dass es seine mechanische
Festigkeit verliert, also der Zusammenhalt zwischen einzelnen Partikeln des feuerfesten
Materials aufgehoben wird. Dies wird erreicht, indem sich beispielsweise das Bindemittel
unter Hitzeeinwirkung zersetzt. Nach dem Abkühlen wird das erstarrte Gussstück gerüttelt,
wobei im Idealfall das Material der Gießformen wieder zu einem feinen Sand zerfällt,
der sich aus den Hohlräumen der Metallform ausgießen lässt.
[0005] Zur Herstellung der Gießformen können sowohl organische als auch anorganische Bindemittel
eingesetzt werden, deren Aushärtung jeweils durch kalte oder heiße Verfahren erfolgen
kann. Als kalte Verfahren bezeichnet man dabei Verfahren, welche im Wesentlichen bei
Raumtemperatur ohne Erhitzen der Gießform durchgeführt werden. Die Aushärtung erfolgt
dabei meist durch eine chemische Reaktion, die beispielsweise dadurch ausgelöst wird,
dass ein Gas als Katalysator durch die zu härtende Form geleitet wird. Bei heißen
Verfahren wird die Formstoffmischung nach der Formgebung auf eine ausreichend hohe
Temperatur erhitzt, um beispielsweise das im Bindemittel enthaltene Lösungsmittel
auszutreiben oder um eine chemische Reaktion zu initiieren, durch welche das Bindemittel
beispielsweise durch Vernetzen ausgehärtet wird.
[0006] Gegenwärtig werden für die Herstellung von Gießformen vielfach solche organischen
Bindemittel eingesetzt, bei denen die Härtungsreaktion durch einen gasförmigen Katalysator
beschleunigt wird oder die durch Reaktion mit einem gasförmigen Härter ausgehärtet
werden. Diese Verfahren werden als "Cold-Box"-Verfahren bezeichnet.
[0007] Ein Beispiel für die Herstellung von Gießformen unter Verwendung organischer Bindemittel
ist das so genannte Ashland-Cold-Box-Verfahren. Es handelt sich dabei um ein Zweikomponenten-System.
Die erste Komponente besteht aus der Lösung eines Polyols, meistens eines Phenolharzes.
Die zweite Komponente ist die Lösung eines Polyisocyanates. So werden gemäß der
US 3,409,579 A die beiden Komponenten des Polyurethanbinders zur Reaktion gebracht, indem nach der
Formgebung ein gasförmiges tertiäres Amin durch das Gemisch aus Formgrundstoff und
Bindemittel geleitet wird. Bei der Aushärtereaktion von Polyurethanbindern handelt
es sich um eine Polyaddition, d.h. eine Reaktion ohne Abspaltung von Nebenprodukten,
wie z.B. Wasser. Zu den weiteren Vorteilen dieses Cold-Box-Verfahrens gehören gute
Produktivität, Maßgenauigkeit der Gießformen sowie gute technische Eigenschaften,
wie die Festigkeit der Gießformen, die Verarbeitungszeit des Gemisches aus Formgrundstoff
und Bindemittel, usw.
[0008] Zu den heißhärtenden organischen Verfahren gehört das Hot-Box-Verfahren auf Basis
von Phenol- oder Furanharzen, das Warm-Box-Verfahren auf Basis von Furanharzen und
das Croning-Verfahren auf Basis von Phenol-Novolak-Harzen. Beim Hot-Box- sowie beim
Warm-Box-Verfahren werden flüssige Harze mit einem latenten, erst bei erhöhter Temperatur
wirksamen Härter zu einer Formstoffmischung verarbeitet. Beim Croning-Verfahren werden
Formgrundstoffe, wie Quarz, Chromerz-, Zirkonsande, etc. bei einer Temperatur von
ca. 100 bis 160°C mit einem bei dieser Temperatur flüssigen Phenol-Novolak-Harz umhüllt.
Als Reaktionspartner für die spätere Aushärtung wird Hexamethylentetramin zugegeben.
Bei den oben genannten heißhärtenden Technologien findet die Formgebung und Aushärtung
in beheizbaren Werkzeugen statt, die auf eine Temperatur von bis zu 300°C aufgeheizt
werden. Unabhängig vom Aushärtemechanismus ist allen organischen Systemen gemeinsam,
dass sie sich beim Einfüllen des flüssigen Metalls in die Gießform thermisch zersetzen
und dabei Schadstoffe, wie z.B. Benzol, Toluol, Xylole, Phenol, Formaldehyd und höhere,
teilweise nicht identifizierte Crackprodukte freisetzen können. Es ist zwar durch
verschiedene Maßnahmen gelungen, diese Emissionen zu minimieren, völlig vermeiden
lassen sie sich bei organischen Bindemitteln jedoch nicht. Auch bei anorganisch-organischen
Hybridsystemen, die, wie die z.B. beim Resol-CO
2-Verfahren eingesetzten Bindemittel, einen Anteil an organischen Verbindungen enthalten,
treten solche unerwünschten Emissionen beim Gießen der Metalle auf.
[0009] Um die Emission von Zersetzungsprodukten während des Gießvorgangs zu vermeiden, müssen
Bindemittel verwendet werden, die auf anorganischen Materialien beruhen bzw. die höchstens
einen sehr geringen Anteil an organischen Verbindungen enthalten. Solche Bindemittelsysteme
sind bereits seit längerem bekannt. Es sind Bindemittelsysteme entwickelt worden,
welche sich durch Einleitung von Gasen aushärten lassen. Ein derartiges System ist
beispielsweise in der
GB 782 205 beschrieben, in welcher ein Alkaliwasserglas als Bindemittel verwendet wird, das
durch Einleitung von CO
2 ausgehärtet werden kann. In der
DE 199 25 167 wird eine exotherme Speisermasse beschreiben, die ein Alkalisilikat als Bindemittel
enthält. Ferner sind Bindemittelsysteme entwickelt worden, welche bei Raumtemperatur
selbsthärtend sind. Ein solches, auf Phosphorsäure und Metalloxiden beruhendes System
ist z.B. in der
US 5,582,232 beschrieben. Schließlich sind noch anorganische Bindemittelsysteme bekannt, die bei
höheren Temperaturen ausgehärtet werden, beispielsweise in einem heißen Werkzeug.
Solche heißhärtenden Bindemittelsysteme sind beispielsweise aus der
US 5,474,606 bekannt, in welcher ein aus Alkaliwasserglas und Aluminiumsilikat bestehendes Bindemittelsystem
beschrieben wird.
[0010] Anorganische Bindemittel haben im Vergleich zu organischen Bindemitteln den Nachteil,
dass die daraus hergestellten Gießformen relativ geringe Festigkeiten aufweisen. Dies
tritt besonders deutlich unmittelbar nach der Entnahme der Gießform aus dem Werkzeug
zutage. Gute Festigkeiten zu diesem Zeitpunkt sind aber besonders wichtig für die
Produktion komplizierter, dünnwandiger Formteile und deren sichere Handhabung. Der
Grund für die niedrigen Festigkeiten besteht in erster Linie darin, dass die Gießformen
noch Restwasser aus dem Bindemittel enthalten. Längere Verweilzeiten im heißen geschlossenen
Werkzeug helfen nur bedingt, da der Wasserdampf nicht in ausreichendem Maß entweichen
kann. Um eine möglichst vollständige Trocknung der Gießformen zu erreichen, wird in
der
WO 98/06522 vorgeschlagen, die Formstoffmischung nach dem Ausformen nur solange in einem temperierten
Kernkasten zu belassen, dass sich eine formstabile und tragfähige Randschale ausbildet.
Nach dem Öffnen des Kernkastens wird die Form entnommen und anschließend unter Einwirkung
von Mikrowellen vollständig getrocknet. Die zusätzliche Trocknung ist jedoch aufwändig,
verlängert die Produktionszeit der Gießformen und trägt, nicht zuletzt auch durch
die Energiekosten, erheblich zur Verteuerung des Herstellungsprozesses bei.
[0011] Eine weitere Schwachstelle der bisher bekannten anorganischen Bindemittel ist die
geringe Stabilität der damit hergestellten Gießformen gegen hohe Luftfeuchtigkeit.
Damit ist eine Lagerung der Formkörper über einen längeren Zeitraum, wie bei organischen
Bindemitteln üblich, nicht gesichert möglich.
[0012] In der
EP 1 122 002 wird ein Verfahren beschrieben, das sich zur Herstellung von Gießformen für den Metallguss
eignet. Zur Herstellung des Bindemittels wird ein Alkalihydroxid, insbesondere Natronlauge,
mit einem teilchenförmigen Metalloxid vermischt, welches in Gegenwart der Alkalilauge
ein Metallat ausbilden kann. Die Teilchen werden getrocknet, nachdem sich am Rand
der Teilchen eine Schicht aus dem Metallat ausgebildet hat. Im Kern der Teilchen verbleibt
ein Abschnitt, in welchem das Metalloxid nicht umgesetzt wurde. Als Metalloxid wird
vorzugsweise ein disperses Siliciumdioxid oder auch feinteiliges Titanoxid oder Zinkoxid
verwendet.
[0013] In der
WO 94/14555 wird eine Formstoffmischung beschrieben, welche auch zur Herstellung von Gießformen
geeignet ist und die neben einem feuerfesten Formgrundstoff ein Bindemittel enthält,
welches aus einem Phosphat- oder Boratglas besteht, wobei die Mischung weiter ein
feinteiliges feuerfestes Material enthält. Als feuerfestes Material kann beispielsweise
auch Siliciumdioxid verwendet werden.
[0014] In der
EP 1 095 719 A2 wird ein Bindemittelsystem für Formsande zur Herstellung von Kernen beschrieben.
Das Bindemittelsystem auf Wasserglasbasis besteht aus einer wässrigen Alkalisilikatlösung
und einer hygroskopischen Base, wie beispielsweise Natriumhydroxid, die im Verhältnis
1:4 bis 1:6 zugesetzt wird. Das Wasserglas weist ein Modul SiO
2/M
2O von 2,5 bis 3,5 und einen Feststoffanteil von 20 bis 40 % auf. Um eine rieselfähige
Formstoffmischung zu erhalten, welche auch in komplizierte Kernformen eingefüllt werden
kann, sowie zur Steuerung der hygroskopischen Eigenschaften, enthält das Bindemittelsystem
noch einen oberflächenaktiven Stoff, wie Silikonöl, das einen Siedepunkt ≥ 250°C aufweist.
