[0001] Die Erfindung betrifft einen Sprengstoff umfassend eine Aminoguanidinverbindung.
[0003] Aus der
WO 2006/128910 ist ein pyrotechnisches Mittel bekannt, dass als Komponente ein Aminoguanidin-5,5'-Azotetrazolat
enthält.
[0004] Derzeit sind Zünder stets mehrstufig aufgebaut. Sie weisen mindestens zwei, üblicherweise
aber drei bis fünf Stufen auf. Jede dieser Stufen muss separat zusammengesetzt und
gepresst werden. Dadurch sind die Zahl der Fehlermöglichkeiten bei der Herstellung
sowie der Aufwand und die Kosten der Herstellung verhältnismäßig hoch. Es sind bisher
jedoch keine Initialsprengstoffe bekannt, deren Zündleistung ausreichen würde, um
einen einstufigen Zünder bereitstellen zu können.
[0005] Zur Einstellung der Empfindlichkeit von Initialsprengstoffen wird üblicherweise Tetrazen
eingesetzt. Tetrazen ist jedoch thermisch sehr instabil. Es zerfällt bereits bei 120°C.
Pro Jahr zersetzen sich 2 bis 5% des Tetrazens unter normalen Lagerungsbedingungen
eines Sprengstoffs. Dadurch verändern sich die Eigenschaften eines Tetrazen enthaltenden
Sprengstoffs. Darüber hinaus setzt der Zusatz von Tetrazen die Zündleistung eines
Sprengstoffs herab. Wird zum Ausgleich Bleiazid und/oder Bleitrizinat beigemischt,
wird der Sprengstoff thermisch instabil und bleihaltig. Tetrazen ermöglicht daher
nicht die Herstellung eines bleifreien lnitialsprengstoffs. Auch das ersatzweise eingesetzte
Diazol zerfällt bereits bei 150°C. Bei Lagerung zersetzt es sich so, dass eine sichere
Einsatzfähigkeit nach 5 bis 10 Jahren nicht mehr gewährleistet werden kann.
[0006] Als Ersatz für Tetrazen ist ein Bleisalz von bis-Tetrazolyltriazenat bekannt. Die
Verwendung von Bleisalzen sollte jedoch generell aus Umweltschutzgründen und wegen
der Gefährdung der Gesundheit der an der Produktion beteiligten Personen vermieden
werden.
[0007] Zur Einstellung der Empfindlichkeit eines Sprengstoffs werden oft Gemische mit so
vielen Komponenten eingesetzt, dass nicht vorherzusagen ist, wie sich ein solches
Gemisch bei längerer Lagerung verändert und wie sich dadurch die Zündeigenschaften
des Sprengstoffs ändern.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Sprengstoff bereitzustellen, der
als Initialsprengstoff verwendet werden kann und der insbesondere eine ausreichende
Zündleistung bereitstellen kann, um einen einstufigen Zünderaufbau zu ermöglichen.
Bei dem Sprengstoff sollen weder Tetrazen noch kompliziert zusammengesetzte Gemische
zum Erreichen der erforderlichen Empfindlichkeit und Zündleistung erforderlich sein.
Darüber hinaus soll der Sprengstoff lagerstabiler sein als bisher bekannte, insbesondere
Tetrazen enthaltende, Sprengstoffe. Weiterhin soll eine Verwendung des Sprengstoffs
angegeben werden.
[0009] Die Aufgabe wird durch die Merkmale der Patentansprüche 1 und 8 gelöst. Zweckmäßige
Ausgestaltungen ergeben sich aus den Merkmalen der Ansprüche 2 bis 7 und 9 bis 14.
[0010] Erfindungsgemäß ist ein Sprengstoff umfassend ein Komplexsalz, welches Mono-, Dioder
Triaminoguanidin als Liganden, ein den Liganden potentiell oxidierendes oder ein energetisches
Ion und ein vom Liganden komplexiertes Gegenion umfasst, vorgesehen. Bei einem den
Liganden potentiell oxidierenden Ion handelt es sich um ein Ion, dass dazu in der
Lage ist, den Liganden in einer Redoxreaktion zu oxidieren.
[0011] Die Erfinder des erfindungsgemäßen Sprengstoffs haben festgestellt, dass das genannte
Komplexsalz eine sehr hohe Leistung zeigt. Seine Dichte kann 2000 kg/m3 übersteigen.
