[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Bearbeiten der Laufflächen
von Schienen durch Umfangsschleifen mit einem Schienenlaufräder zum Befahren der Schiene
aufweisenden Fahrgestell und wenigstens einem an dem Fahrgestell festgelegten, an
die Lauffläche der Schiene zustellbaren Schleifgestell, welches individuell auf je
einer zur Schienlängsrichtung einen spitzen Winkel einschließenden Rotationsachse
frei drehbar gelagert die Schleifkörper zum Umfangsschleifen aufweist.
[0002] Eisenbahnschienen erleiden an ihren Fahrkanten und Fahrflächen mit der Zeit durch
die Überfahrten von Eisenbahnzügen ausgelöste Beschädigungen und Veränderungen. Neben
Rissen und Mikrorissen ist dies auch eine Wellenbildung in der Oberfläche der Schienen
durch Materialverschiebung. Diese Beschädigungen und Veränderungen werden z.B. durch
Schleifen behoben. Für die Bearbeitung der Fahrfläche und der Fahrkante von Eisenbahnschienen
wird seit Jahrzehnten das Schleifen mit motorisch angetriebenen Topfscheiben eingesetzt.
Dabei wird auf der gekrümmten Schienenoberfläche eine schmale "Spur" von ca. 5-10
mm Breite mit der planen Seitenfläche des Schleifkörpers bearbeitet. Dies erzeugt
eine ebene Schleiffläche. Die gekrümmte Kontur des Schienenkopfes wird facettenartig
nachgebildet, indem mehrere solcher Spuren parallel beschliffen werden, jede unter
einem etwas anderen Winkel. Hierzu sind die Schleifkörper und ihre Antriebe in einem
Gestell aufgehängt, welches eine geeignete Schwenkbewegung über dem Schienenkopf erlaubt.
Außerdem können die Schleifkörper angehoben und abgesenkt werden, sei es um den Schleifprozess
zu starten oder zu unterbrechen, sei es um den fortschreitenden Verschleiß der Schleifkörper
zu kompensieren. Durch Steuerung des jeweiligen Abtrags in jeder Spur kann das Profil
der Schiene gezielt verändert werden, bzw. können Profilfehler in der Schiene korrigiert
werden. Beim Schleifen mit motorisch angetriebenen Topfscheiben können nur geringe
Vorschubgeschwindigkeiten von ca. 5-7 km/h erzielt werden. Da die Antriebsmotoren
üblicherweise einen größeren Durchmesser als die Schleifkörper aufweisen, ist der
Schwenkwinkel der Schleifstation gegenüber der Schiene begrenzt, weil ab einem kritischen
Winkel die Antriebe die Ebene, die durch die Schienenoberkanten aufgespannt wird,
durchstoßen und Gefahr laufen, mit Bahnübergängen oder einigen Gleisschaltmitteln
zu kollidieren. Deshalb müssen diese vor der Bearbeitung in aufwendiger Weise ausgebaut
und anschließend wieder installiert werden.
[0003] Die Bearbeitung der Schienenoberfläche mit Schleifkörpern, deren Umfangsfläche auf
den Schienenkopf gedrückt wird, ist wesentlich seltener und wird heute z. B. in Schienenfräsen
zur Nachbearbeitung von gefrästen Schienen verwendet. In derartigen Schleifstationen
wird die Schleifscheibe ebenfalls motorisch angetrieben und zwar zur Rotation um eine
senkrecht zu der Schienenlängsrichtung stehende Achse. Die Umfangsfläche der Schleifscheibe
nimmt dabei nach kurzer Zeit die gekrümmte Form des Schienenkopfes an, wodurch eine
stetig gekrümmte Schleifkontur ohne Facetten möglich ist. Die Schleifscheibe ist dabei
so breit wie der Schienenkopf. Eine genaue Kontrolle, wo der Abtrag erzielt wird,
ist damit ebenso schwerlich möglich wie eine gezielte Veränderung des Schienenprofils.
Dies rührt daher, dass die Schleifscheibe die Form der Schiene annimmt und nicht umgekehrt.
Die erzielbaren Vorschubgeschwindigkeiten sind noch geringer als beim Schleifen mit
Topfscheiben. Dafür erfolgt die Bearbeitung profilfrei, d.h. ohne in den Gleisbaubereich
hinein ragende Maschinenteil, Der Ausbau von Bahnübergängen und Gleisschaltmitteln
ist somit nicht erforderlich.
