[0001] Die Erfindung betrifft eine Entzunderungsanlage zur Entzunderung in Warmwalzwerken,
umfassend wenigstens eine hydraulische Pumpe, welche mittels eines Pumpenmotors angetrieben
ist. Zudem betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Betreiben der Entzunderungsanlage.
[0002] Hydraulische Entzunderungsanlagen (Descaler) sind nahezu unverzichtbare Bestandteile
von Warmwalzwerken. Die Entzunderung einer Walzgutoberfläche erfolgt, indem unter
hohem Druck stehendes Wasser mittels spezieller Düsen auf die Materialoberfläche gestrahlt
wird. Mit der Entwicklung von Dünnbrammengieß- und -walzanlagen wurden zunehmend hohe
Betriebsdrücke benötigt. Eine Entzunderungsanlage arbeitet heute mit einem Betriebsdruck
zwischen 180 bar und 400 bar. Zur Druckerzeugung dient eine Kreisel- oder Kolbenpumpe.
Kolbenpumpen weisen den Nachteil einer ungleichmäßigen Förderung auf, welche Druckschwingungen
oder Druckpulsationen am Pumpenaustritt bewirkt.
[0003] Bei Kreiselpumpen steht das Betriebsverhalten im direkten Zusammenhang mit der Drehzahl,
der Laufradform und dem Laufraddurchmesser. Kreiselpumpen zeichnen sich durch Pulsationsfreiheit
und einen relativ geringen Anschaffungspreis aus.
[0004] Die Pumpe einer Entzunderungsanlage wird mittels eines Pumpenmotors mit einem Leistungsbereich
von 2000kW bis 3000kW angetrieben. In der Regel ist der Pumpenmotor als netzbetriebener
Hochspannungsmotor mit Festdrehzahl ausgeführt. Angeschlossen an eine 50Hz-Netzversorgung
ergibt sich beispielsweise eine Drehzahl von 3000 U/min. Eine übliche Versorgungsspannung
liegt im Bereich zwischen 6kV und 10kV.
[0005] Während eines Gieß- bzw. Walzvorganges kommt es regelmäßig zu Unterbrechungen, während
derer keine Entzunderung stattfindet. Es sind deshalb Methoden vorgesehen, um den
Wasseraustritt durch die Düsen zu steuern bzw. zu unterbrechen. Nach dem Stand der
Technik arbeitet die Pumpe einer Entzunderungsanlage während einer Entzunderungspause
in einem internen Kreis (Bypass) unter Teillast bei Festdrehzahl. Wasserdruck und
Wasserfluss werden je nach Prozessbedarf durch einen Absperrschieber eingestellt.
[0006] Die Änderung des Förderstromes der Pumpe über eine Drosselarmatur und einen Bypass
ist eine gängige und einfache Methode, welche geringe Investitionskosten verursacht.
Nachteilig ist dabei die noch immer hohe Pumpenmotorleistung bei einer Verringerung
des Förderstromes während einer Entzunderungspause. Die Kennlinie einer mit Festdrehzahl
betriebenen Kreiselpumpe bleibt bei dieser Methode unverändert. Es ändert sich lediglich
die Anlagenkennlinie, die im Schnittpunkt mit der Pumpenkennlinie den Betriebspunkt
der Pumpe bestimmt. Der Förderstrom sinkt zwar, gleichzeitig steigt jedoch der Wasserdruck,
wodurch die Leistung nur wenig abnimmt. Der Energieverbrauch eines Pumpenmotors bleibt
also auch während einer Entzunderungspause hoch.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für eine Entzunderungsanlage der eingangs
genannten Art eine Verbesserung gegenüber dem Stand der Technik anzugeben.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch eine Entzunderungsanlage gemäß Anspruch
1 und ein Verfahren gemäß Anspruch 12. Vorteilhafte Ausprägungen finden sich in den
abhängigen Ansprüchen.
[0009] Die Entzunderungsanlage zur Entzunderung in Warmwalzwerken umfasst wenigstens eine
hydraulische Pumpe, welche mittels eines Pumpenmotors angetrieben ist. Dieser Pumpenmotor
ist als polumschaltbarer Motor ausgeführt und mit einer Steuerung verbunden, welche
zur Polumschaltung zwischen Entzunderungszeiten und Entzunderungspausen eingerichtet
ist. Der Stator des polumschaltbaren Drehstrommotors verfügt also über zumindest zwei
Wicklungssysteme, die unterschiedliche Drehzahlen des Läufers bewirken.