So betragen 90% der theoretischen Dichte eines Monoaminoguanidinkomplexsalzes mit
einem Nickel-Ion als Gegenion und einem Perchlorat-Ion als den Liganden potentiell
oxidierendem oder als energetischem Ion 2130 kg/m3, während 90% der theoretischen
Dichte von Hexogen nur 1625 kg/m3 betragen. Der Detonationsdruck des genannten Komplexsalzes
beträgt bei 90% theoretischer Dichte 330 kbar und die Detonationsgeschwindigkeit 8175
m/s. Der Detonationsdruck von Hexogen beträgt bei 90% der theoretischen Dichte 265
kbar und die Detonationsgeschwindigkeit 8260 m/s. 90% der theoretischen Dichte werden
als grober Schätzwert für die erreichbare Pressdichte angenommen.
[0012] Der erfindungsgemäße Sprengstoff kann sowohl als Initialsprengstoff als auch als
Sekundärsprengstoff eingesetzt werden. Er ist hochenergetisch und energetischer als
viele herkömmliche Initialsprengstoffe und Sekundärsprengstoffe. Der Detonationsdruck
des erfindungsgemäßen Sprengstoffs kann in Einzelfällen sogar den Detonationsdruck
von Hexogen übersteigen.
[0013] Die Zündleistung des erfindungsgemäßen Sprengstoffs ist verhältnismäßig hoch. Sie
ist höher als die Zündleistung von Bleiazid und ermöglicht die Bereitstellung eines
einstufigen bleifreien Zünders. Aufgrund der hohen Zündleistung kann mit dem Sprengstoff
sogar ein miniaturisierter einstufiger Zünder bereitgestellt werden. Der erfindungsgemäße
Sprengstoff weist außerdem einen außerordentlich kleinen kritischen Durchmesser auf.
Der kritische Durchmesser ist der minimale Durchmesser eines Sprengstoffs, bei dem
dieser noch detoniert.
[0014] Weiterhin ist der erfindungsgemäße Sprengstoff neutral, d. h. weder sauer noch basisch.
Daher verträgt er sich sowohl mit sauren als auch mit basischen Verbindungen, insbesondere
Sekundärsprengstoffen, d. h. es kommt nicht zu Zersetzungsreaktionen mit anderen Sprengstoffen
während der Lagerung. Das Komplexsalz ist darüber hinaus äußerst schwerlöslich. Auch
dadurch wird eine ungewollte Zersetzungsreaktion mit anderen Sprengstoffen vermieden.
[0015] Durch die gute Verträglichkeit kann der erfindungsgemäße Sprengstoff, insbesondere
im Vergleich zu Tetrazen, mit einer großen Zahl herkömmlicher Sprengstoffe, insbesondere
Sekundärsprengstoffe, gemischt oder in Kontakt gebracht werden, ohne dass es zu einer
Zersetzungsreaktion kommt. Bei der Gestaltung von Sprengsätzen ergibt sich dadurch
eine größere Gestaltungsfreiheit im Hinblick auf deren Zusammensetzung.
[0016] Ein weiterer wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Sprengstoffs besteht darin,
dass dieser sehr einfach und aus wässriger Lösung durch Ausfällen hergestellt werden
kann. Dadurch sind die Investitionskosten für Produktionsanlagen gering.
[0017] Im Gegensatz zu anderen Initialsprengstoffen ist der erfindungsgemäße Sprengstoff,
sofern er kein Silber enthaltendes Komplexsalz enthält, nicht lichtempfindlich. Er
kann daher ohne größere Vorsichtsmaßnahmen gehandhabt werden. Dadurch ist dessen Herstellung
einfach. Darüber hinaus ist die Lagerfähigkeit von den erfindungsgemäßen Sprengstoff
enthaltenden Wirkmitteln hoch.
[0018] Weiterhin hat sich der erfindungsgemäße Sprengstoff als laserempfindlich erwiesen.
Dadurch eignet er sich für den Bau sogenannter Laserzünder, d. h. Zünder, bei denen
der lnitialsprengstoff durch einen Laserstrahl gezündet wird.
