[0001] Die Erfindung betrifft eine implantierbare Prothese zum Ersatz des menschlichen Hüft-
oder Kniegelenks und der angrenzenden Knochenabschnitte, wobei die Prothese ein Gelenkersatzteil,
ein Schaftersatzteil, welches mit dem Gelenkersatzteil verbindbar ist oder ein Stück
damit bildet und einen zentralen Hohlraum hat, sowie ein in den Hohlraum einsetzbares
stabförmiges Schaftverankerungsteil aufweist. Eine solche implantierbare Prothese
ist aus der
EP 1 371 346 B1 bekannt.
[0002] Nach Resektion eines Knochentumors kann der entfernte Knochen und das betroffene
Gelenk durch eine Tumorprothese ersetzt werden und es besteht zunächst keine Beinlängendifferenz.
Die Prothese wird in dem verbliebenen Knochen verankert, wie es beispielsweise in
der
EP 1 371 346 B1 beschrieben ist. Wenn sich wachstumsbedingt eine Beinlängendifferenz einstellt, kann
der Knochen osteotomiert und die Prothese anstelle des Schaftverankerungsteils mit
einem Distraktionsmarknagel zur Durchführung der Kallusdistraktionsmethode bestückt
werden. Solche Distraktionsmarknägel sind beispielsweise in der
EP 0 432 253 B1 beschrieben.
[0003] Wenn ein zweiter Verlängerungsschritt notwendig wird, muss diese Prozedur erneut
durchgeführt werden. In jedem Fall muss aber nach Abschluss des Längenwachstums der
Distraktionsmarknagel, der nicht zur dauerhaften Schaftverankerung belassen werden
kann, durch ein solides Schaftverankerungsteil ersetzt werden. Der Wechsel von einem
Distraktionsmarknagel oder der Austausch gegen ein solides Schaftverankerungsteil
ist meist nur möglich, wenn die Gelenkkomponenten entkoppelt werden, so dass umfangreiche
operative Freilegungen erforderlich sind. Somit sind mindestens zwei, meist jedoch
sogar drei umfangreiche operative Eingriffe zusätzlich zu der Resektion des Tumors
gelenknah im Bereich der Prothese erforderlich, was ein erhebliches Infektionsrisiko
bedeutet.
[0004] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, unter Beibehaltung der Vorteile
der Knochenverlängerung nach der Kallusdistraktionsmethode bei liegender Tumorprothese
das Ausmaß des erneuten operativen Eingriffs und damit das Infektionsrisiko deutlich
zu vermindern, wobei das künstliche Gelenk selbst möglichst wenig tangiert werden
soll.
[0005] Diese Aufgabe wird ausgehend von der implantierbaren Prothese der eingangs beschriebenen
Art dadurch gelöst, dass das Schaftverankerungsteil auf der gelenkersatzteilabgewandten
Seite eine Ortungseinrichtung zum Ausbilden eines Kanals durch den Knochenabschnitt
auf der gelenkersatzteilabgewandten Seite von außen her axial fluchtend zu dem Schaftverankerungsteil
und bis zu diesem hin und eine Befestigungseinrichtung für den Eingriff mit einem
außerhalb des Knochenabschnitts befindlichen Werkzeug durch den Kanal hindurch zum
Ausüben wenigstens einer Zugkraft auf das Schaftverankerungsteil aufweist, um es aus
dem Knochenabschnitt durch den Kanal hindurch entfernen zu können.
[0006] Die am Schaftverankerungsteil vorgesehene Ortungseinrichtung ermöglicht somit das
gezielte Bohren oder Fräsen eines Kanals in axial fluchtender Ausrichtung zu dem im
Knochenabschnitt eingesetzten Schaftverankerungsteil und mit einem Durchmesser, der
den Durchgang des Schaftverankerungsteils zulässt. Die Befestigungseinrichtung an
der gelenkersatzteilabgewandten Stirnseite des Schaftverankerungsteils ermöglicht
dann den Angriff eines Werkzeugs, mit dem das Schaftverankerungsteil aus dem Hohlraum
des Schaftersatzteils heraus durch den gefrästen Kanal im Knochen gezogen werden kann.
