[0001] Die Erfindung betrifft eine Hochleistungswirkmasse für pyrotechnische Infrarotscheinziele.
[0002] Herkömmliche Scheinzielwirkmassen für Schwarzkörperstrahler basieren überwiegend
auf einer Mischung aus Magnesium, Teflon und dem Fluorkautschuk Viton. Entsprechend
der Bestandteile wird diese Wirkmasse MTV genannt. MTV ist eine der am stärksten strahlenden
bekannten Wirkmassen.
[0003] Die für einige Scheinzieltypen geforderten Spezifikationen können mittels MTV als
Wirkmasse nicht erfüllt werden, weil dessen spezifische Strahlungsleistung dafür zu
gering ist. Ein weiterer mit der Verwendung von MTV als Scheinzielwirkmasse einhergehender
Nachteil besteht darin, dass MTV beim Abbrand als sogenannter "Punktstrahler" wirkt,
weil die dabei entstehende Flamme kein großes Volumen einnimmt. Für einen mehrere
Kilometer entfernten Suchkopf erscheint ein solches Ziel stets als Punkt. MTV ist
damit nicht in der Lage, die Abgasfahne eines Flugzeugs nachzubilden und hat damit
bei bildauflösenden Suchköpfen keine entsprechende Täuschwirkung.
[0004] Das Problem der nicht ausreichenden Strahlungsleistung von MTV wird üblicherweise
dadurch gelöst, dass bei Scheinzielen ein größeres Kaliber gewählt wird, d. h. dass
eine größere Masse an MTV verbrannt wird. Dies ist jedoch sowohl bei kinematischen
Scheinzielen als auch bei angetriebenen Scheinzielen nachteilig, weil zum Beschleunigen
der höheren Masse mehr Energie aufgewandt werden muss. Alternativ können auch mehrere
MTV-Wirkmassen in Form von Salven gleichzeitig freigesetzt und gezündet werden.
[0005] Beim Abbrand großkalibriger MTV-Scheinziele oder gleichzeitigen Abbrand mehrerer
MTV-Scheinziele wird bei einem bildauflösenden Suchkopf ein sogenannter Blooming-Effekt
ausgelöst. Das bedeutet, dass der Suchkopf das Scheinziel bzw. die Scheinziele als
sehr großen Gegenstand erfasst, weil die Detektoren einer Bilderfassungseinheit des
Suchkopfs an der entsprechenden Stelle überlastet werden und auch benachbarte Detektoren
ein falsches Signal erzeugen. Zur Täuschung von Suchköpfen sind daher Wirkmassen umso
vorteilhafter, je mehr Strahlungsenergie sie emittieren, weil in diesem Fall auch
punktförmige Scheinziele vom Suchkopf als große räumliche Strahlungsquellen wahrgenommen
werden. Wenn dies mittels Salven von MTV-Scheinzielen oder großkalibrigen MTV-Scheinzielen
bewirkt werden soll, wird für die Bereitstellung solcher Scheinziele viel Raum an
Bord eines Flugzeugs oder Schiffs benötigt und es muss ein relativ hohes Gewicht befördert
werden.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Wirkmasse für pyrotechnische
Infrarotscheinziele bereitzustellen, welche leistungsfähiger ist als herkömmliches
MTV.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltung
ergeben sich aus den Merkmalen der Patentansprüche 2 bis 19.
[0008] Erfindungsgemäß ist eine Hochleistungswirkmasse für pyrotechnische Infrarotscheinziele
umfassend einen ersten Brennstoff, mindestens einen zweiten Brennstoff, ein Oxidationsmittel
und ein Bindemittel vorgesehen, wobei der erste Brennstoff und das Oxidationsmittel
hinsichtlich ihrer Redoxpotentiale so gewählt sind, dass das Oxidationsmittel den
ersten Brennstoff nach Zündung in einer exothermen Reaktion unter Entstehung einer
Primärflamme und Emission von Infrarotstrahlung oxidieren kann, wobei der zweite Brennstoff
bei der Reaktion entzündet, erhitzt und/oder pyrolysiert und aus der Hochleistungswirkmasse
freigesetzt wird, wobei der zweite Brennstoff so gewählt ist, dass dessen Redoxpotential
oder das Redoxpotential mindestens eines Pyrolyseprodukts des zweiten Brennstoffs
höher ist als das Redoxpotential des ersten Brennstoffs und dass der erhitzte oder
entzündete zweite Brennstoff oder das Pyrolyseprodukt an der Luft brennen kann, wobei
die Menge des in der Hochleistungswirkmasse enthaltenen Oxidationsmittels höchstens
so groß ist, dass sie gerade ausreicht, um den ersten Brennstoff vollständig zu oxidieren.
[0009] Bei dem mindestens einen Pyrolyseprodukt kann es sich beispielsweise um Kohlenstoff
handeln, wenn der zweite Brennstoff Steinkohle oder Holz ist, oder um Titan und Wasserstoff
handeln, wenn der zweite Brennstoff Titanhydrid ist. Unter Pyrolyseprodukt wird hier
insbesondere jedes Produkt verstanden, welches aus dem zweiten Brennstoff durch bloßes
Erhitzen entsteht.
[0010] Unter Primärflamme wird hier eine Flamme verstanden, in der keine Reaktion mit Sauerstoff
erfolgt, d. h. eine anaerobe Flamme. Unter Sekundärflamme wird hier eine Flamme verstanden,
in der eine Reaktion mit Sauerstoff erfolgt, d. h. eine aerobe Flamme.
[0011] Ein Stoff wirkt umso stärker reduzierend, je niedriger sein Redoxpotential ist. Durch
die unterschiedlichen Redoxpotentiale wird erreicht, dass beim Verbrennen der Hochleistungswirkmasse
der erste Brennstoff mit dem Oxidationsmittel reagiert und der zweite Brennstoff oder
das Pyrolyseprodukt entweder nicht mit dem Oxidationsmittel reagiert oder wenn er/es
doch mit dem Oxidationsmittel reagieren sollte, das dabei entstehende Oxidationsprodukt
durch den ersten Brennstoff in der Primärflamme wieder reduziert wird.
