[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Hochtemperaturofen, mit dessen Hilfe T(O)C-Messungen
von Proben durchgeführt werden können, um insbesondere gemäß DIN EN 1484 den Anteil
oxidierbaren Kohlenstoffs eines Abwassers bestimmen zu können. Die vorliegende Erfindung
betrifft ferner eine hierfür geeignete Verwendung einer Spinell-Keramik sowie ein
Verfahren zur Durchführung von T(O)C-Messungen von Proben.
[0002] Insbesondere in der Wasser- und Abwasseranalytik wird gemäß DIN EN 1484 der Anteil
oxidierbaren Kohlenstoffs eines Abwassers bestimmt, indem der TOC-Wert (engl.: total
organic carbon) ermittelt wird, wobei der gemessene Kohlenstoffanteil je nach Probe
nicht notwendigerweise organisch gebunden vorliegen muss ("T(O)C-Wert"). Hierzu wird
in einem Hochtemperaturofen eine insbesondere flüssige Probe in einen Verdampfungsraum
eingetropft und im Wesentlichen vollständig oxidiert, so dass der gesamte Kohlenstoff
als CO
2 vorliegt. Die Konzentration des entstandenen CO
2 kann mit einem NDIR (Non-Dispersive Infrarotdetektor) über die Zeit ermittelt werden.
Das resultierende Integral aus der CO
2-Konzentration über die Zeit ist proportional zu dem aus der Probe freigesetzten Kohlenstoff.
Für die Oxidation der Probe wird der Hochtemperaturreaktor auf Temperaturen von ca.
700°C bis 1000°C geheizt. Hierzu ist der Verdampfungsraum des Hochtemperaturreaktors
mit einer entsprechend temperaturfesten Oxid-Keramik, z. B. Al
2O
3, ausgekleidet. Es hat sich jedoch gezeigt, dass sich nach einiger Zeit Salze ablagern,
welche die T(O)C-Messung beeinträchtigen, so dass der durch die Salzablagerungen gealterte
Hochtemperaturofen in bestimmten Wartungsintervallen langsam abgekühlt und von Hand
gereinigt werden muss, bevor der Hochtemperaturreaktor wieder langsam auf die Betriebstemperatur
erwärmt werden kann.
[0003] Es ist die Aufgabe der Erfindung Maßnahmen anzugeben, die eine Reduktion des Ausmaßes
von Alterungseffekten eines Hochtemperaturofens zur T(O)C-Messung ermöglichen.
[0004] Die Lösung der Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß durch einen Hochtemperaturofen mit
den Merkmalen des Anspruch 1, eine Verwendung mit den Merkmalen des Anspruchs 10 sowie
ein Verfahren zur Durchführung von T(O)C-Messungen von Proben mit den Merkmalen des
Anspruchs 11. Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
angegeben.
[0005] Der erfindungsgemäße Hochtemperaturofen zur T(O)C-Messung einer Probe weist ein einen
Verdampfungsraum begrenzendes Ofengehäuse auf, das eine Probenöffnung zum Eintropfen
der Probe aufweist. Erfindungsgemäß ist das Ofengehäuse an einer zum Verdampfungsraum
weisenden Innenseite mit einer Spinell-Keramik ausgekleidet. Als Verdampfungsraum
wird das gesamte Volumen bezeichnet, das durch das Ofengehäuse begrenzt wird.