[0004] Ein sehr neues Schleifverfahren ist das Schleifen mit frei rotierenden, auf einer
nicht motorisch angetriebenen Drehachse gelagerten Schleifkörpern, wie dies in der
EP 0 708 205 A1 beschrieben ist. Dabei werden Umfangsschleifkörper unter einem um die Hochachse verdrehten
spitzen Winkel von 45° bis 60° ohne eigenen Antrieb über die Schiene gezogen, wobei
sie zu rotieren beginnen. Durch die Schrägstellung erfolgt zwischen der Umfangsfläche
des Schleifkörpers und der Schienenoberfläche eine Relativbewegung, die mit steigender
Schleppgeschwindigkeit einen Beschliff der Schiene auslöst. Das Schienenschleifen
erfolgt üblicherweise mit einer Vorschubgeschwindigkeit im Bereich von 80 km/h, die
Leistung für den Antrieb der Schleifkörper kommt dabei aus der Traktionsleistung.
Die Schleifkörper sind in einem Schleifgestell angeordnet, in dem sie gemeinsam in
im Wesentlichen zur Schienenoberfläche senkrechter Richtung angehoben oder abgesenkt
und angepresst werden können. Je noch Größe des Anpressdrucks variiert der Abtrag.
[0005] Die Umfangsfläche des einzelnen Schleifkörpers passt sich dabei ebenfalls der Form
der Schiene an. Durch die Schrägstellung nimmt die Kontaktlinie des Schleifkörpers
mit der Schiene dabei die Form eines langgezogenen "S" an. Die Breite der beschliffenen
Spur ist dabei entsprechend dem Kosinus des Winkels, um den der Schleifkörper um die
Hochachse verdreht ist, schmaler als die Breite des Schleifkörpers. Um den Schienenkopf
in voller Breite und insbesondere auch die Fahrkante bearbeiten zu können, werden
nach einer Verbesserung dieses Verfahrens, die in der
EP 1 460 176 A1 beschrieben ist, die Schleifkörper in fester und unterschiedlicher Ausrichtung in
Gestellen angeordnet und an unterschiedlichen Angriffspunkten gegen den Schienenkopf
angepresst. Ihre Anpressrichtung ist dabei entsprechend der Kontur des Schienenprofils.
Auf diese Weise werden unterschiedliche Spuren auf dem Schienenkopf bearbeitet. Auch
bei dem verbesserten Verfahren waren die Schleifspuren somit für ein Schleifgestell
bisher fest eingestellt. Ein Satz Schleifkörper in einem ersten Schleifgestell bearbeitet
bei dieser Lösung den Bereich der Fahrkante und wird entsprechend aus einer schrägen
Position angepresst, ein anderer Satz Schleifkörper in einem zweiten von dem ersten
Schleifgestell unabhängigen Schleifgestell bearbeitet den Bereich der Fahrfläche.
Hierbei werden die Schleifkörper annähernd senkrecht von oben auf den Schienenkopf
angepresst.
[0006] Auch mit dem verbesserten System ist es nicht möglich, das Schleifprofil an die gegebenen
Anforderungen anzupassen. Insbesondere ist eine Korrektur des Schienenprofils nicht
möglich. Lediglich durch Variation der Anpressdrücke kann in einem geringen Maß eine
Abstimmung vorgenommen werden.
[0007] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es also Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung
gemäß der durch die
EP 0 708 205 A1 beschriebenen gattungsgemäßen Art dahingehend weiterzubilden, dass mit ihr ein variableres
und den Anforderungen angepasstes Bearbeiten der Laufflächen von Schienen möglich
ist.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Vorrichtung zum Bearbeiten der
Laufflächen von Schienen durch Umfangsschleifen mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1. Vorteilhafter Weiterbildungen dieser Vorrichtung sind in den abhängigen Ansprüchen
2 bis 4 genannt.
