[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Frequenzkompression eines Audiosignals
durch Bereitstellen des Audiosignals in mehreren Frequenzkanälen und Verschieben oder
Abbilden eines Anteils des Audiosignals von einem ersten Frequenzkanal der mehreren
Frequenzkanäle in einen zweiten Frequenzkanal der mehreren Frequenzkanäle. Darüber
hinaus betrifft die vorliegende Erfindung eine entsprechende Vorrichtung zur Frequenzkompression
eines Audiosignals mit einer Verschiebeeinrichtung zum Verschieben oder Abbilden eines
Anteils des Audiosignals. Ferner bezieht sich die vorliegende Erfindung auch auf eine
Höreinrichtung mit einer derartigen Vorrichtung. Unter einer Höreinrichtung wird hier
jedes im oder am Ohr tragbare, schallausgebende Gerät verstanden, wie beispielsweise
ein Hörgerät, ein Headset, Kopfhörer und dergleichen.
[0002] Hörgeräte sind tragbare Hörvorrichtungen, die zur Versorgung von Schwerhörenden dienen.
Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche
Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), Hörgerät mit externem
Hörer (RIC: receiver in the canal) und In-dem-Ohr-Hörgeräte (Id0), z.B. auch Concha-Hörgeräte
oder Kanal-Hörgeräte (ITE, CIC), bereitgestellt. Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte
werden am Außenohr oder im Gehörgang getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt
aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur
Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten Gehörs entweder mechanisch
oder elektrisch.
[0003] Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler,
einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein
Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z.
B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer Wandler,
z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer,
realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinheit integriert.
Dieser prinzipielle Aufbau ist in FIG 1 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts
dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse 1 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere
Mikrofone 2 zur Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit
3, die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 1 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale
und verstärkt sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 3 wird an einen
Lautsprecher bzw. Hörer 4 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall
wird gegebenenfalls über einen Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang
fixiert ist, zum Trommelfell des Geräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des
Hörgeräts und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 3 erfolgt durch eine
ebenfalls ins Hörgerätegehäuse 1 integrierte Batterie 5.
[0004] Bei Hörgeräten kennt man im Wesentlichen zwei gängige Verfahren, um die Sprachverständlichkeit
zu erhöhen. In den meisten Geräten wird, im Allgemeinen mittels AGC (Automatic Game
Control), ein frequenzabhängiger Pegelausgleich durchgeführt, um Signale über die
Hörschwelle des Schwerhörigen zu heben, sodass dieser die Signale wieder wahrnehmen
kann. Das zweite Verfahren wird meist ergänzend zum ersten eingesetzt und zielt auf
Hörschäden ab, bei denen selbst durch reine Verstärkung des Signals die Hörschwelle
in gewissen, typischerweise hohen, Frequenzen nicht erreicht werden kann. Diese hohen
Frequenzen werden auf einen tiefen (hörbaren) Frequenzbereich abgebildet, sodass sie
grundsätzlich durch Verstärkung über die Hörschwelle gehoben werden können. Das Verfahren
wird Frequenzkompression genannt, da der gewünschte Frequenzbereich auf einen kleineren,
besser hörbaren Frequenzbereich abgebildet wird.
[0005] Es befinden sich Hörgeräte auf dem Markt, die Frequenzkompression unterstützen. Das
darin verwendete Verfahren nutzt Eigenschaften der verwendeten Filterbank für eine
einfache Implementierung. Es werden selektiv einzelne Kanäle, unter anderem abhängig
von deren Momentanleistung, auf andere Kanäle kopiert, sodass die in diesen Kanälen
enthaltenen Frequenzanteile, am Ausgang verschoben, in einem anderen Frequenzbereich
wieder auftauchen. Wohin die Kanäle abgebildet werden, bestimmt eine Abbildungsvorschrift
und ist einstellbar, sodass verschiedene Kompressionsverhältnisse realisierbar sind.
[0006] FIG 2 zeigt das Prinzip der Frequenzkompression durch einfaches Kopieren von Kanälen.