Anstelle des Schaftverankerungsteils kann dann durch den gefrästen Knochenkanal ein
Distraktionsmarknagel in den Hohlraum des Schaftersatzteils eingeführt und in bekannter
Weise fixiert werden. Nach Abschluss des gewünschten Längenwachstums des Knochens
an einer vorher vorgenommenen Osteotomie kann der Distraktionsmarknagel wiederum durch
den Kanal im Knochen entfernt und durch ein entsprechend langes massives Schaftverankerungsteil
ausgetauscht werden, das dann Teil der Prothese bleibt. Diese Maßnahmen können alle
über die gelenkersatzteilabgewandte Seite des Knochens ausgeführt werden, ohne dass
erneute große Operationen im Bereich der Prothese erforderlich sind, so dass das Infektionsrisiko
minimiert ist.
[0007] Die Ortungseinrichtung kann eine für den Patienten ungefährliche Strahlungsquelle
sein, die dem Schaftverankerungsteil auf dessen gelenkersatzteilabgewandter Seite
zugeordnet ist und durch deren Anmessung von außerhalb des Knochenabschnitts der Kanal
in der benötigten Ausgestaltung ausgebildet werden kann.
[0008] Als Ortungseinrichtung kann vorteilhafterweise auch ein aus der Befestigungseinrichtung
zentral vorstehendes drahtförmiges Führungselement verwendet werden, das durch den
Knochenabschnitt hindurchgeht und aus diesem nach außen herausragt. Die Verbindung
zwischen dem Führungselement und der Befestigungseinrichtung ist vorteilhafterweise
lösbar ausgeführt. Dies kann beispielsweise dadurch erreicht werden, dass die Befestigungseinrichtung
eine Innengewindebohrung und das Führungselement ein entsprechendes Außengewinde aufweist.
[0009] Um das Herausziehen des Schaftverankerungsteils durch den gefrästen Kanal unter der
Zugwirkung des Werkzeugs zu erleichtern, ist das Schaftverankerungsteil zweckmäßigerweise
so ausgebildet, dass durch das Werkzeug auch ein Drehmoment auf das Schaftverankerungsteil
übertragbar ist.
[0010] Werkzeugseitig vor dem Innengewinde weist dafür das Schaftverankerungsteil zusätzlich
einen Innenmehrkant auf. Das dabei verwendete Werkzeug ist dann zweigeteilt ausgebildet
und hat diametral innen ein Element zur Zugkraftübertragung, beispielsweise eine Zugstange
mit einem Außengewinde, und diametral außen ein Element zur Übertragung des Drehmoments
auf das Schaftverankerungsteil, beispielsweise ein hülsenförmiges Verbindungselement
mit einem Außenmehrkant.
[0011] Bei Verwendung eines Führungselements als Ortungseinrichtung wird dieses aus der
die Befestigungseinrichtung bildenden Innengewindebohrung herausgeschraubt. Die Zugstange
kann dann durch das hülsenförmige Verbindungselement hindurchgeführt und in die Innengewindebohrung
der Befestigungseinrichtung am Schaftverankerungsteil eingeschraubt werden, um axialen
Zug auf das Schaftverankerungsteil auszuüben, während sich über den Mehrkanteingriff
von Verbindungselement und Befestigungseinrichtung ein Drehmoment von außen übertragen
lässt, wodurch das Schaftverankerungsteil durch Zug und Drehmoment extrahiert werden
kann.
[0012] An dem Schaftverankerungsteil ist vorteilhafterweise auf der Werkzeugbefestigungsseite
eine Bohrschneide vorgesehen, die bei Drehung des Schaftverankerungsteils durch das
außerhalb des Knochens befindliche Werkzeug eventuell in den gefrästen Kanal vorstehende
Knochenteile abträgt und dadurch das Herausziehen des Schaftverankerungsteils erleichtert.
