[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Gefahrenmeldeanlage mit
einer Zentraleinheit (Zentrale oder Koppler), an die über eine Zweidrahtleitung als
Feldbus mehrere Teilnehmer parallel angeschlossen sind, von denen jeder einen Eingang
(A) und einen Ausgang (B) für den Feldbus, mindestens einen Prozessor, einen von dem
Prozessor gesteuerten Trenner zwischen Eingang (A) und Ausgang (B), einen Sensor oder
Aktor und ein Kommunikationsmodul umfasst. Die Erfindung betrifft desweiteren eine
nach diesem Verfahren arbeitende Gefahrenmeldeanlage.
[0002] Gefahrenmeldeanlagen mit dem vorstehend genannten, grundsätzlichen Aufbau sind seit
langem Stand der Technik. Die Zentraleinheit liefert die Betriebsspannung über die
als Feldbus betriebene Zweidrahtleitung an die Teilnehmer und kommuniziert mit diesen
digital über definierte, meist proprietäre Protokolle. Zum Schutz der Gefahrenmeldeanlage
überwacht die Zentraleinheit unter anderem auch die Spannung und den Strom auf dem
Feldbus. Bei Überschreiten eines vorgegebenen Maximalwertes des Stromes, im Regelfall
verursacht durch Isolationsfehler, im ungünstigsten Fall einen Kurzschluss, schaltet
die Zentraleinheit die Betriebsspannung ab. Die Gefahrenmeldeanlage kann dann im Regelfall
erst wieder in Betrieb genommen werden, wenn die Fehlerursache beseitigt ist.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betreiben einer derartigen
Gefahrenmeldeanlage zur Verfügung zu stellen, das einen Totalausfall der Gefahrenmeldeanlage
als Folge eines im Bereich des Feldbusses, d.h. auf der Zweidrahtleitung oder in einem
bestimmten Teilnehmer aufgetretenen Isolationsfehler in aller Regel vermeidet.
[0004] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass in jedem Teilnehmer
- der Strom durch den Teilnehmer zwischen dessen Eingang und dessen Ausgang gemessen,
mit einem gespeicherten Maximalwert verglichen und bei dessen Überschreitung ein hierfür
repräsentatives Signal an den Prozessor erzeugt wird
- und dann, wenn nach Ablauf einer teilnehmerspezifischen Verzögerungszeit die Überschreitung
des Maximalwertes des Stromes fortbesteht, der Trenner geöffnet wird.
[0005] Diese Lösung ist auf eine Gefahrenmeldeanlage nach dem aktuellen Stand der Technik
abgestellt, bei der die Zentraleinheit und die Teilnehmer digital miteinander kommunizieren.
Der Eingang und der Ausgang der Teilnehmer sind gleichberechtigt, so dass der "ankommende"
Feldbus auch an den Ausgang und der "abgehende" Feldbus auch an den Eingang angeschlossen
werden kann. Die Sensoren in den Teilnehmern können insbesondere Rauchmelder oder
Einbruchsmelder sein. Die Aktoren können z.B. optische oder akustische Fluchtwegkennzeichnungen,
Löschmittelsteuerungen, und/oder Auslöser für Brandschutztüren oder Rauchabzugsklappen
sein. Die erfindungsgemäße Lösung ist jedoch auch bei analog arbeitenden Anlagen anwendbar,
die anstelle eines Prozessors mit einer einfachen Logikschaltung im Teilnehmer arbeiten
und kein Kommunikationsmodul benötigen.
[0006] Die Lösung nach der Erfindung eignet sich sowohl für einen Feldbus in Form einer
Stichleitung als auch einen ringförmig geschlossenen Feldbus. In beiden Fällen können,
wie an sich bekannt, von dem Feldbus weitere Feldbusse als Stichleitungen abzweigen.
[0007] Der Kern der Erfindung besteht darin, dass beim Auftreten eines Isolationsfehlers,
im Folgenden nur beispielhaft als "Kurzschluss" bezeichnet, alle Teilnehmer diesen
Fehler durch die Strommessung zwar gleichzeitig erkennen, jedoch nur derjenige Teilnehmer,
der dem Fehlerort verdrahtungstechnisch am nächsten liegt, seinen Trenner öffnet,
so dass die zwischen dem Teilnehmer mit dem geöffneten Trenner und der Zentraleinheit
liegenden, anderen Teilnehmer vollständig funktionsfähig bleiben.