[0006] Durch die Spinell-Keramik ist der Verdampfungsraum durch ein Material ausgekleidet,
das besonders hohe Temperaturen innerhalb des Verdampfungsraums und somit eine möglichst
vollständige Verbrennung ermöglicht und gleichzeitig sehr temperaturwechselbeständig
ist. Dies ermöglicht es im Wesentlichen bei Betriebstemperatur den Verdampfungsraum
mit einer Spülflüssigkeit zu reinigen und abgelagerte Salze, insbesondere rekristallisierte
anorganische Salze aus dem Verdampfungsraum in der Spülflüssigkeit gelöst oder ungelöst
zu entfernen. Eine Alterung des Hochtemperaturofens durch abgelagerte Salze kann dadurch
vermieden oder zumindest deutlich verzögert werden, wodurch die Betriebskosten über
die Lebensdauer des Hochtemperaturofens reduziert sind. Eine Reinigung von Hand ist
nicht erforderlich. Insbesondere kann eine Reinigung des auf Betriebstemperatur verbleibenden
Hochtemperaturofens zwischen zwei Messungen vorgesehen werden, ohne dass die insbesondere
kontinuierliche T(O)C-Messung von Proben dadurch wesentlich verzögert wird. Eine Beschädigung
der Spinell-Keramik durch die auftreffende Spülflüssigkeit kann aufgrund der hohen
Temperaturwechselbeständigkeit vermieden werden, so dass Mikrorisse und Materialermüdungen
der Spinell-Keramik beim Spülen im Wesentlichen vermieden sind. Ferner ist eine erhöhte
Korrosionsbeständigkeit, insbesondere bei alkalihaltigen Schlacken, erreicht, so dass
der Einsatzbereich des Hochtemperaturofens auf eine Vielzahl unterschiedlicher, beispielsweise
besonders alkalihaltiger, Proben erweitert werden kann. Weiterhin reagiert die Spinell-Keramik
mit Wasser nicht sauer, wohingegen beispielsweise eine Al
2O
3-SiO
2-Keramik als herkömmliche Keramik mit Wasser sauer reagiert. Erfindungsgemäß kann
daher das Auftreten von zusätzlicher Säure vermieden werden, was insbesondere die
Analytik entlastet. Gleichzeitig kann die Messgenauigkeit verbessert werden, da nachfolgende
Messungen durch abgelagerte Salze nicht beeinträchtigt werden. Dies ermöglicht eine
schnelle und genaue online-T(O)C-Messung insbesondere von Abwässern, wie sie beispielsweise
beim Betrieb chemischer Anlagen entstehen. Die Eigenschaften der Spinell-Keramik können
je nach Anwendungsfall angepasst werden, indem bei der Herstellung verschiedene Pulver
mit verschiedenen Zusätzen verwendet werden. Ferner können für die Spinell-Keramik
unterschiedliche Korngrößen und/oder Korngrößenverteilungen eingestellt werden. Darüber
hinaus können insbesondere je nach Mischungsverhältnis der Einsatzstoffe und/oder
Temperaturverläufen beim Brennprozess verschiedenen aktivierte und/oder nicht-aktivierte
Phasen mit entsprechenden vorgesehen Zusammensetzungsanteilen vorgesehen werden.
[0007] Unter einer Spinell-Keramik wird insbesondere ein Keramikmaterial verstanden, das
die Struktur eines Spinells aufweist. Eine Keramik ist dabei ein Material, das insbesondere
durch Glühen beziehungsweise Brennen von feinkörnigem, anorganischem Material bei
erhöhten Temperaturen, beispielsweise in einem Bereich von ≥ 900°C bis ≤1500°C, gesintert
wurde. Keramiken weisen dabei oftmals bevorzugte Eigenschaften mit Bezug auf Temperaturbeständigkeit,
Härte, elektrische Isolation, chemische Beständigkeit, et cetera auf. Eine Spinellstruktur
ist eine kubische Struktur, die durch eine Verbindung des allgemeinen Typs AB
2X
4 gebildet sein kann, wobei A und B insbesondere metallische Elemente sind. Dabei kann
A ein zweiwertiges Metallkation, B ein dreiwertiges Metallkation und X ein Oxid sein.
Beispiele für die zweiwertigen Kationen sind Mg
2+, Fe
2+, Zn
2+, Mn
2+, Cu
2+,Ni
2+, Co
2+, wohingegen die dreiwertigen Kationen insbesondere gebildet sein können durch A1
3+ Fe
3+, Mn
3+, Cr
3+, Fe
3+, Ga
3+. Zwischen den Kationen besteht dabei in weiten Grenzen eine Austauschbarkeit. Spezielle
Spinelle, die erfindungsgemäß geeignet sein können, umfassen insbesondere das gewöhnliche
Spinell (MgAl
2O
4), Zinkspinell (ZnAl
2O
4), Eisenspinell (Fe, Mg)(Al, Fe)O
4, Chromspinell (Fe, Mg)(Al, Cr, Fe)
2O
4 oder Nickelspinell (NiAl
2O
4). Die erfindungsgemäße Spinell-Keramik umfasst dabei Materialien wie oben beschrieben,
sowie Materialien, die als Mischspinelle Substitutionsmischkristalle aufweisen, als
auch Kristalle mit Defektstellen. Darüber hinaus kann die Zusammensetzung in weiten
Grenzen schwanken. Mit Bezug auf das gewöhnliche Spinell beispielsweise sind stöchiometrische
MgAl
2O
4-Spinelle ebenso von der Erfindung umfasst wie etwa MgO-reiche beziehungsweise Al
2O
3-reiche Spinelle.