[0019] Darüber hinaus haben die Erfinder festgestellt, dass die Eigenschaften eines Sprengsatzes,
der den erfindungsgemäßen Sprengstoff enthält, durch die Wahl der Sprengstoffmenge,
die Wahl des Gegenions, die Wahl eines Mono-, Di- oder Triaminoguanidins und die Wahl
des den Liganden potentiell oxidierenden oder des energetischen Ions eingestellt werden
können. Auch die Empfindlichkeit des erfindungsgemäßen Sprengstoffs kann durch die
Wahl des Gegenions, die Wahl eines Mono-, Di- oder Triaminoguanidins und die Wahl
des den Liganden potentiell oxidierenden oder des energetischen Ions eingestellt werden.
Dadurch kann die Empfindlichkeit, insbesondere auch die Laserempfindlichkeit, an die
vorgesehene Anwendung angepasst werden. Ein Zusatz von Kaliumchlorat, einem anderen
Chlorat oder Perchlorat, wie er bei herkömmlichen Sprengsätzen zur Einstellung der
Empfindlichkeit üblich ist, ist nicht erforderlich.
[0020] Vorzugsweise handelt es sich bei dem Sprengstoff um einen, insbesondere einstufigen,
Initialsprengstoff. Da der erfindungsgemäße Sprengstoff laserempfindlich ist, eignet
er sich besonders gut als ein durch einen Laserstrahl zu zündender Sprengstoff.
[0021] Bei dem Gegenion kann es sich um ein Na-, K-, Ca-, Mg-, Sr-, Ba-, La-, Cu-, Ni-,
Fe-, Zn-, Co-, Mn-, Cd-, In-, Al-, Cr-, Ag-, Yb-, Y-, Gd-, Hydrazin-, Guanidin- oder
Ammoniak-Ion handeln.
[0022] Das den Liganden potentiell oxidierende oder das energetische Ion kann ein Perchlorat-,
Chlorat-, Bromat-, Jodat-, Perjodat-, Persulphat-, Trinitromethanat-, Dinitromethanat-,
Chromat-, Dichromat-, Dinitramin-, Permanganat-, Nitrotetrazolat-, Nitriminotetrazolat-,
Bistetrazolat-, Bistetrazolyltriazenat-, Bistetrazolylamin-, Azotetrazolat- oder Azid-lon
sein.
[0023] Besonders vorteilhaft ist ein Sprengstoff, der ein Gemisch aus mindestens zwei unterschiedlichen
Sprengstoffen umfasst, wobei jeder der unterschiedlichen Sprengstoffe einer der bisher
genannten erfindungsgemäßen Sprengstoffe ist. Durch das Mischen dieser unterschiedlichen
Sprengstoffe lässt sich die Empfindlichkeit und die Leistung von Zünd- und Anzündsätzen
ohne den Zusatz von Fremdstoffen einfach einstellen. Vorteilhaft ist es dabei, wenn
jeder der unterschiedlichen Sprengstoffe ein solches Komplexsalz ist, wie es für den
erfindungsgemäßen Sprengstoff spezifiziert wurde. Dann ändert sich die Gesamtzusammensetzung
des Gemischs durch mit der Zeit darin stattfindende lonenaustauschreaktionen nicht.
Dadurch bleiben die Eigenschaften des Gemischs, wie Empfindlichkeit und Zündleistung,
auch bei langer Lagerung konstant. Dadurch ist die Zuverlässigkeit des Sprengstoffs
gegenüber einem Sprengstoffgemisch aus ganz verschiedenen Stoffen erheblich erhöht.
[0024] Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung eines Komplexsalzes, welches Mono-,
Di- oder Triaminoguanidin als Liganden, ein den Liganden potentiell oxidierendes oder
ein energetisches Ion und ein vom Liganden komplexiertes Gegenion umfasst, als Sprengstoff.
Das Gegenion kann dabei ein Na-, K-, Ca-, Mg-, Sr-, Ba-, La-, Cu-, Ni-, Fe-, Zn-,
Co-, Mn-, Cd-, In-, Al-, Cr-, Ag-, Yb-, Y-, Gd-, Hydrazin-, Guanidin- oder Ammoniak-Ion
sein. Bei dem den Liganden potentiell oxidierenden oder dem energetischen Ion kann
es sich um ein Perchlorat-, Chlorat-, Bromat-, Jodat-, Perjodat-, Persulphat-, Trinitromethanat-,
Dinitromethanat-, Chromat-, Dichromat-, Dinitramin-, Permanganat-, Nitrotetrazolat-,
Nitriminotetrazolat-, Bistetrazolat-, Bistetrazolyltriazenat-, Bistetrazolylamin-,
Azotetrazolat- oder Azid-lon handeln. Besonders vorteilhaft ist die Verwendung eines
Gemischs als Sprengstoff, wobei das Gemisch mindestens zwei unterschiedliche Sprengstoffe
umfasst, wobei jeder der unterschiedlichen Sprengstoffe ein erfindungsgemäßer Sprengstoff
ist. Vorzugsweise ist jeder der unterschiedlichen Sprengstoffe ein solches Komplexsalz,
wie es für den erfindungsgemäßen Sprengstoff spezifiziert wurde. Der Sprengstoff kann
ein, insbesondere einstufiger, lnitialsprengstoff sein. Bevorzugt ist der Sprengstoff
ein Sprengstoff zum Zünden durch einen Laserstrahl.