In der Figur sind mehrere Kanäle dargestellt, die durch ihre Mittenfrequenzen 10 bis
15 symbolisch kenntlich gemacht sind. Beispielsweise ist der Mittenfrequenz 14 ein
Kanal 14' zugeordnet. Innerhalb des Kanals 14' befindet sich eine dominante Momentanfrequenz
14" . Im Zuge der Frequenzkompression soll der Kanal 14' auf den Kanal 11' kopiert,
verschoben oder abgebildet werden. Bei dieser Verschiebung wird dann auch die dominante
Momentanfrequenz 14" auf die Zielfrequenz 11" verschoben. Die Frequenz des Tons (dominante
Momentanfrequenz 11" und 14") relativ zur jeweiligen Kanalmitte innerhalb von Quell-
und Zielkanal ist identisch.
[0007] Durch das einfache Kopieren der Kanäle entsteht allerdings auch eine nicht kontinuierliche
Abbildung von Quellfrequenz auf Zielfrequenz, wie bei dem in FIG 3 dargestellten Test
mittels Frequenz-Sweep zu sehen ist. Es ist dort die Ausgangsfrequenz f
o über der Eingangsfrequenz f
i dargestellt. Am Eingang der Signalverarbeitung des Hörgeräts wird ein Frequenz-Sweep
angelegt. Am Ausgang der Signalverarbeitung wird ein entsprechendes Ausgangssignal
mit den Ausgangsfrequenzen f
o gemessen. Deutlich sind die Frequenzsprünge 16 an den Kanalübergängen zu erkennen.
Dennoch ist die grundsätzliche Abbildungskennlinie für das Abbilden bzw. Verschieben
der Frequenzkanäle deutlich erkennbar. In der Regel treten auch etwas schwächere Artefakte
auf, die in FIG 3 nicht dargestellt sind und die für das vorliegende Arbeitsprinzip
keine maßgebliche Rolle spielen. Das Problem bei dieser Frequenzabbildung ist, dass
zwei im Eingangsspektrum aufeinanderfolgende Frequenzen im Ausgangsspektrum vertauscht
sein können. Dies führt dazu, dass Tonfolgen am Eingang gegenüber den resultierenden
Tonfolgen am Ausgang in ihrer Frequenz verwürfelt erscheinen, was den Höreindruck
verschlechtern kann.
[0008] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, die Frequenzkompression
eines Audiosignals dahingehend zu optimieren, dass ein verbesserter Höreindruck entsteht.
Es ist ein entsprechendes Verfahren und eine entsprechende Vorrichtung vorzuschlagen.
[0009] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zur Frequenzkompression
eines Audiosignals, durch Bereitstellen des Audiosignals in mehreren Frequenzkanälen
und Verschieben oder Abbilden eines Anteils des Audiosignals von einem ersten Frequenzkanal
der mehreren Frequenzkanäle in einen zweiten Frequenzkanal der mehreren Frequenzkanäle,
wobei eine dominante Momentanfrequenz in dem ersten Frequenzkanal ermittelt wird,
bei dem Verschieben oder Abbilden zunächst der gesamte erste Frequenzkanal einschließlich
der dominanten Momentanfrequenz in den zweiten Frequenzkanal verschoben oder abgebildet
wird, wobei die dominante Momentanfrequenz eine Zwischenfrequenzposition erhält, eine
endgültige Frequenzposition für die dominante Momentanfrequenz durch eine vorgegebene
Kompressionskennlinie in dem zweiten Frequenzkanal ausgehend von der Frequenzposition
der dominanten Momentanfrequenz in dem ersten Frequenzkanal ermittelt wird und die
dominante Momentanfrequenz von der Zwischenfrequenzposition auf die endgültige Frequenzposition
geschoben oder abgebildet wird.
[0010] Darüber hinaus wird erfindungsgemäß bereitgestellt eine Vorrichtung zur Frequenzkompression
eines Audiosignals mit einer ersten Verschiebeeinrichtung zum Verschieben oder Abbilden
eines Anteils des Audiosignals, das in mehreren Frequenzkanälen bereitgestellt ist,
von einem ersten Frequenzkanal der mehreren Frequenzkanäle in einen zweiten Frequenzkanal
der mehreren Frequenzkanäle, sowie umfassend eine Schätzeinrichtung zum Ermitteln
einer dominanten Momentanfrequenz in dem ersten Frequenzkanal, wobei mit der ersten
Verschiebeeinrichtung der gesamte erste Frequenzkanal einschließlich der dominanten
Momentanfrequenz in den zweiten Frequenzkanal so verschiebbar oder abbildbar ist,
dass die dominante Momentanfrequenz eine Zwischenfrequenzposition erhält, eine Recheneinrichtung
zum Ermitteln einer endgültigen Frequenzposition für die dominante Momentanfrequenz
durch eine vorgegebene Kompressionskennlinie in dem zweiten Frequenzkanal ausgehend
von der Frequenzposition der dominanten Momentanfrequenz in dem ersten Frequenzkanal,
und eine zweite Verschiebeeinrichtung zum Verschieben oder Abbilden der dominanten
Momentanfrequenz von der Zwischenfrequenzposition auf die endgültige Frequenzposition.