[0012] Der zweite Brennstoff oder das Pyrolyseprodukt können so erst außerhalb der anaeroben
Primärflamme reagieren, wenn sie mit dem in der Luft vorhandenen Sauerstoff und/oder
Stickstoff in Kontakt kommen. Dadurch entsteht eine aerobe Sekundärflamme. Durch das
Entstehen einer Primärflamme und einer Sekundärflamme wird die IR-Strahlung emittierende
Fläche vergrößert und dadurch die Strahlungsleistung erhöht.
[0013] Durch die starke Erhitzung des zweiten Brennstoffs oder des Pyrolyseprodukts in der
Primärflamme wird dessen Reaktionsfähigkeit mit dem Sauerstoff und/oder Stickstoff
der Luft stark erhöht, was eine heftige Reaktion bewirkt und dadurch zu einer Vergrößerung
der Sekundärflamme beiträgt.
[0014] Die Menge des in der Hochleistungswirkmasse enthaltenen Oxidationsmittels kann so
bemessen sein, dass sie nicht ausreicht, um den ersten Brennstoff vollständig zu oxidieren.
Dann entsteht eine weitere Zone der Sekundärflamme außerhalb der Primärflamme, in
welcher der erste Brennstoff mit dem Luftsauerstoff reagiert und den Abbrand des schwächer
reduzierenden zweiten Brennstoffs oder Pyrolyseprodukts hemmt. Erst außerhalb dieser
Zone kann dann der zweite Brennstoff oder das Pyrolyseprodukt verbrennen. Dadurch
wird eine weitere Vergrößerung der IR-Strahlung emittierenden Fläche der Flamme bewirkt.
Außerdem wird auf diese Weise für dieselbe Strahlungsleistung weniger Oxidationsmittel
benötigt, da der Luftsauerstoff als zusätzliches Oxidationsmittel genutzt wird.
[0015] Vorzugsweise wird jedoch die Menge des in der Hochleistungswirkmasse enthaltenen
Oxidationsmittels so bemessen, dass der Unterschuss an Oxidationsmittel im Verhältnis
zum ersten Brennstoff nicht allzu groß ist. Dadurch wird die Abbrandrate, d. h. die
Geschwindigkeit, mit der die Wirkmasse abbrennt, beschleunigt. Das liegt daran, dass
die Primärflamme dadurch heißer wird und mehr Hitze auf die verbleibende Hochleistungswirkmasse
zurückstrahlt. Dadurch ist es möglich, eine Wirkmasse bereitzustellen, welche beim
Abbrand eine deutlich höhere Strahlungsleistung als MTV aufweist und schneller abbrennt
als MTV. Weiterhin ist die Anzündbarkeit gegenüber MTV deutlich verbessert, weil nur
ein Teil der Wirkmasse aufgeheizt werden muss, um ein Anzünden der Wirkmasse zu erreichen
und weil der zweite Brennstoff beim Anzünden oft eher mit dem Oxidationsmittel reagiert
als der erste Brennstoff. Anfänglich, d. h. beim Anzünden kann nämlich auch der zweite
Brennstoff mit dem Oxidationsmittel reagieren. Sobald eine Flamme entsteht, wird jedoch
der durch das Oxidationsmittel oxidierte zweite Brennstoff durch den ersten Brennstoff
zum zweiten Brennstoff reduziert.
[0016] In einer vorteilhaften Ausgestaltung ist die Menge des in der Hochleistungswirkmasse
enthaltenen Oxidationsmittels so bemessen, dass die Zahl der vom gesamten Brennstoff
in der Hochleistungswirkmasse in Redoxreaktionen abzugebenden Elektronen, die Zahl
der Elektronen, die vom Oxidationsmittel aufgenommen werden können, mindestens um
den Faktor 2, insbesondere mindestens um den Faktor 3, insbesondere mindestens um
den Faktor 4, insbesondere mindestens um den Faktor 5, übersteigt. Dadurch kann die
Energiedichte der Hochleistungswirkmasse weiter gesteigert werden.
[0017] Vorzugsweise ist die Menge des in der Hochleistungswirkmasse enthaltenen Oxidationsmittels
so bemessen, dass die Zahl der vom ersten Brennstoff in der Hochleistungswirkmasse
in Redoxreaktionen abzugebenden Elektronen, die Zahl der Elektronen, die vom Oxidationsmittel
aufgenommen werden können, mindestens um den Faktor 1,25, insbesondere mindestens
um den Faktor 1,5, insbesondere mindestens um den Faktor 2,0, übersteigt. Dadurch
wird neben der vom zweiten Brennstoff oder dem Pyrolyseprodukt gebildeten Zone der
Sekundärflamme eine vom in der Primärflamme nicht umgesetzten ersten Brennstoff gebildete
weitere Zone der Sekundärflamme erzeugt. Das vergrößert die abstrahlende Fläche der
Flamme. Es ist jedoch zu beachten, dass die Temperatur der Primärflamme und damit
deren Abstrahlung auf die noch abbrennende Hochleistungswirkmasse und damit auch die
Abbrandrate umso geringer ist, je größer der genannte Faktor ist. Die Primärflamme
ist umso heißer, je näher das Verhältnis von erstem Brennstoff zu Oxidationsmittel
an einem stöchiometrischen Verhältnis liegt. Je nach Einsatzzweck können unterschiedliche
Faktoren vorteilhaft sein.
[0018] Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Hochleistungswirkmasse
umfasst der erste Brennstoff ein Metall, eine Mischung aus Metallen oder eine Metalllegierung.
Unter den Metallen finden sich geeignete erste Brennstoffe mit sehr negativem Redoxpotential,
d. h. mit stark reduzierender Wirkung. Sehr vorteilhaft ist es, wenn der erste Brennstoff
einen Siedepunkt aufweist, der unterhalb einer sich bei der Reaktion des ersten Brennstoffs
mit dem Oxidationsmittel nach dessen Zündung einstellenden Reaktionstemperatur liegt.
Dadurch verdampft der erste Brennstoff bei der Reaktionstemperatur. Der entstehende
Brennstoffdampf schafft eine reduzierende Atmosphäre, die eine Reaktion des zweiten
Brennstoffs verhindert und bereits oxidierten zweiten Brennstoff zum zweiten Brennstoff
reduziert. Das Entstehen des Dampfs des ersten Brennstoffs verbreitert darüber hinaus
die Primärflamme.