[0013] Die Oberfläche des Schaftverankerungsteils ist glatt, vorzugsweise poliert und hat
zweckmäßigerweise eine Oberflächenrautiefe von 0,1 µm oder weniger. Dadurch wird ein
Angriff des lebenden Knochens an dem Schaftverankerungsteil weitgehend ausgeschlossen,
so dass das Herausziehen des Schaftverankerungsteils aus dem Markraum ohne großen
Widerstand erfolgen kann.
[0014] Damit das Herausziehen des Schaftverankerungsteils aus dem Hohlraum des Schaftersatzteils
problemlos vonstatten gehen kann, ist zweckmäßigerweise die Innenwand des Hohlraums
gleitreibungsmindernd ausgebildet, beispielsweise durch Aufbringen einer dünnen Gleitschicht
oder Einbringen einer Kunststoffhülse.
[0015] Vorzugsweise wird in dem Gelenkersatzteil oder dem Schaftersatzteil eine in den Hohlraum
mündende Seitenbohrung vorgesehen, durch die ein Kabel durchgeführt werden kann, das
mit seinem einen Ende an einer subkutanen Antenne zur Energieeinspeisung und an seinem
anderen Ende mit einem Antrieb eines Distraktionsmarknagels verbindbar ist, wenn dieser
nach Entfernen des Schaftverankerungsteils in das Schaftersatzteil eingeführt wird,
um eine Knochendistraktion nach der Kallusdistraktionsmethode auszuführen.
[0016] An dem Schaftersatzteil können im Bereich seines gelenkersatzteilabgewandten Endes
bereits bei der ersten Operation Verbindungseinrichtungen zur Fixierung an einem angrenzenden
Knochenabschnitt angebracht werden, die jedoch erst bei der Ausführung einer Distraktion
Bedeutung gewinnen.
[0017] Das Schaftverankerungsteil hat über seine Länge einen gleichbleibenden Querschnitt,
kann sich aber auch zum Gelenkersatzteil hin verjüngen oder verjüngte Abschnitte aufweisen,
wie dies auch bei einem Distraktionsmarknagel der Fall sein kann.
[0018] Das Schaftverankerungsteil kann ein massiver Stabilisator oder ein Marknagel mit
integriertem Antrieb für die Distraktion sein.
[0019] In der erfindungsgemäßen Ausgestaltung kann die implantierbare Prothese mit ihrem
gelenkbildenden Teil konventionell ausgeführt werden, was entscheidende Vorteile hat,
weil das Prothesenschloss zur Tibiakomponente wesentlich einfacher und solider ausgeführt
werden kann und die Prothese nicht mehr entkoppelt werden muss und dauerhaft belassen
werden kann. Auch die Verbindung zu dem Schaftersatzteil, dessen Länge variabel und
so kurz wie möglich ausgeführt werden kann, dass lediglich der durch die Resektion
entstehende Defekt überbrückt wird, kann in konventioneller Form, beispielsweise als
Konus- und Schraubverbindung zur Ausführung kommen.
[0020] Bei einem Ersatz des Kniegelenks und des kniegelenknahen Femurschaftteils wird nach
einer En-Bloc-Resektion des erkrankten Knochenteils des Femurs zunächst die tibiale
Gelenkkomponente implantiert. Hierzu kommt bei Kindern vorzugsweise eine Tibia-Plateaukomponente
mit einem PTFE-Inlay zur Anwendung, deren Schaftverankerungsteil poliert ist, wobei
die Rotationsstabilität über Zapfen unter der Tibiaplateaukomponente gegeben ist.
Bei dieser Anordnung kann unter dem Druck der erhaltenen Wachstumsfuge das polierte
Schaftverankerungsteil gleiten und das verbliebene Wachstumspotential der proximalen
Tibiawachstumsfuge genutzt werden.
