[0001] Dir vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Hörvorrichtung
durch Segmentieren und Transformieren eines Eingangssignals der Hörvorrichtung in
einer ersten Transformationsstufe zu einem mehrkanaligen Transformationssignal erster
Stufe, mehrkanaliges Verarbeiten eines Signals erster Stufe zu einem mehrkanaligen,
verarbeiteten Signal erster Stufe und Rücktransformieren des mehrkanaligen verarbeiteten
Signals erster Stufe in der ersten Transformationsstufe sowie Zusammensetzen des resultierenden
mehrkanaligen Signals zu einem Ausgangssignal. Darüber hinaus betrifft die vorliegende
Erfindung eine entsprechende Hörvorrichtung. Unter einer Hörvorrichtung wird hier
jedes im oder am Ohr tragbare, schallausgebende Gerät verstanden, insbesondere ein
Hörgerät, ein Headset, Kopfhörer und dergleichen.
[0002] Hörgeräte sind tragbare Hörvorrichtungen, die zur Versorgung von Schwerhörenden dienen.
Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche
Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), Hörgerät mit externem
Hörer (RIC: receiver in the canal) und In-dem-Ohr-Hörgeräte (IdO), z.B. auch Concha-Hörgeräte
oder Kanal-Hörgeräte (ITE, CIC), bereitgestellt. Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte
werden am Außenohr oder im Gehörgang getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt
aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur
Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten Gehörs entweder mechanisch
oder elektrisch.
[0003] Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler,
einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein
Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z.
B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer Wandler,
z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer,
realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinheit integriert.
Dieser prinzipielle Aufbau ist in FIG 1 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts
dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse 1 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere
Mikrofone 2 zur Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit
3, die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 1 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale
und verstärkt sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 3 wird an einen
Lautsprecher bzw. Hörer 4 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall
wird gegebenenfalls über einen Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang
fixiert ist, zum Trommelfell des Geräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des
Hörgeräts und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 3 erfolgt durch eine
ebenfalls ins Hörgerätegehäuse 1 integrierte Batterie 5.
[0004] Hörgeräte erfüllen unter anderem zwei Aufgaben. Zum einen sorgen sie für eine Signalverstärkung
zum Ausgleich eines Hörverlusts und zum anderen muss in der Regel eine Geräuschreduktion
erfolgen. Beide Aufgaben werden im Frequenzbereich gelöst, wofür eine spektrale Analyse-Synthese-Filterbank
benötigt wird.
[0005] Der Entwurf der Filterbank unterliegt einer Vielzahl von zugrunde liegenden Optimierungskriterien.
Die resultierende Filterbank stellt einen Kompromiss zwischen Zeit- und Frequenzauflösung,
Latenz, Rechenkomplexität sowie Grenzfrequenz und Sperrdämpfung des Prototyptiefpasses
dar.
[0006] Zur Frequenzanalyse mit gleichmäßiger Auflösung kann eine Filterbank, basierend auf
der diskreten Fouriertransformation, verwendet werden. Eine ungleichmäßige Auflösung
kann erreicht werden, indem die Verzögerungsglieder der Filterbank durch Allpassfilter
ersetzt werden, durch eine Filterbank in Baumstruktur oder durch den Einsatz einer
Wavelettransformation (
T. Gülzow, A. Engelsberg und U. Heute, "Comparision of a discret wavelet transformation
and a non-uniform polyface filterbank applied to spectral-subtraction speech enhancement",
Elsevier Signal Processing, Seiten 5-19, Vol. 64, Ausgabe 1, Januar 1998).
[0007] Die meisten dieser Verfahren sind entweder einstufig oder wie im Fall von Filterbänken
in Baumstruktur mehrstufig, aber mit großer algorithmischer Verzögerung bzw. geringer
Frequenzauflösung, ohne die vier angesprochenen Optimierungsmöglichkeiten (
EP 2 124 334 A1,
EP 2 124 335 A2 und
EP 2 124 482 A2).