[0008] Insbesondere weist das Ofengehäuse mindestens eine Spülöffnung zum Einleiten einer
Spülflüssigkeit auf. Die Spülöffnung kann insbesondere von der Probenöffnung verschieden
sein, so dass die Spülflüssigkeit nicht den Weg der Probe kontaminieren und gegebenenfalls
eine nachfolgende Messung verfälschen kann. Beispielsweise ist die Spülöffnung im
Wesentlichen vertikal ausgerichtet, so dass die Spülflüssigkeit in Schwerkraftrichtung
über die zum Verdampfungsraum weisende Oberfläche der Spinell-Keramik herunterrieseln
kann, um den Hochtemperaturofen zu reinigen. Vorzugsweise ist die mindestens eine
Spülöffnung im Wesentlichen horizontal ausgerichtet, so dass die Spülflüssigkeit an
der Begrenzung des Verdampfungsraums über die zum Verdampfungsraum weisende Seite
der Spinell-Keramik entlanglaufen kann. Die Spülflüssigkeit kann zusammen mit den
ausgewaschenen Salzen, die in der Spülflüssigkeit gelöst oder ungelöst vorliegen können,
insbesondere über einen in Schwerkraftrichtung unteren Abfluss ausgetragen werden.
Im Verdampfungsraum verbleibende Spülflüssigkeit kann verdampft werden und vergleichbar
zu einer Probenmessung aus dem Verdampfungsraum ausgetragen werden. Als Spülflüssigkeit
kann Wasser verwendet werden. Es ist aber auch möglich ein organisches, insbesondere
kohlenstoffhaltiges, Lösungsmittel als Spülflüssigkeit zu verwenden. Durch die sowieso
vorgesehene CO
2-Messung kann festgestellt werden, wann die Spülflüssigkeit vollständig verdampft
und aus dem Verdampfungsraum entfernt ist.
[0009] Vorzugsweise ist die Spülöffnung mit mindestens einer Einspritzdüse zum Einleiten
eines Aerosol-Nebels aus Spülflüssigkeit verbunden, wobei die mindestens eine Einspritzdüse
eine im Wesentlichen horizontal ausgerichtete Einleitrichtung aufweist. Die Spülflüssigkeit
kann dadurch als Nebel oder Dampf eingeleitet werden und bei einem entsprechenden
Druck gegen den der Spülöffnung jeweils gegenüberliegenden Bereich der Spinell-Keramik
gesprüht werden. Die Spülflüssigkeit kann durch den dadurch erreichbaren Aufpralldruck
an der Spinell-Keramik festgebackene Salze leichter ablösen. Besonders bevorzugt ist
eine Vielzahl von Spülöffnungen auf einer im Wesentlichen gemeinsamen vertikalen Höhe
in Umfangsrichtung vorzugsweise gleichmäßig verteilt.
[0010] Besonders bevorzugt umfasst die Spinell-Keramik wenigstens einen Zusatzstoff, der
ausgewählt ist aus Verflüssigern, Keramikfasern oder weiteren anorganischen Füllstoffen.
Dabei ist es besonders bevorzugt, wenn der wenigstens eine Zusatzstoff in der Keramik
fein dispergiert beziehungsweise verteilt ist. Auf diese Weise kann eine Anpassung
an besondere Anforderungen der Spinell-Keramik realisiert werden.
