[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Realisierung
eines Ersatzes einer Glühlampe durch ein energiesparenderes Leuchtmittel für ein Lichtsignal
im schienengebundenen Verkehr, das in eine stellwerkseitige Sicherheitsüberwachung
einbezogen ist.
[0002] Nach wie vor kommt Lichtsignalen für die Steuerung von Verkehrsflüssen, insbesondere
zur Steuerung des schienengebundenen Verkehrs, eine überragende Bedeutung zu, auch
wenn beispielsweise in der Eisenbahntechnik mittlerweile Normen bestehen, die eine
Zugbeeinflussung ausschliesslich aufgrund von per Funk in den Führerstand einer Lokomotive
oder eines Steuerwagens übertragenen Informationen vorsehen (ETCS Level 2 und höher).
[0003] Derartige Lichtsignale sind derzeit noch zu einem weit überwiegenden Teil mit herkömmlichen
Glühlampen ausgestattet. Die begrenzte Lebensdauer derartiger Leuchtmittel stellt
jedoch ein sehr grosses Risiko für die Sicherheit des Verkehrs dar, weil nicht-leuchtende
Signalpunkte den eigentlich anzuzeigenden Signalbegriff gefährlich verfälschen können.
Aus diesem Grund stehen für die stellwerkseitige Überwachung der Funktion der Glühlampen
vor allen Dingen solche Massnahmen bereit, die aus dem üblicherweise von einer Glühlampe
aufgenommenen Lampenstrom auf die ordnungsgemässe Funktion derselben schliessen lassen.
Naturgemäss besteht bei dieser Überwachungsart jedoch ein erhebliches Potential für
Fehlfolgerungen, weil es beispielsweise aufgrund parasitärer Leckströme aufgrund der
zum Teil sehr langen Kabelstrecken zu Stromflüssen kommt, die mit dem Leuchten der
eigentlichen Signallampe überhaupt nichts zu tun haben.
[0004] Ebenso kann eine erhebliche (Personen-) Gefährdung typischerweise auch durch den
Vorgang des Lampenwechsels resultieren, weil hier oft bei Dunkelheit, schlechten Witterungsbedingungen
und mitunter auch unter erheblichem Zeitdruck gearbeitet werden muss. Besonders in
gebirgigen Gebieten sind zudem die Zugänge zu den Lichtsignalen teilweise recht exponiert,
beispielsweise auf Viadukten oder vor und nach Tunneln. Aufgrund der zunehmenden Automatisierung
der Leit- und Stellwerktechnik sind heutzutage auch viele Stationen nicht mehr besetzt,
was im Falle einer Störung dazu führt, dass die Anfahrtswege zur Behebung des Defekts
länger werden und dadurch sowohl die Steuerungsdauer resp. die Verspätungsminuten
zunehmen als auch die Kosten für die Beseitigung der Störung ansteigen.
[0005] In
US 2004/0070519 A1 «Compact light emitting diode retrofit lamp and method for traffic signal lights»
ist eine Signalleuchte offenbart, bei der Glühlampen durch LED-Leuchtmittel ersetzbar
sind. Dabei werden zu optischen Anpassung Fresnel Linsen eingesetzt. Die LED-Leuchtmittel
beinhalten dabei bereits eine eigene Energieversorgung.
[0006] Aufgrund der deutlich längeren Lebensdauer von LED-Leuchtmitteln und aufgrund der
Tatsache, dass die Glühfadenleuchtlampen mittel- bis langfristig ganz vom Markt verschwinden
werden, wird daher zunehmend bei einer Ausrüstung/Nachrüstung von neuen bzw. bestehenden
Signalanlagen dazu übergegangen, LED-Leuchtmittel einzusetzen. Diese LED-Leuchtmittel
verfügen oft über eine grössere Anzahl von in einem Array angeordneten Einzel-LEDs,
die zur Anzeige eines Signalbegriffs kollektiv zum Leuchten gebracht werden. Der Ausfall
einer Einzel-LED oder einer geringen Anzahl von Einzel-LEDs kann aufgrund der grossen
Anzahl von Lichtpunkte kaum ins Gewicht fallen, weshalb neben der gegenüber Glühlampen
erhöhten Lebensdauer der LED auch die Systemfehlerrate deutlich geringer ist.
[0007] Problematisch ist jedoch hinsichtlich einer Nachrüstung von bestehenden Signalen,
dass die neuen LED-Leuchtmittel mit den Glühlampen nicht kompatibel sind und daher
in der Regel hohe Kosten für die Erstellung neuer Signale anfallen und der bestehende
Signalaufbau zumindest teilweise zu verschrotten ist. Ebenso ist zu berücksichtigen,
dass die Anschaltung aus dem Stellwerk, und dabei sind zum grössten Teil noch Relaisstellwerke
betroffen, einen Austausch von Glühfadenlampe gegen LED-Lampe aufgrund der sehr unterschiedlichen
Kennlinien von Glühfadenlampe und LED-Lampe nicht problemfrei toleriert. Gerade die
Relaisstellwerke sind dabei vergleichsweise genau auf die Charakteristik der bisher
eingesetzten Glühfadenlampen abgestimmt, um Sicherheitaussagen der Güte SIL4 treffen
zu können. Eingriffe in die stellwerkseitige Regelungshardware sind dabei aber sehr
aufwendig und kostspielig, sodass diese Randbedingung quasi zum K.o.-Kriterium für
den Austausch von Glühfadenlampen gegen LED-Lampen werden kann.
