[0001] Die Erfindung betrifft einen Zylinderkopf für Verbrennungsmotoren nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Zylinderköpfe von Verbrennungsmotoren bilden den oberen Abschluss des Verbrennungsraumes.
Eine Abdichtung des Verbrennungsraumes zwischen den Auflageflächen des Zylinderblocks
und des Zylinderkopfes wird durch die Zylinderkopfdichtung gewährleistet. Vor dem
Hintergrund steigenden Umweltbewusstseins und verschärfter gesetzlicher Vorschriften
gibt es einen Trend zum "Downsizing" bei Motoren. Darunter wird verstanden, dass Motoren
bei immer kleiner werdenden Bauraum zumindest die gleiche bzw. sogar noch mehr Leistung
abgeben. Dies führt zu stärkeren Belastungen im Brennraumbereich und somit auch des
Zylinderkopfes, was hohe Anforderungen an die Warmbeständigkeit und die dynamische
Festigkeit des Zylinderkopfes zur Folge hat.
[0003] Zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften von Zylinderköpfen aus Aluminiumlegierungen
kommen Wärmebehandlungen wie z. B. die bekannten T6-Verfahren und T7-Verfahren zum
Einsatz. Es ist bekannt, dass die Zugabe von Legierungselementen unterschiedlichen
Einfluss auf die einzelnen Eigenschaften des aus der jeweiligen Aluminiumlegierung
bestehenden Bauteils hat. So kann eine Verbesserung von Festigkeit und Kriechbeständigkeit
z. B. durch Kupfer- und Magnesiumzusätze erreicht werden. Ein niedriger Eisengehalt
kann die Duktilität sowie Zr-, Cu-, Ni- und Ti-Zusätze die Warmbeständigkeit verbessern.
Ein Cu-Zusatz führt zu einem ungünstigeren Verhalten in Bezug auf Korrosion und Duktilität.
[0004] In der europäischen Patentanmeldung
2 014 780 A1 wird eine Aluminiumlegierung für einen Zylinderkopf für Verbrennungsmotoren offenbart.
Die Legierung enthält neben Aluminium 4,0 bis 7,0 % Si, 0,5 bis 2,0 % Cu, 0,25 bis
0,5 % Mg, nicht mehr als 0,5 % Fe, nicht mehr als 0,5 % Mn und mindestens ein Element
ausgewählt aus der Gruppe von 0,002 bis 0,02 % Na, 002 bis 0,02 % Ca und 0,002 bis
0,02 % Sr sowie unvermeidbare Verunreinigungen. Darüber hinaus kann die Legierung
auch Ti, B und/oder Zr enthalten, die jeweils in einer Menge von 0,005 bis 0,2 Gew.-%
vorliegen können. Es wird offenbart, dass die beschriebene Legierung wegen der Si-,
Cu- und Mg-Gehalte eine hohe Zeit- und Dauerfestigkeit sowie thermische Dauerfestigkeit
aufweist.
[0005] Eine weitere Aluminiumlegierung wird in der
EP 1 331 281 A1 offenbart, die von 10 bis 12 Gew.-% Si, von 0,15 bis 0,5 Gew.-% Mg, 0,5 bis 1,0 Gew.-%
Mn, nicht mehr als 0,15 Gew.-% Fe, nicht mehr als 0,1 Gew.-% Ti, von 0,05 bis 0,2
Gew.-% Sb, 0,005 bis 0,2 Gew.-% B sowie unvermeidbare Verunreinigungen und einen Rest
Al enthält. Die offenbarte Legierung soll für den Druckguss geeignet sein, ohne dass
die mechanischen Eigenschaften der Legierung durch das Herstellungsverfahren bzw.
Verarbeitungsverfahren beeinträchtigt werden.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Zylinderkopf für Verbrennungsmotoren
aus einer solchen Aluminiumlegierung bereitzustellen, die besser an die steigenden
Anforderungen an einen Zylinderkopf angepasst ist.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Zylinderkopf mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 vorgeschlagen.