[0019] Der erste Brennstoff kann Magnesium, Calcium, Lithium, Aluminium oder eine Legierung
oder Mischung aus mindestens zwei dieser Metalle umfassen. Davon sind Magnesium, Calcium
und Lithium und Mischungen oder Legierungen aus diesen Metallen besonders gut zur
Erzeugung eines Dampfs des ersten Brennstoffs geeignet.
[0020] Vorzugsweise umfasst der zweite Brennstoff Aluminium, Magnesium, Titan, Zirkonium,
Hafnium, Calcium, Lithium, Niob, Wolfram, Mangan, Eisen, Nickel, Kobalt, Zink, Zinn,
Blei, Wismut, eine Legierung oder Mischung aus mindestens zwei dieser Metalle, eine
Zirkonium-Nickel-Legierung oder -Mischung, eine Aluminium-Magnesium-Legierung oder
-Mischung, eine Lithium-Aluminium-Legierung oder -Mischung, eine Lithium-Silizium-Legierung
oder -Mischung, eine Calcium-Aluminium-Legierung oder -Mischung, eine Eisen-Titan-Legierung
oder -Mischung, eine Zirkonium-Titan-Legierung oder -Mischung, Bor, Titanhydrid, Zirkoniumhydrid,
ein Borhydrid, Hafniumhydrid, ein Lithiumkomplexhydrid, elementaren Kohlenstoff, Blähgrafit,
Steinkohle, Holzkohle, Braunkohle, Phosphor, Schwefel, Silizium, Sägemehl, Holz oder
Kunststoff.
[0021] Besonders vorteilhaft ist es, wenn der zweite Brennstoff ein Metall, eine Mischung
aus Metallen, eine Metalllegierung oder ein Metallhydrid umfasst. Metallhydride setzen
bei Erwärmung durch die Primärflamme Wasserstoff und das Metall als Pyrolyseprodukte
frei. Der entstehende Wasserstoff verbreitert die entstehende Flamme und bildet beim
Abbrand eine zusätzliche Zone einer Sekundärflamme. Bei Metalllegierungen oder Mischungen
aus Metallen enthaltenden erfindungsgemäßen Hochleistungswirkmassen können beim Abbrand
neben den bereits genannten Reaktionen zusätzlich intermetallische Reaktionen und
Festphasenreaktionen stattfinden, welche die Temperatur in der Hochleistungswirkmasse
und der Flamme weiter steigern. Beispielsweise kann der erste Brennstoff Magnesium
und der zweite Brennstoff eine Mischung oder Legierung aus Titan und Bor umfassen.
Beim Abbrand dieser Wirkmasse brennt das Magnesium in der Primärflamme, das Titan
in einer ersten Zone der Sekundärflamme und das Bor in einer weiteren Zone der Sekundärflamme.
Zusätzlich reagieren Titan und Bor miteinander zu Titanborid. Diese Reaktion setzt
sehr viel Wärme frei. Das Titanborid wird dadurch extrem heiß und strahlt effektiv
bis es bei Kontakt mit Luft verbrennt und dabei noch mehr Strahlungsenergie freisetzt.
Dadurch wird die strahlende Fläche der Flamme zusätzlich vergrößert.
[0022] Besonders vorteilhaft ist es, wenn der zweite Brennstoff einen Siedepunkt aufweist,
der oberhalb einer sich bei der Reaktion des ersten Brennstoffs mit dem Oxidationsmittel
nach dessen Zündung einstellenden Reaktionstemperatur liegt. Dadurch wird einerseits
erreicht, dass in der anaeroben Primärflamme heiße Partikel aus zweitem Brennstoff
vorhanden sind, die als Schwarzkörperstrahler fungieren. Weiterhin fungieren die festen
brennenden Teilchen in der aeroben Sekundärflamme als effektive Schwarzkörperstrahler.
Die festen Teilchen des zweiten Brennstoffs strahlen dabei wesentlich effektiver als
brennender Dampf, beispielsweise brennender Magnesiumdampf beim Abbrand von MTV.
[0023] Ein weiterer mit dem Vorhandensein fester Teilchen des zweiten Brennstoffs beim Abbrand
einhergehender Vorteil besteht darin, dass die Wirkmasse beim Abbrand bei hoher Luftgeschwindigkeit
weniger Leistungsverlust zeigt. Weiterhin entzieht ein zweiter Brennstoff, dessen
Siedepunkt oberhalb der genannten Reaktionstemperatur liegt, der Reaktion des ersten
Brennstoffs mit dem Oxidationsmittel keine Wärme durch Verdampfen. Dadurch wird die
anaerobe Primärflamme heißer als beispielsweise bei MTV, bei dessen Abbrand nicht
mit dem Oxidationsmittel reagierendes Magnesium verdampft wird. So kann beispielsweise
mit Zirkonium als zweiten Brennstoff, dessen Siedepunkt oberhalb 4682 K liegt, bei
ausreichender Energie eine Temperatur in der Primärflamme von bis zu 4682 K erreicht
werden, während die Temperatur der Primärflamme beim Abbrand von MTV 1700 bis 1800
K nicht übersteigt.
[0024] Der erste Brennstoff und/oder der zweite Brennstoff können in Form von Partikeln
vorliegen oder in Partikeln enthalten sein. Die Partikel können eine unterschiedliche
Größe, d. h. ein unterschiedliches Volumen, aufweisen. Ein Vorteil unterschiedlicher
Größe der Partikel besteht darin, dass die größeren Partikel die mechanische Stabilität
der Hochleistungswirkmasse erheblich erhöhen, da sie als mechanische Vernetzer, ähnlich
wie Steine in Beton, wirken. Eine solche Vernetzungswirkung kann beispielsweise in
Form grober Teilchen vorliegender Titanschwamm ausüben. Andererseits können sehr feine
Partikel Lücken zwischen größeren Partikeln ausfüllen und dadurch die Energiedichte
der Hochleistungswirkmasse erhöhen. Beispielsweise wird Bor häufig als sehr feines
Pulver mit einer Partikelgröße unter 10 µm oder sogar unter 1 µm verkauft. Es kann
dadurch Lücken zwischen größeren Magnesiumpartikeln ausfüllen. Ebenso wird Zirkoniumpulver
üblicherweise mit einer sehr kleinen Körnung verkauft, so dass die Partikel in die
Lücken zwischen größeren Partikeln passen.