[0009] Das Besondere an der Vorrichtung nach der Erfindung liegt nun also darin, dass das
Schleifgestell nicht allein, wie bisher im Stand der Technik, entlang einer Zustellrichtung
zum Zustellen der Schleifkörper an die Schienen in quer zu der Schienenlängsrichtung
gesehen immer gleicher Position bzw. Abheben von den Schienen bewegbar ist, sondern
dass eine Bewegbarkeit des Schleifgestells nun auch so gegeben ist, dass sich die
Möglichkeit ergibt, die Position, an der die in dem Schleifgestell befindlichen Schleifkörper
an der Schienenoberfläche angreifen, quer zur Schienenlängsrichtung zu verstellen
und damit mit einem Schleifgestell und einer Anordnung von Schleifkörpern verschiedene
Schleifpositionen einzustellen und Schliffbilder zu erzeugen. Somit kann mit der erfindungsgemäßen
Verbesserung gezielt auf einen Befund einer mit Schleifen zu bearbeitenden Schiene
reagiert werden, um beispielsweise Bereiche mit besonders schwerwiegenden Verletzungen
intensiver zu behandeln oder aber eine Profilgestaltung des Profils der Oberfläche
der im Querschnitt in etwa pilzförmigen Schiene vorzunehmen. Die Erfindung besteht
mit anderen Worten also darin, in der bewegbaren Lagerung des Schleifgestells zumindest
einen weiteren Freiheitsgrad der Bewegung einzubinden, der zusätzlich zu der nach
wie vor erforderlichen Möglichkeit einer Zustell- bzw. Abhebbewegung diese weitere
Bewegungskomponente des Schleifgestells quer zur Längsrichtung der Schiene und quer
zur Vertikalen, die letztlich zu einer Veränderung der Angriffsposition der Schleifkörper
auf der Schienenoberfläche führt, ermöglicht.
[0010] Ferner, und auch dies gehört zur erfindungsgemäßen Lösung dazu, sind entsprechende
Mittel zum Verlagern des Schleifgestells vorgesehen, die insbesondere eine automatische
Positionseinstellung ermöglichen sollen. Solche Mittel können beispielsweise Motoren,
Hydraulik- und Pneumatikzylinder sein. Selbstverständlich sind auch manuell zu betätigende
Mittel wie etwa über Feingewinde zu verstellende Mechaniken möglich, allerdings werden
automatisch verstellbare Mittel klar bevorzugt, da sie eine schnellere und damit flexiblere
Einstellung der Position der Schleifkörper auf der Schienenoberfläche und damit des
Schliffbildes erlauben.
[0011] Besonders von Vorteil ist es, wenn die Position, an der die Schleifkörper an der
Lauffläche der Schienen angreifen, in einer Richtung quer zur Schienlängsrichtung
stufenlos veränderbar ist und das Schleifgestell an dem Fahrgestell entsprechend verlagerbar
angeordnet ist, um diese stufenlose Verstellbarkeit zu erreichen.
[0012] Wenn die Vorrichtung weiterhin so ausgestaltet ist, wie in Anspruch 4 angegeben,
dass nämlich die Mittel zum Verlagern des Schleifgestells derart eingerichtet sind,
dass sie unter Beibehaltung einer auf dem Schleifgestell lastenden, im Wesentlichen
senkrecht zu der Oberfläche der Lauffläche der Schienen gerichteten Andruckkraft und
während einer Fahrtbewegung des Fahrgestells eine Verlagerung des Schleifgestells
zum Verändern der quer zur Längsrichtung der Schiene gesehenen Position, an der die
Schleifkörper an der Lauffläche der Schienen angreifen, bewirken können, kann mit
Vorteil während einer Bearbeitungsüberfahrt und ohne Anhalten der Vorrichtung eine
Anpassung der Bearbeitungsbereiche vorgenommen werden, um z.B. auf besondere Beschädigungen,
Verletzungen oder Veränderungen der Schiene in lokal unterschiedlichen Positionen
reagieren oder aber eine Reprofilierung des Schienenprofils vornehmen zu können.
[0013] In der Praxis wird die Vorrichtung zum Bearbeiten der Laufflächen von Schienen gemäß
der Erfindung nicht lediglich ein Schleifgestell aufweisen, sondern typischerweise
jedenfalls mindestens eines pro überfahrener Schiene des Gleises, um beide Schienen
in einem Bearbeitungsgang beschleifen zu können. Ferner wird pro Schiene nicht allein
ein Schleifgestell mit daran angeordneten Schleifkörpern vorzusehen sein, sondern
mindestens zwei, ggf. sogar mehr, um mit jedem der Schleifgestelle eine unterschiedliche
Schleifspur auf der Schienenoberfläche zu bearbeiten und so in einem Durchgang die
gesamte Lauffläche der Schiene (also inklusive der im Übergang zu den Seitenbereichen
der Schiene liegenden Fahrkanten und der auf der Oberseite der Schienen liegenden
Fahrflächen) zu ermöglichen.