[0008] Die teilnehmerspezifische Verzögerungszeit wird in Abhängigkeit von der Anzahl der
zwischen dem jeweiligen Teilnehmer und der Zentraleinheit liegenden anderen Teilnehmer
bestimmt und, vorzugsweise bei der Inbetriebnahme der Gefahrenmeldeanlage, in jedem
Teilnehmer einzeln gespeichert.
[0009] Vorzugsweise wird die teilnehmerspezifische Verzögerungszeit VZ festgelegt als VZ
= (N+1-i)·t, worin N die Anzahl der Teilnehmer, i die von dem speisenden Anschluss
der Zentraleinheit gezählte physikalische Positionsnummer des Teilnehmers und t ein
Zeitintervall ist, das größer als die Zeit ist, die jeder Teilnehmer zum vollständigen
Abarbeiten seiner Funktionsroutine benötigt. Unter der Funktionsroutine sind hierbei
alle dem Teilnehmer zugewiesenen, normalerweise vorprogrammierten und sich zyklisch
wiederholenden Teilaufgaben zu verstehen, das heißt auch diejenigen, die der Teilnehmer
im normalen Betrieb ausführt, z.B. periodisches Abfragen der Sensoren, Senden von
Zustandsmeldungen an die Zentrale, Empfangen und Verarbeiten von Befehlen von der
Zentrale usw. Hinzu kommt im Rahmen der Erfindung die Zeit für die aus Gründen der
Energieeinsparung im Regelfall ebenfalls nur in periodischen Zeitabständen vorgenommene
Messung des Stromes durch den Teilnehmer, den Vergleich mit dem gespeicherten Maximalwert
und die Verarbeitung des Vergleichsergebnisses durch den Prozessor sowie für das von
diesem gegebenenfalls ausgelöste Öffnen des Trenners. Das Zeitintervall t kann sehr
kurz sein, z.B. in der Größenordnung von 1 ms.
[0010] Zur Erhöhung der Ausfallsicherheit ist bei aktuellen Gefahrenmeldeanlagen der Feldbus
häufig als Ringleitung ausgeführt. In diesem Fall besteht das Verfahren nach der Erfindung
darin, dass bei der Inbetriebnahme der Gefahrenmeldeanlage in jedem Teilnehmer die
für den normalen Betrieb geltende Stromflussrichtung und eine erste Verzögerungszeit
für den Fall der Speisung über den A-Anschluss der Zentraleinheit und eine zweite
Verzögerungszeit für den Fall der Speisung über den B-Anschluss der Zentraleinheit
gespeichert wird, und dass im Betrieb, sobald ein Überstrom ("Kurzschlussstrom") detektiert
wird, dessen Richtung zwischen dem Eingang und dem Ausgang des Teilnehmers ermittelt
wird und dass in Abhängigkeit von der ermittelten Stromflussrichtung entweder bei
Ablauf der ersten Verzögerungszeit oder bei Ablauf der zweiten Verzögerungszeit und
jeweils dann noch fortbestehender Überschreitung des Maximalwertes des Stromes der
Trenner geöffnet wird.
[0011] Dadurch wird die Verfügbarkeit der Gefahrenmeldeanlage auch im Fall eines Kurzschlusses
erheblich verbessert, denn im Ergebnis wird der Kurzschlussort aus dem Feldbus herausgetrennt,
weil die dem Kurzschlussort unmittelbar benachbarten Teilnehmer ("vor" und "hinter"
dem Kurzschlussort) beide ihre Trenner öffnen, sofern die Zentraleinheit den Feldbus
zu diesem Zeitpunkt sowohl über den A-Anschluss als auch über den B-Anschluss speist.
[0012] Vorzugsweise wird beim Öffnen des Trenners ein hierfür signifikantes Datentelegramm
über das Kommunikationsmodul an die Zentraleinheit gesendet. Die Zentraleinheit bzw.
das Bedienpersonal erkennt somit nicht nur wie bisher, dass ein Kurzschluss eingetreten
ist sondern der Kurzschluss kann sofort lokalisiert und z.B. im Klartext ausgegeben
werden.
