(19)
(11) EP 2 431 704 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.03.2012  Patentblatt  2012/12

(21) Anmeldenummer: 11007635.3

(22) Anmeldetag:  20.09.2011
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
F42B 33/06(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(30) Priorität: 20.09.2010 DE 102010046308

(71) Anmelder: Kjellberg-Stiftung
35390 Gießen (DE)

(72) Erfinder:
  • Krink, Volker
    03238 Finsterwalde (DE)

(74) Vertreter: Pfenning, Meinig & Partner GbR 
Patent- und Rechtsanwälte An der Frauenkirche 20
01067 Dresden
01067 Dresden (DE)

   


(54) Verfahren zum Öffnen, Entschärfen und/oder Ausbrennen von Sprengstoff enthaltenden Bomben oder Geschossen sowie eine Verwendung dieses Verfahrens


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Öffnen, Entschärfen und/oder Ausbrennen von Sprengstoff enthaltenden Bomben (4) oder Geschossen (4), bei dem zum Öffnen des Metallgehäuses einer Bombe (4) oder eines Geschosses (4) mindestens ein Plasmabrenner (2) eingesetzt wird.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Öffnen, Entschärfen und/oder Ausbrennen von Sprengstoff enthaltenden Bomben oder Geschossen und eine Verwendung. Dabei kann es sich um die verschiedensten Arten auch an bezündeter und unbezündeter Munition handeln.

[0002] Bei der Auffindung von Fundmunition und hier insbesondere von Bomben jeglicher Art oder auch großkalibrigen Geschossen ist es häufig erforderlich, diese vor Ort unschädlich zu machen, da ein Transport zu einem geeigneten Ort, an dem eine gefahrlose Behandlung solcher Fundmunitiön erfolgen kann, aus Sicherheitsgründen nicht immer durchgeführt werden kann.

[0003] Häufig ist dabei die Fundmunition in Folge Korrosion des Metallgehäuses stark korrodiert und die daran angebrachten Zündeinrichtungen sind ebenso in einem desolaten Zustand, so dass diese dann ebenfalls nicht gefahrlos von einer Bombe demontiert werden können. Es wurden daher Versuche unternommen, die Metallgehäuse von Bomben oder Geschossen am Fundort zu Öffnen. Hierfür wurde das Wasserstrahlschneiden eingesetzt, das eigentlich geeignet erscheint, da keine hohen Temperaturen auftreten. Es hat sich aber herausgestellt, dass die erforderliche Zeit, insbesondere bei den relativ dicken Metallgehäusen von Bomben, zu groß ist und es nicht vermieden werden kann, Erschütterungen oder Schwingungen in die Bombe bzw. eine Geschoss einzubringen, die eine Auslösung der Zündeinrichtung hervorrufen können.

[0004] Außerdem ist es aus DE 603 18 298 T2 bekannt, eine Zerstörung mit einer explosiven Ladung und einem Geschoss vorzunehmen. Auch hierbei besteht die Gefahr einer Beeinträchtigung der Umgebung, Gebäuden und das Leben bzw. die Gesundheit von in der Umgebung befindlichen Personen. Dieses Problem tritt auch bei anderen bekannten technischen Lösungen auf, bei denen ein Geschoss auf einen solchen Sprengkörper geschossen oder ein zur Explosion führende Ladung angebracht und gezündet wird.

[0005] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, Möglichkeiten anzugeben, mit denen Bomben oder Geschosse entschärft oder geöffnet werden können, und dabei das Explosionsgefahrenpotential reduziert ist.

[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit einem Verfahren, das die Merkmale des Anspruchs 1 aufweist, gelöst. Eine Verwendung ist im Anspruch 8 angegeben. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung können mit in untergeordneten Ansprüchen bezeichneten Merkmalen realisiert werden.

[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Öffnen, Entschärfen und/oder Ausbrennen von Sprengstoff enthaltenden Bomben oder Geschossen wird beim Öffnen des Metallgehäuses einer Bombe oder eines Geschosses mindestens ein Plasmabrenner eingesetzt.