[0025] Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Fig. 1 und von Ausführungsbeispielen erläutert.
- Fig. 1
- zeigt zum Größenvergleich links ein Streichholz und rechts einen Zentimetermaßstab.
In der Mitte ist eine Glaskapillare mit einer schwarzen Zündschnur zu sehen. Im unteren
Teil der Glaskapillare befindet sich ein erfindungsgemäßer Sprengstoff.
[0026] Bei dem in Fig. 1 in der Glaskapillare gezeigten Sprengstoff handelt es sich um nicht
verdichtetes Nickel-di(aminoguanidin)diperchlorat. In der Kapillare sind weniger als
3 mg des Sprengstoffs enthalten. Bereits diese geringe Menge des Sprengstoffs war
in der Lage, bei Zündung durch eine glühende Flamme der Zündschnur eine Sekundärladung
aus Nitropenta zu zünden und damit als Zünder zu dienen. Der kritische Durchmesser
des Sprengstoffs ist sehr klein. Ein vergleichbarer Zünder mit Bleiazid würde etwa
20 mg Bleiazid erfordern.
1. Allgemeine Arbeitsvorschriften zur Herstellung des Sprengstoffs
1.1 Allgemeine Arbeitsvorschrift 1 (AAV 1)
[0027] Der Komplexbilder (= Ligand) Mono-, Di- oder Triaminoguanidin wird in kaltem Wasser
aufgeschlämmt und die Konzentration, wenn nicht anders angegeben, auf 1 mol/l eingestellt.
Das zu komplexierende Metallsalz mit den Komplexbilder potentiell oxidierendem Anion,
wie zum Beispiel Nitrat oder Perchlorat, wird als Lösung, wenn nicht anders angegeben
mit einer Konzentration von 0,4 mol/l, auf einmal zugegeben. Die resultierende Lösung
wird für fünf Minuten gekocht und danach bei Raumtemperatur mindestens vier Stunden
stehen gelassen. Die dabei entstandenen Kristalle werden filtriert, mit einer kleinen
Menge destilliertem Wasser und anschließend zwei Mal mit Ethanol gewaschen und bei
30°C getrocknet.
1.2 Allgemeine Arbeitsvorschrift 2 (AAV 2)
[0028] Es wird wie bei der allgemeinen Arbeitsvorschrift 1 vorgegangen, wobei statt dem
Komplexbilder eine Komplexbildersalzlösung, wenn nicht anders angegeben in einer Konzentration
von 1 mol/l, eingesetzt wird. Das Salz besteht dabei aus dem Komplexbilderkation und
dem den Komplexbilder potentiell oxidierenden Anion. Bei dem Salz kann es sich beispielsweise
um Monoaminoguanidinperchlorat handeln. Die Salzlösung wird aus Komplexbilderhydrogencarbonat
und entsprechender Säure im richtigen molaren Verhältnis direkt in Lösung hergestellt,
wobei das dabei entstehende Kohlendioxid entweicht.
1.3 Allgemeine Arbeitsvorschrift 3 (AAV 3)
[0029] Es wird wie bei der allgemeinen Arbeitsvorschrift 1 vorgegangen, wobei statt des
Metallsalzes ein festes Metallamminkomplexsalz und statt des aufgeschlämmten Komplexbilders
eine Komplexbildersalzlösung eingesetzt wird. Beispielsweise wird zur Herstellung
von Metallmonoaminoguanidinperchlorat Monoaminoguanidinperchlorat als Lösung wie in
der allgemeinen Arbeitsvorschrift 2 beschrieben bereitgestellt und zu dieser Lösung
festes Metallamminperchlorat, beispielsweise Nickelamminperchlorat, zugesetzt.
