[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Walzenanordnung, insbesondere
eines Kalanders einer Papier-, Tissue- oder Kartonmaschine, mit mehreren Walzen die
gegeneinander gedrückt werden und zueinander einen Walzenspalt bilden, durch den eine
Faserstoffbahn durchführbar ist und behandelt und angetrieben wird.
[0002] In einem Kalander wird die Faserstoffbahn mehrfach durch den Nip zweier aufeinander
gepresster Walzen geführt und transportiert. Dadurch wird die Oberfläche der Faserstoffbahn
geglättet und im Oberflächenbereich verdichtet.
[0003] Beim Betrieb des Kalanders kommt es allerdings nach einer gewissen Betriebszeit regelmäßig
zu dem sogenannten Barringeffekt, einer ungleichmäßigen Abnutzung der Walzenoberfläche,
die dazu führt, dass die Walzen sozusagen zum Vieleck werden und nicht mehr brauchbar
sind.
[0004] Kommt es zum Barringeffekt bewirkt dies nicht nur, dass es zu streifenförmigen Markierungen
an den Walzen kommt, sondern es kommt auch zu unerwünschten streifenförmigen Mustern
auf der Faserstoffbahn wie einer Papierbahn, die ab dem Zeitpunkt der Sichtbarkeit
zum Ausschuss der Faserstoffbahn führen.
[0005] Walzen bei denen der Barringeffekt aufgetreten ist, müssen abgedreht oder überschliffen
werden.
[0006] Zur Verminderung des Barringeffekts ist in der
DE 100 08 800 A1 vorgeschlagen worden, im Innenraum einer Walze eine aktive Schwingung zu erzeugen,
die auf den Walzenmantel wirkt. Mit diesen Schwingungen erzeugt man sozusagen Gegenschwingungen
zu den Schwingungen, die sich im Kalander im Betrieb ausbilden. Die Umsetzung ist
allerdings mit erheblichem Aufwand verbunden.
[0007] In der
DE 10 221 680A1 wir vorgeschlagen, dass mindestens eine Walze eine steuerbare Magnetfeld-Erzeugungseinrichtung
aufweist, die ein auf eine andere Walze einwirkendes Magnetfeld in Abhängigkeit von
Signalen einer Sensoranordnung erzeugt. Auch diese Lösung bedeutet einen erheblichen
Mehraufwand.
[0008] Die beiden einen Nip bildenden Walzen eines Kalanders werden in der Regel motorisch
angetrieben. Unter Berücksichtigung des Bahnzuges, der zu leistenden Walkarbeit, der
Reib- und Beschleunigungsleistung und des Lastverteilungsfaktors werden die Antriebe
über eine Drehmomentvorsteuerung geregelt.
[0009] Da die tatsächlichen Reib- und Walkverluste mit den empirisch ermittelten Werten
auf Dauer nicht übereinstimmen und die tatsächlichen Bahnzüge vom Sollwert abweichen,
entspricht die Drehmomentvorsteuerung der Antriebe nicht genau der momentan vorhandenen
Last.
[0010] Zur Korrektur wird das Ausgangssignal des Drehzahlreglers einer Kalanderwalze verwendet,
mit dem die Drehmomentsollwerte beider Antriebe beeinflusst werden. Das führt dazu,
dass immer beide Walzen gleichzeitig die Geschwindigkeit an den Geschwindigkeitssollwert
anpassen.
[0011] Bedingt durch den technologischen Prozess in einer Anlage, wie z.B. einer Papiermaschine,
variieren die Bahnzüge, das Dickenprofil und andere Faserstoffbahneigenschaften oft
erheblich.
[0012] Dabei kommt es auch zu periodisch in Längsrichtung auftretende Schwankungen, die
dazu führen, dass die Antriebsregelung der Kalanderantriebe diese ebenfalls periodisch
regelt.
[0013] Bei dem herkömmlichen Antriebskonzept wird die erforderliche Antriebsleistung entsprechend
dem Lastverteilungsfaktor zwischen dem Hauptantrieb und Folgeantrieb aufgeteilt.
[0014] Ändern sich die Bedingungen, wie z.B. die Reibungsverluste des Folgeantriebs, entsteht
bei gleicher Lastverteilung eine Differenz der Umfangskräfte zwischen Walze 1 (Hauptantrieb)
und Walze 2 ( Folgeantrieb). Diese Umfangskräfte variieren mit den Änderungen der
Faserstoffbahneigenschaften.
[0015] Wie jedes periodische Signal, lässt sich die Umfangskraftdifferenz zwischen Walze
1 und Walze 2 in eine Endlosreihe von Sinus-Komponenten verschiedener Frequenzen zerlegen,
die auch Frequenzen mit ganzzahligen mehrfachen der Walzendrehfrequenz aufweisen.