[0009] Zum anderen kann man die resultieren Filterfunktion in den Zeitbereich transformieren
und dort anwenden (
P. Vary: "Anadaptive filter-bank equalizer for speech enhancement", Elsevier Signal
Processing, Seiten 1206-1214, Vol. 86, Ausgabe 6, Juni 2006). Eine zusätzliche Reduktion der Signalverzögerung wird durch eine Kürzung des Zeitbereichfilters,
oder die Umrechnung in ein minimal-phasiges Filter erreicht (
H. W. Löllmann und P. Vary, "Low delay filter-banks für speech und audio processing",
in Eberhard Hänsler und Gerhard Schmidt: Speech and Audio Processing in Adverse Environments,
Springer Berlin Heidelberg, 2008).
[0010] Filterbänke stellen stets einen Kompromiss zwischen Zeit- und Frequenzauflösung,
Signalverzögerung und Rechenkomplexität dar. Der Kompromiss zwischen Zeit- und Frequenzauflösung
ist durch Länge und Form eines Prototyptiefpasses bzw. Prototyp-Wavelets bestimmt.
Eine zeitliche Streckung des Prototyptiefpasses führt zu einer geringeren Zeitauflösung
und einer höheren Frequenzauflösung. Weiterhin bestimmt die zeitliche Form des Prototyptiefpasses
den Kompromiss zwischen der Grenzfrequenz und der Sperrdämpfung eines Frequenzgangs.
[0011] Der Kompromiss zwischen Zeit- und Frequenzauflösung bzw. Grenzfrequenz und Sperrdämpfung,
Signalverzögerung und Rechenkomplexität wird vorab getroffen und gilt für alle im
Hörgerät implementierten Algorithmen gleichermaßen. Dies kann ungünstig sein, da beispielsweise
die Verstärkung einzelner Bänder in Hörgeräten eine hohe Sperrdämpfung verlangt, um
die übrigen Bänder durch die Verstärkung so wenig wie möglich zu beeinflussen. Hingegen
ist für eine Geräuschreduktion die Sperrdämpfung weniger kritisch. Stattdessen benötigt
man für eine Geräuschreduktion mit hoher Qualität eine hohe Frequenzauflösung in den
unteren Frequenzbändern, um eine Geräuschreduktion zwischen den spektralen Harmonischen
stimmhafter Laute zu ermöglichen.
[0012] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, ein Verfahren zum Betreiben
einer Hörvorrichtung und eine Hörvorrichtung bereitzustellen, bei denen sowohl eine
bessere Signalverstärkung als auch eine bessere Geräuschreduktion möglich sind.
[0013] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum Betreiben einer
Hörvorrichtung durch Segmentieren und Transformieren eines Eingangssignals der Hörvorrichtung
in einer ersten Transformationsstufe zu einem mehrkanaligen Transformationssignal
erster Stufe, mehrkanaliges Verarbeiten eines Signals erster Stufe zu einem mehrkanaligen
verarbeiteten Signal erster Stufe und Rücktransformieren des mehrkanaligen verarbeiteten
Signals erster Stufe in der ersten Transformationsstufe sowie Zusammensetzen des resultierenden
mehrkanaligen Signals zu einem Ausgangssignal, Segmentieren und Transformieren des
mehrkanaligen Transformationssignals erster Stufe in einer zweiten Transformationsstufe
zu einem vielkanaligen Transformationssignal zweiter Stufe, Verarbeiten des vielkanaligen
Transformationssignals zweiter Stufe und Rücktransformieren des verarbeiteten vielkanaligen
Signals in der zweiten Transformationsstufe sowie Zusammensetzen des resultierenden
vielkanaligen Signals zu dem Signal erster Stufe oder Ermitteln einer Zeitbereichsfilterfunktion
aus dem verarbeiteten vielkanaligen Signal und Filtern des mehrkanaligen Transformationssignals
erster Stufe zu dem Signal erster Stufe.