2. Herstellung von Sprengstoffen
2.1 Herstellung von Nickel(II)di(monoaminoguanidin)diperchlorat nach einem ersten
Verfahren
[0030] Es wurde nach AAV 1 vorgegangen. Dabei wurden 1,36 g (10,0 mmol) Monoaminoguanidinhydrogencarbonat
und 1,4 g (4,0 mmol) Nickelperchlorathexahydrat eingesetzt. Die Ausbeute betrug 40%
in Form orangener Kristalle.
2.2 Herstellung von Nickel(II)di(monoaminoguanidin)diperchlorat nach einem zweiten
Verfahren
[0031] Es wurde nach AAV 2 vorgegangen. Dabei wurden 1,6 g (12,0 mmol) Monoaminoguanidinhydrogencarbonat
und 2,0 g 60 %ige Perchlorsäure in 25 ml Wasser sowie 1,4 g (4,0 mmol) Nickelperchlorathexahydrat
eingesetzt. Die Ausbeute betrug 70% in Form orangener Kristalle.
2.3 Herstellung von Nickel(II)di(monoaminoguanidin)diperchlorat nach einem dritten
Verfahren
[0032] Es wurde nach AAV 3 vorgegangen. Dabei wurden 1,6 g (12,0 mmol) Monoaminoguanidinhydrogencarbonat,
2,0 g 60 %ige Perchlorsäure in 25 ml Wasser und 1,0 g (2,8 mmol) Hexaamminnickelperchlorat
eingesetzt. Die Ausbeute betrug 89% (2,5 mmol) in Form dunkelorangener Kristalle.
Die Kristalle haben sich als sehr leistungsstarker Initialsprengstoff erwiesen. Bei
der zur Untersuchung des Arbeitsvermögens eingesetzten Bleiblockausbauchung nach Trauzl
zeigte das Nickel(II)di(monoaminoguanidin)diperchlorat eine Ausbauchung von 39,6 cm3/g.
Im Vergleich dazu beträgt die Bleiblockausbauchung von Bleiazid 11,0 cm3/g, von Bleitrizinat
13,0 cm3/g, von TNT 30,0 cm3/g und von Hexogen 48,0 cm3/g. Bei Untersuchung der Laserempfindlichkeit
zeigte sich, dass der Sprengstoff mittels 532 nm-Strahlung zur Detonation und mittels
630 nm-Strahlung zur Deflagration gebracht werden konnte.
2.4 Herstellung von Kupfer(II)di(monoaminoguanidin)diperchlorat
[0033] Die Herstellung erfolgte nach AAV 1. Es wurden 1,5 g (11 mmol) Monoaminoguanidinhydrogencarbonat
in 10 ml Wasser und 2,0 g (5,4 mmol) Kupferperchlorathexahydrat in 10 ml Wasser eingesetzt.
Abweichend von der AAV 1 wurde die Lösung nicht gekocht. Die Umsetzung erfolgte bei
Raumtemperatur. Die Ausbeute betrug 72% = 1,6 g (3,9 mmol) in Form dunkelvioletter
Kristalle. Der gebildete Stoff stellt einen sehr leistungsstarken Initialsprengstoff
dar. Die Bleiblockausbauchung nach Trauzl beträgt 38,2 cm3/g. Der Stoff ist laserempfindlich.
Er kann mittels 630 nm-Strahlung zur Deflagration gebracht werden.
2.5 Herstellung von Kobalt(II)di(monoaminoguanidin)diperchlorat
[0034] Die Herstellung erfolgte nach AAV 1. Es wurden 1,36 g (10 mmol) Monoaminoguanidinhydrogencarbonat
in 10 ml Wasser und 1,46 g (4 mmol) Kobalt(II)perchlorathexahydrat in 10 ml Wasser
eingesetzt. Das bei der Umsetzung gebildete Kobaltcarbonat wird aus der heißen Lösung
abfiltriert und das Filtrat eingeengt. Es entsteht ein dunkelbrauner, fast schwarzer
Sirup, der bei 200°C stark explodiert. Eine Kristallbildung erfolgte nicht.
2.6 Herstellung von Kobalt(II)di(monoaminoguanidin)dinitrat
[0035] Die Herstellung erfolgte nach AAV 1. Es wurden 1,36 g (10 mmol) Monoaminoguanidinhydrogencarbonat
in 10 ml Wasser und 1,2 g (4 mmol) Kobalt(II)nitrathexahydrat in 10 ml Wasser eingesetzt.
