Gebiet der Erfindung
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von molybdänhaltigen Binderlegierungspulvern
zur Herstellung von gesinterten Hartmetallen auf Wolframcarbid-Basis. Hartmetall ist
ein gesinterter Verbundwerkstoff aus Härteträgern, wie beispielsweise Carbiden, und
einer durchgehenden Bindelegierung. Gesinterte Hartmetalle werden sehr vielfältig
eingesetzt und dienen zur Bearbeitung praktisch aller bekannten Werkstoffe wie Holz,
Metall, Stein und von Verbundwerkstoffen wie Glas/Epoxidharz, Spanplatten, Beton oder
Asphalt/Beton. Dabei entstehen durch Zerspanungs-, Umform- und Reibungsvorgänge örtlich
begrenzt Temperaturen bis über 1000 °C. In anderen Fällen werden Umformvorgänge metallischer
Werkstücke bei hohen Temperaturen durchgeführt, wie beim Schmieden, Drahtziehen oder
Walzen. In allen Fällen kann das Hartmetallwerkzeug der Oxidation, der Korrosion und
einem diffusiven sowie adhäsiven Verschleiß unterliegen, und steht dabei gleichzeitig
unter hoher mechanischer Spannung, die zur Deformierung des Hartmetallwerkzeugs führen
kann. Unter dem Begriff "adhäsiver Verschleiß" wird jenes Phänomen verstanden, das
sich ergibt, wenn zwei Körper sich berühren und zumindest kurzzeitig eine verschweißte
und feste Verbindung eingehen, welche durch eine äußere Krafteinwirkung wieder gelöst
wird, wobei das Material des einen Körpers am anderen Körper haftet. Unter dem Begriff
"diffusiver Verschleiß" wird jenes Phänomen verstanden, das sich ergibt, wenn zwei
Werkstoffe im Kontakt miteinander stehen und eine Komponente aus dem einen Werkstoff
in den anderen Werkstoff hinein diffundiert, so dass bei dem ersten Werkstoff ein
Krater entsteht.
Hintergrund des Standes der Technik
[0002] WO 2007/057533 (Eurotungstene Poudres) beschreibt Legierungspulver auf FeCoCu-Basis mit 15 bis 35
% Cu und 1,9 bis 8,5 % Mo zur Herstellung von Diamantwerkzeugen. Der FSSS-Wert beträgt
typischerweise 3 µm. Diese Pulver sind wegen des hohen FSSS-Wertes, gemessen nach
dem granulometrischen Verfahren von Fisher bzw. nach der Norm ISO 10070, und wegen
des Gehalts an Cu von über 500 ppm nicht für den Einsatz im Bereich der Hartmetalle
geeignet. Das Molybdän wird als wasserlösliches Ammoniumsalz dem Oxid zugesetzt, bevor
dieses mit Wasserstoff zum Metallpulver reduziert wird.
[0003] EP 1 492 897 B1 (Umicore) beschreibt Legierungspulver auf FeCoNiMoWCuSn-Basis zur Herstellung von
Diamantwerkzeugen, wobei die Summe der Gehalte an Cu und Sn im Bereich von 5 bis 45
% liegt. Beide Elemente sind jedoch für Hartmetalle schädlich, da Cu bei der Sinterung
ausgeschwitzt wird, und Sn zur Porenbildung führt. Diese Legierungspulver sind daher
nicht zur Herstellung von Hartmetallen geeignet.
[0004] EP 0 865 511 B9 (Umicore) beschreibt Legierungspulver auf FeCoNi-Basis mit einem FSSS-Wert von maximal
8 µm, welche bis zu 15 % Mo enthalten können, welches jedoch wenigstens teilweise
als Oxid vorliegt. Diese Pulver enthalten weiterhin zwischen 10 und 80 % Fe, bis zu
40 % Co und bis zu 60 % Ni, und werden zur Herstellung von Diamantwerkzeugen eingesetzt.
Daneben werden gleichartige Pulver, jedoch mit Co und Ni je bis zu 30% beschrieben.
Nicht geeignet sind wegen des Gehaltes an Kupfer auch für Legierungspulver nach
WO 98/49 361 (Umicore),
EP 1 042 523 B1 (Eurotungstene Poudres) und
KR 062 925.
[0005] EP 1 043 411 B1 beschreibt Carbid-Co-(W,Mo)-Verbundpulver, wobei die Bindelegierung durch Pyrolyse
von organischen Vorläuferverbindungen hergestellt wird. Durch die eintretende Legierungsbildung
von Kobalt mit Mo und/oder W wird das Auftreten der Porosität vermieden, wie sie bei
Zusatz von Metallen auftritt. Das beschriebene Verfahren ist jedoch im Vergleich zur
erfindungsgemäßen Verwendung von legierten Pulvern insofern nachteilig, da sich bei
der Pyrolyse der organischen Vorläuferverbindungen der Kohlenstoffgehalt des Verbundpulvers
ändert (Kohlenstoffausscheidung oder Abtransport durch Methanbildung), so dass der
Kohlenstoffgehalt vor dem Sintern nochmals analysiert und eingestellt werden muss.
Es bleibt auch unklar, in welcher Form das Mo oder W nach dem Sintern vorliegen, da
weder Vergleichsversuche noch Angaben zum Legierungszustand von Mo und W vor dem Sintern
noch Werte zur magnetischen Sättigung vorliegen. Das beschriebene Verfahren erzeugt
eine festgelegte Formulierung in Bezug auf den Gehalt und die Zusammensetzung der
Carbid- und Bindelegierungsphase und ist daher in der Praxis zu inflexibel, da ein
unkomplizierter und schneller Wechsel der Formulierung je nach Anwendung des zu erzeugenden
Hartmetalls umständlich ist.
[0006] Es sind ferner Legierungspulver auf FeCoMo-Basis mit einem FSSS-Wert < 8 µm und einer
spezifischen Oberfläche von größer 0,5 m
2/g bekannt geworden (
DE 10 2006 057 004 A1), welche zur Herstellung von kohlenstofffreien Schnellarbeitsstählen über ein pulvermetallurgisches
Verfahren dienen. Diese können optional bis zu 10 % oder 25 % Ni enthalten, enthalten
jedoch besonders vorteilhaft kein Nickel über das Maß der unvermeidlichen Verunreinigungen
hinaus. Sie bestehen bevorzugt aus 20 bis 90 % Fe, bis zu 65 % Co und 3 bis 60 % Mo.
Da reine FeCo-Legierungen ohne Zulegierung von Ni für Hartmetalle wegen ihrer Sprödigkeit
und schlechten Korrosions- und Oxidationsfestigkeit nicht geeignet sind, wird durch
diese Legierungspulver keine Lösung der Aufgabe nahegelegt. Zudem liegt der Vorzugsbereich
bei hohen Mo-Gehalten, und eine Verwendung zur Herstellung von flüssigphasen-gesinterten,
kohlenstoffhaltigen Hartmetallen mit einer Hartstoffphase als Härteträger, beispielsweise
Carbiden, ist nicht beschrieben.
Aufgabe der Erfindung
[0007] Es ist bekannt, dass das Metall Kobalt, wenn es als alleiniges Bindemetall, insbesondere
für Wolframcarbid, verwendet wird, eine Gesundheitsgefährdung mit sich bringt. Es
ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein zusätzliches Legierungselement
und dessen Bereitstellung für die Herstellung gesinterter Hartmetall-Werkstoffe zu
finden, welche den Einsatz von FeNi- und FeCoNi-Bindern anstelle von Co bei hohen
Arbeitstemperaturen von 400 bis 800°C ermöglicht, ohne dass die Nachteile wie Binderseen,
die mangelnde Interpretierbarkeit der magnetischen Sättigung oder eines unbekannten
Anteils des betreffenden Elementes in der Binderphase eintreten, wobei das betreffende
Element zu einer Erhöhung der Warmhärte im Bereich 400 bis 800 °C führt. Der Gehalt
des betreffenden Elementes sollte andererseits so niedrig wie möglich sein, und zur
Verbesserung der Wirksamkeit so gut wie möglich verteilt sein.