[0025] Die den zweiten Brennstoff umfassenden Partikel weisen vorzugsweise ein größeres
durchschnittliches Volumen auf als die den ersten Brennstoff umfassenden Partikel
auf. Dadurch kann, insbesondere beim Abbrand der Wirkmasse bei hoher Luftgeschwindigkeit,
eine Raumwirkung erreicht werden. Unter Raumwirkung wird allgemein verstanden, dass
ein Teil der Hochleistungswirkmasse nach deren Zündung außerhalb einer entstehenden
Flamme IR-Strahlung emittiert.
[0026] Vorzugsweise weisen die den zweiten Brennstoff umfassenden Partikel eine Wärmeleitfähigkeit
von mindestens 20 W/(m x K) auf. Dadurch können die zweiten Partikel den Abbrand der
Hochleistungswirkmasse beschleunigen, indem sie Wärme von der aus dem Abbrand des
ersten Brennstoffs resultierenden Primärflamme während des Abbrands in die noch nicht
abgebrannte Hochleistungswirkmasse einleiten. Dies ist besonders effektiv, wenn die
den zweiten Brennstoff umfassenden Partikel in Form von Streifen, Drahtstücken oder
Spänen vorliegen.
[0027] Vorzugsweise sind die den zweiten Brennstoff umfassenden Partikel, zumindest an ihre
Oberfläche, porös ausgebildet. Das verbessert deren Anzündbarkeit. Ist der zweite
Brennstoff ein Metall oder eine Metalllegierung kann in Poren solcher Partikel ein
festes Kohlenstofffluorid, insbesondere Polytetrafluorethylen (PTFE), ein fester Fluorkohlenwasserstoff
oder ein sonstiges Oxidationsmittel, welches bei der Umsetzung mit dem zweiten Brennstoff
Ruß bildet, enthalten sein. Dadurch wird eine sehr hohe Temperatur beim Abbrand der
den zweiten Brennstoff umfassenden Partikel erreicht. Gleichzeitig erhöht der Ruß
die Abstrahlung von Schwarzkörperstrahlung. Der erste Brennstoff und der zweite Brennstoff
können jeweils aus mindestens einem Metall bestehen, wobei der erste und der zweite
Brennstoff zusammen in einer Legierung oder in einer, insbesondere homogenen, Mischung
vorliegen. Handelt es sich bei dem ersten Brennstoff beispielsweise um Magnesium und
bei dem zweiten Brennstoff um Aluminium und liegen diese Brennstoffe in Form einer
Magnesium-Aluminium-Legierung vor, so verdampft bei der Reaktion des Magnesiums mit
dem Oxidationsmittel das Magnesium, nicht jedoch das Aluminium, welches als zweiter
Brennstoff freigesetzt wird.
[0028] Als Bindemittel hat sich ein Fluorelastomer, insbesondere ein Fluorkautschuk, wie
beispielsweise "Viton" von der Firma "DuPont Performance Elastomere", als günstig
erwiesen. Alternativ kann auch Polychloropren als Bindemittel verwendet werden. Bei
dem Oxidationsmittel handelt es sich vorzugsweise um ein halogenhaltiges Polymer,
insbesondere Polytetrafluorethylen (PTFE) oder Kohlenstofffluorid.
[0029] Bei einer bevorzugten Ausgestaltung ist in der erfindungsgemäßen Hochleistungswirkmasse
zur Beschleunigung des Abbrands ein Abbrandkatalysator, insbesondere Kupferftalocyanin
oder Blähgrafit, enthalten.
[0030] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Zeichnungen und Ausführungsbeispielen näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung der Zonenverteilung einer beim Abbrand einer MTV-Wirkmasse
entstehenden Flamme und
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung der Zonenverteilung einer beim Abbrand einer erfindungsgemäßen
Hochleistungswirkmasse entstehenden Flamme.
[0031] Fig. 1 zeigt die beim Abbrand einer aus MTV bestehenden Wirkmasse 10 entstehende
Flamme. Dabei entsteht eine anaerobe Primärflamme 12, in welcher der beim Abbrand
entstehende Magnesiumdampf mit dem Teflon reagiert. Da das Magnesium im Verhältnis
zum Teflon im Überschuss vorliegt, reagiert der nicht mit dem Teflon reagierende Magnesiumdampf
in einer aeroben Sekundärflamme 14 mit dem Sauerstoff der Luft. Sowohl in der Primärflamme
12 als auch in der Sekundärflamme 14 entsteht sehr viel Ruß. Die Abbrandprodukte 18
enthalten abkühlende Reaktionsprodukte, wie Rauch, Ruß und Nebel.
[0032] Fig. 2 zeigt die beim Abbrand einer erfindungsgemäßen Hochleistungswirkmasse 11 entstehende
Flamme. Die Hochleistungswirkmasse 11 enthält im Verhältnis zum Oxidationsmittel einen
Überschuss an erstem Brennstoff. Beim Abbrand entsteht eine Primärflamme 12, in der
das Oxidationsmittel vollständig mit dem ersten Brennstoff reagiert. Gegebenenfalls
mit dem Oxidationsmittel reagierender zweiter Brennstoff wird in der Primärflamme
12 durch den ersten Brennstoff auf Grund von dessen niedrigerem Redoxpotential sofort
zu zweitem Brennstoff reduziert. In der ersten Zone der Sekundärflamme 15 reagiert
der nicht in der Primärflamme 12 umgesetzte erste Brennstoff mit dem Sauerstoff der
Luft. Auf Grund des niedrigeren Redoxpotentials des ersten Brennstoffs reagiert hier
nur der erste Brennstoff mit dem Sauerstoff. Der zweite Brennstoff reagiert in der
zweiten Zone der Sekundärflamme 16 mit dem Luftsauerstoff. Die Abbrandprodukte 18
enthalten abkühlende Reaktionsprodukte, wie Rauch, Ruß und Nebel. Durch das Vorhandensein
des zweiten Brennstoffs wird das Volumen der gesamten Flamme und damit die IR-Strahlung
abgebende Fläche gegenüber der beim Abbrand einer MTV-Wirkmasse entstehenden Flamme
deutlich vergrößert.
