[0001] Die Erfindung betrifft einen Mehrphasenstahl, ein aus einem solchen Mehrphasenstahl
durch Kaltwalzen erzeugtes Kaltwalzflachprodukt sowie ein Verfahren zu dessen Herstellung.
Bei den erfindungsgemäßen "Flachprodukten" kann es sich um Bleche, Bänder, daraus
gewonnene Zuschnitte oder vergleichbare Produkte handeln. Wenn hier von "Kaltflachprodukten"
die Rede ist, dann sind damit durch Kaltwalzen erzeugte Flachprodukte gemeint.
[0002] Insbesondere im Bereich des Fahrzeugkarosseriebaus besteht die Forderung nach Werkstoffen,
die einerseits hohe Festigkeiten besitzen, andererseits aber auch so gut verformbar
sind, dass aus ihnen mit einfachen Mitteln komplex gestaltete Bauteile geformt werden
können.
[0003] Ein Mehrphasenstahl, der ein in dieser Hinsicht ausgewogenes Eigenschaftsprofil besitzen
soll, ist aus der
EP 1 367 143 A1 bekannt. Neben einer vergleichbar hohen Festigkeit und guten Verformbarkeit soll
der bekannte Stahl auch eine besonders gute Schweißbarkeit besitzen.
[0004] Der bekannte Stahl enthält dazu 0,03 - 0,25 Gew.-% C, durch dessen Anwesenheit in
Kombination mit den anderen Legierungselementen Zugfestigkeiten von mindestens 700
MPa erreicht werden sollen. Zusätzlich unterstützt werden soll die Festigkeit des
bekannten Stahls durch Mn in Gehalten von 1,4 - 3,5 Gew.-%. Al wird bei der Erschmelzung
des bekannten Stahls als Oxidationsmittel eingesetzt und kann in dem Stahl in Gehalten
von bis zu 0,1 Gew.-% vorhanden sein. Der bekannte Stahl kann auch bis zu 0,7 Gew.-%
Si aufweisen, durch dessen Anwesenheit sich die ferritisch-martensitische Struktur
des Stahls stabilisieren lässt. Cr wird dem bekannten Stahl in Gehalten von 0,05 -
1 Gew.-% zugegeben, um den Einfluss der durch den Schweißvorgang im Bereich der Schweißnaht
eingetragenen Wärme zu vermindern. Für denselben Zweck sind in dem bekannten Stahl
0,005 - 0,1 Gew.-% Nb vorhanden. Nb soll dabei zusätzlich einen positiven Einfluss
auf die Verformbarkeit des Stahls besitzen, da seine Anwesenheit eine Feinung des
Ferritkorns mit sich bringt. Für denselben Zweck können dem bekannten Stahl 0,05 -
1 Gew.-% Mo, 0,02 - 0,5 Gew.-% V, 0,005 - 0,05 Gew.-% Ti und 0,0002 - 0,002 Gew.-%
B zugegeben werden. Mo und V tragen dabei zur Härtbarkeit des bekannten Stahls bei,
während Ti und B sich zusätzlich positiv auf die Festigkeit des Stahls auswirken sollen.
[0005] Ein anderes, ebenfalls aus einem hochfesten Mehrphasenstahl bestehendes, gut verformbares
Stahlblech ist aus der
EP 1 589 126 B1 bekannt. Dieses bekannte Stahlblech enthält 0,10 - 0,28 Gew.-% C, 1,0 - 2,0 Gew.-%
Si, 1,0 - 3,0 Gew.-% Mn, 0,03 - 0,10 Gew.-% Nb, bis zu 0,5 Gew.-% Al, bis zu 0,15
Gew.-% P, bis zu 0,02 Gew.-% S. Optional können in dem Stahlblech bis zu 1,0 Gew.-%
Mo, bis zu 0,5 Gew.-% Ni, bis zu 0,5 Gew.-% Cu, bis 0,003 Gew.-% Ca bis zu 0,003 Gew.-%
Seltenerdmetalle, bis zu 0,1 Gew.-% Ti oder bis zu 0,1 Gew.-% V vorhanden sein. Das
Gefüge des bekannten Stahlblechs weist bezogen auf seine Gesamtstruktur einen Restaustenit-Gehalt
von 5 - 20 % sowie mindestens 50 % bainitischen Ferrit auf.
[0006] Gleichzeitig soll der Anteil an polygonalem Ferrit an dem Gefüge des bekannten Stahlblechs
höchstens 30 % betragen. Durch die Beschränkung des Anteils an polygonalem Ferrit
soll in dem bekannten Stahlblech Bainit die Matrix-Phase bilden und Restautenit-Anteile
vorhanden sein, die zur Ausgewogenheit von Zugfestigkeit und Verformbarkeit beitragen.
Auch dabei soll die Anwesenheit von Nb sicherstellen, dass der Restaustenit-Anteil
des Gefüges feinkörnig ausgebildet ist.