[0008] Die Aufgabe wird gelöst durch die Verwendung eines molybdänhaltigen Bindelegierungspulvers
zur Herstellung von gesinterten Hartmetallen auf Wolframcarbid-Basis, dadurch gekennzeichnet,
dass
- a) das verwendete Bindelegierungspulver einen FSSS-Wert bestimmt nach ASTM B 330 von
0,5 bis 3 µm aufweist, und
- b) das verwendete Bindelegierungspulver Eisen in einer Menge von 0,1 bis 65 Gew.-%,
Kobalt in einer Menge von 0,1 bis 99,9 Gew.-% sowie Nickel in einer Menge von 0,1
bis 99,9 Gew.-% umfasst, und
- c) das verwendete Bindelegierungspulver 0,1 bis 10 Gew.-% Mo in legierter oder vorlegierter
Form enthält.
[0009] Vorteilhaft liegt das Molybdän vollständig in metallischer Form vor. Das verwendete
Bindelegierungspulver enthält mindestens 10 Gew.-% Nickel, bezogen auf die gesamte
Bindelegierung.
[0010] Das verwendete Bindelegierungspulver enthält höchstens 20 Gew.-%, insbesondere höchstens
10 Gew.-% Wolfram, bezogen auf die gesamte Bindelegierung. Mindestens ein Bestandteil
der Bindelegierung liegt als eine pulverförmige Legierung mindestens eines Metalls
mit Molybdän vor, und die jeweils restlichen Bestandteile der Bindelegierung liegen
als Elemente bzw. Legierungen vor, die jeweils kein Molybdän enthalten, d.H. es wird
eine Pulvermischung verwendet aus mindestens einem legierten oder vorlegierten molybdänhaltigen
Legierungspulver einerseits mit mindestens einem legierten oder vorlegierten Legierungspulver
oder Elementpulver andererseits, wobei Letzteres Molybdän nur im Bereich unvermeidbarer
Verunreinigungen enthält.
[0011] Das molybdänhaltige Bindelegierungspulver wird gemäß der Erfindung zur Herstellung
von gesinterten Hartmetallen verwendet, wobei die Sinterung in Form einer Flüssigphasen-Sinterung
erfolgt.
[0012] Das molybdänhaltige Bindelegierungspulver kann gemäß der Erfindung bis zu 30 Gewichtsprozent
organische Additive enthalten.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0013]
Figur 1 zeigt den Verlauf der Warmhärten aus Beispiel 1 mit FeCoNi-Binder ( Symbol
Dreieck, durchgezogene Linie kennzeichnet die "low-carbon" Variante, gestrichelte
Linie die "high carbon" Variante) im Vergleich zu den Warmhärten des Hartmetalls aus
Beispiel 2 mit Kobalt-Binder (Symbol auf der Spitze stehendes Quadrat).
Figur 2 zeigt den Verlauf der Warmhärte von Hartmetallen aus Beispiel 3 (FeCoNi-Binder,
Mo als Elementpulver verwendet, Symbol Kreise, 1 % Mo = gestrichelte Linie, 3% Mo
= durchgezogene Linie) im Vergleich zu dem aus Beispiel 4 (FeCoNi-Binder mit Mo legiert,
Symbol liegendes Quadrat) und zu Beispiel 2 (Kobalt als BinderSymbol auf der Spitze
stehendes Quadrat).
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
[0014] Diese Aufgabe wird durch Verwendung eines eisen-, kobalt- oder nickelhaltigen Bindemetallpulvers
gelöst, welches Eisen in einer Menge von 0,1 bis 65 Gew.-%, Kobalt in einer Menge
von 0,1 bis 99,9 Gew.-% sowie Nickel in einer Menge von 0,1 bis 99,9 Gew.-% umfasst.
[0015] Das verwendete Bindelegierungspulver enthält außerdem 0,1 bis 10 Gew.-% Molybdän,
bezogen auf das gesamte Bindemetallpulver, in legierter Form. In bevorzugter Weise
enthält das verwendete Bindelegierungspulver 0,10 Gew.-% bis 3 Gew.-% Molybdän, besonders
bevorzugt 0,5 Gew.-% bis 2 Gew.-% Molybdän, ganz besonders bevorzugt 0,5 Gew.-% bis
1,7 Gew.-% Molybdän, jeweils bezogen auf das gesamte Bindemetallpulver.
[0016] Das verwendete Bindelegierungspulver besitzt einen FSSS-Wert, der mit dem Gerät "Fisher
Sub Siever Sizer" nach der Norm ASTM B330 gemessen wird, von 0,5 bis 3 µm, und bevorzugt
von im Bereich von 0,8 bis 2 µm, insbesondere 1 bis 2 µm.
[0017] Bevorzugt sind die Elemente Mn und Cr jeweils in Gehalten von weniger als 1 % enthalten.
Vorzugsweise enthält das verwendete Bindelegierungspulver das Molybdän vollständig
in nicht-oxidischer Form bzw. vollständig in legierter metallischer Form.
[0018] Vorzugsweise enthält das verwendete Bindelegierungspulver mindestens 20 Gew.-% Nickel,
bezogen auf die gesamte Bindelegierung. Vorzugsweise enthält das verwendete Bindelegierungspulver
höchstens 20 Gew.-% Wolfram, bevorzugt höchstens 10 Gew.-% Wolfram, bezogen auf die
gesamte Bindelegierung. Insbesondere ist das bevorzugte Legierungspulver praktisch
frei von Wolfram, und hat einen Wolframgehalt von kleiner 1 Gewichtsprozent.
[0019] Vorzugsweise wird in dem verwendeten Bindelegierungspulver mindestens ein Bestandteil
der Bindelegierung als eine pulverförmige Legierung mindestens eines Metalls mit Molybdän
eingesetzt, und die jeweils restlichen Bestandteile der Bindelegierung werden als
Elemente bzw. Legierungen eingesetzt, die jeweils kein Molybdän enthalten.
[0020] Gemäß der Erfindung erfolgt die Sinterung des Bindelegierungspulvers zusammen mit
den Hartstoffen als Flüssigphasen-Sinterung. Dies bedeutet, dass das Auftreten und
Verschwinden einer flüssigen, metallischen Phase alleine auf die Änderung der angewandten
Temperatur zurückzuführen ist, und sich die Hartstoffe in der Bindelegierung umlösen
und dabei ihre Partikelgröße erhöhen (Ostwald-Reifung). Dies steht im Unterschied
zur Festphasensinterung, wo entweder keine Schmelze auftritt oder eine eventuelle,
intermediär auftretende Schmelze durch vorübergehende, lokale Zusammensetzungsänderungen
bedingt ist, sich aber eventuell vorhandene Hartstoffe, wie Diamanten, nicht in der
Schmelze unter Erhöhung ihrer Partikelgröße umlösen.
Beschreibung der Erfindung
[0021] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Hartmetalle bedürfen für ihren
vorgesehenen Einsatz einer ausreichenden Stabilität in Bezug auf die plastische Verformbarkeit
und auf das temperaturabhängige Kriechverhalten. Das Kriechen eines Werkstoffes, beispielsweise
die plastische Verformung, stellt einen wesentlichen Versagensmechanismus eines Werkstoffes
dar und muss unbedingt vermieden werden. Die Mechanismen der Deformierung unterliegen
den bekannten Zeitgesetzen des lastabhängigen Kriechens, wobei die Kriechrate nicht
nur von der Last, sondern auch stark von der Temperatur abhängt. Zudem ändert sich
- aktiviert durch die Temperatur - der jeweils vorherrschende Kriechmechanismus. Bei
Hartmetallen ist bekannt, dass bei Temperaturen bis ca. 800 °C die Kriechrate hauptsächlich
durch Deformation der metallischen Bindephase bestimmt wird, oberhalb von ca. 800
°C ist die Bindephase so weich, dass sie für den Kriechwiderstand praktisch bedeutungslos
wird, d.h. für Temperaturen von mehr als 800 °C wird die Tragfestigkeit der Hartstoffphase
bestimmend. Diese Tragfähigkeit wiederum hängt von der Partikelform und -Größenverteilung
der Hartstoffphase sowie vom Anteil an warmfesten, kubischen Carbiden ab. Daher enthalten
alle Hartmetallwerkstoffe, die zur Zerspanung von Stählen verwendet werden, neben
WC auch Anteile an kubischen Carbiden, wie zum Beispiel TiC, TaC, NbC, VC, ZrC oder
Mischcarbiden, wie TaNbC, WTiC oder WVC.
[0022] Da die temperaturabhängige Bestimmung des Kriechverhaltens bei hohen Temperaturen
experimentell sehr aufwendig ist, wird ersatzweise die Bestimmung der Warmhärte herangezogen.