[0033] Aus sämtlichen der im Folgenden angegebenen Zusammensetzungen wurden jeweils fünf
Tabletten mit ca. 21 mm Durchmesser und einem Gewicht von 10 g bei einem Pressdruck
von 1500 bar gepresst. Als erster Brennstoff wurde dabei jeweils Magnesium, bezogen
von der Fa. Ecka Granulate GmbH & Co. KG, Fürth, Deutschland, eingesetzt. Im Falle
des Beispiels 5 liegt Magnesium in einer Legierung mit dem zweiten Brennstoff Aluminium
im Verhältnis 50/50 (bezogen auf die Masse) vor. Auch die Legierung wurde von der
Fa. Ecka Granulate GmbH & Co. KG bezogen. Die durchschnittliche Körnung der Magnesiumpartikel
war etwa 50 µm. Das Kupferftalocyanin und das Ferrocen diente jeweils als Abbrandkatalysator
und das Guanidinazotetrazolat (GZT) zur Vergrößerung der Primärflamme. Sofern nicht
anders angegebenen, wurde das Titan von der Fa. Tropag Oscar H. Ritter Nachf. GmbH,
Hamburg, Deutschland bezogen. Die Tabletten wurden abgebrannt und deren Leistung in
Form von Strahlungsleistung mit einem Radiometer bestimmt. Die spezifische Leistung
wurde im Verhältnis zur Leistung von Tabletten aus MTV als Standard bestimmt. Die
Energie wurde jeweils in Joule/(g/sr) im A-Band, d. h. bei einer Wellenlänge von ca.
1,8 bis 2,6 µm, und im B-Band, d. h. bei einer Wellenlänge von ca. 3,5 bis 4,6 µm,
im Standversuch, d. h. ohne Wind, gemessen. Das A-Band und das B-Band sind die Wellenlängen,
die von herkömmlichen Suchköpfen erfasst werden. Alle Daten sind in fünf parallelen
Messreihen jeweils im Vergleich zu MTV mit dem Radiometer in einem Abstand von 1 m
gemessen worden. Das Radiometer wurde zuvor gegen eine Schwarzkörperstrahlerquelle
bei 1273 K und einer Apertur von 22,2 mm bei einem Abstand von 0,4 m kalibriert, um
absolute spezifische Strahlungsenergien in Joule pro Steradian (sr) und Gramm zu ermitteln.
Wirkmasse nach dem Stand der Technik:
[0034]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
60,0 |
Teflonpulver |
Hoechst TF 9202 |
23,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
12,0 |
Grafitpulver |
Merck |
5,0 |
[0035] Es handelt sich bei dieser Schwarzkörperwirkmasse um das als Standard eingesetzte
MTV. Die Wirkmasse verbrennt mit einer Abbrandrate von 4,4 mm/s.
Beispiel 1:
[0036]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
48,0 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
12,0 |
Titanpulver |
Sphärisch, Körnung < 100 µm |
20,0 |
[0037] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid. Grobkörniges sphärisches Titan dient als zweiter Brennstoff.
Die Wirkmasse verbrennt mit einer Abbrandrate von 3,3 mm/s.
Beispiel 2:
[0038]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
48,0 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
12,0 |
Titanpulver |
Sphärisch, Körnung < 45 µm |
20,0 |
[0039] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid. Feinkörniges sphärisches Titan dient als zweiter Brennstoff.
Die Wirkmasse verbrennt mit einer Abbrandrate von 3,3 mm/s.
Beispiel 3:
[0040]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
48,0 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
12,0 |
Titan |
Svenska kemi, Körnung < 100 µm |
20,0 |
[0041] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid mit Titan als zweiten Brennstoff. Das Titan liegt als
bimodales Pulver, d. h. als Pulver, von dem 30% eine Körnung von 15 µm und 70% eine
Körnung von 100 µm aufweisen, vor. Die Wirkmasse verbrennt mit einer Abbrandrate von
3,6 mm/s.
Beispiel 4:
[0042]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
48,0 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
11,9 |
Steinkohle, Haushaltsqualität |
Körnung < 1,0 mm |
20,0 |
Kupferftalocyanin |
BASF Vossenblau |
0,1 |
[0043] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid mit feinkörnigem Steinkohlegranulat. Die Wirkmasse erzeugt
auch eine Raumwirkung, d. h. sie emittiert durch aus der Hochleistungswirkmasse freigesetzte
Steinkohlepartikel auch außerhalb der Flamme IR-Strahlung. Die Steinkohle fungiert
hier im Wesentlichen als Quelle für Kohlenstoff, der hier als Pyrolyseprodukt des
zweiten Brennstoffs entsteht und die Flamme verbreitert. Die Steinkohle in Haushaltsqualität
enthält jedoch auch ca. 60% flüchtige, sehr kohlenstoffreiche aromatische Stoffe,
die in der entstehenden Flamme feinen Ruß erzeugen, der eine extrem hohe Strahlungsleistung
bewirkt. Die Abbrandrate beträgt 2,5 mm/s.
Beispiel 5:
[0044]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
MgAl |
Ecka MX 011 |
60,0 |
Teflonpulver |
Hoechst TF 9202 |
25,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
15,0 |
[0045] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Teflon mit Aluminium als zweiten Brennstoff. Der zweite Brennstoff liegt
hier jedoch in einer Legierung mit dem ersten Brennstoff Magnesium in einem Gewichtsverhältnis
von 50/50 vor. Statt der Legierung könnte hier auch ein homogenes Gemisch von Magnesium
und Aluminium eingesetzt werden. Beim Abbrand dieser Hochleistungswirkmasse verdampft
zunächst das Magnesium und das Aluminium, dessen Siedetemperatur beim Abbrand nicht
erreicht wird, wird aus der Hochleistungswirkmasse freigesetzt. Die Abbrandrate beträgt
2,8 mm/s.