[0011] Die Zugabe eines Verflüssigers, auch Wasserreduzierer, Superplastifizierer oder Dispergiermittel
genannt, reduziert den Anmachwasserbedarf deutlich. Aufgrund der Dispergierung können
alle Körner trotz eines geringeren Wassergehalts homogen von allen Seiten benetzt
werden. Durch den gezielten Einsatz von Keramikfasern kann die Keramik beispielsweise
mit Bezug auf Temperaturwechselbeständigkeit oder Oberflächenbeschaffenheit optimiert
und an die gewünschten Anforderungen angepasst werden.
[0012] Es ist ferner bevorzugt, wenn die Spinell-Keramik eine diskontinuierliche Korngrößenverteilung
aufweist. Dadurch wird die Temperaturwechselbeständigkeit beziehungsweise das Thermoschockverhalten
noch weiter verbessert. Die Temperaturwechselbeständigkeit ist insbesondere für ein
Spülen des Ofens von Bedeutung. Eine diskontinuierliche Korngrößenverteilung im Rahmen
der Erfindung bedeutet, dass die Korngrößenverteilung eine Lücke in einem bestimmten
Korngrößenbereich aufweist. Beispielsweise kann die Spinell-Keramik 60-65Masse-% Grobkorn
und 35-40Masse-% Feinkorn aufweisen, wobei das Feinkorn Korngrößen in einem Bereich
von ≥ 1 µm bis ≤ 74µm und das Grobkorn Korngrößen in einem Bereich von ≥ 74µm bis
≤ 700µm umfassen kann.
[0013] Insbesondere weist die Spinell-Keramik Poren auf, die eine Größe in einem Bereich
von ≤10µm aufweisen. Derartig kleine Poren verbessern die Temperaturwechselbeständigkeit
noch weiter und führen bei einer dennoch auftretenden Rissbildung zu einem Runden
der Rissspitze, was an der entsprechenden Stelle zu geringeren Spannung führt. Dabei
können die Poren insbesondere eine Größe von ≥ 0,1 11µm bis ≤ 10 µm aufweisen. Mit
Bezug auf die Poren ist ferner vorteilhaft, wenn die offene Porosität einen Wert in
einem Bereich von ≥ 10 Vol.-% bis ≤ 30 Vol.-% aufweist. Dabei ist die offene Porosität
des Materials die Summe der Hohlräume, die untereinander und mit der Umgebung in Verbindung
stehen, und wird auch als Nutzporosität bezeichnet. Dadurch wird eine hohe Temperaturwechselbeständigkeit
bei gleichzeitig ausreichender Stabilität erreicht.
[0014] Insbesondere ist die Spinell-Keramik als im Wesentlichen iso-statisch gepresstes
Formteil hergestellt oder durch ein Plasmabeschichtungsverfahren hergestellt ist.
Es ist möglich die Spinell-Keramik mit Hilfe des Plasmabeschichtungsverfahrens vergleichbar
zu einem Rapid Prototyping Verfahren in mehreren Schichten auf ein Substrat aufzubringen.
Dies ermöglicht es die Spinell-Keramik auf ein Trägermaterial aufzubringen, das leichter
verbaut werden kann, um den Verdampfungsraum auszukleiden. Erforderlichenfalls können
mehrere Spinell-Keramik-Schichten übereinander vorgesehen werden, so dass bei einer
Revision eine oder mehrere der oberen Schichten von einer darunterliegenden Schicht
abgetrennt werden können, um eine einheitliche unverbrauchte Oberfläche bereitstellen
zu können.
[0015] Insbesondere weisen die unterschiedlichen Schichten eine unterschiedliche Zusammensetzung
und/oder Korngrößenverteilung auf. Dadurch kann beispielsweise in unteren Schichten
für eine ausreichende Stabilität gesorgt werden, wohingegen die oberen Schichten an
die Messaufgabe angepasst werden. Insgesamt ist so eine noch bessere Anpassung der
Spinell-Keramik an die Messaufgaben möglich.