[0013] Weil im Fall eines vollständigen Kurzschlusses zwischen den Adern des Feldbusses
bzw. der diesen verkörpernden Zweidrahtleitung die Betriebsspannung zumindest der
im näheren Bereich des Kurzschlussortes positionierten Teilnehmer auf 0 Volt oder
nahezu 0 Volt zusammenbricht, muss auf andere Weise sichergestellt werden, dass die
betreffenden Teilnehmer zumindest solange mit ihrer Betriebsspannung versorgt werden,
bis der Trenner des dem Kurzschlussort zunächst liegenden Teilnehmers (oder die Trenner
der Teilnehmer beidseits des Kurzschlussortes) geöffnet hat und alle verbleibenden
Teilnehmer ihre Betriebsspannung wieder von der Zentraleinheit erhalten. Sofern den
Teilnehmern keine Betriebsspannung aus einer externen Hilfsspannungsquelle zur Verfügung
steht, müssen sie deshalb bei Unterschreitung des Mindestwertes ihrer Betriebsspannung
aus einem internen Energiespeicher, z.B. einem Kondensator, ausreichend lange, mindestens
bis zum Öffnen des betreffenden Trenners, versorgt werden.
[0014] Zusätzlich kann in jedem Teilnehmer die anliegende Betriebsspannung gemessenen, mit
einem gespeicherten Mindestwert verglichen und das Vergleichsergebnis an den Prozessor
geliefert werden.
[0015] Um die Zeit bis zum Öffnen des oder der Trenner zu verkürzen, kann bei Überschreitung
des Maximalwertes des Stromes und/oder bei Unterschreitung des Mindestwertes der Betriebsspannung
in jedem Teilnehmer ein Interrupt-Befehl für seinen Prozessor erzeugt werden, so dass
letzterer sofort den Befehl zum Öffnen des Trenners ausgibt.
[0016] Zweckmäßig kann bei geöffnetem Trenner eine diesen Zustand kennzeichnende Signalleuchte
des Teilnehmers aktiviert werden. Dadurch vereinfacht sich die Suche des Fehlerortes.
[0017] Gegenstand der Erfindung ist desweiteren eine Gefahrenmeldeanlage, die entsprechend
dem vorgeschlagenen Verfahren betrieben werden kann. Diese Gefahrenmeldeanlage umfasst
eine Zentraleinheit (Zentrale oder Koppler), an die über eine Zweidrahtleitung als
Feldbus mehrere Teilnehmer parallel angeschlossen sind. Jeder Teilnehmer hat
- einen Eingang und einen Ausgang für den Feldbus,
- mindestens einen Prozessor,
- einen von dem Prozessor gesteuerten Trenner zwischen Eingang und Ausgang
- einen Sensor oder Aktor,
- ein Modul zur Messung des Stromes zwischen dem Eingang und dem Ausgang des Teilnehmers
und
- ein Kommunikationsmodul zum Austausch von Datentelegrammen mit der Zentraleinheit
und hat erfindungsgemäß desweiteren
- mindestens einen Speicher für mindestens eine teilnehmerspezifische Verzögerungszeit,
- einen weiteren Speicher zur Speicherung mindestens des Betrages des im Normalbetrieb
zulässigen Maximalwertes des Stromes zwischen dem Eingang und dem Ausgang des Teilnehmers,
- eine Auswerteschaltung, die den gemessenen Strom mit dem gespeicherten Maximalwert
vergleicht und das Vergleichsergebnis an den Prozessor liefert
- und einen Energiespeicher zum Betrieb des Prozessors bei Wegfall der Betriebsspannung
des Teilnehmers.
[0018] Wenn der Feldbus als Ringleitung ausgeführt ist und dementsprechend von der Zentraleinheit
über deren A-Anschluss und/oder deren B-Anschluss gespeist werden kann, ermittelt
das Strommessmodul zusätzlich zu dem Betrag des Stromes auch dessen Vorzeichen, d.h.
dessen Richtung zwischen dem A-Anschluss und dem B-Anschluss des Teilnehmers.
[0019] Die Gefahrenmeldeanlage kann zusätzlich ein Spannungsmessmodul umfassen, das die
an dem Eingang oder dem Ausgang des Teilnehmers anliegende Betriebsspannung mit einem
gespeicherten Mindestwert vergleicht und das Vergleichsergebnis an den Prozessor liefert,
der eine Unterschreitung des gespeicherten Mindestwerts der Betriebsspannung als Interrupt-Befehl
interpretiert.
[0020] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung erläutert, die sich auf ein stark
vereinfacht dargestelltes Ausführungsbeispiel bezieht. Es zeigt:
Fig. 1: ein Schema einer Gefahrenmeldeanlage
Fig. 2: ein Blockschaltbild eines der Teilnehmer dieser Gefahrenmeldeanlage
Fig. 3: eine symbolische Darstellung der Teilnehmerzustände nach dem Auftreten eines
Kurzschlusses.