Das Bindemittelsystem wird mit einem geeigneten Feuerfeststoff, wie Quarzsand, vermischt
und kann dann mit einer Kernschießmaschine in einen Kernkasten eingeschossen werden.
Die Aushärtung der Formstoffmischung erfolgt durch Entzug des noch enthaltenen Wassers.
Die Trocknung bzw. Aushärtung der Gießform kann auch unter Einwirkung von Mikrowellen
erfolgen.
[0015] Die bisher bekannten Formstoffmischungen zur Herstellung von Gießformen weisen noch
Raum für eine Verbesserung der Eigenschaften beispielsweise hinsichtlich der Festigkeit
der hergestellten Gießformen sowie hinsichtlich deren Beständigkeit gegenüber Luftfeuchtigkeit
bei einer Lagerung über einen längeren Zeitraum auf. Weiter wird angestrebt, nach
dem Guss bereits eine hohe Qualität der Oberfläche des Gussstücks zu erreichen, sodass
die Nachbearbeitung der Oberfläche mit geringem Aufwand durchgeführt werden kann.
[0016] Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, eine Formstoffmischung zur Herstellung
von Gießformen für die Metallverarbeitung zur Verfügung zu stellen, welche mindestens
einen feuerfesten Formgrundstoff sowie ein auf Wasserglas basierendes Bindemittelsystem
umfasst, welche die Herstellung von Gießformen ermöglicht, die eine hohe Festigkeit
sowohl unmittelbar nach der Formgebung als auch bei längerer Lagerung aufweisen.
[0017] Ferner soll die Formstoffmischung die Herstellung von Gießformen ermöglichen, mit
welchen Gussstücke hergestellt werden können, die eine hohe Qualität der Oberfläche
aufweisen, sodass nur eine geringe Nachbearbeitung der Oberflächen erforderlich ist.
[0018] Diese Aufgabe wird mit einer Formstoffmischung durch Ausführungsformen gemäß nachfolgender
Aufstellung gelöst, insbesondere mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte
Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Formstoffmischung sind Gegenstand der abhängigen
Patentansprüche.
[0019] Aufstellung: Geeignete Ausführungsformen gegliedert in Aufzählungspunkte:
- 1. Formstoffmischung zur Herstellung von Gießformen für die Metallverarbeitung, mindestens
umfassend:
- einen feuerfesten Formgrundstoff;
- ein auf Wasserglas basierendes Bindemittel;
dadurch gekennzeichnet, dass der Formstoffmischung
- ein Anteil eines teilchenförmigen Metalloxids, welches ausgewählt ist aus der Gruppe
von Siliciumdioxid, Aluminiumoxid, Titanoxid und Zinkoxid, zugesetzt ist.
- 2. Formstoffmischung nach Punkt 1, dadurch gekennzeichnet, dass das teilchenförmige
Metalloxid ausgewählt ist aus der Gruppe von Fällungskieselsäure und pyrogener Kieselsäure.
- 3. Formstoffmischung nach Aufzählungspunkt 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass
das Wasserglas ein Modul SiO2/M2O im Bereich von 1,6 bis 4,0, insbesondere 2,0 bis 3,5 aufweist, wobei M Natriumionen
und/oder Kaliumionen bedeutet.
- 4. Formstoffmischung nach einem der vorhergehenden Aufzählungspunkte, dadurch gekennzeichnet,
dass das Wasserglas einen Feststoffanteil an SiO2 und M2O im Bereich von 30 bis 60 Gew.-% aufweist.
- 5. Formstoffmischung nach einem der vorhergehenden Aufzählungspunkte, dadurch gekennzeichnet,
dass das Bindemittel in einem Anteil von weniger als 20 Gew.-% in der Formstoffmischung
enthalten ist.
- 6. Formstoffmischung nach einem der vorhergehenden Aufzählungspunkte, dadurch gekennzeichnet,
dass das teilchenförmige Metalloxid in einem Anteil von 2 bis 60 Gew.-% bezogen auf
das Bindemittel enthalten ist.
- 7. Formstoffmischung nach einem der vorhergehenden Aufzählungspunkte, dadurch gekennzeichnet,
dass der Formgrundstoff zumindest einen Anteil von Mikrohohlkugeln enthält.
- 8. Formstoffmischung nach Aufzählungspunkt 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrohohlkugeln
Aluminiumsilikatmikrohohlkugeln und/oder Glasmikrohohlkugeln sind.
- 9. Formstoffmischung nach einem der vorhergehenden Aufzählungspunkte, dadurch gekennzeichnet,
dass der Formgrundstoff zumindest einen Anteil an Glasgranulat, Glasperlen und/oder
kugelförmigen keramischen Formkörpern enthält.
- 10. Formstoffmischung nach einem der vorhergehenden Aufzählungspunkte, dadurch gekennzeichnet,
dass der Formgrundstoff zumindest einen Anteil an Mullit, Chromerzsand und/oder Olivin
enthält.
- 11. Formstoffmischung nach einem der vorhergehenden Aufzählungspunkte, dadurch gekennzeichnet,
dass der Formstoffmischung ein oxidierbares Metall und ein Oxidationsmittel zugesetzt
ist.
- 12. Formstoffmischung nach einem der vorhergehenden Aufzählungspunkte, dadurch gekennzeichnet,
dass die Formstoffmischung einen Anteil eines plättchenförmigen Schmiermittels enthält.
- 13. Formstoffmischung nach Aufzählungspunkt 12, dadurch gekennzeichnet, dass das plättchenförmige
Schmiermittel ausgewählt ist aus Grafit und Molybdänsulfid.
- 14. Formstoffmischung nach einem der vorhergehenden Aufzählungspunkte, dadurch gekennzeichnet,
dass die Formstoffmischung einen Anteil zumindest eines bei Raumtemperatur festen
organischen Additivs enthält.
- 15. Formstoffmischung nach einem der vorhergehenden Aufzählungspunkte, dadurch gekennzeichnet,
dass die Formstoffmischung zumindest ein Silan enthält.
- 16. Verfahren zur Herstellung von Gießformen für die Metallverarbeitung, mit den Schritten:
Herstellen einer Formstoffmischung nach einem der Aufzählungspunkte 1 bis 15: Formen
der Formstoffmischung;
Aushärten der Forrnstoffmischung, indem die Formstoffmischung erwärmt wird, wobei
die ausgehärtete Gießform erhalten wird.
- 17. Verfahren nach Aufzählungspunkt 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Formstoffmischung
auf eine Temperatur im Bereich von 100 bis 300°C erwärmt wird.
- 18. Verfahren nach einem der Aufzählungspunkte 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet,
dass zum Aushärten erhitzte Luft in die Formstoffmischung eingeblasen wird.
- 19. Verfahren nach einem der Aufzählungspunkte 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet,
dass das Erwärmen der Formstoffmischung durch Einwirkung von Mikrowellen bewirkt wird.
- 20. Verfahren nach einem der Aufzählungspunkte 16 bis 19, dadurch gekennzeichnet,
das die Gießform ein Speiser ist.
- 21. Gießform, erhalten nach einem Verfahren gemäß einem der Aufzählungspunkte 16 bis
20.
- 22. Verwendung der Gießform nach Aufzählungspunkt 21 für den Metallguss, insbesondere
Leichtmetallguss.
[0020] Überraschend wurde gefunden, dass durch die Verwendung eines Bindemittels, welches
ein Alkaliwasserglas sowie ein teilchenförmiges Metalloxid enthält, welches aus der
Gruppe von Siliciumdioxid, Aluminiumoxid, Titanoxid und Zinkoxid ausgewählt ist, die
Festigkeit von Gießformen sowohl unmittelbar nach der Formgebung und Aushärtung als
auch bei einer Lagerung unter erhöhter Luftfeuchtigkeit deutlich verbessert werden
kann. Die oben angegebenen teilchenförmigen Metalloxide können sowohl einzeln als
auch in Kombination verwendet werden.
[0021] Die erfindungsgemäße Formstoffmischung zur Herstellung von Gießformen für die Metallverarbeitung
umfasst mindestens: einen feuerfesten Formgrundstoff; sowie ein auf Wasserglas basierendes
Bindemittel.
[0022] Als feuerfester Formgrundstoff können für die Herstellung von Gießformen übliche
Materialien verwendet werden. Geeignet sind beispielsweise Quarz- oder Zirkonsand.
Weiter sind auch faserförmige feuerfeste Formgrundstoffe geeignet, wie beispielsweise
Schamottefasern. Weitere geeignete feuerfeste Formgrundstoffe sind beispielsweise
Olivin, Chromerzsand, Vermiculit.
[0023] Weiter können als feuerfeste Formgrundstoffe auch künstliche Formstoffe verwendet
werden, wie z.B. Aluminiumsilikathohlkugeln (sog. Microspheres), Glasperlen, Glasgranulat
oder unter der Bezeichnung "Cerabeads" bzw. "Carboaccucast" bekannte kugelförmige
keramische Formgrundstoffe. Diese kugelförmigen keramischen Formgrundstoffe enthalten
als Mineralien beispielsweise Mullit, Korund, β-Cristobalit in unterschiedlichen Anteilen.
Sie enthalten als wesentliche Anteile Aluminiumoxid und Siliciumdioxid. Typische Zusammensetzungen
enthalten beispielsweise Al
2O
3 und SiO
2 in etwa gleichen Anteilen. Daneben können noch weitere Bestandteile in Anteilen von
<10 % enthalten sein, wie TiO
2, Fe
2O
3. Der Durchmesser der Mikrokugeln beträgt vorzugsweise weniger als 1000 µm, insbesondere
weniger als 600 µm. Geeignet sind auch synthetisch hergestellte feuerfeste Formgrundstoffe,
wie beispielsweise Mullit (x Al
2O
3 · y SiO
2, mit x = 2 bis 3, y = 1 bis 2; ideale Formel: Al
2SiO
5). Diese künstlichen Formgrundstoffe gehen nicht auf einen natürlichen Ursprung zurück
und können auch einem besonderen Formgebungsverfahren unterworfen worden sein, wie
beispielsweise bei der Herstellung von Aluminiumsilikatmikrohohlkugeln, Glasperlen
oder kugelförmigen keramischen Formgrundstoffen.
[0024] Besonders bevorzugt werden als feuerfeste künstliche Formgrundstoffe Glasmaterialien
verwendet. Diese werden insbesondere entweder als Glaskugeln oder als Glasgranulat
eingesetzt. Als Glas können übliche Gläser verwendet werden, wobei Gläser, die einen
hohen Schmelzpunkt zeigen, bevorzugt sind. Geeignet sind beispielsweise Glasperlen
und/oder Glasgranulat, das aus Glasbruch hergestellt wird. Ebenfalls geeignet sind
Boratgläser. Die Zusammensetzung derartiger Gläser ist beispielhaft in der nachfolgenden
Tabelle angegeben.