[0016] Das Dampf/CO
2-Gemisch, das aus der flüssigen zu messenden Probe durch Verdampfen und Oxidation
erhalten wird, wird in der Regel direkt über eine Auslassöffnung, die sich an dem
Ofengehäuse befindet, das den Verdampfungsraum begrenzt, zu dem NDIR (Non-Dispersive
Infrarotdetektor) geleitet, über den die Konzentration des entstandenen Kohlendioxids
ermittelt wird. Durch das spontane Verdampfen der zu messenden Probe entstehen am
Detektor pulsierende Messsignale. Dies korreliert mit der Eintropfungsfrequenz des
Messgutes am Ofeneingang. Die aus der Probe entstehende CO2-Menge strömt somit frequentiell,
pulsierend am NDIR Detektor vorbei. Der Detektor ermittelt dementsprechend nicht konstante
sondern stark schwankende Messwerte, worunter die Messgenauigkeit des Messsystems
leiden kann. Um konstantere Messsignale zu erhalten, kann der erfindungsgemäße Hochtemperaturofen
zur T(O)C-Messung dahingehend modifiziert sein, dass das Dampf/CO
2-Gemisch durch konstruktive Elemente auf dem Weg innerhalb des Verdampfungsraumes
zur Auslassöffnung umgelenkt wird. Die konstruktiven Elemente können sich unbefestigt
im Verdampfungsraum befinden, indem sie sich gegenseitig berühren. Alternativ können
die konstruktiven Elemente durch horizontale und/oder vertikale Erhebungen variabel
im Verdampfungsraum des Hochtemperatur-Ofens angebracht werden. Die konstruktiven
Elemente können an der Innenwand des Verdampfungsraumes befestigt sein. Alternativ
können die konstruktiven Elemente auch untereinander befestigt sein. Dabei können
unterschiedliche konstruktive Elemente miteinander kombiniert werden. Es können auch
befestigte und unbefestigte konstruktive Elemente miteinander kombiniert werden, sowohl
wenn sie von gleicher als auch von unterschiedlicher Form sind. Die durch die konstruktiven
Elemente erzeugten untereinander verbundenen Hohlräume wirken als Puffervolumina.
Dadurch werden die Druckschwankungen auf dem Weg innerhalb vom Verdampfungsraumes
über die Auslassöffnung zum NDIR kompensiert. Die konstruktiven Elemente können z.B.
dreidimensionale Körper sein, wie z.B. Kugeln, Quader, Ringe, Kegel oder Zylinder
oder auch jegliche anders geformte dreidimensionale Körper. Es können auch andere
konstruktive Elemente wie gerade oder gebogene Platten, Streben oder andere flache
Elemente verwendet werden. Die konstruktiven Elemente können aus unterschiedlichen
Materialien bestehen. Bevorzugt bestehen die konstruktiven Elemente aus Spinell-Keramik
oder sind mit dieser beschichtet. Besonders bevorzugt bestehen die konstruktiven Elemente
aus bzw. sind beschichtet mit derselben Spinell-Keramik, wie sie zur Auskleidung des
Verdampfungsraums des Hochtemperaturofen zur T(O)C-Messung eingesetzt wird. Ein weiterer
Effekt dieser konstruktiven Veränderung ist, dass durch das Umlenken des Dampf/CO
2-Gemisches nicht verdampfbare Bestandteile, in der Regel anorganische Salze, die bei
der Oxidation der Probe entstehen oder in der Probe enthalten sind, bevorzugt im Verdampfungsraum
festgehalten werden und nicht zur Auslassöffnung und weiter bis zum NDIR gelangen.
Dadurch werden Wartungsintervalle der gesamten Analysenvorrichtung zusätzlich vergrößert
und damit die Betriebskosten gesenkt.
[0017] Die Erfindung betrifft ferner eine Verwendung einer Spinell-Keramik zum Auskleiden
eines Verdampfungsraums eines Hochtemperaturofen zur T(O)C-Messung einer Probe, wobei
der Hochtemperaturofen insbesondere wie vorstehend beschrieben aus- und weitergebildet
ist. Die Spinell-Keramik ist vorzugsweise wie vorstehend anhand des Hochtemperaturofens
beschrieben ausund weitergebildet. Durch die Spinell-Keramik ist der Verdampfungsraum
durch ein Material ausgekleidet, das besonders hohe Temperaturen innerhalb des Verdampfungsraums
und somit eine möglichst vollständige Verbrennung ermöglicht und gleichzeitig sehr
temperaturwechselbeständig ist. Dies ermöglicht es im Wesentlichen bei Betriebstemperatur
den Verdampfungsraum mit einer Spülflüssigkeit zu reinigen und abgelagerte Salze,
insbesondere rekristallisierte anorganische Salze aus dem Verdampfungsraum in der
Spülflüssigkeit gelöst oder ungelöst zu entfernen. Eine Alterung des Hochtemperaturofens
durch abgelagerte Salze kann dadurch vermieden oder zumindest deutlich verzögert werden.