[0008] Dabei hat es sich überraschend herausgestellt, dass obwohl im Plasmastrahl eines Plasmabrenners Temperaturen bis zu 30.000 °c herrschen können, eine Öffnung des Metallgehäuses erfolgen kann, ohne dass der enthaltene Sprengstoff seine Explosivwirkung in gefährlicher Form entfalten kann. Gerade diese hohen Temperaturen ermöglichen es aber in sehr kurzer Zeit eine ausreichend große Öffnung im Metallgehäuse auszubilden, die einen freien Querschnitt aufweist, bei der ein Druckausgleich, der durch eine chemische Reaktion des Sprengstoffs auftritt, erreicht werden kann. Die chemische Reaktion kann dabei nicht explosionsartig, sondern deutlich langsamer erfolgen und der Sprengstoff kann dabei abgeflammt bzw. einfach verbrannt/ausgebrannt werden.

[0009] Aus diesem Grund kann ein Plasmabrenner auch bei Bomben oder Geschossen eingesetzt werden, bei denen sich lediglich noch Sprengstoffreste im Metallgehäuse befinden.

[0010] Vor der Durchführung des Verfahrens sollte eine Dickenbestimmung des Gehäuses einer Bombe oder Geschosses durchgeführt werden. Diese kann an Hand von Munitionsdatenblättern durchgeführt werden. Dabei wird die jeweilige Bombe oder ein Geschoss bzw. auch eine andere Art an Munition in Augenschein genommen, was auch mittels Videotechnik erfolgen kann und dann können die entsprechenden Daten des so ermittelten Typs dem jeweiligen Munitionsdatenblatt entnommen werden. Eine Dickenbestimmung kann auch durch Ultraschalldickenmessung erfolgen. Mit der ermittelten Dicke kann dann der eine oder auch mehrere Plasmabrenner in geeigneter Weise betrieben werden. Dies betrifft die Betriebsparameter und es kann auch die Größe und Position von auszubildenden Öffnungen dementsprechend gewählt werden.

[0011] Es besteht die Möglichkeit einen oder mehrere Plasmabrenner mit einer Kreisschneideinrichtung einzusetzen. Diese kann fernbedient sein. Ein oder mehrere Plasmabrenner sind dabei außermittig an der Kreisschneideinrichtung angeordnet und können so entlang einer Kreisbahn beim Schneiden bewegt werden. Mehrere Plasmabrenner können dabei mit gleichen Winkelabständen zueinander angeordnet sein. Bei zwei Plasmabrennern können es 180° sein.

[0012] Bei der Erfindung sollte so vorgegangen werden, dass im Metallgehäuse eine Öffnung ausgebildet wird, die mindestens einen freien offenen Querschnitt von 100 mm2, vorteilhaft mindestens 100 cm2 aufweist, um den gewünschten Druckausgleich zu ermöglichen. Dies sollte in einer Zeit < 10 s, bevorzugt < 6 s erreicht sein. Selbstverständlich kann eine Öffnung mit größerem freien Querschnitt in entsprechend kleiner Zeit im Metallgehäuse ausgebildet werden. Dabei wird der Plasmabrenner entsprechend bewegt. Er kann dabei translatorisch bewegt und/oder verschwenkt werden, so dass die Position auf die der Plasmastrahl auf das Metallgehäuse auftrifft verändert wird. Dabei soll aber so vorgegangen werden, dass eine durch die Wand des Metallgehäuses vollständig hindurch gehende Öffnung ausgebildet wird.

[0013] Eine oder mehrere auszubildende Öffnungen können mit einer Größe ausgebildet werden, die in Abhängigkeit der Größe der gesamten Mantelfläche einer Bombe bzw. eines Geschosses als Sprengkörper gewählt werden kann. Hier kann eine Größe im Bereich ¼ bis 1/1000, bevorzugt ½ bis 1/100 der Mantelfläche ausgeschnitten werden.

[0014] Vor der eigentlichen Öffnung des Metallgehäuses mit einem Ausschnitt kann eine Entlastungsöffnung für einen möglichen Druckausgleich durch das Gehäuse ausgebildet werden.

[0015] Ausgeschnittene Gehäuseteile können mit geeigneten Manipulatoren abgenommen bzw. anderweitig entfernt werden. Dabei können Magnete oder mit Unterdruck abrbeitende Elemente genutzt werden.

[0016] Bei der Erfindung besteht auch die Möglichkeit mehrere in Abständen zueinander angeordnete Öffnungen nacheinander mit einem Plasmabrenner herzustellen, die über den Umfang verteilt angeordnet sind.

