Die Erfindung betrifft ein Bauelement gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0001] Ein Bauelement der eingangs genannten Art ist nach der
DE 101 46 755 C1 (siehe insbesondere Absatz [0008]) bekannt. Dieses Bauelement besteht aus einem plattenförmigen,
aus einer Vielzahl von Fasern gebildeten, anorganischen Kern und einer mit einer Klebstoffschicht
auf einer großen Oberfläche des Kerns befestigte Deckschicht, wobei die Klebetoffschicht
anorganisch ausgebildet ist bzw. einen Brennwert PCS kleinergleich 3 MJ/kg aufweist
(PCS: Brennwert gemäß DIN EN ISO 1716). Bei dieser Lösung ist die Deckschicht metallisch
ausgebildet, d. h. die Formstabilität dieses Bauelements wird durch die Deckschicht
gewährleistet. Würde sich diese (zum Beispiel im Brandfall) vom Bauelement lösen,
wäre die Verformung bzw. Deformation des verbleibenen Rests aus Kern und Klebstoff
vorprogrammiert.
[0002] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Bauelement der eingangs genannten Art
zu verbessern. Insbesondere soll ein Bauelement geschaffen werden, dessen Formstabilität
auch ohne eine metallische, formsteife Deckschicht gewährleistet ist.
[0003] Diese Aufgabe ist nach der Erfindung mit einem Bauelement der eingangs genannten
Art durch die im Kennzeichen des Patentanspruchs 1 aufgeführten Merkmale gelöst.
[0004] Nach der Erfindung ist also vorgesehen, dass die Klebstoffschicht eine größere Steifigkeit
als die Deckschicht aufweist.
[0005] Mit anderen Worten besteht die Erfindung darin, die Formstabilität des Bauelements
durch eine entsprechend stark ausgebildete Klebstoffschicht zu gewährleisten. Dabei
ist zu beachten, dass ein im wesentlichen anorganischer Klebstoff, wie zum Beispiel
Fliesenkleber, Estrich, Mörtel oder dergleichen, nach dem Abbinden bzw. Trocknen bei
entsprechender Dicke eine form- und druckstabile Schicht bildet und die Deckschicht
dementsprechend dünn und aus einem vergleichweise nachgiebigen Material ausgebildet
sein kann.
[0006] Unter "Steifigkeit" ist dabei der Widerstand der Klebstoff- bzw. Deckschicht gegen
Verformung durch eine von außen wirkende Kraft zu verstehen. Da es sich in beiden
Fällen um Schichten handelt, ist im vorliegenden Fall insbesondere die Biegesteifigkeit
von Bedeutung. Aber auch die Dehnsteifigkeit (zum Beispiel bei punktueller Druckbelastung)
und die Torsionssteifigkeit (bei einer Drehkraftbelastung) sind von der erfindungsgemäßen
Maßgabe gemäß Patentanspruch 1 umfasst, wobei stets von der Steifigkeit der jeweiligen
Schicht insgesamt auszugehen ist, also sowohl deren werkstoff als auch deren Geometrie
zu berücksichtigen ist.
[0007] Andere vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Bauelements ergeben sich
aus den abhängigen Patentansprüchen.
[0008] Das erfindungsgemäße, als Baustoffplatte ausgebildete Bauelement einschließlich seiner
vorteilhaften Weiterbildungen gemäß der abhängigen Patentansprüche wird nachfolgend
anhand der zeichnerischen Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform näher erläutert.
[0009] Es zeigt schematisch
- Figur 1
- im Schnitt das erfindungsgemäße, beidseitig mit einer Deckschicht versehene und als
Wandbaupaneel ausgebildete Bauelement.
[0010] Das in Figur 1 dargestellte Bauelement besteht aus einem plattenförmigen, aus einer
Vielzahl von Fasern gebildeten Kern 1, wobei zum Verbund der Fasern (wie üblich) ein
entsprechend geeignetes Bindemittel oder dergleichen vorgesehen ist bzw. sein kann
und wobei der Kern mindestens die Kriterien gemäß Baustoffklasse A2 nach EN 13501-1
erfüllt, also nicht brennbar ist. Weiterhin besteht das Bauelement aus einer mit einer
Klebstoffchicht 2 (zum Beispiel Zement, Fliesenkleber, Mörtel Estrich oder dergleichen)
auf einer großen Oberfläche des Kerns 1 befestigten Deckschicht 3, wobei die Klebstoffschicht
2 im wesentlichen anorganisch ausgebildet ist bzw. einen Brennwert PCS kleinergleich
3 MJ/kg aufweist (also ebenfalls die Kriterien der Baustoffklasse A2 gemäß EN 13501-1
erfüllt).
[0011] Unter "plattenförmig" ist dabei eine Körperform zu verstehen, die zwei große, parallel
zueinander verlaufende Oberflächen und dazu (im wesentlichen) senkrecht stehende,
die Oberflächen miteinander verbindende Stirnseiten aufweist.