Die Härte eines Werkstoffes ist indirekt ein Maß für seine plastische Verformbarkeit.
Die zentrale Überlegung ist, dass bei der Entstehung des Härteeindrucks plastische
Verformungsvorgänge vorherrschen, so dass die Größe des Härteeindrucks bei genügend
hoher Belastung und Belastungsdauer ein Maß für die plastische Verformbarkeit des
Werkstoffs bei gegebener Druckbelastung ist.
[0023] Beim Sintern von Hartmetallen auf WC-Basis mit Co als Bindelegierung lösen sich bei
der Flüssigphasen-Sinterung in der Bindephase sowohl Wolfram, Kohlenstoff sowie kleine
Mengen an Metallen, welche kubische Carbide bilden, wie V, Ta, Ti und Nb. Dies trifft
auch auf Cr zu, falls Cr-Carbid als sog. "Kornwachstumsbremse", das heißt als ein
das Kornwachstum hemmendes Mittel, für das beim Sintern eintretende Gefügewachstum
des WC verwendet wird.
[0024] Unter dem Begriff "Flüssigphasen-Sinterung" versteht man eine Sinterung bei so hohen
Temperaturen, dass die Bindelegierung wenigstens teilweise schmilzt. Die flüssige
Phase beim Sintern von Hartmetallen ist eine Folge der Sintertemperaturen, welche
im Allgemeinen zwischen 1100 °C und 1550 °C liegen. Die schmelzflüssige Phase - im
Wesentlichen das Bindemetall wie Kobalt, oder die verwendete bzw. verwendeten Bindemetall-Legierung
bzw. -Legierungen- steht im Gleichgewicht mit den Hartstoffen, wobei das Prinzip des
Löslichkeitsproduktes gilt. Dieses bedeutet, dass umso mehr Wolfram in der Schmelze
enthalten ist, je weniger Kohlenstoff in der Schmelze gelöst ist, und umgekehrt. Der
Wolframgehalt der Bindelegierung wird durch das Gesamtverhältnis W : C im Hartmetall
eingestellt, wobei in der Hartstoffphase immer W : C= 1 gilt, in der Bindemetallschmelze
sind dann unterschiedliche Konzentrationen enthalten mit einem W: C-Verhältnis von
ungleich eins. Wenn das Wolfram: Kohlenstoff-Verhältnis in der Schmelze eine kritisch
niedrige Größe erreicht, scheiden sich beim Abkühlen Kohlenstoffmangel-Carbide aus,
wie zum Beispiel Co
3W
3C, die so genannten eta-Phasen (η-Phasen). Diese η-Phasen sind sehr hart, aber auch
sehr spröde und werden daher in Hartmetallen als Qualitätsmangel bewertet.
[0025] Generell wurde gefunden, dass der erzielbare Gehalt eines bestimmten Metalls in der
Bindelegierung umso geringer ist, je höher die chemische Stabilität des entsprechenden
Carbides ist. Die chemische Stabilität der entsprechenden Carbide ist bekannt und
kann ausgedrückt werden in Form der freien Bildungsenthalpie der Carbide. Ordnet man
diese Werte aber in der unüblichen Darstellung an, nämlich bezogen auf ein mol Metallinhalt,
dann ergibt sich bei 1000 °C die Reihenfolge:
Cr3C2 < Mo2C < WC < VC < NbC < TaC < ZrC < TiC < HfC.
[0026] Man sieht hier, dass erwartungsgemäß Chromcarbid bei zunehmendem Kohlenstoffmangel
als erstes Carbid metallisches Chrom freisetzt, welches sich in der Bindelegierung
löst, jedoch überraschenderweise Molybdän bereits das nächstfolgende instabile Carbid
ist, noch vor Wolfram. Daher besteht die theoretische Möglichkeit, einen Hartmetall-Binder
mit größeren Gehalten an Molybdän zu legieren, ohne dass es, bedingt durch einen Mangel
an Kohlenstoff in der Binderphase, zur Bildung von eta-Phasen (η-Phasen) kommt. Die
vorstehende Reihe der Metallcarbide ist auch ein Maß für die Affinität des Metalls
zum Kohlenstoff. Zum Beispiel konkurriert Titan mit Cr
3C
2 um den Kohlenstoff, so dass Chrom bevorzugt als Metall und Titan bevorzugt als Carbid
vorliegen. Wolframcarbid muss als Härteträger im Werkstoff vorhanden sein; daher sind
alle Carbide, die in vorstehender Reihe links von Wolframcarbid stehen, also weniger
stabil sind als Wolframcarbid in Bezug auf die Freisetzung des Metalls aus dem entsprechenden
Carbid, zur Erhöhung der Warmhärte geeignet, da sie in die metallische Binderphase
übergehen können, ohne dass es zur Bildung von Kohlenstoffmangel-Carbiden, den sog.
η-Phasen, kommt.
[0027] Da für die Konzentrationen aller oben genannten Metalle im Binder die Regeln des
Löslichkeitsproduktes gelten, welches um so größer ist je instabiler das Carbid ist,
und da es im Gleichgewicht nur ein Kohlenstoffpotential gibt, wird aus der Reihenfolge
auch deutlich, in welcher Reihenfolge sich die im Binder gelösten Metalle bei steigendem
Kohlenstoffangebot in Form von Carbiden ausscheiden, und damit dem Binder zur Erhöhung
der Warmhärte nicht mehr zur Verfügung stehen.
[0028] Der Gehalt an Chrom oder Wolfram ist für die Hochtemperatureigenschaften der Bindelegierung
sehr wichtig, da diese Elemente zu einer Erhöhung der Warmfestigkeit führen und somit
zu einer Erhöhung des Deformationswiderstandes. Daher werden Hartmetallsorten, die
als Werkzeuge (Schneidplatten), beispielsweise zum Drehen von Stählen, eingesetzt
werden sollen, in Bezug auf den Kohlenstoffhaushalt so gesintert, dass der Wolframgehalt
in der Bindelegierung, welche im allgemeinen Kobalt umfasst, maximal wird, ohne dass
es zu Bildung von eta-Phasen (η-Phasen) kommt. Auch bei Werkzeugen zur bohrenden oder
fräsenden Metallbearbeitung, welche Cr-Carbid enthalten, wird der Kohlenstoffgehalt
so eingestellt, dass möglichst viel Cr in der Bindelegierung enthalten ist. Da die
magnetische Sättigung des Kobalts mit steigendem Cr- und W-Gehalt stetig abnimmt,
ist eine zerstörungsfreie Prüfung des Legierungszustandes über die Messung der magnetischen
Sättigung sehr einfach möglich, welches Messverfahren den industriellen Standard darstellt.
[0029] Jedoch erschwert Chrom aufgrund seines anti-ferromagnetischen Charakters die Bestimmung
des Kohlenstoff-Gehaltes im Hartmetall, und damit die Bestimmung des Gehaltes an Chrom
und Wolfram, weil die Eindeutigkeit der Beziehung zwischen magnetischer Sättigung
einerseits und Chrom- und Wolfram-Gehalt andererseits verloren geht. Folglich kann
die Abwesenheit von η-Phasen nur aufgrund der Messung der magnetischen Sättigung nicht
ausgeschlossen werden.
[0030] Aufgrund der gesundheitlichen Risiken im Umgang mit der Kombination von WC mit Kobalt
als Bindelegierung besteht ein Interesse an Ersatzstoffen für Kobalt, wofür Legierungspulver
auf FeCoNi- oder FeNi-Basis infrage kommen. Deren Eignung ist für Verschleißteile
und Holz- oder Steinbearbeitungswerkzeuge zwar nachgewiesen, jedoch nicht für solche
Anwendungen, die mit hohen Temperaturen verbunden sind. Ein wesentlicher Grund dafür
ist die im Vergleich zu Kobalt geringere Warmfestigkeit der Hartmetalle mit Fe(Co)Ni-Binder
im Temperaturbereich zwischen 400 °C und 800 °C.
