Stand der Technik
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten eines in Wirkverbindung mit
Kraftstoff angeordneten, als Kraftstoffeinspritzkomponente ausgebildeten Bauteils
und eine Anordnung zweier Bauteile. Bei der Anordnung ist es dabei insbesondere vorgesehen,
dass die beiden Bauteile hierbei ein mit einem Führungsspiel zueinander angeordnet
sind.
[0002] Insbesondere bei zukünftigen Kraftstoffeinspritzsystemen ist ein immer größer werdender
Anteil von alternativen Kraftstoffen, im Falle von Dieseleinspritzsystemen insbesondere
von Biodiesel, vorgesehen. Derartige alternative Kraftstoffe neigen jedoch zur Produktion
von Alterungsprodukten, die sich an den Oberflächen der Kraftstoffeinspritzkomponenten
bilden bzw. ablagern. Dies hat zur Folge, dass sich das zur Bewegung eines ersten
Bauteils, das in einem zweiten Bauteil geführt ist, erforderliche Führungsspiel im
Laufe der Zeit durch die sich ablagernden Alterungsprodukte nach und nach verringert,
was zu einer Erhöhung der Reibung zwischen den beiden Bauteilen durch Erzeugen einer
Klebekraft infolge der Ablagerungen führt. Im Falle beispielsweise eines Kraftstoffinjektors,
bei der ein zylindrisches Bauteil in Form insbesondere einer Ventilnadel in einer
Bohrung in einem Injektorgehäuse geführt ist, kann dies zur Folge haben, dass der
Antrieb zum Betätigen der Ventilnadel die erforderlichen Stellkräfte nicht mehr aufbringen
kann. Dies kann zu einem verzögerten oder nicht stattfindenden Einspritzen von Kraftstoff
in den Brennraum einer Brennkraftmaschine führen.
[0003] Es hat sich hierbei herausgestellt, dass beim Einsatz von Biodiesel sich die Ablagerungen
bzw. Alterungsprodukte durch deren polaren Charakter der Fettsäuren an den metallischen
Oberflächen der Bauteile absetzen bzw. haften. Da auf der anderen Seite eine Verbesserung
des Wirkungsgrades der Komponenten des Einspritzsystems erwünscht ist, besteht weiterhin
die Tendenz zur Verringerung des angesprochenen Führungsspiels zwischen Bauteilen,
um Leckageverluste zu verringern, die in den Gesamtwirklungsgras des Kraftstoffeinspritzsystems
negativ eingehen. Da die Tendenz zur Ablagerung der Alterungsprodukte umso größer
ist, je geringer ein durchströmter Führungsspalt ausgebildet ist, wird die Tendenz
zu Ablagerungen durch die angesprochenen engen Führungsspiele zusätzlich verstärkt.
Offenbarung der Erfindung
[0004] Ausgehend von dem dargestellten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren zum Beschichten eines in Wirkverbindung mit Kraftstoff angeordneten,
als Kraftstoffeinspritzkomponente ausgebildeten Bauteils bereitzustellen, das auch
bei relativ engem Führungsspiel zwischen zwei Bauteilen über die Lebens- bzw. Betriebsdauer
eines Bauteils betrachtet das Anhaften bzw. die Bildung von Ablagerungen bzw. Alterungsprodukten
verringert. Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren zum Beschichten eines Bauteils
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Der Erfindung liegt dabei die Idee zugrunde,
eine Anti-Haft-Beschichtung an einem Bauteil auszubilden, die als Oxidschicht ausgebildet
ist. Hierbei wird die katalytische Wirkung der Bauteiloberfläche zur Bildung der Ablagerungen
durch die Oxidschicht unterbunden. Es hat sich darüber hinaus herausgestellt, dass
Ablagerungen beim Einsatz von Biodiesel, die im Stillstand entstehen, keinen Systemausfall
des Kraftstoffeinspritzsystems bewirken, da die angesprochenen Ablagerungen bei der
erfindungsgemäßen Ausbildung des Bauteils beim Start des Kraftstoffeinspritzsystems
ausgespült bzw. abgeschert werden.
[0005] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Beschichten eines
Bauteils sind in den Unteransprüchen angegeben. In den Rahmen der Erfindung fallen
sämtliche Kombinationen aus zumindest zwei von in den Ansprüchen, der Beschreibung
und/oder den Figuren offenbarten Merkmalen.
[0006] Die Oxidschicht lässt sich vorteilhafterweise an einem Bauteil durch Aussetzen des
Bauteils in eine sauerstoffhaltige Atmosphäre ausbilden.
[0007] In einer weiteren Ausgestaltung ist es vorgesehen, dass das Aussetzen unter einer
erhöhten Temperatur, insbesondere einer Temperatur höher als 50° Celsius, erfolgt.
Dadurch kann die Bildung der Oxidschicht gezielt und auch beschleunigt erfolgen, so
dass die Herstellungszeit für das Bauteil herabgesetzt werden kann.