[0008] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur
Realisierung eines Ersatzes einer Glühlampe durch ein energiesparenderes Leuchtmittel
für ein Lichtsignal im schienengebundenen Verkehr anzugeben, das in eine stellwerkseitige
Sicherheitsüberwachung einbezogen ist. Dabei soll ein Ersatz von Glühfadenlampen durch
LED-Leuchtmittel oder ähnliche Leuchtmittel in einfacher und kostensparender Weise
ohne einen stellwerkseitigen Hardwareumbau erfolgen können.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch eine Vorrichtung zur Realisierung eines
Ersatzes einer Glühfadenlampe durch ein energiesparenderes Leuchtmittel für ein Lichtsignal
im schienengebundenen Verkehr, das in eine stellwerkseitige Sicherheitsüberwachung
einbezogen ist, gelöst. Diese Vorrichtung umfasst die folgenden Komponenten:
- a) eine Anzahl von Leuchtmitteln, insbesondere LED-Leuchten, mit einer Leistungsversorgungsschnittstelle,
wobei die Anzahl von Leuchtmitteln zur Erzielung einer der Glühlampe analogen Leuchtstärke
weniger elektrische Leistung benötigt als die zu ersetzende Glühlampe;
- b) eine stellwerkseitige Schnittstelle zum Bezug von elektrischer Leistung aus dem
Stellwerk;
- c) ein Interface-Modul, das zwischen die stellwerkseitige Schnittstelle und die Spannungsversorgungsschnittstelle
geschaltet ist, wobei das Interface-Modul
c1) eine Steuerlogik umfasst, welche eine signalbegriffs- und/oder tageszeitabhängige
Kennlinie der zu ersetzenden Glühlampe kennt und die Leistungsabgabe an die Leistungsversorgungsschnittstelle
in Abhängigkeit von dem gewählten Signalbegriff und/oder der Tageszeit steuert;
c2) einen Spannungsmesser umfasst, der die an der stellwerkseitigen Schnittstelle
anliegende Spannung misst und an die Steuerlogik übermittelt;
c3) einen Leistungsaufnehmer umfasst, der von der Steuerlogik in Abhängigkeit von
der gemessenen Spannung so gesteuert wird, dass die an der stellwerkseitigen Schnittstelle
aufgenommene Leistung die Kennlinie der zu ersetzenden Glühlampe nachbildet.
[0010] Auf diese Weise gelingt es mit der Vorrichtung und dem Verfahren gemäss Anspruch
8 ein LED-Leuchtmittel als Ersatz für eine Glühfadenlampe so in das Lichtsignal einzufügen,
dass im Stellwerk davon keinerlei Notiz genommen wird. Die Spannungsmessung hilft
dabei, die Leistungsaufnahme der gesamte Vorrichtung mit den angeschalteten LED-Leuchtmittels
der Leistungsaufnahme der herkömmlichen Glühfadenlampe anzugleichen. Da die Steuerlogik
genaue Kenntnis der verschiedenen situationsbezogenen Kennlinien der zu ersetzenden
Glühfadenlampe hat, ist es möglich, die Kennlinie an der stellwerkseitigen Schnittstelle
mit ausreichend kleinen Zeitkonstanten nachvollziehen zu können, um eine vermeintliche
Fehlerreaktion im Stellwerk, im Besonderen in einem auf Stromstärken sehr sensitiven
Relaisstellwerk, sicher ausschliessen zu können.
[0011] Das Erfordernis der Echtzeitanpassung der Leistungsaufnahme an die vorbestimmte Kennlinie
kann besonders gut erfüllt werden, wenn der Spannungsmesser im TRMS-Modus arbeitet.
Dann genügen bereits die über ein halbe Periode der Spannungsversorgung gemittelten
Quadratsummen der Spannungsversorgung (Eingangsspannung) um die Leistungsbilanz entsprechend
der vorgesehenen Kennlinie einzustellen.
[0012] Die geforderte Schnelligkeit der Leistungsanpassung ist bespielsweise genau dann
besonders gut realisierbar, wenn der Leistungsaufnehmer einen Leistungstreiber in
PWM-Modus umfasst. Selbstverständlich kann der Leistungsaufnehmer die noch zur Verfügung
stehende, nicht von dem LED-Leuchtmittel verbrauchte Energie auch einem Energiespeicher
zuführen. Sobald aber elektrische Energie vernichtet werden muss, geschieht dies mit
einem im PWM-Modus angesteuerten Lastwiderstand in besonders echtzeitnaher Weise.
[0013] Ganz besondere Anforderungen muss die Vorrichtung erfüllen, wenn die Charakteristik
des kalten Glühfadens nachgebildet werden muss. Bei einem kalten Glühfaden liegt der
elektrische Widerstand zunächst deutlich tiefer als im folgenden Betrieb. Bei einer
40 Volt Glühfadenlampe liegt diese Wert im Beginn der Einschaltung bei rund 9 Ohm
und steigt dann in einem Intervall von etwa 70 ms auf einen Wert im Bereich von etwa
68 Ohm an. Aus diesem Grunde ist besonders vorteilhaft, wenn der Leistungsaufnehmer
in Antwort auf das stellwerkseitige Einschalten des Leuchtmittels einen für einen
kalten Glühfaden in der Glühlampe typischen Inrush-Strom vernichtet kann. Ein hierzu
bevorzugt geeignete Vorgehensweise kann beispielsweise realisiert sein, indem der
Leistungsaufnehmer den Inrush-Strom mittels eines temporär parallel geschalteten Widerstands,
der dem Widerstand der Glühlampe bei kaltem Glühfaden entspricht, abfliessen lässt,
wobei der Widerstandswert dann vorzugsweise mit der Zeit (in relativ kurzfristiger
Zeit) zumimmt.
[0014] Eine hierzu alternative Vorgehensweise kann es in einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung
der Erfindung vorsehen, dass der Leistungsaufnehmer den Inrush-Strom in einem ersten
zeitlichen Abschnitt nach dem stellwerkseitigen Bereitstellen der elektrischen Leistung
zum Einschalten des Leuchtmittels mittels eines temporär parallel geschalteten Widerstand,
der dem Widerstand der Glühlampe bei kaltem Glühfaden entspricht, abfliessen lässt,
und in einem zweiten nachfolgenden Abschnitt den parallel geschalteten Widerstand
durch eine PMW-Funktion zur Nachbildung der Lastkennlinie der Glühlampe ersetzt. Auf
diese Weise kann beispielsweise in den ersten Millisekunden nach dem Einschalten des
Leuchtmittels ein Widerstand geeigneter Grösse als Last geschaltet werden, der im
Anschluss daran durch ein mit der PMW-Funktion nachgebildete Last ersetzt wird.
[0015] Besondere Anforderungen an die möglichst realitätstreue Nachbildung der Last der
Glühfadenlampe ergibt sich, wenn der Netzwerkbetreiber den Signalbegriff eines blinkenden
Signals verwendet. Hier besteht das Problem, dass die Kennlinie für die Glühfadenlampe
beim erstmaligen Einschalten von den Kennlinien während des Blinkbetriebs abweicht,
weil der Glühfaden während des Blinkbetriebs jeweils beim Einschalten nicht mehr die
Charakteristika des kalten Glühfadens erfüllt. Ein bevorzugte Weiterbildung der Erfindung
sieht es deshalb, den Leistungsaufnehmer für einen Blinkbetrieb des Leuchtmittels
mit einem Widerstand zur Nachbildung der Einschaltlast, insbesondere in den ersten
Millisekunden, zu beschalten, der an den Zustand des warmen Glühfadens infolge des
Blinkbetrieb angepasst ist.