[0021] In Figur 1 ist, stark vereinfacht, das Schema einer Gefahrenmeldeanlage dargestellt.
[0022] Sie umfasst eine Zentraleinheit ZE, bei es sich um die Alarmzentrale, bei größeren
Anlagen um eine Unterzentrale oder einen an eine Alarmzentrale oder eine Unterzentrale
angeschlossenen Koppler handeln kann. Die Zentraleinheit ZE hat einen Anschluss A
und einen Anschluss B für einen im Ring geführten, durch eine Zweitdrahtleitung verkörperten
Feldbus, dessen Anfang dementsprechend mit dem Anschluss A und dessen Ende mit dem
Anschluss B der Zentraleinheit ZE verbunden ist. Der Feldbus versorgt z.B. bis zu
123 Teilnehmer mit ihrer Betriebsspannung und dient gleichzeitig der digitalen Kommunikation
zwischen der Zentraleinheit und diesen Teilnehmern. Dargestellt sind der Einfachheit
halber lediglich 10 Teilnehmer in einem Ring R. Diese haben die von dem Anschluss
A zum Anschluss B gezählten Positionsnummern T01 bis T10 bzw., vom Anschluss B zum
Anschluss A gezählt, die Positionsnummern (T01) bis (T10). Jeder Teilnehmer hat einen
zweipoligen Eingang a und einen zweipoligen Ausgang b.
[0023] Die Teilnehmer können sowohl die Funktion von Sensoren als auch die Funktion von
Aktoren haben. Zum Beispiel können T01 bis T03 Brandmelder, T04 eine optische oder
akustische Fluchtwegkennzeichnung, T05 eine Löschmittelsteuerung usw. sein.
[0024] Die Zentraleinheit kann den Ring R in einer Betriebsart A über den Anschluss A und/oder
in einer Betriebsart B über den Anschluss B mit Betriebsspannung versorgen. Das Gleiche
gilt für die Kommunikation zwischen der Zentraleinheit ZE und den Teilnehmern. Wie
an sich bekannt, umfasst die Zentraleinheit ZE eine Logik, die die Betriebsart in
Abhängigkeit von dem Zustand des Feldbusses bestimmt.
[0025] Wenn z.B. die Logik im A-Betrieb eine Unterbrechung oder einen Kurzschluss auf dem
Feldbus feststellt, versucht sie die Betriebsbereitschaft durch Umschaltung auf den
B-Be-trieb oder den A-/B-Betrieb, d.h. die Speisung des Feldbusses und die Kommunikation
von beiden Anschlüssen A und B aus, aufrecht zu erhalten.
[0026] Jeder der Teilnehmer in Fig. 1 hat zur Durchführung des vorgeschlagenen Betriebsverfahrens
den in Figur 2 als Blockschaltbild dargestellten Aufbau. Wird der Feldbus nicht als
Ring sondern nur als Stich betrieben, vereinfacht sich der Aufbau entsprechend.
[0027] Der Teilnehmer hat Eingangsanschlüsse a+ und a- sowie Ausgangsanschlüsse b+ und b-.
Die z.B. vom Anschluss A der Zentraleinheit kommende, den Feldbus verkörpernde Zweidrahtleitung
ist mit den Eingangsanschlüssen a+ und a- verbunden. Die weiterführende Zweidrahtleitung
ist entsprechend mit den Ausgangsanschlüssen b+ und b- verbunden. Zwischen den Anschlüssen
a+ und b+ liegt ein im regulären Betrieb geschlossener Trenner TR, z.B. ein Relaiskontakt
oder ein gesteuerter Halbleiterschalter. Der Trenner TR kann auch zwischen den Anschlüssen
a- und b- liegen. Bevorzugt umfasst der Trenner TR zwei in Serie angeordnete FETs
als Schalter, die wahlweise, d.h. programmgesteuert, einzeln oder gemeinsam über Schaltbefehle
schaltbar sind. Zwischen den Anschlüssen a- und b- liegt ein Stromsensor IS, z.B.
in Form eines Strommesswiderstandes, dessen stromproportionaler Spannungsabfall eine
Auswerteschaltung AS misst, mit einem in einem Speicher MA abgelegten Maximalwert
vergleicht und das Ergebnis sowie bei ringförmig geführtem Feldbus auch die Stromflussrichtung
an einen Prozessor µP übermittelt. Der Prozessor µP ist desweiteren je nach Anwendungsfall
mit einem Sensor oder einem Aktor S/A verbunden, also z.B. mit der Detektionsschaltung
eines Streulichtrauchmelders oder mit der Steuerschaltung einer Löschmittelanlage.
