[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Anlage zur Flächenversickerung von Niederschlagsabflüssen
mit einer vertikalen Abfolge aus einem begrünten, mineralischen Oberboden, einem mineralischen
Unterboden und einem mineralischen Untergrund.
[0002] Durch eine physikalische und chemische Verwitterung, durch biologische Vorgänge und
durch Ein- und Auswaschungen von Stoffen bilden natürlichen Böden Bereiche mit einheitlich
ähnlichen Merkmalen und Eigenschaften aus. Diese sich voneinander unterscheidenden
Bereiche bilden in einer vertikalen Abfolge von oben nach unten einen an Nährstoffen
reichen, belebten Oberboden, der durch eine Humusanreicherung und eine Stoffauswaschung
gekennzeichnet ist, einen Unterboden, der vor allem durch eine Mineralisierung und
eingewaschene Stoffe bestimmt wird, und einen Untergrund aus einem sich wenig verändernden
Ausgangsgestein. Diese Bodenhorizonte bringen in ihrer vertikalen Abfolge eine vorteilhafte,
natürliche Filterwirkung sowie den Aufschluss organischer Schadstoffe durch Mikroorganismen
mit sich, allerdings nur unter der Voraussetzung eines ungestörten Bodengefüges, sodass
ein Befahren solcher Böden aufgrund der dadurch bedingten Bodenverdichtung diese Eigenschaften
zunichte macht. Anlagen zur Flächenversickerung unter Ausnützung der natürlichen Filter-
und Sorptionseigenschaften des Bodens sowie der Abbaufähigkeit von organischen Schadstoffen
fordern daher neben den befestigten Verkehrsflächen erhebliche zusätzliche unbefestigte
Flächen, um Niederschlagsabflüsse von befestigten Verkehrsflächen ohne Gefahr einer
Grundwasserbelastung versickern lassen zu können.
[0003] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine befahrbare Anlage zur Flächenversickeung
zu schaffen, ohne auf die natürlichen Filter- und Sorptionseigenschaften des Bodens
sowie die Abbaufähigkeit von organischen Schadstoffen verzichten zu müssen.
[0004] Ausgehend von einer Anlage zur Flächenversickerung von Niederschlagsabflüssen der
eingangs geschilderten Art löst die Erfindung die gestellte Aufgabe dadurch, dass
zwischen dem mineralischen Untergrund und dem mineralischen Unterboden ein Schotterbett
als Tragschicht für ein den Unter- und den Oberboden der Höhe nach durchsetzendes,
zumindest im Übergangsbereich vom Oberboden zum Unterboden einen über die Versickerungsfläche
weitgehend durchgehenden Bodenbereich sicherstellendes Traggerüst vorgesehen ist,
das unter Vermeidung einer die Flächenversickerung nachhaltig beeinträchtigenden Verdichtung
des Ober- und Unterbodens Verkehrslasten von der Oberfläche des Oberbodens auf die
Tragschicht abträgt.
[0005] Durch das Vorsehen eines Schotterbettes auf dem Untergrund als Tragschicht für ein
den Ober- und den Unterboden durchsetzendes Traggerüst, das die Verkehrslasten aufnimmt,
kann in einfacher und nachhaltiger Weise eine Verdichtung des Ober- und des Unterbodens
vermieden werden, weil die auftretenden Verkehrslasten über das Traggestell unmittelbar
auf das eine Tragschicht bildende Schotterbett abgetragen werden und folglich der
unbelastete Boden seine Eigenschaften behält, zumal die Lebewesen und die Wurzeln
des Bewuchses eine fortdauernde Bodenpflege insbesondere im Oberbodenbereich mit sich
bringen. Es können daher die natürlichen Bodeneigenschaften hinsichtlich der Filtration
und der Sorption sowie des Schadstoffabbaus vorteilhaft genützt werden, allerdings
nur dann, wenn zumindest im Übergangsbereich vom Oberboden zum Unterboden ein über
die Versickerungsfläche weitgehend durchgehender Bodenbereich sichergestellt wird,
der für weitgehend einheitliche Bodenverhältnisse über die Versickerungsfläche sorgt
und mögliche Verschlechterungen der angestrebten Bodeneigenschaften in örtlich voneinander
abgegrenzten Bereichen vermeidet.