[0017] Aus Sicherheitsgründen kann ein Plasmabrenner mit einem Roboter geführt und dabei bevorzugt ferngesteuert werden. In diesem Fall ist es günstig, eine Videokamera für eine manuelle Fernsteuerung einzusetzen. Dabei können Plasmabrenner und/oder Roboter gesteuert werden.

[0018] Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann eine Abschirmung um bzw. über die Bombe bzw. ein Geschoss eingesetzt werden, um Gefahren bei einer unerwünschten Explosion zu reduzieren. Hierfür können dickwandige konische Stahlkörper eingesetzt werden, die neben- und/oder aufeinander gesetzt werden können.

[0019] Bei der Erfindung können unterschiedliche insbesondere zum Schneiden geeignete Plasmabrenner eingesetzt werden. Dies können auch solche sein, bei denen eine Elektrode am Plasmabrenner direkt angeordnet und das Werkstück, hier im konkreten Fall also eine Bombe oder ein Geschoss elektrisch so angeschlossen ist, dass es die zweite Elektrode für die Plasmabildung bildet.

[0020] Da die Metallgehäuse aber häufig stark korrodiert sind und aus Sicherheitsgründen sind aber Plasmabrenner mit indirekter Betriebsweise oder ein zum Schneiden elektrisch nicht leitender Werkstücke ausgebildeter Plasmabrenner mit einer zwischen einer Düse und einer Bombe oder einem Geschoss, außerhalb der Düse des Plasmabrenners angeordneten, in den Plasmastrahl einführbaren Zusatzelektrode, zu bevorzugen. Ein zum Schneiden elektrisch nicht leitender Werkstücke ausgebildeter Plasmabrenner ist in DE 10 2005 039 070 A1 beschrieben und es wird auf deren Offenbarungsgehalt vollumfänglich verwiesen. Ein so ausgebildeter Plasmabrenner kann bei der Erfindung eingesetzt werden.

[0021] Bei einem indirekt betriebenen und einem Plasmabrenner, der zum Schneiden nicht elektrisch leitender Werkstücke geeignet ist, ist kein direkter elektrischer Anschluss an ein Metallgehäuse einer Bombe oder eines Geschosses erforderlich, was die Sicherheit und auch die Betriebssicherheit (wegen möglicher Korrosion am Metallgehäuse) erhöht.

[0022] Als Plasma wird ein thermisch hoch aufgeheiztes elektrisch leitfähiges Gas bezeichnet, das aus positiven und negativen Ionen, Elektronen sowie angeregten und neutralen Atomen und Molekülen besteht.

[0023] Als Plasmagas werden unterschiedliche Gase, z. B. das einatomige Argon und/oder die zweiatomigen Gase Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff oder Luft eingesetzt. Diese Gase ionisieren und dissoziieren durch die Energie des Plasmalichtbogens. Der Plasmastrahl kann in seinen Parametern durch die Gestaltung der Düse und Elektrode stark beeinflusst werden. Diese Parameter des Plasmastrahls sind z.B. der Strahldurchmesser, die Temperatur, Energiedichte und die Strömungsgeschwindigkeit des Gases. Dadurch kann eine gute Anpassung beim erfindungsgemäßen Verfahren erreicht werden, wie dies beispielsweise bei den unterschiedlichen Bomben oder Geschossen erforderlich sein kann. Insbesondere bei Bomben können die unterschiedlichen Arten und die verschiedenen Metallgehäuse mit ihren Dicken und-Werkstoffen berücksichtigt werden.

[0024] Bei der Erfindung können Plasmabrenner bei denen neben dem Plasmagas auch ein Sekundärgas eingesetzt wird, genutzt werden. Das Sekundärgas kann dabei durch eine entsprechend gestaltete Düsenausführung eines Plasmabrenners den Plasmastrahl umhüllend, in Richtung Bomben- bzw. Geschossoberfläche, beispielsweise als Ringstrahl, gerichtet werden.

[0025] Bevorzugt wird ein Plasmaschneidbrenner als Plasmabrenner eingesetzt. Die elektrische Stromdichte des Plasmalichtbogens, der mittels der Düse des Plasmabrenners eingeschnürt wird, sollte in der Düsenbohrung bei mindestens 30 A/mm2, bevorzugt mindestens 50 A/mm2 liegen.

[0026] Als Plasma- und/oder Sekundärgas können Luft, Stickstoff, Sauerstoff oder ein mit diesen Gasen gebildetes Gasgemisch eingesetzt werden.