[0014] Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist, zusammenfassend gesagt, der besondere
Vorteil verbunden, dass anders als bei den zuvor bekannten, gattungsgemäßen Vorrichtungen
nicht ein starres und unveränderbares Schleifbild, das allein durch Variation der
Andruckkräfte geringfügig verändert werden konnte, erhalten werden kann, sondern vielmehr
ein hohes Maß an Variationsmöglichkeiten entsteht, das Schleifbild den jeweiligen
Anforderungen anzupassen und so ein noch optimaleres Beschleifen der Schienen bei
dem gattungsgemäßen Verfahren eigener, hoher Bearbeitungsgeschwindigkeit zu ermöglichen.
[0015] Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden Beschreibung
von Ausführungsbeispielen anhand der in Bezug genommenen, schematischen Figuren.
[0016] Dabei zeigen:
- Fig. 1
- eine der Fig. 5 der EP 0 708 205 A1 entsprechende Prinzipdarstellung einer gattungsgemäßen Vorrichtung zum Bearbeiten
der Laufflächen von Schienen nach dem Stand der Technik;
- Fig. 2
- Fig. 2 eine schematische Darstellung der Situation gemäß einer verbesserten Variante
des gattungsgemäßen Standes der Technik nach der EP 1 460 176 A1 mit in unterschiedlicher Ausrichtung voreingestellten, in ihrer Ausrichtung nicht
veränderbaren Schleifgestellen;
- Fig. 3
- eine Darstellung des fest vorgegebenen Schliffbildes, wie es mit einer Vorrichtung
gemäß Fig. 2 erreicht wird;
- Fig. 4
- eine Prinzipdarstellung der erfindungsgemäße Ausgestaltung;
- Fig. 5a
- bis c unterschiedliche Ansichten einer ersten möglichen Ausführungsform zur Realisierung
der verschiedenen Bewegungsmöglichkeiten;
- Fig. 6a
- bis c eine zweite Ausführungsform zur Realisierung der unterschiedlichen Bewegungen
des Schleifgestells;
- Fig. 7a
- bis c eine dritte Ausführungsform der unterschiedlichen Bewegungsmöglichkeiten; und
- Fig. 8a
- bis c eine vierte Ausführungsform der unterschiedlichen Bewegungsund Positionierungsmöglichkeiten.
[0017] In Figur 1 ist zunächst in einer Darstellung entsprechend der Figur 5 der
EP 0 708 205 A1 ein Ausschnitt einer Vorrichtung zum Bearbeiten der Laufflächen von Schienen durch
Umfangsschleifen mittels durch Schräganstellung aufgrund der beim Vortrieb entstehenden
Reibungskraft angetriebener Schleifkörper gezeigt. Zur genaueren Erläuterung der Funktionsweise
dieses Verfahrens, die auch der erfindungsgemäßen Weiterbildung zugrunde liegt, wird
auf die
EP 0 708 205 A1 und die dort gegebene Darstellung verwiesen, dies - insoweit nachfolgend nichts anderes
geschildert ist - auch für die erfindungsgemäße Weiterbildung Gültigkeit hat.