[0010] Auf diese Weise erreicht man während einer Entzunderungspause eine erhebliche Energieeinsparung,
indem die Drehzahl des Pumpenmotors mittels Polumschaltung reduziert wird. Durch einen
neuen Betriebspunkt auf einer geänderten Pumpenkennlinie reduziert sich die Last für
den Pumpenmotor erheblich. Gegenüber einer Frequenzregelung mittels eines Umrichters
hält sich der Investitionsaufwand in Grenzen, da nur eine geringfügige Modifizierung
des Pumpenmotors und eine Anpassung der Steuerung erforderlich sind. Außerdem weist
die erfindungsgemäße Lösung einen besseren Wirkungsgrad auf. Eine Sonderisolation
des Motors wie im Falle eines Umrichterbetriebs ist nicht notwendig.
[0011] Gegenüber der bekannten Lösung mit einer Festdrehzahl verbessert sich das Netzverhalten
an einem starren Versorgungsnetzes durch ein Polumschalten während eines Hochlaufs.
Ein Schnellanlauf der Pumpe über die volle Leistung bleibt weiterhin möglich.
[0012] Abgesehen von Wartungsvorgängen oder sonstigen planmäßigen oder außerplanmäßigen
Stillständen wird eine Warmwalzanlage durchgehend betrieben. Eine Entzunderungsanlage
ist somit nahezu das ganze Jahr über in Betrieb. Zieht man die hohe Leistung eines
Pumpenmotors in Betracht, erzielt man bereits mit einer Halbierung der Drehzahl in
Entzunderungspausen eine beträchtliche Energieeinsparung. Zudem sinken über die Zeit
die Beanspruchungen der Anlagenkomponenten, wodurch sich die Standzeit der Enzunderungsanlage
erhöht.
[0013] In der Regel ist bei einer erfindungsgemäßen
Entzunderungsanlage kein Bypass mehr notwendig. Ein dennoch vorgesehener Bypass führt
zu einer Änderung der Anlagenkennlinie. Die damit einhergehende
Betriebspunktänderung hat nur eine geringe Auswirkung auf den verminderten Energieverbrauch
während einer
Entzunderungspause.
[0014] In einer vorteilhaften Ausprägung der Erfindung ist vorgesehen, dass mehrere Pumpen
zur Druckerzeugung parallel geschaltet sind, wobei jede Pumpe mittels eines polumschaltbaren
Pumpenmotors angetrieben ist. Insbesondere für eine Warmbreitbandstraße oder eine
Grobblechstraße ist es sinnvoll, wenn 2 bis 3 Pumpen zum Einsatz kommen. Die einzelnen
Aggregate sind dann kleiner. Neben geringeren Investitionskosten bedeutet dies eine
einfache Reparaturmöglichkeit, da bei einem Defekt in der Regel nur ein Aggregat getauscht
werden muss. Zudem steigt die Bedeutung der erzielbaren Energieeinsparung bei Großanlagen
mit mehreren Pumpen.
[0015] Von Vorteil ist es, eine Redundanz der Pumpen vorzusehen. Eine Pumpe wird im Standby-Betrieb
parallel zu den im Normalbetrieb arbeitenden Pumpen geschaltet. Bei einem Defekt oder
einem geplanten Pumpentausch kommt die zusätzliche Pumpe zum Einsatz, wodurch eine
Unterbrechung des Gieß- bzw. Walzvorgangs vermieden wird.
[0016] Günstig ist es zudem, wenn jeder Pumpenmotor mittels einer gemeinsamen Steuerung
angesteuert ist. Entzunderungsanlagen in Walzwerken weisen in der Regel eine leistungsstarke
Steuerung (z.B. SIMATIC S7) auf. Es ist deshalb sinnvoll, diese Steuerung für die
Polumschaltung aller Pumpenmotoren einzurichten. Die Steuerung überwacht dann alle
Umschaltungen oder Anläufe, sodass es beispielsweise beim Umschalten von hoher Drehzahl
auf eine niedrige Drehzahl nicht zu einem unerwünschten übersynchronen Bremsen kommt.