[0016] Bevorzugte Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung wrden nachfolgend anhand
der Zeichnung beispielsweise näher erläutert. Dabei zeigen:
Figur 1 in schematischer Darstellung die heutige Anschaltung einer 40 V Glühlampe
aus herkömmlichen Relaisstellwerken, beispielsweise Do67 und Do69-Stellwerke der Siemens
Schweiz AG;
Figur 2 in schematischer Darstellung die heutige Anschaltung der 40 V Glühlampe bei
Vorsignalen mit in Serie geschalteten Glühlampen aus herkömmlichen Relaisstellwerken;
Figur 3 in schematischer Darstellung eine Serienschaltung eines Interface-Moduls für
die Ansteuerung eines LED-Leuchtmittels aus herkömmlichen Relaisstellwerken;
Figur 4 in schematischer Darstellung das Prinzip der Messkette mit Rückführung, nach
welchem das Interface-Modul arbeitet;
Figur 5 in schematicher Darstellung das Messprinzip und das Messintervall für die
Eingangsspannungsmessung am Eingang des Interface-Moduls;
Figur 6 in schematischer Darstellung die Anschaltcharakteristik und die Kennlinienregelung
der Lastansteuerung;
Figur 7 in schematischer Darstellung eine PWM-Ansteuerung der Last;
Figur 8 in schematischer Darstellung eine Inrush-Lösung mit Analogtechnik;
Figur 9 in schematischer Darstellung eine Serienschaltung von Interface-Modulen bei
in Serie geschalteten LED-Leuchtmitteln;
Figur 10 in schematischer Darstellung die Leistungsaufteilung zwischen Elektronik,
LED und Leistungsvernichter;
Figur 11 in schematischer Darstellung eine Prinzipschaltung des Interface-Moduls mit
der Funktionalität eines Leistungsbilanzierers;
Figur 12 in schematischer Darstellung den Aufbau und die Aufteilung der Funktionen
im Interface-Modul
Figur 13 in schematischer Darstellung das dynamische Verhalten der 40V Referenzlampe
bei kaltem Glühfaden;
Figur 14 in schematischer Darstellung den Lampenstrom beim ersten und wiederholten
Einschalten der 40V-Referenzlampe bei einer 36 VDC-Quelle; und
Figur 15 in schematischer Darstellung den Lampenwiderstand beim ersten und wiederholten
Einschalten der 40V-Referenzlampe bei einer 36 VDC-Quelle.
[0017] Die Grundfunktionalität eines LED-Signalgebers ist die optische Signalisierung für
den Eisenbahn-Fahrzeugführer. Dabei sind die Anforderungen aus der Zulassung richtig
zu interpretieren und die gültigen anwendbaren Normen und allenfalls Vorgaben des
Betreibers für Lichtstärke, Abstrahlcharakteristik, Farbort des emittierten Lichtes
und weiterer Parameter und Eigenschaften zu erfüllen.
[0018] Um die Kompatibilität zu einer Glühfadenlampe herzustellen, müssen die elektrischen
und teilweise beim eigentlichen Leuchtmittel auch die mechanischen Parameter übereinstimmen.
Für die Realisierung eines Interface Moduls IM von einer 40V/20W Glühfadenlampe auf
aktuell eine 12V/10W LED ist es entscheidend, die Funktionsweise zum Abgleich der
Lampenströme wie auch den Spannungsverlauf u=f(t) der Glühfadenlampe zu kennen. Dabei
spielen die Toleranzen von der Seite eines (Relais-)Stellwerks wie auch der Umwelteinflüsse
eine wichtige Rolle.
[0019] Das Interface-Modul IM hat mindestens drei Schnittstellen zum Gesamtsystem Stellwerk
- Signal:
- Elektrische Schnittstelle 8 zum Stellwerk (40V AC Schnittstelle oder AC gleichgerichtet)
- Elektrische Schnittstelle 10 zum LED-Lichtpunkt (12V/10W Schnittstelle)
- Mechanische Schnittstelle (Montage Ort, Montageart etc.)
- Diagnose bzw. Projektierungsschnittstelle.
[0020] Figur 1 zeigt in schematischer Darstellung die heutige Anschaltung einer 40 V Glühfadenlampe
2 aus herkömmlichen Relaisstellwerken 4, beispielsweise Do67 und Do69-Stellwerke der
Siemens Schweiz AG. Die Figur 2 zeigt diese heutige Anschaltung der 40 V Glühfadenlampe
2 bei Vorsignalen mit in Serie geschalteten Glühfadenlampen aus herkömmlichen Relaisstellwerken
2. Figur 3 zeigt nun in schematischer Darstellung eine Serienschaltung eines erfindungswesentlichen
Interface-Moduls IM für die Ansteuerung eines LED-Leuchtmittels 12 aus herkömmlichen
Relaisstellwerken 4. Das Interface-Modul IM befindet sich dabei in vorteilhafter Weise
direkt am LED-Leuchtmittel 12 und ist in ein Streckenkabel 14 vom Stellwerk 4 zum
LED-Leuchtmittel 12 zwischengeschaltet.
[0021] Die erforderliche Nachbildung der U-I Kennlinie der bisher eingesetzten 40V Glühfadenlampe
2 stellt dabei ein Must dar, denn bevor die Kennlinie durch das Interface-Modul IM
nachgebildet werden kann, muss die Spannung als realer Effektivwert (wie Glühfadenlampe)
erfasst werden können. Die Herausforderungen für die Kennliniennachbildung sind:
- Spannungs- und Leistungsmessung für alle möglichen Kurvenformen
- in Abhängigkeit der Spannungsmessung muss durch eine funktionale Verknüpfung im Interface-Modul
IM eine ohmsche Last (variabel) dazugeschaltet werden
[0022] Der Ablauf der Lastzuschaltung (Laststeuerung) ist in Figur 4 dargestellt. Die Rückführung
birgt dabei die Gefahr in sich, dass eine zu grosse Laständerung im Zusammenhang mit
der Regelzeit eine Schwingneigung erzeugen kann. Ein geeigneter Algorithmus der Approximation
reduziert die Schwingneigung und lässt eine Realisation zu. Eine mögliche Umsetzung
hierfür ist in Figur 5 dargestellt. Eine mögliche Realisierungsvariante zu Figur 5
für den Anlauf des LED-Leuchtmittels 12 wäre beim Aufstartverhalten in den ersten
5 ms einen 9 Ohm Widerstand als Last parallel zu schalten und danach durch eine PWM-Funktion
die Last nachzubilden.