[0018] Bei dieser bekannten, in Figur 1 in der Seitenansicht gezeigten Vorrichtung nach
dem Stand der Technik sind an einem Fahrgestell 1, welches mit Laufrädern 2, die auf
einer Schiene 3 entlang rollen, verbunden ist, pro Schiene insgesamt zwei Schleifgestelle
4 angeordnet. In diesen Schleifgestellen 4 sind frei drehbar an Rotationsachsen 5
Schleifkörper 6 angeordnet, hier fünf Schleifkörper pro Schleifgestell 4. Die Anordnung
der Schleifkörper 6 ist derart, dass die Rotationsachsen 5 einen spitzen Winkel zu
der Längserstreckung der Schiene 3 einschließen. Die Schleifgestelle 4 sind an dem
Fahrgestell 1 der Vorrichtung entlang einer einzig möglichen Bewegungsrichtung höhenverstellbar
angeordnet, so dass sie entlang dieser Bewegungsrichtung, die auch als Zustellrichtung
bezeichnet werden kann, abgesenkt und an die Schiene 3 angestellt werden können. In
abgesenkter Position liegen dann, wie für das in der Figur links dargestellte Schleifgestell
4 gezeigt, die Schleifkörper 6 mit einer Umfangsfläche 7 an einer Lauffläche 8 der
Schiene 3 an. In der Figur rechts ist das Schleifgestell 4 in einem angehobenen Zustand
gezeigt. Im abgesenkten und an die Schiene 3 angestellten Zustand wird das Schleifgestell
4 mit geeigneten, hier nicht näher bezeichneten Mitteln, mit einer gegen die Lauffläche
8 gerichteten Anpresskraft beaufschlagt, um die Schleifkörper 6 gegen die Lauffläche
8 der Schiene 3 zu pressen. Wenn nun die Vorrichtung mit einer Geschwindigkeit v entlang
der in dem zugehörigen Pfeil gezeigten Richtung über die Schiene 3 fährt, ergibt sich
aufgrund der Reibung eine Rotation der Schleifkörper 6, die zu einer Schleifwirkung
und abrasiven Bearbeitung der Lauffläche 8 der Schiene 3 führt.
[0019] In Fig. 2 sind zwei Varianten in einer Ansicht quer zum Gleis schematisch dargestellt,
wie sie gemäß der
EP 1 460 176 A1 als Weiterentwicklung zu der ursprünglichen in der
EP 0 708 205 A1 offenbarten Idee angegeben worden ist. Hier wurden zum Bearbeiten einer Schiene 3
hintereinander angeordnet in getrennten Schleifgestellen 4 Schleifkörper 6 vorgesehen,
die in unterschiedlichen quer zur Schienenlängsrichtung gesehenen Zustell- und Angriffspositionen
an die Schienenoberfläche gepresst werden, um so ein kombiniertes Schleifbild und
eine Schleifbearbeitung entlang quer zur Schienenlängsrichtung versetzter Schleifbahnen
zu erhalten. In Fig. 2 sind nebeneinander schematisch dargestellt die Positionen der
in der Vorrichtung hintereinander angeordneten Schleifgestelle 4 bzw. der darin angeordneten
Schleifkörper 6 an der Oberfläche der Schien 3. Zu erkennen ist, dass eine Zustellbewegung
des Schleifgestells 4 und damit der Schleifkörper 6 nur entlang eines einzigen Freiheitsgrades,
hier entlang einer mit dem Doppelpfeil D jeweils angedeuteten Richtung erfolgt. Entsprechend
ergibt sich hier keine Möglichkeit, die Anstellposition der Schleifkörper 6 für ein
Schleifgestell 4 zu verändern, eine Veränderung des Schliffbildes konnte allenfalls
durch Variation des Anpressdruckes erreicht werden.
[0020] In Fig. 3 ist in vergrößerter Darstellung ein Querschnitt durch eine Schiene 3 dargestellt.
Oberhalb ihrer Lauffläche ist die Verteilung des Schleifabtrags in gepunktet umrissenen
Bereichen dargestellt, zunächst unmittelbar oberhalb der Schiene der Einzelabtrag,
wie er jeweils von den Fahrkanten- (in Fig. 3 links dargestellt, Bezugsziffer 9) und
den Fahrflächen-Schleifkörpern 6 (in Fig. 3 rechts, Bezugsziffer 10) erzielt wird.
Dabei weisen das von dem an die Fahrkante angestellten Schleifkörper 6 erzeugte Schleifprofil
9 und das von dem auf die Fahrfläche angestellten Schleifkörper 6 erzielte Schleifprofil
10 unterschiedliche Dickenverläufe auf, die dem Maß des Abtrages entsprechen. Durch
die hintereinander durchgeführte Bearbeitung mit den beiden unterschiedlich angestellten
Schleifkörpern 6 ergibt sich ein resultierendes Schleifprofil 11, das oberhalb der
beiden einzelnen Schleifprofile 9 und 10 dargestellt ist. Dieses resultierende Schleifprofil
11 ist, wie bereits erwähnt, bei dem Stand der Technik feststehend und kann allenfalls
durch Variation des Anpressdruckes geringfügig geändert und angepasst werden.