[0017] In einer einfachen Ausprägung der Erfindung ist vorgesehen, dass jeder Pumpenmotor
zwei Wicklungssysteme aufweist, welche abwechselnd mittels Polumschaltung an eine
Versorgungsspannung schaltbar sind. Dabei ist es günstig, wenn ein erstes Wicklungssystem
des jeweiligen Pumpenmotors vierpolig ausgeführt ist und wenn ein zweites Wicklungssystem
des jeweiligen Pumpenmotors zweipolig ausgeführt ist. Durch Umschaltung von dem zweiten
Wicklungssystem auf das erste Wicklungssystem wird somit die Drehzahl des Pumpenmotors
halbiert. Eine solche Halbierung reicht aus, um eine beträchtliche Energieeinsparung
während einer Entzunderungspause zu erreichen.
[0018] Sinnvollerweise umfasst der jeweilige Pumpenmotor eine Mittelspannungsschaltzelle
mit Vakuumschütze zur Polumschaltung. Die Vakuumschütze sind mittels der Steuerung
angesteuert und erlauben weit höhere Schaltspiele als gewöhnliche Leistungsschalter.
[0019] Um einen Umschaltvorgang mittels Steuerung zu überwachen ist es von Vorteil, wenn
der jeweilige Pumpenmotor mit einem Drehzahlgeber gekoppelt ist. Bei einer Umschaltung
von einer höheren auf eine niedrigere Drehzahl wird die ermittelte Motordrehzahl mit
der Synchrondrehzahl abgeglichen und auf diese Weise übersynchrones Abbremsen vermieden.
Beispielsweise wird der jeweilige Pumpenmotor während einer Umschaltung kurzzeitig
vom Netz genommen. Der Motor bremst selbstständig herunter. In dieser Phase erfolgt
die Polumschaltung. Erst wenn die Motordrehzahl die niedrigere Synchrondrehzahl erreicht
hat, schaltet die Steuerung den Motor erneut an das Versorgungsnetz.
[0020] Für einen einfachen Schaltungsaufbau mit nur zwei Mittelspannungsschütze pro Pumpenmotor
ist vorgesehen, dass die Wicklungssysteme eines jeweiligen Pumpenmotors als zwei getrennt
angeordnete Wicklungssysteme ausgeführt sind.
[0021] Alternativ dazu kann es sinnvoll sein, wenn zwei Wicklungssysteme eines jeweiligen
Pumpenmotors in einer Stern-/Doppelsternschaltung oder einer Dreieck-/Doppelsternschaltung
angeordnet sind. Auf diese Weise wird ein kompakter Aufbau des jeweiligen Stators
erreicht.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren sieht vor, dass zwei Wicklungssysteme eines jeweiligen
Pumpenmotors mittels Steuerung abwechselnd an eine Versorgungsspannung geschaltet
werden. Dabei wird der jeweilige Pumpenmotor vorteilhafterweise während einer Entzunderungspause
mit einem ersten Wicklungssystem betrieben und während einer Entzunderungszeit mit
einem zweiten Wicklungssystem betrieben.
[0023] Sinnvollerweise ist die Steuerung dazu eingerichtet, während einer Umschaltung von
einem Wicklungssystem auf das andere Wicklungssystem zu überwachen, ob übersynchrones
Bremsen auftritt.
[0024] Von Vorteil ist es zudem, wenn während eines Anlaufvorgangs des jeweiligen Pumpenmotors
mittels Steuerung von einem Wicklungssystem auf das andere Wicklungssystem umgeschaltet
wird.
[0025] Die Erfindung wird nachfolgend in beispielhafter Weise unter Bezugnahme auf die beigefügten
Figuren erläutert. Es zeigen in schematischer Darstellung:
- Fig. 1
- Stern-/Doppelsternschaltung eines Stators
- Fig. 2
- Schaltungsaufbau für eine Polumschaltung mit Stern-/Doppelsternschaltung bzw. Dreieck/Doppelsternschaltung
- Fig. 3
- zwei getrennte Wicklungssysteme eines Stators
- Fig. 4
- Schaltungsaufbau für eine Polumschaltung mit zwei getrennten Wicklungssystemen
- Fig. 5
- Kennlinien
[0026] In der Fig. 1 sind zwei Wicklungssysteme eines Pumpenmotors M dargestellt, wobei
diese in einer sogenannten Stern-/Doppelsternschaltung angeordnet sind. Auf der linken
Seite der Fig. 1 ist ein vierpoliges erstes Wicklungssystem als Sternschaltung dargestellt.