Tabelle: Zusammensetzung von Gläsern
Bestandteil |
Glasbruch |
Boratglas |
SiO2 |
50 - 80 % |
50 - 80 % |
Al2O3 |
0 -15 % |
0 - 15 % |
Fe2O3 |
< 2 % |
< 2 % |
MIIO |
0 - 25 % |
0 - 25 % |
MI2O |
5 - 25 % |
1 - 10 % |
B2O3 |
|
< 15 % |
Sonst. |
< 10 % |
< 10 % |
MII : Erdalkalimetall, z.B. Mg, Ca, Ba
MI: Alkalimetall, z.B. Na, K |
[0025] Neben den in der Tabelle aufgeführten Gläsern können jedoch auch andere Gläser verwendet
werden, deren Gehalt an den oben genannten Verbindungen außerhalb der genannten Bereiche
liegt. Ebenso können auch Spezialgläser verwendet werden, die neben den Genannten
Oxiden auch andere Elemente bzw. deren Oxide enthalten.
[0026] Der Durchmesser der Glaskugeln beträgt vorzugsweise weniger als 1000 µm, insbesondere
weniger als 600 µm.
[0027] In Gießversuchen mit Aluminium wurde gefunden, dass bei Verwendung künstlicher Formgrundstoffe,
vor allem bei Glasperlen, Glasgranulat bzw. Microspheres, nach dem Gießen weniger
Formsand an der Metalloberfläche haften bleibt als bei Verwendung von reinem Quarzsand.
Der Einsatz künstlicher Formgrundstoffe ermöglicht daher die Erzeugung glätterer Gussoberflächen,
wobei eine aufwändige Nachbehandlung durch Strahlen nicht oder zumindest in erheblich
geringerem Ausmaß erforderlich ist.
[0028] Es ist nicht notwendig, den gesamten Formgrundstoff aus den künstlichen Formgrundstoffen
zu bilden. Der bevorzugte Anteil der künstlichen Formgrundstoffe liegt bei mindestens
etwa 3 Gew.-%, besonders bevorzugt mindestens 5 Gew.-%, insbesondere bevorzugt mindestens
10 Gew.-%, vorzugsweise bei mindestens etwa 15 Gew.-%, besonders bevorzugt bei mindestens
etwa 20 Gew.-%, bezogen auf die gesamte Menge des feuerfesten Formgrundstoffs. Der
feuerfeste Formgrundstoff weist vorzugsweise einen rieselfähigen Zustand auf, so dass
die erfindungsgemäße Formstoffmischung in üblichen Kernschießmaschinen verarbeitet
werden kann.
[0029] Als weitere Komponente umfasst die erfindungsgemäße Formstoffmischung ein auf Wasserglas
basierendes Bindemittel. Als Wasserglas können dabei übliche Wassergläser verwendet
werden, wie sie bereits bisher als Bindemittel in Formstoffmischungen verwendet werden.
Diese Wassergläser enthalten gelöste Natrium- oder Kaliumsilikate und können durch
Lösen von glasartigen Kalium- und Natriumsilikaten in Wasser hergestellt werden. Das
Wasserglas weist vorzugsweise ein Modul SiO
2/M
2O im Bereich von 1,6 bis 4,0, insbesondere 2,0 bis 3,5, auf, wobei M für Natrium und/oder
Kalium steht. Die Wassergläser weisen vorzugsweise einen Feststoffanteil im Bereich
von 30 bis 60 Gew.-% auf. Der Feststoffanteil bezieht sich auf die im Wasserglas enthaltene
Menge an SiO
2 und M
2O.
[0030] Erfindungsgemäß enthält die Formstoffmischung einen Anteil eines teilchenförmigen
Metalloxids, das ausgewählt ist aus der Gruppe von Siliciumdioxid, Aluminiumoxid,
Titandioxid und Zinkoxid. Die Teilchengröße dieser Metalloxide beträgt vorzugsweise
weniger als 300 µm, bevorzugt weniger als 200 µm, insbesondere bevorzugt weniger als
100 µm. Die Teilchengröße lässt sich durch Siebanalyse bestimmen. Besonders bevorzugt
beträgt der Siebrückstand auf einem Sieb mit einer Maschenweite von 63 µm weniger
als 10 Gew.-%, vorzugsweise weniger als 8 Gew.-%.
[0031] Besonders bevorzugt wird als teilchenförmiges Metalloxid Siliciumdioxid verwendet,
wobei hier synthetisch hergestelltes amorphes Siliciumdioxid besonders bevorzugt ist.
[0032] Als teilchenförmiges Siliciumdioxid wird vorzugsweise Fällungskieselsäure und/oder
pyrogene Kieselsäure verwendet. Fällungskieselsäure wird durch Reaktion einer wässrigen
Alkalisilikatlösung mit Mineralsäuren erhalten. Der dabei anfallende Niederschlag
wird anschließend abgetrennt, getrocknet und vermahlen. Unter pyrogenen Kieselsäuren
werden Kieselsäuren verstanden, die bei hohen Temperaturen durch Koagulation aus der
Gasphase gewonnen werden. Die Herstellung pyrogener Kieselsäure kann beispielsweise
durch Flammhydrolyse von Siliciumtetrachlorid oder im Lichtbogenofen durch Reduktion
von Quarzsand mit Koks oder Anthrazit zu Siliciummonoxidgas mit anschließender Oxidation
zu Siliciumdioxid erfolgen. Die nach dem Lichtbogenofen-Verfahren hergestellten pyrogenen
Kieselsäuren können noch Kohlenstoff enthalten. Fällungskieselsäure und pyrogene Kieselsäure
sind für die erfindungsgemäße Formstoffmischung gleich gut geeignet. Diese Kieselsäuren
werden im weiteren als "synthetisches amorphes Siliciumdioxid" bezeichnet.
[0033] Die Erfinder nehmen an, dass das stark alkalische Wasserglas mit den an der Oberfläche
des synthetisch hergestellten amorphen Siliciumdioxids angeordneten Silanolgruppen
reagieren kann und dass beim Verdampfen des Wassers eine intensive Verbindung zwischen
dem Siliciumdioxid und dem dann festen Wasserglas hergestellt wird.
[0034] Die erfindungsgemäße Formstoffmischung stellt eine intensive Mischung aus zumindest
den genannten Bestandteilen dar. Dabei sind die Teilchen des feuerfesten Formgrundstoffs
vorzugsweise mit einer Schicht des Bindemittels überzogen. Durch Verdampfen des im
Bindemittel vorhandenen Wassers (ca. 40 - 70 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des Bindemittels)
kann dann ein fester Zusammenhalt zwischen den Teilchen des feuerfesten Formgrundstoffs
erreicht werden.
[0035] Das Bindemittel, d.h. das Wasserglas sowie das teilchenförmige Metalloxid, insbesondere
synthetisches amorphes Siliciumdioxid, ist in der Formstoffmischung bevorzugt in einem
Anteil von weniger als 20 Gew.-% enthalten. Werden massive Formgrundstoffe verwendet,
wie beispielsweise Quarzsand, ist das Bindemittel vorzugsweise in einem Anteil von
weniger als 10 Gew.-%, bevorzugt weniger als 8 Gew.-%, insbesondere bevorzugt weniger
als 5 Gew.-% enthalten. Werden feuerfeste Formgrundstoffe verwendet, welche eine geringe
Dichte aufweisen, wie beispielsweise die oben beschriebenen Mikrohohlkugeln, erhöht
sich der Anteil des Bindemittels entsprechend.
[0036] Das teilchenförmige Metalloxid, insbesondere das synthetische amorphe Siliciumdioxid,
ist, bezogen auf das Gewicht des Bindemittels, vorzugsweise in einem Anteil von 2
bis 60 Gew.-% enthalten, vorzugsweise zwischen 3 und 50 Gew.-%, insbesondere bevorzugt
zwischen 4 und 40 Gew.-%.
[0037] Das Verhältnis von Wasserglas zu teilchenförmigem Metalloxid, insbesondere synthetischem
amorphem Siliciumdioxid, kann innerhalb weiter Bereiche variiert werden. Dies bietet
den Vorteil, die Anfangsfestigkeit der Gießform, d.h. die Festigkeit unmittelbar nach
Entnahme aus dem heißen Werkzeug, und die Feuchtigkeitsbeständigkeit zu verbessern,
ohne die Endfestigkeiten, d.h. die Festigkeiten nach dem Erkalten der Gießform , gegenüber
einem Wasserglasbindemittel ohne amorphes Siliciumdioxid wesentlich zu beeinflussen.
Dies ist vor allem im Leichtmetallguss von großem Interesse. Auf der einen Seite sind
hohe Anfangsfestigkeiten erwünscht, um nach der Herstellung der Gießform diese problemlos
transportieren oder mit anderen Gießformen zusammensetzen zu können. Auf der anderen
Seite sollte die Endfestigkeit nach dem Aushärten nicht zu hoch sein, um Schwierigkeiten
beim Binderzerfall nach dem Abguss zu vermeiden, d.h. der Formstoff sollte nach dem
Gießen problemlos aus Hohlräumen der Gussform entfernt werden können.
[0038] Der in der erfindungsgemäßen Formstoffmischung enthaltene Formgrundstoff kann in
einer Ausführungsform der Erfindung zumindest einen Anteil von Mikrohohlkugeln enthalten.
Der Durchmesser der Mikrohohlkugeln liegt normalerweise im Bereich von 5 bis 500 µm,
vorzugsweise im Bereich von 10 bis 350 µm und die Dicke der Schale liegt gewöhnlich
im Bereich von 5 bis 15 % des Durchmessers der Mikrokugeln. Diese Mikrokugeln weisen
ein sehr geringes spezifisches Gewicht auf, so dass die unter Verwendung von Mikrohohlkugeln
hergestellten Gießformen ein niedriges Gewicht aufweisen. Besonders vorteilhaft ist
die Isolierwirkung der Mikrohohlkugeln. Die Mikrohohlkugeln werden daher insbesondere
dann für die Herstellung von Gießformen verwendet, wenn diese eine erhöhte Isolierwirkung
aufweisen sollen. Solche Gießformen sind beispielsweise die bereits in der Einleitung
beschriebenen Speiser, welche als Ausgleichsreservoir wirken und flüssiges Metall
enthalten, wobei das Metall solange in einem flüssigen Zustand erhalten werden soll,
bis das in die Hohlform eingefüllte Metall erstarrt ist. Ein anderes Anwendungsgebiet
von Gießformen, welche Mikrohohlkugeln enthalten, sind beispielsweise Abschnitte einer
Gießform, welche besonders dünnwandigen Abschnitten der fertigen Gussform entsprechen.
