[0001] Verfahren zur Temperaturkontrolle des Metallbades während des Blasprozesses in einem
Konverter
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kontrolle des Blasprozesses in einem Konverter,
wobei durch Ermittlung der Temperatur und des Kohlenstoffgehaltes des Metallbades
sowie durch Abgasanalysen der zeitliche Verlauf des Blasvorgangs gesteuert wird.
[0003] Neben der mit einer Zeitverzögerung verbundenen Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes
ist die Messung und Regelung der Metallbadtemperatur eine wesentliche Zielgröße am
Ende des Konverterprozesses.
[0004] Eine berührungslose Messung der Metallbadtemperatur mit beispielsweise einem Strahlungsmessgerät
scheidet aus, weil auf der Metallschmelze eine dicke Schlackeschicht schwimmt, deren
Temperatur unbestimmt niedriger ist und zusätzlich Staub und heiße Abgase die Messung
erschweren. Es ist deshalb üblich, zur manuellen Temperaturmessung den Konverterprozess
zu unterbrechen, um beispielsweise Messlanzen mit endseitig angebrachten Thermoelementen
in das geschmolzene Metall einzuführen. Die hierfür benötigte Zeitspanne erschwert
die Prozesssteuerung und den Prozessablauf. In der Folge wurden deshalb kontinuierliche
in situ Temperaturmessungen der Metallbadtemperatur während des Konverterprozesses
vorgeschlagen, die zu einer deutlichen Effizienzsteigerung führten.
[0005] So wird in der
EP 0 208 067 B1 eine Vorrichtung zur Temperaturmessung an einem Konverter beschrieben, bestehend
aus einem in die Stahlschmelze hineinragenden, geradlinig verlaufenden Kanal mit einem
angebauten Strahlungsmessgerät, durch den ein inertes Gas mit hoher Strömungsgeschwindigkeit
gegen die Stahlschmelze geführt wird, wobei das Strahlungsmessgerät die Temperatur
der durch den Kanal fallenden Strahlung und der durch das Gas aus der Stahlschmelze
herausgelösten Partikel bestimmt.
[0006] In der
WO 2007/079894 A1 wird ein Konverter mit einer Messvorrichtung zur optischen Temperaturbestimmung des
geschmolzenen Metalls beschrieben, wobei die vom Metall emittierte elektromagnetische
Strahlung durch einen Lichtwellenleiter zur Bestimmung der Temperatur des Metalls
zu einem optischen Detektor geleitet wird.
[0007] Schließlich ist aus der
DT 27 07 502 A1 ein Verfahren zum Steuern der Temperatur von geschmolzenem Stahl und des Kohlenstoffgehaltes
in einem Sauerstoffkonverter bekannt. Ausgehend von der Überlegung, dass die Temperatur
und der Kohlenstoffgehalt des geschmolzenen Stahles äußerst genau vorausgesagt werden
können, indem die Menge des in der Schlacke angesammelten Sauerstoffes oder schlackenbildenden
Sauerstoffs aufgrund von Oxidation und die Menge der Entkohlung, die von den Abgasen
erhalten wird, betrachtet wird, werden im Einzelnen zu entsprechenden Berechnungen
folgende Messschritte durchgeführt:
- Gleichzeitiges Messen der Temperatur und des Kohlenstoffgehaltes des geschmolzenem
Stahls zu einer geeigneten Zeit (Nachweiszeitpunkt) während des Verlaufs des Blasprozesses
ohne Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr,
- kontinuierliches Messen der Menge und der Zusammensetzung der Abgase nach diesem Nachweiszeitpunkt,
- kontinuierliches Messen der Menge des Sauerstoffs, der nach dem Nachweiszeitpunkt
zugeführt werden muss.
[0008] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren
zur Abschätzung der Temperatur des Metallbades als ein einfaches und unkompliziertes
Werkzeug zur Prozesssteuerung anzugeben.
[0009] Die gestellte Aufgabe wird mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 dadurch
gelöst, dass zur Temperaturkontrolle und Abschätzung der Temperatur des Metallbades
die von einem T-Sub-Modell kontinuierlich vor der Abgasentstaubung gemessenen Abgastemperaturen
T
W(t) mit der azyklisch ermittelten tatsächlichen Metallbadtemperatur T
M(t
inb) zu einer kalkulierten Metallbadtemperatur T
M(t) kombiniert werden und die so erhaltenen Temperaturwerte mit den in einem Konvertermodell
berechneten Steuersignalen zum Blasen verknüpft werden.
[0010] Das T-Sub-Modell ist unabhängig von dem Konvertermodell und hat übergeordnete Funktion.
So errechnet beispielsweise das Konvertermodell die O
2-Mengen und liefert das Steuersignal zum Blasen, während das T-Sub-Modell die Stahltemperatur
im Konverter nur auf Basis der Abgastemperatur verfolgt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt
t
inb, an dem die so genannte Inblow-Messung durchgeführt wird (die Stahltemperatur wird
mit der Sublanze oder Handmessung ermittelt), wird die Abgastemperatur mit der Differenz
der momentanen Metallbad- und Abgastemperatur zu einer kalkulierten Temperatur T
M(t) des Metallbades kombiniert.
[0011] Zur Berechnung der kalkulierten Metallbadtemperaturen T
M(t) sind die mit Hilfe der zum Zeitpunkt t
inb azyklisch ermittelte tatsächliche Metallbadtemperatur T
M(t
inb), die Abgastemperatur T
W(t
inb) und die kontinuierlich gemessenen Abgastemperaturen T
W(t) durch folgenden Rechnungsgang miteinander verknüpft:
- a) Berechnung der konstanten Temperaturdifferenz ΔT zwischen der gemessenen tatsächlichen
Metallbadtemperatur TM(tinb) zum Zeitpunkt tinb der Inblow-Messung und der gemessenen Abgastemperatur Tw(tinb) zu demselben Zeitpunkt als