[0027] Der Plasmabrenner sollte mit einem elektrischen Schneidstrom von mindestens 200 A betrieben und/oder eine Schneidgeschwindigkeit von mindestens 3 m/min bei einer Metallgehäusedicke einer Bombe oder eines Geschosses von 12 mm einzuhalten. So kann eine Öffnung mit einem Durchmesser von 10 cm * 10 cm in ca. 8 s geschnitten werden.

[0028] Bei Einsatz einer Kreisschneideinrichtung, bei der ein Plasmabrenner um eine Rotationsachse, zu der er in einem Abstand angeordnet ist, gedreht wird, kann eine Öffnung mit einem Durchmesser von ca. 13 cm durch das Metallgehäuse geschnitten werden.

[0029] Wird der Plasmabrenner mit größerem elektrischen Strom z.B. mit 300 A betrieben, kann die Schneidgeschwindigkeit, bei einer Metallgehäusedicke von 12 mm, auf mehr als 4 m/min erhöht werden. Die Zeit für das Ausschneiden der Öffnung kann so auf ca. 6 s verkürzt werden. Bei Einsatz von zwei Plasmabrennern, kann die erforderliche Zeit auf 3 s verkürzt werden. Zwei Plasmabrenner können dabei um 180 ° zueinander versetzt angeordnet sein, und dabei auch um eine zwischen den Plasmabrennern angeordnete Rotationsachse gedreht werden. Zwei oder mehr als zwei Plasmabrenner können auch mit geeigneten Manipulatoren unabhängig voneinander bewegt und dabei dann eine Öffnung oder es können so auch mehrere Öffnungen gleichzeitig ausgeschnitten werden. Dadurch kann eine oder es können auch mehrere Öffnungen mit entsprechend größerem freien Querschnitt im Metallgehäuse in der gleichen Zeit, wie bei Einsatz eines Plasmabrenners ausgebildet werden.

[0030] Nach der Ausbildung einer Öffnung im Gehäuse besteht ein freier Zugang zum Luftsauerstoff und bei ausreichender Temperatur kann der enthaltene Sprengstoff einfach verbrennen. Hier wirkt sich die kurze zum Öffnen erforderliche Zeit und die kleine thermische Leitfähigkeit der Sprengstoffe aus. Die für eine Detonation kritischen Temperaturen werden für den Sprengstoff und die Zündeinrichtung nicht erreicht. Die Temperatur erhöht sich dabei um maximal 30 K.

[0031] Nachdem eine oder mehrere ausreichend große Öffnung(en) im Gehäuse ausgebildet worden sind und bis dahin der enthaltene Sprengstoff noch nicht verbrennt, kann er mit einem Plasmabrenner angezündet und dann verbrannt werden. Der Abbrand erfolgt in diesen Fällen, wie dies bereits beim Abbrennen von Sprengstoff in offenen Rinnen bekannt ist. Ist beim Abbrennen des Sprengstoffs noch eine Zündeinrichtung vorhanden, erfolgt deren Zündung zu einem Zeitpunkt, bei dem eine ausreichen große Öffnung im Gehäuse vorhanden ist, so dass die Wirkung wegen fehlender oder stark reduzierter Verdämmung erheblich reduziert und die Restwirkung vernachlässigbar ist. Eine unkontrollierte Detonation kann vermieden werden.

[0032] Die Erfindung kann unmittelbar an einem Fundort durchgeführt werden.

[0033] Nachfolgend soll die Erfindung zum Öffnen, Entschärfen und/oder Ausbrennen von Bomben oder Geschossen beispielhaft näher erläutert werden.

[0034] Dabei zeigen:
Figur 1
ein Beispiel zum direkten Plasmaschneiden;
Figur 2
ein Beispiel zum indirekten Plasmascheiden;
Figur 3
ein Beispiel mit einem Plasmabrenner, der eine außerhalb der Düse eine in den Plasmastrahl einführbaren Zusatzelektrode;
Figur 4
ein Beispiel, bei dem ein Plasmabrenner um eine Rotationsachse beim Schneiden gedreht wird und
Figur 5
ein Beispiel bei dem zwei Plasmabrenner gedreht werden.


[0035] Die Figur zeigt eine Anordnung zum direkten Plasmaschneiden an einer Bombe 4. Der Plasmabrenner 2 ist über die elektrischen Anschlussleitungen 5.1 und 5.2 an eine elektrische Stromquelle 1 angeschlossen. Die Bombe 4 ist über die elektrische Anschlussleitung 5.3 mit der elektrischen Stromquelle 1 verbunden. Die Gaszuführung erfolgt von der Gasversorgung 6 zum Plasmabrenner 2 über die Gasleitungen 5.4 und 5.5.