[0023] Die Nachbildung der dynamischen Kennlinie ist ein wichtiger notwendiger Bestandteil
der Substitution von LED-Elektronik in den Relaisstellwerken 4. Dabei ist es besonders
bedeutsam, dass der Inrush-Strom (Anlaufstromüberhöhung der kalten Lampe) für das
einwandfreie Funktionieren (Anziehen der seriell im Leuchtmittelstrompfad betriebenen
Relais mit einem Schalten der Kontakte) (Zugsicherungsrelais ZU bzw. ZK Relais) erforderlich
ist.
[0024] Die Nachbildung der sogenannten "dynamischen Kennlinie" stellt eine durchaus anspruchsvolle
Aufgabe dar, weil diese aufgrund der sicherheitsbedingt kurzen Reaktionszeiten der
stellwerkseitigen Überwachung relativ genau zu überwachen ist. Die Figuren 13 bis
15 zeigen dabei die dominanten Parameter beispielhaft für eine bei den schweizerischen
Bundesbahnen eingesetzten 40V Glühfadenlampe 2.
[0025] Bei der Verwendung von analoger Schaltungstechnik stellt sich die Aufgabe, dass beim
erstmaligen Einschalten ein Lastwiderstand von ca. 9 Ohm (um einen Inrush Strom zu
erreichen) innerhalb von 70ms kontinuierlich auf > 50 Ohm geändert werden muss. Ein
mögliche Lösung ist der Figur 8 zu entnehmen.
[0026] Wird die LED-Elektronik aber beispielsweise im Sekundentakt ein- und ausgeschaltet
(Blinkbetrieb), so ändert sich der Lastwiderstand von 68 Ohm auf ca. 20 Ohm (siehe
Figur 15). Dabei steht während einigen wenigen Millisekunden an der 9 Ohm-Last beinahe
keine Logikspannung zur Verfügung; sie wird vielmehr für die FPGA resp. CPU Spannungsversorgung
gebraucht. In der Realisierungsvariante mit analoger Schaltungstechnik wird eine genügend
gute Genauigkeit bei Verwendung von Bauteilen geringer Toleranz für C und die FET's
erreicht. Figur 7 zeigt entsprechend eine Lösung in digitaler Schaltungstechnik, bei
der die Last in PWM-Funktion zum Einstellen der gewünschten Kennlinie angesteuert
wird.
[0027] Die Symmetrisierung (die Serie- Kaskadierung von Interface Modulen wie in Figur 9
gezeigt) ist unter den folgenden Aspekten umgesetzt worden:
- Genauigkeitsanforderung für Tag bzw. Nachtspannungsbereich von < ± 5 %
- Stabiles Verhalten bei kurzzeitigen Änderungen
- Schutz vor Überlast
- Im Fehlerfall wird der Leistungsbilanzierer gezielt abgeschaltet.
[0028] Die Figur 10 zeigt die zu erreichende Leistungsbilanz (Leistungsbilanzierers) des
Interface Moduls IM, so dass eine Serienschaltung (siehe Figur 9) von mehreren Interface
Modulen möglich ist. Die zu erreichende Genauigkeit ist aufgrund der Serienspannung
kleiner als ± 3-5 %. Bei der erstmaligen Einschaltung des Interface Moduls IM wird
ein identisch grosser Strom einer Glühlampe erzeugt (siehe Kennlinie kalter Faden
mit einem Anfangswiderstand von ca. 10 Ohm gemäss Figur 13). Dies garantiert beispeilsweise
bei den Domino-Stellwerken der Siemens Schweiz AG, dass alle in Serie geschalten Relaisspulen
korrekt anziehen.
[0029] Der im Interface-Modul IM eingesetzte Leistungsbilanzierer kann als Regelelement
vereinfacht dargestellt werden. Die Figur 11 zeigt das Funktionsprinzip. Die Spannung
des Interface Moduls IM kann als Stromquelle mit fixen Parallelwiderständen und einem
variablen Widerstand 16 (Leistungsbilanzierer mit PWM) dargestellt werden. Die Verlustleistung
der fixen Verbraucher (Elektronik d.h. FPGA oder CPU, Leistungsaufnahme der LED, etc)
werden durch Widerstände nachgebildet. Der Leistungsbilanzierer variiert im Ersatzschaltbild
die Verlustleistung durch eine Widerstandsänderung.
[0030]

[0031] Die vorstehend aufgeführte Formel gibt den Leistungsverbrauch/Leistungsbilanz wieder.
Um die Leistungsaufnahme für den verwendeten LED-Bautyp konfigurieren zu können, wird
eine Service bzw. Projektierungsschnittstelle 18 vorgesehen, wie in Figur 12 gezeigt.
Diese Schnittstelle ermöglicht es, LED's mit der zum Bautyp passenden Stromquelle
(Bsp. 1000mA, 500mA, 350mA etc.) zu betreiben. Die Figur 12 zeigt eine mögliche Realisierung
dazu. Werden hocheffiziente LED's angesteuert, wird die entstehende grössere nicht
benötigte Leitung vom Leistungsbilanzierer erkannt und an einem entsprechenden Widerstand
20 in Wärme umgesetzt oder aber beispielhaft für die Ladung von Sekundärzellen verwendet.
[0032] Die Realisation des Leistungsverbrauchers wird hauptsächlich von der Geschwindigkeit
der benötigten Änderung bestimmt. Um Schwingneigungen im Leuchtmittelsystem so klein
wie möglich zu halten, ist der Leistungsverbraucher mit PWM und einem Änderungsintervall
von etwa 10 bis 50 ms realisiert.
[0033] Die blinkende Signallampe ist ein Spezialfall bei den schweizerischen Bundesbahnen.
Diese Art von Signalisierung ermöglicht es, beim Ausfall eines Fadens den Bahnbetrieb
mit Performanceeinbusse aufrecht zu erhalten. Beim sog. Fusi-Blinken wird die Signallampe
(Nothaltlampe) mit 1Hz und dem Taktverhältnis von 1:1 vom Relaisstellwerk angesteuert.
Für die Nachbildung dieses Blinkens an den Domino-Stellwerken wird die dynamische
Kennlinie der Glühfadenfadenlampe gemäss den Figuren 14 und 15 berücksichtigt.
[0034] Die Leistungsmessung des Interface Moduls IM ist stark abhängig von der Genauigkeit
der Eingangs- SpannungsMessung. Wenn die Eingangsspannung genügend genau gemessen
werden kann, so schaltet das Interface Modul IM die Lastregelung mittels PWM oder
ähnlicher Verfahren funktionssicher hinzu.