[0021] Anschließend wird in den Trochanter major in der Frontalebene in Verlängerung des
Markraums und in der seitlichen Ebene auf Höhe des vorderen Drittelpunkts des proximalen
Femurs ein Führungsdraht eingeführt und durch den Markraum von proximal bis in den
Defekt vorgeschoben. Über diesen Führungsdraht wird der Markraum schrittweise von
distal so weit aufgefräst, wie es für das Einführen des Schaftverankerungsteils erforderlich
ist. Das Gelenkersatzteil und das Schaftersatzteil werden nun je nach Defektgröße
ausgewählt. In den Hohlraum des Schaftersatzteils wird nun auf dessen offener Seite
das gerade, auf den Markraumdurchmesser abgestimmte, außen polierte Schaftverankerungsteil
eingeführt und formschlüssig mit Bolzen oder Schrauben verbunden. Jetzt kann die Prothese
in situ verbracht und einerseits mit dem zuvor von proximal eingeführten Führungsdraht
in der zentralen Öffnung des Schaftverankerungsteils und andererseits über das Prothesenschloss
mit der Tibiaplateaukomponente verbunden werden. Der Führungsdraht wird etwa ein Zentimeter
oberhalb der Trochanterspitze abgetrennt. Zusätzlich wird an dem Gelenkersatz- bzw.
Schaftersatzteil lateralseitig noch eine L-Platte angebracht, über die das spätere
Verschiebesegment bereits jetzt mit einer oder zwei Kleinfragmentschrauben fixiert
wird.
[0022] Zur Verlängerung des verbliebenen Oberschenkelknochens wird mit einem geraden, auf
den liegenden Führungsdraht abgestimmten kanülierten Fräser der Markraum zunächst
bis zur geplanten Osteotomiehöhe stufenweise entsprechend dem Durchmesser des vorgesehenen
Distraktionsmarknagels aufgefräst. Anschließend erfolgt die Knochendurchtrennung in
minimal invasiver Technik, vorzugsweise mit einer Markraumsäge. Der Fräsvorgang wird
nun bis zum Erreichen des Schaftverankerungsteils fortgesetzt. Eine eventuell vorliegende
Krümmung des Knochens kann dabei überwunden werden, da nach der Osteotomie die beiden
Knochensegmente in der Regel sehr kurz sind und sich zueinander ausrichten. Sobald
das Schaftverankerungsteil erreicht ist, wird über den Führungsdraht ein kanüliertes
Extraktionswerkzeug eingeführt, dessen Mehrkant am Ende in einen entsprechenden Innenmehrkant
in dem Schaftverankerungsteil eingreift, so dass Rotationskräfte zur Lösung des Schaftverankerungsteils
nach Entfernung der Formschlussverbindung zwischen dem Schaftverankerungsteil und
dem Gelenkersatz- bzw. Schaftersatzteil übertragbar werden. Nun wird der Führungsdraht
aus der Befestigungseinrichtung heraus geschraubt und eine Zugstange durch das kanülierte
Werkzeug in das Gewinde der Befestigungsvorrichtung geschraubt. Damit kann nun auch
eine Axialkraft auf den Schaftverankerungsteil ausgeübt und dieser nach proximal extrahiert
werden. Eine Bohrschneide an der gelenkersatzteilabgewandten Seite des Schaftverankerungsteils
kann hierbei kleinere intramedulläre Hindernisse abtragen. Anschließend wird der Distraktionsmarknagel
durch den so gebildeten Knochenkanal in den Hohlraum des Schaftersatzteils eingeführt.
