[0001] Die Erfindung betrifft eine Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung, insbesondere zum
Einsatz in Webmaschinen zur Überwachung der Fadenankunft und/oder in Filteranlagen
zur Reststaubüberwachung.
[0002] Stand der Technik zur Erfassung der Fadenankunft ist der Einsatz eines optischen
Lichtschrankensystems. Aufgabe der Lichtschranke ist die Kontrolle der Fadenankunft,
d.h. das Erkennen des exakten Zeitpunktes der Fadenankunft an einem definierten Ort.
Das Sensorsignal ist Bestandteil des Webprozesses und löst einen Stopp-Befehl des
Fadentransports aus. Nachteilig ist der Umstand, dass keine gleichzeitige präzise
Geschwindigkeitsmessung ausgeführt werden kann. Der Hauptnachteil besteht jedoch darin,
dass die Anbringung des Lichtschrankensystems eine zwangsläufige Teilung des Reeds
der Webmaschine erfordert, was mit erheblichem Mehraufwand verbunden ist.
[0003] Es wurden bereits ein Verfahren zur berührungslosen Kontrolle der Dicke einer auf
ein Gam aufgebrachten Präparationsschicht und eine Schaltungsanordnung zur Durchführung
des Verfahrens vorgeschlagen, bei dem mithilfe einer Zeitbereichs-FrequenzbereichsTransformation
aus dem Ladungsspektrum eine der Geschwindigkeit proportionale Grundfrequenz gefiltert
wird. Dabei entsteht ein kontinuierliches Messsignal durch den Fadenlauf. Ein am Sensor,
einer Streifenleiteranordnung, genannt Sensorkamm, sich vorbei bewegender Staubpartikel
generiert aber nur eine kurze Impulsfolge. Aus dieser kurzen Impulsfolge eines einzelnen
Partikels kann die Grundfrequenz kaum und vor allem nicht in Echtzeit bestimmt werden.
Bei bestimmten Materialien kommt es zur fehlerhaften Sensormeldung. Ursache für diese
Fehler sind Flusen, also kleine Staubpartikel, die sich im Fadenkanal (Reed-channel)
bewegen und ein "Sensorsignal" generieren und somit irrtümlich die Ankunft signalisieren.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung zu entwickeln,
die berührungslos die Erfassung der Ladung von sich vorbei bewegenden Fäden, Staubund/oder
Flusen-Partikeln ermöglicht, die Geschwindigkeit mithilfe des beschriebenen Verfahrens
berechnen kann und darüber hinaus auch eine schnelle, d.h. in wenigen Millisekunden
getroffene, Unterscheidung zwischen Faden und Flusen (Staubpartikeln) erlaubt.
[0005] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die Merkmale des Hauptanspruchs gelöst. Ausgestaltungen
der Erfindung sind in den Unteransprüchen dargestellt.
[0006] Der Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die erfindungsgemäße Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung
auch für staubbelastete Umgebungen und/oder stauberzeugende Materialien eingesetzt
werden kann und dass neben der Messung der Geschwindigkeit auch eine Erfassung von
weiteren Störzuständen z.B. bei Webprozessen, z.B. zur Unterscheidung von Faden und
Flusen, oder zur Feststellung eines gestörten Fadenlaufes (bezeichnet als Knäuelbildung)
oder eines Fadenrisses möglich ist. Darüber hinaus eignet sich die Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung
auch zur Kontrolle des Staubgehaltes in strömenden Gasen. Gegenüber herkömmlichen
Verfahren kann gleichzeitig die Geschwindigkeit der Staubpartikel und damit annähernd
die Gasströmungsgeschwindigkeit gemessen werden.
[0007] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert.
Die dazugehörige Zeichnung zeigt
- Fig. 1:
- die Struktur des Programmablaufs einer Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung,
- Fig. 2:
- das Blockschaltbild einer Faden-Flusen-Staubsensors-Anordnung,
- Fig. 3:
- Ausführungsformen von Sensorkämmen und eine Doppelkammanordnung
- Fig. 4:
- den prinzipiellen Aufbau eines Staubfilters mit einer Faden-Flusen-StaubsensorAnordnung.