[0035] Das Ausfallverhalten des Interface Moduls IM bildet das Verhalten der Glühlampe so
gut und zuverlässig wie möglich nach. Das Einschaltverhalten überbrückt dabei auch
die Ausfallnachbildung zuverlässig. Die Trägheit wird mit einer guten Wiederholgenauigkeit
erreicht. Das Ausfallverhalten kann einerseits durch eine reaktivierbare Sicherung
oder durch einen gezielten Lastabwurf nachgebildet werden.
[0036] Die Wärmeabfuhr ist gemäss der Erfahrungen aus langjährigen Hardware-Projekten nicht
einfach zu realisieren und wird meist unterschätzt. Um eine genügend gute Konvektion
zu erreichen, wird eine so grosse Fläche wie möglich verwendet. Eine gangbare Lösung
ist die Verwendung des bestehenden Metall-Gehäuses der Signallampe zur Verteilung
der Wärme.
[0037] Folgende Ideen könnten auch zur Anwendung kommen:
- Widerstand an Gehäuse der Signallampe
- Abgeschaut von der Induktionskochplatte würde ein Prinzip von Wirbelströmen eine sehr
gute Wärmeableitung ermöglichen. Dazu sollte das Gehäuse der Signallampe die Wirbelströme
in Wärme umwandeln.
[0038] Bei der Serieschaltung von zwei oder drei Lampen entsteht bei einem Kurzschluss an
der/den intakten Lichtquellen eine erhebliche Überspannung, die es in den Leuchtmitteln
zu beherrschen gilt. Die Abklärungen der Signalschaltungen zeigen, dass eine Überspannung
von 20% zuverlässig erkannt und in einem definierten Zeitraum darauf regiert werden
kann.
[0039] Ausgehend von dem Grundprinzip der Glühbirne, dass elektrische Energie in Licht und
Wärme umgewandelt wird, werden zuerst die physikalischen Rahmenbedingungen und Eigenschaften
genau dargestellt. Aufgrund der Tatsache, dass die Signalform von der Lampenspeisung
bis 30% harmonische Anteile beinhalten kann, wird auch die Erfassung der Spannung
dies berücksichtigen. Abgeleitet auf die Umsetzung des Interface Moduls IM bedeutet
dies, dass ein robustes Messprinzip angewendet werden muss.
[0040] Aufgrund dieser Erfahrungen kommen somit folgende Prinzipien nicht zur Anwendung:
- Nulldurchgangsdetektion
- Effektivbewertung mit Gleichrichter
- Mittelwertbildung über Perioden (einzelne oder mehrere)
[0041] Abgeleitet vom Prinzip der Glühbirne, empfiehlt es sich die "zeitliche Integration"
über eine bzw. zwei Perioden. Für die Realisation können folgende Prinzipen angewendet
werden:
- Integration von Zeitwerten (Diskrete Integration von Werten)
- Bildung von (T)RMS Werten
- Analoge Integration mit Operationsverstärker
[0042] Die Auswahl des Prinzips wird gemäss der folgenden Tabelle durchgeführt.
| Nr. |
Beschreibung |
Berechnungs-Algorithmus |
Messgenauigkeit |
Integrationsaufwand (VHDL) |
| 01 |
Peak Detection |
peak = max(Messwerte) |
±10%. |
gering |
| 02 |
Gleitender Mittelwert |

|
±5%. |
gering |
| 03 |
Effektivwert |

|
-1% bis +3% |
mittel |
| |
|
|
|
|
Nachfolgend wird aufgezeigt, wie aus einem gleichgerichteten Sinussignal mit maximal
35% harmonischem Anteil (bis zur 20. Oberwelle) die Eingangsspannung ermittelt werden
kann. Die einzelnen Varianten wurden jeweils mittels eines Mathlabskripts geprüft,
und die Messgenauigkeit bestimmt. In den nächsten Unterkapiteln werden die folgenden
Variabeln verwendet:
- Ui: Spannungswert
- S: Anzahl Samples pro Halbwelle
[0043] Bei der Peak Detection wird für jede Halbwelle ein Peakwert ermittelt. Dies ist eine
sehr einfache Methode der Spannungsmessung. Für die Implementation ist ein Tiefpassfilter
notwendig, das bereits ab der ersten Harmonischen eine gewisse Dämpfung bringt. Das
Filter kann digital implementiert werden. Zusätzlich sind ein Komparator (8 x 8 Bit),
ein wenig Logik und ein Register, in dem der momentane Peakwert gespeichert wird,
notwendig. Die Genauigkeit der Spannungsmessung erreicht hier bei einem 35%-igen harmonischen
Anteil ca. ±10%, was annähernd robust ist.
[0044] Ein sehr einfacher Algorithmus zur Detektion der Eingangsspannung ist die Berechnung
der Summe der einzelnen Spannungsmesswerte und deren Mittelung über eine Halbwelle.
Um Unterschiede zwischen der positiven und negativen Halbwelle auszugleichen, sollte
dieser Wert über mindestens zwei Halbwellen wie folgt gemittelt werden:

[0045] Diese Berechnung lässt sich beispielsweise auf einem FPGA sehr einfach implementieren.
Es ist lediglich ein Addierer (ca. 16 x 8 Bit, abhängig von S) und etwas Logik notwendig.
Die Division lässt sich durch geschickte Wahl von S (S ∈ {2
n}) mittels einer Bit- Shiftoperation erledigen. Ein analoges Tiefpassfilter vor dem
Gleichrichter ist empfehlenswert, damit hochfrequente Signalanteile nicht mitgemessen
werden. Bei einem 35%-igen harmonischen Anteil liegt die Messgenauigkeit mit diesem
Verfahren bei ca. ±5% und ist damit etwa doppelt so genau wie das Vorangehende. Allerdings
werden für diese Genauigkeit die Auswertung von zwei Halbwellen benötigt (also 20
ms bei 50 Hz).
[0046] Etwas aufwendiger wird die Ermittelung der Eingangsspannung bei der Berechnung des
RMS Wertes. Hier wird die Wurzel der über alle Messwerte einer Halbwelle gemittelten
Quadratesumme der Eingangsspannung berechnet. Auch dieses Ergebnis sollte mindestens
über beide Halbwellen eines Sinus gemittelt werden.