[0031] Die Warmhärte der Bindelegierung kann durch Ausscheidungen oder Zulegieren von anderen
Metallen erhöht werden. Als Legierungselemente kommen jedoch nur solche Metalle in
Frage, die keine stabilen Carbide bilden, das heißt solche Carbide, die nicht stabiler
als Wolframcarbid sind, und die deshalb die Voraussetzungen für eine nennenswerte
Löslichkeit in der Bindelegierung mitbringen. Würde man dem Binder beispielsweise
Ta zulegieren, so würde dieses (je nach Kohlenstoffgehalt des Hartmetalls) nach dem
Sintern praktisch vollständig als eta-Phase oder als TaC vorliegen und damit keine
hochwarmfeste Bindelegierung eines qualitätsgerechten Hartmetalls darstellen, denn
eta-Phasen sind im Hartmetall wegen ihrer Sprödigkeit nicht erwünscht, da sie die
Festigkeit herabsetzen.
[0032] Prinzipiell kommen zur Erhöhung der Warmhärte insbesondere die Metalle W, Mn, Cr,
Mo, Re und Ru infrage.
[0033] Die Löslichkeit des Wolframs in der Bindelegierung ist begrenzt durch das Löslichkeitsprodukt
des Wolframcarbides in der Bindelegierung. An der Grenze zur Bildung von eta-Phasen
sind zwei Fälle bezüglich des Wolframgehaltes zu unterscheiden: a) wenn der Kohlenstoffgehalt
abnimmt und Kobalt als Bindemetall verwendet wird, lösen sich bis zu 20 Gew.-% Wolfram
im Kobalt-Binder; b) wenn der Kohlenstoffgehalt abnimmt und eine FeCoNi-Bindelegierung
verwendet wird, löst sich wesentlich weniger Wolfram, nämlich nur bis ca. 5 Gew.-%,
in der FeCoNi-Bindelegierung. Folglich ist die Löslichkeit des Wolframs in FeCoNi-
und FeNi-Legierungen noch geringer als in reinem Kobalt, was mit ein Grund für die
geringe Warmhärte der mit FeCoNi gebundenen Hartmetalle ist.
[0034] Mangan hat einen vergleichsweise sehr hohen Dampfdruck, es kommt daher beim Sintern
von manganhaltigen Hartmetallen zu Konzentrationsgradienten und Niederschlägen von
selbstentzündlichen Mn-Metall-Kondensaten. Die Konzentration von Mn in Sinterteilen
ist daher nicht genau einstellbar, und vermutlich oberflächennah geringer als im Kern
des Werkstücks.
[0035] Die Metalle Rhenium, Osmium und Ruthenium sind nur begrenzt verfügbar und ausgesprochen
selten, sind aber prinzipiell geeignet. Rhenium wird beispielsweise in hochwarmfesten
Legierungen für Flugzeugturbinen eingesetzt, um das Hochtemperaturkriechen von Bauteilen
zu unterdrücken. Ruthenium und Rhenium werden in speziellen Hartmetallsorten auf Kobaltbasis
bereits kommerziell in geringem Umfang eingesetzt.
[0036] Chrom ist ebenfalls geeignet und besitzt eine hohe Löslichkeit in FeNi- und FeCoNi-Legierungen,
hat aber den Nachteil, dass es aufgrund seines anti-ferromagnetischen Charakters die
Interpretation der magnetischen Sättigung erschwert. Dies ist deshalb nachteilig,
weil Hartmetallsorten zur Metallzerspanung möglichst an der Grenze zur Bildung von
eta-Phasen liegen, ohne jedoch nennenswerte Anteile derselben aufzuweisen.
[0037] Molybdän in Form von zugesetztem Molybdäncarbid (Mo
2C, 5 Gew.-% als Zusatz zu Hartmetallen mit 10 % Binder auf Fe-Basis) führt nachgewiesenermaßen
(Dissertation von Prakash) ebenfalls zu einer Erhöhung der Warmhärten in FeCoNi-Legierungen.
Da jedoch ein unbekannter Teil des Mo carbidisch vorliegt, kommt es zu einer Mischcarbidbildung
zwischen WC und der in ihr gelösten Kryptomodifikation MoC, was zu einer ungewollten
und unkontrollierbaren Reduzierung der Eigenhärte des Hartstoffs führt. Die Mischcarbid-Bildung
im Falle von Molybdän kann durch die folgende Reaktionsgleichung beschrieben werden:
Mo2C -> Mo(legiert im Binder) + (W, Mo)C.
[0038] Die Löslichkeit von Molybdän ist in Fe- und Ni-haltigen Legierungen höher als die
von Wolfram. Die Wirksamkeitskurve von Mo auf die Erhöhung der Kriechbeständigkeit
von reinem Eisen bei 427°C ist sehr viel steiler als die von Cr (
Trans. Amer. Inst. Min. Met. Eng. 162, (1945), 84) wobei ab 0,5% Chrom nur noch eine sehr langsame Zunahme beobachtet wird. Bereits
1 % Mo führt zu einem Kriechwiderstand von 38 kpsi (262 MPa), während Cr bei 1 % nur
16 kpsi (110 MPa) erreicht und selbst bei 4 % Chrom 18 kpsi (124 MPa)nicht überschritten
werden. Ohne Plateau verläuft Warmhärte-Temperatur-Kurve des Mn, jedoch mit einer
wesentlich geringeren Steigung. Mo ist also das bevorzugte Element der Wahl, um die
Warmhärte insbesondere von eisenhaltigen Bindern in gesinterten Hartmetallen zu erhöhen.
L. Prakash fand, dass bereits wenige Prozent Molybdän genügen, um einen signifikanten
Effekt in der Warmhärte an Fe-haltigen Hartmetallen zu erzielen (
Dissertation Leo J. Prakash, Universität Karlsruhe 1979, Fakultät für Maschinenbau,
KfK 2984). Es bleibt jedoch unklar, welcher Anteil des Mo sich tatsächlich im Binder befindet,
da Mo
2C verwendet wurde.
[0039] Die Metalle, welche zur einer Erhöhung der Warmhärte des Binders führen sollen, müssen
im Binder vorliegen und nicht im Hartstoff, damit sie unterhalb von 800 °C zu einer
Erhöhung der Warmhärte des Hartmetalls führen können. Es müssen daher Vorkehrungen
getroffen werden, dass die Metalle auch tatsächlich in der Bindemetalllegierung vorliegen,
und nicht im Hartstoff. Im Falle des W und des Cr ist es industrieller Standard, Carbide,
Metalle oder Nitride einzusetzen und durch Rezeptur und Maßnahmen beim Sintern den
Kohlenstoffgehalt des Hartmetalls so einzustellen, dass sich das Hartmetall am Rande
des Existenzgebietes zur eta-Phase (η-Phase) befindet, und sich der maximal mögliche
Anteil an W und Cr im Binder befindet. Cr wird daher im Allgemeinen als Cr-Carbid
zugegeben, welches beim Sintern etwa nach folgender Gleichung disproportioniert:
Cr3C2 -> Cr (legiert im Binder) + 2 CrC (legiert im WC)
[0040] Damit wird nur ein Bruchteil, nämlich 1/3, des eingesetzten Cr im Binder wirksam.
Ähnlich sind die Verhältnisse beim Mo
2C:
Mo2C -> Mo(legiert im Binder) + (W, Mo)C.
[0041] Bei der Verwendung von Mo-Carbid sind daher nur maximal etwa 50 % in der Bindelegierung
wirksam; daher wird statt Mo
2C elementares Mo-Metallpulver verwendet. Selbst bei der Verwendung von feinstdispersen
Mo-Metallpulver kommt es jedoch nach dem Sintern zu Bereichen, die ausschließlich
aus Bindelegierungsphase bestehen, und keinen Hartstoff enthalten. Dieses Verhalten
ist darauf zurückzuführen, dass Agglomerate des Mo-Metallpulvers aufgrund des hohen
Elastizitätsmoduls von Molybdän bei der Mischmahlung schlecht zerkleinert werden,
und dass die erhaltenen umgeformten Agglomerate sich beim Flüssigphasen-Sintern in
der geschmolzenen Bindelegierung lösen, welche wiederum die durch Auflösung der Mo-Partikel
im schmelzflüssigen Binder entstanden Poren ausfüllt. Es kommt zur Bildung der so
genannten "Binderseen", welcher Begriff einen bestimmten Bereich der Bindelegierung
bezeichnet, der in Bezug auf die Dimension größer ist als die Partikeldurchmesser
der Hartstoffphase, ohne jedoch Wolframcarbid- oder Hartstoff-Partikel zu enthalten.