[0008] Die Oxidschicht lässt sich darüber hinaus nochmals verstärken, wenn während oder
nach der Ausbildung der Oxidschicht diese Wasserdampf ausgesetzt wird.
[0009] In vorteilhafter Weise lässt sich das erfindungsgemäße Verfahren bei Bauteilen anwenden,
die einen chromhaltigen Stahl aufweisen bzw. aus einem chromhaltigen Stahl bestehen.
Hierbei bindet das freie Chrom mit Sauerstoff und das Eisen im Sauerstoff jeweils
eine Verbindung aus. Durch die Reaktion des Eisens und des Chroms (der oxidationsfähigen
Legierungselemente des Stahls) wird das Bauteil passiviert. Das bedeutet, dass die
ggf. katalytische Unterstützung der chemischen Elemente an den chemischen Reaktionen
der Belagsbildung an der Bauteiloberfläche behindert wird. Eine derartige Oxidschicht
ist daher vergleichbar mit einer Barriereschicht.
[0010] Besonders bevorzugt ist es, wenn das Material für das Bauteil 100CR6-Stahl ist.
[0011] Bevorzugt ist es weiterhin, wenn die Oxidschicht nach einer spanenden Oberflächenbehandlung
des Bauteils in Form von Schleifen ausgebildet wird. Hierbei bildet die spanende Oberflächenbehandlung
eine Art Grundlage für die Oxidschicht, wobei die spanende Bearbeitung des Bauteils
gleichzeitig das Bauteil mit seinen Soll-Dimensionen ausbildet.
[0012] Die Erfindung umfasst auch eine Anordnung zweier Bauteile, bei denen wenigstens ein
Bauteil eine nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Oxidschicht aufweist.
Hierbei ist es insbesondere vorgesehen, dass die beiden Bauteile der Anordnung relativ
zueinander beweglich und konzentrisch angeordnet sind, und dass zwischen den beiden
Bauteilen ein Führungsspalt zwischen 1,0µm und 5,5 µm ausgebildet ist. Eine derartige
Anordnung bzw. Ausbildung der Bauteile ermöglicht relativ geringe Leckageverluste
und somit - insbesondere beim Einsatz in den Kraftstoffventilen - einen relativ hohen
Gesamtwirkungsgrad. Es hat sich als ausreichend bzw. vorteilhaft herausgestellt, wenn
die Dicke der Oxidschicht an dem wenigstens ein Bauteil der Anordnung bis maximal
2µm beträgt.
[0013] Die Anordnung findet bevorzugt Verwendung als Bestandteil eines Kraftstoffinjektors,
es ist jedoch nicht auf Kraftstoffinjektoren beschränkt.
[0014] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus den nachfolgenden
Beschreibungen bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnung.
[0015] Diese zeigt in:
- Fig. 1
- einen Längsschnitt durch einen Kraftstoffinjektor im Bereich der Führung seiner Düsennadel
und
- Fig. 2
- ein vereinfacht dargestelltes Flussablaufdiagramm zur Verdeutlichung der Herstellung
eines Bauteils.
[0016] In der Fig. 1 ist eine Anordnung 10 zweier Bauteile 1, 2 dargestellt. Bei der Anordnung
10 handelt es sich im Speziellen um Bauteile 1, 2 eines Kraftstoffinjektors 100, der
vorzugsweise Bestandteil eines Kraftstoffeinspritzsystems in einem sogenannten Common-Rail-System
ist. Hierbei kann in dem Common-Rail-System ein Betriebsdruck von mehr als 1.500bar,
vorzugsweise mehr als 2.000bar herrschen. Weiterhin wird das Kraftstoffeinspritzsystem
bzw. der Kraftstoffinjektor 100 mit Kraftstoff betrieben, dem zumindest eine bestimmte
Menge von Biodiesel, beispielsweise in einem Bereich von etwa 20%, beigemischt ist.
[0017] Bei dem Bauteil 1 handelt es sich im Ausführungsbeispiel um ein in einer Längsachse
3 in Richtung des Doppelpfeils 4 auf- und abbewegbares zylindrisches Element in Form
einer Ventilnadel. Bei dem Bauteil 2 handelt es sich um ein Injektorgehäuse des Kraftstoffinjektors
100 oder eine sonstige Komponente, in der die Ventilnadel axialverschieblich geführt
ist. Wesentlich ist lediglich, dass das Bauteil 1 in dem Bauteil 2 derart angeordnet
ist, dass zwischen den beiden Bauteilen 1, 2 ein im Ausführungsbeispiel radial umlaufender
Führungsspalt 5 ausgebildet ist. Hierbei beträgt die Größe des Führungsspalts 5 vorzugsweise
(im Beispiel von Ventilnadel und Führungsbohrung 12) zwischen 1,0µm und 5,5µm. Das
Bauteil 1 weist an seinem Außenumfang eine erste Oxidschicht 11 auf, und das zweite
Bauteil 2 an der Wand seiner Führungsbohrung 12 eine zweite Oxidschicht 13.