Hierbei wird die Erkenntnis ausgenutzt, dass eine Spinell-Keramik nicht nur beim Umgang
mit flüssigen Metallschmelzen oder Metallschlacken, beispielsweise als Gießform, gut
einsetzbar ist, sondern auch bei Analytikgeräten, wie beispielsweise bei der T(O)C-Messung,
wobei es hierbei nicht so sehr auf die ansonsten im Vordergrund stehende Temperaturformbeständigkeit
sondern auf die Temperaturwechselbeständigkeit ankommt.
[0018] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Durchführung von T(O)C-Messungen
von Proben, bei dem ein Bereitstellen eines Hochtemperaturofen erfolgt, wobei der
Hochtemperaturofen einen mit einer Spinell-Keramik ausgekleideten Verdampfungsraum
aufweist. Der Hochtemperaturofen ist insbesondere wie vorstehend beschrieben aus-
und weitergebildet. Ferner erfolgt ein Aufheizen des Verdampfungsraums auf Betriebstemperatur
und ein Einleiten einer Probe in den Verdampfungsraum. Zusätzlich erfolgt ein Verdampfen
und/oder Oxidieren der Probe in dem Verdampfungsraum und ein Messen der entstandenen
CO
2-Menge. Erfindungsgemäß erfolgt ein Einleiten einer Spülflüssigkeit in den Verdampfungsraum
im Wesentlichen bei Betriebstemperatur zur Entfernung von innerhalb des Verdampfungsraums
rekristallisierten anorganischen Salzen aus der Probe. Das Verfahren kann insbesondere
wie vorstehend anhand des Hochtemperaturofens beschrieben aus- und weitergebildet
sein. Durch die Spinell-Keramik ist der Verdampfungsraum durch ein Material ausgekleidet,
das besonders hohe Temperaturen innerhalb des Verdampfungsraums und somit eine möglichst
vollständige Verbrennung ermöglicht und gleichzeitig sehr temperaturwechselbeständig
ist. Dies ermöglicht es im Wesentlichen bei Betriebstemperatur den Verdampfungsraum
mit einer Spülflüssigkeit zu reinigen und abgelagerte Salze, insbesondere rekristallisierte
anorganische Salze aus dem Verdampfungsraum in der Spülflüssigkeit gelöst oder ungelöst
zu entfernen. Eine Alterung des Hochtemperaturofens durch abgelagerte Salze kann dadurch
vermieden oder zumindest deutlich verzögert werden.
[0019] Somit ist es erfindungsgemäß möglich, ein Verfahren zur TOC-Messung von Proben durchzuführen,
das die Schritte Bereitstellen eines Hochtemperaturofen, wobei der Hochtemperaturofen
einen mit einer Spinell-Keramik ausgekleideten Verdampfungsraum aufweist, Aufheizen
des Verdampfungsraums auf Betriebstemperatur, Einleiten einer Probe in den Verdampfungsraum,
Verdampfen und/oder Oxidieren der Probe in dem Verdampfungsraum, Messen der entstandenen
CO
2-Menge und Einleiten einer Spülflüssigkeit in den Verdampfungsraum im Wesentlichen
bei Betriebstemperatur zur Entfernung von innerhalb des Verdampfungsraums rekristallisierten
anorganischen Salzen aus der Probe umfasst.
[0020] Insbesondere wird die Spülflüssigkeit in den Verdampfungsraum als Aerosol-Nebel eingedüst.
Die Spülflüssigkeit kann dadurch als Nebel oder Dampf eingeleitet werden und bei einem
entsprechenden Druck gegen den der Spülöffnung jeweils gegenüberliegenden Bereich
der Spinell-Keramik gesprüht werden. Die Spülflüssigkeit kann durch den dadurch erreichbaren
Aufpralldruck an der Spinell-Keramik festgebackene Salze leichter ablösen. Besonders
bevorzugt ist eine Vielzahl von Spülöffnungen auf einer im Wesentlichen gemeinsamen
vertikalen Höhe in Umfangsrichtung vorzugsweise gleichmäßig verteilt.