Durch die isolierende Wirkung der Mikrohohlkugeln wird sichergestellt, dass das Metall
in den dünnwandigen Abschnitten nicht vorzeitig erstarrt und damit die Wege innerhalb
der Gießform verstopft.
[0039] Werden Mikrohohlkugeln verwendet, wird das Bindemittel, bedingt durch die geringe
Dichte dieser Mikrohohlkugeln, vorzugsweise in einem Anteil im Bereich von vorzugsweise
weniger als 20 Gew.-%, insbesondere bevorzugt im Bereich von 10 bis 18 Gew.-% verwendet.
[0040] Die Mikrohohlkugeln bestehen vorzugsweise aus einem Aluminiumsilikat. Diese Aluminiumsilikatmikrohohlkugeln
weisen vorzugsweise einen Gehalt an Aluminiumoxid von mehr als 20 Gew.-% auf, können
jedoch auch einen Gehalt von mehr als 40 Gew.-% aufweisen. Solche Mikrohohlkugeln
werden beispielsweise von der Omega Minerals Germany GmbH, Norderstedt, unter den
Bezeichnungen OmegaSpheres
® SG mit einem Aluminiumoxidgehalt von ca. 28 - 33 %, Omega-Spheres
® WSG mit einem Aluminiumoxidgehalt von ca. 35 - 39 % und E-Spheres
® mit einem Aluminiumoxidgehalt von ca. 43 % in den Handel gebracht. Entsprechende
Produkte sind bei der PQ Corporation (USA) unter der Bezeichnung "Extendospheres
®" erhältlich.
[0041] Gemäß einer weiteren Ausführungsform werden Mikrohohlkugeln als feuerfester Formgrundstoff
verwendet, welche aus Glas aufgebaut sind.
[0042] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform bestehen die Mikrohohlkugeln aus
einem Borsilikatglas. Das Borsilikatglas weist dabei einen Anteil an Bor, berechnet
als B
2O
3, von mehr als 3 Gew.-% auf. Der Anteil der Mikrohohlkugeln wird vorzugweise kleiner
als 20 Gew.-% gewählt, bezogen auf die Formstoffmischung. Bei Verwendung von Borsilikatglas-Mikrohohlkugeln
wird bevorzugt ein geringer Anteil gewählt. Dieser beträgt vorzugsweise weniger als
5 Gew.-%, bevorzugt weniger als 3 Gew.-%, und liegt insbesondere bevorzugt im Bereich
von 0,01 bis 2 Gew.-%.
[0043] Wie bereits erläutert, enthält die erfindungsgemäße Formstoffmischung in einer bevorzugten
Ausführungsform zumindest einen Anteil an Glasgranulat und/oder Glasperlen als feuerfesten
Formgrundstoff.
[0044] Es ist auch möglich, die Formstoffmischung als exotherme Formstoffmischung auszubilden,
die beispielsweise für die Herstellung exothermer Speiser geeignet ist. Dazu enthält
die Formstoffmischung ein oxidierbares Metall und ein geeignetes Oxidationsmittel.
Bezogen auf die Gesamtmasse der Formstoffmischung bilden die oxidierbaren Metalle
bevorzugt einen Anteil von 15 bis 35 Gew.-%. Das Oxidationsmittel wird bevorzugt in
einem Anteil von 20 bis 30 Gew.-%, bezogen auf die Formstoffmischung zugesetzt. Geeignete
oxidierbare Metalle sind beispielsweise Aluminium oder Magnesium. Geeignete Oxidationsmittel
sind beispielsweise Eisenoxid oder Kaliumnitrat.
[0045] Bindemittel, welche Wasser enthalten, weisen im Vergleich zu Bindemitteln auf Basis
organischer Lösungsmittel eine schlechtere Fließfähigkeit auf. Dies bedeutet, dass
sich Formwerkzeuge mit engen Durchgängen und mehrere Umlenkungen schlechter füllen
lassen. Als Folge davon besitzen die Gießformen Abschnitte mit ungenügender Verdichtung,
was wiederum beim Abguss zu Gussfehlern führen kann. Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform
enthält die erfindungsgemäße Formstoffmischung einen Anteil an plättchenförmigen Schmiermitteln,
insbesondere Grafit oder MoS
2. Überraschend hat sich gezeigt, dass bei einem Zusatz derartiger Schmiermittel, insbesondere
von Grafit, auch komplexe Formen mit dünnwandigen Abschnitten hergestellt werden können,
wobei die Gießformen durchgängig eine gleichmäßig hohe Dichte und Festigkeit aufweisen,
so dass beim Gießen im Wesentlichen keine Gussfehler beobachtet wurden. Die Menge
des zugesetzten plättchenförmigen Schmiermittels, insbesondere Grafits, beträgt vorzugsweise
0,1 Gew.-% bis 1 Gew.-%, bezogen auf den Formgrundstoff.
[0046] Neben den genannten Bestandteilen kann die erfindungsgemäße Formstoffmischung noch
weitere Zusätze umfassen. Beispielsweise können interne Trennmittel zugesetzt werden,
welche die Ablösung der Gießformen aus dem Formwerkzeug erleichtern. Geeignete interne
Trennmittel sind z.B. Calciumstearat, Fettsäureester, Wachse, Naturharze oder spezielle
Alkydharze. Weiter können auch Silane zur erfindungsgemäßen Formstoffmischung gegeben
werden. So enthält die erfindungsgemäße Formstoffmischung in einer bevorzugten Ausführungsform
ein organisches Additiv, welches einen Schmelzpunkt im Bereich von 40 bis 180 °C,
vorzugsweise 50 bis 175 °C aufweist, also bei Raumtemperatur fest ist. Unter organischen
Additiven werden dabei Verbindungen verstanden, deren Molekülgerüst überwiegend aus
Kohlenstoffatomen aufgebaut ist, also beispielsweise organische Polymere. Durch die
Zugabe der organischen Additive kann die Güte der Oberfläche des Gussstücks weiter
verbessert werden. Der Wirkmechanismus der organischen Additive ist nicht geklärt.
Ohne an diese Theorie gebunden sein zu wollen nehmen die Erfinder jedoch an, dass
zumindest ein Teil der organischen Additive beim Gießvorgang verbrennt und dabei ein
dünnes Gaspolster zwischen flüssigem Metall und dem die Wand der Gießform bildenden
Formstoff entsteht und so eine Reaktion zwischen flüssigem Metall und Formstoff verhindert
wird. Ferner nehmen die Erfinder an, dass ein Teil der organischen Additive unter
der beim Gießen herrschenden reduzierenden Atmosphäre eine dünne Schicht von so genanntem
Glanzkohlenstoff bildet, der ebenfalls eine Reaktion zwischen Metall und Formstoff
verhindert. Als weitere vorteilhafte Wirkung kann durch die Zugabe der organischen
Additive eine Steigerung der Festigkeit der Gießform nach dem Aushärten erreicht werden.
[0047] Die organischen Additive werden bevorzugt in einer Menge von 0,01 bis 1,5 Gew.-%,
insbesondere bevorzugt 0,05 bis 1,3 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,1 bis 1,0 Gew.-%,
jeweils bezogen auf den Formstoff, zugegeben.
[0048] Überraschend wurde gefunden, dass eine Verbesserung der Oberfläche des Gussstücks
mit sehr unterschiedlichen organischen Additiven erreicht werden kann. Geeignete organische
Additive sind beispielsweise Phenol-Formaldehydharze, wie z.B. Novolake, Epoxidharze,
wie beispielsweise Bisphenol-A-Epoxidharze, Bisphenol-F-Epoxidharze oder epoxidierte
Novolake, Polyole, wie beispielsweise Polyethylenglykole oder Polypropylenglykole,
Polyolefine, wie beispielsweise Polyethylen oder Polypropylen, Copolymere aus Olefinen,
wie Ethylen oder Propylen, und weiteren Comonomeren, wie Vinylacetat, Polyamide, wie
beispielsweise Polyamid-6, Polyamid-12 oder Polyamid-6,6, natürliche Harze, wie beispielsweise
Balsamharz, Fettsäureester, wie beispielsweise Cetylpalmitat, Fettsäureamide, wie
beispielsweise Ethylendiaminbisstearamid, sowie Metallseifen, wie beispielsweise Stearate
oder Oleate zwei- oder dreiwertiger Metalle. Die organischen Additive können sowohl
als reiner Stoff enthalten sein, als auch als Gemisch verschiedener organischer Verbindungen.
[0049] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform enthält die erfindungsgemäße Formstoffmischung
einen Anteil zumindest eines Silans. Geeignete Silane sind beispielsweise Aminosilane,
Epoxysilane, Mercaptosilane, Hydroxysilane und Ureidosilane. Beispiele für geeignete
Silane sind γ-Aminopropyl-trimethoxysilan, γ-Hydroxypropyltrimethoxysilan, 3-Ureidopropyltriethoxysilan,
γ-Mercaptopropyltrimethoxysilan, γ-Glycidoxypropyltrimethoxysilan, β-(3,4-Epoxycyclohexyl)trimethoxysilan
und N-β(Aminoethyl)-γ-aminopropyltrimethoxysilan.
[0050] Bezogen auf das teilchenförmige Metalloxid werden typischerweise ca. 5 - 50 % Silan
eingesetzt, vorzugsweise ca. 7 - 45 %, besonders bevorzugt ca. 10 - 40 %.
[0051] Trotz der mit dem erfindungsgemäßen Bindemittel erreichbaren hohen Festigkeiten zeigen
die mit der erfindungsgemäßen Formstoffmischung hergestellten Gießformen, insbesondere
Kerne und Formen, nach dem Abguss einen guten Zerfall, insbesondere beim Aluminiumguss.