In jedem Zweig der sternförmigen Anordnung sind jeweils zwei Wicklungen in Serie angeordnet.
An den Enden der Zweige befinden sich erste Statoranschlüsse 1U, 1V, 1W. Zwischen
den jeweils zwei Wicklungen eines Zweigs befinden sich zweite Statoranschlüsse 2U,
2V, 2W. Während eines Betriebs mit dem ersten Wicklungssystem sind nur die ersten
Statoranschlüsse 1U, 1V, 1W an eine
Versorgungsspannung geschaltet.
[0027] Ein zweipoliges zweites Wicklungssystem entsteht, indem die ersten Statoranschlüsse
1U, 1V, 1W von der
Versorgungsspannung getrennt und miteinander verbunden werden. Zudem werden die zweiten
Statoranschlüsse 2U, 2V, 2W an die Versorgungsspannung geschaltet. Man erhält die
Doppelsternschaltung. Während der Sternschaltung mit dem ersten Wicklungssystem läuft
der Motor mit einer niedrigen Drehzahl. Eine Umschaltung auf die Doppelsternschaltung
mit dem zweiten Wicklungssystem bewirkt eine höhere Motordrehzahl. Das Leistungsverhältnis
ist dabei in etwa 0,3:1.
[0028] Eine ähnliche Variante stellt die Dreieck-/Doppelsternschaltung dar. Diese unterscheidet
sich von der zuvor erläuterten dadurch, dass das erste Wicklungssystem in einer Dreiecksschaltung
angeordnet ist. Jeder Zweig der Dreiecksschaltung weist wiederum jeweils zwei in Serie
angeordnete Wicklungen auf. An den Eckpunkten des Dreiecks befinden sich die ersten
Statoranschlüsse 1U, 1V, 1W. Zwischen den jeweils zwei Wicklungen eines Zweiges befinden
sich die zweiten Statoranschlüsse 2U, 2V, 2W. Die äußere Verschaltung zum Unschalten
zwischen erstem und zweitem Wicklungssystem beleibt unverändert. Die beschriebenen
Polumschaltungen mit Umschaltungen zwischen Stern- bzw. Dreieckschaltung und Doppelsternschaltung
sind auch als Dahlanderschaltung bekannt.
[0029] In Fig. 2 ist eine beispielhafte äußere Verschaltung einer Dahlanderschaltung dargestellt.
Die zweiten Statoranschlüsse 2U, 2V, 2W sind über einen ersten Schütz Q1 an die Phasen
L1, L2, L3 einer Versorgungsspannung anschließbar. Die ersten Statoranschlüsse 1U,
1V, 1W sind über einen zweiten Schütz Q2 an die die Phasen L1, L2, L3 einer Versorgungsspannung
anschließbar und über einen dritten Schütz Q3 miteinander verbindbar. Vor dem ersten
und zweiten Schütz Q1, Q2 ist jeweils ein Motorschutzschalter QS1, QS2 angeordnet.
Anstelle zweier Schutzschalter QS1, QS2 kann auch nur ein Schutzschalter in einer
gemeinsamen Anschlussleitung angeordnet sein. Auch andere bekannte Schutzeinrichtungen
können eine geeignete Absicherung des Pumpenmotors M sicherstellen.
[0030] Die bevorzugt als Vakuumschütze ausgebildeten Schütze Q1, Q2, Q3 und die Schutzschalter
sind mit einer Steuerung STR verbunden. Dieser Steuerung ist auch das Signal eines
Drehzahlgebers D zugeführt. Mittels Steuerung STR erfolgt die Polumschaltung. Zudem
überwacht die Steuerung STR die Anläufe und Umschaltvorgänge, sodass es beim Umschalten
von hoher Drehzahl auf die niedrigere Drehzahl nicht zu übersynchronem Bremsen kommt.