- b) Kalkulation der Metallbadtemperatur TM(t) mit Einbeziehung der azyklisch gemessenen Abgas- und Metalltemperatur TW(tinb), TM(tinb) und der durch das T-Sub-Modell (1) kontinuierlich gemessenen Abgastemperaturen TW(t) mit

- c) Die nach Gleichung (1) und (2) kalkulierte Metallbadtemperatur TM(t) wird mit der Sollwert-Endtemperatur TA(tf) zur Bestimmung des Blasendes durch kontinuierliche Differenzbildung verglichen:

[0012] Wenn die Differenz einen vorbestimmten ΔT-Parameter, beispielsweise
+ 10 K erreicht, wird dem Operator mitgeteilt, dass die vorgesehene Temperatur T
A(t
f) erreicht worden ist.
[0013] In Abhängigkeit von dem bei diesem Zeitpunkt gemessenen Kohlenstoffgehalt des Metallbades,
angestrebt wird hier der Sollwert Caim, ergeben sich für den Operator folgende weitere
durchzuführende Maßnahmen:
- Caim ist erreicht und TA(tf) ist nicht erreicht weiteres Blasen
- Caim ist nicht erreicht und TA(tf) ist nicht erreicht weiteres Blasen
- Caim ist nicht erreicht und TA(tf) ist erreicht weiteres Blasen (mit entsprechender Kühlung)
- Caim ist erreicht und TA(tf) ist erreicht Blasende.
[0014] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend an in schematischen
Zeichnungsfiguren dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0015] Es zeigen:
- Figur 1
- Zeitlicher Verlauf des Blasprozesses,
- Figur 2
- Kombination des T-Sub-Modells mit dem Konvertermodell.
[0016] In der Figur 1 ist in Form eines Diagramms der zeitliche Verlauf des Blasprozesses
mit den gemessenen Abgastemperaturen T
W(t) während des Blasens sowie die Sollwert-Endtemperatur T
A(t
f) des Metallbades dargestellt. Zur Vervollständigung sind auch Angaben über die chemischen
Bestandteile des Abgases aufgeführt, auf die aber nicht näher eingegangen wird.
[0017] Nach einem Prozessverlauf von ca. 14 Minuten wurde eine Inblow-Messung durchgeführt
und dieser Zeitpunkt in Form einer gepunkteten vertikalen Gerade t
inb eingezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt t
inb wurden eine Abgastemperatur T
w(t
inb) von 831°C und eine Metallbadtemperatur T
M(ti
nb) von 1550 °C gemessen. Diese Inblow-Messwerte ergeben mit den kontinuierlich ermittelten
Abgastemperaturen T
W(t) dann die nach den Gleichungen (1) und (2) berechnete kalkulierte Metallbadtemperatur
T
M(t), die in der Figur 1 als gestrichelte Kurve eingezeichnet ist. Sobald sich diese
Kurve T
M(t) mit der Sollwert-Endtemperatur T
A(t
f) mit einem ΔT-Parameter von beispielsweise ± 10 K schneidet, wird der Prozesszustand
bezüglich der Temperatur erreicht und das Blasen kann, wenn auch der gewünschte Kohlenstoffgehalt
im Metallbad erreicht ist, gestoppt werden. Dieser Zeitpunkt ist in der Figur 1 mit
einer vertikalen Linie 10 eingezeichnet.
[0018] In der Figur 2 ist eine mögliche Verknüpfung des T-Sub-Modells 1 mit einem Konvertermodell
2 eingezeichnet, wobei diese Verknüpfung durch entsprechende Abzweigungen und Zusammenführungen
der vorgegebenen Sollwertsignale 3, der gemessenen Eingangssignale 4 und der berechneten
Ausgangssignale 5 herbeigeführt ist.