[0047] Für die Berechnung der Quadratesumme wird ein Multiplizierer (ca. 8 x 8 Bit) und
ein Addierer (ca. 22 x 16 Bit, abhängig von S) benötigt. Zudem muss am Ende die Wurzel
aus der Summe gezogen werden. Die Wurzelfunktion lässt sich relativ platzsparend in
VHDL implementieren. Somit kann auch diese Berechnungsmethode auf einem FPGA implementiert
werden. Auch hier sollte ein analoges Tiefpassfilter zur Filterung hochfrequenter
Signalanteile vorgesehen werden. Um die Integrationsdichte auf dem Board erhöhen zu
können (also ein kleines FPGA zu wählen) könnte allenfalls die Berechnung des Effektivwerts
von einem DSP übernommen werden. Bei einem 35%-igen harmonischen Anteil liegt die
Messgenauigkeit mit diesem Verfahren bei guten ca. -1% bis +3%. Sofern digitale Tiefpassfilter
eingesetzt werden sollen, ist es von Vorteil ein nicht gleichgerichtetes Signal zu
verarbeiten. Ein gleichgerichtetes Signal verliert nämlich durch ein gutes Tiefpassfilter
die Nulldurchgänge und kann dann nicht mehr sinnvoll ausgewertet werden.
[0048] Die Figur 12 gezeigte Realisierungsvariante zeigt die Architektur für das Interface-Modul
IM ohne Sicherheitsmechanismen. Die Sicherheitsmechanismen zur Erreichung der Zulassung
nach EN 50129 werden getrennt später beschrieben. Dort werden dann zudem die verschiedenen
Architekturen zur Erreichen der notwendigen Fehleroffenbarung beschrieben. Das Interface-Modul
IM umfasst auf der stellwerkseitigen Schnittstelle einen EMV-Schutz 22 und verfügt
dann über eine Reihe von durch eine Steuerlogik 24 gesteuerte und überwachte Funktionsblöcke
auf. Die Steuerlogik 24 selbst verfügt über eine Service- und Konfigurationsschnittstelle
18. Ein Funktionsblock Abschaltautomatik 26 behandelt vorrangig den Fall des defekten
LED-Leuchtmittels 12 und stellt auch sicher, dass die LED-Leuchtmittel 12 nicht (nach-)glimmen.
Der Funktionsblock "Innere Spannungsaufbereitung" 28 gilt der Bereitstellung der im
Interface-Modul IM erforderlichen Spannungen, insbesondere der Bereitstellung einer
hinreichenden Spannung für die Steuerlogik 24 im Fall der Nachbildung des Inbrush-Einschaltstroms.
Der Funktionsblock "TRMS-Spannungsmessung" 30 besitzt eine tragende Rolle für das
Interface-Modul IM, da nur mit einer hohen Qualität der Messung der Eingangsspannung
letztendlich die Funktion des Glühfadenlampen-Ersatzes überhaupt erst gewährleistet
werden kann. Der Funktionsblock "Einschaltstromautomatik" 32 regelt im Besonderen
den zeitkritischen Vorgang der Inbrush-Strom-Nachbildung. Der Funktionsblock "Betriebszustandüberwachung"
34 stellt die Überwachung des Betriebes des Interface-Moduls IM und der von ihm angesteuerten
LED-Leuchtmittel 12 sicher. Der Funktionsblock "Energie-Balancer" 36 hat die Aufgabe
bei einer Reihenschaltung von Interface-Modulen IM zur Ansteuerung meherer LED-Leuchtmittel
12 die pro Modul aufgenommene Energie zu bilanzieren und unter den Interface-Modulen
IM anzugleichen. Der Funktionsblock "Stromschnittstelle" 38 entscheidet in Abhängigkeit
vom eingesetzten LED-Leuchtmittel 12, welcher Strom an das LED-Leuchtmittel 12 abgegeben
wird. Der Funktionsblock "Lichtstromüberwachung" 40 detektiert, ob das LED-Leuchtmittel
12 auch tatsächlich leuchtet und auch im richtigen Modus leuchtet (z.B. bei der Nachtabsenkung
der Lichtleistung). Der Funktionsblock "Energievernichter" 20ist hier ausserhalb des
Interface-Moduls IM platziert, um darzustellen, dass die überschüssige Energie wohl
in der Regel ausserhalb des Interface-Moduls IM in Wärme umgesetzt werden muss oder
aber beispielsweise einem externen oder natürlich auch einem internen Energiespeicher
zugeführt wird.
[0049] Die Lampenkennlinie wird mittels Widerständen am Eingang nachgebildet. Einer der
Widerstände ist während der Einschaltzeit des FPGA zugeschaltet, um den regulären
Strombezug zu simulieren. Sobald das FPGA die LEDs einschaltet, wird der Widerstand
vom Netz getrennt. Dieser Widerstand kann beispielsweise von der Funktionsgruppe "Einschaltstromautomatik"
gesteuert werden.
[0050] Die Sicherheitsbetrachtung ist abhängig von der Architektur des Interface Moduls.
Die Sicherheitsziele für SIL 4 nach EN 50129 können aufgrund der Funktionalität und
der Systemgrenzen nur durch zwei unabhängige Elemente/Kanäle oder mit einem speziellen
Prüfverfahren erreicht werden. Um die Fehleroffenbarung der Lichtleistung zu gewähren,
ist es eine gute Lösung, diese vorort direkt bei den LED-Leuchtmitteln 12 zu erfassen
und zweikanalig an die Steuerlogik 24 des Interface-Moduls IM weiterzugeben. Hinsichtlich
der Betriebssicherheit und der Realisierbarkeit dieses Interface-Moduls IM steht über
allem, dass dem Stellwerk 4 über den Strombezug auf der Grundlage der Glühlampenkriterien
zurückgemeldet wird, ob das eingeschaltete LED-Leuchtmittel 12 auch tatsächlich leuchtet.
[0051] Anders herum darf das LED-Leuchtmittel 12 nicht aufgrund von Fremdeinflüssen, Beeinflussungsspannungen
etc. ohne Ansteuerung vom Stellwerk 4 aufleuchten. Dazu muss eine minimale Glimmgrenze
im Bereich derjenigen der substituierten Glühfadenlampe (die Glimmgrenze) auch im
Fehlerfall eingehalten werden. An demselben Signal (derselben Funktionsgruppe) müssen
die LED-Leuchtmittel 12 innerhalb einer gewissen Toleranz gleiche Lichtstärke aufweisen.
Falls bei Tagbetrieb ein einzelner Lichtpunkt eines Begriffes, der durch mehr als
einen Lichtpunkt dargestellt werden muss, fälschlicherweise im Nachtbetrieb arbeitet,
kann dies als zu hoher Signalbegriff wahrgenommen werden (z.B. F2 → F1 oder F5* →
F1*) und würde einen signaltechnisch schweren Fehler darstellen.