Außerdem wird der Pumpenmotor M mittels einer Polumschaltung hochgefahren, wodurch
die Anlaufströme am starren Netz gegenüber Systemen mit Festdrehzahl erheblich reduziert
werden. Die Steuerung ist zudem zur Durchführung von Schutzfunktionen eingerichtet.
Dazu zählen etwa der Schutz vor Überströmen (I
2t-Überwachung) und die Beschränkung der Schaltspiele auf einen für die Schütze zulässigen
Wert.
[0031] Entsprechend den Anforderungen an die Entzunderungsanlage sind zusätzliche Pumpen
P2, P3, PS an die Steuerung STR angeschlossen. Dabei arbeiten z.B. einige Pumpen P1,
P2, Pn im Normalbetrieb und eine Pumpe PS im Standby-Betrieb. Eine Ansteuerung aller
Pumpen P1, P2, Pn, PS mittels einer gemeinsamen Steuerung STR vereinfacht ein abgestimmtes
Hochfahren und Umschalten der einzelnen Pumpen P1, P2, Pn, PS. Ein Polumschalten aller
im Einsatz befindlichen Pumpen P1, P2, Pn kann entweder synchron oder nacheinander
erfolgen. Im letzteren Fall trägt die Anordnung mehrerer Pumpen P1, P2, Pn dazu bei,
dass der Druck nicht schlagartig abfällt oder ansteigt. Die Belastung des Systems
wird damit niedrig gehalten.
[0032] Eine alternative Ausprägung der Erfindung ist in den Figuren 3 und 4 dargestellt.
Fig. 3 zeigt zwei voneinander getrennte Wicklungssysteme eines Stators. Das links
dargestellte vierpolige erste Wicklungssystem ist eine Sternschaltung mit den ersten
Statoranschlüssen 1U, 1V, 1W. Das rechts dargestellte zweipolige Wicklungssystem ist
eine Sternschaltung mit den zweiten Statoranschlüssen 2U, 2V, 2W.
[0033] Fig. 4 zeigt einen beispielhaften Aufbau einer Schaltung zum Umschalten zwischen
zwei getrennten Wicklungssystemen. Dabei sind zwei Schütze Q1, Q2 angeordnet, mittels
derer jeweils ein Wicklungssystem an die Phasen L1, L2, L3 einer Versorgungsspannung
schaltbar sind. Zudem sind Schutzeinrichtungen F1, F2, F3 zum Schutz vor Überströmen
vorgesehen. Diese Schutzeinrichtungen F1, F2, F3 sind ebenso wie die Schütze Q1, Q2
mit einer Steuerung STR verbunden. Die Steuerung STR hat dabei die bereits oben zu
Fig. 2 beschriebene Funktionalitäten.
[0034] Insbesondere mit zwei getrennten Wicklungssystemen sind unterschiedlichste Polzahlen
und somit Drehzahlverhältnisse realisierbar. Ebenso erstreckt sich die Erfindung auf
Statoren mit mehr als zwei Wicklungssystemen. Wenngleich sich dadurch der Schaltungsaufbau
verkompliziert, kann dies zum Beispiel für Entzunderungsanlagen mit besonderen Anforderungen
bezüglich Stromentnahme während des Anlaufens sinnvoll sein.
[0035] In Fig. 5 sind die Kennlinien einer Pumpe P1, P2, Pn, PS und einer Entzunderungsanlage
dargestellt. Im oberen Diagramm ist eine Förderhöhe H über einer Fördermenge Q angegeben.
Das untere Diagramm zeigt die Pumpen- bzw. Motorleistung L über der Fördermenge Q.
Für den Anwendungsfall ohne Bypass ändert sich die Anlagenkennlinie A nicht. Durch
die Polumschaltung von einer höheren Drehzahl zu einer niedrigeren Drehzahl ändert
sich jedoch die Pumpenkennlinie W1, W2. Als Betriebspunkt B1, B2 ergibt sich dabei
immer der Schnittpunkt zwischen Anlagenkennlinie A und Pumpenkennlinie W1 bzw. W2.