[0014] Darüber hinaus wird erfindungsgemäß bereitgestellt eine Hörvorrichtung mit einer
ersten Transformationseinrichtung zum Segmentieren und Transformieren eines Eingangssignals
der Hörvorrichtung in einer ersten Transformationsstufe zu einem mehrkanaligen Transformationssignal
erster Stufe, einer ersten Verarbeitungseinrichtung zum mehrkanaligen Verarbeiten
eines Signals erster Stufe zu einem mehrkanaligen verarbeiteten Signal erster Stufe
und einer ersten Rücktransformationseinrichtung zum Rücktransformieren des mehrkanaligen,
verarbeiteten Signals erster Stufe in der ersten Transformationsstufe sowie Zusammensetzen
des resultierenden mehrkanaligen Signals zu einem Ausgangssignal, sowie umfassend
eine zweite Transformationseinrichtung zum Segmentieren und Transformieren des mehrkanaligen
Transformationssignals erster Stufe in einer zweiten Transformationsstufe zu einem
vielkanaligen Transformationssignal zweiter Stufe, eine zweite Verarbeitungseinrichtung
zum Verarbeiten des vielkanaligen Transformationssignals zweiter Stufe und eine zweite
Rücktransformationseinrichtung zum Rücktransformieren des verarbeiteten vielkanaligen
Signals in der zweiten Transformationsstufe sowie Zusammensetzen des resultierenden
vielkanaligen Signals zu dem Signal erster Stufe oder eine Filtereinrichtung zum Ermitteln
einer Zeitbereichsfilterfunktion aus dem verarbeiteten vielkanaligen Signal und Filtern
des mehrkanaligen Transformationssignals erster Stufe zu dem Signal erster Stufe.
[0015] In vorteilhafter Weise kann somit eine Verarbeitung in zwei Auflösungsstufen durchgeführt
werden. Insbesondere wird eine zweistufige spektrale Analyse ermöglicht. Während sich
beispielsweise die erste Stufe durch eine hohe Dämpfung im Sperrbereich des Filters
auszeichnen kann, kann die zweite Stufe die Frequenzauflösung der ersten Stufe erhöhen.
Der Ausgang der ersten Stufe ist somit für eine hohe frequenzabhängige Verstärkung
geeignet, während sich der Ausgang der zweiten Stufe für eine Geräuschreduktion mit
hoher Frequenzauflösung eignet. Die algorithmische Gesamtverzögerung des Eingangssignals
kann sehr klein gewählt werden. In einer Variante erfolgt das mehrkanalige Verarbeiten
in der ersten Stufe vor den Verarbeitungsschritten der zweiten Stufe. In einer anderen
Ausführungsform erfolgt das mehrkanalige Verarbeiten in der ersten Stufe nach den
Verarbeitungsschritten der zweiten Stufe. Je nachdem, wie sich die einzelnen Verarbeitungsstufen
beeinflussen, ist die ein oder andere Variante zu wählen.
[0016] Vorzugsweise umfasst das mehrkanalige Verarbeiten in der ersten Stufe ein Verstärken
und/oder Komprimieren. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn diese erste Stufe
eine hohe Sperrdämpfung aufweist.
[0017] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird in der zweiten Stufe nur ein Teil
der Kanäle des mehrkanaligen Transformationssignals segmentiert, transformiert, verarbeitet
und rücktransformiert oder gefiltert. Damit kann trotz erhöhter Frequenzauflösung
durch die zweite Stufe insgesamt ein reduzierter Rechenaufwand erreicht werden, da
eben nicht alle Kanäle in der zweiten Stufe verarbeitet werden. In diesem Fall sollten
die übrigen Kanäle des mehrkanaligen Transformationssignals, die nicht in der zweiten
Stufe verarbeitet werden, entsprechend der zweiten Stufe verzögert werden.
[0018] In der zweiten Stufe können Gewichtungsfaktoren ermittelt werden, und mit Ihnen kann
beim Verarbeiten des vielkanaligen Transformationssignals zweiter Stufe eine Gewichtung
durchgeführt werden. Damit kann stets eine aktuelle Gewichtung erfolgen, indem die
Gewichtungsfaktoren fortlaufend nachgeführt werden.
[0019] In der zweiten Stufe kann außerdem nach dem Segmentieren und/oder vor dem Zusammensetzen
eine Filterung erfolgen, bei der die Kanäle der tiefen Frequenzen betont werden. Dies
kann soweit gehen, dass die oberen Kanäle nach der Rücktransformation komplett unterdrückt
werden, so dass eine Reduzierung des Rechenaufwands erreicht werden kann.
[0020] In einer alternativen Ausführungsform kann in der zweiten Stufe die Anzahl der Kanäle
nach dem Ermitteln der Zeitbereichsfilterfunktion gekürzt werden. Damit lässt sich
eine Reduzierung der Signalverzögerung erreichen.