Die Verwendung der aus der erfindungsgemäßen Formstoffmischung hergestellten Formkörper
ist jedoch nicht auf den Leichtmetallguss beschränkt. Die Gießformen eignen sich generell
zum Gießen von Metallen. Solche Metalle sind beispielsweise Buntmetalle, wie Messing
oder Bronzen, sowie Eisenmetalle. Die Erfindung betrifft weiter ein Verfahren zur
Herstellung von Gießformen für die Metallverarbeitung, wobei die erfindungsgemä-βe
Formstoffmischung verwendet wird. Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst die Schritte:
- Herstellen der oben beschriebenen Formstoffmischung;
- Formen der Formstoffmischung;
- Aushärten der Formstoffmischung, indem die Formstoffmischung erwärmt wird, wobei die
ausgehärtete Gießform erhalten wird.
[0052] Bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Formstoffmischung wird im Allgemeinen so
vorgegangen, dass zunächst der feuerfeste Formgrundstoff vorgelegt und dann unter
Rühren das Bindemittel zugegeben wird. Dabei kann das Wasserglas sowie das teilchenförmige
Metalloxid, insbesondere das synthetische amorphe Siliciumdioxid, an sich in beliebiger
Reihenfolge zugegeben werden. Es ist jedoch vorteilhaft, die flüssige Komponente als
erstes zuzugeben. Die Zugabe erfolgt unter heftigem Rühren, so dass das Bindemittel
gleichmäßig im feuerfesten Formgrundstoff verteilt wird und diesen beschichtet.
[0053] Die Formstoffmischung wird anschließend in die gewünschte Form gebracht. Dabei werden
für die Formgebung übliche Verfahren verwendet. Beispielsweise kann die Formstoffmischung
mittels einer Kernschießmaschine mit Hilfe von Druckluft in das Formwerkzeug geschossen
werden. Die Formstoffmischung wird anschließend durch Wärmezufuhr ausgehärtet, um
das im Bindemittel enthaltene Wasser zu verdampfen. Das Erwärmen kann beispielsweise
im Formwerkzeug erfolgen. Es ist möglich, die Gießform bereits im Formwerkzeug vollständig
auszuhärten. Es ist aber auch möglich, die Gießform nur in ihrem Randbereich auszuhärten,
so dass sie eine ausreichende Festigkeit aufweist, um aus dem Formwerkzeug entnommen
werden zu können. Die Gießform kann dann anschließend vollständig ausgehärtet werden,
indem ihr weiteres Wasser entzogen wird. Dies kann beispielsweise in einem Ofen erfolgen.
Der Wasserentzug kann beispielsweise auch erfolgen, indem das Wasser bei vermindertem
Druck verdampft wird.
[0054] Die Aushärtung der Gießformen kann durch Einblasen von erhitzter Luft in das Formwerkzeug
beschleunigt werden. Bei dieser Ausführungsform des Verfahrens wird ein rascher Abtransport
des im Bindemittel enthaltenen Wassers erreicht, wodurch die Gießform in für eine
industrielle Anwendung geeigneten Zeiträumen verfestigt wird. Die Temperatur der eingeblasenen
Luft beträgt vorzugsweise 100°C bis 180°C, insbesondere bevorzugt 120°C bis 150°C.
Die Strömungsgeschwindigkeit der erhitzten Luft wird vorzugsweise so eingestellt,
dass eine Aushärtung der Gießform in für eine industrielle Anwendung geeigneten Zeiträumen
erfolgt. Die Zeiträume hängen von der Größe der hergestellten Gießformen ab. Angestrebt
wird eine Aushärtung im Zeitraum von weniger als 5 Minuten, vorzugsweise weniger als
2 Minuten. Bei sehr großen Gießformen können jedoch auch längere Zeiträume erforderlich
sein.
[0055] Die Entfernung des Wassers aus der Formstoffmischung kann auch in der Weise erfolgen,
dass das Erwärmen der Formstoffmischung durch Einstrahlen von Mikrowellen bewirkt
wird. Die Einstrahlung der Mikrowellen wird aber bevorzugt vorgenommen, nachdem die
Gießform aus dem Formwerkzeug entnommen wurde. Dazu muss die Gießform jedoch bereits
eine ausreichende Festigkeit aufweisen. Wie bereits erläutert, kann dies beispielsweise
dadurch bewirkt werden, dass zumindest eine äußere Schale der Gießform bereits im
Formwerkzeug ausgehärtet wird.
[0056] Wie bereits weiter oben erläutert, kann durch den Zusatz von plättchenförmigen Schmiermitteln,
insbesondere Grafit und/oder MoS
2, die Fließfähigkeit der erfindungsgemäßen Formstoffmischung verbessert werden. Bei
der Herstellung kann das plättchenförmige Schmiermittel, insbesondere Grafit dabei
getrennt von den beiden Binderkomponenten der Formstoffmischung zugesetzt werden.
Es ist aber genauso gut möglich, das plättchenförmige Schmiermittel, insbesondere
Grafit, mit dem teilchenförmigen Metalloxid, insbesondere dem synthetischen amorphen
Siliciumdioxid, vorzumischen und erst dann mit dem Wasserglas und dem feuerfesten
Formgrundstoff zu vermengen.
[0057] Umfasst die Formstoffmischung ein organisches Additiv, so kann die Zugabe des organischen
Additivs an sich zu jedem Zeitpunkt der Herstellung der Formstoffmischung erfolgen.
Die Zugabe des organischen Additivs kann dabei in Substanz oder auch in Form einer
Lösung erfolgen.
[0058] Wasserlösliche organische Additive können in Form einer wässrigen Lösung eingesetzt
werden. Sofern die organischen Additive im Bindemittel löslich und darin unzersetzt
über mehrere Monate lagerstabil sind, können sie auch im Bindemittel gelöst und so
gemeinsam mit diesem dem Formstoff zugegeben werden. Wasserunlösliche Additive können
in Form einer Dispersion oder einer Paste verwendet werden. Die Dispersionen oder
Pasten enthalten bevorzugt Wasser als Lösungsmittel. An sich können Lösungen oder
Pasten der organischen Additive auch in organischen Lösemitteln hergestellt werden.
Wird für die Zugabe der organischen Additive jedoch ein Lösungsmittel verwendet, so
wird vorzugsweise Wasser eingesetzt.
[0059] Vorzugsweise erfolgt die Zugabe der organischen Additive als Pulver oder als Kurzfaser,
wobei die mittlere Teilchengröße bzw. die Faserlänge bevorzugt so gewählt wird, dass
sie die Größe der Formstoffpartikel nicht übersteigt. Besonders bevorzugt lassen sich
die organischen Additive durch ein Sieb mit der Maschenweite von ca. 0,3 mm sieben.
Um die Anzahl der dem Formstoff zugegebenen Komponenten zu reduzieren, werden das
teilchenförmige Metalloxid und das bzw. die organischen Additive dem Formsand vorzugsweise
nicht getrennt zugesetzt, sondern vorab gemischt.
[0060] Enthält die Formstoffmischung Silane, so erfolgt die Zugabe der Silane üblicherweise
in der Form, dass sie vorab in das Bindemittel eingearbeitet werden. Die Silane können
dem Formstoff aber auch als getrennte Komponente zugegeben werden. Besonders vorteilhaft
ist es jedoch, das teilchenförmige Metalloxid zu silanisieren, d.h. das Metalloxid
mit dem Silan zu mischen, so dass seine Oberfläche mit einer dünnen Silanschicht versehen
ist. Setzt man das so vorbehandelte teilchenförmige Metalloxid ein, so findet man
gegenüber dem unbehandelten Metalloxid erhöhte Festigkeiten sowie eine verbesserte
Resistenz gegen hohe Luftfeuchtigkeit. Setzt man, wie beschrieben, der Formstoffmischung
bzw. dem teilchenförmigen Metalloxid ein organisches Additiv zu, ist es zweckmäßig,
dies vor der Silanisierung zu tun.
[0061] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich an sich für die Herstellung aller für
den Metallguss üblicher Gießformen, also beispielsweise von Kernen und Formen. Insbesondere
bei Zusatz von isolierendem feuerfestem Formgrundstoff oder bei Zusatz von exothermen
Materialien zur erfindungsgemäßen Formstoffmischung eignet sich das erfindungsgemäße
Verfahren zur Herstellung von Speisern.
[0062] Die aus der erfindungsgemäßen Formstoffmischung bzw. mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Gießformen weisen eine hohe Festigkeit unmittelbar nach der Herstellung
auf, ohne dass die Festigkeit der Gießformen nach dem Aushärten so hoch ist, dass
Schwierigkeiten nach der Herstellung des Gussstücks beim Entfernen der Gießform auftreten.
Weiterhin weisen diese Gießformen eine hohe Stabilität bei erhöhter Luftfeuchtigkeit
auf, d.h. die Gießformen können auch über längere Zeit hinweg problemlos gelagert
werden. Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist daher eine Gießform, welche nach
dem oben beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren erhalten wurde.
[0063] Die erfindungsgemäße Gießform eignet sich allgemein für den Metallguss, insbesondere
Leichtmetallguss. Besonders vorteilhafte Ergebnisse werden beim Aluminiumguss erhalten.
[0064] Die Erfindung wird im Weiteren anhand von Beispielen sowie unter Bezugnahme auf die
beigefügten Figuren näher erläutert. Dabei zeigt:
- Fig. 1:
- einen Querschnitt durch ein zur Prüfung der Fließfä-higkeit verwendetes Formwerkzeug;
- Fig. 2:
- einen Querschnitt durch eine Gießform, welche zur Prüfung der erfindungsgemäßen Formstoffmischung
ver-wendet wurde.
Beispiel 1
[0065] Einfluss von synthetisch hergestelltem amorphem Siliciumdioxid auf die Festigkeit
von Formkörpern mit Quarzsand als Formgrundstoff
1. Herstellung und Prüfung der Formstoffmischung
[0066] Für die Prüfung der Formstoffmischung wurden sog. Georg-Fischer-Prüfriegel hergestellt.
Unter Georg-Fischer-Prüfriegeln werden quaderförmige Prüfriegel mit den Abmessungen
150 mm x 22,36 mm x 22,36 mm verstanden.