[0042] Diese sind für die Festigkeit wie für die lokale Verschleißbeständigkeit nachteilig
und nicht akzeptabel. Aufgrund der begrenzten Diffusionszeit, entsprechend der Zeit
innerhalb welcher beim Sintern schmelzflüssige Binderphase vorliegt, ist unklar, ob
eine vollständige Auflösung des Mo-Metallpulvers und eine homogene Legierung des Mo
in der Bindelegierung überhaupt erreicht wird.
[0043] Falls der schmelzflüssige Binder die entstandenen Sekundärporen während des Sinterns
nicht ausfüllt, sind diese im Sinterkörper sichtbar, so wie in
EP 1 043 411 B1, Spalte1, Zeilen 29/30, beschrieben. Diese sogenannten Sekundärporen setzen die Festigkeit
herab.
[0044] Erfindungsgemäß werden für die Herstellung von gesinterten Hartmetallwerkstoffen
eisen-, kobalt- oder nickelhaltige Bindemetallpulver verwendet, welche Eisen in einer
Menge von 0,1 bis 65 Gew.-%, Kobalt in einer Menge von 0,1 bis 99,9 Gew.-% sowie Nickel
in einer Menge von 0,1 bis 99,9 Gew.-% umfassen. Die Prozentangeben bedeuten Gewichtsprozent
und beziehen sich grundsätzlich auf das Bindelegierungspulver, falls nicht anders
angegeben.
[0045] Das verwendete Bindelegierungspulver enthält 0,1 bis 10 Gew.-% Molybdän, bezogen
auf das gesamte Bindemetallpulver, in legierter Form. In bevorzugter Weise enthält
das verwendete Bindemetallpulver 0,10 Gew.-% bis 3 Gew.-% Molybdän, besonders bevorzugt
0,5 Gew.-% bis 2 Gew.-% Molybdän, ganz besonders bevorzugt 0,5 Gew.-% bis 1,5 Gew.-%
Molybdän, jeweils bezogen auf das gesamte Bindemetallpulver. Ein zu hoher Molybdän-Gehalt
führt zur übermäßigen Verfestigung des Binderpulvers, so dass die Presskräfte bei
der Herstellung des Hartmetalls und die resultierende Sinterschrumpfung zu hoch werden,
ein zu geringer Gehalt führt zu einer unzureichenden Erhöhung der Warmhärte.
[0046] Bevorzugte Hartstoffe sind Carbide, insbesondere Wolframcarbid, WC. Bevorzugte Binder
sind Legierungen aus Eisen, Kobalt und Nickel, insbesondere die Kombinationen Eisen
und Nickel, Eisen und Kobalt, Kobalt und Nickel, sowie Eisen, Kobalt und Nickel. Ebenso
kann Kobalt alleine als Binder verwendet werden.
[0047] Die mit Molybdän legierten Bindemetallpulver zeichnen sich infolge ihrer physikalischen
Beschaffenheit durch ein gutes Verteilungsverhalten bei der Mischmahlung mit Carbiden
zur Herstellung von Hartmetallpulvern aus. Die FSSS-Werte (gemessen mit dem Gerät
"Fisher Sub Siever Sizer" nach der Norm ASTM B330) liegen daher im Bereich von 0,5
bis 3 µm, bevorzugt im Bereich von 1,0 bis 2 µm. Noch feinere Pulver sind selbstentzündlich;
gröbere Pulver haben kein ausreichendes Verteilungsverhalten mehr und führen wieder
zu so genannten "Binderseen". Die Größenverteilung der Agglomerate liegt im Bereich
von 0,5 bis 10 µm mit der gleichen Begründung. Die spezifische Oberfläche liegt aus
den gleichen Gründen bevorzugt zwischen 2,5 und 0,5 m
2/g. Der Sauerstoffgehalt liegt bevorzugt unter 1,5%.
[0048] Bevorzugte Gehalte für Kobalt in der Bindelegierung sind bis zu 60 Gew.-%. Der bevorzugte
Gehalt für Nickel in der Bindelegierung liegt im Bereich von 10 bis 80 Gew.-%, oder
bei 20 bis 60 Gew.-% oder bei 30 bis 75 Gew.-%.
[0049] Es können auch nachträglich zugegebene organische Additive zugesetzt werden. Zur
Bestimmung der vorgenannten Parameter müssen diese ggf. wieder entfernt werden, was
beispielsweise durch Auswaschen mit einem geeigneten Lösemittel geschieht. Die organischen
Additive umfassen Wachse, Mittel zur Passivierung und Inhibierung, Korrosionsschutz,
Presshilfsmittel. Als Beispiel kommen Paraffinwachs und Polyethylenglykole in Betracht.
Durch die organischen Additive soll auch eine Alterung der Pulver verhindert werden,
die eine Erhöhung des Sauerstoffgehaltes mit sich bringt. Die Additive können in einer
Menge von 30 Gew.-%, bezogen auf die Summe von Bindelegierungspulver und Additiv,
enthalten sein.
[0050] Das Mo-haltige Binderpulver kann Fe, Ni und Co enthalten. Da die Sinterfähigkeit
und die Warmhärte mit zunehmendem Fe-Gehalt abnehmen, beträgt der Eisengehalt weniger
als 65 %, bevorzugt weniger als 60 %. Der Rest zu 100 % ist Mo sowie Co und/oder Ni.
In bevorzugter Weise werden solche Legierungen im System FeCoNi als Bindelegierungen
gewählt, welche im gesinterten Hartmetall stabil austenitisch sind, wie beispielsweise
FeCoNi 30/40/30 oder 40/20/40 oder 20/60/20 oder 25/25/50, aber auch FeNi 50/50 oder
30/70 oder 20/80, oder CoNi in den Ratien 50/50, 70/30 oder 30/70. Es können aber
auch Elementpulver wie Co oder Ni, legiert mit bis zu 10 % Mo verwendet werden, die
somit zu Legierungspulvern werden.
[0051] Die molybdänhaltigen Legierungs-Pulver werden bevorzugt nach folgendem Verfahren
(
DE 10 2006 057 004 A1) hergestellt: ein MoO
2 welches zur Reduktion der Agglomeratgrößenverteilung zerkleinert wurde, dient als
Molybdän-Quelle. Dieses MoO
2 wird in eine Oxalsäure-Suspension gegeben, wie sie nach
EP 1 079 950 B1 zur Herstellung von FeNi- oder FeCoNi-Mischoxalaten verwendet wird, welche anschließend
oxidierend geglüht werden, und mit Wasserstoff zu Legierungspulvern reduziert werden.
Die so erhaltenen Legierungspulver sind nach der Reduktion mit Wasserstoff vollständig
reduziert, d.h. es ist mittels Röntgenbeugung kein MoO
2 mehr nachweisbar. Es wird ggf. noch in der Agglomeratgröße mittels Deagglomeration
reduziert, um die Verteilung bei der Mischmahlung mit den Carbiden zu verbessern.
Die Agglomerate bestehen aus Primärpartikeln, die miteinander agglomeriert sind. Die
Agglomeratgröße und deren Verteilung können mittels Laserbeugung und Sedimentation
bestimmt werden.
[0052] Anstelle von MoO
2 können auch andere feinkörnige Mo-Verbindungen eingesetzt werden, welche sich in
Oxalsäure nicht lösen, beispielsweise Sulfide oder Carbide. Diese werden bei der Calcination
des gefällten Oxalates an Luft zu Oxiden aufoxidiert. Während der Calcination bilden
sich Molybdänoxide wie MoO
3, die aufgrund ihres hohen Dampfdrucks sehr schnell Mischoxide mit dem Fe(Co)Ni-Mischoxid
bilden und dabei gute Transporteigenschaften zeigen, so dass bei der nachfolgenden
Reduktion mit Wasserstoff ein FeCoNi-Legierungspulver bildet, welches mit einem geringen
Teil an Mo homogen legiert ist.