Hat eine dieser Sinus-Komponenten eine deutlich größere Amplitude, ist der Barringeffekt
unvermeidbar.
[0016] Aufgabe der Erfindung ist es ein Verfahren zum Betreiben eines Kalanders bereitzustellen,
bei dem der Barringeffekt verringert oder verhindert wird.
[0017] Die Aufgabe wird mittels des Verfahrens mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst.
[0018] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe bei einem Kalanderantrieb, der Eingangs genannten
Art, dadurch gelöst, dass der Hauptantriebsregler des Hauptantriebs der Walze 1 sowie
der mindestens eine Folgeantriebsregler für den Folgeantrieb der Walze 2 usw. von
einem übergeordneten Rechner unabhängig voneinander Sollwertvorgaben und/oder Vorgabewerte
erhalten.
[0019] Dadurch wird verhindert, dass periodische Schwankungen von einem Antrieb auf den
anderen übertragen werden. Schwankungen bei der Materialzuführung, die zu Drehzahlschwankungen
bzw. Lastschwankungen an einer der Walzen führen, werden nicht zwischen den Kalanderwalzenantrieben
übertragen, so dass es zu keinen periodisch auftretenden Umfangskraftschwankungen
kommen kann.
[0020] Erfindungsgemäß wird einem in der Hauptantriebsregelung sowie in der mindestens einen
Folgeantriebsregelung enthaltenen Drehzahlregler der gleiche Drehzahlvorsteuerwert
zugeführt.
[0021] Ebenso wird einem in der Hauptantriebsregelung sowie in der mindestens einen Folgeantriebsregelung
enthaltenen Summenglied ein Drehmomentvorsteuerwert zugeführt, wobei die Drehmomentvorsteuerwerte
sich zumindest durch einen Lastverteilungsfaktor unterscheiden, so dass eine Anpassung
an die Erfordernisse der Hauptantriebsreglung sowie die mindestens eine Folgeantriebsreglung
erfolgen kann.
[0022] Der Lastverteiler ist derart ausgelegt, dass die Last entsprechend einem Lastverteilungs-,
einem Bahnzugvorsteuerungs- und/oder einem Walkarbeitsfaktor aufgeteilt wird.
[0023] In der Hauptantriebssteuerung werden der Drehmomentvorsteuerwert und das Ausgangssignal
vom Drehzahlregler über ein Summenglied zusammengeführt und daraus der Drehmomentsollwert
gebildet.
[0024] In der Folgeantriebsreglung werden der Drehmomentvorsteuerwert und das Ausgangssignal
vom Drehzahlregler über eine Todsummenglied in einem Summenglied zusammengeführt werden,
wobei der Drehmomentvorsteuerwert, zumindest solange die dem Todsummenglied vorgegebenen
Drehzahlgrenzen nicht überschritten werden, direkt den Drehmomentsollwert bildet.
[0025] Des Weiteren werden in die Drehmomentvorsteuerwerte die Trägheit der entsprechenden
Walze, der Reibfaktor und das Beschleunigungsverhalten mit eingerechnet.
[0026] Allgemein gilt, dass die Gesamtlast der Antriebsmotoren folgende Komponenten beinhaltet:
Reibungsverluste der Walzenlager;
Beschleunigungsleistung;
Walkarbeit;
Bahntransportleistung, bedingt durch Differenz zwischen Bahnzug vor und Bahnzug nach
dem Kalander.
[0027] Die Erfindung wird im Folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die Zeichnungen näher beschrieben. In dieser zeigt:
- Figur 1
- eine erfindungsgemäße Ausführung der Antriebsregelung für einen Kalander mit zwei
Kalanderwalzen
[0028] Die dargestellte Regelung besteht aus einem übergeordneten Rechner 1 sowie aus einer
Hauptantriebsregelung 2 und einer Folgeantriebsregelung 3. In den Rechner 1 werden
Geschwindigkeitssollwert, Lastverteilungsfaktor 9 und Werte zur Vorsteuerung von Bahnzug
und Walkarbeit zugeführt.
[0029] Innerhalb des Rechners 1 werden die Vorgabewerte und Faktoren entsprechend dem Stand
der Technik weiterverarbeitet und die entsprechenden Drehzahlvorsteuerwert 6a, b und
Drehmomentvorsteuerwerte 8a, b berechnet, die dann an den Hauptantriebsregler 2 bzw.
den Folgeantriebsregler 3 übertragen werden.
[0030] Dabei unterscheidet sich der Drehmomentvorsteuerwerte 8a, b für die Hauptantriebsregelung
2 und für die Folgeantriebsregelung 3 durch die Verteilung der Last entsprechend der
vorgegebenen Faktoren 9, 12.
[0031] Der Drehzahlvorsteuerwerte 6a, b die dem jeweiligen Drehzahlregler 4, 5 zugeführt
werden sind dagegen identisch.