[0036] Der Plasmabrenner 2 weist einen Brennerkopf mit einem Strahlerzeugungssystem auf. Am Brennerkopf sind eine Elektrode 2.1, eine Düse 2.2, eine Gaszuführung 2.3 und eine Brennerkörper vorhanden. Im Brennerkörper sind die Zuführungen der Medien (z.B. Gas, Kühlmittel, elektrischer Strom) realisiert und das Strahlerzeugersystem vorhanden. Zusätzlich kann um die Düse 2.2 des Plasmabrenners 2 eine Kappe 2.4, die für die Zuführung eines Sekundärmediums, z.B. Sekundärgas, ausgebildet ist, vorhanden sein.

[0037] Die Elektrode 2.1 im Plasmabrenner 2 ist eine nicht abschmelzende Elektrode, die im Wesentlichen aus einem bei hohen Temperaturen beständigen Werkstoff, wie z.B. Wolfram, Zirkonium oder Hafnium gebildet ist und dadurch eine hohe Lebensdauer erreicht. Die Düse 2.2 besteht aus Kupfer und schnürt den ausgebildeten Plasmastrahl 3 ein.

[0038] Der elektrische Stromfluss zum Schneiden erfolgt von der elektrischen Stromquelle 1 zum Plasmabrenner 2, über den Plasmastrahl 3 zum Metallgehäuse der Bombe 4 und von dort zur elektrischen Stromquelle 1 zurück. Für das Schneiden wird zuerst ein Pilotbogen zwischen der als Katode geschalteten Elektrode 2.1 und der Düse 2.2 mit einem kleinen elektrischen Strom im Bereich 10 A bis 30 A gezündet und dadurch mit entsprechend kleiner Leistung brennt. Dabei ist eine hohe elektrische Spannung gewählt.

[0039] Der eine geringe Energie aufweisende Pilotlichtbogen bewirkt eine teilweise Ionisation zwischen Plasmabrenner 2 und dem Metallgehäuse der Bombe 4 und bereitet so die die Ausbildung des Schneidlichtbogens vor. Der Schneidlichtbogen ist dann zwischen der Elektrode 2.1 und dem Metallgehäuse der Bombe 4 mit einem elektrischen deutlich größeren Strom von mindestens 200 A ausgebildet. Das Metallgehäuse kann so mit hoher Vorschubgeschwindigkeit von 3 m/min geschnitten und in einer Zeit von ca. 6 s eine ausreichend große Öffnung mit freiem Querschnitt ausgebildet werden, die durch die hohe Wärme mögliche Zündung und ein Explodieren des enthaltenen Sprengstoffs verhindert, so dass der Sprengstoff ohne explodieren ausgebrannt werden kann.

[0040] Die Figur 2 zeigt eine Anordnung zum indirekten Plasmaschneiden. Dabei fließt im Unterschied zum Beispiel nach Figur 1 der elektrische Strom nicht über das Metallgehäuse der Bombe 4, sondern von der Düse 2.2 zur elektrischen Stromquelle 1 zurück. An der Düse 2.2 ist dann eine zweite Elektrode vorhanden oder die Düse 2.2 bildet die zweite Elektrode. Bei diesem Beispiel ist vorteilhaft kein elektrischer Anschluss an die Bombe 4 erforderlich, der wegen Korrosion des Metallgehäuses problematisch sein kann. Im Übrigen kann bei diesem Beispiel analog zum Beispiel nach Figur 1 gearbeitet werden. Die Ionisation erfolgt dabei zwischen Elektrode 2.1 und Düse 2.2.

[0041] In Figur 3 ist ein Beispiel zum Plasmaschneiden gezeigt, bei dem außerhalb der Düse 2.2 des Plasmabrenners 2 in den Plasmastrahl 3 eine Zusatzelektrode 7, z.B. ein Draht, der mittels der Drahttrommel 8 nachgeführt, eingeführt werden kann. Der elektrische Anschluss der Zusatzelektrode 7 erfolgt über die Stromkontaktdüse 9 zur elektrischen Stromquelle 1. Der prinzipielle Aufbau und die Funktion sind in DE 10 2005 039 070 A1 beschrieben. Auch hier ist kein elektrischer Anschluss zur Bombe 4 erforderlich, um erfindungsgemäß zu arbeiten.