Der Distraktionsmarknagel wird mit Bolzen oder Schrauben formschlüssig einerseits
über die vorgesehenen Öffnungen mit dem Gelenkersatz- bzw. Schaftersatzteil und andererseits
mit dem proximalen Femur verbunden. Bei Verwendung eines elektromotorischen Antriebs
mit subkutaner Empfangsantenne kann es je nach Ausführungsform erforderlich sein,
dass der Antrieb vorweg in das Schaftersatzteil eingeführt wird. Das Kabel wird hierzu
mit Hilfe eines Fadens oder eines Drahtes vorweg durch den Kanal im proximalen Femur
über die Osteotomie in die Öffnung des Gelenk- und Schaftersatzteils eingeführt und
seitlich ausgeleitet.
[0023] Bei einem Ersatz des Hüftgelenks und des hüftgelenknahen Femurschaftanteils wird
ähnlich vorgegangen. Sofern nicht eine Hemiarthroplastik vorgesehen ist, wird nach
der En-Bloc-Resektion des erkrankten Knochenanteils des Femurs zunächst die Gelenkpfanne
implantiert. Anschließend wird ein Führungsdraht interkondylär in der Frontalebene
mittig und in der seitlichen Ebene in Verlängerung der distalen Femurschaftachse eingeführt
und durch den Markraum bis in den Defekt vorgeschoben. Über diesen Führungsdraht wird
der Markraum schrittweise so weit aufgefräst, wie es für das Einführen des Schaftverankerungsteils
erforderlich ist. Das Gelenkersatzteil und das Schaftersatzteil werden je nach Defektgröße
ausgewählt. In die gelenkersatzteilabgewandte Öffnung des Hohlraums des Schaftersatzteils
wird nun das gerade, auf den Markraumdurchmesser abgestimmte, außen polierte Schaftverankerungsteil
eingeführt und formschlüssig mit Bolzen oder Schrauben verbunden. Dann wird die Prothese
in situ verbracht, wobei der Führungsdraht in die zentrale Öffnung des Schaftverankerungsteils
eingeführt wird. Der Führungsdraht wird in der Notch abgetrennt. Zusätzlich wird an
dem Gelenkersatzteil bzw. dem Schaftersatzteil lateral noch eine L-Platte angebracht,
über die das spätere Verschiebesegment bereits jetzt mit einer oder zwei Kleinfragmentschrauben
fixiert wird.
[0024] Nach Abschluss des Längenwachstums wird mit einem geraden, auf den liegenden Führungsdraht
abgestimmten kanülierten Fräser der Markraum zunächst bis zur geplanten Osteotomiehöhe
stufenweise entsprechend dem Durchmesser des vorgesehenen Distraktionsmarknagels aufgefräst.
Anschließend erfolgt die Knochendurchtrennung in minimal invasiver Technik, vorzugsweise
mit einer Markraumsäge. Der Fräsvorgang wird nun bis zum Erreichen des Schaftverankerungsteils
der Prothese fortgesetzt. Eine eventuell vorliegende Krümmung des Knochens kann dabei
überwunden werden, da nach der Osteotomie die beiden Knochensegmente in der Regel
sehr kurz sind und sich zueinander ausrichten. Sobald das Schaftverankerungsteil erreicht
ist, wird über den Führungsdraht ein kanüliertes Extraktionswerkzeug eingeführt, dessen
Mehrkant am Ende in einen entsprechenden Innenmehrkant in dem Schaftverankerungsteil
eingreift, so dass Rotationskräfte zur Lösung des Schaftverankerungsteils nach Entfernung
der Formschlussverbindung zwischen dem Schaftverankerungsteil und dem Gelenkersatz-
bzw. dem Schaftersatzteil übertragbar werden. Nun wird der Führungsdraht aus der Befestigungseinrichtung
heraus geschraubt und eine Zugstange durch das kanülierte Werkzeug in das Gewinde
der Befestigungsvorrichtung eingeschraubt. Damit kann nun auch eine Axialkraft auf
das Schaftverankerungsteil ausgeübt und dieses nach distal extrahiert werden. Eine
Bohrschneide an der gelenkersatzteilabgewandten Seite des Schaftverankerungsteils
kann hierbei kleinere intramedulläre Hindernisse abtragen. Anschließend wird der Distraktionsmarknagel
durch den so gebildeten Knochenkanal in den Hohlraum des Schaftersatzteils eingeführt.