[0006] Um Frostschäden im Bereich der Versickerungsfläche zu vermeiden, kann das die Tragschicht
bildende Schotterbett einen Frostkoffer umfassen, sodass die versickernden Niederschlagsabflüsse
durch den Frostkoffer in an sich bekannter Weise in einen frostsicheren Bereich abgeführt
werden können. Für den Fall, dass die Sickergeschwindigkeit im Bereich des Ober- und
des Unterbodens größer als im Bereich des Untergrunds ist, kann zwischen der Tragschicht
und dem Untergrund auch eine Wasserspeicherschicht vorgesehen sein, die ein Überfluten
der Sickerfläche bei einem Anfall großer Mengen an Niederschlagswasser verhindert.
[0007] Um einfache Konstruktionsverhältnisse für das Traggerüst zu erhalten kann das Traggerüst
aus Gitterkörpern zusammengesetzt sein, die Kammern zur Aufnahme des Ober- und Unterbodens
bilden, wobei die Kammerwände zumindest im Übergangsbereich vom Oberboden zum Unterboden
mit Durchbrüchen zur Ausbildung eines über die Versickerungsfläche weitgehend durchgehenden
Bodenbereichs versehen sind. Über diese Durchbrüche ergibt sich ein über die Erstreckung
der Gitterkörper hinweg durchgehender Bodenbereich, sodass in ihrer Wirkung auf die
einzelnen Kammern örtlich beschränkte Bodenabschnitte vermieden und trotz der Kammerausbildung
ein Boden erreicht wird, der in seinen Eigenschaften und Merkmalen weitgehend einem
natürlich gewachsenen Boden ohne Traggerüst entspricht.
[0008] Damit die für die angestrebte Wirkung von Ober- und Unterboden notwendige Belüftung
des Bodens sichergestellt werden kann, soll die Fläche der Durchbrüche in den Kammerwänden
der einzelnen Kammern zumindest der Querschnittsfläche dieser Kammern entsprechen.
Diese auf die Querschnittsfläche der Kammern bezogenen Durchbruchsflächen stellen
neben der durchgehenden Bodenbelüftung auch eine optimale Verbindung zwischen den
einzelnen Kammern mit dem Vorteil sicher, dass sich über die durch das Traggerüst
befestigte Bodenfläche ein natürlicher Nährstoffausgleich mit einer guten Bewurzelung
und einem weitgehend ungestörten Bewegungsverhalten der Bodenlebewesen ergibt.
[0009] Besonders vorteilhafte Konstruktionsverhältnisse werden mit Gitterkörpern erreicht,
die einen Formkörper aus Kunststoff bilden, weil die Kunststoffwände beispielsweise
im Vergleich zu Betonwänden eine wesentlich geringere Dicke aufweisen können, ohne
die Lastabtragung auf das Schotterbett der Tragschicht zu gefährden. Dünne Wände des
Gitterkörpers bringen allerdings die Gefahr mit sich, dass aufgrund der Verkehrslasten
die Gitterkörper in das Schotterbett der Tragschicht eingedrückt werden, sodass das
Traggerüst nicht mehr den Boden vor einer Verdichtung schützen kann. Um ein solches
Eindringen der Gitterkörper in die Tragschicht zu unterbinden, können die Kammerwände
zumindest teilweise mit Aufstandsstegen für die Tragschicht versehen sein. Diese Aufstandsstege
vergrößern die Auflagefläche der Gitterkörper entsprechend, sodass sich im Bereich
der Aufstandfläche ein geringerer spezifischer Druck ergibt.
[0010] Da es einen erheblichen Aufwand mit sich bringt, einzelne Kammern des Traggerüsts
zunächst mit einem Unterboden und dann mit einem Oberboden zu füllen, können zur Herstellung
erfindungsgemäßer Anlagen zur Flächenversickerung von Niederschlagsabflüssen zunächst
auf den mineralischen Untergrund eine Tragschicht aus einem Schotterbett und dann
auf die Tragschicht ein Traggerüst aufgebracht werden, bevor das Traggerüst über seine
gesamte Höhe mit einem Oberbodenmaterial gefüllt wird. Da die Höhe des Traggerüsts
auf die Gesamtdicke des Ober- und des Unterbodens ausgelegt ist und demnach eine übliche
Höhe von etwa 25 bis 30 cm aufweist, bildet sich im Laufe der Zeit der Unterboden
von selbst aus, weil sich eben die dem Oberboden eigenen Eigenschaften, die vor allem
durch die Bodenlebewesen und die Durchwurzelung bestimmt sind, auf eine oberflächennahe
Schicht mit einer Dicke von etwa 15 bis 20 cm beschränken. Nach ein bis zwei Wintern
werden sich demnach entsprechende Bodenhorizonte ausgebildet haben. Als Füllmaterial
kann vorteilhaft eine Mischung aus Oberbodenmaterial und Sand in das Traggerüst eingebracht
werden, wobei sich ein Verhältnis von etwa zwei Gewichtsteilen Oberbodenmaterial zu
einem Gewichtsteil Sand als besonders vorteilhaft erwiesen hat, weil in diesem Fall
vor der Ausbildung des Unterbodens die Filterwirkung des Sands genützt wird, der außerdem
eine Klumpenbildung des erdigen Oberbodens verhindert.