[0021] Alternativ kann in der zweiten Stufe die Zeitbereichsfilterfunktion in eine minimalphasige
Filterfunktion umgerechnet werden. Auch damit lässt sich die Signalverzögerung reduzieren.
[0022] Die vorliegende Erfindung wird anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
- FIG 1
- den prinzipiellen Aufbau eines Hörgeräts gemäß dem Stand der Technik,
- FIG 2
- ein Blockschaltbild eines erfindungsgemäßen Verfahrens der Signalverarbeitung mit
zweistufiger Frequenztransformation;
- FIG 3
- ein Blockschaltbild von Verarbeitungsschritten der zweiten Stufe gemäß einer ersten
Ausführungsform und
- FIG 4
- ein Blockschaltbild von Verarbeitungsschritten in der zweiten Stufe gemäß einer alternativen
Ausführungsform.
[0023] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung dar.
[0024] Entsprechend dem Hauptgedanken der vorliegenden Erfindung ist eine zweistufige spektrale
Analyse vorgesehen. Während sich z. B. die erste Stufe durch eine hohe Dämpfung im
Sperrbereich der Filter auszeichnet, soll die zweite Stufe die Frequenzauflösung der
ersten Stufe erhöhen. Der Ausgang der ersten Stufe ist somit für eine hohe frequenzabhängige
Verstärkung geeignet, während sich der Ausgang der zweiten Stufe für eine Geräuschreduktion
mit hoher Frequenzauflösung eignet. Die algorithmische Gesamtverzögerung des Eingangssignals
soll dabei sehr klein sein.
[0025] Entsprechend dem Beispiel von FIG 2 soll ein Zeitbereichssignal y(t) verarbeitet
werden, das in einer Hörvorrichtung und insbesondere in einem Hörgerät als Eingangssignal
beispielsweise nach einem Mikrofon vorliegt. Das Eingangssignal y(t) wird einer Segmentierungseinheit
10 zugeführt, welche das Eingangssignal in mehrere Kanäle (0 bis L
1) zerlegt. Anschließend erfolgt mit einem Prototypfilter 11 eine Multiplikation mit
der Prototypfilterfunktion (hier Glockenkurve) im Zeitbereich. Daraus resultiert eine
Reduktion von Aliasing-Effekten. Nach der Zeitbereichsfilterung erfolgt eine Transformation
(hier eine diskrete Furietransformation) durch eine Transformationseinheit 12. Während
der Prototyptiefpass 11 in dieser ersten Stufe die Länge L
1 aufweist, besitzt die Transformationseinheit 12 die Länge M
1. Da das Eingangssignal reellwertig ist, liefert die DFT M
1/2 nicht redundante Koeffizienten. Die Koeffizienten 0...k
up werden in einer zweiten Stufe 13 spektral höher aufgelöst, wobei k
up < M
1/2. Die übrigen Koeffizienten k
up + 1 bis M
1/2 werden einer Verzögerungseinheit 14 zugeführt. Dort werden die Signale ebenso verzögert
wie diejenigen die die Verarbeitung der zweiten Stufe 13 durchlaufen. Nach der zweiten
Stufe 13 und der Verzögerungseinheit 14 liegen ebenso viel Frequenzkanäle vor, wie
nach der DFT 12. Die Signale der Frequenzbänder aus der zweiten Stufe 13 bzw. aus
der Verzögerungseinheit 14 werden einer Verarbeitungseinheit 15 zugeführt, welche
bandweise hier eine Verstärkung und Kompression durchführt. Die Anzahl der Frequenzbänder
insgesamt bleibt unverändert (M
1/2). Das Ausgangssignal der Verarbeitungseinheit 15 wird einer Rücktransformationseinheit
16 zugeführt, mit der L
1 Signalsegmente im Zeitbereich erzeugt werden. Ein anschließendes Prototyptiefpassfilter
17 sorgt für eine Reduktion von Aliasing-Effekten. Eine Zusammensetzeinrichtung 18
setzt schließlich sämtliche seitlichen Segmente des Filters 17 durch Überlappen bzw.
Addieren zusammen, so dass ein Ausgangssignal s(t) resultiert.