[0018] Die Bauteile 1, 2 bestehen aus einem chromhaltigen Stahl, insbesondere aus 100CR6-Stahl.
[0019] Das Verfahren zum Ausbilden der beiden Oxidschichten 11, 13 an den Bauteilen 1, 2
wird nunmehr anhand der Fig. 2 näher erläutert: In einem ersten Prozessschritt 20
wird hierbei das Bauteil 1,2 spanend hergestellt bzw. auf Maß gebracht. Hierbei kann
es sich insbesondere um einen Schleifvorgang handeln, bei dem beispielsweise der Außendurchmesser
des Bauteils 1 im Bereich seiner (späteren) Oxidschicht 11 bzw. der Bohrungsdurchmesser
des Bauteils 2 im Bereich der Führungsbohrung 12 auf ein bestimmtes Sollmaß gefertigt
bzw. gebracht wird. Anschließend wird das so gefertigte Bauteil 1, 2 in einem zweiten
Prozessschritt 30 einer sauerstoffhaltigen Atmosphäre ausgesetzt. Hierdurch wird das
Bauteil 1, 2 passiviert. Das bedeutet, dass sich an den Bauteiloberflächen der beiden
Bauteile 1, 2 jeweils die Oxidschicht 11, 13 ausbildet, indem der freie Chrom und
das Eisen mit dem Sauerstoff der Sauerstoffatmosphäre eine Verbindung eingeht.
[0020] Es kann vorgesehen sein, dass der zweite Prozessschritt 30 unter einer gegenüber
der Umgebung erhöhten Temperatur, beispielsweise einer Temperatur von mehr als 50°Celsius
erfolgt, um den Oxidationsprozess bzw. die Bildung der Oxidschichten 11, 13 zu beschleunigen
bzw. zu intensivieren. Weiterhin kann optional in einem Prozessschritt 40 vorgesehen
sein, dass die Oxidschichten 11, 13 durch Aussetzen der Bauteile 1, 2 von Wasserdampf
nochmals verstärkt wird.
[0021] Bevorzugt ist es, wenn die Oxidschicht 11, 13, eine Schichtdicke von bis zu 2µm aufweist.
Eine derartige Dicke der Oxidschicht 11, 13 bewirkt keine Veränderung bzw. Reduzierung
der Materialhärte des Materials der Bauteile 1, 2 und somit keinen damit verbundenen
erhöhten Verschleiß der Bauteile 1, 2.
[0022] Ergänzend wird erwähnt, dass der Einsatz der beschriebenen Oxidschichten 11, 13 nicht
nur bei Kraftstoffinjektoren 100 in Kraftstoffeinspritzsystemen möglich ist, sondern
vielmehr bei allen Bauteilen 1, 2, bei denen die Ablagerung bzw. das Anhaften von
Alterungs- bzw. Ablagerungsprodukten von Biodiesel oder ähnlichem verhindert werden
soll.
1. Verfahren zum Beschichten eines in Wirkverbindung mit Kraftstoff angeordneten, als
Kraftstoffeinspritzkomponente ausgebildeten Bauteils (1, 2), bei dem die Beschichtung
nach der Fertigung des Bauteils (1, 2) an einer Oberfläche des Bauteils (1, 2) ausgebildet
wird, wobei die Beschichtung als Oxidschicht (11, 13) ausgebildet ist und als Anti-Haft-Beschichtung
gegen Alterungs- bzw. Ablagerungsbestandteile des Kraftstoffs wirkt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Ausbilden der Oxidschicht (11, 13) an dem Bauteil (1, 2) durch Aussetzen des
Bauteils (1, 2) in eine sauerstoffhaltige Atmosphäre erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Aussetzen unter einer erhöhten Temperatur, insbesondere einer Temperatur größer
50° Celsius, erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass während oder nach der Ausbildung der Oxidschicht (11,13) diese Wasserdampf ausgesetzt
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Material für das Bauteil (1, 2) ein chromhaltiger Stahl verwendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Material für das Bauteil (1, 2) 100Cr6-Stahl verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Oxidschicht (11, 13) nach einer spanenden Oberflächenbehandlung des Bauteils
(11, 13) in Form von Schleifen ausgebildet wird.
8. Anordnung (10) zweier in Wirkverbindung mit Kraftstoff angeordneten, als Kraftstoffeinspritzkomponenten
ausgebildeter Bauteile (1, 2), bei denen wenigstens ein Bauteil (1, 2) eine nach einem
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7 hergestellte Oxidschicht (11, 13) aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die beiden Bauteile (1, 2) relativ zueinander beweglich und konzentrisch angeordnet
sind und dass zwischen den beiden Bauteilen (1, 2) ein radialer Führungspalt (12)
zwischen 1,0µm und 5,5µm ausgebildet ist.
9. Anordnung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Dicke der Oxidschicht (11, 13) an dem wenigstens einen Bauteil (1, 2) bis zu
2µm beträgt.
10. Anordnung nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die beiden Bauteile (1, 2) Bestandteile eines Kraftstoffinjektors (100) sind.