[0008] Als Ladungssensoren dienen im Ausführungsbeispiel grundsätzlich bekannte Streifenleiteranordnungen,
genannt Sensorkämme. Durch die Wirkung des elektrischen Feldes zwischen Partikel und
den einzelnen Streifenleitern des Sensorkamms entsteht eine Ladungsverschiebung (Influenz)
im Sensorkamm. Infolge der Partikelbewegung erzeugt diese Ladungsverschiebung ein
Ladungsspektrum im Zeitbereich. Infolge der hohen Empfindlichkeit der Sensoranordnung
gegenüber Staubpartikeln eignet sich die Anordnung auch zur Detektion von Staubpartikeln
in strömenden Gasen. Dazu eignet sich insbesondere die erfindungsgemäße Doppelkammanordnung.
[0009] In Figur 1 ist die Struktur eines möglichen Programmablaufs zur Initialisierung und
Auswertung einer Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung dargestellt. Varianten des Programmablaufes,
z.B. durch Auslassen von bestimmten Abfragen und Unterroutinen sind möglich. Der Ablauf
erfolgt folgendermaßen:
Vor dem Start des Programms können prinzipielle Einstellung vorgenommen, gespeichert
oder ausgelesen werden. Zu diesen Einstellungen zählen die prozessbedingten Verzögerungs-
und Wartezeiten. Der eigentliche Auswerteprozess beginnt mit dem Punkt Start. Das
Programm wartet anschließend auf das Startsignal der Maschine (Faden-Start).
[0010] Nach erfolgtem Startsignal wird der Timer aktiviert. Nach einer im Initialisierungsmodus
definierten Zeitspanne und keinem Sensorsignal wird an dieser Stelle der fehlerhafte
Fadenlauf, Fehler 1, detektiert. Der Programmablauf wird weiter verfolgt, wenn innerhalb
der Zeitspanne zuerst am Sensorkamm K1 und anschließend am Sensorkamm K2 ein Ladungssignal
registriert wird. Mithilfe der Zeitdifferenz zwischen den Kammsignalen kann eine Geschwindigkeitsabschätzung
erfolgen (V
Grob) Weiterhin überprüft das Ablaufprogramm, die Gleichzeitigkeit des Sensorsignals an
beiden Sensorkämmen K1 und K2 (K1 & K2) oder den Fall, das die Sensorkämme K1 und
K2 nacheinander ein Signal detektieren (K1\ & K2). Aus dieser Überprüfung wird das
erste Kriterium zur Unterscheidung Faden oder Flusen gewonnen. Das zweite Kriterium
wird aus der Geschwindigkeitsabschätzung und dem Vergleich mit einer vorher abgespeicherten
Maximalgeschwindigkeit gewonnen, Fehler 2. Zusätzlich kann der Fadenabriss nach gegebenem
Stoppsignal detektiert werden, Fehler 3. Für eine sichere Prozessführung stellt die
Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung also den Unterschied zwischen Faden und Flusen
mittels zweier Kriterien fest:
- Kriterium 1:
- Gleichzeitigkeit der Signale an Sensorkamm K1 und Sensorkamm K2. Ein Flusen erzeugt
ein Signal nur an einem Sensorkamm K1 oder K2.
- Kriterium 2:
- Zeitunterschied zwischen Signal von Sensorkamm K1 und Sensorkamm K2. Die Flusen bewegen
sich deutlich schneller als der Webfaden.
[0011] Die wichtigste Entscheidung der Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung, Faden oder Flusen,
wird durch diese zwei Kriterien überprüft, wodurch eine hohe Zuverlässigkeit für die
Unterscheidung erreicht wird. Alle weiteren Fehlersignale sind zusätzliche Informationen.
Gleichzeitig kann mittels der Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung eine präzise Geschwindigkeitsmessung
mittel Zeitbereichs-Frequenzbereichstransformation und Auswertung der Grundfrequenz
realisiert werden.
[0012] Figur 2 zeigt das Blockschaltbild einer Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung. Sie besteht
aus mindestens einer Doppelkammanordnung 1 mit zwei hintereinander angeordneten Sensorkämmen
K1 und K2, wobei jedem Sensorkamm K1 und K2 ein Vorverstärker 2 zugeordnet ist. Die
beiden Sensorkämme K1 und K2 dienen der Ladungsdetektion mittels Influenz.
[0013] Der Doppelkammanordnung 1 ist über ein Analogteil 3 ein Digitalteil 4 nachgeschaltet.
Die Kammstrukturen, bestehen aus je zwei ineinander gesetzten Sensorkämmen K1 und
K2. Die beiden Vorverstärker 2 (z.B. TLC072DGN) befinden sich mit auf einer Sensorplatine.
Der Analogteil 3 besteht aus zwei Instrumentationsverstärkern 5, z.B. aus zwei Instrumentationsverstärkern
vom Typ INA2128AU mit programmierbaren Potentiometern zur Einstellung der Verstärkung
und der Schaltschwellen zweier Schmitt-Trigger 6.
[0014] Den Kern des Digitalteils 4 bildet zum Beispiel ein Mikroprozessor 7, z.B. einer
vom Typ ATMega324p, der mit einem Display 8, z.B. einem LCD-Display, verbunden ist.
Er dient der Signalauswertung. Für die Kommunikation mit dem Mikroprozessor 7 sind
eine Schnittstelle 9, z.B. eine RS-232 Schnittstelle, und ein Programmiereingang 10
angeordnet. Die gesamte Elektronik kann auch mit Hilfe eines oder mehrerer ASICs (AnwendungsSpezifischer
Integrierter Schaltkreis) realisiert werden.
[0015] Die beiden Sensorkämme K1 und K2, Figur 3, liegen in diesem Ausführungsbeispiel in
Bewegungsrichtung der zu detektierenden Objekte hintereinander. Die Front-end Elektronik
zur Signalauswertung und Aufbereitung muss relativ dicht an den Sensorkämmen K1 und
K2 angebracht werden. Die Sensoranordnung bzw. die Doppelkammanordnung 1 wird von
oben und an jeder beliebigen Stelle in den Fadenkanal eingepasst, die Sensorkämme
K1 und K2 können streifen- oder zylinderförmig ausgebildet sein. In Figur 3 sind drei
Varianten der Sensorkämme K1 und K2, die in einer Doppelkammanordnung 1 gleichartig
ausgebildet sind, und die dazugehörige Vorverstärkerelektronik dargestellt. In Abhängigkeit
des jeweiligen Einsatzes können sowohl der Abstand und die Breite der Streifen beider
Sensorkämme K1 und K2 als auch der Abstand und die Breite der Streifen innerhalb eines
Sensorkammes K1 oder K2 variieren.
[0016] Zur Unterscheidung zwischen Faden und Flusen genügt die Auswertung der Ladungssignale
mittels Schwellwertschalter (Komparator). Es wird dabei der Unterschied zwischen "Signal"
und "kein Signal" ausgewertet. Die Schwellen für die Entscheidung "Signal" und "Kein
Signal" sind variabel und in der beschriebenen Ausführungsform programmierbar. Auf
die Auswertung des Ladungsspektrums wird vorerst verzichtet, diese kann jedoch zusätzlich
erfolgen. Der Verzicht der Spektrumsauswertung reduziert den Schaltungsaufwand für
den Einsatzfall deutlich.
[0017] Die erfindungsgemäße Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung bietet gegenüber dem Stand
der Technik mehrere Vorteile. Die Kammanordnung ist relativ unempfindlich gegenüber
Schmutzansammlung und sie bietet eine gleichzeitige Aufnahme der Gasgeschwindigkeit.
Das kann einerseits mithilfe der Zeitmessung durch die Sensorkämme und Auswertung
und andererseits durch Auswertung des Ladungsspektrums erfolgen. Durch die Kombination
von Partikelanzahl- und Geschwindigkeitsmessung und einer Datenbasis hinsichtlich
des Zusammenhangs zwischen Ladungsspektrum und Partikelgröße/Partikelmasse, ist ein
direkter Rückschluss auf den Staubgehalt pro Volumeneinheit möglich.
[0018] In den Figur 4 ist der prinzipielle Aufbau eines Staubfilters mit einer Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung
dargestellt. Eine Filterkartusche 11 des Staubfilter filtert Partikel aus einem Schmutzluftstrom
12 der von der Rohgasseite zur Reingasseite den Staubfilter durchströmt. Die auf der
Reingasseite noch im Reinluftstrom 13 enthaltenen Staubpartikel erzeugen am Reststaubsensor
(wie oben beschrieben, mit Doppelkammanordnung 1) Ladungsimpulse. Mit Hilfe einer
Datenbasis kann auf die Größe und somit auf die Masse der detektierten Staubpartikel
geschlossen werden. Zusätzlich wird über das oben beschriebene Verfahren die Partikelgeschwindigkeit
und somit die Luftgeschwindigkeit bestimmt. Bei geringer Partikelkonzentration erfolgt
die Geschwindigkeitsbestimmung mit Hilfe der Doppelkammanordnung 1, bei höherer Partikelkonzentration
kann die Zeitbereichs-Frequenzbereichs-Transformation aus dem Ladungsspektrum genutzt
werden.
[0019] Die Reststaubkontrolle ist in der holzverarbeitenden Industrie für luftrückführende
Filteranlagen seit 2008 gesetzlich vorgeschrieben. Die Überwachungspflicht für weitere
Industriezweige wird erwartet. Zur Kontrolle des Staubgehaltes eignen sich verschieden
Sensorprinzipien. Eine grundsätzliche Unterscheidung kann in optische Verfahren und
Verfahren mit Ladungsauswertung getroffen werden. Bei den optischen Verfahren werden
Streulicht und Durchlichtdetektoren verwendet. Sie erzielen eine hohe Präzision bei
hohem Kostenaufwand. Die Überwachung des Partikel- und Staubgehaltes der Reingasseite
einer Lüftungs- bzw. Filteranlage wird vorzugsweise mittels des triboelektrischen
Effektes durchgeführt. Der Einsatz triboelektrischer Sensoren ist kostengünstig und
Stand der Technik. Beim triboelektrischen Effekt findet ein Ladungsaustausch zwischen
Partikel und Sensor statt. Der Sensor zeichnet somit die Partikelberührung an einem
Sensorstab aus Metall durch Impulse auf. Es entsteht eine Zählimpulsfolge. Ein Zusammenhang
zum Reststaubgehalt (Einheit mg/m
3) kann nur über Umwege hergestellt werden. Dafür sind zusätzliche Informationen nötig,
nämlich der Volumenstrom der Luft (Strömungsgeschwindigkeit und Rohrvolumen) und die
mittlere Masse der Partikel.
Aufstellung der Bezugszeichen
[0020]
- 1
- Doppelkammanordnung
- 2
- Vorverstärker
- 3
- Analogteil
- 4
- Digitalteil
- 5
- Instrumentationsverstärker
- 6
- Schmitt-Trigger
- 7
- Mikroprozessor
- 8
- Display
- 9
- Schnittstelle
- 10
- Programmiereingang
- 11
- Filterkartusche
- 12
- Schmutzluftstrom
- 13
- Reinluftstrom
- K1
- erster Sensorkamm
- K2
- zweiter Sensorkamm
1. Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung unter Verwendung eines Sensorkammes, dadurch gekennzeichnet, dass sie aus mindestens einer Doppelkammanordnung (1) mit zwei hintereinander angeordneten
Sensorkämmen (K1; K2) besteht, wobei jedem Sensorkamm (K1; K2) ein Vorverstärker (2)
zugeordnet ist.
2. Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Doppelkammeranordnung (1) über ein Analogteil (3) ein Digitalteil (4) nachgeschaltet
ist, dass der Analogteil (3) aus zwei Instrumentationsverstärkern (5) mit je einem
Schmitt-Trigger (6) besteht und dass der Digitalteil (4) einen Mikroprozessor (7)
enthält, der mit einem Display (8) und einem Programmiereingang (10) verbunden ist
und eine Schnittstelle (9) aufweist.
3. Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Vorverstärker (2) auf der Sensorplatine der Doppelkammanordnung (1) angeordnet
sind.
4. Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein Teil der Komponenten Analogteil (3), Digitalteil (4), Instrumentationsverstärker
(5), Schmitt-Trigger (6), Mikroprozessor (7),
Schnittstelle (9) und Programmiereingang (10) oder alle Komponenten als anwendungsspezifischer
Schaltkreis (ASIC) integriert ausgeführt und auf der Sensorplatine angeordnet ist.
5. Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensorkämme (K1; K2) streifenförmig sind.
6. Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensorkämme (K1; K2) zylinderförmig sind.
7. Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass in Abhängigkeit des jeweiligen Einsatzes der Abstand und die Breite der Streifen
der Sensorkämme (K1; K2) variieren.
8. Faden-Flusen-Staubsensor-Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand und die Breite der Streifen der
Sensorkämme (K1; K2) innerhalb eines Sensorkammes (K1; K2) variieren.