[0067] Die Zusammensetzung der Formstoffmischung ist in Tabelle 1 angegeben. Zur Herstellung
der Georg-Fischer-Prüfriegel wurde wie folgt vorgegangen:
- Die in Tabelle 1 aufgeführten Komponenten wurden in einem Laborflügelmischer (Firma
Vogel & Schemmann AG, Hagen, DE) gemischt. Dazu wurde zunächst der Quarzsand vorgelegt
und unter Rühren das Wasserglas zugegeben. Als Wasserglas wurde ein Natriumwasserglas
verwendet, das Anteile von Kalium aufwies. In den nachfolgenden Tabellen ist das Modul
daher mit SiO2 : M2O angegeben, wobei M die Summe aus Natrium und Kalium angibt. Nachdem die Mischung
für eine Minute gerührt worden war, wurde ggf. das amorphe Siliciumdioxid (erfindungsgemäße
Beispiele) unter weiterem Rühren zugegeben. Die Mischung wurde anschließend noch für
eine weitere Minute gerührt;
- Die Formstoffmischungen wurden in den Vorratsbunker einer H 2,5 Hot-Box-Kernschießmaschine
der Firma Röperwerk - Gießereimaschinen GmbH, Viersen, DE, überführt, deren Formwerkzeug
auf 200°C erwärmt war;
- Die Formstoffmischungen wurden mittels Druckluft (5 bar) in das Formwerkzeug eingebracht
und verblieben für weitere 35 Sekunden im Formwerkzeug;
- Zur Beschleunigung der Aushärtung der Mischungen wurde während der letzten 20 Sekunden
Heißluft (2 bar, 120°C beim Eintritt in das Werkzeug) durch das Formwerkzeug geleitet;
- Das Formwerkzeug wurde geöffnet und die Prüfriegel entnommen.
[0068] Zur Bestimmung der Biegefestigkeiten wurden die Prüfriegel in ein Georg-Fischer-Festigkeitsprüfgerät,
ausgerüstet mit einer 3-Punkt-Biegevorrichtung (DISA Industrie AG, Schaffhausen, CH)
eingelegt und die Kraft gemessen, welche zum Bruch der Prüfriegel führte.
[0069] Die Biegefestigkeiten wurden nach folgendem Schema gemessen:
- 10 Sekunden nach der Entnahme (Heißfestigkeiten).;
- ca. 1 Stunde nach der Entnahme (Kaltfestigkeiten);
- Nach 3 Stunden Lagerung der erkalteten Kerne im Klimaschrank bei 25°C und 75 % relativer
Luftfeuchte.
[0070] Die gemessenen Biegefestigkeiten sind in Tabelle 2 zusammengefasst.
Tabelle 1
Zusammensetzung der Formstoffmischungen |
|
Quarzsand H 32 |
Alkali-wasserglas |
amorphes Siliciumdi-oxid |
|
1.1 |
100 GT |
2, 5 GT a) |
- |
Vergleich, nicht erfin-dungsgemäß |
1.2 |
100 GT |
2, 5 GT b) |
- |
Vergleich, nicht erfin-dungsgemäß |
1.3 |
100 GT |
2, 5 GT c) |
- |
Vergleich, nicht erfin-dungsgemäß |
1.4 |
100 GT |
2,5 GT a) |
0,2 GT c) |
erfindungsgemäß |
1.5 |
100 GT |
2, 5 GT a) |
0, 6 GT d) |
erfindungsgemäß |
1.6 |
100 GT |
2, 5 GT a) |
1, 0 GT d) |
erfindungsgemäß |
1.7 |
100 GT |
2,5 GT a) |
1,5 GT d) |
erfindungsgemäß |
1.8 |
100 GT |
2, 5 GT b) |
0, 2 GT d) |
erfindungsgemäß |
1.9 |
100 GT |
2, 5 GT c) |
0,2 GT d) |
erfindungsgemäß |
1.10 |
100 GT |
2, 5 GT a) |
0,2 GT e) |
erfindungsgemäß |
1. 11 |
100 GT |
2, 5 GT a) |
0,2 GT f) |
erfindungsgemäß |
a) Alkaliwasserglas mit Modul SiO2: M2O von ca. 2,3
b) Alkaliwasserglas mit Modul SiO2: M2O von ca. 3,35
c) Alkaliwasserglas mit Modul SiO2: M2O von ca. 2,03
d) Elkem Microsilica 971 (pyrogene Kieselsäure; Herstellung im Lichtbogenofen)
e) Degussa Sipernat 360 (Fällungskieselsäure)
f) Wacker HDK N 20 (pyrogene Kieselsäure, Herstellung durch Flammhydrolyse) |
Tabelle 2
Biegefestigkeiten |
|
Heiß-festigkeiten [N/cm2] |
Kalt-festig-keiten [N/cm2] |
Nach Lage-rung im Kli-maschrank [N/cm2] |
|
1.1 |
80 |
490 |
30 |
Vergleich, nicht erfin-dungsgemäß |
1.2 |
110 |
220 |
210 |
Vergleich, nicht erfin-dungsgemäß |
1.3 |
60 |
400 |
110 |
Vergleich, nicht erfin-dungsgemäß |
1.4 |
105 |
570 |
250 |
erfindungsgemäß |
1.5 |
185 |
670 |
515 |
erfindungsgemäß |
1.6 |
250 |
735 |
690 |
erfindungsgemäß |
1.7 |
315 |
810 |
700 |
erfindungsgemäß |
1.8 |
140 |
280 |
270 |
erfindungsgemäß |
1.9 |
90 |
510 |
170 |
erfindungsgemäß |
1.10 |
95 |
550 |
280 |
erfindungsgemäß |
1.11 |
110 |
540 |
290 |
erfindungsgemäß |
2. Ergebnis
a) Einfluss der zugesetzten Menge an amorphem Siliciumdioxid
[0071] In den Beispielen 1.4 bis 1.7 wurde den Formstoffmischungen steigende Mengen an amorphem
Siliciumdioxid zugesetzt, welches im Lichtbogenofen hergestellt worden war. Die Menge
an Formgrundstoff sowie an Wasserglas wurde jeweils konstant gehalten. Im Vergleichsbeispiel
1.1 wurde eine Formstoffmischung hergestellt, welche die gleiche Zusammensetzung aufwies,
wie die Formstoffmischungen der Beispiele 1.4 bis 1.7, wobei jedoch kein amorphes
Siliciumdioxid zugesetzt worden war.
[0072] Die Ergebnisse aus Tabelle 2 zeigen, dass der Zusatz von amorphem, im Lichtbogen
hergestellten Siliciumdioxid die Biegefestigkeit der Prüfriegel deutlich erhöht. Besonders
stark erhöht sich dabei die Biegefestigkeit der Prüfriegel bei einer Messung nach
Lagerung im Klimaschrank bei erhöhter Luftfeuchtigkeit. Dies bedeutet, dass die mit
der erfindungsgemäßen Formstoffmischung hergestellten Prüfriegel auch nach längerer
Lagerung ihre Festigkeit im Wesentlichen beibehalten. Steigende Mengen an zugegebenem
amorphem Siliciumdioxid führen zu steigenden Biegefestigkeiten. Dabei ist bei den
Biegefestigkeiten, gemessen nach Lagerung im Klimaschrank, zunächst ein starker Anstieg
der Biegefestigkeiten zu beobachten, der sich mit zunehmender Menge an zugesetztem
amorphem Siliciumdioxid abflacht.
b) Einfluss des Verhältnisses SiO2 : M2O des Alkaliwasserglases
[0073] In den Beispielen 1.4, 1.8 und 1.9 wurden jeweils gleiche Mengen an Formgrundstoff,
Wasserglas und amorphem Siliciumdioxid (im Lichtbogen hergestellt) verarbeitet, wobei
jedoch das Verhältnis SiO
2 : M
2O des Alkaliwasserglases verändert wurde. In den Vergleichsbeispielen 1.1, 1.2 und
1.3 wurden jeweils gleiche Mengen an Formgrundstoff sowie Wasserglas verarbeitet,
wobei jedoch ebenfalls das Verhältnis SiO
2 : M
2O des Alkaliwasserglases variiert wurde. Wie die in Tabelle 2 aufgeführten Biegefestigkeiten
zeigen, ist das amorphe Siliciumdioxid, hergestellt im Lichtbogenofen, unabhängig
vom Verhältnis SiO
2 : M
2O des Alkaliwasserglases wirksam.
c) Einfluss der Art des synthetischen amorphen Siliciumdioxids
[0074] In den Beispielen 1.4, 1.10 und 1.11 wurden jeweils gleiche Mengen an Formgrundstoff,
Wasserglas und amorphem Siliciumdioxid verarbeitet, wobei jedoch die Art des synthetischen
amorphen Siliciumdioxids variiert wurde. Die in Tabelle 2 aufgeführten Biegefestigkeiten
zeigen, dass gefällte und pyrogene, durch Flammhydrolyse hergestellte Kieselsäuren
ebenso wirksam sind, wie im Lichtbogenofen hergestelltes amorphes Siliciumdioxid.
Beispiel 2
[0075] Einfluss des.Verhältnisses Alkaliwasserglas : amorphes Siliciumdioxid auf die Festigkeiten
von Formkörpern bei konstanter Gesamtbindermenge mit Quarzsand als Formgrundstoff.
1. Herstellung und Prüfung der Formstoffmischung
[0076] Die Herstellung der Formstoffmischungen und ihre Prüfung erfolgte analog Bsp. 1.
Die Zusammensetzungen der für die Herstellung der Prüfriegel verwendeten Formstoffmischungen
sind in Tabelle 3 aufgeführt. Die bei den Tests zur Biegefestigkeit gefundenen Werte
sind in Tabelle 4 zusammengefasst.
Tabelle 3
Zusammensetzung der Formstoffmischungen |
|
Quarzsand H 32 |
Alkaliwasser-glas b) |
amorphes Siliciumdi-oxid c) |
|
2.1a) |
100 GT |
2,5 GT |
- |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
2.2 |
100 GT |
2,3 GT |
0,2 GT |
erfindungsgemäß |
2.3 |
100 GT |
1,9 GT |
0,6 GT |
erfindungsgemäß |
2.4 |
100 GT |
1,5 GT |
1,0 GT |
erfindungsgemäß |
a) entspricht Versuch 1.1
b) Alkaliwasserglas mit Modul SiO2: M2O von ca. 2,3
c) Elkem Microsilica 971 |
Tabelle 4
Biegefestigkeiten |
|
Heißfestig-keiten [N/cm2] |
Kaltfestig-keiten [N/cm2] |
Nach Lagerung im Klima-schrank [N/cm2] |
|
2.1 |
80 |
490 |
30 |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
2.2 |
90 |
505 |
220 |
erfindungsgemäß |
2.3 |
160 |
505 |
390 |
erfindungsgemäß |
2.4 |
185 |
470 |
380 |
erfindungsgemäß |
2. Ergebnis
[0077] Durch Variation des Verhältnisses Wasserglas : amorphes Siliciumdioxid unter Beibehaltung
der Gesamtmenge an Wasserglas und amorphem Siliciumdioxid können die Heißfestigkeiten
und die Resistenz gegen hohe Luftfeuchtigkeit verbessert werden, ohne gleichzeitig
die Kaltfestigkeiten anzuheben.