[0026] In der vorliegenden Anmeldung wird das Ausgangssignal 22 der Transformationseinheit
12 auch mehrkanaliges Transformationssignal erster Stufe genannt. Das mehrkanalige
Ausgangssignal 23 der zweiten Stufe 13 wird auch als mehrkanaliges Signal erster Stufe
bezeichnet. Des Weiteren wird das Signal 24 nach der Verarbeitungseinheit 15 als mehrkanaliges
verarbeitetes Signal erster Stufe bezeichnet. Das Ausgangssignal der gesamten Rücktransformationseinrichtung
einschließlich Rücktransformationseinheit 16, Filter 17 und Zusammensetzeinheit 18
entspricht dem Signal s(t).
[0027] Die Frequenzauflösung der ersten Analysestufe kann in der zweiten Analysestufe 13
erhöht werden. Das Signal 22 nach der Transformation in der ersten Stufe soll insbesondere
für hohe frequenzabhängige Verstärkungen geeignet sein. Dazu werden Prototyptiefpasse
11 mit hoher Sperrdämpfung benötigt, womit bei fester Signallaufzeit die Frequenzauflösung
begrenzt ist. Die Erhöhung der Frequenzauflösung durch die zweite Stufe 13 ist speziell
für die Geräuschreduktion von Vorteil, da dann auch zwischen den spektralen Harmonischen
stimmhafter Sprachlaute das Störgeräusch reduziert werden kann. Für die zweite Stufe
ist eine hohe Sperrdämpfung nicht so entscheidend wie für die erste Stufe. Dafür ist
es aber wichtig, dass die Gesamtverzögerung aus der ersten und zweiten Stufe gering
bleibt und z. B. 10 ms nicht übersteigt.
[0028] In FIG 3 ist ein Ausführungsbeispiel der zweiten Stufe 13 in einem Blockdiagramm
schematisch dargestellt. Eingangssignal ist hier symbolisch eines der komplexen Frequenzbandsignale
Y
k (1), wobei 1 eine Zeitvariable ist. In der zweiten Stufe 13 erfolgt ebenfalls eine
Frequenztransformation. Die Frequenzbandsignale werden weiter aufgespalten. Hierzu
wird das Frequenzbandsignal y
k(1) einer Segmentierungseinheit 30 zugeführt, das das Signal in L
2 Unterbänder unterteilt. Das resultierende Signal wird von einem nachgeschalteten
Prototyptiefpass 31 im Analyseteil der zweiten Stufe gefiltert. Der Prototyptiefpass
31 hat die Länge L
2. Anschließend wird in einer Transformationseinheit 32 eine diskrete Fouriertransformation
der Länge M
2 durchgeführt. Aus den Ausgangssignalen der Transformationseinheit 32 werden in einer
Verarbeitungseinheit 33 eine Gewichtungsfunktion bzw. Gewichtungsfaktoren berechnet
und angewandt. Im Syntheseteil erfolgt eine Rücktransformation durch die Rücktransformationseinheit
34. Der anschließende Prototyptiefpass 35 des Syntheseteils besitzt L
D von Null verschiedene Werte, wobei üblicherweise gilt L
2 ≥ M
2 >> L
D. Nach dem Prototyptiefpass 35 werden die Signalkomponenten in einer Zusammensetzeinheit
36 überlappend addiert, was zu einem Ausgangssignal ŝ(1) führt. Die zweite Stufe
13 wird auf jedes der Bänder 0,.., k
up von FIG 2 angewandt. k und 1 sind hierbei frequenz- und Segmentindex der ersten Stufe.
[0029] Diese zweite Stufe basiert auf dem eingangs erwähnten Verfahren von D. Mauler und
R. Martin. Es ermöglicht eine hohe Frequenzauflösung bei wählbarer algorithmischer
Verzögerung. Bei dem Verfahren werden kurze Synthesefenster verwendet, um die Signalverzögerung
kurz zu halten. Die Signalverzögerung der zweiten Stufe ist durch die Länge des Synthesefensters
-1 gegeben.