[0021] Vorzugsweise wird der Verdampfungsraum nach dem Entfernen der anorganischen Salze
im Wesentlichen bei Betriebstemperatur getrocknet und nachfolgend eine weitere Probe
zur T(O)C-Messung in den Verdampfungsraum eingeleitet. Als Spülflüssigkeit kann Wasser
verwendet werden. Es ist aber auch möglich ein organisches, insbesondere kohlenstoffhaltiges,
Lösungsmittel als Spülflüssigkeit zu verwenden. Durch die sowieso vorgesehene CO
2-Messung kann festgestellt werden, wann die Spülflüssigkeit vollständig verdampft
und aus dem Verdampfungsraum entfernt ist. Eine Kontaminierung der T(O)C-Messung durch
im Verdampfungsraum verbliebene Reste der Spülflüssigkeit wird dadurch vermieden.
[0022] Besonders bevorzugt wird eine Betriebstemperatur T
o von 500°C ≤ T
o ≤ 2000°C, insbesondere 800°C ≤ T
o ≤ 1700°C, vorzugsweise 1000°C ≤ T
o ≤ 1500°C und besonders bevorzugt 1200°C ≤ T
o ≤ 1300°C eingestellt. Bei derartig hohen Temperaturen kann eine im Wesentlichen vollständige
Oxidation des Kohlenstoffs erreicht werden ohne in der Spinell-Keramik Materialschädigungen
durch Temperatureffekte zu riskieren. Insbesondere ist es möglich im Vergleich zu
bekannten Hochtemperaturöfen zur T(O)C-Messung deutlich höhere Temperaturen zu erreichen,
so dass der Einsatz von (Kugel-)Katalysatoren reduziert oder sogar entfallen kann.
Die Betriebskosten können dadurch weiter reduziert werden. Zusätzlich oder alternativ
kann der Einsatz von Katalysatorkugeln mittels eines internen vorgegebenen, konstruktiven
Gaswegs verringert werden.
[0023] Insbesondere wird unmittelbar nach dem Einleiten der Probe und unmittelbar nach dem
Einleiten der Spülflüssigkeit als Zielgröße die gleiche Betriebstemperatur geregelt.
Die Temperatur-Regelung des Hochtemperaturofens muss dadurch nicht zwischen einem
Normalbetrieb und einem Spülbetrieb differenzieren, so dass die Regelung vereinfacht
ist. Gleichzeitig können instationäre Temperatureffekte, beispielsweise durch Wärmeleitung,
vermieden oder zumindest deutlich reduziert werden, da ein zwischenzeitliches Abkühlen
und Aufheizen sowie ein Abwarten bis zum Erreichen eines stationären Betriebszustands
vermieden ist.
[0024] Die Stabilität und Temperaturwechselbeständigkeit der Spinell-Keramik wird ferner
auch durch ihre chemische Konstitution hervorgerufen. Die verwendete Rezeptur der
Spinell-Keramik kann dabei durch geeignete Wahl der Keramikkomponenten die Eigenschaften
einer oxidischen und einer nichtoxidischen Keramik vereinen. So sind Oxidkeramiken
härter, verschleißfester und wärmebeständiger, allerdings auch spröder als Hartmetalle.
Nichtoxidkeramiken, wie etwa beispielsweise Nitride, Carbide oder Boride zeichnen
sich gegenüber Oxidkeramiken durch hohe chemische und thermische Stabilität, Härte
und Festigkeit aus, was jedoch einhergeht mit geringer Duktilität und recht hoher
Sprödigkeit, hervorgerufen durch höhere kovalente und geringere ionische Bindungsanteile
und damit durch die starken Bindungsenergien. Daher ist auch die Auswahl modifizierter
Spinell-Keramiken möglich. So kann beispielweise im Falle einer MgAl
2O
4-Keramik zusätzliches Alumina beziehungsweise Magnesiumoxid hinzugefügt werden, um
beispielsweise eine Al
2O
3-reiche oder eine MgO-reiche Spinell-Keramik zu erhalten.
