[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Zerkleinerung von Mahlgut mit Hilfe einer
Rohrmühle, die wenigstens eine erste und wenigstens eine zweite Mahlkammer und einen
Mittenaustrag aufweist sowie einem Sichter.
[0002] In der
DE-A1-43 03 987 wird eine Rohrmühle beschrieben, die sich durch eine als Desagglomerier-Trommel ausgebildete
erste Mahlkammer und mehrere sektional und parallel zur Drehachse angeordnete weitere
Mahlkammern auszeichnet. Gemäß einem Ausführungsbeispiel ist zwischen der Desagglomerier-Trommel
und den sektionalen Mahlkammern ein Mittenaustrag vorgesehen, der mit einem Sichter
in Verbindung steht. Das Mahlgut wird zunächst der Desagglomerier-Trommel aufgeben
und gelangt dann über den Mittenaustrag in den Sichter, wobei dessen Grobgut den sektionalen
Mahlkammern zurückgeführt wird. Dieses Mahlverfahren zeichnet sich durch einen niedrigen
Gesamtenergiebedarf aus, weil in den sektional angeordneten Mahlkammern zu jedem Zeitpunkt
Zerkleinerungsarbeit gewährleistet wird. Auch sind bei dieser Rohrmühle die jeweiligen
"Unbalance-Momente" in jeder Drehstellung der Mühle minimiert, was ebenfalls zur Reduzierung
des spezifischen Energiebedarfs beiträgt.
[0003] Die
DE 29 28 939 A1 beschreibt ein Mahlverfahren für unterschiedliche Mahlgüter auf ihre jeweils erforderliche
Mahlfeinheit, wobei weder die unterschiedlichen Mahlgüter, noch die mit den Mahlgütern
im Kontakt stehenden Gase miteinander vermischt werden. Zur Anwendung kommt hierbei
eine Drehrohrmühle mit zwei vollständig von einander getrennten Mahlkammern, wobei
die Drehrohrmühle auch Bestandteil einer Umlauf-Sichter-Mahlanlage sein kann, wobei
das getrennt voneinander aus den beiden Mahlkammern ausgetragene Mahlgut je einem
separaten Sichter zugeführt wird.
[0004] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Zerkleinerung von
Mahlgut mittels einer Rohrmühle sowie einem Sichter anzugeben, das eine effizientere
Vermahlung von wenigstens einer ersten und einer zweiten Frischgutkomponente ermöglicht,
wobei die erste Frischgutkomponente leichter mahlbar als die zweite ist und die zweite
Frischgutkomponente verschleißender als die erste ist.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die Merkmale des Anspruches 1 gelöst.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Zerkleinerung von Mahlgut verwendet eine Rohrmühle
mit wenigstens einer ersten und einer zweiten Mahlkammer und einem Mittenaustrag sowie
einen Sichter, wobei
- a. Mahlgut verwendet wird, das wenigstens einer ersten und einer zweiten Frischgutkomponente
aufweist, wobei die erste Frischgutkomponente leichter mahlbar als die zweite ist
und die zweite Frischgutkomponente verschleißender als die erste ist,
- b. die erste Frischgutkomponente der ersten Mahlkammer aufgegeben, dort unter Einwirkung
von Mahlkugeln zerkleinert und über den Mittenaustrag ausgetragen wird,
- c. das aus der ersten Mahlkammer ausgetragene Mahlgut dem Sichter zugeführt wird,
- d. die zweite Frischgutkomponente zusammen mit Grobgut des Sichters der zweiten Mahlkammer
zugefiihrt, dort unter Einwirkung von Mahlkugeln zerkleinert und über den Mittenaustrag
ausgetragen wird,
- e. das aus der zweiten Mahlkammer ausgetragene Mahlgut dem Sichter zugeführt wird
und
- f. das Feingut des Sichters als Fertiggut abgezogen wird.
[0007] Dieses Verfahren kann insbesondere zur Herstellung von Zement vorteilhaft eingesetzt
werden. Das hierfür erforderliche Mahlgut beinhaltet in der Regel einen relativ großen
Anteil relativ leicht mahlbaren Kalkstein (erste Frischgutkomponente) und einen kleineren
Teil relativ schwer mahlbaren Sand (zweite Frischgutkomponente).
[0008] Der Kalkstein wird üblicherweise in sogenannte Gutbettwalzenmühlen vorzerkleinert
und bildet dabei Agglomerate. Die Sandkomponente, beispielsweise Hüttensand, liegt
beim Eintrag in Rohrmühlen bereits in feinkörniger Struktur vor und wird üblicherweise
zusammen mit der Kalkkomponente der ersten Mahlkammer aufgegeben. Aufgrund der geringeren
Körnung gelangt dieser zweite Komponente ohne signifikante Zerkleinerung zum Mittenaustrag
und wird von dort dem Sichter zugeführt, wo sie als Grobgut ausgesondert und der zweiten
Mahlkammer zur Zerkleinerung aufgegeben werden. Bei dem bisherigen Mahlverfahren durchläuft
die zweite Mahlkomponente das erste Mal den Sichter, ohne dass sie eine wesentliche
Mahlung erfährt. Dennoch verursacht sie am Sichter einen entsprechenden Verschleiß.