[0011] In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand beispielsweise dargestellt. Es zeigen
- Fig. 1
- eine erfindungsgemäße Anlage zur Flächenversickerung von Niederschlagsabflüssen ausschnittsweise
in einem Randbereich in einem schematischen Vertikalschnitt,
- Fig. 2
- das in Fig. 1 eingesetzte Traggerüst ausschnittsweise in einer schematischen Draufsicht
und
- Fig. 3
- einen Gitterkörper des Traggerüsts in einem Vertikalschnitt in einem größeren Maßstab.
[0012] Die in der Fig. 1 dargestellte Anlage zur Flächenversickerung von Niederschlagsabflüssen
weist einen Untergrund 1 aus einem im Wesentlichen unverwitterten Ausgangsgestein
auf, auf dem eine Tragschicht 2 in Form eines Schotterbetts aufgebracht ist. Diese
Tragschicht 2 bildet einen Frostkoffer 3 aus einem grobkörnigen Schotter, auf dem
eine feinkörnigere Schotterschicht 4 vorgesehen ist, die durch eine Splitschicht 5
abgedeckt ist. Auf dieser Splitschicht 5 ruht ein Traggerüst 6, das aus einzelnen
Gitterkörpern 7 zusammengesetzt ist. Diese aus Kunststoff geformten Gitterkörper 7
bilden gemäß den Fig. 2 und 3 Kammern 8, wobei die Kammerwände 9 mit Durchbrüchen
10 versehen sind. Die Kammerwände 9 einiger der nach oben und unten offenen Kammern
8 sind mit Aufstandsstegen 11 versehen, um die Aufstandsfläche der Gitterkörper 7
auf der Tragschicht 2 zu vergrößern und dadurch ein Eindringen der Gitterkörper 7
in die Tragschicht 2 aufgrund von Verkehrslasten zu vermeiden. Die Gitterkörper 7
sind gemäß der Fig. 2 miteinander durch eine Art von Nut-Federverbindungen formschlüssig
verbunden, sodass sich die einzelnen Gitterkörper 7 gegeneinander abstützen können.
Außerdem ist das Traggerüst 6 mit Randstegen 12 aus Kunststoff umschlossen, die in
gleicher Weise mit den Gitterkörpern wie die Gitterkörper 7 untereinander verbunden
sind. Diese ohne Durchbrüche 10 versehenen Randstege verhindern ein unkontrolliertes
Versickern von Niederschlagsabflüssen außerhalb der von den Randstegen 12 umschlossenen
Flächenversickerung.
[0013] Wie der Fig. 1 entnommen werden kann, schließen solche Anlagen zur Flächenversickerung
von Niederschlagsabflüssen üblicherweise an wasserundurchlässige Verkehrsflächen 13
an, sodass das Niederschlagswasser von der wasserundurchlässigen Verkehrsfläche 13
über die angrenzende Flächenversickerung abgeführt werden kann. Im Gegensatz zu herkömmlichen
Flächenversickerungen ist allerdings die erfindungsgemäße Anlage zur Flächenversickerung
ebenfalls befahrbar, und zwar aufgrund des Traggerüsts 6, das die Verkehrslasten auf
die tragende Schicht 2 ableitet. In den Kammern 8 der Gitterkörper 7 sind ein Oberboden
14 und ein Unterboden 15 ausgebildet, wie dies in der Fig. 1 schematisch dargestellt
ist. Der belebte, nährstoffreiche, durchwurzelte Oberboden 14 wirkt mit dem Unterboden
15 entsprechend den Bodenhorizonten natürlich gewachsener Böden zusammen, wobei sich
aufgrund der Durchbrüche 10 in den Kammerwänden 9 insbesondere im Übergangsbereich
vom Oberboden 14 zum Unterboden 15 ein über die Flächenversickerung durchgehender
Bodenbereich ergibt, was zur Vermeidung eines örtlich begrenzten Sickerverhaltens
von entscheidender Bedeutung ist. Die von den Kammern 8 aufgenommenen Bodenhorizonte
werden vor einer Verdichtung durch Verkehrslasten geschützt, weil diese Verkehrslasten
über das Traggerüst 6 ohne Bodenbelastung unmittelbar in die Tragschicht 2 abgeleitet
werden. Der bewachsene Boden der Flächenversickerungsanlage kann daher seine Aufgabe
hinsichtlich der Filterung, Sorption und des Abbaus von Schadstoffen dauerhaft übernehmen,
zumal die Bodenaufbereitung durch Bodenlebewesen und die Bodenbepflanzung unbehindert
durch das Traggerüst 6 dauerhaft erhalten bleibt.