[0008] Überraschenderweise konnte durch die Beschränkung der Ti- und Zr-Gehalte bei gleichzeitig
verhältnismäßig hohen Borgehalten nach einer Wärmebehandlung des Zylinderkopfes nach
T6 und insbesondere dem T7-Standard im Vergleich zu derzeitigen Standard-AluminiumLegierungen
für Zylinderköpfe eine Steigerung der Wärmeleitfähigkeit bei gleichzeitiger Steigerung
der Duktilität erzielt werden.
[0009] In einer möglichen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung enthält die Legierung
neben Aluminium und unvermeidbaren Verunreinigungen Legierungselemente, jeweils bezogen
auf das Gewicht der Legierung, in den nachfolgend genannten Anteilen:
[0010] Der Anteil an Si beträgt 6 bis 12 Gew.-%.
[0011] Der Anteil an Fe beträgt kleiner 0,5 Gew.-% und vorzugsweise kleiner 0,1 Gew.-%.
[0012] Der Anteil an Cu beträgt 0,0015 bis 3 Gew.-% und vorzugsweise 0,003 bis 1,0 Gew.-%.
[0013] Der Anteil an Mn beträgt kleiner 0,4 Gew.-% und vorzugsweise kleiner 0,02 Gew.-%.
[0014] Der Anteil an Mg beträgt 0,05 bis 1 Gew.-% und vorzugsweise 0,15 bis 0,45 Gew.-%.
[0015] Der Anteil an Zn beträgt kleiner 0,4 Gew.-% und vorzugsweise kleiner 0,04 Gew.-%.
[0016] Der Anteil an B beträgt 0,0005 bis 0,025 Gew.-% und vorzugsweise 0,0025 bis 0,01
Gew.-%.
[0017] Der Anteil an Ti und Zr in Addition beträgt kleiner 0,008 Gew.-%. Vorteilhaft kann
eine weitere Reduktion der so bereits stark reduzierten Legierungselemente Ti und
Zr auf in Summe weniger als 0,0015 Gew.-% sein. Durch diese weitere Reduzierung konnte
eine Steigerung der erfindungsgemäßen Wirkungen, wie die Steigerung der Wärmeleitfähigkeit
sowie der Duktilität des Zylinderkopfes erzielt werden.
[0018] Die erfindungsgemäße Legierung kann auch V enthalten, das beispielsweise auch durch
Verunreinigungen der Ausgangsmaterialien eingebracht werden kann. Es ist vorteilhaft
den Gehalt an V in der Legierung möglichst gering zu halten. Die Gesamtmenge an Ti,
Zr und V sollte vorzugsweise 0,008 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,0030 Gew.-% nicht
überschreiten.
[0019] Die Anteile der Legierungselemente können jeweils unabhängig voneinander ausgewählt
und eingestellt werden.
[0020] Neben den Legierungselementen können auch geringe Anteile an Verunreinigungen enthalten
sein, die z. B. über die verwendeten Rohstoffe eingebracht sein können.
[0021] Trotz der geringen Mengen der üblicherweise als Kornfeinungsmittel eingesetzten Legierungselemente
Ti und Zr zeigt die erfindungsgemäße Legierung ein sehr feines Gefüge, wodurch auch
eine Steigerung der Wärmeleitfähigkeit erzielt wird.
[0022] Ein weiterer Vorteil der Legierung ist, dass ein sehr feines Gefüge erhalten wird.
Dieses feine Gefüge ist auf einen verringerten Dendritenarmabstand zurückzuführen.
Dendriten sind Kristallstrukturen, die sogenannte Sekundärarme aufweisen. Je geringer
dieser Abstand ist, also je enger die Arme aneinanderliegen, desto feiner ist das
Gefüge. Die beanspruchte Legierung zeigt einen geringeren Dendritenarmabstand bei
gleicher Abkühlungsgeschwindigkeit verglichen mit den Standardlegierungen, die Ti,
Zr und/oder V enthalten. Der Unterschied beträgt 10 bis 15 %.