Über ein Kommunikationsmodul KM sendet der Prozessor Zustandsmeldungen an die Zentraleinheit
ZE in Fig. 1 und erhält von dieser Befehle in Form von Datentelegrammen. Desweiteren
steuert der Prozessor µP den Schaltzustand des Trenners TR. Das Kommunikationsmodul
KM kann u.a. auch den Schaltzustand des Trenners TR an die Zentraleinheit ZE melden.
[0028] Die Auswerteschaltung AS fragt über den Stromsensor IS den Strom auf dem Feldbus,
das heißt den Strom durch den Teilnehmer, in kurzen Zeitabständen periodisch ab. Der
Maximalwert wird vorzugsweise schon bei der Inbetriebnahme der Gefahrenmeldeanlage
in dem Speicher MA abgelegt, ebenso die Stromflussrichtung im Normalbetrieb des Ringes.
Bei Überschreitung des Maximalwertes startet der Prozessor µP einen Zeitgeber ZG.
In Abhängigkeit von der Richtung (dem Vorzeichen) des Stromes ermittelt der Prozessor
µP nach Ablauf entweder einer gespeicherten Verzögerungszeit VZa oder nach Ablauf
einer gespeicherten Verzögerungszeit VZb, ob das eine Überschreitung des Maximalwertes
des Stromes kennzeichnende Signal fortbesteht. Nur dann, wenn dies der Fall ist, löst
der Prozessor µP das Öffnen des Trenners TR aus. Das dadurch erzielte Betriebsverhalten
wird anschließend anhand von Fig. 3 erläutert werden.
[0029] Wenn der Strom durch den Teilnehmer den vorgegebenen Maximalwert erheblich überschreitet,
also z.B. im Kurzschlussfall, bricht die Betriebsspannung an den Anschlüssen a und
b zusammen. Deshalb erhält der Prozessor µP seine interne Betriebsspannung aus einem
Energiespeicher ES, z.B. einem Kondensator, der so dimensioniert ist, dass mindestens
der Prozessor µP und die Strommessschaltung IS, AS mindestens bis zum Öffnen des Trenners
TR betriebsfähig bleiben. Der Energiespeicher ES ist an die Leitung zwischen a+ und
b+ über Dioden D1 und D2 beidseits des Trenners TR angeschlossen, um zu verhindern,
dass der Energiespeicher ES sich im Kurzschlussfall über die Kurzschlussstelle entlädt.
Optional hat der Teilnehmer eingangsseitig und ausgangsseitig ein Spannungsmessmodul
Sa und Sb.
[0030] Die Spannungsmessmodule vergleichen die am Eingang und am Ausgang des Teilnehmers
anliegende Betriebsspannung mit einem gespeicherten Mindestwert und liefern bei Unterschreitung
ein Signal an den Prozessor, der dieses Signal als Interrupt-Befehl interpretieren
kann um bestimmte Routinenwie die Steuerung bzw. Abfrage des Sensors oder Aktors S/A
oder den Datenverkehr mit dem Kommunikationsmodul KM abzubrechen und unverzüglich
den Zeitgeber ZG zu starten. Dadurch verkürzt sich die Zeit bis zum etwa notwendigen
Öffnen des Trenners TR.
[0031] Die dargestellten Funktionsblöcke dienen nur der Erläuterung. In der Praxis können
bestimmte Funktionen und/oder die nicht dargestellten A/D-Wandler in dem Prozessor
µP integriert und alle zu speichernden Werte in einem gemeinsamen Speicher-IC abgelegt
sein.
[0032] Das Betriebsverhalten einer Gefahrenmeldeanlage gemäß Fig. 1 mit Teilnehmern gemäß
Fig. 2 und insbesondere die Funktion der teilnehmerspezifischen Verzögerungszeiten
VZa und VZb wird anhand von Fig. 3 erläutert, und zwar im Fall eines Überstromes oder
Kurzschlusses durch einen Fehler zwischen den Teilnehmern 06 und 07. Dabei ist angenommen,
dass die Gefahrenmeldeanlage bzw. die Zentraleinheit ZE gemäß Fig. 1 den Feldbus mindestens
ab Eintritt des Kurzschlusses, den auch die Zentraleinheit erkennt, sowohl über den
A-Anschluss als auch über den B-Anschluss versorgt.