[0021] In Fig. 4 ist nun schematisch ein entlang von mehr als einem Freiheitsgrad verlagerbares
Schleifgestell 4 gezeigt, welches eine Änderung der Angriffsposition der Schleifkörper
6 auf der Innenoberfläche quer zu der Schienenlängsrichtung ermöglicht. Durch entsprechende
Aktuatoren 12, die z.B. Hydraulik- oder Pneumatikzylinder sein können, wird das Schleifgestell
4 über gelenkige Anlagerungen schwenkbar an dem Fahrgestell festgelegt, so dass sich
die durch gestrichelte Linien angedeuteten unterschiedlichen Schwenkpositionen ergeben.
Diese Ausgestaltung erlaubt also mit ein und demselben Schleifgestell 4 die Schleifkörper
6 an unterschiedlichen Angriffspositionen quer zur Längsrichtung der Schiene 3 zu
positionieren und anzudrücken, um somit unterschiedliche Schleifprofile zu erhalten.
Eine solche Variation ist in der gezeigten Prinzipdarstellung und in bevorzugter Weise
stufenlos möglich, um so die Position und Ausrichtung der Bearbeitungslinie, also
das Schleifprofil in höchstem Maße variabel einzustellen. Selbstverständlich kann
in der erfindungsgemäßen Ausgestaltung das Schleifgestell 4 wie im Stand der Technik
auch angehoben, in Richtung der Schiene 3 abgesenkt und mit den Schleifkörpern 6 auf
die Lauffläche der Schiene 3 gepresst werden. Die Bewegungsmöglichkeiten des Schleifgestells
4 und damit der darin mit ihren Drehachsen starr festgelegten Schleifkörper 6 erhält
lediglich einen weiteren Freiheitsgrad hinzu, nämlich das Verkippen bzw. Verschwenken
quer zu der Schienenlängsrichtung. Zugleich wird die Schleifkörperhochachse entsprechend
geneigt (die Zustellrichtung angepasst), um die Andruckkraft auf die Schleifkörper
6 stets senkrecht zur Oberfläche der Lauffläche im Bearbeitungsbereich einzustellen.
Mit einer solchen erfindungsgemäßen Ausgestaltung und Konstruktion kann also angepasst
an unterschiedliche Anforderungen der Schwerpunkt der Bearbeitung gewählt werden.
So kann bei einem vorbeugenden Beschliff bei Rollkontaktermüdung eher die Fahrkante
bearbeitet werden, für die Entfernung von Riffeln und Längswelligkeit eher die Fahrfläche.
Entsprechend können durch unterschiedliche Positionierung der Schleifgestelle 4 und
damit der daran angeordneten Schleifkörper 6 quer zur Schienenlängsrichtung die bevorzugt
zu bearbeitenden Bereich ausgewählt und ein entsprechendes Schleifprofil eingestellt
werden. Auch kann, um einer schleichenden Veränderung des Schienenkopfprofils entgegenzuwirken,
dieses durch entsprechende Einstellung reprofiliert werden. Die Vorrichtung gemäß
der Erfindung kann hierzu eine entsprechende Messtechnik aufweisen, die das aktuelle
Profil der Schiene 3 im Bereich ihrer Lauffläche 8 erfasst und die Einstellungen der
Schleifgestelle 4 während der Überfahrt nachjustieren, um ortsaufgelöst und bedarfsabhängig
das Schleifprofil anzupassen für eine Reprofilierung auf das optimale Sollprofil der
Schiene 3. Hierzu ist es erforderlich, dass die Aktuatoren 12 das Schleifgestell zum
Verändern der Position der Schleifkörper 6 in einer Richtung quer zum Längsverlauf
der Schiene bei aufrechterhaltener Andruckkraft und Fahrt der Vorrichtung verändern
können.