Bezugszeichenliste
[0019]
- 1
- T-Sub-Modell
- 2
- Konvertermodell
- 3
- Sollwertsignale
- 4
- Eingangsignale
- 5
- Ausgangsignale
- 10
- Zeitpunkt wenn TM(t) = TA(tf)
- tinb
- Zeitpunkt der Inblow-Messung
- TM(tinb)
- gemessene tatsächliche Metallbadtemperatur zum Zeitpunkt tinb
- TW(tinb)
- gemessene tatsächliche Abgastemperatur zum Zeitpunkt tinb
- TW(t)
- kontinuierlich gemessene Abgastemperatur
- TM(t)
- kalkulierte Metallbadtemperatur
- TA(tf)
- Sollwert-Endtemperatur des Metallbades
1. Verfahren zur Kontrolle des Blasprozesses in einem Konverter, wobei durch Ermittlung
der Temperatur und des Kohlenstoffgehaltes des Metallbades sowie durch Abgasanalysen
der zeitliche Verlauf des Blasvorgangs gesteuert wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Temperaturkontrolle und Abschätzung der Temperatur des Metallbades die von einem
T-Sub-Modell (1) kontinuierlich vor der Abgasentstaubung gemessenen Abgastemperaturen
(TW(t)) mit der azyklisch ermittelten tatsächlichen Metallbadtemperatur (TM(tinb))zu einer kalkulierten Metallbadtemperatur (TM(t)) kombiniert werden und die so erhaltenen Temperaturwerte durch Vergleich mit der
Sollwert-Endtemperatur (TA(tf)) des Metallbades mit den in einem Konvertermodell (2) berechneten Steuersignalen
zum Blasen verknüpft werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Kalkulation der Metallbadtemperaturen (T
M(t)) die zu einem Zeitpunkt (t
inb, 10) mit einer Sublanze oder manuell azyklisch ermittelte tatsächliche Metallbadtemperatur
(T
M(t
inb)) mit den zu diesem Zeitpunkt gemessenen Abgastemperatur (T
W(t
inb)) sowie den kontinuierlich gemessenen Abgastemperaturen (T
w(t)) durch folgenden Rechnungsgang miteinander verknüpft sind:
a) Berechnung der konstanten Temperaturdifferenz (ΔT) zwischen der Sollwert-Endtemperatur
(TA(tf)) des Metallbades und der gemessenen tatsächlichen Metallbadtemperatur (TM(tinb)) mit

b) Kalkulation der Metallbadtemperatur (TM(t)) mit Einbeziehung der gemessenen Abgas- und Metalltemperatur (Tw(tinb), TM(tinb)) und der durch das T-Sub-Modell (1) kontinuierlich gemessenen Abgastemperaturen
(TW(t)) mit

c) kontinuierliche Differenzbildung aus der kalkulierten Metallbadtemperatur (TM(t)) und der Sollwert-Endtemperatur (TA(tf))

zur Bestimmung des Blasendes, das dann erreicht ist, wenn die Differenz einen vorbestimmten
ΔT-Parameter, beispielsweise ± 10 K erreicht und der angestrebte Kohlenstoffgehalt
(Caim) des Metallbades gleichfalls erreicht ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei Erreichen der vorgesehenen Temperatur (T
A(t
f)) in Abhängigkeit von dem bei diesem Zeitpunkt gemessenen Kohlenstoffgehalt des Metallbades,
angestrebt wird hier der Sollwert (Caim), folgende weitere Maßnahmen durchzuführen
sind:
| • Caim ist erreicht und TA(tf) ist nicht erreicht |
weiteres Blasen |
| • Caim ist nicht erreicht und TA(tf) ist nicht erreicht |
weiteres Blasen |
| • Caim ist nicht erreicht und TA(tf) ist erreicht |
weiteres Blasen mit entsprechender Kühlung |
| • Caim ist erreicht und TA(tf) ist erreicht |
Blasende. |