Beispiel 3
[0078] Einfluss von Silanen auf die Festigkeiten der Formkörper
1. Herstellung und Prüfung der Formstoffmischungen
[0079] Die Herstellung der Formstoffmischungen und ihre Prüfung erfolgte analog Bsp.1. Die
Zusammensetzung der für die Herstellung der Prüfriegel verwendeten Formstoffmischungen
sind in Tabelle 5 aufgeführt. Die bei den Tests zur Biegefestigkeit gefundenen Werte
sind in Tab. 6 zusammengefasst.
Tabelle 5
Zusammensetzung der Formstoffmischungen |
|
Quarzsand H 32 |
Alkali-wasserglasc) |
amorphes Silicium-dioxidd) |
Silan |
|
3.1a) |
100 GT |
2,5 GT |
--- |
--- |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
3.2b) |
100 GT |
2, 5 GT |
0,2 GT |
--- |
erfindungsgemäß |
3.3 |
100 GT |
2,5 GT |
0,2 GT |
0,02 GTe) |
erfindungsgemäß |
3.4 |
100 GT |
2, 5 GT |
0, 2 GT |
0,08 GTe) |
erfindungsgemäß |
3.5 |
100 GT |
2,5 GT |
0, 2 GT |
0,02 GTf) |
erfindungsgemäß |
a) entspricht Versuch 1.1
b) entspricht Versuch 1.4
c) Alkaliwasserglas mit Modul SiO2 : M2O von ca. 2,3
d) Elkem Microsilica 971
e) Dynasilan Glymo (Degussa AG), vor dem Versuch mit dem amorphen Siliciumdioxid vermischt
f) Dynasilan Ameo T (Degussa AG), vor dem Versuch mit dem amorphen Siliciumdioxid vermischt |
Tabelle 6
Biegefestigkeiten |
|
Heißfestig-keiten |
Kaltfestig-keiten |
Nach Lage-rung im Klima-schrank |
|
|
[N/cm2] |
[N/cm2] |
[N/cm2] |
|
3.1 |
80 |
490 |
30 |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
3.2 |
105 |
570 |
250 |
erfindungsgemäß |
3.3 |
120 |
620 |
300 |
erfindungsgemäß |
3.4 |
140 |
670 |
400 |
erfindungsgemäß |
3.5 |
125 |
650 |
380 |
erfindungsgemäß |
2. Ergebnis
[0080] Die Beispiele 3.3-3.5 zeigen, dass sich die Zugabe von Silan positiv auf die Festigkeiten
auswirkt, vor allem hinsichtlich der Beständigkeit gegen hohe Luftfeuchtigkeit.
Beispiel 4
[0081] Einfluss des amorphen Siliciumdioxids auf die Festigkeiten von Formkörpern mit künstlichen
Formgrundstoffen
1. Herstellung und Prüfung der Formstoffmischung
[0082] Die Herstellung der Formstoffmischungen und ihre Prüfung erfolgte analog Bsp. 1.
Die Zusammensetzungen der für die Herstellung der Prüfriegel verwendeten Formstoffmischungen
sind in Tabelle 7 aufgeführt. Die bei den Tests zur Biegefestigkeit gefundenen Werte
sind in Tabelle 8 zusammengefasst.
Tabelle 7
Zusammensetzung der Formstoffmischungen |
|
Formgrundstoff |
Alkaliwas-serglasd) |
amorphes Si-liciumdioxi-de) |
|
4.1 |
Aluminiumsili-katmikrohohl-kugelna) 100 GT |
14 GT |
- |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
4.2 |
Aluminiumsili-katmikrohohl-kugelna) 100 GT |
14 GT |
1, 5 GT |
erfindungsgemäß |
4.3 |
Aluminiumsili-katmikrohohl-kugelna) 100 GT |
14 GT |
3, 0 GT |
erfindungsgemäß |
4.4 |
Keramikkugelnb) 100 GT |
2,5 GT |
- |
Vergleich, nicht erfin-dungsgemäß |
4.5 |
Keramikkugelnb) 100 GT |
2 , 5 GT |
0,2 GT |
erfindungsgemäß |
4.6 |
Glasperlenc) 100 GT |
2, 5 GT |
- |
Vergleich, nicht erfin-dungsgemäß |
4.7 |
Glasperlenc) 100 GT |
2 , 5 GT |
0,2 GT |
erfindungsgemäß |
a) Omegaspheres WSG der Firma Omega Minerals Germany GmbH
b) Carbo Accucast LD 50 der Firma Carbo Ceramics Inc.
c) Glasperlen 100-200 µm der Firma Reidt GmbH & Co.KG
d) Alkaliwasserglas mit Modul SiO2 : M2O von ca. 2,3
e) Elkem Microsilica 971 |
Tabelle 8
Biegefestigkeiten |
|
Heiß-festig-keiten [N/cm2] |
Kalt-festig-keiten [N/cm2] |
Nach Lagerung im Klima-schrank [N/cm2] |
|
4.1 |
120 |
230 |
zerfallen |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
4.2 |
160 |
290 |
130 |
erfindungsgemäß |
4.3 |
200 |
340 |
180 |
erfindungsgemäß |
4.4 |
70 |
370 |
20 |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
4.5 |
100 |
470 |
100 |
erfindungsgemäß |
4.6 |
170 |
650 |
30 |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
4.7 |
260 |
770 |
100 |
erfindungsgemäß |
2. Ergebnis
[0083] Man erkennt, dass die positive Wirkung des amorphen Siliciumdioxids nicht auf Quarzsand
als Formgrundstoff beschränkt ist, sondern dass es auch bei anderen Formgrundstoffen
festigkeitssteigernd wirkt, z.B. bei Microspheres, Keramikkugeln und Glasperlen.
Beispiel 5
[0084] Einfluss des amorphen Siliciumdioxids auf die Festigkeiten von Formkörpern mit exothermer
Masse.
[0085] Als exotherme Masse wurde folgende Zusammensetzung verwendet:
Aluminium (0,063 - 0,5 mm Körnung) |
25 % |
Kaliumnitrat |
22 % |
Mikrohohlkugeln (Omegaspheres® WSG der |
44 % |
Firma Omega Minerals Germany GmbH) |
|
Feuerfestzuschlag (Schamotte) |
9 % |
1. Herstellung und Prüfung der Formstoff-Bindemittel-Gemische
[0086] Die Herstellung der Formstoff-Bindemittelgemische und ihre Prüfung erfolgte analog
Bsp. 1. Die Zusammensetzungen der für die Herstellung der Prüfriegel verwendeten Formstoffmischungen
sind in Tabelle 9 aufgeführt. Die bei den Tests zur Biegefestigkeit gefundenen Werte
sind in Tabelle 10 zusammengefasst.
Tabelle 9
|
Exotherme Masse |
Alkaliwas-serglasa) |
amorphes Sili-ciumdioxidb) |
|
5.1 |
100 GT |
14 GT |
- |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
5.2 |
100 GT |
14 GT |
1, 5 GT |
erfindungsgemäß |
5.3 |
100 GT |
14 GT |
3, 0 GT |
erfindungsgemäß |
a) Alkaliwasserglas mit Modul SiO2: M2O von ca. 2, 3
b) Elkem Microsilica 971 |
Tabelle 10
Biegefestigkeiten |
|
Heiß-festig-keiten [N/cm2] |
Kalt-festig-keiten [N/cm2] |
Nach Lagerung im Klima-schrank [N/cm2] |
|
5.1 |
50 |
180 |
zerfallen |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
5.2 |
70 |
225 |
70 |
erfindungsgemäß |
5.3 |
95 |
280 |
110 |
erfindungsgemäß |
2. Ergebnis
[0087] Das amorphe Siliciumdioxid wirkt auch bei exothermen Massen als Formgrundstoff festigkeitssteigernd.
Beispiel 6
[0088] Verbesserung der Fließfähigkeit der Formstoffmischung
1. Herstellung und Prüfung der Formstoffmischung
[0089] Die in Tabelle 11 aufgeführten Komponenten wurden in einem Laborflügelmischer (Firma
Vogel & Schemmann AG, Hagen, DE) gemischt. Dazu wurde zunächst der Quarzsand vorgelegt
und unter Rühren das Wasserglas zugegeben. Nachdem die Mischung für eine Minute gerührt
worden war, wurde das amorphe Siliciumdioxid unter weiterem Rühren zugegeben. Die
Mischung wurde anschließend noch für eine weitere Minute gerührt. Schließlich wurde
bei den Beispielen 6.2 bis 6.4 noch Grafit zugegeben und die Mischung abschließend
für eine weitere Minute gerührt.
[0090] Die Fließfähigkeit der Formstoffmischungen wurde mit Hilfe des Füllungsgrades des
in Fig. 1 dargestellten Formwerkzeugs 1 ermittelt. Das Formwerkzeug 1 besteht aus
zwei Hälften, welche miteinander verbunden werden können, sodass sich ein Hohlraum
2 ausbildet. Der Hohlraum 2 umfasst drei Kammern 2a, 2b und 2c mit kreisförmigem Querschnitt,
die einen Durchmesser von 100 mm und eine Höhe von 30 mm aufweisen. Die Kammern 2a,
2b und 2c sind jeweils durch kreisförmige Öffnungen 3a, 3b verbunden, die einen Durchmesser
von 15 mm aufweisen. Die kreisförmigen Öffnungen sind in Zwischenwänden 4a, 4b eingebracht,
welche eine Stärke von 8 mm aufweisen. Die Öffnungen 3a, 3b sind jeweils 37,5 mm zur
Mittelachse 6 versetzt in maximalem Abstand zueinander angeordnet. In die Kammer 2a
führt ferner entlang der Mittelachse 6 ein Zugang 5, durch welche die Formstoffmischung
eingefüllt werden kann. Der Zugang 5 weist einen kreisförmigen Querschnitt mit einem
Durchmesser von 15 mm auf. In der Kammer 2c ist ferner eine Entlüftungsöffnung 7 vorgesehen,
welche einen kreisförmigen Querschnitt mit einem Durchmesser von 9 mm aufweist und
die mit einer so genannten Schlitzdüse versehen ist. Das Formwerkzeug 1 wird zum Befüllen
in eine Kernschießmaschine eingesetzt.