[0022] Die für die Erfindung erforderliche, eine höhere Zahl an Bewegungsfreiheitsgraden
aufweisende Kinematik für die Zustellbewegung (Heben/Senken) sowie das Anfahren der
auf der Lauffläche zu bearbeitenden Position und mit Vorteil das Ausrichten des Anpresswinkels
kann auf verschiedene Weisen erzielt werden, von denen einige in den Figuren 5 bis
8 skizzenhaft dargestellt sind:
Eine Möglichkeit besteht, hier drei unabhängige Drehbewegungen zu erzeugen und über
z.B. eine wie in Fig. 5 gezeigte Hebelkonstruktion miteinander zu verbinden. Die einzelnen
Drehfreiheitsgrade um die entscheidenden Gelenke sind durch gekrümmte Doppelpfeile
angedeutet. Die Aktuatoren 12 verkürzen oder
spreizen Abstände in der Hebelkonstruktion in einer Weise, dass zusammen mit einer
durch z.B. einen nicht gezeigten Schrittmotor ausgelösten Drehbewegung des Schleifgestells
4 um die in der Mitte der Figur liegende Drehachse sowohl eine Zustell- und Absenkbewegung
zum Erreichen einer abgehobenen Position (vgl. Fig. 5a) bzw. angestellten Positionen
(vgl. Fign. 5b und 5c) möglich sind, als auch eine Veränderung der quer zur Schienenlängsrichtung
gesehenen Angriffposition der Schleifkörper 6 aus einer Position in der Nähe der Fahrkante
(vgl. Fig. 5b) in eine Position auf der oberen Fahrfläche (vgl. Fig. 5c). In der in
den Figuren dargestellten Konstruktion erfolgt diese Verstellung stufenlos. Die Aktuatoren
1 2, die bevorzugt als Hydraulikzylinder ausgebildet sind, und der Schrittmotor werden
von einer Steuerung angesteuert, um entsprechende koordinierte Bewegungen auszulösen
für eine gewünschte Einstellung.
[0023] In den Figuren 6a bis 6c ist eine andere Möglichkeit der Ausgestaltung und Hebelführung
gezeigt, die ebenfalls mit drei unabhängigen Drehbewegungen arbeitet und die Verstellung
quer zur Längsrichtung der Schiene ermöglicht. Auch hier sind Aktuatoren 12 mit einem
hebelartigen Gestänge verbunden, an dem das Schleifgestell 4 aufgehängt ist, wobei
auch hier wiederum das Schleifgestell 4 über einen nicht näher dargestellten Antriebsmechanismus
in seiner Anlagerung an dem Hebelarm verschwenkt werden kann, z.B. über einen Schrittmotor
oder dgl.. Auch diese Konstruktion erlaubt ein Absenken aus einer in Fig. 6a gezeigten
angehobenen Stellung sowie eine Veränderung der Angriffsposition aus einer Stellung,
in der der Schleifkörper 6 nahe der Fahrkante angreift (vgl. Fig. 6b) in Richtung
einer Stellung, in der der Schleifkörper 6 auf der oberen Fahrfläche arbeitet (vgl.
Fig. 6c).
[0024] Eine weitere Möglichkeit, die erforderlichen Freiheitsgrade für die Bewegung des
Schleifgestells 4 zu erhalten, ist in den Figuren 7a bis b dargestellt. Hier wird
eine Kombination aus zwei unabhängigen Linearbewegungen (angedeutet durch die gerade
geführten Doppelpfeile) und einer weiteren, unabhängigen Bewegung in Form einer Drehbewegung
(angedeutet durch den gekrümmten Doppelpfeil) verwendet. Auch hier kann sowohl die
Zustellbewegung erfolgen durch Ausnutzung der Möglichkeit der Linearbewegung in vertikaler
Richtung als auch eine Anpassung der Position der Schleifkörper 6 auf der Schienenoberfläche
und der Stellung der Hochachse durch Kombination sämtlicher drei Bewegungen.
[0025] In Fig. 8 ist schließlich eine weitere Variante gezeigt, die ebenfalls, diesmal mit
anderer Hebelkonstruktion, eine Kombination aus zwei unabhängigen Linearbewegungen
und einer Drehbewegung ausnutzt, wobei die Drehbewegung diesmal eine gekoppelte und
damit nicht selbst angetriebene Bewegung ist. Hier kann in der abgehobenen Stellung
gemäß Fig. 8a das Schleifgestell 4 mit den Schleifkörpern 6 abgesenkt und dann durch
entsprechend angesteuerte Auslösung der unabhängigen Linearbewegungen über die Oberfläche
Schiene 3 verschwenkt werden. Durch die gekoppelte Drehbewegung ist eine Art Kulissenführung
enthalten, die das Schleifgestell 4 zwangsgeführt entsprechend den Anforderungen kippt,
während es quer zur Schienenlängsrichtung verlagert wird, so dass die Schleifkörper
6 unterschiedliche Schleifpositionen ansteuern.