[0033] In Fig. 3 sind in Ordinatenrichtung die Teilnehmer T01 bis T10, in Abszissenrichtung
die von links nach rechts steigenden Verzögerungszeiten VZa und VZb in einem symbolischen
Zeitraster aufgetragen.
[0034] Jedem der Teilnehmer T01 bis T10 ist eine für ihn spezifische Verzögerungszeit zugewiesen.
Diese ist abhängig von seinem "Abstand" von dem jeweiligen speisenden Anschluss der
Zentraleinheit ZE und umso länger, je näher der betreffende Teilnehmer dem speisenden
Anschluss liegt. Mit "Abstand" ist die Zahl der weiteren Teilnehmer bis zu dem (jeweiligen)
Anschluss gemeint.
[0035] Die jeweiligen Verzögerungszeiten können nach der Beziehung VZ = (N+1-i)·t bestimmt
sein, worin N die Anzahl der Teilnehmer, im vorliegenden Beispiel 10, i die von dem
speisenden Anschluss der Zentraleinheit ZE gezählte physikalische Positionsnummer
des Teilnehmers und t ein Zeitintervall ist, das mindestens so groß gewählt ist, dass
jeder Teilnehmer die anhand von Fig. 2 beschriebenen Funktionen im Fall eines den
gespeicherten Maximalwert überschreitenden Stromes bis zum etwa notwendigen Öffnen
des Trenners TR abarbeiten kann, ohne dass sich diese Abläufe der einzelnen Teilnehmer
zeitlich überlappen.
[0036] Weil der Teilnehmer T01, gesehen von dem A-Anschluss der Zentraleinheit ZE, der erste
Teilnehmer, jedoch bei Speisung über den B-Anschluss der Zentraleinheit ZE der letzte
Teilnehmer (T10) ist, wird dem Teilnehmer T01 bei Inbetriebnahme der Anlage als Verzögerungszeit
VZa der Wert t10 und als Verzögerungszeit VZb der Wert t1 zur Speicherung zugewiesen,
usw. Umgekehrt werden z.B. dem Teilnehmer T10 als Verzögerungszeit VZa der Wert t1
und als Verzögerungszeit VZb der Wert t10 zugewiesen und in diesem gespeichert. Folglich
hat der Teilnehmer T01 die längste Verzögerungszeit t10 [VZa] und die kürzeste Verzögerungszeit
t1 [VZb], der Teilnehmer T09 die Verzögerungszeiten t9 [VZa] und t2 [VZb], usw.
[0037] Wenn, wie hier angenommen, zwischen den Teilnehmern T06 und T07 ein Fehlerort liegt,
der zu einem Überstrom ("Kurzschluss") führt, werden (nur noch) die Teilnehmer T01
bis T06 über den A-Anschluss mit Betriebsspannung versorgt, die Teilnehmer T07 bis
T10 hingegen über den B-Anschluss. Deshalb sind für T01 bis T06 nur die Verzögerungszeiten
VZa von t10 bis t5 relevant und als Kreise markiert dargestellt. Die im betrachteten
Fall nicht relevanten, aber ebenfalls gespeicherten Verzögerungszeiten t4 [VZa] bis
t1 [VZa] sind als gestrichelte Kreise dargestellt. Analog sind für die Teilnehmer
T10 bis T07 nur die hier relevanten Verzögerungszeiten t7 [VZb] bis t10 [VZb] als
Kreise dargestellt. Die ebenfalls gespeicherten, weiteren Verzögerungszeiten t1 [VZb]
bis t6 [VZb] sind der Übersichtlichkeit halber nicht gekennzeichnet.
[0038] Daraus ergibt sich für den zwischen den Teilnehmern T06 und T07 liegenden Fehlerort,
der in jedem Teilnehmer einen Strom erzeugt, der größer als der gespeicherte Maximalwert
MA ist, Folgendes:
Alle Teilnehmer T01 bis T10 erkennen diesen im Zeitpunkt t0 auftretenden Zustand gleichzeitig.
Somit startet jeder Teilnehmer über seinen Prozessor µP seinen Zeitgeber ZG.