Beispiel 6:
[0046]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
45,0 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
19,0 |
Steinkohle |
Haushaltsqualität, Körnung < 1,0 mm |
18,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
11,9 |
Guanidinazotetrazolat (GZT) |
Eigensynthese |
6,0 |
Kupferftalocyanin |
BASF Vossenblau |
0,1 |
[0047] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid und Steinkohle als zweiten Brennstoff. GZT dient als Flammenverbreiterungsmittel.
Die Abbrandrate beträgt 2,7 mm/s.
Beispiel 7:
[0048]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
47,5 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
11,5 |
Bor |
Körnung: 1 µm |
13,0 |
Titan |
Svenska kemi, Körnung: 250 - 425 µm |
7,0 |
Kupferftalocyanin |
BASF Vossenblau |
1,0 |
[0049] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid mit Titan als zweiten Brennstoff und Bor als weiteren
zweiten Brennstoff. Diese Wirkmasse brennt besonders schnell. Die Abbrandrate beträgt
8,0 mm/s.
Beispiel 8:
[0050]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
21,8 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
11,2 |
Bor |
Körnung: 1 µm |
30,7 |
Titan |
Chemetall Typ E trocken |
15,3 |
Ferrocen |
Arapahoe Chemicals |
1,0 |
[0051] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid mit Titan als zweiten Brennstoff und Bor als weiteren
zweiten Brennstoff. Die mit dieser Wirkmasse gemessene spezifische Strahlungsleistung
ist fast identisch mit der spezifischen Strahlungsleistung der Hochleistungswirkmasse
gemäß Beispiel 7. Die Wirkmasse enthält jedoch weniger Magnesium. Dadurch wird die
reduzierende Primärflamme kleiner und der zweite Brennstoff und der weitere zweite
Brennstoff werden früher umgesetzt. Daher ist die spezifisch Strahlungsleistung beim
Abbrand trotz erheblich höherer Energiedichte als bei der Wirkmasse gemäß Beispiel
7 nicht höher als bei dieser Wirkmasse. Die Abbrandrate beträgt nur 4,7 mm/s. Dies
zeigt, dass die Energiedichte einer Wirkmasse weniger wichtig ist als die ideale Verteilung
der Zonen der Flamme.
Beispiel 9:
[0052]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
39,8 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
11,2 |
Bor |
Körnung: 1 µm |
20,7 |
Titan |
Svenska kemi, Körnung: 250 - 425 µm |
7,3 |
Ferrocen |
Arapahoe Chemicals |
1,0 |
[0053] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid mit Titan als zweiten Brennstoff und Bor als weiteren
zweiten Brennstoff. Die Zonenverteilung in der Flamme wurde optimiert. Die Energiedichte
dieser Wirkmasse ist geringer als die Energiedichte der Wirkmasse gemäß Beispiel 8.
Dennoch weist sie beim Abbrand eine sehr viel höhere spezifische Strahlungsleistung
auf als diese. Die Abbrandrate beträgt 7,4 mm/s.
Beispiel 10:
[0054]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
47,5 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
11,5 |
Titanhydrid |
Chemetall GmbH |
13,0 |
Titan |
Svenska kemi, Körnung: 250 - 425 µm |
7,0 |
Kupferftalocyanin |
BASF Vossenblau |
1,0 |
[0055] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid mit Titan als zweiten Brennstoff und Titanhydrid als weiteren
zweiten Brennstoff. Aus Titanhydrid entstehen bei der Erwärmung durch die Primärflamme
Titan und Wasserstoff. Die Wirkmasse ist sehr leistungsstark. Die Abbrandrate beträgt
3,2 mm/s.
Beispiel 11:
[0056]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
47,5 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
11,5 |
Zirkoniumhydrid |
Chemetall GmbH |
13,0 |
Titan |
Svenska kemi, Körnung: 250 - 425 µm |
7,0 |
Kupferftalocyanin |
BASF Vossenblau |
1,0 |
[0057] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid mit Titan als zweiten Brennstoff und Zirkoniumhydrid als
weiteren zweiten Brennstoff. Aus Zirkoniumhydrid entstehen bei der Erwärmung durch
die Primärflamme Zirkonium und Wasserstoff. Die beim Abbrand entstehende Flamme weist
vier Zonen auf: Eine Primärflamme, in welcher Magnesium verbrennt, eine erste Zone
der Sekundärflamme, in der Titan verbrennt, eine zweite Zone der Sekundärflamme, in
der Zirkonium verbrennt, und eine dritte Zone der Sekundärflamme, in der Wasserstoff
verbrennt. Die Wirkmasse ist sehr leistungsstark. Die Abbrandrate beträgt 5,0 mm/s.
Beispiel 12:
[0058]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
47,5 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
11,5 |
Zirkonium-Nickel |
50/50 Degussa |
13,0 |
Titan |
Svenska kemi, Körnung: 250 - 425 µm |
7,0 |
Kupferftalocyanin |
BASF Vossenblau |
1,0 |
[0059] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid mit Titan als zweiten Brennstoff, Zirkonium als weiteren
zweiten Brennstoff und Nickel als zusätzlichen zweiten Brennstoff. Zirkonium und Nickel
liegen in einer Legierung in einem Massenverhältnis von 50/50 vor. Die beim Verbrennen
der Wirkmasse entstehende Flamme weist vier Zonen auf: Eine Primärflamme, in der Magnesium
verbrennt, eine erste Zone der Sekundärflamme, in der Titan verbrennt, eine zweite
Zone der Sekundärflamme, in der Zirkonium verbrennt, und eine dritte Zone der Sekundärflamme,
in der Nickel verbrennt. Die Wirkmasse ist sehr leistungsstark. Die Abbrandrate beträgt
4,3 mm/s.