[0042] In Figur 4 ist eine Anordnung mit einem geführten Plasmabrenner 2 gezeigt. Der Plasmabrenner 2 wird dabei mit einer Halterung 10.1 in einem Abstand zur Rotationsachse 10 gehalten. Zur Ausbildung einer kreisförmigen Öffnung mit einem Radius, der etwa dem Abstand des Plasmabrenners 2 mit seinem Plasmastrahl 3 zur Rotationsachse 10 entspricht, wird der Plasmabrenner 2 um 360° um die Rotationsachse gedreht. Die Leitungen 5 für elektrischen Strom, Gas und Kühlmittel zum Plasmabrenner 2 sind flexibel.

[0043] In Figur 5 ist ein Beispiel mit zwei Plasmabrennern 2 gezeigt, die gemeinsam in der Halterung 10.1 jeweils in einem Abstand zur Rotationsachse 10 angeordnet sind und zum Ausschneiden einer Öffnung in das Metallgehäuse der Bombe 4 um die Rotationsachse gedreht werden. Bei dieser Anordnung genügt eine Drehung um 180° für den Ausschnitt. Die erforderliche Zeit kann dadurch verkürzt werden.

Bezugszeichenliste



[0044] 
1
elektrische Stromquelle
2
Plasmabrenner
2.1
Elektrode
2.2
Düse
2.3
Plasmagaszuführung
2.4
Sekundärgaskappe
2.5
Sekundärgaszuführung
3
Plasmastrahl
4
Bombe
5
Verbindungsleitungen u. -schläuche
5.1
elektrischer Anschluss elektrische Stromquelle zur Elektrode
5.2
elektrischer Anschluss elektrische Stromquelle zur Düse für elektrischen Pilot- oder Schneidstrom
5.3
elektrischer Anschluss elektrische Stromquelle zum Metallgehäuse
5.4
Leitung für Plasmagas
5.5
Leitung für Sekundärgas
6
Gasversorgung
7
Zusatzelektrode
8
Drahttrommel
9
Stromkontaktdüse
10
Rotationsachse
10.1
Halterung



Ansprüche

1. Verfahren zum Öffnen, Entschärfen und/oder Ausbrennen von Sprengstoff enthaltenden Bomben oder Geschossen,
bei dem zum Öffnen des Metallgehäuses einer Bombe (4) oder eines Geschosses mindestens ein Plasmabrenner (2) eingesetzt wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im Metallgehäuse eine Öffnung ausgebildet wird, die mindestens einen freien offenen Querschnitt von 100 mm2 aufweist.
 
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Öffnung in einem Zeitraum < 10 s ausgebildet wird.
 
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere in Abständen zueinander angeordnete Öffnungen nacheinander mit einem Plasmabrenner (2) oder gleichzeitig mit mehreren Plasmabrennern (2) ausgebildet werden, die über den Umfang verteilt angeordnet sind.
 
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Plasmabrenner (2) mit direkter, mit indirekter Betriebsweise oder ein zum Schneiden elektrisch nicht leitender Werkstücke ausgebildeter Plasmabrenner (2) mit einer zwischen einer Düse (2.2) und einer Bombe (4) oder einem Geschoss, außerhalb der Düse (2.2) des Plasmabrenners (2) angeordneten, in den Plasmastrahl (3) einführbaren Zusatzelektrode (7) eingesetzt wird/werden.
 
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein oder mehrere in einem Abstand zu einer Rotationsachse (10) angeordnete(r) Plasmabrenner (2), zum Ausbilden einer Öffnung, um die Rotationsachse (10) gedreht wird/werden.
 
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der eingesetzte Plasmabrenner (2) mit einem Roboter geführt und ferngesteuert wird.
 
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Videokamera eingesetzt und der Roboter und/oder der Plasmabrenner (2) manuell ferngesteuert wird.
 
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass vor dem Einsatz eines Plasmabrenners der Typ einer Bombe (4) oder eines Geschosses und/oder die Dicke des Gehäuses bestimmt wird/werden.
 
10. Verwendung eines Plasmabrenners zum Öffnen, Entschärfen und/oder Ausbrennen von Restsprengstoff an Sprengstoff enthaltenden Bomben oder Geschossen.
 




Zeichnung




















Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente