[0001] Die Erfindung betrifft ein System zur Ermittlung der Verkehrssituation auf einer
Straßenstrecke gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Auf Straßenstrecken, beispielsweise auf Streckenabschnitten einer Autobahn, soll
die Verkehrssituation möglichst genau beschrieben werden. Dies betrifft sowohl die
aktuelle Verkehrssituation als auch die Tendenz einer sich ändernden Verkehrssituation,
um Störfälle möglichst frühzeitig erkennen zu können. Um die Verkehrssituation beschreiben
zu können, muss der Fahrzeugverkehr auf der Straßenstrecke erfasst werden. Dies erfolgt
durch streckenseitig angeordnete Verkehrsdetektoren, die lokal - also an der Stelle,
an der sie angeordnet sind, - die Verkehrssituation erfassen. Bekannt sind hier im
Straßenbelag eingelassene Schleifendetektoren oder überkopf an Bücken oder Masten
montierte Infrarotdetektoren. Diese Verkehrsdetektoren erfassen die Anzahl und die
Geschwindigkeiten der innerhalb eines Messintervalls den Messquerschnitt passierenden
Fahrzeuge. Datenübertragungsmittel übertragen die lokal erfassten Verkehrsdaten von
den Verkehrsdetektoren an eine Auswertungseinrichtung. Aus den Anzahlen erfasster
Fahrzeuge, die innerhalb des Messintervalls einen Messquerschnitt passiert haben,
wird die Verkehrsstärke und aus den erfassten Geschwindigkeiten eine mittlere Geschwindigkeit
für einen Messquerschnitt gewonnen. Anhand der Größe und des zeitlichen Verlaufs der
Verkehrsstärken und mittleren Geschwindigkeiten an Beginn und Ende der Straßenstrecke
können Stufen der Verkehrsqualität oder bestimmt werden. Durch eine Differenzanalyse
der Verkehrsbelastungen an Streckenbeginn und am Streckenende kann auf einen möglichen
Störfall geschlossen werden.
[0003] Diese Differenzanalyse zur abschnittsbezogenen Störfallerkennung leidet aber unter
dem Nachteil, dass Störfälle auf der Straßenstrecke nicht erkannt werden, solange
sich die Verkehrsbelastungen an Streckenbeginn und -ende nicht unterscheiden. Mit
der gleichen Unsicherheit sind die aus den mittleren Geschwindigkeiten an Beginn und
Ende der Straßenstrecke sowie aus deren Streckenlänge abgeleiteten Reisezeiten für
die Straßenstrecke behaftet.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein System der eingangs genannten
Art bereitzustellen, welches eine verbesserte Ermittlung der Verkehrssituation auf
einer Straßenstrecke erlaubt.
[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein gattungsgemäßes System zur Ermittlung
der Verkehrssituation auf einer Straßenstrecke mit den im Kennzeichen des Patentanspruches
1 angegebenen Merkmalen. Demnach sind die Verkehrsdetektoren auch dazu ausgebildet,
von einem den jeweiligen Messquerschnitt passierenden Fahrzeug ein diesem Fahrzeug
eindeutig zuordenbares Erkennungsmerkmal und einen Passagezeitpunkt zu erfassen und
mittels der Datenübertragungsmittel an die Auswertungseinrichtung zu übertragen. Die
Auswertungseinrichtung kann lokal an einem der beiden Messquerschnitte oder in einer
Streckenstation, einer Unterzentrale oder einer Verkehrszentrale angeordnet sein.
Ferner umfasst die Auswertungseinrichtung Analysemittel, die dazu ausgebildet sind,
am ersten und am zweiten Messquerschnitt erfasste Erkennungsmerkmale zu vergleichen
und aus den Passagezeitpunkten übereinstimmender Erkennungsmerkmale eine mittlere
Reisezeit und/oder eine mittlere Reisegeschwindigkeit für die Straßenstrecke zu berechnen.
Durch die Erfassung eines Fahrzeugerkennungsmerkmals, das auch anonymisiert - also
ohne Rückschlussmöglichkeit auf den Fahrer oder den Halter des Fahrzeugs - erfassbar
ist, kann ein individuelles Fahrzeug, das durch den ersten Messquerschnitt in die
Straßenstrecke eingefahren ist, bei seiner Ausfahrt durch den zweiten Messquerschnitt
wiedererkannt werden. Aus der Differenz der zugehörigen Passagezeitpunkte kann die
Reisezeit dieses Fahrzeugs berechnet werden. Aus einer Mehrzahl von für individuelle
Fahrzeuge berechneten Reisezeiten kann eine mittlere Reisezeit für die Straßenstrecke
berechnet werden. Mit der mittleren Reisezeit steht dann bei bekannter Streckenlänge
auch eine mittlere Reisegeschwindigkeit der Fahrzeuge zur Verfügung, die zur verbesserten
Ermittlung der Verkehrssituation mit den lokalen mittleren Geschwindigkeiten am Beginn
und am Ende der Straßenstrecke verglichen werden kann.
[0006] In einer vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Systems sind die Verkehrsdetektoren
dazu ausgebildet, eine Serie digitaler Videobilder des jeweiligen Messquerschnittes
aufzunehmen und durch Bildauswertungsmittel eine Passage eines Fahrzeugs, einen Passagezeitpunkt
der Fahrzeugpassage, eine Geschwindigkeit des passierenden Fahrzeugs und ein Fahrzeugkennzeichen
des passierenden Fahrzeugs als Verkehrsdaten zu erfassen. Durch an sich bekannte Bildauswertungsalgorithmen
können neben der Detektion einer Fahrzeugpassage und deren Zeitpunkt auch die Geschwindigkeit
des Fahrzeugs und Erkennungsmerkmale, wie zum Beispiel das auf dem Nummernschild angegebene
amtliche Kraftfahrzeugkennzeichen über optische Mustererkennung, die Farbe oder die
Abmessungen eines Fahrzeugs, erfasst werden. Die Verkehrsdetektoren können als Kombination
aus bekannten, gegebenenfalls bereits installierten Detektoren zur Erfassung lokaler
Verkehrsdaten und aus Videokameras mit automatischer Nummernschilderkennung ausgeführt
sein. Es genügt aber, an den Messquerschnitten nur jeweils einen Videodetektor anzuordnen,
der dann über die Bildauswertungsmittel alle genannten Verkehrsdaten erfasst, was
bei Neuinstallationen oder bei erforderlichem Austausch defekter Verkehrsdetektoren
von Vorteil ist.
[0007] In einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Systems sind die Bildauswertungsmittel
der Verkehrsdetektoren ferner dazu ausgebildet, aus der aufgenommenen Serie digitaler
Videobilder des jeweiligen Messquerschnittes einen vom passierenden Fahrzeug benutzten
Fahrstreifen und/oder eine Fahrzeugklasse des passierenden Fahrzeugs als Verkehrsdaten
zu erfassen. Durch geeignete Anordnung und Ausrichtung der Verkehrsdetektoren erfassen
diese mehrere Fahrstreifen einer Fahrbahn und können mit entsprechender Bildauswertung
Verkehrsdaten für eine detailliertere Analyse der Verkehrssituation unter Berücksichtigung
der einzelnen Fahrstreifen liefern. Eine verbesserte Analyse der Verkehrssituation
ist auch durch die Erfassung der Fahrzeugklasse, also Zweiräder, Personenkraftwagen,
Lastkraftwagen, Busse, etc., möglich, die sich ebenfalls durch digitale Bildauswertung
aus den aufgenommenen Videobildern einfach ermitteln lässt. Die Fahrzeugklasse kann
auch als Bestandteil des Erkennungsmerkmals eines Fahrzeugs herangezogen werden, um
beim zentralen Vergleich der Erkennungsmerkmale eine größere Sicherheit zu erhalten.
[0008] In einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Systems sind die Analysemittel
dazu ausgebildet, aus mittleren Geschwindigkeiten an den Messquerschnitten und der
mittleren Reisegeschwindigkeit ein Geschwindigkeitsprofil für die Stra-βenstrecke
zu berechnen. Bisher ist es üblich, ein über die Straßenstrecke linear verlaufendes
Geschwindigkeitsprofil anzunehmen, das als Randwerte die lokal gemessenen mittleren
Geschwindigkeiten an den Messquerschnitten aufweist. Von den Randwerten wird weiterhin
ausgegangen, allerdings kann sich das Geschwindigkeitsprofil ändern, wenn die mittlere
Reisegeschwindigkeit nicht dem Mittelwert der Randwerte entspricht. Ist die mittlere
Reisegeschwindigkeit größer oder kleiner als der Mittelwert der Randwerte, so ergibt
sich als tatsächliches Geschwindigkeitsprofil ein Kurvenverlauf mit konvexem bzw.
konkavem Abschnitt.
[0009] Vorzugsweise sind die Analysemittel des erfindungsgemäßen Systems dazu ausgebildet,
aus einem konkaven Geschwindigkeitsprofil auf einen Störfall auf der Straßenstrecke
zu schließen. Ein konkaves Geschwindigkeitsprofil setzt voraus, dass die mittlere
Reisegeschwindigkeit kleiner als der Mittelwert der Randwerte ist, sie kann sogar
kleiner als beide Randwerte sein. Sind die Randwerte beispielsweise gleich groß, so
ging man bislang davon aus, dass die Reisegeschwindigkeit über die Straßenstrecke
hinweg konstant ist, und bei entsprechend hohem Geschwindigkeitswert schloss man daraus
auf einen störungsfreien Verkehrsablauf. Mit der zusätzlichen Information, dass die
mittlere Reisegeschwindigkeit kleiner als die Randwerte ist, kann darauf geschlossen
werden, dass die tatsächliche Fahrzeuggeschwindigkeit im Inneren der Straßenstrecke
sogar deutlich unter der mittleren Reisegeschwindigkeit liegen muss. Wenn diese Verhältnisse
sehr ausgeprägt sind, kann auf einen Störfall auf der Straßenstrecke geschlossen werden.
[0010] In einer vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems sind die Analysemittel
dazu ausgebildet, aus Verkehrsstärken und mittleren Geschwindigkeiten an den Messquerschnitten
Verkehrsdichten und daraus Stufen der Verkehrsqualität zu berechnen. Die Verkehrsdichte
gibt die Anzahl an Fahrzeugen pro Kilometer Streckenlänge an und ergibt sich aus dem
Quotienten aus Verkehrsstärke und mittlerer Geschwindigkeit für eine Messstelle. Sie
bildet mit der mittleren Geschwindigkeit die Grundlage für eine Ermittlung der Verkehrsqualität
nach sechs Qualitätsstufen, wie sie im "
Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen" (HBS 2001), der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V., Köln, veröffentlicht
sind. Ebenso bilden Verkehrsdichte und mittlere Geschwindigkeit die Grundlage zur
Ermittlung der Verkehrssituation nach vier Verkehrsstufen, wie sie in "Merkblatt für
die Ausstattung von Verkehrsrechnerzentralen und Unterzentralen" (MARZ 99), der Bundesanstalt
für Straßenwesen, Bergisch Gladbach, veröffentlicht sind. Darin findet sich auch zur
abschnittsbezogenen Störfallerkennung die Definition der Größe Vk
diff, die ebenfalls von den Verkehrsdichten und den mittleren Geschwindigkeiten an den
Streckenenden abhängt. Somit können mit dem erfindungsgemäßen System auch die bekannten
Verkehrssituationsanalysen, vorzugsweise mit den Verkehrsdaten von einem Videodetektor
je Messquerschnitt, durchgeführt werden.
[0011] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems sind
die Analysemittel dazu ausgebildet, aus den Passagezeitpunkten übereinstimmender Erkennungsmerkmale
eine individuelle Reisezeit für die Straßenstrecke zu berechnen und aus der Standardabweichung
der individuellen Reisezeiten Hinweise auf die Verkehrssituation auf der Stra-βenstrecke
zu ermitteln. So kann beispielsweise eine starke Streuung der individuellen Reisezeiten
ein Hinweis auf einen ungebundenen Verkehr auf der Straßenstrecke sein.
[0012] In noch einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems
sind die Analysemittel dazu ausgebildet, die Verkehrsstärke auf einer zwischen den
Messquerschnitten liegenden Rampe zur seitlichen Einfahrt in die Straßenstrecke oder
zur Ausfahrt daraus zu berechnen, indem die Erkennungsmerkmale von den ersten Messquerschnitt
passierenden Fahrzeugen mit den Erkennungsmerkmalen von den zweiten Messquerschnitt
passierenden Fahrzeugen abgeglichen werden. In den Fällen von Straßenstrecken mit
solchen Knotentopologien sind die Rampenverkehrsstärken für die Verkehrsplanung und
für die verkehrsabhängige Verkehrssteuerung von besonderem Interesse. Mit den erfindungsgemäß
ausgebildeten Verkehrsdetektoren ergibt sich die Verkehrsstärke auf einer Einfahrtsrampe
aus den Fahrzeugen, die die Straßenstrecke durch den zweiten Messquerschnitt verlassen,
aber in diesen nicht durch den ersten Messquerschnitt eingefahren sind. Entsprechend
ergibt sich die Verkehrsstärke auf einer Ausfahrtsrampe aus den Fahrzeugen, die in
die Straßenstrecke durch den ersten Messquerschnitt eingefahren sind, aber nicht durch
den zweiten Messquerschnitt ausfahren. Die Information über die Stärke der sich an
einer Rampe verflechtenden bzw. aufteilenden Verkehrsströme verbessert die Ermittlung
der Verkehrssituation auf einer solchen Straßenstrecke noch weiter.
[0013] Weitere Eigenschaften und Vorteile ergeben sich aus einem Ausführungsbeispiel der
Erfindung, welches nachfolgend anhand von Zeichnungen näher beschrieben wird, in deren
- FIG 1
- ein erfindungsgemäßes System in Draufsicht und
- FIG 2
- ein mittels des Systems gewonnenes Geschwindigkeitsprofil der Straßenstrecke
schematisch veranschaulicht sind.
[0014] Gemäß FIG 1 weist ein erfindungsgemäßes System zur Ermittlung der Verkehrssituation
auf einer Straßenstrecke S, beispielsweise einem Streckenabschnitt einer Autobahn
mit einem rechten Fahrstreifen S1 und einem linken Fahrstreifen S2, als straßenseitige
Infrastruktur wenigstens einen ersten Verkehrsdetektor 10 und stromab einen zweiten
Verkehrsdetektor 20 auf. Der erste Verkehrsdetektor 10 ist an einem ersten Messquerschnitt
1 der Straßenstrecke S angeordnet, um in die Straßenstrecke S einfahrende Fahrzeuge
F bei ihrer Passage des ersten Messquerschnittes 1 zu erfassen. Entsprechend ist der
zweite Verkehrsdetektor 20 an einem zweiten Messquerschnitt 2 der Straßenstrecke S
angeordnet, um aus der Stra-βenstrecke S ausfahrende Fahrzeuge F beim Passieren des
zweiten Messquerschnittes 2 zu erfassen. Die Messquerschnitte 1 und 2 begrenzen die
Straßenstrecke S mit einer Streckenlänge d von mehreren Kilometern.
[0015] Erfindungsgemäß sind die Verkehrsdetektoren 10 bzw. 20 als Videodetektoren ausgebildet,
die eine Serie digitaler Videobilder des ersten bzw. zweiten Messquerschnittes 1 bzw.
2 aufnehmen und zur digitalen Bildauswertung an angeschlossene Bildauswertungsmittel
11 bzw. 21 weiterleiten. Die Bildauswertungsmittel 11 bzw. 21 weisen nicht dargestellte
Rechner-und Speichermittel auf, die zur Ausführung von Bildauswertungsalgorithmen
eingerichtet sind. Die Auswertung einer Bilderserie, die zu einem einen Messquerschnitt
1 bzw. 2 passierenden Fahrzeug F gehört, liefert als lokale Verkehrsdatensatz den
Passagezeitpunkt t, die Geschwindigkeit v, ein Erkennungsmerkmal z, die Fahrzeugklasse
k und den benutzten Fahrstreifen Sn, n steht für 1 oder 2, des passierenden Fahrzeugs
F.
[0016] Die erfassten Verkehrsdaten werden in einer Auswertungseinrichtung 30, die lokal
an einem der beiden Messquerschnitte 1 bzw. 2 oder in einer Streckenstation, einer
Unterzentrale, einer Autobahnzentrale oder einer sonstigen Verkehrszentrale angeordnet
sein kann, zur Ermittlung der Verkehrssituation auf der Straßenstrecke S analysiert.
Dazu steht die Auswertungseinrichtung 30 mit den Verkehrsdetektoren 10 und 20 in Kommunikationsverbindung,
beispielsweise zur drahtlosen Datenübertragung nach dem Allgemeinen paketorientierten
Funkdienst, kurz GPRS. Die hierfür benötigten Datenübertragungsmittel 40 sind an sich
bekannt und im Einzelnen nicht dargestellt.
[0017] Aus der Erfassung der Anzahl an in einem Messintervall einen Messquerschnitt 1 bzw.
2 passierenden Fahrzeugen F und deren Geschwindigkeiten v werden lokale Verkehrsstärken
und mittlere Geschwindigkeiten berechnet. Hieraus werden lokale Verkehrsdichten als
Quotient aus Verkehrsstärke und mittlerer Geschwindigkeit berechnet. Damit werden
die bislang auch mit bekannten Verkehrsdetektoren erfassten lokalen Verkehrsdaten
für die Ermittlung der Verkehrssituation bereitgestellt. Aus diesen Verkehrsgrößen
können bereits qualifizierte Aussagen über die Verkehrsqualität (Level of Service)
und die Verkehrssituation nach den Verkehrsstufen "freier Verkehr", "dichter Verkehr",
"zähfließender Verkehr" und "Stau" getroffen werden. Darüber hinaus ist streckenbezogen
eine Differenzanalyse der Verkehrsbelastungen am Beginn und am Ende der Straßenstrecke
S, beispielsweise über die Störkenngröße Vk
diff, durchführbar. Durch sie kann, falls in einem Zeitintervall deutlich mehr Fahrzeuge
F in die Straßenstrecke S einfahren als daraus ausfahren, auf eine Störung geschlossen
werden.
[0018] Erfindungsgemäß sind die Verkehrsdetektoren 10 bzw. 20 zur Erfassung weiterer Verkehrsdaten
ausgebildet, die zu einer genaueren Ermittlung der Verkehrssituation beitragen. So
werden von den Verkehrsdetektoren 10 und 20 Erkennungsmerkmale z der den jeweiligen
Messquerschnitt 1 bzw. 2 passierenden Fahrzeuge F erfasst, was eine Wiedererkennung
eines am ersten Messquerschnitt 1 erfassten Fahrzeugs F am zweiten Messquerschnitt
2 erlaubt. Als eindeutig ein Fahrzeug F identifizierendes Erkennungsmerkmal z kann
das amtliche Kraftfahrzeugkennzeichen dienen, welches über Algorithmen zur optischen
Mustererkennung aus den Videobildern ausgelesen werden kann. Als alternative oder
zusätzliche Erkennungsmerkmale z können die Farbe oder die Abmessungen eines Fahrzeugs
F dienen. Da mit dem Erkennungsmerkmal z der Passagezeitpunkt t und die Geschwindigkeit
v des passierenden Fahrzeugs F als lokaler Verkehrdatensatz erfasst und an Analysemittel
31 der Auswertungseinrichtung 30 übertragen werden, können diese Verkehrsdatensätze
zentral auf übereinstimmende Erkennungsmerkmale z geprüft werden. Die Differenz der
Passagezeitpunkte t aus Datensätzen mit übereinstimmenden Erkennungsmerkmalen z ergibt
dann die individuelle Reisezeit des den Verkehrsdatensätzen zugeordneten Fahrzeugs
F für die Straßenstrecke S. Aus der bekannten Streckenlänge d folgt dann unmittelbar
die individuelle Reisegeschwindigkeit des Fahrzeugs. Bildet man den Durchschnitt von
aus einem Messintervall stammenden individuellen Reisezeiten und Reisegeschwindigkeiten,
so gewinnt man eine mittlere Reisezeit und eine mittlere Reisegeschwindigkeit v
12 für die Straßenstrecke S. Aus der Streuung bzw. Standardabweichung der individuellen
Reisezeiten können weitere Schlüsse auf die Verkehrssituation auf der Straßenstrecke
S gezogen werden. So stellt eine starke Streuung der Reisezeiten einen Hinweis auf
einen ungebundenen Verkehr auf der Straßenstrecke S dar.
[0019] Gemäß FIG 2 wird die mittlere Reisegeschwindigkeit v
12 erfindungsgemäß zur Gewinnung eines genaueren Geschwindigkeitsprofils v(s) herangezogen.
Im Diagramm ist der Verlauf der Geschwindigkeit v(s) in Abhängigkeit vom Weg s längs
der Stra-βenstrecke S dargestellt. Bei s = 0 liegt der erste Messquerschnitt 1 und
bei s = d liegt der zweite Messquerschnitt 2. An diesen Rändern der Straßenstrecke
S beträgt die Geschwindigkeit v(0) und v(d) den mittleren Geschwindigkeiten v
1 bzw. v
2. Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist v
1 etwas größer als v
2, was auf eine Verlangsamung des Verkehrs in Richtung Streckenausfahrt hindeutet.
Zur Ermittlung des Geschwindigkeitsprofils v(s) ist man bislang von einem linearen
Verlauf ausgegangen, der durch die durchgezogene Linie darstellt ist. Ergibt nun die
Berechnung der mittleren Reisegeschwindigkeit v
12 einen Wert, der geringer als die Randwerte v
1 bzw. v
2 und als gestrichelte Linie dargestellt ist, muss die Annäherung des Geschwindigkeitsprofils
v(s) durch eine Gerade zugunsten einer Kurve aufgegeben werden. Die Kurve verbindet
die Randpunkte und schneidet die Konstante v
12 derart, dass die seitlichen, oberhalb von v
12 liegenden Flächenstücke den gleichen Inhalt haben wie das mittlere, unterhalb von
v
12 liegende Flächenstück. Dies führt zu einer konkaven Kurve, die als strichpunktierte
Linie dargestellt ist, und im Innern der Straßenstrecke S einen minimalen Geschwindigkeitswert
aufweist. Daraus lässt sich auf einen Störfall in der Straßenstrecke S schließen.
Andere Größenverhältnisse von v
1, v
2 und v
12 lassen entsprechend andere Schlüsse zu.
[0020] Die Verkehrssituationsanalysen lassen sich noch verfeinern, indem bei den erfassten
Verkehrdaten die Fahrzeugklasse k und/oder den benutzten Fahrstreifen Sn berücksichtigt
wird bzw. werden. Sämtliche Aussagen können dann spezifisch für die verschieden Fahrzeugklassen
oder Gruppen von Fahrzeugklassen oder auch getrennt für jeden einer mehrstreifigen
Straßenstrecke S getroffen werden.
[0021] In dem Fall, dass zwischen den Messquerschnitten 1 und 2 eine Rampe R zur seitlichen
Einfahrt in die Straßenstrecke S, wie in FIG 1 dargestellt, oder zur Ausfahrt daraus
liegt, kann mit dem erfindungsgemäßen System in vorteilhafter Weise die Verkehrsstärke
auf der Rampe R berechnet werden. Hierzu sind die Erkennungsmerkmale z von den ersten
Messquerschnitt 1 passierenden Fahrzeugen F mit den Erkennungsmerkmalen z von den
zweiten Messquerschnitt 2 passierenden Fahrzeugen F abzugleichen. Die Verkehrsstärke
auf der dargestellten Einfahrtsrampe R ergibt sich aus den Fahrzeugen F, die die Stra-βenstrecke
S durch den zweiten Messquerschnitt 2 verlassen, aber nicht durch den ersten Messquerschnitt
1 eingefahren sind. Entsprechend ergibt sich die Verkehrsstärke auf einer Ausfahrtsrampe
aus den Fahrzeugen F, die in die Straßenstrecke durch den ersten Messquerschnitt 1
eingefahren sind, aber nicht durch den zweiten Messquerschnitt 2 ausfahren.
[0022] Die erfindungsgemäß ermittelte Verkehrssituation und ihre Änderungstendenz finden
Eingang in die verkehrsabhängige Steuerung von beispielsweise nicht dargestellten
Wechselverkehrszeichen, die Geschwindigkeitsbeschränkungen - gegebenenfalls fahrstreifenbezogen
- auferlegen oder auch Hinweistexte über eine herrschende Gefahrensituation ausgeben
können, um Fahrer von Fahrzeugen F auf oder stromauf der Straßenstrecke S zu beeinflussen.
Damit trägt das erfindungsgemäße System auch erheblich zur Verkehrssicherheit bei.
Die Verkehrssituation ist genauer mit nur einer Art von Verkehrsdetektor und damit
kostengünstig ermittelbar.
1. System zur Ermittlung der Verkehrssituation auf einer Straßenstrecke (S), die durch
einen ersten Messquerschnitt (1) und stromab im Abstand der Streckenlänge (d) durch
einen zweiten Messquerschnitt (2) begrenzt ist, mit einem am ersten Messquerschnitt
(1) angeordneten ersten Verkehrsdetektor (10) und einem am zweiten Messquerschnitt
(2) angeordneten zweiten Verkehrsdetektor (20), die dazu ausgebildet sind, eine Passage
und eine Geschwindigkeit (v) eines einen Messquerschnitt (1 bzw. 2) passierenden Fahrzeugs
(F) als lokale Verkehrsdaten zu erfassen, mit einer Auswertungseinrichtung (30) zur
Analyse der Verkehrsdaten, und mit Mitteln (40) zur Datenübertragung zwischen den
Verkehrsdetektoren (10, 20) und der Auswertungseinrichtung (30),
dadurch gekennzeichnet, dass die Verkehrsdetektoren (10, 20) auch dazu ausgebildet sind, von einem den jeweiligen
Messquerschnitt (1 bzw. 2) passierenden Fahrzeug (F) ein diesem Fahrzeug (F) eindeutig
zuordenbares Erkennungsmerkmal (z) und einen Passagezeitpunkt (t) zu erfassen und
mittels der Datenübertragungsmittel (40) an die Auswertungseinrichtung (30) zu übertragen,
und dass die Auswertungseinrichtung (30) Analysemittel (31) umfasst, die dazu ausgebildet
sind, am ersten und am zweiten Messquerschnitt (1 bzw. 2) erfasste Erkennungsmerkmale
(z) zu vergleichen und aus den Passagezeitpunkten (t) übereinstimmender Erkennungsmerkmale
(z) eine mittlere Reisezeit und/oder eine mittlere Reisegeschwindigkeit (v12) für die Straßenstrecke (S) zu berechnen.
2. System nach Anspruch 1, wobei die Verkehrsdetektoren (10, 20) dazu ausgebildet sind,
eine Serie digitaler Videobilder des jeweiligen Messquerschnittes (1, 2) aufzunehmen
und durch Bildauswertungsmittel (11 bzw. 21) eine Passage eines Fahrzeugs (F), einen
Passagezeitpunkt (t) der Fahrzeugpassage, eine Geschwindigkeit (v) des passierenden
Fahrzeugs (F) und ein Fahrzeugkennzeichen (z) des passierenden Fahrzeugs (F) als Verkehrsdaten
zu erfassen.
3. System nach Anspruch 2, wobei die Bildauswertungsmittel (11, 21) der Verkehrsdetektoren
(10, 20) ferner dazu ausgebildet sind, aus der aufgenommenen Serie digitaler Videobilder
des jeweiligen Messquerschnittes (1, 2) einen vom passierenden Fahrzeug (F) benutzten
Fahrstreifen (Sn) und/oder eine Fahrzeugklasse (k) des passierenden Fahrzeugs (F)
als Verkehrsdaten zu erfassen.
4. System nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Analysemittel (31) dazu ausgebildet
sind, aus mittleren Geschwindigkeiten (v1, v2) an den Messquerschnitten (1, 2) und der mittleren Reisegeschwindigkeit (v12) ein Geschwindigkeitsprofil (v(s)) für die Straßenstrecke (S) zu berechnen.
5. System nach Anspruch 4, wobei die Analysemittel (31) dazu ausgebildet sind, aus einem
konkaven Geschwindigkeitsprofil (v(s)) auf einen Störfall auf der Straßenstrecke (S)
zu schließen.
6. System nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Analysemittel (31) dazu ausgebildet
sind, aus Verkehrsstärken und mittleren Geschwindigkeiten (v1, v2) an den Messquerschnitten (1, 2) Verkehrsdichten und daraus Stufen der Verkehrsqualität
zu berechnen.
7. System nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Analysemittel (31) dazu ausgebildet
sind, aus den Passagezeitpunkten (t) übereinstimmender Erkennungsmerkmale (z) eine
individuelle Reisezeit für die Straßenstrecke (S) zu berechnen und aus der Standardabweichung
der individuellen Reisezeiten Hinweise auf die Verkehrssituation auf der Straßenstrecke
(S) zu ermitteln.
8. System nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei die Analysemittel (31) dazu ausgebildet
sind, die Verkehrsstärke auf einer zwischen den Messquerschnitten (1, 2) liegenden
Rampe (R) zur seitlichen Einfahrt in die Straßenstrecke (S) oder zur Ausfahrt daraus
zu berechnen, indem die Erkennungsmerkmale (z) von den ersten Messquerschnitt (1)
passierenden Fahrzeugen (F) mit den Erkennungsmerkmalen (z) von den zweiten Messquerschnitt
(2) passierenden Fahrzeugen (F) abgeglichen werden.