[0030] Das zweitstufige Verfahren ermöglicht auch eine ungleiche Frequenzauflösung, indem
die zweite Stufe auf die Bänder 0, ..., k
up angewandt wird. Die übrigen Bänder k
up + 1, ..., M
1/2 werden um die Laufzeit der zweiten Stufe verzögert. Die hohe Frequenzauflösung
in den tiefen Frequenzen erlaubt die Auflösung von spektralen Harmonischen stimmhafter
Laute, während die hohe zeitliche Auflösung in dem oberen Frequenzbändern eine gute
zeitliche Abbildung kurzer Sprachlaute, wie Plosive, ermöglicht. Weiterhin ist eine
Anwendung der zweiten Stufe auf nur einem Teil der Frequenzbänder der ersten Stufe
günstig in Bezug auf den Rechenaufwand. Üblicherweise sind die Bänder der ersten Stufe
relativ stark überlappend. In der zweiten Stufe kann die spektrale Gewichtungsfunktion
(z. B. für eine Verstärkung) nur für den nicht überlappenden Anteil berechnet werden,
was zu einer weiteren Reduktion des Rechenaufwands führt.
[0031] Das Eingangssignal y
k(1) entspricht einem Band des mehrkanaligen Transformationssignals 22 erster Stufe.
Das Signal nach der Transformationseinheit 32 wird hier auch als vielkanaliges Transformationssignal
42, zweite Stufe bezeichnet. Das Signal nach der Verarbeitungseinheit 33 lautet verarbeitetes,
vielkanaliges Signal 43. Das Ausgangssignal ŝ
k(1) entspricht einem Segment des Signals 23 erster Stufe 1.
[0032] In einer alternativen Ausführungsform wird für die zweite Stufe das ebenfalls eingangs
erwähnte Verfahren nach H. W. Löllmann und P. Vary angewandt. Dabei erfolgt eine Filterung
im Zeitbereich. Anstelle der zweiten Stufe 13 des Ausführungsbeispiels von FIG 3 wird
also eine alternative zweite Stufe 13' gemäß dem Blockdiagramm der FIG 4 durchgeführt.
Eingangssignal ist wieder das Frequenzbandsignal Y
k(1). Es wird auch hier nach einer Segmentierungseinheit 50 und einem Prototyptiefpass
51 in einer Transformationseinheit 52 eine segmentweise Transformation in dem Fourierbereich
durchgeführt. Dort wird in einer Verarbeitungseinrichtung, die eine Recheneinheit
53 aufweist, eine spektrale Gewichtungsfunktion W berechnet, die dann in einer weiteren
Recheneinheit 54 in eine linearphasige Zeitbereichsfilterfunktion umgerechnet wird.
Die Länge der Einheiten 52, 53 und 54 beträgt jeweils N
2, während die Länge vor der Transformation L
2 beträgt. Nach der linearphasigen Transformation erfolgt eine Filterung durch ein
weiteres Prototyptiefpassfilter 55 in Syntheseteil der zweiten Stufe 13'. Das Prototyptiefpassfilter
55 hat die Länge L
2. Das resultierende Signal wird anschließend durch eine Kürzungseinheit 56 auf die
Länge L
D gekürzt. Alternativ zur Kürzung kann das linearphasige Zeitbereichsfilter in ein
minimalphasiges umgerechnet werden. Üblicherweise gilt auch hier L
2 ≥ M
2 >> L
D. Die zweite Stufe wird auf jedes der Bänder 0,..., k
up von FIG 2 angewandt. k und 1 sind auch hier wieder Frequenz- und Segmentindex der
ersten Stufe.
[0033] Das Signal nach der Transformation in der zweiten Stufe wird hier auch als vielkanaliges
Transformationssignal 62, zweite Stufe bezeichnet. Das Signal nach der Gewichtungseinheit
53 wird hier als verarbeitetes, vielkanaliges Signal 63 bezeichnet. Das Ausgangssignal
ŝ
k(1) entspricht dem Signal 23 erster Stufe von FIG 2.
[0034] Durch eine Filtereinheit 57 wird hier eine FIR-Filterung des mehrkanaligen Transformationssignals
22 erster Stufe (hier symbolisiert durch das einzelne Band Y
k(1)) durchgeführt. Die L
D Filterkoeffizienten stammen von der Kürzungseinheit 56. Das gefilterte Signal, symbolisiert
durch das Segment Ŝ
k(1), entspricht dem mehrkanaligen, verarbeiteten Signal 23 erster Stufe.
