[0001] Die Erfindung betrifft ein Serviceschiff für Offshore-Anlagen nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Aus
DE 10 2009 016 082 A1 ist eine Vorrichtung zum sicheren Übersetzen von Personal oder Material von einem
Schiff auf ein anderes relativ dazu bewegtes Objekt bekannt. Die Vorrichtung umfasst
eine an dem Schiff angebrachte Be- und Entladeeinrichtung mit einem Transferelement,
z. B. einer Plattform, einer Leiter oder einem Steg, und einer Regeleinrichtung zur
Minimierung der Relativbewegung des Transferelementes relativ zu dem anderen Objekt.
Durch eine solche Vorrichtung wird die Zugänglichkeit von Offshore installierten Windkraftanlagen
verbessert, die eine der wichtigsten Parameter für die Wirtschaftlichkeit von Offshore
installierten Anlagen ist. Der tatsächlich mögliche Zugang hängt dabei im Wesentlichen
von zwei Faktoren ab. Der eine Faktor ist die zum jeweiligen Zeitpunkt herrschende
Wellenhöhe, der andere Faktor ist die Fähigkeit des Zugangssystems, die Wellenbewegungen
möglichst vollständig auszugleichen.
[0003] Durch die Verwendung eines Industrieroboters als Be- oder Entladeeinrichtung, wobei
das Transferelement am freien Ende des Roboterarms als Tragarm angebracht ist oder
mit diesem verbindbar ausgebildet ist, ist der Einsatz einer seriellen Kinematik,
nämlich ein Gelenkarmroboter, möglich. Eine Bewegungskompensation auf kleinem Raum
und damit der Einsatz auf kleineren Schiffen ist möglich. Das Schiff ist beispielsweise
als Katamaran ausgebildet und der Industrieroboter ist auf seinem Heck angeordnet.
Der Industrieroboter ist als sechsachsiger Gelenkarmroboter ausgebildet, so dass dessen
Tragarm um sechs Achsen und damit sechs Freiheitsgraden bewegbar ist. Der Tragarm
ist mittels Servomotoren bewegbar. Die Regeleinrichtung ist an die Servomotoren angeschlossen
und steuert diese. Die Regeleinrichtung ist mit einer Sensoreinheit verbunden, die
die Bewegungen des Schiffes aufnimmt und entsprechende Signale an die Regeleinrichtung
weitergibt.
[0004] Um einen gewissen Sicherheitsabstand zwischen einem Turm der Windenergieanlage und
dem Schiff beim Anlegen sicherzustellen, ist der Turm mit Abstandspollern und das
Schiff mit Rollenfendern versehen. Die Rollenfender dienen beim Heranfahren des Schiffes
an den Turm als Führungen für die Abstandspoller. Zum sicheren Übersetzen von Personal
fährt das Schiff mit den Rollenfendern an seinem Heck gegen die Abstandspoller und
damit in eine definierte Position mit einem bestimmten Abstand vor eine Anlegestelle,
wie eine Leiter des Turms der Windenergieanlage.
[0005] Nachteilig ist, dass solche Roboter relativ schwer, teuer und im Allgemeinen nicht
seewasserfest sind.
[0006] Aus
WO 2007/120039 A1 ist bekannt, die Relativbewegung beim Übersetzen von Personal oder Material von einem
Schiff durch die parallele Kinematik eines Hexapods auszugleichen. Der Platzbedarf
ist dafür allerdings hoch und somit für kleinere, leichtere Schiffe, die konstruktionsbedingt
bereits ein besseres Anlegeverhalten zeigen, nicht geeignet.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Serviceschiff mit stabilisierter
Plattform zu schaffen, das einen sicheren Übergang von Personal und Material von einem
Serviceschiff auf von der Küste entfernte Offshore-Windenergieanlagen ermöglicht.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0009] Hierdurch wird ein Serviceschiff mit stabilisiertem Transferelement geschaffen, das
die sichere Zugänglichkeit von Offshore-Anlagen, insbesondere Offshore-Windenergieanlagen,
bei Seegang erlaubt. Das erfindungsgemäß vorzugsweise leichte und kleine Schiff wird
mit Rollenfendern an die Offshore-Anlage angedockt und rollt daran auf und ab. Zur
Stabilisierung des Transferelementes, insbesondere einer Plattform, sind dann nur
noch zwei Achsen zu regeln, um das Rollen und Stampfen des Schiffes auszugleichen.