Beispiel 13:
[0060]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
47,5 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
11,5 |
Blähgrafit |
NGS Naturgraphit GmbH, Ex 180 SC, grobkörnig |
13,0 |
Titan |
Svenska kemi, Körnung: 250 - 425 µm |
7,0 |
Kupferftalocyanin |
BASF Vossenblau |
1,0 |
[0061] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid mit Titan als zweiten Brennstoff und Blähgrafit bzw. Kohlenstoff
als weiteren zweiten Brennstoff. Bei Blähgrafit handelt es sich um Grafit, bei dem
zwischen die Kohlenstoff-Schichten Atome oder kleine Moleküle eingelagert sind. Blähgrafit
dehnt sich bei Beaufschlagung mit Wärme stark aus. Die Wirkmasse ist sehr leistungsstark.
Die Abbrandrate beträgt 5,8 mm/s. Der Blähgrafit bewirkt eine zusätzliche Raumwirkung.
Beispiel 14:
[0062]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
20,2 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
12,8 |
Bor |
Körnung: 1 µm |
15,7 |
Titanhydrid |
Chemetall GmbH |
15,3 |
Blähgrafit |
NGS Naturgraphit GmbH, grobkörnig |
15,0 |
Ferrocen |
Arapahoe Chemicals |
1,0 |
[0063] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid mit Titan als zweiten Brennstoff, Bor als weiteren zweiten
Brennstoff, Titanhydrid als zusätzlichen zweiten Brennstoff und Kohlenstoff als weiteren
zusätzlichen zweiten Brennstoff. Aus Titanhydrid entstehen bei der Erwärmung durch
die Primärflamme Titan und Wasserstoff. Die Wirkmasse zeigt beim Abbrand eine Flamme
mit fünf Zonen: In einer Primärflamme verbrennt Magnesium, in einer ersten Zone der
Sekundärflamme Titan, in einer zweiten Zone der Sekundärflamme Bor, in einer dritten
Zone der Sekundärflamme Wasserstoff und in einer vierten Zone der Sekundärflamme Kohlenstoff.
Die Wirkmasse ist relativ leistungsstark. Der Blähgrafit bewirkt zusätzlich eine Raumwirkung.
Die Wirkmasse brennt verhältnismäßig langsam ab. Die Abbrandrate beträgt 1,8 mm/s.
Beispiel 15:
[0064]
Stoff |
Typ |
Gewichtprozent |
Magnesium |
LNR 61 |
40,0 |
Grafitfluorid |
Sigma-Aldrich |
20,0 |
Viton |
3M Fluorel FC-2175 |
11,5 |
Bor |
Körnung: 1 µm |
10,0 |
Titan |
Svenska kemi, Körnung: 250 - 425 µm |
7,5 |
Blähgrafit |
NGS Naturgraphit GmbH, feinkörnig |
10,0 |
Ferrocen |
Arapahoe Chemicals |
1,0 |
[0065] Es handelt sich bei dieser Hochleistungswirkmasse um eine Schwarzkörperwirkmasse
auf Basis von Grafitfluorid mit Titan als zweiten Brennstoff, Bor als weiteren zweiten
Brennstoff und Kohlenstoff als zusätzlichen zweiten Brennstoff. Beim Abbrand zeigt
die Wirkmasse eine Flamme mit vier Zonen: In einer Primärflamme verbrennt Magnesium,
in einer ersten Zone der Sekundärflamme Titan, in einer zweiten Zone der Sekundärflamme
Bor und in einer dritten Zone der Sekundärflamme Kohlenstoff. Die Wirkmasse ist relativ
leistungsstark. Der Blähgrafit verursacht zusätzlich eine Raumwirkung. Die Wirkmasse
brennt sehr schnell ab. Die Abbrandrate beträgt 7,2 mm/s.
Messergebnis der Strahlungsmessungen:
[0066] Es wurden jeweils 5 Messreihen durchgeführt. Alle angegebenen Werte wurden für jede
Messreihe separat ermittelt und berechnet. Die angegebenen Werte sind Durchschnittswerte
der für jede Messreihe ermittelten Werte. "E
a" bezeichnet dabei die im A-Band (ca. 1,8 - 2,6 µm) und "Eb" die im B-Band (ca. 3,5
- 4,6 µm) gemessene spezifische Leistung in J/(g sr). "% MTV" gibt die Summe der spezifischen
Leistungen im A-Band und im B-Band in Prozent der für MTV gemessenen spezifischen
Leistung an.
Wirkmasse |
Ea/(J/ (g sr)) |
Eb/(J/ (g sr)) |
(Ea + Eb)/ (J/(g sr)) |
Eb/Ea |
% MTV |
MTV |
166 |
82 |
248 |
0.496 |
100 |
Beispiel 1 |
312 |
157 |
469 |
0.506 |
178 |
Beispiel 2 |
313 |
156 |
469 |
0.500 |
178 |
Beispiel 3 |
219 |
141 |
361 |
0.646 |
145 |
Beispiel 4 |
315 |
177 |
492 |
0.562 |
198 |
Beispiel 5 |
218 |
103 |
322 |
0.474 |
122 |
Beispiel 6 |
293 |
188 |
482 |
0.641 |
188 |
Beispiel 7 |
212 |
135 |
347 |
0.635 |
140 |
Beispiel 8 |
207 |
137 |
344 |
0.661 |
139 |
Beispiel 9 |
308 |
204 |
512 |
0.662 |
207 |
Beispiel 10 |
212 |
139 |
351 |
0.654 |
141 |
Beispiel 11 |
206 |
133 |
339 |
0.645 |
137 |
Beispiel 12 |
183 |
121 |
304 |
0.659 |
123 |
Beispiel 13 |
163 |
120 |
283 |
0.735 |
114 |
Beispiel 14 |
154 |
126 |
280 |
0.816 |
113 |
Beispiel 15 |
185 |
130 |
315 |
0.705 |
127 |
Bezugszeichenliste
[0067]
- 10
- Wirkmasse
- 11
- Hochleistungswirkmasse
- 12
- Primärflamme
- 14
- Sekundärflamme
- 15
- erste Zone der Sekundärflamme
- 16
- zweite Zone der Sekundärflamme
- 18
- Abbrandprodukte
1. Hochleistungswirkmasse (11) für pyrotechnische Infrarotscheinziele umfassend einen
ersten Brennstoff, mindestens einen zweiten Brennstoff, ein Oxidationsmittel und ein
Bindemittel, wobei der erste Brennstoff und das Oxidationsmittel hinsichtlich ihrer
Redoxpotentiale so gewählt sind, dass das Oxidationsmittel den ersten Brennstoff nach
Zündung in einer exothermen Reaktion unter Entstehung einer Primärflamme (12) und
Emission von Infrarotstrahlung oxidieren kann, wobei der zweite Brennstoff bei der
Reaktion entzündet, erhitzt und/oder pyrolysiert und aus der Hochleistungswirkmasse
(11) freigesetzt wird, wobei der zweite Brennstoff so gewählt ist, dass dessen Redoxpotential
oder das Redoxpotential mindestens eines Pyrolyseprodukts des zweiten Brennstoffs
höher ist als das Redoxpotential des ersten Brennstoffs und dass der erhitzte oder
entzündete zweite Brennstoff oder das Pyrolyseprodukt an der Luft brennen kann, wobei
die Menge des in der Hochleistungswirkmasse (11) enthaltenen Oxidationsmittels höchstens
so groß ist, dass sie gerade ausreicht, um den ersten Brennstoff vollständig zu oxidieren.