[0023] Die Legierung kann neben den oben genannten Legierungselementen noch weitere Elemente
enthalten, durch welche sich die Eigenschaften der Legierung, weiter beeinflussen
und veredeln lassen, wie Natrium, Strontium oder Phosphor. Der Fachmann kann Art und
Mengen dieser Elemente entsprechend auswählen.
[0024] Die Legierung kann zur Herstellung von komplizierten Gussteilen, wie Zylinderköpfen
verwendet werden. Die Herstellung erfolgt üblicherweise durch Sandguss oder Kokillenguss.
Eine Verarbeitung über Druckgussverfahren ist weniger bevorzugt.
Beispiele
[0025] In Tabelle 1 ist eine tabellarische Aufstellung der Legierungselemente in Gew.-%
von zwei Standardlegierungen, die für Zylinderköpfe eingesetzt werden, sowie zwei
erfindungsgemäßen Legierungen dargestellt. In Tabelle 2 sind die Eigenschaften der
Legierungen wiedergegeben.
Tabelle 1
Legierungsbestandteile jeweils in Gew.-% |
|
|
Si |
Fe |
Cu |
Mn |
Mg |
Zn |
Ti |
Zr |
V |
B |
Sr |
Al und unvermeidbare Verunreinigungen |
Standard |
1 |
7,3 |
0,080 |
0,004 |
0,014 |
0,330 |
0,005 |
0,12 |
0,0030 |
0,0090 |
0,0002 |
0,030 |
auf 100 |
Erfindung |
2 |
7,1 |
0,060 |
0,005 |
0,010 |
0,303 |
0,014 |
0,0001 |
0,0002 |
0,0001 |
0,0060 |
0,030 |
auf 100 |
Standard |
3 |
9,81 |
0,35 |
0,26 |
0,31 |
0,26 |
0,17 |
0,12 |
0,003 |
0,002 |
0,003 |
0,0161 |
auf 100 |
Erfindung |
4 |
10,5 |
0,09 |
0,53 |
0,00 |
0,30 |
0,01 |
2ppm |
2ppm |
3ppm |
0,009 |
155ppm |
auf 100 |
Tabelle 2
Werte in T7: Lösungsglühen 535°C / 6h / in Wasser abschrecken, warmauslagern / 220°C |
|
|
|
Rp0.2 MPa |
Rm MPa |
A % |
Standard |
1 |
Kokille (300°C) |
186 |
227 |
5 |
Erfindung |
2 |
Kokille (300°C) |
177 |
228 |
11 |
Standard |
3 |
|
240 |
300 |
5 |
Erfindung |
4 |
|
250 |
310 |
9 |
[0026] Die in Tabelle 1 gegenübergestellten Aluminiumlegierungen umfassen beide dieselben
Legierungselemente. Die Gewichtsanteile an Si, Fe, Cu, Mn, Mg, Sr, V und Zn befinden
sich bei der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung und der Standardaluminiumlegierung
für Zylinderköpfe in einer vergleichbaren Größenordnung. Der größte Unterschied der
Gewichtsanteile dieser Legierungselemente besteht in Bezug auf Zn mit einem Verhältnis
von nahezu 3:1 (Erfindung/Standard). Besonders weichen die Gewichtsanteile der Legierungselemente
Ti, Zr und B sehr viel stärker voneinander ab und weisen stark unterschiedliche Größenordnungen
auf. Das Verhältnis der Gewichtsanteile von Ti ist 1 : 12, von Zr 1 : 15 und B 30
: 1 (jeweils im Vergleich Erfindung/Standard).