[0011] In vorteilhafter Weise ist es so möglich, trotz kanalweisen Verschiebens einen Ton
exakt an diejenige Position zu verschieben, die die vorgegebene Kompressionskennlinie
fordert.
[0012] Vorzugsweise erfolgt das Verschieben oder Abbilden der dominanten Momentanfrequenz
von der Zwischenfrequenzposition auf die endgültige Frequenzposition durch Amplitudenmodulation.
Die Amplitudenmodulation entspricht einer Multiplikation des Signals mit dem Modulationsterm
exp(j·2πΔf·t). Dies wiederum entspricht im Spektralbereich einer Verschiebung um die
Frequenz Δf.
[0013] In einer speziellen Ausführungsform ist der zweite Frequenzkanal für das Verschieben
oder Abbilden des ersten Frequenzkanals fest vorgegeben. Auf diese Weise kann bei
der Kanalverschiebung Rechenzeit eingespart werden.
[0014] Bei einer alternativen Ausführungsform wird der zweite Frequenzkanal für das Verschieben
oder Abbilden des ersten Frequenzkanals anhand der Kompressionskennlinie bestimmt.
Dies bedeutet, dass der zweite Frequenzkanal für das Verschieben hier nicht vorgegeben
ist, sodass einer oder mehrere Frequenzkanäle anhand der Kompressionskennlinie ermittelt
werden können, die für den zweiten Frequenzkanal in Frage kommen. Als zweiter Frequenzkanal
kann derjenige von mehreren möglichen Frequenzkanälen gewählt werden, bei dem die
dominante Momentanfrequenz am nächsten in der jeweiligen Kanalmitte angeordnet ist.
Auf diese Weise lassen sich Artefakte, welche durch die Modulation entstehen können,
vermeiden.
[0015] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Frequenzkompression kann eine Polyphasen-Filterbank
zum Bereitstellen des Audiosignals in mehreren Frequenzkanälen aufweisen. Damit ist
es möglich, in den Kanälen nur positive Frequenzanteile zu erzeugen.
[0016] Besonders vorteilhaft wird die erfindungsgemäße Vorrichtung in einer Höreinrichtung
und insbesondere in einem Hörgerät eingesetzt. Damit kann eine Frequenzkompression
bei Hörgeräteträgern mit weniger Artefakten realisiert werden.
[0017] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
- FIG 1
- den prinzipiellen Aufbau eines Hörgeräts gemäß dem Stand der Technik;
- FIG 2
- das Prinzip der Frequenzkompression durch einfaches Kopieren von Kanälen gemäß dem
Stand der Technik;
- FIG 3
- eine Frequenzübertragungsfunktion der Kompression gemäß FIG 2 entsprechend dem Stand
der Technik;
- FIG 4
- das erfindungsgemäße Prinzip der Frequenzkompression durch Kopieren von Kanälen mit
anschließender Modulation;
- FIG 5
- die gemessene Frequenzübertragungsfunktion bei der Kompression gemäß FIG 4; und
- FIG 6
- ein Blockschaltbild einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Frequenzkompression.
[0018] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung dar.
[0019] In FIG 4 ist eine Kanalanordnung ähnlich wie in FIG 2 dargestellt. Es sind mehrere
Kanäle mit den Mittenfrequenzen 10 bis 15 wiedergegeben. Wie in dem bekannten Beispiel
wird in einem ersten Schritt 17 eine Verschiebung des Kanals 14' auf den Kanal 11'
durchgeführt. Innerhalb des Kanals 14' befindet sich ein Ton bzw. eine dominante Momentanfrequenz
14" . Diese wird, wie in Zusammenhang mit FIG 2 bereits erläutert, auch hier in dem
ersten Schritt 17 von einer Frequenzposition f
s auf die Zwischenfrequenzposition f
z verschoben. Der Abstand der Zwischenfrequenzposition f
z zur Kanalmitte 11 des zweiten Kanals 11' entspricht dem Abstand der Frequenzposition
f
s der ursprünglichen Momentanfrequenz 14" gegenüber der Kanalmitte 14 des Quellkanals
bzw. ersten Kanals 14'.