Gesteuert von der Information über die Richtung des Stromes, also abhängig davon,
ob der betreffende Teilnehmer ab t0 von dem A-Anschluss oder dem B-Anschluss der Zentraleinheit
ZE gespeist wird, wartet der Prozessor µP jedes Teilnehmers entweder bis zum Ablauf
seiner Verzögerungszeit VZa, im Fall der Fig. 3 die Teilnehmer T06 bis T01, oder
bis zum Ablauf der Verzögerungszeit VZb, im Fall der Fig. 3 die verbleibenden Teilnehmer
T07 bis T10. Bis zum Ablauf der jeweiligen Verzögerungszeit oder erst bei deren Ablauf
prüft der jeweiligen Prozessor µP, ob die Information über den Überstrom noch fortbesteht.
Wenn das der Fall ist, löst der Prozessor µP des betreffenden Teilnehmers das Öffnen
des Trenners TR dieses Teilnehmers aus.
[0039] Weil der Fehlerort zwischen den Teilnehmern T06 und T07 liegt, erkennen der Teilnehmer
T06 mit der kürzesten Verzögerungszeit t5 [VZa] und ebenso der Teilnehmer T07 mit
der kürzesten Verzögerungszeit t7 [VZb] als Erste diesen Zustand. Diese Verzögerungszeiten
sind zusätzlich mit "X" markiert. Diese beiden Teilnehmer öffnen folglich ihre Trenner
TR. Damit ist der Fehlerort aus dem Ringbus herausgetrennt. Die Teilnehmer T01 bis
T05 und die Teilnehmer T08 bis T10 erkennen hingegen bei Ablauf ihrer jeweils längeren
Verzögerungszeiten VZa bzw. VZb, dass der zulässige Maximalwert MA des Stromes (wieder)
unterschritten ist. Ihre Trenner TR bleiben deshalb geschlossen. Folglich ist die
vorherige Funktionsfähigkeit die Gefahrenmeldeanlage mindestens für die Teilnehmer
T01 bis T05 und T08 bis T10 wieder hergestellt. Die Funktionsfähigkeit kann vollständig,
d.h. auch für die Teilnehmer T06 und T07 beidseits des Fehlerortes wieder hergestellt
sein, wenn diese beiden Teilnehmer ihrerseits auch nach dem Öffnen ihrer Trenner Signale
ihrer Sensoren oder Befehle für ihre Aktoren verarbeiten können.
[0040] Der Befehl des Prozessors µP, der das Öffnen des Trenners TR auslöst, kann gleichzeitig
zum Einschalten einer LED (nicht dargestellt) benutzt werden, die dem Wartungspersonal
die Lokalisierung des Fehlerortes erleichtert.
1. Verfahren zum Betreiben einer Gefahrenmeldeanlage mit einer Zentraleinheit (Zentrale
oder Koppler), an die über eine Zweidrahtleitung als Feldbus mehrere Teilnehmer (T01
bis T10) parallel angeschlossen sind, von denen jeder einen Eingang (a) und einen
Ausgang (b) für den Feldbus, mindestens einen Prozessor (µP), einen von dem Prozessor
gesteuerten Trenner TR zwischen Eingang (a) und Ausgang (a), einen Sensor oder Aktor
(S/A) und ein Kommunikationsmodul (KM) umfasst,
dadurch gekennzeichnet, dass in jedem Teilnehmer (T01 bis T10)
- der Strom durch den Teilnehmer zwischen dessen Eingang (a) und dessen Ausgang (b)
gemessen, mit einem gespeicherten Maximalwert verglichen und bei dessen Überschreitung
ein hierfür repräsentatives Signal an den Prozessor (µP) erzeugt wird
- und dann, wenn nach Ablauf einer teilnehmerspezifischen Verzögerungszeit (VZ) die
Überschreitung des Maximalwertes des Stromes fortbesteht, der Trenner (TR) geöffnet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die teilnehmerspezifische Verzögerungszeit (VZ) in Abhängigkeit von der Anzahl der
zwischen dem jeweiligen Teilnehmer und der Zentraleinheit (ZE) liegenden anderen Teilnehmern
bestimmt und bei der Inbetriebnahme der Gefahrenmeldeanlage in dem jeweiligen Teilnehmer
gespeichert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die teilnehmerspezifische VerzögerungszeitVZ festgelegt wird als VZ = (N+1-i)·t,
worin N die Anzahl der Teilnehmer (T01 bis T10), i die von dem speisenden Anschluss
(A, B) der Zentraleinheit (ZE) gezählte physikalische Positionsnummer des Teilnehmers
und t ein Zeitintervall ist, das größer als die Zeit ist, die der Teilnehmer zum vollständigen