[0026] Der Zustell-Mechanismus für das Schleifgestell 4 kann auch in einer Kulissenführung
geschwenkt werden, die der Kontur des Schienenkopfes entspricht. Das Verändern des
Schleifprofils bzw. dessen Position durch Verlagern der Schleifkörper 6 quer zur Schienenlängsrichtung
mit dem Ausrichten des Anpresswinkels erfolgt hier dann gekoppelt durch Verfahren
entlang einer nicht-linearen Achse (der Kulisse). Das Heben/Senken ist ein unabhängiger
Mechanismus.
[0027] Um Schleifkörper 6, die im Betrieb vollständig verschlissen sind, möglichst schnell
durch neue zu ersetzen, sind diese mit Vorteil in einem Revolver-Magazin angeordnet.
Durch Drehung dieses Magazins können sehr schnell unverschlissene Schleifkörper 6
eingewechselt werden. Die Drehachse dieser Drehbewegung des Revolver-Magazins ist
mit Vorteil identisch mit derjenigen, die zum Ausrichten der Schleifkörper 6 dient,
lediglich die Drehwinkel unterscheiden sich. Ein geeigneter Schrittmotor kann deshalb
verwendet werden, um einerseits das Revolvermagazin zu drehen (z. B. in 90°-Schritten),
und andererseits die Schleifkörper mit der Position ihrer Hochachse auszurichten.
Bezugszeichenliste
[0028]
- 1
- Fahrgestell
- 2
- Laufrad
- 3
- Schiene
- 4
- Schleifgestell
- 5
- Rotationsachse
- 6
- Schleifkörper
- 7
- Umfangsfläche
- 8
- Lauffläche
- 9
- Schleifprofil
- 10
- Schleifprofil
- 11
- Schleifprofil
- 12
- Aktuator
- D
- Doppelpfeil
- V
- Geschwindigkeit
1. Vorrichtung zum Bearbeiten der Laufflächen (8) von Schienen (3) durch Umfangsschleifen
mit einem Schienenlaufräder (2) zum Befahren der Schiene (3) aufweisenden Fahrgestell
(1) und wenigstens einem an dem Fahrgestell (1) festgelegten, mit darin angeordneten
Schleifkörpern (6) an die Lauffläche (8) der Schiene (3) zustellbaren Schleifgestell
(4), welches individuell auf je einer zur Schienlängsrichtung einen spitzen Winkel
einschließenden Rotationsachse frei drehbar gelagert die Schleifkörper (6) zum Umfangsschleifen
aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass das Schleifgestell (4) derart in einer Richtung quer zur Längsrichtung der Schiene
(3) und quer zur Vertikalen verlagerbar an dem Fahrgestell (4) angeordnet ist, dass
durch ein solches Verlagern des Schleifgestells (4) die Position, an der die Schleifkörper
(3) mit ihrer Umfangsfläche (7) an der Lauffläche (8) der Schiene (3) angreifen, in
einer Richtung quer zur Schienenlängsrichtung verändert wird, und weiter dadurch gekennzeichnet, dass Mittel (12) zum Verlagern des Schleifgestells (4) vorgesehen sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Schleifgestell (4) an dem Fahrgestell (1) derart verlagerbar angeordnet ist,
dass die Position, an der die Schleifkörper (6) mit ihren Umfangsflächen (7) an der
Lauffläche (8) der Schiene (3) angreifen, in einer Richtung quer zur Schienenlängsrichtung
stufenlos veränderbar ist.
3. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet, durch Hydraulik- oder Pneumatikzylinder als Mittel (12) zum Verlagern des Schleifgestells
(4).
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel (12) zum Verlagern des Schleifgestells (4) derart eingerichtet sind, dass
sie unter Beibehaltung einer auf dem Schleifgestell (4) lastenden, im Wesentlichen
senkecht zu der Oberfläche der Lauffläche (8) der Schiene (3) gerichteten Andruckkraft
und während einer Fahrbewegung des Fahrgestells (1) eine Verlagerung des Schleifgestells
(4) zum Verändern der quer zur Längsrichtung der Schiene (3) gesehenen Position, an
der die Schleifkörper (4) an der Lauffläche (8) der Schiene (3) angreifen, bewirken
können.