Über die kardanische Befestigung des unteren Endes der Säule wird dies möglich. Die
Hebebühne mit vorzugsweise einer Plattform schließlich kompensiert mit dem Hub des
Transferelementes den Wellenhub und gleicht damit die Vertikalbewegung aus. Eine stabilisierte
Be- oder Entladeeinrichtung als Zugangssystem wird so geschaffen, dass sie einen sicheren
Übergang von Personen und Material durch Seegangsausgleich, d.h auch bei schlechtem
Wetter, erlaubt. Die Servicezeiten können folglich erheblich ausgedehnt werden. Durch
die Rollenfender kann das Schiff zudem in horizontaler Richtung einfach geführt werden,
wenn das Schiff an den Abstandspfählen der Anlegestelle einer Offshore-Anlage auf
und ab rollt, da hierdurch die vertikale Schiffsbewegung nicht behindert wird.
[0010] Durch Einsatz von leichten Kohlefaserstrukturen für die Konstruktionsteile der Beoder
Entladeeinrichtung kann dieses Zugangssystem sehr leicht gebaut werden. Ein großer
Vorteil ist darüber hinaus eine hohe Funktionssicherheit und eine hohe Verträglichkeit
gegenüber Salzwasser.
[0011] Durch das geringe Schiffsgewicht kleiner, leichter Serviceschiffe wird die Aufprallenergie
an die Offshore-Anlage begrenzt. Weiterhin werden die Wartungskosten durch die Leichtbaukonstruktion
minimiert.
[0012] Das Schiff kann mit zwei fest miteinander verbundenen Rümpfen, d.h. als Katamaran,
ausgebildet sein. Durch die Katamaranbauweise sind Rollbewegungen minimal. Geringe
Stampfbewegungen ergeben sich bei vorzugsweise langen, schlanken Rümpfen.
[0013] Das erfindungsgemäße Zugangssystem umfasst vorzugsweise eine aktiv kompensierte Be-
oder Entladeeinrichtung mit automatischer Steuerung und hydraulischem oder elektrischem
Antrieb kombiniert mit schiffsseitigen Rollenfendern, das beim Andockvorgang die Bewegung
des Schiffes komplett ausgleichen kann und bei Seegang einen sicheren Übergang vom
Schiff auf die Offshore-Anlage und zurück erlaubt.
[0014] Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind der nachfolgenden Beschreibung und den
Unteransprüchen zu entnehmen.
[0015] Die Erfindung wird nachstehend anhand des in den beigefügten Abbildungen dargestellten
Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Fig. 1 zeigt schematisch eine Seitenansicht eines an eine Offshore-Anlage angedockten
Schiffes bei Seegang,
Fig. 2 zeigt schematisch eine Seitenansicht des Schiffes gemäß Fig. 1 unter Darstellung
weiterer Details,
Fig. 3 zeigt eine Draufsicht des Schiffes gemäß Fig. 2,
Fig. 4 zeigt schematisch eine Seitenansicht eines Schiffes mit einer bugseitig angeordneten
Be- und/oder Entladeeinrichtung,
Fig. 5a bis Fig. 5d zeigen schematisch verschiedene Ansichten der Be- oder Entladeeinrichtung
des Schiffes gemäß Fig. 1.
[0016] Die Fig. 1 bis Fig. 3 zeigen ein Serviceschiff für Offshore-Anlagen mit mindestens
einem Rumpf 1. Die Offshore-Anlage ist beispielsweise eine Windenergieanlage oder
eine sonstige künstliche Plattform-Anlage in Gewässern entfernt von der Küste. Die
Offshore-Anlage kann auch ein Großschiff sein, das ankert oder sich in Fahrt befindet.
[0017] Das erfindungsgemäße Serviceschiff weist deckseitig, insbesondere heckseitig und/oder
bugseitig eine Be- und/oder Entladeeinrichtung 2 auf, die ein Transferelement 3 trägt.
Weiterhin weist das Schiff eine Regeleinrichtung (nicht dargestellt) zum Minimieren
der Relativbewegung des Transferelementes 3 zu einer mit Abstandspfählen 4 ausgebildeten
Anlegestelle der Offshore-Anlage auf. Im Falle einer Windenergieanlage sind die Abstandspfähle
4 beispielsweise an einem Standrohr 6 befestigt. Die Regeleinrichtung dient dazu,
das Transferelement 3 bei Seegang auf konstanter Höhe X zu halten, wie Fig. 1 zeigt.
Erfindungsgemäß steuert die Regeleinrichtung vorzugsweise drei Stellwerte, da drei
Achsen, eine x-Achse, eine y-Achse und eine z-Achse eines Positioniersystems geregelt
werden, wie nachfolgend beschrieben ist.