[0027] Tabelle 2 gibt verschiedene Werte der beiden in Tabelle 1 gegenübergestellten Aluminiumlegierungen,
welche aussagekräftig für die Duktilität der beiden nach dem üblichen T7-Standard
wärmebehandelten Aluminiumlegierungen sind. So bleiben die Dehngrenze sowie die Zugfestigkeit
in einem vergleichbaren Bereich, wohingegen die Bruchdehnung der erfindungsgemäßen
Aluminiumlegierung mit 11 % im Vergleich zu 5 % bei der Standardlegierung einen mehr
als doppelt so großen Wert einnimmt. Somit weist der erfindungsgemäße Zylinderkopf
aus dieser Aluminiumlegierung eine stark erhöhte Duktilität auf.
[0028] Die Figuren 1 und 2 zeigen das Gefüge der Standardlegierung 1 und der erfindungsgemäßen
Legierung 2 aus Tabelle 1. Diese Darstellungen zeigen, dass das Gefüge der erfindungsgemäßen
Legierung feiner ist als das Gefüge der Standardlegierung. So beträgt der Dendritenarmabstand
der Standardlegierung 47 µm und der der erfindungsgemäßen Legierung nur 21 µm, bei
gleichen Erstarrungsgeschwindigkeiten.
[0029] Anhand einer Grafik veranschaulicht die Figur 3 die Verbesserung der Wärmeleitfähigkeit
in Prozent in einem Temperaturbereich von 0 bis 400 °C. Während bei Raumtemperatur
die Steigerung der Wärmeleitfähigkeit bei über 14 % liegt, verringert sich dieser
Prozentsatz relativ konstant bis zu einem Prozentsatz von ca. 9 bei einer Temperatur
von 300 °C.
[0030] Eine derart verbesserte Wärmeleitfähigkeit ermöglicht eine ebenfalls verbesserte
Wärmeabfuhr in den Zylinderkopf. Auf diese Weise kann eine Verringerung der thermischen
Belastung erzielt werden.
1. Zylinderkopf für Verbrennungsmotoren, bestehend aus einer Aluminiumlegierung aus Aluminium
und Legierungselementen, wobei der Zylinderkopf nach T6 oder T7 wärmebehandelt ist,
dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung, die neben Aluminium und unvermeidbaren Verunreinigungen,
als Legierungselemente, jeweils bezogen auf die Legierung,
Si von 6 bis 12 Gew.-%,
Fe kleiner 0,5 Gew.-%,
Cu von 0,0015 bis 3 Gew.-%,
Mn kleiner 0,4 Gew.-%,
Mg von 0,05 bis 1 Gew.-%,
Zn kleiner 0,4 Gew.-%,
B von 0,0005 bis 0,025 Gew.-%,
Ti und Zr in Addition kleiner 0,008 Gew.-% aufweist.
2. Zylinderkopf nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung Fe in einer Menge kleiner 0,1 Gew.-% aufweist.
3. Zylinderkopf nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung Cu in einer Menge von 0,003 bis 1,0 Gew.-% aufweist.
4. Zylinderkopf nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung Mn in einer Menge kleiner 0,02 Gew.-% aufweist.
5. Zylinderkopf nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung Mg in einer Menge von 0,15 bis 0,45 Gew.-% aufweist.
6. Zylinderkopf nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung Zn in einer Menge kleiner 0,04 Gew.-% aufweist.
7. Zylinderkopf nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung B in einer Menge von 0,0025 bis 0,01 Gew.-% aufweist.
8. Zylinderkopf nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung, jeweils bezogen auf die Aluminiumlegierung, Ti und Zr in
Addition in einer Menge kleiner 0,0015 Gew.-%, bezogen auf die Aluminiumlegierung,
aufweist.
9. Zylinderkopf nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass V in der Aluminiumlegierung enthalten ist, wobei die Gesamtsumme der Elemente Ti,
Zr und V, bezogen auf die Aluminiumlegierung 0,008 Gew.-%, nicht überschreitet.
10. Zylinderkopf nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Gesamtsumme der Elemente Ti, Zr und V, bezogen auf die Aluminiumlegierung 0,0030
Gew.-%, nicht überschreitet.
11. Zylinderkopf nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass er mittels Kokillenguss- und/oder Sandgussverfahren hergestellt wird.