[0035] Bei dem Verfahren gemäß dem Ausführungsbeispiel von FIG 4 wird also eine Filterfunktion
im Zeitbereich angewandt. Um eine möglichst geringe Signalverzögerung zu realisieren,
kann das Zeitbereichsfilter gekürzt werden oder in ein minimalphasiges Filter umgerechnet
werden.
[0036] Die Signalverzögerung der zweiten Stufe ist in diesem Verfahren durch die Gruppenlaufzeit
eines linearphasigen Finite Impulse Response (FIR) Filter oder eines minimalphasigen
autoregressiven (AR) Filters gegeben. Die Gruppenlaufzeit eines linearphasigen FIR-Filters
ist abhängig von der Filterlänge L
D und gegeben durch (L
D-1)/2. Im Extremfall, wenn das Synthesefenster gemäß dem Ausführungsbeispiel von FIG
3 bzw. das FIR-Filter gemäß dem Ausführungsbeispiel von FIG 4 nur einen Abtastwert
lang ist, bewirkt die zweite Stufe gar keine algorithmische Verzögerung.
[0037] Die vorliegende Erfindung ermöglicht somit die Anwendung von Algorithmen auf die
Ausgänge derjenigen Stufe, die für den jeweiligen Algorithmus besser geeignet ist.
Das zweistufige Verfahren ist zudem günstig in Bezug auf den Rechenaufwand, da die
Frequenzanalyse der ersten Stufe als Vorverarbeitung für die zweite Stufe benutzt
wird.
[0038] Weiterhin ermöglicht das zweistufige Verfahren unterschiedliche Frequenzauflösungen
in den Bändern. Vorzugsweise wird die zweite Stufe nur auf den unteren Frequenzbändern
angewandt, so dass die unteren Frequenzbänder eine hohe Frequenzauflösung aufweisen,
während die oberen Frequenzbänder eine hohe zeitliche Auflösung aufweisen.
[0039] Die hohe Frequenzauflösung in den tiefen Frequenzen erlaubt, wie erwähnt, die Auflösung
von spektralen Harmonischen stimmhafter Laute, während die hohe zeitliche Auflösung
in den oberen Frequenzbändern eine gute zeitliche Abbildung kurzer Sprachlaute, wie
Plosive, ermöglicht. Weiterhin ist eine Anwendung der zweiten Stufe auf nur einen
Teil der Frequenzbänder der ersten Stufe günstig in Bezug auf den Rechenaufwand.
[0040] Üblicherweise sind die Bänder der ersten Stufe relativ stark überlappend. In der
zweiten Stufe kann die Berechnung der spektralen Gewichtungsfunktion erfindungsgemäß
auf nicht überlappende, hoch aufgelöste Teilbänder der zweiten Stufe reduziert werden,
was zu einer weiteren Reduktion des Rechenaufwands führt.
[0041] Im Unterschied zu einer Filterbank in Baumstruktur weist die erfindungsgemäße Filterbank
eine sehr geringe Signalverzögerung auf. Die Signalverzögerung ist durch die Fensterfunktion
bzw. Kürzung der zweiten Stufe frei wählbar.