Abarbeiten seiner Funktionsroutine benötigt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, für eine Gefahrenmeldeanlage, deren Zentraleinheit
(ZE) einen A-Anschluss für den Anfang des Feldbusses und einen B-Anschluss für das
Ende des Feldbusses hat und letzteren über den A-Anschluss und/oder den B-Anschluss
speist, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Inbetriebnahme der Gefahrenmeldeanlage in jedem Teilnehmer die für den normalen
Betrieb geltende Stromflussrichtung und eine erste Verzögerungszeit (VZa) für den
Fall der Speisung über den A-Anschluss der Zentraleinheit (ZE) und eine zweite Verzögerungszeit
(VZb) für den Fall der Speisung über den B-Anschluss der Zentraleinheit (ZE) gespeichert
wird, und dass im Betrieb bei Überschreitung des gespeicherten Maximalwertes des Stromes
dessen Richtung zwischen dem Eingang (a) und dem Ausgang (b) des Teilnehmers ermittelt
wird und dass in Abhängigkeit von der ermittelten Stromflussrichtung entweder bei
Ablauf der ersten Verzögerungszeit (VZa) oder bei Ablauf der zweiten Verzögerungszeit
(VZb) und fortbestehender Überschreitung des Maximalwertes des Stromes der Trenner
(TR) geöffnet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass beim Öffnen des Trenners (TR) ein hierfür signifikantes Datentelegramm über das Kommunikationsmodul
(KM) an die Zentraleinheit (ZE) gesendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Teilnehmer (T01 bis T10) bei Unterschreitung des Mindestwertes ihrer Betriebsspannung
aus einem internen Energiespeicher versorgt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass in jedem Teilnehmer (T01 bis T10) die anliegende Betriebsspannung gemessen, mit einem
gespeicherten Mindestwert verglichen und das Vergleichsergebnis an den Prozessor (µP)
geliefert wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass bei Unterschreitung des Mindestwertes der Betriebsspannung und/oder bei Überschreitung
des Maximalwertes des Stromes in jedem Teilnehmer (T01 bis T10) ein Interrupt-Befehl
für seinen Prozessor (µP) erzeugt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass bei geöffnetem Trenner (TR) eine Signalleuchte des Teilnehmers aktiviert wird.
10. Gefahrenmeldeanlage mit einer Zentraleinheit (Zentrale oder Koppler), an die über
eine Zweidrahtleitung als Feldbus mehrere Teilnehmer (T01 bis T10) angeschlossen sind,
von denen jeder
- einen Eingang (a) und einen Ausgang (b) für den Feldbus,
- mindestens einen Prozessor (µP),
- einen von dem Prozessor (µP) gesteuerten Trenner (TR) zwischen Eingang (a) und Ausgang
(b)
- einen Sensor oder Aktor (S/A),
- einen Stromsensor (IS) zur Messung des Stromes zwischen dem Eingang (a) und dem
Ausgang (b) des Teilnehmers und
- ein Kommunikationsmodul (KM) zum Austausch von Datentelegrammen mit der Zentraleinheit
(ZE) umfasst,
gekennzeichnet durch
- mindestens einen Speicher (VZa/VZb) für mindestens eine teilnehmerspezifische Verzögerungszeit
(VZ),
- einen weiteren Speicher zur Speicherung mindestens des Betrages des im Normalbetrieb
zulässigen Maximalwertes des Stromes zwischen dem Eingang (a) und dem Ausgang (b)
des Teilnehmers,
- eine Auswerteschaltung (AS), die den gemessenen Strom mit dem gespeicherten Maximalwert
vergleicht und das Vergleichsergebnis, im Fall eines ringförmig angeschlossenen Feldbusses
auch die Richtung des Stromes an den Prozessor (µP) liefert
- und einen Energiespeicher zum Betrieb des Prozessors (µP) bei Wegfall der Betriebsspannung
des Teilnehmers.
11. Gefahrenmeldeanlage nach Anspruch 10, gekennzeichnet durch ein Spannungsmessmodul, das die an dem Eingang (a) oder dem Ausgang (b) des Teilnehmers
anliegende Betriebsspannung mit einem gespeicherten Mindestwert vergleicht und bei
Unterspannung ein Signal an den Prozessor (µP) liefert.