2. Hochleistungswirkmasse (11) nach Anspruch 1,
wobei die Menge des in der Hochleistungswirkmasse (11) enthaltenen Oxidationsmittels
so bemessen ist, dass die Zahl der vom gesamten Brennstoff in der Hochleistungswirkmasse
(11) in Redoxreaktionen abzugebenden Elektronen, die Zahl der Elektronen, die vom
Oxidationsmittel aufgenommen werden können, mindestens um den Faktor 2, insbesondere
mindestens um den Faktor 3, insbesondere mindestens um den Faktor 4, insbesondere
mindestens um den Faktor 5, übersteigt.
3. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Menge
des in der Hochleistungswirkmasse (11) enthaltenen Oxidationsmittels so bemessen ist,
dass die Zahl der vom ersten Brennstoff in der Hochleistungswirkmasse (11) in Redoxreaktionen
abzugebenden Elektronen, die Zahl der Elektronen, die vom Oxidationsmittel aufgenommen
werden können, mindestens um den Faktor 1,25, insbesondere mindestens um den Faktor
1,5, insbesondere mindestens um den Faktor 2, übersteigt.
4. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der erste
Brennstoff ein Metall, eine Mischung aus Metallen oder eine Metalllegierung umfasst.
5. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der erste
Brennstoff einen Siedepunkt aufweist, der unterhalb einer sich bei der Reaktion des
ersten Brennstoffs mit dem Oxidationsmittel nach dessen Zündung einstellenden Reaktionstemperatur
liegt.
6. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der erste
Brennstoff Magnesium, Calcium, Lithium, Aluminium oder eine Legierung oder Mischung
aus mindestens zwei dieser Metalle umfasst.
7. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der zweite
Brennstoff, Aluminium, Magnesium, Titan, Zirkonium, Hafnium, Calcium, Lithium, Niob,
Wolfram, Mangan, Eisen, Nickel, Kobalt, Zink, Zinn, Blei, Wismut, eine Legierung oder
Mischung aus mindestens zwei dieser Metalle, eine Zirkonium-Nickel-Legierung oder
-Mischung, eine Aluminium-Magnesium-Legierung oder -Mischung, eine Lithium-Aluminium-Legierung
oder -Mischung, eine Lithium-Silizium-Legierung oder -Mischung, eine Calcium-Aluminium-Legierung
oder -Mischung, eine Eisen-Titan-Legierung oder -Mischung, eine Zirkonium-Titan-Legierung
oder -Mischung, Bor, Titanhydrid, Zirkoniumhydrid, ein Borhydrid, Hafniumhydrid, ein
Lithiumkomplexhydrid, elementaren Kohlenstoff, Blähgrafit, Steinkohle, Holzkohle,
Braunkohle, Phosphor, Schwefel, Silizium, Sägemehl, Holz oder Kunststoff umfasst.
8. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der zweite
Brennstoff ein Metall, eine Mischung aus Metallen, eine Metalllegierung oder ein Metallhydrid
umfasst.
9. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der erste
Brennstoff Magnesium und der zweite Brennstoff eine Mischung oder Legierung aus Titan
und Bor umfasst.
10. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der zweite
Brennstoff einen Siedepunkt aufweist, der oberhalb einer sich bei der Reaktion des
ersten Brennstoffs mit dem Oxidationsmittel nach dessen Zündung einstellenden Reaktionstemperatur
liegt.
11. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der erste
Brennstoff und/oder der zweite Brennstoff in Form von Partikeln vorliegt oder in Partikeln
enthalten ist.
12. Hochleistungswirkmasse (11) nach Anspruch 11,
wobei die den zweiten Brennstoff umfassenden Partikel eine Wärmeleitfähigkeit von
mindestens 20 W/(m • K) aufweisen.
13. Hochleistungswirkmasse (11) nach Anspruch 11 oder 12,
wobei die den zweiten Brennstoff umfassenden Partikel in Form von Streifen, Drahtstücken
oder Spänen vorliegen oder, zumindest an ihrer Oberfläche, porös ausgebildet sind.
14. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der Ansprüche 11 bis 13,
wobei der zweite Brennstoff ein Metall oder eine Metalllegierung ist und die den zweiten
Brennstoff umfassenden Partikel, zumindest an ihrer Oberfläche, porös ausgebildet
sind und in Poren dieser Partikel ein festes Kohlenstofffluorid, insbesondere Polytetrafluorethylen
(PTFE), ein fester Fluorkohlenwasserstoff oder ein sonstiges Oxidationsmittel, welches
bei der Umsetzung mit dem zweiten Brennstoff Ruß bildet, enthalten ist.
15. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der Ansprüche 11 bis 14,
wobei die den zweiten Brennstoff umfassenden Partikel ein größeres durchschnittliches
Volumen aufweisen als die den ersten Brennstoff umfassenden Partikel.
16. Hochleistungswirkmasse (11) nach einem der Ansprüche 11 bis 14,
wobei der erste Brennstoff und der zweite Brennstoff jeweils aus mindestens einem
Metall besteht, wobei der erste und der zweite Brennstoff zusammen in einer Legierung
oder in einer, insbesondere homogenen, Mischung vorliegen.