[0091] Im Einzelnen wurde wie folgt vorgegangen:
- Mischen der in Tabelle 11 aufgeführten Komponenten;
- Überführung der Mischungen in den Vorratsbunker einer H 1-Cold-Box-Kernschießmaschine
der Firma Röperwerke - Gießereimaschinen GmbH, Viersen, DE;
- Einbringen der Mischungen in das nicht erwärmte Formwerkzeug 1 mittels Druckluft (5
bar);
- Aushärtung der Mischungen durch Einleiten von CO2;
- Entnahme der gehärteten Formkörper aus dem Werkzeug und Registrierung ihres Gewichts.
[0092] Die ermittelten Gewichte der Formkörper sind in Tabelle 12 zusammengefasst.
Tabelle 11
Zusammensetzung der Formstoffmischungen |
|
Quarzsand H 32 |
Alkaliwasserglas a) |
amorphes Siliciumdioxid b) |
Grafit |
|
6.1 |
100 GT |
2,5 GT |
0,2 GT |
- |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
6.2 |
100 GT |
2,5 GT |
0,2 GT |
0,2 GT |
erfindungsgemäß |
6.3 |
100 GT |
2,5 GT |
0,2 GT |
0,2 GT |
erfindungsgemäß |
6.4 |
100 GT |
2,5 GT |
0,2 GT |
1,0 GT |
erfindungsgemäß |
a) Alkaliwasserglas mit Modul SiO2 : M2O von ca. 2,3
b) Elkem Microsilica 971 |
Tabelle 12
Gewicht der Formkörper |
|
Gewicht [g] |
|
6.1 |
512 |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
6.2 |
534 |
erfindungsgemäß |
6.3 |
564 |
erfindungsgemäß |
6.4 |
588 |
erfindungsgemäß |
2. Ergebnis
[0093] Durch die Zugabe von Grafit verbessert sich die Fließfähigkeit der Formstoffmischungen,
d.h. das Werkzeug wird besser gefüllt.
Beispiel 7
Gießversuche
1. Herstellung und Prüfung der Formstoffmischung
[0094] Zur Durchführung der Gießversuche wurden jeweils vier der in den Beispielen 1 bis
6 hergestellten Georg-Fischer-Prüfriegel 8 jeweils um 90° versetzt in das Unterteil
9 der in Fig. 2 wiedergegebenen Probenform eingeklebt. Anschließend wurde das trichterförmige
Oberteil 10 der Probenform auf das Unterteil 9 geklebt. Unterteil 9 und Oberteil 10
der Probenform wurden nach einem konventionellen Polyurethan-Cold-Box-Verfahren hergestellt.
Danach wurde die Probenform mit flüssigem Aluminium (740°C) gefüllt. Nach dem Erkalten
des Metalls wurde die äußere Probenform entfernt und die Probeabgüsse in den Abschnitten
der vier Prüfkörper hinsichtlich ihrer Oberflächengüte (Sandanhäftungen, Glätte) begutachtet.
Die Bewertung erfolgte mit den Noten 1 (sehr gut) bis 10 (sehr schlecht). Die Ergebnisse
sind in Tabelle 13 zusammengefasst.
Tabelle 13
Zusammensetzung der Formstoffgemische und Gussergebnis |
|
Zusammensetzung siehe Bsp. |
Oberflächengüte |
|
7.1 |
1.1 (Tab. 1) |
5 |
Vergleich, nicht erfindungsgemäß |
7.2 |
1.4 (Tab. 1) |
5 |
erfindungsgemäß |
7.3 |
4.1 (Tab. 7) |
2 |
erfindungsgemäß |
7.4 |
4.2 (Tab. 7) |
2 |
erfindungsgemäß |
7.5 |
4.4 (Tab. 7) |
4 |
erfindungsgemäß |
7.6 |
4.5 (Tab. 7) |
4 |
erfindungsgemäß |
7.7 |
4.6 (Tab. 7) |
1 |
erfindungsgemäß |
7.8 |
4.7 (Tab. 7) |
1 |
erfindungsgemäß |
2. Ergebnis
[0095] Die Ergebnisse aus Tabelle 13 zeigen, dass die Verwendung von künstlichen Formgrundstoffen
wie z.B. Aluminiumsilikatmikrohohlkugeln, Keramikkugeln oder Glasperlen die Oberflächengüte
der Gussstücke z.T. erheblich verbessert.
Beispiel 8
[0096] Auswirkung organischer Additive auf das Gussergebnis
1. Herstellung und Prüfung der Formstoffmischungen
[0097] Die Zusammensetzung der untersuchten Formstoffmischungen ist in Tabelle 14 aufgelistet.
[0098] Die Gießversuche und ihre Auswertung erfolgte analog Bsp.7. Das Ergebnis der Gießversuche
kann ebenfalls der Tabelle 14 entnommen werden.
Tabelle 14
Zusammensetzung der Formstoffmischungen und Gussergebnis |
|
Quarzsand H 32 |
Alkaliwasserglasb) |
amorphes Siliciumdioxid c) |
organisches Additiv |
Gussergebnis |
8.1 a) |
100 GT |
2, 5 GT |
0, 2 GT |
- |
5 |
8.2 |
100 GT |
2, 5 GT |
0,2 GT |
0,2 GT d) |
3 |
8.3 |
100 GT |
2, 5 GT |
0,2 GT |
0,2 GT e) |
1 |
8.4 |
100 GT |
2, 5 GT |
0,2 GT |
0,2 GT f) |
3 |
8.5 |
100 GT |
2, 5 GT |
0,2 GT |
0,2 GT g) |
2 |
8.6 |
100 GT |
2, 5 GT |
0.2 GT |
1,0 GT h) |
2 |
8.7 |
100 GT |
2, 5 GT |
0,2 GT |
1,0 GT i) |
2 |
8.8 |
100 GT |
2, 5 GT |
0,2 GT |
0,2 GT j) |
1 |
8.9 |
100 GT |
2,5 GT |
0, 2 GT |
0,2 GT k) |
3 |
8.10 |
100 GT |
2,5 GT |
0.2 GT |
0,2 GT l) |
1 |
8.11 |
100 GT |
2, 5 GT |
0, 2 GT |
0,2 G Tm) |
1 |
a) entspricht Versuch 1.4
b) Alkaliwasserglas mit Modul SiO2 : M2O von ca. 2,3
c) Elkem Microsilica 971
d) Novolak Bakelite 0235 DP (Bakelite AG)
e) Polyethylenglykol PEG 6000 (BASF AG)
f) Polyol PX (Perstorp AB)
g) PE-Faser Stewathix 500 (Schwarzwälder Textilwerke GmbH)
h) Vinylacetat-Ethylen-Copolymer Vinnex C 50 (Wacker Chemie GmbH)
i) Polyamid 12 Vestosint 1111 (Degussa AG)
j) Balsamharz WW (Bassermann & Co)
k) Zinkglukonat (Merck KGaA)
l) Zinkoleat (Peter Greven Fettchemie GmbH & Co. KG)
m) Aluminiumstearat (Peter Greven Fettchemie GmbH & Co. KG) |
2. Ergebnis
[0099] Tabelle 14 zeigt, dass der Zusatz von organischen Additiven die Gussoberfläche verbessert.
1. Verfahren zur Herstellung von Gießformen für die Metallverarbeitung umfassend die
Schritte:
• Bereitstellen einer Formstoffmischung mindestens umfassend einen feuerfesten Formgrundstoff;
ein auf Wasserglas basierendes Bindemittel und einen Anteil eines teilchenförmigen
Metalloxids, welches ausgewählt ist aus der Gruppe von Siliciumdioxid, Aluminiumoxid,
Titanoxid und Zinkoxid und deren Kombination,
• Formen der Formstoffmischung;
• Aushärten der Formstoffmischung, indem die Formstoffmischung durch das Einblasen
von erhitzter Luft erwärmt wird,
wobei eine ausgehärtete Gießform erhalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Formstoffmischung auf eine Temperatur im Bereich von 100 bis 300°C erwärmt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperatur der eingeblasenen Luft zumindest 100°C, insbesondere 100°C bis 180°C,
und besonders bevorzugt 120°C bis 150°C beträgt.
4. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche dadruch gekennzeichnet,
dass Strömungsgeschwindigkeit der erhitzten Luft so eingestellt, dass eine Aushärtung
der Gießform in einem Zeitraum von weniger als 5 Minuten erfolgt, vorzugsweise weniger
als 2 Minuten.
5. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Gießform ein Speiser ist.
6. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das teilchenförmige Metalloxid amorphes Siliciumdioxid ist und insbesondere ausgewählt
ist aus der Gruppe von Fällungskieselsäure und pyrogener Kieselsäure.
7. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, d das Wasserglas ein Modul SiO2/M2O im Bereich von 1,6 bis 4,0, insbesondere 2,0 bis 3,5 aufweist, wobei M Natriumionen
und/oder Kaliumionen bedeutet.
8. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Wasserglas einen Feststoffanteil an SiO2 und M2O im Bereich von 30 bis 60 Gew.-% aufweist.
9. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Bindemittel in einem Anteil von weniger als 20 Gew.-% in der Formstoffmischung
enthalten ist.
10. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das teilchenförmige Metalloxid in einem Anteil von 2 bis 60 Gew.-% bezogen auf das
Bindemittel enthalten ist.
11. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Formgrundstoff zumindest einen Anteil von Mikrohohlkugeln enthält und die die
Mikrohohlkugeln insbesondere Aluminiumsilikatmikrohohlkugeln und/oder Glasmikrohohlkugeln
sind.
12. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Formgrundstoff zumindest einen Anteil an Glasgranulat, Glasperlen und/oder kugelförmigen
keramischen Formkörpern enthält.
13. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Formgrundstoff zumindest einen Anteil an Mullit, Chromerzsand und/oder Olivin
enthält.
14. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Formstoffmischung ein oxidierbares Metall und ein Oxidationsmittel zugesetzt
ist.
15. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Formstoffmischung einen Anteil eines plättchenförmigen Schmiermittels enthält
und das plättchenförmige Schmiermittel, insbesondere ausgewählt ist aus Graphit und
Molybdänsulfid.
16. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Formstoffmischung einen Anteil zumindest eines bei Raumtemperatur festen organischen
Additivs enthält.
17. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Formstoffmischung zumindest ein Silan enthält.
18. Verfahren nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Teilchengröße der Metalloxide weniger als 300 µm, vorzugsweise weniger als 200
µm und insbesondere weniger als 100 µm, beträgt.
19. Gießform, erhalten nach einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 18.
20. Verwendung der Gießform nach Anspruch 19 für den Metallguss, insbesondere Leichtmetallguss.