[0020] Der erste Schritt 17 der Frequenzverschiebung stellt nur eine grobe kanalweise Verschiebung
dar. Dass der Ton 14" bei seiner Verschiebung tatsächlich auf einer Frequenzposition
landet, die unmittelbar aus einer Frequenzkompressionskennlinie hervorgeht, ist unwahrscheinlich.
In FIG 4 ist eine Frequenzposition f
d dargestellt, auf der der Ton 14" tatsächlich landen würde, wenn die Abbildung mit
einer vorgegebenen Kompressionskennlinie erfolgt. Ziel der vorliegenden Erfindung
ist es daher, nach dem ersten Schritt 17 einen weiteren Schiebeschritt durchzuführen,
um den verschobenen Ton 11" auf die endgültige Frequenzposition f
d zu schieben, sodass sich der Zielton 18 ergibt. Für diesen Zweck wird der verschobene
Ton 11" durch Amplitudenmodulation in einem zweiten Schritt 19 verschoben. Das Verschieben
erfolgt hier um den Betrag Δf. In dem zweiten Schritt 19 wird der Ton also auf seine
endgültige Position f
d geschoben.
[0021] Durch Vorgabe einer kontinuierlichen Abbildungskennlinie von Quell- auf Zielfrequenz
lässt sich grundsätzlich sicherstellen, dass Frequenzen in ihrer Reihenfolge am Ausgang
nicht vertauscht erscheinen. Um eine solche kontinuierliche Abbildungskennlinie im
Hörgerät zu realisieren, wird in dem vorliegenden Ausführungsbeispiel eine Kombination
aus selektiver Kanalabbildung und Amplitudenmodulation verwendet. Die Kanalabbildung
sorgt dafür, dass, wie bereits ausführlich dargestellt wurde, ein bestimmter Frequenzbereich
(erster Frequenzkanal 14') zuerst grob in einen anderen Bereich (zweiter Frequenzkanal
11') abgebildet wird, ähnlich schon bekannten Verfahren. Durch Messung der dominanten
Momentanfrequenz f
s in dem Quellkanal 14' kann über die Abbildungskennlinie genau ermittelt werden, worauf
diese im Zielkanal (11') abgebildet werden muss. Durch entsprechende Modulation des
Kanals 11' kann die dominante Momentanfrequenz genau dorthin moduliert werden, wo
sie gemäß der Abbildungskennlinie erwartet wird. Vorteilhaft lässt sich dieses Verfahren
bei einer Polyphasen-Filterbank einsetzen, die nur das komplexwertige, analytische
Signal (nur positiver Frequenzanteil einer FourierTransformation) in den Kanälen erzeugt.
Hierbei lässt sich mittels Modulation mit einem Modulationsterm exp(j·2πΔf t) jeder
Kanal zyklisch modulieren, sodass die Frequenzanteile darin entsprechend zyklisch
um die Kreisfrequenz Δω=2πΔf verschoben werden.
[0022] Grundsätzlich sind bei der Messung bzw. Schätzung der dominanten Momentanfrequenz
zwei Fälle zu unterscheiden:
- 1) Es existiert eine dominante Frequenz, die geschätzt werden kann, d.h. es existiert
ein starker tonaler Anteil in diesem Kanal. Damit kann eine Abbildung auf eine Zielfrequenz
erfolgen.
- 2) Es existiert keine dominante Frequenz, d.h. das Signal in dem Kanal ist rauschartig.
Die Frequenzabschätzung führt zu einer mehr oder weniger zufälligen Momentanfrequenz.
Dies wiederum führt bei der Abbildung auf eine Zielfrequenz zu einer Phasenrandomisierung
bzw. zufälligen Modulation in dem Kanal, was bei rauschartigen Kanälen kaum Einfluss
auf den Höreindruck bewirkt.
[0023] Insofern lässt sich das Verfahren unabhängig von der Tonalität des Kanals anwenden,
da keine negativen Auswirkungen bei rauschartigen Anteilen zu befürchten sind.