[0018] Mit Rollenfendern 7 wird das Schiff unter motorischem Andruck an die durch die Abstandspfähle
4 definierte Festmachachse positioniert. Die Schiffsmotoren drücken das Schiff über
die Rollenfender 7 in eine Andockstellung an den Abstandspfählen 4, bei der das Schiff
an den Abstandspfählen 4 auf und ab rollen kann. Die vertikale Position des Schiffes
und auch die Roll- und Stampfwinkel des Schiffes bleiben dabei frei und werden durch
die Be- und/oder Entladeeinrichtung 2 ausgeglichen, und zwar vorzugsweise aktiv ausgeglichen.
Die horizontale Position des Schiffes wird vorzugsweise durch den motorischen Andruck
des Schiffes mittels der Rollenfender 7 fixiert.
[0019] Die Be- und/oder Entladeeinrichtung 2 ist, wie Fig. 5a und Fig. 5d zeigen, als Hebebühne
ausgebildet mit mindestens einer Säule 9, an der das Transferelement 3 als Ausleger
heb- und senkbar ist. Die Säule 9 definiert eine z-Achse und weist ein unteres kardanisch
befestigtes Säulenlager 10 auf, das die mindestens eine Säule 9 in zwei zueinander
rechtwinkligen Richtungsachsen, die x-Achse und die y-Achse, kippbar lagert, die zur
Festmachachse als räumliche Achse der Höhenanzeige ein Positioniersystem bilden. Mittels
der Regeleinrichtung wird eingestellt, dass die Säule 9, d.h. die z-Achse, bei Roll-
und Stampfbewegungen des Schiffes senkrecht bleibt und damit vorzugsweise parallel
zur Festmachachse, wie Fig. 1 zeigt. Ein vorzugsweise orthogonales Positioniersystem
zur Festmachachse ist ausbildbar.
[0020] Zum Ausgleich von Roll- und Stampfbewegungen des Schiffes fluchten die Richtungsachsen,
d.h. die x-Achse und die y-Achse mit einer Längs- und Querachse des Schiffes. Die
Rollenfender 7 dienen insbesondere für eine abstandsfeste Positionierung des Hecks
an den Abstandspfählen 4, wozu die Rollenfender 7 vorzugsweise in Paaren angeordnet
sind zum Ausbilden eines Andockplatzes.
[0021] Das Transferelement 3 ist vorzugsweise als Plattform ausgebildet, die zudem teleskopisch
ausfahrbar sein kann, wie Fig. 5 zeigt.
[0022] Die Säule 9, die hier als Rahmen ausgebildet ist, kann zum Ausgleich der Roll- und
Stampfwinkel mit Antriebselementen 11, 12, wie Hydraulikzylindern oder elektrischen
Linearantrieben, die die Säule in x- und y-Richtung schräg stellen, ausgebildet sein.
Die Kippwinkel α liegen jeweils im Bereich von 0° bis ± 15°. Ein Kippen um die Y-Achse
gleicht einen Stampfwinkel aus. Ein Kippen um die x-Achse gleicht einen Rollwinkel
aus. Gemäß Fig. 1 liegt der Roll- und Stampfwinkel bei beispielsweise ± 10°.
[0023] Das Transferelement 3 kann zum Ausgleich der Wellenhöhe mittels ähnlicher Antriebselemente
oder auch motorisch mit Zahnriemen oder Ketten vertikal verfahren werden. Der horizontale
Teleskopauszug des Transferelementes 3 ist dabei als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme
gedacht und erlaubt mittels einer Federungsfunktion eine gewisse Fehlertoleranz des
Systems. Das Transferelement 3 ist also vorzugsweise eine Plattform, die längenverstellbar
ist.
[0024] Mittels Sensoren und einer elektronischen Steuerung können dann die Antriebe der
Antriebselemente 11, 12 und die Hubbewegung des Transferelementes 3 so gesteuert werden,
das die vertikale Säule 9 auch bei starken Bewegungen des Schiffes im Seegang senkrecht
bleibt und das Transferelement 3 die gleiche Höhe im Raum behält. Damit behält das
Transferelement 3 dann auch recht genau die gleiche Position relativ zur Offshore-Anlage.