[0007] Um diesen Effekt zu gewährleisten, wird im Zuge der Erzeugung des aus der
EP 1 589 126 B1 bekannten Stahlblechs eine besonders hohe Anfangstemperatur des Warmwalzens von 1250
- 1350 °C gewählt. In diesem Temperaturbereich geht Nb vollständig in feste Lösung,
so dass sich während des Warmwalzens des Stahls eine große Zahl von feinen Nb-Karbiden
bildet, die im polygonalen Ferrit oder im Bainit vorliegen. Weiter heißt es in der
EP 1 589 126 B1, dass die hohe Anfangstemperatur des Warmwalzens zwar die Voraussetzung für die Feinheit
des Restaustenits ist, jedoch nicht alleine den gewünschten Effekt hat. Vielmehr soll
dazu auch eine abschließende Glühung bei Temperaturen oberhalb der Ac
3-Temperatur, ein darauf folgendes kontrolliertes Abkühlen mit einer Abkühlrate von
mindestens 10 °C/s bis zu einer im Bereich von 300 - 450 °C liegenden Temperatur,
bei der die Bainit-Umwandlung abläuft, und schließlich ein Halten bei dieser Temperatur
über eine ausreichend lange Zeit erforderlich sein.
[0008] Vor dem Hintergrund des voranstehend beschriebenen Standes der Technik bestand die
Aufgabe der Erfindung darin, einen Mehrphasenstahl mit einer weiter erhöhten Festigkeit
zu schaffen, der gleichzeitig eine hohe Bruchdehnung besitzt. Ebenso sollten ein Flachprodukt
mit einer weiter optimierten Kombination aus hoher Festigkeit und gute Verformbarkeit
sowie ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Flachproduktes angegeben werden.
[0009] In Bezug auf den Stahl ist die voranstehend angegebene Aufgabe erfindungsgemäß durch
einen gemäß Anspruch 1 beschaffenen Stahl gelöst worden.
[0010] In Bezug auf das Flachprodukt besteht die Lösung der oben genannten Aufgabe in einem
gemäß Anspruch 13 ausgebildeten Kaltflachprodukt.
[0011] Im Hinblick auf das Verfahren ist die oben angegebene Aufgabe schließlich erfindungsgemäß
dadurch gelöst worden, dass die in Anspruch 14 angegebenen Arbeitsschritte durchlaufen
werden.
[0012] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben
und werden nachfolgend gemeinsam mit dem allgemeinen Erfindungsgedanken im Einzelnen
erläutert.
[0013] Ein erfindungsgemäßer Mehrphasenstahl enthält (in Gew.-%) C: 0,14 - 0,25 %, Mn: 1,7
- 2,5 %, Si: 0,2 - 0,7 %, Al: 0,5 - 1,5 %, Cr: < 0,1 %, Mo: < 0,05 %, Nb: 0,02 - 0,06
%, S: bis zu 0,01 %, insbesondere bis zu 0,005 %, P: bis zu 0,02 %, N: bis zu 0,01
%, sowie optional mindestens ein Element aus der Gruppe "Ti, B, V", und als Rest Eisen
und unvermeidbare Verunreinigungen, wobei für die Gehalte der optional vorgesehenen
Elemente vorgesehen ist, dass Ti: ≤ 0,1 %, B: ≤ 0,002 %, V: ≤ 0,15 % und wobei im
Gefüge des Stahls mindestens 10 Vol.-% Ferrit sowie mindestens 6 Vol.-% Restaustenit
vorhanden sind.
[0014] Ein erfindungsgemäß zusammengesetzter und beschaffener Stahl erreicht eine Zugfestigkeit
R
m von mindestens 950 MPa, eine Streckgrenze R
eL von mindestens 500 MPa und eine Bruchdehnung A
80 in Querrichtung von mindestens 15 %.
[0015] Kohlenstoff erhöht die Menge und die Stabilität des Restaustenits. In erfindungsgemäßem
Stahl ist daher mindestens 0,14 Gew.-% Kohlenstoff vorhanden, um den Austenit bis
Raumtemperatur zu stabilisieren und eine vollständige Umwandlung des bei einer Glühbehandlung
gebildeten Austenits in Martensit, Ferrit oder Bainit bzw. bainitischen Ferrit zu
verhindern. Über 0,25 Gew.-% liegende Kohlenstoffgehalte wirken sich jedoch auf die
Schweißeignung negativ aus.
[0016] Mn trägt wie C zur Festigkeit und zur Erhöhung der Menge und der Stabilität des Restaustenits
bei. Zu hohe Mn-Gehalte verstärken jedoch die Gefahr der Seigerungsbildung. Sie wirken
sich zudem negativ auf die Bruchdehnung aus, da die Ferrit- und Bainit-Umwandlungen
stark verzögert werden und als Folge vergleichbar hohe Mengen an Martensit im Gefüge
verbleiben. Der Mn-Gehalt eines erfindungsgemäßen Stahls ist auf 1,7 - 2,5 Gew.-%
festgesetzt.
[0017] In einem erfindungsgemäßen Stahl sind Al in Gehalten von 0,5 - 1,5 Gew.-% und Si
in Gehalten von 0,2 - 0,7 Gew.-% vorhanden, um bei der im Zuge der erfindungsgemäßen
Verarbeitung des Stahls durchgeführten Überalterungsbehandlung die Karbidbildung in
der Bainitstufe zu vermeiden. Die Bainitumwandlung läuft in Folge der Anwesenheit
von Al und Si nicht vollständigab, so dass nur bainitischer Ferrit gebildet wird und
die Karbidbildung nicht zu Stande kommt. Auf diese Weise wird die erfindungsgemäß
angestrebte Stabilität von an Kohlenstoff angereichertem Restaustenit erzielt. Besonders
sicher lässt sich dieser Effekt dadurch gewährleisten, dass der Si-Gehalt auf bis
zu 0,6 Gew.-% oder der Al-Gehalt auf 0,7 - 1,4 Gew.-% beschränkt werden, wobei Si-Gehalte
von mehr als 0,2 Gew.-% und weniger als 0,6 Gew.-% eingestellt werden und die Al-Gehalte
zwischen 0,7 Gew.-% und 1,4 Gew.-% liegen. Bei kombinierter Anwesenheit von Si und
Al ergeben sich optimale Eigenschaften des erfindungsgemäßen Mehrphasenstahls, wenn
die Summe seiner Al- und Si-Gehalte 1,2 - 2,0 Gew.-% beträgt.
[0018] Cr und Mo sind in einem erfindungsgemäßen Stahl unerwünscht und sollen daher nur
in unwirksamen Mengen vorhanden sein, da sie die bainitische Umwandlung verzögern
und die Stabilisierung des Restaustenits behindern. Daher ist erfindungsgemäß der
Cr-Gehalt auf weniger als 0,1 Gew.-% und der Mo-Gehalt eines erfindungsgemäßen Stahls
auf weniger als 0,05 Gew.-%, insbesondere weniger als 0,01 Gew.-%, beschränkt.
[0019] Ein erfindungsgemäßer Stahl enthält Nb in Gehalten von 0,02 - 0,06 Gew.-% sowie optional
eines oder mehrere der Elemente "Ti, V, B", um die Festigkeit des erfindungsgemäßen
Stahls zu steigern. Nb, Ti, V und B bilden mit dem im erfindungsgemäßen Stahl vorhandenen
C und N sehr feine Ausscheidungen. Diese Ausscheidungen wirken festigkeits- und streckgrenzensteigernd
durch Teilchenhärtung und Kornfeinung. Die Kornfeinung ist auch für die umformtechnischen
Eigenschaften des Stahls von großem Vorteil.
[0020] Ti bindet N noch bei der Erstarrung bzw. bei sehr hohen Temperaturen ab, so dass
mögliche negative Wirkungen dieses Elements auf die Eigenschaften des erfindungsgemäßen
Stahls auf ein Minimum reduziert sind. Um diese Effekte zu nutzen, kann einem erfindungsgemäßen
Stahl zusätzlich zum stets vorhandenen Nb bis zu 0,1 Gew.-% Ti und bis zu 0,15 Gew.-%
V zugegeben werden.
[0021] Eine Überschreitung der erfindungsgemäß vorgegebenen Obergrenzen der Gehalte an Mikrolegierungselementen
würde zur Verzögerung der Rekristallisation während des Glühens führen, so dass diese
bei der realen Produktion entweder nicht realisiert werden kann oder eine zusätzliche
Ofenleistung erfordern würde.
[0022] Der positive Einfluss der Anwesenheit von Ti in Bezug auf die Abbindung des N-Gehalts
kann dann besonders zielgerichtet genutzt werden, wenn der Ti-Gehalt "%Ti" eines erfindungsgemäßen
Mehrphasenstahls folgende Bedingung [3] erfüllt:

wobei mit "%N" der jeweilige N-Gehalt des Mehrphasenstahls bezeichnet ist und diese
Bedingung insbesondere dann einzuhalten ist, wenn der Ti-Gehalt 0,01 - 0,03 Gew.-%
beträgt.
[0023] Besonders sicher tritt die positive Wirkung von Ti in einem erfindungsgemäßen Stahl
dann ein, wenn sein Ti-Gehalt mindestens 0,01 Gew.-% beträgt.
[0024] Durch die Zugabe von bis zu 0,002 Gew.-% Bor kann die Ferritbildung bei der Abkühlung
verzögert werden, so dass eine größere Austenitmenge in der Bainitstufe vorliegt.
Dadurch können die Menge und die Stabilität des Restaustenits erhöht werden. Darüber
hinaus wird statt normalem Ferrit bainitischer Ferrit gebildet, der zur Erhöhung der
Streckgrenze beiträgt.
[0025] Praxisgerechte, im Hinblick auf die Kosten und das Eigenschaftsprofil des erfindungsgemäßen
Stahls besonders vorteilhafte Varianten des erfindungsgemäßen Stahls ergeben sich,
wenn der Ti-Gehalt auf 0,02 Gew.-% beschränkt ist sowie B in Gehalten von 0,0005 -
0,002 Gew.-% oder V in Gehalten von 0,06 - 0,15 Gew.-% vorhanden sind.
[0026] Im Gefüge eines erfindungsgemäßen Stahls sind mindestens 10 Vol.-% Ferrit, insbesondere
mindestens 12 Vol.-% Ferrit, sowie mindestens 6 Vol.-% Restaustenit vorhanden, um
einerseits die angestrebte hohe Festigkeit und andererseits die gute Verformbarkeit
zu sichern. Dazu können abhängig von der Menge der übrigen Gefügebestandteile bis
zu 90 Vol.-% des Gefüges aus Ferrit und bis maximal 20 Vol.-% aus Restaustenit bestehen.
Gehalte von mindestens 5 Vol.-% Martensit im Gefüge des erfindungsgemäßen Stahls tragen
zu dessen Festigkeit bei, wobei der Martensitgehalt auf max. 40 Vol.-% beschränkt
sein sollte, um eine ausreichende Dehnbarkeit des erfindungsgemäßen Stahls sicherzustellen.
Dabei können optional 5 - 40 Vol.-% Bainit im Gefüge eines erfindungsgemäßen Stahls
vorhanden sein.
[0027] Bevorzugt ist der Restaustenit eines erfindungsgemäßen Stahls so mit Kohlenstoff
angereichert, dass sein gemäß der im Artikel von
A. Zarei Hanzaki et al. in ISIJ Int. Vol. 35, No 3, 1995, pp. 324 - 331 veröffentlichten Formel [1] berechneter C
inRA-Gehalt mehr als 0,6 Ges.-% beträgt.

mit a
γ: 0,3578 nm (Gitterkonstante des Austenits); a
RA: jeweiliger Gitterparameter des Restaustenits nach der Endabkühlung in nm am fertigen
Kaltband gemessen.
[0028] Die Menge des im Restaustenit vorhandenen Kohlenstoffs beeinflusst wesentlich die
TRIP-Eigenschaften und die Dehnbarkeit eines erfindungsgemäßen Stahls. Dementsprechend
ist es vorteilhaft, wenn der C
inRA-Gehalt so hoch wie möglich ist.
[0029] In Bezug auf die angestrebt hohe Stabilität des Restaustenits vorteilhaft ist es
darüber hinaus, wenn er eine nach der Formel [2] berechnete Güte G
RA des Restaustenits ("Restaustenitgüte") von mehr als 6, insbesondere mehr als 8, aufweist.

mit
%RA: Restaustenit-Gehalt des Mehrphasenstahls in Vol.%;
C
inRA:C-Gehalt des Restaustenits berechnet gemäß Formel [1].
[0030] Ein kaltgewalztes Flachprodukt der erfindungsgemäßen Art lässt sich in erfindungsgemäßer
Weise dadurch erzeugen, dass im ersten Arbeitsschritt ein erfindungsgemäßer Mehrphasenstahl
erschmolzen und zu einem Vorprodukt vergossen wird. Bei diesem Vorprodukt kann es
sich um eine Bramme oder Dünnbramme handeln.
[0031] Das Vorprodukt wird dann erforderlichenfalls auf eine 1100 - 1300 °C betragende Temperatur
wiedererwärmt, von der ausgehend das Vorprodukt anschließend zu einem Warmband warmgewalzt
wird. Die Endtemperatur des Warmwalzens beträgt erfindungsgemäß 820 - 950 °C. Das
erhaltene Warmband wird bei einer 400 - 750 °C, insbesondere 530 - 600 °C, betragenden
Haspeltemperatur zu einem Coil gewickelt.
[0032] Um die Kaltwalzbarkeit des Warmbands zu verbessern, kann das Warmband nach dem Haspeln
und vor dem Kaltwalzen einer Glühung unterzogen werden. Diese kann vorteilhafterweise
als Haubenglühung oder im kontinuierlichen Durchlauf absolvierte Glühung durchgeführt
werden. Die bei der das Kaltwalzen vorbereitenden Glühung eingestellten Glühtemperaturen
betragen typischerweise 400 - 700 °C.
[0033] Nach dem Haspeln wird das Warmband bei Kaltwalzgraden von 30 - 80 %, insbesondere
50 - 70 %, zu einem Kaltflachprodukt kaltgewalzt, wobei Kaltwalzgrade von 30 - 75
%, insbesondere 50 - 65 % besonders sicher zu dem gewünschten Ergebnis führen. Das
erhaltene Kaltflachprodukt wird anschließend einer Wärmbehandlung unterzogen, bei
der es zunächst ein Durchlaufglühen bei einer 750 - 900 °C, insbesondere 800 - 830
°C, betragenden Glühtemperatur durchläuft, um anschließend bei einer 350 - 500 °C,
insbesondere 370 - 460 °C, betragenden Überalterungstemperatur einer Überalterungsbehandlung
unterzogen zu werden. Die Glühdauer, über die das Kaltflachprodukt im Zuge des Durchlaufglühens
bei der Glühtemperatur geglüht wird, beträgt typischerweise 10 - 300 s, während die
Dauer der nach dem Glühen durchgeführten Überalterungsbehandlung bis zu 800 s betragen
kann, wobei hier in der Regel die Mindestglühdauer 10 s betragen wird.
[0034] Optional kann das geglühte Kaltflachprodukt zwischen dem Glühen und dem Überaltern
beschleunigt abgekühlt werden, um eine Rückumwandlung in Ferrit zu erlangen und die
Entstehung von Perlit zu unterdrücken. Ausgehend von der Glühtemperatur bis zu einer
500 °C betragenden Zwischentemperatur kann dazu die jeweils eingestellte Abkühlgeschwindigkeit
mindestens 5 °C/s betragen. Anschließend erfolgt gegebenenfalls über eine für die
Entstehung des gewünschten Gefüges ausreichende Dauer ein Halten des Kaltflachprodukts
bei der Zwischentemperatur, auf das hin das Kaltflachprodukt dann weiter abgekühlt
wird.
[0035] Das Glühen des Kaltflachprodukts kann im Zuge einer Feuerbeschichtung durchgeführt
werden, bei der das Kaltflachprodukt mit einer metallischen Schutzbeschichtung versehen
wird.
[0036] Ebenso ist es möglich, das erfindungsgemäß erzeugte Kaltband nach der Wärmebehandlung
durch elektrolytisches Beschichten oder ein anderes Abscheideverfahren mit einer Schutzschicht
zu versehen.
[0037] Ergänzend oder alternativ kann es ebenso zweckmäßig sein, das Kaltflachprodukt mit
einer organischen Schutzschicht zu belegen.
[0038] Optional kann das erhaltene Kaltband auch noch einer Nachwalzung bei Verformungsgraden
von bis zu 10 % unterzogen werden, um seine Maßhaltigkeit, Oberflächenbeschaffenheit
und mechanische Eigenschaften zu verbessern.
[0039] Zum Nachweis der Eigenschaften erfindungsgemäß beschaffener und erzeugter Bleche
sind die in Tabelle 1 angegebenen Schmelzen S1 bis S13 erschmolzen und zu Kaltflachprodukten
K1 - K41 verarbeitet worden.
[0040] Die Erzeugung der Kaltflachprodukte K1 - K41 umfasste die Arbeitsschritte:
- Erschmelzen und Vergießen der Schmelzen S1 - S13 zu jeweils einer Dünnbramme;
- Warmwalzen der Dünnbramme des Vorprodukts ausgehend von einer Anfangstemperatur WAT
und endend bei einer Endtemperatur WET zu einem Warmband;
- Haspeln des Warmbands bei einer Haspeltemperatur HT;
- Kaltwalzen des Warmbands nach dem Haspeln bei Kaltwalzgraden KWG zum jeweiligen Kaltflachprodukt
K1 - K41;
- Durchlaufglühen des Kaltflachprodukts bei einer Glühtemperatur GT innerhalb einer
Glühdauer Gt;
- Überaltern des Kaltflachprodukts bei einer betragenden Überalterungstemperatur UA
T über eine Überalterungsdauer UA t.
[0041] In Tabelle 2 sind für Glüh- und Überalterungszyklen 1 - 15 die jeweils eingestellten
Parameter "Glühtemperatur GT", "Glühzeit Gt", "Abkühlgeschwindigkeit V nach dem Glühen",
"Überalterungstemperatur UA T" und "Überalterungszeit UA t" angegeben.
[0042] Die bei der Erzeugung der als Kaltbänder oder -bleche vorliegenden Kaltflachprodukte
K1 - K41 im Übrigen jeweils eingestellten Parameter, der jeweils gewählte Glühzyklus
sowie die Eigenschaften der erhaltenen Kaltbänder K1 - K41 sind in Tabelle 3 verzeichnet.
Tabelle 1 (Gehaltsangaben in Gew.-%, Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen)
Schmelze |
C |
Si |
Mn |
Al |
Nb |
V |
Ti |
P |
S |
N |
B |
Erfindungsgemäß? |
S1 |
0,210 |
0,41 |
1,82 |
1,020 |
0,041 |
0,004 |
0,005 |
0,004 |
0,003 |
0,0015 |
0,0005 |
JA |
S2 |
0,250 |
0,42 |
1,79 |
0,970 |
0,044 |
0,006 |
0,003 |
0,005 |
0,004 |
0,0041 |
0,0004 |
JA |
S3 |
0,230 |
0,42 |
2,48 |
0,980 |
0,042 |
0,005 |
0,015 |
0,006 |
0,005 |
0,0016 |
0,0004 |
JA |
S4 |
0,220 |
0,42 |
2,27 |
0,98 |
0,040 |
0,011 |
0,015 |
0,004 |
0,003 |
0,0016 |
0,0016 |
JA |
S5 |
0,231 |
0,70 |
1,83 |
1,020 |
0,044 |
0,120 |
0,006 |
0,004 |
0,003 |
0,0015 |
0,0005 |
JA |
S6 |
0,220 |
0,40 |
1,83 |
1,03 |
0,045 |
0,006 |
0,003 |
0,004 |
0,005 |
0,0011 |
0,0006 |
JA |
S7 |
0,231 |
0,40 |
1,90 |
1,400 |
0,025 |
0,100 |
0,007 |
0,004 |
0,004 |
0,0013 |
0,0004 |
JA |
S8 |
0,215 |
0,41 |
2,23 |
0,970 |
0,058 |
0,005 |
0,004 |
0,003 |
0,004 |
0,0014 |
0,0005 |
JA |
S9 |
0,222 |
0,40 |
1,80 |
1,01 |
0,045 |
0,10 |
0,003 |
0,004 |
0,004 |
0,0017 |
0,0005 |
JA |
S10 |
0,220 |
0,65 |
1,95 |
1,250 |
0,029 |
0,006 |
0,019 |
0,005 |
0,003 |
0,0016 |
0,0013 |
JA |
S11 |
0,215 |
0,41 |
2,24 |
0,91 |
0,041 |
0,11 |
0,004 |
0,005 |
0,003 |
0,0016 |
0,0005 |
JA |
S12 |
0,220 |
0,35 |
2,50 |
1,230 |
0,027 |
0,005 |
0,017 |
0,005 |
0,003 |
0,0016 |
0,0010 |
JA |
S13 |
0,226 |
0,41 |
1,81 |
1,03 |
0,003 |
0,005 |
0,001 |
0,003 |
0,005 |
0,0013 |
0,0006 |
NEIN |
Tabelle 2
Glüh-Zyklus Nr. |
GT [°C] |
Gt [s] |
V [°C/s] |
UA T [°C] |
UA t [s] |
1 |
820 |
60 |
15 |
375 |
60 |
2 |
820 |
60 |
15 |
375 |
120 |
3 |
820 |
60 |
15 |
375 |
360 |
4 |
820 |
60 |
15 |
425 |
30 |
5 |
820 |
60 |
15 |
425 |
60 |
6 |
820 |
60 |
15 |
425 |
120 |
7 |
820 |
60 |
15 |
450 |
30 |
8 |
820 |
60 |
15 |
450 |
60 |
9 |
820 |
60 |
15 |
450 |
120 |
10 |
820 |
60 |
50 |
425 |
30 |
11 |
820 |
60 |
50 |
425 |
60 |
12 |
820 |
60 |
50 |
425 |
120 |
13 |
820 |
60 |
100 |
425 |
120 |
14 |
840 |
60 |
100 |
425 |
120 |
15 |
860 |
60 |
100 |
425 |
120 |
Tabelle 3
|
Schmelze |
Glüh. Nr. |
WAT [°C] |
WET [°C] |
HT [°C] |
KWG [%] |
ReL [MPa] |
Rm [MPa] |
A80 [%] |
RA [Vol-%] |
CinRA [Gew.-%] |
Güte RA |
aRa [nm] |
Erfindungsgemäß? |
K1 |
S1 |
1 |
1250 |
940 |
600 |
65 |
512 |
975 |
23,1 |
18,0 |
0,76 |
13,68 |
0,3611 |
ja |
K2 |
S1 |
2 |
1260 |
940 |
610 |
68 |
550 |
1002 |
23,7 |
17,0 |
0,78 |
13,26 |
0,3612 |
ja |
K3 |
S1 |
3 |
1250 |
930 |
620 |
63 |
561 |
963 |
24, 6 |
16,5 |
0,81 |
13,37 |
0,3614 |
ja |
K4 |
S2 |
13 |
1300 |
930 |
700 |
63 |
614 |
1070 |
18,2 |
15,0 |
0, 91 |
13,65 |
0,3618 |
ja |
K5 |
S2 |
14 |
1140 |
950 |
690 |
55 |
603 |
1050 |
23,1 |
15,5 |
0,93 |
14,42 |
0,3619 |
ja |
K6 |
S2 |
15 |
1250 |
870 |
400 |
56 |
580 |
1020 |
23,6 |
17,0 |
0, 94 |
15, 98 |
0,3619 |
ja |
K7 |
S3 |
10 |
1160 |
860 |
430 |
52 |
552 |
1103 |
15,5 |
15,0 |
0, 65 |
9,75 |
0,3607 |
ja |
K8 |
S3 |
11 |
1180 |
870 |
420 |
55 |
584 |
1070 |
17,1 |
17,5 |
0,74 |
12,95 |
0,3611 |
ja |
K9 |
S3 |
12 |
1180 |
920 |
560 |
54 |
570 |
1007 |
18,2 |
18,0 |
0,78 |
14,04 |
0,3612 |
ja |
K10 |
S4 |
10 |
1190 |
920 |
560 |
63 |
509 |
964 |
16,1 |
15,5 |
0,73 |
11,32 |
0,3610 |
ja |
K11 |
S4 |
11 |
1170 |
910 |
550 |
75 |
592 |
990 |
18,5 |
18,0 |
0,82 |
14,76 |
0,3614 |
ja |
K12 |
S4 |
12 |
1260 |
910 |
530 |
73 |
548 |
1050 |
21,4 |
19,0 |
0,80 |
15,20 |
0,3613 |
ja |
K13 |
S4 |
14 |
1240 |
820 |
450 |
30 |
517 |
1035 |
25, 6 |
13,0 |
0, 95 |
12,35 |
0,3620 |
ja |
K14 |
S5 |
7 |
1300 |
940 |
560 |
54 |
503 |
981 |
18,1 |
16,5 |
0,78 |
12,87 |
0,3612 |
ja |
K15 |
S5 |
8 |
1250 |
830 |
450 |
45 |
524 |
968 |
19,3 |
17,5 |
0,83 |
14,53 |
0,3615 |
ja |
K16 |
S5 |
9 |
1140 |
850 |
460 |
50 |
563 |
1003 |
20,8 |
18,0 |
0,85 |
15,30 |
0,3615 |
ja |
K17 |
S6 |
4 |
1150 |
900 |
500 |
50 |
532 |
1010 |
25,9 |
18,0 |
0,84 |
15,12 |
0,3615 |
ja |
K18 |
S6 |
5 |
1300 |
900 |
530 |
56 |
575 |
986 |
26,6 |
16,5 |
0,91 |
15,02 |
0,3618 |
ja |
K19 |
S6 |
6 |
1290 |
930 |
530 |
53 |
584 |
978 |
28, 0 |
16,5 |
0,95 |
15,68 |
0,3620 |
ja |
K20 |
S7 |
4 |
1280 |
920 |
540 |
54 |
520 |
965 |
22,1 |
17,5 |
0,76 |
13,30 |
0,3611 |
ja |
K21 |
S7 |
5 |
1280 |
930 |
700 |
56 |
536 |
954 |
22,5 |
18,0 |
0,81 |
14,58 |
0,3614 |
ja |
K22 |
S7 |
6 |
1290 |
910 |
650 |
58 |
587 |
992 |
21,4 |
18,5 |
0,84 |
15,54 |
0,3615 |
ja |
K23 |
S8 |
13 |
1150 |
880 |
430 |
60 |
571 |
997 |
20,7 |
14,5 |
0,91 |
13,20 |
0,3618 |
ja |
K24 |
S8 |
14 |
1150 |
870 |
460 |
65 |
525 |
981 |
22,4 |
15,0 |
0,95 |
14,25 |
0,3620 |
ja |
K25 |
S8 |
15 |
1100 |
880 |
460 |
45 |
521 |
962 |
24,1 |
15,5 |
0, 94 |
14,57 |
0,3619 |
ja |
K26 |
S9 |
4 |
1160 |
930 |
660 |
63 |
511 |
1009 |
18,7 |
17,0 |
0,77 |
13,09 |
0,3612 |
ja |
K27 |
S9 |
5 |
1230 |
950 |
650 |
62 |
526 |
1021 |
19,5 |
17,5 |
0,82 |
14,35 |
0,3614 |
ja |
K28 |
S9 |
6 |
1230 |
950 |
650 |
70 |
574 |
1019 |
21,2 |
18,5 |
0,86 |
15,91 |
0,3616 |
ja |
K29 |
S10 |
10 |
1170 |
940 |
680 |
75 |
510 |
1003 |
20,1 |
17,5 |
0,79 |
13,83 |
0,3613 |
ja |
K30 |
S10 |
11 |
1240 |
930 |
560 |
64 |
564 |
997 |
21,6 |
18,5 |
0,84 |
15,54 |
0,3615 |
ja |
K31 |
S10 |
12 |
1200 |
850 |
490 |
55 |
589 |
1011 |
22,2 |
18,5 |
0,88 |
16,28 |
0,3617 |
ja |
K32 |
S11 |
10 |
1190 |
860 |
470 |
46 |
545 |
1130 |
15,5 |
15,0 |
0,70 |
10,50 |
0,3609 |
ja |
K33 |
S11 |
11 |
1190 |
870 |
470 |
35 |
529 |
1062 |
16,7 |
17,0 |
0,82 |
13, 94 |
0,3614 |
ja |
K34 |
S11 |
12 |
1150 |
910 |
530 |
49 |
602 |
1018 |
18,1 |
18,0 |
0, 80 |
14,40 |
0,3613 |
ja |
K35 |
S11 |
14 |
1160 |
920 |
520 |
51 |
608 |
993 |
23,4 |
13,5 |
0,93 |
12,56 |
0,3619 |
ja |
K36 |
S12 |
10 |
1140 |
910 |
520 |
52 |
542 |
1089 |
15,9 |
15,5 |
0,65 |
10,08 |
0, 3607 |
ja |
K37 |
S12 |
11 |
1200 |
920 |
530 |
50 |
583 |
1054 |
18,1 |
17,0 |
0, 63 |
10,71 |
0,3606 |
ja |
K38 |
S12 |
12 |
1210 |
930 |
560 |
49 |
589 |
1023 |
19,4 |
18,5 |
0, 67 |
12,40 |
0,3607 |
ja |
K39 |
S13 |
7 |
1210 |
940 |
700 |
70 |
404 |
796 |
30,0 |
19,5 |
0,91 |
17,75 |
0,3618 |
nein |
K40 |
S13 |
8 |
1220 |
860 |
410 |
45 |
440 |
763 |
27,0 |
18,0 |
0,93 |
16,74 |
0,3619 |
nein |
K41 |
S13 |
9 |
1230 |
870 |
420 |
60 |
453 |
775 |
25,4 |
17,5 |
0, 95 |
16, 63 |
0,3620 |
nein |
1. Mehrphasenstahl enthaltend (in Gew.-%)
C: 0,14 - 0,25 %
Mn: 1, 7 - 2,5 %
Si: 0,2 - 0,7 %
Al: 0,5 - 1,5 %
Cr: < 0,1 %
Mo: < 0,05 %
Nb: 0,02 - 0,06 %
S: bis zu 0,01 %
P: bis zu 0,02 %
N: bis zu 0,01 %
sowie optional mindestens ein Element aus der Gruppe "Ti, B, V" gemäß folgender Maßgabe:
Ti: bis zu 0,1 %
B: bis zu 0,002 %
V: bis zu 0,15 %
Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen, wobei im Gefüge des Stahls mindestens
10 Vol.-% Ferrit sowie mindestens 6 Vol.-% Restaustenit vorhanden sind und der Stahl
eine Zugfestigkeit R
m von mindestens 950 MPa, eine Streckgrenze R
eL von mindestens 500 MPa und eine in Querrichtung gemessene Bruchdehnung A
80 von mindestens 15 % besitzt.
2. Mehrphasenstahl nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der gemäß der Formel [1] berechnete C
inRA-Gehalt des Restaustenits mehr als 0,6 Gew.-% beträgt:

mit
a
γ: 0,3578 nm (Gitterkonstante des Austenits);
a
RA: Gitterparameter des Restaustenits im fertigen Mehrphasenstahl nach der Endabkühlung
in nm.
3. Mehrphasenstahl nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass er eine nach der Formel [2] berechnete Güte G
RA des Restaustenits aufweist, für die gilt G
RA > 6:

mit %
RA: Restaustenit-Gehalt des Mehrphasenstahls in Vol.-%;
C
inRA: C-Gehalt des Restaustenits berechnet gemäß Formel [1].
4. Mehrphasenstahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Summe seiner Al- und Si-Gehalte 1,2 - 2,0 Gew.-% beträgt.
5. Mehrphasenstahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Si-Gehalt weniger als 0,6 Gew.-% beträgt.
6. Mehrphasenstahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Al-Gehalt 0,7 - 1,4 Gew.-% beträgt.
7. Mehrphasenstahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Ti-Gehalt bis zu 0,02 Gew.-% beträgt.
8. Mehrphasenstahl nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass sein Ti-Gehalt %Ti die Bedingung [3] erfüllt:

mit %N: N-Gehalt des Mehrphasenstahls.
9. Mehrphasenstahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass er mindestens 0,0005 Gew.-% B enthält.
10. Mehrphasenstahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass er mindestens 0,06 Gew.-% V enthält.
11. Mehrphasenstahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Gefüge einen Martensit-Anteil von mindestens 5 Vol.-% aufweist.
12. Mehrphasenstahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Gefüge einen Bainit-Anteil von 5 - 40 Vol.-% aufweist.
13. Kaltflachprodukt hergestellt aus einem gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11 beschaffenen
Mehrphasenstahl.
14. Verfahren zum Herstellen eines Kaltflachprodukts gemäß Anspruch 13, bei dem folgende
Arbeitsschritte absolviert werden:
- Erschmelzen und Vergießen eines gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11 beschaffenen
Mehrphasenstahls zu einem Vorprodukt;
- Warmwalzen des Vorprodukts ausgehend von einer 1100 - 1300 °C betragenden Anfangstemperatur
und endend bei einer 820 - 950 °C betragenden Endtemperatur zu einem Warmband;
- Haspeln des Warmbands bei einer 400 - 750 °C betragenden Haspeltemperatur;
- optionales Glühen des Warmbands zur Verbesserung der Kaltwalzbarkeit;
- nach dem Haspeln bei Kaltwalzgraden von 30 - 80 % erfolgendes Kaltwalzen des Warmbands
zu dem Kaltflachprodukt;
- Durchlaufglühen des Kaltflachprodukts bei einer 750 - 900 °C betragenden Glühtemperatur;
- optional beschleunigtes Abkühlen des durchlaufgeglühten Kaltflachproduktes;
- Überaltern des Kaltflachprodukts bei einer 350 - 500 °C betragenden Überalterungstemperatur.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Haspeltemperatur 530 - 600 °C, der Kaltwalzgrad 50 - 70 %, die Glühtemperatur
800 - 830 °C oder die Überalterungstemperatur 370 - 460 °C betragen.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, dass das optional nach dem Haspeln und vor dem Kaltwalzen durchgeführte Glühen als Haubenglühung
oder als Durchlaufglühung bei einer Glühtemperatur von 400 - 700 °C ausgeführt wird.