[0052] Nach den anzulegenden sicherheitstechnischen Bedingungen könnte die Ansteuerung der
LED einkanalig erfolgen, wenn mit einer Lichtüberwachung als unabhängige Betrachtungseinheit
mit Abschaltfähigkeit gearbeitet wird. Dabei muss mindestens eine absolute untere
Schwelle überwacht werden. Damit könnte jedoch ein falscher Betriebsmodus Tag / Nacht
nicht sicher erkannt werden. Daher soll die Überwachungsschwelle für die Lichtstärkemessung
abhängig sein von der Eingangsspannung. Dazu muss die Bewertung der Eingangsspannung
auf Tag / Nacht-Betrieb sowohl im Ansteuer-Kanal wie auch im Überwachungskanal erfolgen.
Bei kontinuierlicher Anpassung der Signallichtstärke proportional zur Eingangsspannung
könnte im Überwachungskanal ggfs. eine einfachere Bewertung der Eingangsspannung ohne
True-RMS-Berechnung zur Anwendung kommen.
[0053] Alternativ ist eine 2-kanalige Architektur (composite fail-safety) möglich. Um Toleranzen
auszugleichen, ist ein Austausch der TRSM-Resultate zwischen den Kanälen vorzusehen.
Jeder Kanal bewertet die Abweichung zum Nachbarkanal, falls sie im tolerierbaren Bereich
liegt, arbeiten beide Kanäle mit einem gemeinsamen Wert weiter. Falls das LED-Leuchtmittel
12 nicht genügend Lichtstrom abgibt, müsste im Stellwerk 4 das überwachte Stromfenster
verlassen werden. Jedoch wird vom Relaisstellwerk 4 nicht der Strombezug jedes einzelnen
Lichtpunktes überwacht, sondern je nach Fahrbegriff der Strombezug von Serienschaltungen
mehrerer Lichtpunkte, bzw. Lichtpunkte und Ersatzwiderstand. Dadurch ist es schwierig,
mit einer Veränderung des Strombezuges den Ausfall des Lichtpunktes zuverlässig zu
offenbaren. Die sicherheitsgerichtete Reaktion besteht daher idealerweise im vollständigen
Unterbruch des Strompfades - wie dies auch bei einer Glühfadenlampe bei Wendeldefekt
der Fall ist.
[0054] Dabei stellt sich die Frage, ob die Abschaltung durch das Interface-Modul IM reversibel
sein muss, damit nach Tausch eines LED-Leuchtmittels 12 das Interface-Modul IM wieder
in Betrieb genommen werden kann. Eine reversible Abschaltung mit "Reset-Knopf" ist
jedoch schwierig zu realisieren, da im Idealfall der Strompfad vollständig unterbrochen
wird und damit auch das Interface-Modul 12 von der Speisung getrennt ist. Zusätzlich
ist der Lichtpunkt bei Tausch des LED-Leuchtmittels in der Regel vom Stellwerk her
nicht angeschaltet (ausser Grundstellungslampen). Zudem ist bei einer reversiblen
Lösung die Beibehaltung des sicheren Zustandes gemäss EN 50129 nachzuweisen, auch
im Fehlerfall. Hierzu könnte beispielsweise ein Teil der im Überschuss zur Verfügung
stehenden elektrischen Leistung nicht über den Energievernichter 20 abgebaut werden,
sondern in einer Batterie gespeichert werden, sodass dem Interface-Modul IM immer
ein für das erneute Hochfahren ausreichende elektrische Leistung zur Verfügung stehen
würde.
[0055] Für die Lichtstärkeanpassung Tag/Nacht gibt es die Varianten der kontinuierlichen
Anpassung der Lichtstärke abhängig von der anliegenden Spannung, oder der aktiven
Umschaltung zwischen Betriebszuständen Tag und Nacht. Bisherige Lösungen mit kontinuierlicher
Anpassung haben meist den Nachteil, dass die Absenkung der Lichtstärke in der Nacht
zu gering ist. Eine aktive Umschaltung hat den Vorteil, dass grössere Lichtstärkeunterschiede,
z.B. durch Ansteuerung einer unterschiedlichen Anzahl von LED-Leuchtmitteln/Leuchtpunkten
innerhalb eines Signalpunkts, erreicht werden. Ebenfalls könnte eine aktive Umschaltung
mit Vorgabe des Betriebsmodus für die Definition einer generischen Leuchtmittelschnittstelle
vorteilhaft sein. Moderne LED lassen noch analog eine Dimmung auf Basis Nennstrom
von 4:1 zu., ist mehr erforderlich, ist PWM Betrieb erforderlich.
[0056] Bisher nicht betrachtet ist die Einhaltung einer minimalen Glimmgrenze. Es ist zu
vermeiden, dass bei Ausfall des "Energie-Vernichters" 20 die LED bereits mit einem
sehr geringen Eingangsstrom am Interface-Modul IM zum Leuchten kommen kann. Idealerweise
kann ein unverlierbarer Zusammenhang zwischen Ansteuerung der LED und minimaler Stromaufnahme
realisiert werden. Andernfalls müsste die Überwachungsfunktion zusätzlich zum Lichtstrom
auch eine minimale Leistungsaufnahme überwachen. Ein weiterer zu beachtender Punkt
ist, dass die Glühlampe als ein streng ohmscher Widerstand mit kurzzeitiger Überlastfestigkeit
und einer kleinen Zeitkonstante bezüglich Lichtemission zu betrachten ist. Das kurzzeitige
Aufblitzen von LED-Leuchtmitteln im dunklen Zustand wäre insbesondere in der Nacht
nicht tolerabel und ist damit mit der Einhaltung der minimalen Glimmgrenze eliminierbar.
[0057] Figur 13 zeigt die Lampencharakteristik bei kaltem Glühfaden. Beim Einschalten ist
ein Ohmscher Kaltwiderstand von ca. 9 Ohm vorhanden. Innerhalb von 70 ms erhöht sich
der Lampenwiderstand bei Tagspannung (38V) auf 68 bis 70 Ohm.