[0014] Da es schwierig ist, bei der Herstellung von erfindungsgemäßen Anlagen zur Flächenversickerung
den Boden oberhalb der Tragschicht 2 schichtweise aufzubauen, wird zur Herstellung
einer solchen Versickerungsanlage vorteilhaft das Traggerüst 6 auf die Tragschicht
2 aufgebracht und dann mit einem Material auf Basis des Oberbodens, vorzugsweise einer
Mischung aus einem Oberbodenmaterial und Sand, gefüllt. Aufgrund der Bepflanzung und
der Biologie dieses Füllmaterials bilden sich nach und nach ein üblicher Oberboden
und ein vom Oberboden abgegrenzter Unterboden aus, weil eben aufgrund der natürlichen
Vorgänge die den Oberboden bestimmenden Eigenschaften und Merkmale auf eine obere
Bodenschicht beschränkt sind, die eine übliche Dicke von 15 bis 20 cm aufweist. Durch
die Ein- und Auswaschvorgänge ergeben sich nach und nach im Zusammenhang mit den Umweltbedingungen
im Bodenbereich die für eine vorteilhafte Versickerung der Niederschlagsabflüsse notwendigen
Bodenhorizonte.
1. Anlage zur Flächenversickerung von Niederschlagsabflüssen mit einer vertikalen Abfolge
aus einem begrünten, mineralischen Oberboden (14), einem mineralischen Unterboden
(15) und einem mineralischen Untergrund (1), dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem mineralischen Untergrund (1) und dem mineralischen Unterboden (15) ein
Schotterbett als Tragschicht (2) für ein den Unter- und den Oberboden (14, 15) der
Höhe nach durchsetzendes, zumindest im Übergangsbereich vom Oberboden (14) zum Unterboden
(15) einen über die Versickerungsfläche weitgehend durchgehenden Bodenbereich sicherstellendes
Traggerüst (6) vorgesehen ist, das unter Vermeidung einer die Flächenversickerung
nachhaltig beeinträchtigenden Verdichtung des Ober- und Unterbodens (14, 15) Verkehrslasten
von der Oberfläche des Oberbodens (14) auf die Tragschicht (2) abträgt.
2. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Schotterbett der Tragschicht (2) einen Frostkoffer (3) umfasst.
3. Anlage nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Tragschicht (2) und dem Untergrund (1) eine Wasserspeicherschicht vorgesehen
ist.
4. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Traggerüst (6) aus Gitterkörpern (7) zusammengesetzt ist, die Kammern (8) zur
Aufnahme des Ober- und Unterbodens (14, 15) bilden, und dass die Kammerwände (9) zumindest
im Übergangsbereich vom Oberboden (14) zum Unterboden (15) mit Durchbrüchen (10) zur
Ausbildung eines über die Versickerungsfläche weitgehend durchgehenden Bodenbereichs
versehen sind.
5. Anlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Fläche der Durchbrüche (10) in den Kammerwänden (9) der einzelnen Kammern (8)
zumindest der Querschnittsfläche dieser Kammern (8) entspricht.
6. Anlage nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Gitterkörper (7) einen Formkörper aus Kunststoff bilden.
7. Anlage nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Kammerwände (9) zumindest teilweise mit Aufstandsstegen (11) für die Tragschicht
(2) versehen sind.
8. Verfahren zum Herstellen einer Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass zunächst auf den mineralischen Untergrund (1) eine Tragschicht (2) aus einem Schotterbett
und dann auf die Tragschicht (2) ein Traggerüst (6) aufgebracht wird, bevor das Traggerüst
(6) über seine gesamte Höhe mit einem Oberbodenmaterial gefüllt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Traggerüst (6) mit einer Mischung aus Oberbodenmaterial und Sand gefüllt wird.