Das gebildete Kobaltcarbonat wird aus der heißen Lösung abfiltriert und das Filtrat
eingeengt. Es entsteht ein dunkelbrauner Sirup. Eine Kristallbildung erfolgte nicht.
Der Stoff zersetzt sich bei 150°C unter Vergasung.
1. Sprengstoff umfassend ein Komplexsalz, welches Mono-, Di- oder Triaminoguanidin als
Liganden, ein den Liganden potentiell oxidierendes oder ein energetisches Ion und
ein vom Liganden komplexiertes Gegenion umfasst.
2. Sprengstoff nach Anspruch 1,
wobei der Sprengstoff ein, insbesondere einstufiger, Initialsprengstoff ist.
3. Sprengstoff nach Anspruch 1 oder 2,
wobei der Sprengstoff ein durch einen Laserstrahl zu zündender Sprengstoff ist.
4. Sprengstoff nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das Gegenion ein Na-, K-, Ca-, Mg-, Sr-, Ba-, La-, Cu-, Ni-, Fe-, Zn-, Co-,
Mn-, Cd-, In-, Al-, Cr-, Ag-, Yb-, Y-, Gd-, Hydrazin-, Guanidin- oder Ammoniak-Ion
ist.
5. Sprengstoff nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das den Liganden potentiell oxidierende oder das energetische Ion ein Perchlorat-,
Chlorat-, Bromat-, Jodat-, Perjodat-, Persulphat-, Trinitromethanat-, Dinitromethanat-,
Chromat-, Dichromat-, Dinitramin-, Permanganat-, Nitrotetrazolat-, Nitriminotetrazolat-,
Bistetrazolat-, Bistetrazolyltriazenat-, Bistetrazolylamin-, Azotetrazolat- oder Azid-Ion
ist.
6. Sprengstoff umfassend ein Gemisch aus mindestens zwei unterschiedlichen Sprengstoffen,
wobei jeder der unterschiedlichen Sprengstoffe ein Sprengstoff nach einem der vorhergehenden
Ansprüche ist.
7. Sprengstoff nach Anspruch 6,
wobei jeder der unterschiedlichen Sprengstoffe ein wie in den Ansprüchen 1 bis 5 spezifiziertes
Komplexsalz ist.
8. Verwendung eines Komplexsalzes, welches Mono-, Di- oder Triaminoguanidin als Liganden,
ein den Liganden potentiell oxidierendes oder ein energetisches Ion und ein vom Liganden
komplexiertes Gegenion umfasst, als Sprengstoff.
9. Verwendung nach Anspruch 8,
wobei das Gegenionen ein Na-, K-, Ca-, Mg-, Sr-, Ba-, La-, Cu-, Ni-, Fe-, Zn-, Co-,
Mn-, Cd-, In-, Al-, Cr-, Ag-, Yb-, Y-, Gd-, Hydrazin-, Guanidin- oder Ammoniak-Ion
ist.
10. Verwendung nach Anspruch 8 oder 9,
wobei das den Liganden potentiell oxidierende oder das energetische Ion ein Perchlorat-,
Chlorat-, Bromat-, Jodat-, Perjodat-, Persulphat-, Trinitromethanat-, Dinitromethanat-,
Chromat-, Dichromat-, Dinitramin-, Permanganat-, Nitrotetrazolat-, Nitriminotetrazolat-,
Bistetrazolat-, Bistetrazolyltriazenat-, Bistetrazolylamin-, Azotetrazolat- oder Azid-Ion
ist.
11. Verwendung eines Gemischs als Sprengstoff,
wobei das Gemisch mindestens zwei unterschiedliche Sprengstoffe umfasst, wobei jeder
der unterschiedlichen Sprengstoffe ein Sprengstoff nach einem der Ansprüche 1 bis
5 ist.
12. Verwendung nach Anspruch 11,
wobei jeder der unterschiedlichen Sprengstoffe ein wie in den Ansprüchen 1 bis 5 spezifiziertes
Komplexsalz ist.
13. Verwendung nach einem der Ansprüche 8 bis 12,
wobei der Sprengstoff ein, insbesondere einstufiger, Initialsprengstoff ist.
14. Verwendung nach einem der Ansprüche 8 bis 13,
wobei der Sprengstoff ein Sprengstoff zum Zünden durch einen Laserstrahl ist.