1. Vorrichtung zur Realisierung eines Ersatzes einer Glühlampe (2) durch ein energiesparenderes
Leuchtmittel (12) für ein Lichtsignal im schienengebundenen Verkehr, das in eine stellwerkseitige
Sicherheitsüberwachung einbezogen ist, umfassend:
a) eine Anzahl von Leuchtmitteln (12), insbesondere LED-Leuchten, mit einer Leistungsversorgungsschnittstelle,
wobei die Anzahl von Leuchtmitteln zur Erzielung einer der Glühlampe analogen Leuchtstärke
weniger elektrische Leistung benötigt als die zu ersetzende Glühlampe (2);
b) eine stellwerkseitige Schnittstelle (8) zum Bezug von elektrischer Leistung seitens
des Stellwerks (4);
c) ein Interface-Modul (IM), das zwischen die stellwerkseitige Schnittstelle (8) und
die Spannungsversorgungsschnittstelle (10) geschaltet ist, wobei das Interface-Modul
(IM)
c1) eine Steuerlogik (24) umfasst, welche eine signalbegriffs- und/oder tageszeitabhängige
Kennlinie der zu ersetzenden Glühlampe (2) kennt und die Leistungsabgabe an die Leistungsversorgungsschnittstelle
(10) in Abhängigkeit von dem gewählten Signalbegriff und/oder der Tageszeit steuert;
c2) einen Spannungsmesser (30) umfasst, der die an der stellwerkseitigen Schnittstelle
(8) anliegende Spannung misst und an die Steuerlogik (24) übermittelt;
c3) einen Leistungsaufnehmer (20) umfasst, der von der Steuerlogik (24) in Abhängigkeit
von der gemessenen Spannung so gesteuert wird, dass die an der stellwerkseitigen Schnittstelle
(8) aufgenommene Leistung die Kennlinie der zu ersetzenden Glühlampe (2) nachbildet.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Spannungsmesser (30) im TRMS-Modus arbeitet.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Leistungsaufnehmer (20) einen Leistungstreiber (21) in PWM-Modus umfasst.
4. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Leistungsaufnehmer (20) in Antwort auf das stellwerkseitige Einschalten des Leuchtmittels
(12) einen für einen kalten Glühfaden in der Glühlampe (2) typischen Inrush-Strom
vernichtet.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Leistungsaufnehmer (20) den Inrush-Strom mittels eines temporär parallel geschalteten
Widerstand, der dem Widerstand der Glühlampe bei kaltem Glühfaden entspricht, abfliessen
lässt, wobei der Widerstandswert vorzugsweise mit der Zeit zumimmt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Leistungsaufnehmer (20) den Inrush-Strom in einem ersten zeitlichen Abschnitt
nach dem stellwerkseitigen Bereitstellen der elektrischen Leistung zum Einschalten
des Leuchtmittels (12) mittels eines temporär parallel geschalteten Widerstands, der
dem Widerstand der Glühlampe bei kaltem Glühfaden entspricht, abfliessen lässt, und
in einem zweiten nachfolgenden Abschnitt den parallel geschalteten Widerstand durch
eine PMW-Funktion zur Nachbildung der Lastkennlinie der Glühlampe ersetzt.
7. Vorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Leistungsaufnehmer (20) für einen Blinkbetrieb des Leuchtmittels (12) mit einem
Widerstand beschaltet ist, der an den Zustand des warmen Glühfadens infolge des Blinkbetrieb
angepasst ist.
8. Verfahren zur Realisierung eines Ersatzes einer Glühlampe (2) durch ein energiesparenderes
Leuchtmittel (12) für ein Lichtsignal im schienengebundenen Verkehr, das in eine stellwerkseitige
Sicherheitsüberwachung einbezogen ist, umfassend:
a) Bereitstellen einer Anzahl von Leuchtmitteln (12), insbesondere LED-Leuchten, mit
einer Leistungsversorgungsschnittstelle, wobei die Anzahl von Leuchtmitteln zur Erzielung
einer der Glühlampe analogen Leuchtstärke weniger elektrische Leistung benötigt als
die zu ersetzende Glühlampe (2);
b) Einrichten einer stellwerkseitige Schnittstelle (8) zum Bezug von elektrischer
Leistung seitens des Stellwerks (4);
c) Bereitstellen eines Interface-Modul (IM), das zwischen die stellwerkseitige Schnittstelle
(8) und die Spannungsversorgungsschnittstelle (10) geschaltet ist, wobei das Interface-Modul
(IM)
c1) eine Steuerlogik (24) umfasst, welche eine signalbegriffs- und/oder tageszeitabhängige
Kennlinie der zu ersetzenden Glühlampe (2) kennt und die Leistungsabgabe an die Leistungsversorgungsschnittstelle
(10) in Abhängigkeit von dem gewählten Signalbegriff und/oder der Tageszeit steuert;
c2) einen Spannungsmesser (30) umfasst, der die an der stellwerkseitigen Schnittstelle
(8) anliegende Spannung misst und an die Steuerlogik (24) übermittelt;
c3) einen Leistungsaufnehmer (20) umfasst, der von der Steuerlogik (24) in Abhängigkeit
von der gemessenen Spannung so gesteuert wird, dass die an der stellwerkseitigen Schnittstelle
(8) aufgenommene Leistung die Kennlinie der zu ersetzenden Glühlampe (2) nachbildet.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Spannungsmesser (30) im TRMS-Modus arbeitet.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Leistungsaufnehmer (20) einen Leistungstreiber (21) in PWM-Modus umfasst.
11. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass
der Leistungsaufnehmer (20) in Antwort auf das stellwerkseitige Einschalten des Leuchtmittels
(12) einen für einen kalten Glühfaden in der Glühlampe (2) typischen Inrush-Strom
vernichtet.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Leistungsaufnehmer (20) den Inrush-Strom mittels eines temporär parallel geschalteten
Widerstand, der dem Widerstand der Glühlampe bei kaltem Glühfaden entspricht, abfliessen
lässt, wobei der Widerstandswert vorzugsweise mit der Zeit zumimmt.
13. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Leistungsaufnehmer (20) den Inrush-Strom in einem ersten zeitlichen Abschnitt
nach dem stellwerkseitigen Bereitstellen der elektrischen Leistung zum Einschalten
des Leuchtmittels (12) mittels eines temporär parallel geschalteten Widerstands, der
dem Widerstand der Glühlampe bei kaltem Glühfaden entspricht, abfliessen lässt, und
in einem zweiten nachfolgenden Abschnitt den parallel geschalteten Widerstand durch
eine PMW-Funktion zur Nachbildung der Lastkennlinie der Glühlampe ersetzt.
14. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche 8 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass
der Leistungsaufnehmer (20) für einen Blinkbetrieb des Leuchtmittels (12) mit einem
Widerstand beschaltet ist, der an den Zustand des warmen Glühfadens infolge des Blinkbetrieb
angepasst ist.