[0053] Es sind aber auch andere bekannte Verfahren geeignet, beispielsweise anstelle von
Oxalsäure eine Fällung mit deren Ammoniumsalzen, mit Na- oder K-Hydroxid, mit Ameisen-
und Maleinsäuresäure. In allen Fällen wird vorzugsweise MoO
2 verwendet, welches möglichst Phasen-rein sein soll, und Mo oder MoO
3 oder Mo
4O
11 nur in Spuren enthalten soll. MoO
2 wird deshalb eingesetzt, weil es im Gegensatz zu MoO
3 weder in Säuren noch in Alkali löslich ist, und daher nach dem Gesamtprozess komplett
im Legierungsmetallpulver verbleibt. MoO
3 würde sich im zur Fällung des Fe(Co)Ni-Inhaltes verwendeten Alkali oder in komplexierenden
organischen Säuren lösen; elementares Mo wäre zu grob und würde bei der folgenden
Calcination nicht vollständig zu MoO
3 oxidieren und somit bei Reduktion mit Wasserstoff nicht ausreichend legieren. Ein
feines MoO
2 mit einer hohen spezifischen Oberfläche oxidiert bei der Calcination des Fe(Co)Ni-Oxalates
an Luft vollständig zu MoO
3 (welches einen hohen Dampfdruck hat) und bildet über die Gasphase Molybdate und Mischoxide
mit diesen Metalloxiden, wodurch eine sehr gleichmäßige Verteilung des Molybäns erreicht
wird, welche bei der nachfolgenden Reduktion mit Wasserstoff erhalten bleibt.
[0054] Es ist bereits die Verwendung von erfindungsgemäßen Pulvern bekannt, welche legiertes
Mo enthalten, und zwar zur Herstellung von Sinterteilen mittels Festphasensinterung,
wie in der Diamantwerkzeug-Industrie, aber nicht für die Hartmetallindustrie unter
zwischenzeitlicher Bildung einer schmelzflüssigen Phase beim Sintern.
[0055] Besonders bevorzugt sind jedoch solche mit Mo legierte FeCoNi-Pulver, welche das
Mo in vollständig metallischer Form enthalten. In diesen Pulvern lassen sich mittels
Röntgenbeugung keine Mo-Oxide mehr nachweisen, demzufolge muss der vorhandene Sauerstoff
ganz überwiegen auf der Oberfläche des Pulvers vorhanden sein. Ganz besonders geeignet
sind dabei erfindungsgemäß solche Pulver, deren FSSS-Wert im Bereich von 0,5 bis 3
µm liegt, weil damit die Verteilung bei der Mischmahlung besser wird. In diesem Fall
enthalten sie möglichst keine weiteren, oxidisch vorliegen Metalle.
[0056] Da Mo-Oxid mit Kohlenstoff bei der Hartmetallsinterung unter Bildung von CO regiert,
somit zu einem lokalen Kohlenstoffdefizit und damit zu lokalen eta-Phasen führen kann,
sind die im obigen Absatz beschriebenen Legierungspulver dann zur Hartmetallherstellung
geeignet, wenn bei der Hartmetallsinterung Vorkehrungen getroffen werden, dass der
überwiegend in Form von Kohlenmonoxid freiwerdende Sauerstoff aus dem Sinterling entweichen
kann. Diese Pulver sind zur erfindungsgemäßen Verwendung geeignet, wenn sie die erfindungsgemäß
bevorzugten physikalischen Eigenschaften aufweisen, jedoch die beschriebenen Elemente
Mn, Cr, V, Al und Ti in mindestens teilweise oxidischer Form nur soweit enthalten,
wie es aus Sicht von Gefügefehlern (Poren und Binderseen) des Hartmetalls zulässig
ist.
[0057] Erfindungsgemäß können die mit Mo legierten Pulver auf FeCoNi- oder FeNi-Basis zusätzlich
mit bis zu 20 % Wolfram legiert sein, um beispielsweise den Eintritt der Sinterschrumpfung
zu höheren Temperaturen zu verschieben oder die Bildung von Ausscheidungen zu provozieren,
welche die Binderphase verstärken, was jedoch nur mit sehr groben Wolframcarbiden
gelingt.
[0058] Erfindungsgemäß können die verwendeten Legierungspulver einen breiten Bereich im
Zusammensetzungsraum FeCoNi einnehmen. Im Bereich hoher Fe-Gehalte (90 bis 60 %) sind
solche Bindelegierungssysteme zu finden, welche nach dem Sintern Anteile an martensitischer
Phase aufweisen und daher bei Raumtemperatur eine hohe Härte und Verschleißbeständigkeit
aufweisen. Beispiele sind FeNi 90/10, 82/18, 85/15, FeCoNi 72/10/18, 70/15/15 und
65/25/10. Die vorgenannten Legierungen zeichnen sich im gesinterten Hartmetall jedoch
durch sehr niedrige Warmhärten aus. Im Bereich zwischen etwa 80 und 25 % Fe findet
sich der Bereich der nach dem Sintern austenitischen Bindelegierungen, die sich zwar
durch eine niedrigere Eigenhärte, aber durch hohe Ermüdungsfestigkeit und Fähigkeit
zur begrenzten plastischen Deformation auszeichnen. Beispiele sind FeNi 80/20, 75/25,
FeCoNi 60/20/20, 40/20/40, 25/25/50, 30/40/30, 20/60/20. In den meisten Fällen ist
die Warmhärte der Hartmetalle zwischen 400 und 600°C denen mit reinem Co als Binder
unterlegen, sofern nicht mit Mo oder anderen Legierungselementen zusätzlich legiert
wird. Obwohl das besonders bevorzugte Ziel der erfindungsgemäßen Verwendung die Herstellung
von Hartmetallen mit besserer Warmhärte ist, ist sie durchaus auch zur Herstellung
von Hartmetallen mit anderen Zielsetzungen geeignet, z.B. Hartmetall mit molybdän-haltigen
korrosionsfesten Bindelegierungssystemen, die heute unter Verwendung von elementarem
oder carbidischem Molybdän hergestellt werden, wie beispielsweise in
EP 0 028 620 B2 beschrieben, oder auch Meißeleinsätze für Bohrkronen, wie in
US 5,305,840 beschrieben.
[0059] Die nach dem Sintern des Hartmetall vorliegende Bindelegierung kann erfindungsgemäß
auch so erhalten werden, dass mehrere verschiedene Legierungspulver sowie gegebenenfalls
Elementarpulver eingesetzt werde, wie in
WO 2008/034 903 beschrieben, verwendet werden, wobei mindestens eines dieser Pulver mit Molybdän
legiert ist. Die Vorteile eines solchen Vorgehens liegen in der Verpressbarkeit und
der Beherrschung des Sinterschwunds.
[0060] Das nach dem Sintern und gegebenenfalls der schleifenden oder elektro-erodierenden
Endbearbeitung vorliegende Hartmetallteil hat eine definierte Werkzeuggeometrie. Diese
kann besonders bevorzugt länglich sein (z.B. herausgeschliffen aus einem gesinterten
Rundstab), besonders bevorzugt aber auch plattenförmig zur drehenden oder fräsenden
Bearbeitung von Werkstoffen wie Metallen, Steinen und Verbundwerkstoffen. In allen
Fällen können die Hartmetallwerkzeuge bevorzugt eine oder mehrere Beschichtungen aus
den Klassen der Nitride, Boride, Oxide oder der superharten Schichten haben (z.B.
Diamant, kubisches Bornitrid). Diese können durch PVD oder CVD-Verfahren oder deren
Kombinationen oder Variationen aufgebracht sein und nach dem Aufbringen in ihrem Eigenspannungszustand
noch verändert sein. Es kann sich in bevorzugter Weise aber auch um Hartmetallteile
weiterer und beliebiger Geometrie und Anwendung handeln, wie Schmiedewerkzeuge, Umformwerkzeuge,
Senker, Bauteile, Messer, Schälplatten, Walzen, Stanzwerkzeuge, pentagonale Bohrerspitzen
zum Einlöten, Bergbaumeißel, Fräswerkzeuge zur fräsenden Bearbeitung von Beton und
Asphalt, Gleitringdichtungen sowie jede weitere beliebige Geometrie und Anwendung.
Muster
[0061]
- 1. Verwendung eines molybdänhaltigen Bindelegierungspulvers zur Herstellung von flüssigphasen-gesinterten
Hartmetallen auf Wolframcarbid-Basis, dadurch gekennzeichnet, dass
- a) das verwendete Bindelegierungspulver einen FSSS-Wert von 0,5 bis 3 µm, bestimmt
nach ASTM B 330, aufweist, und
- b) das verwendete Bindelegierungspulver Eisen in einer Menge von weniger als 60 Gew.-%,
und Kobalt in einer Menge von bis zu 60 Gew.-% und Nickel in einer Menge von 20 bis
60 Gew.-% umfasst, und
- c) das verwendete Bindelegierungspulver 0,1 bis 10 Gew.-% Mo in legierter oder vorlegierter
Form enthält.