[0012] Damit das erfindungsgemäße Bauelement allseitig optisch ansprechend aussieht und
eine gute Handhabbarkeit aufweist, ist vorgesehen. dass der plattenförmige Kern 1
auf beiden seiner großen Oberflächen mit einer Klebstoffschicht 2 (als Zwischenlage
und jeweils mit einem Brennwert PCS kleinergleich 3 MJ/kg) und einer Deckschicht 3
versehen ist und dass Schmalseiten des plattenförmigen Kerns 1 einschließlich der
Klebstoffschicht 2 und der Deckschicht 3 mit einer (vorzugsweise aufgeklebten und
ebenfalls nicht brennbaren) Kantenabdeckung 5 versehen sind.
[0013] Ein solches, als Baustoffplatte ausgebildetes Bauelement dient erfindungsgemäß insbesondere
und bevorzugt als Wand- oder Deckenbaupaneel im Sinne eines Raumabschlusses oder eines
Gehäuses. In Figur 1 ist dabei ein Wandbaupaneel dargestellt, das zwischen einem bodenseitigen
und einem deckenseitigen, u-förmigen Profil 6 angeordnet ist, wobei die vorzugsweise
metallischen Profile 6 direkt (zum Beispiel per Verschraubung) am Boden bzw. an der
Decke eines Gebäudes befestigt sind. Alternativ (nicht dargestellt), kann aber auch
vorgesehen sein, dass das deckenseitige Profil am Rahmen einer abgehängten Rasterdecke
angeordnet ist. Um einzelnen Bauelemente miteinander zu verbinden, sind zwischen den
Wandbaupaneelen vertikal orientierte, H-förmige Verbindungsprofile angeordnet.
[0014] Besonders wesentlich für das erfindungsgemäße Bauelement ist nun, dass die Klebstoffschicht
2 eine größere Steifigkeit als die Deckschicht 3 aufweist.
[0015] Wie bereits eingangs erläutert, hat diese Maßgabe zur Folge, dass die Formstabilität
des Bauelements im wesentlichen durch die Klebeschicht 2 selbst und nicht etwa durch
die Deckschicht 3 gewährleistet wird. Hierzu wird erfindungsgemäß eine Klebstoffschicht
2 verwendet, die im abgebundenen Zustand mehr als 1 kg/m
2 wiegt oder mindestens 1 mm dick ausgebildet ist.
[0016] Dabei ist, wie aus Figur 1 ersichtlich, besonders bevorzugt vorgesehen, dass eine
Vielzahl von freien Ende der Fasern des Kerns 1 im wesentlichen senkrecht in der Klebstoffschicht
2 ausmündend ausgebildet sind. Mit anderen Worten sind die Fasern des Kerns 1 so ausgerichtet
angeordnet, dass sie im rechten Winkel zur Hauptebene der Klebstoffschicht 2 verlaufen
und mit ihren Faserspitzen in dieser eingebettet sind, so dass das erfindungsgemäße
Bauelement nicht nur insgesamt formstabil ist, sondern darüber hinaus bei einer Flächenbelastung
eine hohe Druckstabilität aufweist.
[0017] Bezüglich des Kerns 1 ist vorgesehen, dass dieser wahlweise im wesentlichen aus mineralischen
und/oder keramischen, also anorganischen Fasern gebildet ist. Das verwendete Fasermaterial
weist dabei vorzugsweise ein spezifisches Gewicht von 50 bis 300 kg/m
3 auf, wobei der Kern 1 selbst vorzugsweise zwischen 20 und 150 mm dick ausgebildet
ist.
[0018] Da die Deckschicht 3 beim dargestellten Bauelement für die Form- und Druckstabilität
von untergeordneter Bedeutung ist, weist diese gemäß der Erfindung lediglich eine
Dicke zwischen 0,01 und 0,3 mm auf. Sie besteht wahlweise aus einem Schicht-stoff
(mehreren in Phenolharz getränkten Papierschichten, die unter Hochdruck zusammengefügt
werden), Kunststoff, einem Holzwerkstoff (Echtholzfunier), CPL (Continuous Pressing
Laminates), HPL (High Pressure Laminate) oder dergleichen.
[0019] Je nach Festlegung der eingesetzten Materialien (nicht brennbarer Kern und nicht
brennbarer Klebstoff) und Materialstärken kann das erfindungsgemäße Bauelement einen
den Brandschutznormen entsprechenden Feuerwiderstand aufweisen. Bei einer vergleichsweise
dünn ausgelegten Deckschicht 3 kann diese sogar brennbar (im Sinne der DIN 4102 Teil
1) sein, ohne dass dadurch der Feuerwiderstand des Gesamtbauteils in Frage gestellt
ist. Weiterhin liegt es auch, wie bereits durch die Angabe des Brennwerts PCS angedeutet,
im Rahmen der Erfindung, dass in die an sich anorganische Klebstoffschicht 2 Anteile
von organischem Klebstoff eingebracht sind, da diese sich zum Beispiel positiv auf
das Fließverhalten des Klebstoffs auswirken, aber in bestimmten Grenzen den Feuerwiderstand
des Gesamtbauteils nicht beeinträchtigen.
[0020] Weiterhin ist besonders bevorzugt vorgesehen und in Figur 1 dargestellt, dass die
Klebstoffschicht 2 und die Deckschicht 3 zur Ausbildung einer schalldämmenden Baustoffplatte
mit Durchgangsöffnungen 4 versehen sind. Diese sind dabei bevorzugt in einem klebstofffreien
Bereich des aus Fasern gebildeten Kerns 1 ausmündend ausgebildet, so dass sich über
die Durchgangsöffnungen 4 eindringender Schall im Faserkern des Bauelements "verläuft".
Hierzu weisen sie vorzugsweise einen Durchmesser von 0,1 bis 5 mm auf und sind zum
Beispiel per Laserstrahl in die Deckschicht 3 und die Klebstoffschicht 2 eingebracht
ausgebildet.
[0021] Die Herstellung des erfindungsgemäßen Bauelements erfolgt dadurch, dass eine vorzugsweise
in eine entsprechende Form eingelegte Deckschicht 3 mit einer (im wesentlichen) anorganischen
Klebstoffschicht 2 versehen und der Kern 1 in die fließfähige. Klebstoffschicht 2
getaucht bzw. eingelegt und vorzugsweise unter Druck in dieser Position bis zum Abbinden
der Klebstoffschicht 2 gehalten wird, wobei eine entsprechende zweite Oberflächenschicht
auf der Rückseite des Kerns 1 wahlweise gleichzeitig oder später aufgebracht werden
kann.
[0022] Gemäß eines besonders bevorzugten Verfahrens zur Herstellung einer schalldämmenden
Baustoffplatte ist vorgesehen, dass bei Verwendung einer gelochten Deckschicht 3 im
Bereich der Durchgangsöffnungen ein Klebstofferstarrungsverzögerer (wie er zum Beispiel
bei der Herstellung von Waschbetonplatten verwendet wird) aufgebracht (besonders bevorzugt
in Form einer entsprechend lokal präparierten Folie, die vor dem Einbringen des Klebstoffs
zwischen die oben genannte Form und die Deckschicht 3 gelegt wird) und die noch nicht
abgebundene Klebstoffschicht 2 in diesem Bereich nach Erstarren der übrigen Klebstoffschicht
2 entfernt (bzw. durchstoßen) wird.
Bezugszeichenliste
[0023]
- 1
- Kern
- 2
- Klebstoffschicht
- 3
- Deckschicht
- 4
- Durchgangsöffnung
- 5
- Kantenabdeckung
- 6
- u-förmiges Profil
1. Bauelement, umfassend einen plattenförmigen, aus einer Vielzahl von Fasern gebildeten
Kern (1) und eine mit einer Klebstoffschicht (2) auf einer großen Oberfläche des Kerns
(1) befestigte Deckschicht (3), wobei die Klebstoffschicht
(2) einen Brennwert PCS kleinergleich 3 MJ/kg aufweist, dadurch gekennzeichnet,
dass die Klebstoffschicht (2) eine größere Steifigkeit als die Deckschicht (3) aufweist.
2. Bauelement nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Vielzahl von freien Ende der Fasern des Kerns (1) senkrecht in der Klebstoffschicht
(2) ausmündend ausgebildet sind.
3. Bauelement nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Klebstoffschicht (2) und die Deckschicht (3) zur Schallabsorption mit Durchgangsöffnungen
(4) versehen sind, wobei die Durchgangsöffnungen (4) vorzugsweise in einem klebstofffreien
Bereich des aus Fasern gebildeten Kerns (1) ausmündend ausgebildet sind.
4. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Kern (1) wahlweise mineralische und/oder keramische Fasern umfasst.
5. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Deckschicht (3) brennbar ausgebildet ist.
6. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Deckschicht (3) zwischen 0,01 und 0,3 mm dünn ausgebildet ist.
7. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der plattenförmige Kern (1) auf beiden seiner großen Oberflächen mit einer Klebstoffschicht
(2) und einer Deckschicht (3) versehen ist.
8. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass Schmalseiten des plattenförmigen Kerns (1) einschließlich der Klebstoffschicht (2)
und der Deckschicht (3) mit einer Kantenabdeckung (5) versehen sind.
9. Verfahren zur Herstellung eines Bauelement nach einem der Patentansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Deckschicht (3) mit einer Klebstoffschicht (2) mit einem Brennwert PCS kleinergleich
3 MJ/kg versehen und der Kern (i) in die Klebstoffschicht (2) eingelegt und in dieser
Position bis zum Abbinden der Klebstoffschicht (2) gehalten wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei Verwendung einer gelochten Deckschicht (3) im Bereich der Durchgangsöffnungen
(4) ein Klebstofferstarrungsverzögerer aufgebracht und die noch nicht abgebundene
Klebstoffschicht (2) in diesem Bereich nach Erstarren der übrigen Klebstoffschicht
(2) entfernt wird.