[0009] Durch die erfindungsgemäße getrennte Aufgabe der zweiten Frischgutkomponente in die
zweite Mahlkammer wird dies verhindert und die zweite Frischgutkomponente erfährt
somit schon beim ersten Durchlauf der Mahlkammer eine effektive Zerkleinerung, bevor
sie den Mittenaustrag erreicht und dem Sichter zugeführt wird. Auf diese Weise wird
der Umlauffaktor für die zweite Frischgutkomponente vermindert und der gesamte Verschleiß
minimiert, sodass sich eine effizientere Mahlung ergibt.
[0010] Zwar ist es bei Rohrmühlen mit zwei Mahlkammern bereits bekannt. Zuschlagsstoffe,
wie Gips, direkt der zweiten Mahlkammer aufzugeben, hierbei handelt es sich aber nicht
um eine schwerer mahlbare und verschleißendere Frischgutkomponente im Sinne der Erfindung.
[0011] Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0012] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung werden in der ersten und zweiten
Mahlkammer Mahlkugeln verwendet, die aus unterschiedlichem Material gefertigt sind.
So können in der ersten Mahlkammer insbesondere metallische Mahlkugeln, insbesondere
Stahlkugeln, und in der zweiten Mahlkammer nicht metallische Mahlkugeln, insbesondere
Keramikkugeln, zur Anwendung kommen.
[0013] Wird das Verfahren zur Zementherstellung eingesetzt, wird als erste Frischgutkomponente
insbesondere kalkhaltiges Material und als zweite Frischgutkomponente Sand den Mahlkammern
aufgegeben.
[0014] Bei der Herstellung von Weißzement ist es von besonderem Vorteil, wenn in der zweiten
Mahlkammer Keramikkugeln zum Einsatz kommen, da diese bei der Mahlarbeit keinen für
das Endprodukt schädlichen Eisen- und Chromabrieb verursachen. Die Mahlarbeit in der
ersten Mahlkammer, in der Stahlkugeln verwendet werden, ist vergleichsweise gering
und liegt unter ca. 30 % der gesamten Mahlleistung. Da in der ersten Mahlkammer nur
die leichter mahlbare Frischgutkomponente aufgegeben wird, hält sich der dort verursachte
Eisen- und Chromabrieb in Grenzen. Die verschleißendere und schwerer mahlbare Frischgutkomponente
wird direkt der zweiten Mahlkammer aufgegeben und kommt somit lediglich mit den Keramikkugeln
in Kontakt, deren Abrieb vorwiegend aus Silizium besteht und kein Eisen oder Chrom
enthält.
[0015] Bei den der Erfindung zugrundeliegenden Versuchen hat sich herausgestellt, dass eine
besonders effiziente Zerkleinerung dann erreicht werden kann, wenn in der ersten Mahlkammer
Mahlkugeln zum Einsatz kommen, die wenigstens das 1,8-fache Gewicht der Mahlkugeln
der zweiten Mahlkammer aufweisen.
[0016] Weiterhin ist vorgesehen, dass in der ersten Mahlkammer Mahlkugeln zum Einsatz kommen,
die wenigstens den 1,0-fachen Durchmesser der Mahlkugeln der zweiten Mahlkammer aufweisen.
Weiterhin liegt das Gewichtsverhältnis von erster zu zweiter Frischgutkomponente vorzugsweise
im Bereich von 80-95%.
[0017] Weitere Ausgestaltungen und Vorteile der Erfindung werden anhand der folgenden Beschreibung
und der Zeichnung näher erläutert.
[0018] In der Zeichnung ist eine Anlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
schematisch dargestellt. Sie besteht im Wesentlichen aus einer Rohrmühle 1 mit einer
ersten Mahlkammer 2 und einer zweiten Mahlkammer 3 sowie einem Mittenaustrag 4. Weiterhin
ist ein Sichter 5 vorgesehen. Jede der beiden Mahlkammern 2, 3 weist geeignete Zuführeinrichtungen
zur Aufgabe einer Frischgutkomponente 6 in die ersten Mahlkammer 2 bzw. einer zweiten
Frischgutkomponente 7 in die zweite Mahlkammer 3 auf. Der Mittenaustrag 4 steht über
eine geeignete Fördereinrichtung 8, beispielsweise ein Becherwerk, mit dem Sichter
5 in Verbindung, bei dem es sich um einen dynamischen Sichter handeln kann.
[0019] Das Feingut 9 des Sichters 5 wird als Fertigprodukt abgezogen, während das Grobgut
10 zusammen mit der zweiten Frischgutkomponente 7 der zweiten Mahlkammer 3 zugeführt
wird. Lediglich ein geringer Anteil des Grobgutes kann zur Fließverbesserung und Füllstandsregelung
der ersten Mahlkammer 2 aufgegeben werden, wie dies durch die gestrichelte Linie angedeutet
ist.
[0020] In den beiden Mahlkammern befinden sich Mahlkugeln, wobei in der ersten Mahlkammer
Stahlkugeln und in der zweiten Mahlkammer Keramikkugeln zur Anwendung kommen. Im Betrieb
wird die erste Frischgutkomponente 6 der ersten Mahlkammer 2 aufgegeben, wo sie durch
den Kontakt mit dem Stahlkugeln zerkleinert wird und anschließend über den Mittenaustrag
4 und die Födereinrichtung 8 in den Sichter gelangt. Das Grobgut 10 des Sichters 5
wird zusammen mit der zweiten Frischgutkomponente 7 der zweiten Mahlkammer 3 aufgegeben.
Das dort zerkleinerte Material gelangt ebenfalls über den Mittenaustrag 4 und die
Fördereinrichtung 8 in den zweiten Sichter 5, wo es in Fertiggut 9 und Grobgut 10
getrennt wird.
[0021] Bei der Herstellung von Zement, insbesondere von Weißzement, wird als erste Frischgutkomponente
6 kalkhaltiges Material und als zweite Frischgutkomponente 7
[0022] Sand den Mahlkammern 2 bzw. 3 zugeführt. Der schwerer mahlbare und verschleißendere
Sand kommt somit lediglich mit den in der zweiten Mahlkammer 3 befindlichen Keramikkugeln
in Kontakt. In dieser Mahlkammer findet die Hauptzerkleinerung statt, die vorwiegend
als Reibzerkleinerung geschieht. Der Abrieb von Keramikkugeln besteht im Wesentlichen
aus Silizium und enthält kein Eisen oder Chrom, welches für die Weißzementherstellung
schädlich wäre.
[0023] Die getrennte Frischgutkomponenten bewirkt somit nicht nur eine effizientere Mahlung,
sondern ermöglicht auch eine sehr vorteilhafte Herstellung von Weißzement.
1. Verfahren zur Zerkleinerung von Mahlgut mit Hilfe einer Rohrmühle (1) mit wenigstens
einer ersten und wenigstens einer zweiten Mahlkammer (2, 3) und einem Mittenaustrag
(4) sowie einem Sichter (5), wobei
a. Mahlgut verwendet wird, das wenigstens eine erste und eine zweite Frischgutkomponente
(6, 7) aufweist, wobei die erste Frischgutkomponente (6) leichter mahlbar als die
zweite ist und die zweite Frischgutkomponente (7) verschleißender als die erste ist,
b. die erste Frischgutkomponente (6) der ersten Mahlkammer (2) aufgegeben, dort unter
Einwirkung von Mahlkugeln zerkleinert und über den Mittenaustrag (4) ausgetragen wird,
c. das aus der ersten Mahlkammer (2) ausgetragene Mahlgut dem Sichter (5) zugeführt
wird,
d. die zweite Frischgutkomponente (7) zusammen mit Grobgut (10) des Sichters (5) der
zweiten Mahlkammer (3) zugeführt, dort unter Einwirkung von Mahlkugeln zerkleinert
und über den Mittenaustrag (4) ausgetragen wird,
e. das aus der zweiten Mahlkammer (3) ausgetragene Mahlgut dem Sichter (5) zugeführt
wird und
f. das Feingut (9) des Sichters (5) als Fertiggut abgezogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in der ersten und zweiten Mahlkammer (2, 3) Mahlkugeln verwendet werden, die aus
unterschiedlichem Material gefertigt sind.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass in der ersten Mahlkammer (2) metallische Mahlkugeln, insbesondere Stahlkugeln, und
in der zweiten Mahlkammer (3) nichtmetallische Mahlkugeln, insbesondere Keramikkugeln,
verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als erste Frischgutkomponente (6) kalkhaltiges Material und als zweite Frischgutkomponente
(7) Sand den Mahlkammern (2, 3) aufgegeben werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in der ersten Mahlkammer (2) Mahlkugeln zum Einsatz kommen, die wenigstens das 1,8
- fache Gewicht der Mahlkugeln der zweiten Mahlkammer (3) aufweisen.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in der ersten Mahlkammer (2) Mahlkugeln zum Einsatz kommen, die wenigstens den 1,0
- fachen Durchmesser der Mahlkugeln der zweiten Mahlkammer (3) aufweisen.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Gewichtsverhältnis von erster zur zweite Frischgutkomponente (6, 7) im Bereich von
80% bis 95% liegt.