[0036] Wird während einer Entzunderungspause die Fördermenge von 100% auf 50% reduziert,
sinkt auch die Förderhöhe von 100% auf zum Beispiel 25%. Die Umschaltung bewirkt,
dass die Leistung L von 100% auf zum Beispiel 12,5% abfällt. Eine Halbierung der Drehzahl
(z.B. 3000U/min auf 1500U/min bei 50Hz Netzfrequenz) ergibt also eine erhebliche Leistungsreduzierung
(ca. 1/8).
[0037] Die Verminderung der Pumpenmotordrehzahl durch Polumschaltung stellt somit für Entzunderungsanlagen
eine einfache und effiziente Möglichkeit zur Energieeinsparung dar. Zudem ist die
Erfindung für bestehende Anlagen einsetzbar, wobei der Umrüstungsaufwand überschaubar
bleibt. In vielen Fällen ist mit einer Amortisation der Investitionskosten durch die
Energiekostensenkung in 2-3 Jahren zu rechnen.
1. Entzunderungsanlage zur Entzunderung in Warmwalzwerken, umfassend wenigstens eine
hydraulische Pumpe (P1), welche mittels eines Pumpenmotors (M) angetrieben ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Pumpenmotor (M) als polumschaltbarer Motor ausgeführt ist und dass der Pumpenmotor
(M) mit einer Steuerung (STR) verbunden ist, welche zur Polumschaltung zwischen Entzunderungszeiten
und Entzunderungspausen eingerichtet ist.
2. Entzunderungsanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Pumpen (P1, P2, Pn) parallel geschaltet sind, wobei jede Pumpe (P1, P2, Pn)
mittels eines polumschaltbaren Pumpenmotors (M) angetrieben ist.
3. Entzunderungsanlage nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass eine zusätzliche Pumpe (PS) im Standby Betrieb vorgesehen ist.
4. Entzunderungsanlage nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Pumpenmotor (M) mittels einer gemeinsamen Steuerung (STR) angesteuert ist.
5. Entzunderungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Pumpenmotor (M) zwei Wicklungssysteme aufweist, welche abwechselnd mittels
Polumschaltung an eine Versorgungsspannung schaltbar sind.
6. Entzunderungsanlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass ein erstes Wicklungssystem des jeweiligen Pumpenmotors (M) vierpolig ausgeführt ist
und dass ein zweites Wicklungssystem des jeweiligen Pumpenmotors (M) zweipolig ausgeführt
ist.
7. Entzunderungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der jeweilige Pumpenmotor (M) eine Mittelspannungsschaltzelle mit Vakuumschütze (Q1,
Q2, Q3) zur Polumschaltung umfasst und dass die Vakuumschütze (Q1, Q2, Q3) mittels
der Steuerung (STR) angesteuert sind.
8. Entzunderungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der jeweilige Pumpenmotor (M) mit einem Drehzahlgeber (D) gekoppelt ist.
9. Entzzunderungsanlage nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Wicklungssysteme eines jeweiligen Pumpenmotors (M) als zwei getrennt angeordnete
Wicklungssysteme ausgeführt sind.
10. Entzzunderungsanlage nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass zwei Wicklungssysteme eines jeweiligen Pumpenmotors (M) in einer Stern-/Doppelsternschaltung
angeordnet sind.
11. Entzzunderungsanlage nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass zwei Wicklungssysteme eines jeweiligen Pumpenmotors (M) in einer Dreieck-/Doppelsternschaltung
angeordnet sind.
12. Verfahren zum Ansteuern einer Entzunderungsanlage nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass zwei Wicklungssysteme eines jeweiligen Pumpenmotors (M) mittels Steuerung (STR) abwechselnd
an eine Versorgungsspannung geschaltet werden.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass während einer Entzunderungspause der jeweilige Pumpenmotor (M) mit einem ersten Wicklungssystem
betrieben wird und dass während einer Entzunderungszeit der jeweilige Pumpenmotor
(M) mit einem zweiten Wicklungssystem betrieben wird.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass während einer Umschaltung von einem Wicklungssystem auf das andere Wicklungssystem
mittels Steuerung (STR) überwacht wird, ob übersynchrones Bremsen auftritt.
15. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass während eines Anlaufvorgangs des jeweiligen Pumpenmotors (M) mittels Steuerung (STR)
von einem Wicklungssystem auf das andere Wicklungssystem umgeschaltet wird.