1. Verfahren zum Betreiben einer Hörvorrichtung durch
- Segmentieren und Transformieren eines Eingangssignals (y(t)) der Hörvorrichtung
in einer ersten Transformationsstufe zu einem mehrkanaligen Transformationssignal
(22) erster Stufe,
- mehrkanaliges Verarbeiten eines Signals (23) erster Stufe zu einem mehrkanaligen
verarbeiteten Signal (24) erster Stufe und
- Rücktransformieren des mehrkanaligen verarbeiteten Signals (24) erster Stufe in
der ersten Transformationsstufe sowie Zusammensetzen des resultierenden mehrkanaligen
Signals zu einem Ausgangssignal (s(t)),
gekennzeichnet durch
- Segmentieren und Transformieren des mehrkanaligen Transformationssignals (22) erster
Stufe in einer zweiten Transformationsstufe (13, 13') zu einem vielkanaligen Transformationssignal
(42, 62) zweiter Stufe,
- Verarbeiten des vielkanaligen Transformationssignals (42, 62) zweiter Stufe und
-
a) Rücktransformieren des verarbeiteten vielkanaligen Signals (43) in der zweiten
Transformationsstufe sowie Zusammensetzen des resultierenden vielkanaligen Signals
zu dem Signal (23) erster Stufe oder
b) Ermitteln einer Zeitbereichsfilterfunktion (W) aus dem verarbeiteten vielkanaligen
Signal (42, 62) und Filtern (57) des mehrkanaligen Transformationssignals (22) erster
Stufe zu dem Signal (23) erster Stufe.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das mehrkanalige Verarbeiten (15) in der ersten Stufe
vor den Verarbeitungsschritten der zweiten Stufe (13, 13')erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das mehrkanalige Verarbeiten (15) in der ersten Stufe
nach den Verarbeitungsschritten der zweiten Stufe (13, 13')erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das mehrkanalige Verarbeiten (15) in der ersten Stufe
sowohl vor als auch nach den Verarbeitungsschritten der zweiten Stufe (13, 13')erfolgt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das mehrkanalige Verarbeiten
(15) in der ersten Stufe ein Verstärken und/oder Komprimieren umfasst.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in der zweiten Stufe (13,
13') nur ein Teil (0...kup) der Kanäle des mehrkanaligen Transformationssignals (22) segmentiert, transformiert,
verarbeitet und rücktransformiert oder gefiltert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die übrigen Kanäle (kup+1, ..., M1/2) des mehrkanaligen Transformationssignals (22), die nicht in der zweiten Stufe
(13, 13') verarbeitet werden, entsprechend der zweiten Stufe verzögert werden.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in der zweiten Stufe (13,
13') Gewichtungsfaktoren ermittelt und mit ihnen beim Verarbeiten des vielkanaligen
Transformationssignals (42, 62) zweiter Stufe eine Gewichtung durchgeführt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in der zweiten Stufe (13,
13') nach dem Segmentieren (30, 50) und/oder vor dem Zusammensetzen (36) eine Filterung
(31, 35) erfolgt, bei der die Kanäle der tieferen Frequenzen betont werden.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in der zweiten Stufe die
Anzahl der Kanäle nach dem Ermitteln der Zeitbereichsfilterfunktion gekürzt (56) wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei in der zweiten Stufe (13, 13') die
Zeitbereichsfilterfunktion in eine minimalphasige Filterfunktion umgerechnet wird.
12. Hörvorrichtung mit
- einer ersten Transformationseinrichtung zum Segmentieren und Transformieren eines
Eingangssignals (y(t)) der Hörvorrichtung in einer ersten Transformationsstufe zu
einem mehrkanaligen Transformationssignal (22) erster Stufe,
- einer ersten Verarbeitungseinrichtung (15) zum mehrkanaligen Verarbeiten eines Signals
(23) erster Stufe zu einem mehrkanaligen verarbeiteten Signal (24) erster Stufe und
- einer ersten Rücktransformationseinrichtung zum Rücktransformieren (16) des mehrkanaligen,
verarbeiteten Signals erster Stufe in der ersten Transformationsstufe sowie Zusammensetzen
(18) des resultierenden mehrkanaligen Signals zu einem Ausgangssignal (s(t)),
gekennzeichnet durch
- eine zweite Transformationseinrichtung zum Segmentieren und Transformieren des mehrkanaligen
Transformationssignals (22) erster Stufe in einer zweiten Transformationsstufe (13,
13') zu einem vielkanaligen Transformationssignal (42, 62) zweiter Stufe,
- eine zweite Verarbeitungseinrichtung (33) zum Verarbeiten des vielkanaligen Transformationssignals
(42, 62) zweiter Stufe und
-
a) eine zweite Rücktransformationseinrichtung zum Rücktransformieren (34) des verarbeiteten
vielkanaligen Signals (43) in der zweiten Transformationsstufe sowie Zusammensetzen
(36) des resultierenden vielkanaligen Signals zu dem Signal (23) erster Stufe oder
b) eine Filtereinrichtung zum Ermitteln einer Zeitbereichsfilterfunktion aus dem verarbeiteten
vielkanaligen Signal (42, 62) und Filtern (57) des mehrkanaligen Transformationssignals
(22) erster Stufe zu dem Signal (23) erster Stufe.