- 2. Verwendung nach Anspruch 1, wobei das Molybdän vollständig in metallischer Form
vorliegt.
- 3. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 2, wobei das verwendete
Bindelegierungspulver mindestens 10 Gew.-% Nickel, bezogen auf die gesamte Bindelegierung,
enthält.
- 4. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, wobei das verwendete
Bindelegierungspulver höchstens 20 Gew.-% Wolfram, bezogen auf die gesamte Bindelegierung,
enthält.
- 5. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, wobei mindestens ein
Bestandteil der Bindelegierung als eine pulverförmige Legierung mindestens eines Metalls
mit Molybdän eingesetzt wird, und die jeweils restlichen Bestandteile der Bindelegierung
als Elemente bzw. Legierungen eingesetzt werden, die jeweils kein Molybdän enthalten.
- 6. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5 zur Herstellung von gesinterten
Hartmetallen, wobei die Sinterung in Form einer Flüssigphasen-Sinterung erfolgt.
- 7. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6 dadurch gekennzeichnet,
dass es bis zu 30 Gewichtsprozent eines oder mehrerer organischer Additive enthält.
- 8. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, wobei das verwendete
Bindelegierungspulver höchstens 10 Gew.-% Wolfram, bezogen auf die gesamte Bindelegierung,
enthält.
- 9. Vorlegiertes Pulver enthaltend 0,1 bis 65 Gew.-% Eisen, 0,1 bis 60 Gew.-% Cobalt,
10 bis 80 Gew.-% Nickel und 0,1 bis 20 Gew.-% Molybdän in metallischer Form, wobei
der FSSS-Wert nach ASTM B 330 bei maximal 3 µm liegt und die übrigen Bestandteile
des Pulvers unvermeidbare Verunreinigungen sind.
- 10. Vorlegiertes Pulver nach Anspruch 9, welches zusätzlich bis zu 10 Gew.-% Wolfram
in legierter oder vorlegierter Form enthält.
- 11. Vorlegiertes Pulver nach einem oder mehreren der Ansprüche 9 bis 10 dadurch gekennzeichnet,
dass es 0,1 bis 20 Gew.-% Molybdän enthält.
- 12. Vorlegiertes Pulver nach einem oder mehreren der Ansprüche 9 bis 11 dadurch gekennzeichnet,
dass es 0,1 bis 65 Gew.-% Eisen und 10 bis 60 Gew.-% Nickel enthält.
[0062] Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
Beispiele
Beispiel 1 (Vergleichsbeispiel, nicht erfindungsgemäß)
[0063] 462,5 g Wolframcarbid 0,6 µm wurden mit 37,5 g eines FeCoNi-Legierungspulvers 40/20/40
(Ampersint
® MAP A 6050; Hersteller: H.C. Starck, Deutschland) in einer Kugelmühle mit 0,57 Litern
94%igen Ethanol für 14 h bei 63 UpM mischgemahlen. Dabei wurden 5 kg Hartmetallkugeln
verwendet. Das verwendete FeCoNi-Pulver hatte folgende Eigenschaften: Fe 38,8 %, Co
20,22 %, Ni 40,38 %, 0 0,71 %, spezifische Oberfläche 1,63 m
2/g, FSSS-Wert 0,90. Es wurden 2 Ansätze mit unterschiedlichen Kohlenstoffgehalten
("high carbon" bzw. "low carbon") hergestellt, so dass nach dem Sintern unterschiedliche
Kohlenstoffgehalte resultieren. Die Ergebnisse sind in der untenstehenden Tabelle
dargestellt.
[0064] Aus der erhaltenen Suspension wurde im Vakuum das Ethanol durch Destillation abgetrennt,
und das erhaltene Hartmetallpulver axial bei 150 MPa gepresst und bei 1450°C für 45
min im Vakuum gesintert. Die plattenförmigen Hartmetallstücke wurden geschliffen,
poliert und auf ihre Eigenschaften untersucht. Beide Chargen zeigten als Sinterlinge
weder eta-Phasen noch Kohlenstoffausscheidungen, jedoch kleinere Binderseen. Es wurde
in beiden Fällen die Raumtemperaturhärte als auch die Warmhärte bei ausgewählten Temperaturen
bis 800°C unter Schutzgas gemessen. Fig.1 zeigt die Ergebnisse: beide Chargen zeigen
einen starken Abfall der Warmhärte im Bereich um 600°C. Somit ist diese Bindelegierung
zur Herstellung von Hartmetallwerkzeugen zur Metallzerspanung (Drehen) bei stärkerer
Beanspruchung im Vergleich zu reinem Kobalt klar unterlegen, da aufgrund der niedrigen
Warmhärte, insbesondere bei 600°C, eine plastische Deformation der Schneidkante infolge
der Schnittkräfte zu erwarten ist.
| Kohlenstoff |
"low carbon" |
"high carbon" |
| Härte (HV 30) (kg/mm2) |
1582 |
1585 |
| Magnetische Sättigung (G.cm3/g) |
137 |
140 |
| Porosität (ISO 4505) |
<A02<B02C00 |
A02B00C00 |
| Risszähigkeit (MPa.m1/2) |
9,5 |
8,2 |
| Dichte (g/cm3) |
14,69 |
14,65 |
Beispiel 2 (Vergleichsbeispiel, WC-Co, nicht erfindungsgemäß)
[0065] Analog zu Beispiel 1 wurde ein WC-Co mit gleichem Volumenanteil wie in Beispiel 1
an Bindephase hergestellt. Da Co eine höhere Dichte hat als das FeCoNi 40/20/40, lag
der Gewichtsanteil des Kobalts bei 8 Gew.-%, bezogen auf das gesamte Hartmetall. Nach
dem Pressen und Sintern bei 1420 °C für 45 min im Vakuum resultierte ein einwandfreies
Hartmetall mit einer magnetischen Sättigung von 133 G.cm
3/g, entsprechend 82 % der theoretischen magnetischen Sättigung. Die Raumtemperaturhärte
(HV30 1597 kg/mm
2) und die Warmhärte wurden bestimmt und in Fig. 1 eingetragen. Man erkennt, dass Co
von 350 bis zu 800 °C, oberhalb dessen das Carbidskelett die Warmhärte maßgeblich
bestimmt, dem FeCoNi-Binder überlegen ist. Der K
1C-Wert (Rißzähigkeit, bestimmt aus den Rißlängen an den Ecken der Härteeindrücke,
berechnet nach der Formel von Shetty) des Hartmetalls bei Raumtemperatur lag bei 10,1
MPa·m
1/2. Damit hat der Kobaltbinder bei Raumtemperatur zusätzlich eine bessere Härte/K
1C-Relation als die Binder aus Beispiel 1..
Beispiel 3 (Vergleichsbeispiel, nicht erfindungsgemäß)
[0066] Das Beispiel 1 wurde wiederholt, jedoch wurde in einem ersten Ansatz 1 Gew.-%, in
einem zweiten 3 Gew.-% Mo-Metallpulver zugegeben. (Diese Gehalte beziehen sich auf
den Mo-Gehalt der Bindelegierungsphase). Das deagglomerierte Molybdän-Metallpulver
wies folgende Eigenschaften auf: FSSS-Wert 1,09, O-Gehalt: 0,36 Gew.-%. Die Kornverteilung
ist durch folgende Parameter bestimmt: D
50 3,2 µm, D
90 6,4 µm. Der Kohlenstoffgehalt wurde so gewählt, dass nach den Erfahrungen aus Beispiel
1 im gesinterten Hartmetall weder eta-Phasen noch
[0067] Kohlenstoffausscheidungen zu erwarten sind. Für die Mo-Zugabe wurde kein zusätzlicher
Kohlenstoff einkalkuliert, damit das Molybdän möglichst vollständig in metallischer
Form in der Bindelegierung vorliegt. Daher betrugen die KohlenstoffGehalte der Rezeptur
5,94 bzw. 5,94 % (3 Gew.-% Mo, bezogen auf den Binder). Die Ergebnisse nach Sinterung
bei 1420 °C sind in der folgenden Tabelle wiedergegeben. Die Warmhärten wurden wie
zuvor bestimmt und sind in Figur 2 durch Kreise dargestellt:
| Mo-Zusatz im Binder |
1% |
3% |
| Härte (HV30) |
1635 |
1652 |
| Magnetische Sättigung (G·cm3/g) |
137,5 |
136,2 |
| Porosität (ISO 4505) |
<A02<B02C04 |
<A02<B02C00 |
| Risszähigkeit (MPa·m1/2) |
9,2 |
9,0 |
| Gefüge |
Viele und teilweise große Binderseen |
Sehr viele und teilweise große Binderseen |
[0068] Überraschenderweise traten eta-Phasen weder bei 1 noch bei 3 Gew.-% Molybdän auf,
sondern im Gegenteil bei 1 Gew.-% Molybdän sogar eine Kohlenstoffporosität. Es erhöht
sich überraschenderweise die Härte, ohne dass der K
1C-Wert im Vergleich zu Beispiel 1 reduziert wird, so dass bei Raumtemperatur eine
Eigenschaftskombination erhalten wird, welche derjenigen des Co-gebundenen Hartmetalls
gleichkommt und derjenigen der rein FeCoNi-gebundenen Hartmetalle klar überlegen ist.
Überraschenderweise sind 1 Gew.-% Molybdän im Binder bereits ausreichend; mit 3 Gew.-%
Molybdän wird keine starke Änderung des K
1C und der Härte gegenüber 1% Mo mehr beobachtet. Der Effekt des im Binder legierten
Molybdäns besteht also nicht nur in einer Erhöhung der Eigenhärte des Binders, sondern
auch in einer gleichzeitigen Erhöhung der Rissfestigkeit. Insofern ist das Verhalten
anders als bei legiertem W: auch hier wird zwar eine Zunahme der Eigenhärte des Binders
gefunden, jedoch eine gleichzeitige Abnahme des K
1C-Wertes, dies sowohl in Co-basierten Hartmetallen als auch in solchen auf FeCoNi-Basis,
siehe Beispiel 1.
[0069] Allerdings treten sehr viele Binderseen auf, was ein Beleg für die Auflösung von
Mo im Binder ist, welcher im Gegenzug das entstehende Porenvolumen füllt. Diese Binderseen
sind jedoch in einem Hartmetall nicht akzeptabel.
Der Vergleich der Warmhärten mit denjenigen aus Beispiel 2 zeigt Figur 2. Die Warmhärten
bei allen Temperaturen bis 800 °C sind überraschenderweise noch niedriger als diejenigen
aus Beispiel 1.
Beispiel 4 (erfindungsgemäß)
[0070] Das Beispiel 1 wurde wiederholt, indem die gemäß dem in
DE 10 2006 057 004 A1 beschriebenen Verfahren hergestellte, mit 1,5 Gew.-% Mo legierte FeCoNi-Bindelegierung
verwendet wurde. Das Pulver wurde anschließend deagglomeriert. Die analysierten Eigenschaften
dieses Pulvers waren: Fe 38,23 Gew.-%, Co 19,96 Gew.-%, Ni 39,10 Gew.-%, Mo 1,55 Gew.-%,
O 0,8565 Gew.-%, FSSS-Wert: 1,21, spezifische Oberfläche 2,17 m
2/g, D
50 3,46 µm, D
9o 5,84 µm. Es ließ sich mittels Röntgenbeugung auch bei Langzeitbelichtung kein MoO
2 bei dessen charakteristischen Beugungswinkeln mehr nachweisen. Es wurden 37,5 g dieses
Pulvers mit 462,5 g WC zur Herstellung eines Hartmetalls verwendet. Die Hartmetallmischung
hatte einen Kohlenstoffgehalt von 5,92 Gew.-%, was durch Zugabe von 1,14 g Ruß eingestellt
wurde. Die Presslinge wurden sowohl in einem offenen als auch in einem geschlossenen
Tiegel gesintert. Diese Variation hat Auswirkungen auf den Kohlenstoffgehalt des Hartmetalls
nach dem Sintern. Die Eigenschaften des bei 1420 °C gesinterten Hartmetalls waren
wie folgt:
| Sinterung |
Offener Tiegel |
Geschlossener Tiegel |
| Härte (HV30) |
1661 |
1626 |
| Magnetische Sättigung (G·cm3/g) |
128,8 |
134,2 |
| Porosität (ISO 4505) |
A02 bis A04, <B02, C00 |
A02,<B02, C00 |
| Risszähigkeit (MPa·m1/2) |
13,6 |
7,9 |
| Gefüge |
Kleine Binderseen |
Kleine Binderseen |
[0071] Das Hartmetall aus der offenen Sinterung liegt am kohlenstoffarmen Ende des Zweiphasengebietes,
da es sich im Vergleich zum Beispiel 1 durch eine sehr niedrige magnetische Sättigung
auszeichnet. Eta-Phasen waren jedoch nicht nachzuweisen. Durch die maximal mögliche
Konzentration an Mo im Binder wird eine enorme Verfestigung der Bindelegierung erreicht,
was sich durch gleichzeitigen Anstieg der Härte und der Risszähigkeit ausdrückt. Das
Hartmetall aus der geschlossenen Sinterung befindet sich in Bezug auf den Kohlenstoffgehalt
auch im 2-Phasengebiet, enthält jedoch mehr Kohlenstoff, was an der hohen magnetischen
Sättigung zu erkennen ist. Da durch das höhere Kohlenstoffangebot offenbar mehr Mo
als Carbid vorliegt und daher nicht im Binder vorhanden ist, sinkt die Risszähigkeit
- welche durch den Binder maßgeblich bestimmt wird - sehr stark ab auf das Niveau
der "high carbon" Variante aus Beispiel 1. Dieses Beispiel bestätigt die in der Beschreibung
gemachten theoretischen Überlegungen.
[0072] Es wurden weitere Presslinge hergestellt und bei 1420°C im Vakuum gesintert, jedoch
erfolgte gegen Ende der Sinterung bei Endtemperatur eine Beaufschlagung mit Argon
mit 40 bar Druck. Es wurde unter Druck abgekühlt. Es wurden Hartmetallstücke mit einer
Härte von 1643 HV30 erhalten, einem Risswiderstand von 8,2 MPa·m
1/2 sowie einer magnetischen Sättigung von 123 G·cm
3/g. An den Hartmetallstücken wurde an einer anderen Härteprüfmaschine sowohl die Raumtemperatur-
als auch die Warmhärte als Funktion der Temperatur bestimmt. Die Auswertung der Bestimmung
der Raumtemperatur- und Warmhärte zeigt die Figur 2, dargestellt durch Quadrate, zum
Vergleich ist die Kurven aus Beispielen 2 und 3 eingetragen: der Abfall der Warmhärte
bei 600°C gegenüber einem Kobalt-gebundenen Hartmetall ist für die Hartmetalle aus
Beispiel 4 gegenüber denen aus Beipiel 2 deutlich reduziert. Die Warmhärte liegt jetzt
über der des Hartmetalls, hergestellt aus den nicht mit Mo legierten Bindelegierungspulvern
(Beispiel 3). (Bedingt durch die andere Härteprüfmaschine, kommt es zu einer Diskrepanz
in der Raumtemperaturhärte).
[0073] Man erkennt, dass durch die erfindungsgemäße Verwendung eines mit Molybdän (vor)legierten
Binderpulvers ein einwandfreies Hartmetall ohne Binderseen und mit einem Warmhärteverlauf
praktisch wie mit einem Kobaltbinder hergestellt werden kann. Insbesondere ist der
Abfall der Warmhärte um 600°C praktisch eliminiert. Zusätzlich ergibt sich bei entsprechender
Einstellung des Kohlenstoffhaushaltes im Vergleich zu Beispiel 1 eine enorme Verbesserung
sowohl der Raumtemperatur-Festigkeit als auch eine Steigerung der Härte gegenüber
Beispiel 1, was für Anwendungen bei oder nahe Raumtemperatur ebenfalls Vorteile bietet.
Zudem ist gegenüber Beispiel 1 eine Verbesserung der Korrosionsfestigkeit zu erwarten,
denn der korrosive Angriff an Hartmetalle erfolgt im Allgemeinen über die Binderphase.
[0074] Das Prinzip der Verbesserung der Eigenschaften von Hartmetallen durch legiertes Molybdän
im Binder ist nicht nur auf den beschriebenen Binder FeCoNi 40/20/40 anwendbar, sondern
auch auf reines Kobalt als auch reines Ni als Hartmetallbinder, auf CoNi- und FeNi-Legierungen
wie auf weitere FeCoNi-Legierungen.