1. Hochtemperaturofen zur T(O)C-Messung einer Probe, mit
einem einen Verdampfungsraum begrenzenden Ofengehäuse, das eine Probenöffnung zum
Eintropfen der Probe aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Ofengehäuse an einer zum Verdampfungsraum weisenden Innenseite mit einer Spinell-Keramik
ausgekleidet ist.
2. Hochtemperaturofen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Ofengehäuse mindestens eine Spülöffnung zum Einleiten einer Spülflüssigkeit aufweist.
3. Hochtemperaturofen nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Spülöffnung mit mindestens einer Einspritzdüse zum Einleiten eines Aerosol-Nebels
aus Spülflüssigkeit verbunden ist, wobei die mindestens eine Einspritzdüse eine im
Wesentlichen horizontal ausgerichtete Einleitrichtung aufweist.
4. Hochtemperaturofen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Spinell-Keramik wenigstens einen Zusatzstoff umfasst, der ausgewählt ist aus
Verflüssigern, Keramikfasern oder weiteren anorganischen Füllstoffen.
5. Hochtemperaturofen nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Spinell-Keramik eine diskontinuierliche Korngrößenverteilung aufweist.
6. Hochtemperaturofen nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Spinell-Keramik Poren aufweist, die eine Größe in einem Bereich von ≤ 10 µm aufweisen.
7. Hochtemperaturofen nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die offene Porosität einen Wert in einem Bereich von ≥ 10 Vol.-% bis ≤ 30 Vol.-%
aufweist.
8. Hochtemperaturofen nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Spinell-Keramik als im Wesentlichen iso-statisch gepresstes Formteil hergestellt
ist oder durch ein Plasmabeschichtungsverfahren hergestellt ist.
9. Hochtemperaturofen nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die unterschiedlichen Schichten eine unterschiedliche Zusammensetzung und/oder Korngrößenverteilung
aufweisen.
10. Hochtemperaturofen nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass im Innern des Ofengehäuses konstruktive Elemente angebracht sind.
11. Verwendung einer Spinell-Keramik zum Auskleiden eines Verdampfungsraums eines Hochtemperaturofen,
insbesondere nach einem der Ansprüche 1 bis 10, zur T(O)C-Messung einer Probe.
12. Verfahren zur Durchführung von T(O)C-Messungen von Proben, mit den Schritten
Bereitstellen eines Hochtemperaturofen, insbesondere nach einem der Ansprüche 1 bis
10, wobei der Hochtemperaturofen einen mit einer Spinell-Keramik ausgekleideten Verdampfungsraum
aufweist,
Aufheizen des Verdampfungsraums auf Betriebstemperatur,
Einleiten einer Probe in den Verdampfungsraum,
Verdampfen und/oder Oxidieren der Probe in dem Verdampfungsraum Messen der entstandenen
CO2-Menge,
Einleiten einer Spülflüssigkeit in den Verdampfungsraum im Wesentlichen bei Betriebstemperatur
zur Entfernung von innerhalb des Verdampfungsraums rekristallisierten anorganischen
Salzen aus der Probe.
13. Verfahren nach Anspruch 12, bei dem die Spülflüssigkeit in den Verdampfungsraum als
Aerosol-Nebel eingedüst wird.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, bei dem der Verdampfungsraum nach dem Entfernen
der anorganischen Salze im Wesentlichen bei Betriebstemperatur getrocknet wird und
nachfolgend eine weitere Probe zur T(O)C-Messung in den Verdampfungsraum eingeleitet
wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 14, bei dem eine Betriebstemperatur To von 500°C ≤ To ≤ 2000°C, insbesondere 800°C ≤ To ≤ 1700°C, vorzugsweise 1000°C ≤ To ≤ 1500°C und besonders bevorzugt 1200°C ≤ To ≤ 1300°C eingestellt wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 15, bei dem unmittelbar nach dem Einleiten
der Probe und unmittelbar nach dem Einleiten der Spülflüssigkeit als Zielgröße die
gleiche Betriebstemperatur geregelt wird.