Das Ziel, die Bewegungen des andockenden Schiffes weitgehend zu eliminieren, um so
einen gefahrlosen Übertritt von Personen, ein Umladen von Werkzeugen, Ersatzteilen
oder Hilfsstoffen auf die Offshore-Anlage zu ermöglichen bzw. zu erleichtern, wird
hierdurch gewährleistet. Die Sensorik und Lagerregler der Regeleinrichtung, die die
Soll-Lage des Transferelementes 3 feststellt und Abweichungen dem Regler weitergibt,
der dann die Steuerung übernimmt, basiert auf bekannten Regeleinrichtungen, die die
Schiffsbewegungen über Kreiseltechniken bzw. Kreiselinstrumente aktiv erfassen und
als Sollwerte an die Antriebselemente 11, 12 zum Kippen der Säule 9 und als Sollwerte
an die Hebebühne zum Einstellen der Hubstellung des Transferelementes 3 geben.
[0025] Das Säulenlager 10 ist bei einem beispielsweise als Heckanleger ausgebildeten Schiff
vorzugsweise im Bereich des Schiff-Schwerpunktes angeordnet.
[0026] Die Hebebühne wird gemäß beschriebenem Ausführungsbeispiel durch ein vertikales Rahmengestell
gebildet, das auf einem Kreuzgestell als kardanischem Säulenlager 10 kippbar gelagert
ist.
[0027] Gemäß Fig. 1 bis Fig. 3 ist die Be- und/oder Entladeeinrichtung 2 am Heck des Schiffes
montiert. Das Schiff weist für ein heckseitiges Andocken Rollenfender 7 auf, die heckseitig
montiert sind.
[0028] Fig. 4 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel eines Serviceschiffes bei dem die Beund/oder
Entladeeinrichtung 2 bugseitig angeordnet ist. Die Rollenfender 7 sind dann am Bug
montiert. Im Übrigen gelten die vorstehenden Ausführungen zum Serviceschiff und Be-
und/oder Entladeeinrichtung 2 entsprechend.
[0029] Für ein seitliches Andocken des Schiffes, können die Rollenfender beispielsweise
auch an der Seite des Schiffes montiert sein. Alternativ können die Rollenfender 7
gemäß Fig. 1 und Fig. 4 und die Be- und/oder Entladeeinrichtung 2 schwenkbar montiert
sein, um ein wahlweises Andocken des Schiffes heck- und/oder bugseitig und/oder seitlich
zu ermöglichen.
1. Serviceschiff für Offshore-Anlagen mit einer deckseitig angeordneten Beund/oder Entladeeinrichtung
(2), die ein Transferelement (3) trägt, einer Regeleinrichtung zum Minimieren der
Relativbewegung des Transferelementes (3) zu einer mit Abstandspfählen (4) ausgebildeten
Anlegestelle der Offshore-Anlage und mit Rollenfendern (7) zum Positionieren des Schiffes
unter motorischem Andruck an die durch die Abstandspfähle (4) definierte Festmachachse,
dadurch gekennzeichnet, dass die Be- und/oder Entladeeinrichtung (2) als Hebebühne ausgebildet ist mit mindestens
einer Säule (9), an der das Transferelement (3) als Ausleger heb- und senkbar ist,
und die Säule (9) ein unteres kardanisch befestigtes Säulenlager (10) aufweist, das
die mindestens eine Säule (9) in zwei zueinander rechtwinkligen Richtungsachsen (x-Achse,
y-Achse) kippbar lagert, die zur Festmachachse als räumliche Achse der Höhenanzeige
ein Positioniersystem bilden.
2. Serviceschiff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zum Ausgleich von Roll- und Stampfbewegungen des Schiffes die Richtungsachsen (x-Achse,
y-Achse) mit einer Längs- und Querachse des Rumpfes (1) fluchten.
3. Serviceschiff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass Kippwinkel (α) der mindestens einen Säule (9) jeweils im Bereich von 0° bis ± 15°
liegen.
4. Serviceschiff nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die mindestens eine Säule (9) mittels Hubzylindern (11, 12) an den Richtungsachsen
(x-Achse, y-Achse) kippbar ist.
5. Serviceschiff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Hubzylinder (11, 12) und eine Hubfunktion der Hebebühne in Richtung einer z-Achse
durch eine Regeleinrichtung ansteuerbar sind.
6. Serviceschiff nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Transferelement (3) als Plattform ausgebildet ist, die längenverstellbar ist.
7. Serviceschiff nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Rollenfender (7) zum horizontalen Fixieren des Schiffes sind.
8. Serviceschiff nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass für eine abstandsfeste Positionierung des Schiffs an den Abstandspfählen (4) die
Rollenfender (7) in Paaren angeordnet sind.
9. Serviceschiff nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Hebebühne als Säule (9) ein vertikales Rahmengestell aufweist, das auf einem
Kreuzgestell kippbar gelagert ist.