[0024] FIG 5 zeigt das Messergebnis der erfindungsgemäßen Frequenzkompression. Wie in FIG
3 ist auch hier in der Ordinate die Ausgangsfrequenz f
o und in der Abszisse die Eingangsfrequenz f
i dargestellt. An den Eingang ist ein Frequenz-Sweep angelegt. Durch die Modulation
im Zielkanal entsteht ein kontinuierlicher Frequenzverlauf. Die Zuordnung von Quellfrequenz
zu Zielfrequenz wird als Kompressionskennlinie bezeichnet. Es treten also keine Frequenzsprünge
mehr auf und somit auch keine diesbezüglichen Artefakte.
[0025] Das zweistufige Frequenzverschiebungsverfahren gemäß der vorliegenden Erfindung kann
in zwei Varianten durchgeführt werden:
- 1) Die Abbildungsvorschrift der Kanäle ist fest, und nur innerhalb der Kanäle wird
eine Modulation aufgeprägt. Das bedeutet, dass die Zuordnung der verschiedenen Quellkanäle
auf einen Zielkanal im voraus bekannt ist. Innerhalb des Zielkanals wird dann eine
Modulation vorgenommen, sodass aufgrund der geschätzten Momentanfrequenz des ausgewählten
Quellkanals und der Abbildungsvorschrift die gewünschte Zielfrequenz im Zielkanal
vorliegt.
- 2) Die Abbildung zwischen Kanälen ist nicht vorgegeben, sondern wird aufgrund der
Abbildungskennlinie und der geschätzten Momentanfrequenz festgelegt. Zusätzlich wird
wie bei der ersten Variante eine Modulation aufgeprägt. Das bedeutet, dass die Zuordnung
der verschiedenen Quellkanäle auf einen Zielkanal während des Betriebs ermittelt wird,
und die Abbildungskennlinie sowohl für die Zuordnung der verschiedenen Quellkanäle
auf einen Zielkanal herangezogen wird als auch für die anschließende Modulation innerhalb
des Zielkanals. Dies nutzt die Tatsache aus, dass sich die Kanäle einer Filterbank
typischerweise überlappen und verschiedene Zuordnungen von Quellkanälen zu Zielkanälen
mit unterschiedlichen Modulationen zu einem ähnlichen Ergebnis führen würden. Es ist
hierbei vorteilhaft, die Abbildung so zu gestalten, dass sowohl im Quell- als auch
Zielkanal die Momentanfrequenz nahe der Bandmitte liegt, da dann Artefakte durch die
Modulation minimiert werden.
[0026] Die Abbildungsvorschrift von Quell- auf Zielfrequenz muss durch geeignete Mittel
der Audiologie bereitgestellt werden. Hier kann typischerweise eine Abbildung anhand
einer Bark-ERB- oder Spinc-Frequenzaufteilung vorgenommen werden, wie dies in dem
Dokument
EP 1 333 700 A2 beschrieben ist.
[0027] FIG 6 zeigt ein Blockschaltbild einer möglichen Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Frequenzkompressionsvorrichtung. In jedem Quellkanal 20, 20', 20" der Filterbank wird
die momentane Quellfrequenz f
s durch einen Schätzer 21 geschätzt. Basierend auf dem Zuordnungsschema der Frequenzkompression
(abgeleitet von der Kompressionskennlinie) und dem Signal s der dominanten Momentanfrequenz
wird jedem Zielkanal 22, 22', 22" ein Quellkanal 20, 20', 20" durch eine Verschiebeeinrichtung
23 zugewiesen. Das Zuordnungsschema kann entweder fest, d.h. eine feste Auswahl der
Quellkanäle 20, 20', 20" werden einem einzigen Zielkanal zugeordnet, oder variabel
sein, d.h. abhängig von der Frequenzschätzung und der Kompressionskennlinie wird für
jeden Quellkanal 20, 20', 20" festgelegt, welchem Zielkanal 22, 22', 22" er zugeordnet
wird. Im Zielkanal wird das Signal aus dem ausgewählten Quellkanal über einen Modulator
24 mittels Amplitudenmodulation derart moduliert, dass die Abbildung von Quellfrequenz
auf Zielfrequenz exakt der Kompressionskennlinie entspricht.
1. Verfahren zur Frequenzkompression eines Audiosignals (s), durch
- Bereitstellen des Audiosignals (s) in mehreren Frequenzkanälen (11', 14', 20, 20',
20", 22, 22', 22'') und
- Verschieben oder Abbilden eines Anteils des Audiosignals (s) von einem ersten Frequenzkanal
(14') der mehreren Frequenzkanäle (11', 14', 20, 20', 20", 22, 22', 22") in einen
zweiten Frequenzkanal (11') der mehreren Frequenzkanäle (11', 14', 20, 20', 20" ,
22, 22', 22''),
dadurch gekennzeichnet, dass
- eine dominante Momentanfrequenz (14") in dem ersten Frequenzkanal (14') ermittelt
wird,
- bei dem Verschieben oder Abbilden zunächst der gesamte erste Frequenzkanal (14')
einschließlich der dominanten Momentanfrequenz (14") in den zweiten Frequenzkanal
(11') verschoben oder abgebildet wird, wobei die dominante Momentanfrequenz (14")
eine Zwischenfrequenzposition (fz) erhält,
- eine endgültige Frequenzposition (fd) für die dominante Momentanfrequenz (14") durch eine vorgegebene Kompressionskennlinie
in dem zweiten Frequenzkanal (11') ausgehend von der Frequenzposition (fs) der dominanten Momentanfrequenz (14") in dem ersten Frequenzkanal (14') ermittelt
wird und
- die dominante Momentanfrequenz (14") von der Zwischenfrequenzposition (fz) auf die endgültige Frequenzposition (fd) geschoben oder abgebildet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Verschieben oder Abbilden der dominanten Momentanfrequenz
(14") von der Zwischenfrequenzposition (fz) auf die endgültige Frequenzposition (fd) durch Amplitudenmodulation erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei der zweite Frequenzkanal (11') für das Verschieben
oder Abbilden des ersten Frequenzkanals (14') fest vorgegeben ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei für das Verschieben oder Abbilden des ersten
Frequenzkanals (14') der zweite Frequenzkanal (11') anhand der Kompressionskennlinie
bestimmt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei als zweiter Frequenzkanal (11') derjenige von mehreren
möglichen Frequenzkanälen (11', 14', 20, 20', 20" , 22, 22', 22'') gewählt wird, bei
dem die dominante Momentanfrequenz (14") am nächsten in der jeweiligen Kanalmitte
angeordnet ist.
6. Vorrichtung zur Frequenzkompression eines Audiosignals (s) mit
- einer ersten Verschiebeeinrichtung (23) zum Verschieben oder Abbilden eines Anteils
des Audiosignals (s), das in mehreren Frequenzkanälen (11', 14', 20, 20', 20", 22,
22', 22'') bereitgestellt ist, von einem ersten Frequenzkanal (14') der mehreren Frequenzkanäle
(11', 14', 20, 20', 20" , 22, 22', 22'') in einen zweiten Frequenzkanal (11') der
mehreren Frequenzkanäle (11', 14', 20, 20', 20" , 22, 22', 22''),
gekennzeichnet durch
- eine Schätzeinrichtung (21) zum Ermitteln einer dominanten Momentanfrequenz (14")
in dem ersten Frequenzkanal (14'), wobei
- mit der ersten Verschiebeeinrichtung (23) der gesamte erste Frequenzkanal (14')
einschließlich der dominanten Momentanfrequenz (14") in den zweiten Frequenzkanal
(11') so verschiebbar oder abbildbar ist, dass die dominante Momentanfrequenz (14")
eine Zwischenfrequenzposition (fz) erhält,
- eine Recheneinrichtung zum Ermitteln einer endgültigen Frequenzposition (fd) für die dominante Momentanfrequenz (14") durch eine vorgegebene Kompressionskennlinie in dem zweiten Frequenzkanal (11') ausgehend
von der Frequenzposition (fs) der dominanten Momentanfrequenz (14") in dem ersten Frequenzkanal (14'), und
- eine zweite Verschiebeeinrichtung (24) zum Verschieben oder Abbilden der dominanten
Momentanfrequenz (14") von der Zwischenfrequenzposition (fz) auf die endgültige Frequenzposition (fd).
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, die eine Polyphasen-Filterbank zum Bereitstellen des
Audiosignals (s) in den mehreren Frequenzkanälen (11', 14', 20, 20', 20", 22, 22',
22") aufweist.
8. Höreinrichtung mit einer Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7.