[0032] In der Hauptantriebssteuerung 2 werden der Drehmomentvorsteuerwert 8a und das Ausgangssignal
10a vom Drehzahlregler 4 über ein Summenglied 7a zusammengeführt und daraus der Drehmomentsollwert
11a gebildet.
[0033] In der Folgeantriebsreglung 3 ist hinter dem Drehzahlregler 4 ein Totzonenglied 13
angeordnet. Das Totzonenglied 13 bewirkt, dass das Ausgangssignal 10b in das Summenglied
7b im Normalbetrieb gleich null ist, zumindest solang die vorgegebenen Drehzahlgrenzen
nicht überschritten werden. Somit bildet der Drehmomentvorsteuerwert 8b zumindest
im Normalbetrieb direkt den Drehmomentsollwert 11b. Durch die unterschiedliche Drehmomentsollwertermittlung
sind die beiden Antriebe in der Art voneinander entkoppelt, dass Drehzahlschwankungen
bzw. Lastschwankungen an einer der Walzen nicht zwischen den Kalanderwalzenantrieben
übertragen werden können, so dass es zu keinen periodisch auftretenden Umfangskraftschwankungen
kommen kann.
Bezugszeichenliste
[0034]
- 1
- übergeordneten Rechner
- 2
- Hauptantriebsregler
- 3
- Folgeantriebsregler
- 4, 5
- Drehzahlregler
- 6a, b
- Drehzahlvorsteuerwert
- 7a, b
- Summenglied
- 8a, b
- Drehmomentvorsteuerwert
- 9
- Lastverteilungsfaktor
- 10a, b
- Ausgangssignal
- 11 a, b
- Drehmomentsollwert
- 12
- Lastverteilungs-, Bahnzugvorsteuerungs- und/oder Walkarbeitsfaktor
- 13
- Totzonenglied
1. Verfahren zum Betreiben einer Walzenanordnung, insbesondere eines Kalanders einer
Papier-, Tissue- oder Kartonmaschine, mit mehreren Walzen die gegeneinander gedrückt
werden und zueinander einen Walzenspalt bilden, durch den eine Faserstoffbahn durchführbar
ist und behandelt und angetrieben wird, mit einem übergeordneten Rechner (1), einem
Hauptantriebs- (2) und mindestens einem Folgeantriebsregler (3), wobei der Hauptantriebsregler
(2) sowie der mindestens eine Folgeantriebsregler (3) unabhängig voneinander Vorgabewerte
(6a, b 8a ,b) von dem übergeordneten Rechner (1) erhalten.
2. Verfahren nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass einem in der Hauptantriebsregelung (2) sowie in der mindestens einen Folgeantriebsregelung
(3) enthaltenen Drehzahlregler (4, 5) der gleiche Drehzahlvorsteuerwert (6a, b) zugeführt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2
dadurch gekennzeichnet,
dass einem in der Hauptantriebsregelung (2) sowie in der mindestens einen Folgeantriebsregelung
(3) enthaltenen Summenglied (7a, b) ein Drehmomentvorsteuerwert (8a, b) zugeführt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3
dadurch gekennzeichnet,
dass die Drehmomentvorsteuerwerte (8a, b) sich zumindest durch einen Lastverteilungsfaktor
(9) unterscheiden, so dass eine Anpassung an die Erfordernisse der Hauptantriebsreglung
(2) sowie die mindestens eine Folgeantriebsreglung (3) erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 4
dadurch gekennzeichnet,
dass der Lastverteiler die Anpassung entsprechend einem Lastverteilungs-, Bahnzugvorsteuerungs-
und/oder Walkarbeitsfaktor aufteilt.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5
dadurch gekennzeichnet,
dass in der Hauptantriebssteuerung (2) der Drehmomentvorsteuerwert (8a) und das Ausgangssignal
(10a) vom Drehzahlregler (4) über ein Summenglied (7a) zusammengeführt werden und
daraus der Drehmomentsollwert (11a) gebildet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 4
dadurch gekennzeichnet,
dass in der Folgeantriebsreglung (3) der Drehmomentvorsteuerwert (8b) und das Ausgangssignal
(10b) vom Drehzahlregler (5) über eine Todsummenglied (13) in einem Summenglied (7b)
zusammengeführt werden, wobei der Drehmomentvorsteuerwert (8b), zumindest solange
die dem Todsummenglied (13) vorgegebenen Drehzahlgrenzen nicht überschritten werden,
direkt den Drehmomentsollwert (11 b) bildet.
8. Verfahren nach Anspruch 4
dadurch gekennzeichnet,
dass in die Drehmomentvorsteuerwerte (8a, b) die Trägheit der entsprechenden Walze, der
Reibfaktor und das Beschleunigungsverhalten mit eingerechnet.