Der Distraktionsmarknagel wird mit Bolzen oder Schrauben formschlüssig einerseits
über die vorgesehenen Öffnungen mit dem Gelenkersatz- bzw. Schaftersatzteil und andererseits
mit dem distalen Femur verbunden. Bei Verwendung eines elektromotorischen Antriebs
mit subkutaner Empfangsantenne kann es je nach Ausführungsform erforderlich sein,
dass der Antrieb vorweg in das Schaftersatzteil eingeführt wird. Das Kabel wird hierzu
mit Hilfe eines Fadens oder eines Drahtes vorweg durch den Kanal im distalen Femur
über die Osteotomie in die Öffnung des Gelenk- und Schaftersatzteils eingeführt und
seitlich ausgeleitet.
[0025] Anhand von Zeichnungen wird die Erfindung beispielsweise näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- in einem Längsschnitt schematisch eine implantierbare Prothese mit dem angrenzenden
Knochenabschnitt,
- Fig. 2
- in einer Teilansicht im Längsschnitt den Knochenabschnitt mit einer alternativen Ausgestaltung
des gelenkersatzteilabgewandten Teils des Schaftverankerungsteils der Prothese,
- Fig. 3
- in einer Teilansicht im Längsschnitt ein Extraktionswerkzeug im Eingriff mit dem Schaftverankerungsteil,
- Fig. 4
- in einer Längsansicht schematisch den Ersatz des distalen Femurs mit einer ersten
Ausführungsform eines anstelle des Schaftverankerungsteils eingesetzten Distraktionsmarknagels
vor der Distraktion,
- Fig. 5
- in einer Ansicht wie Fig. 3 den Zustand nach der Distraktion,
- Fig. 6
- in einer Ansicht wie Fig. 3 den Ersatz des distalen Femurs mit einer zweiten Ausführungsform
eines anstelle des Schaftverankerungsteils eingesetzten Distraktionsmarknagels vor
der Distraktion,
- Fig. 7
- in einer Ansicht wie Fig. 5 den Zustand nach der Distraktion,
- Fig. 8
- in einer Ansicht wie Fig. 3 schematisch den Ersatz des proximalen Femurs mit der ersten
Ausführungsform des Distraktionsmarknagels vor der Distraktion,
- Fig. 9
- in einer Ansicht wie Fig. 7 den Zustand nach der Distraktion,
- Fig. 10
- in einer Ansicht wie Fig. 7 schematisch den Ersatz des proximalen Femurs mit der zweiten
Ausführungsform des Distraktionsmarknagels vor der Distraktion und
- Fig. 11
- in einer Ansicht wie Fig. 9 den Zustand nach der Distraktion.
[0026] Die in Fig. 1 gezeigte implantierbare Prothese besteht aus einem Gelenkersatzteil
10, das mit einem Schaftersatzteil 12 für einen Austausch lösbar verbunden ist. Das
Schaftersatzteil 12 ist über eine Platte 19 und Schrauben mit einem Knochenabschnitt
18 verbunden.
[0027] In dem Schaftersatzteil 12 ist ein Hohlraum 14 in Form einer zentralen Sackbohrung
ausgebildet, die auf der Seite des Gelenkersatzteils 10 einen Boden 15 aufweist (in
der Praxis wird man es sicher durchbohren, da man zweckmäßigerweise den Gelenkersatzteil
und den Schaftersatzteil mit einer zentralen Schraube verbindet) und auf ihrer vom
Gelenkersatzteil 10 abgewandten Seite offen ist. Die Innenwand des Hohlraums 14 ist
mit einem gleitreibungsmindernden Belag versehen. In den Hohlraum 14 ist ein Schaftverankerungsteil
16 eingesetzt, dessen Wand poliert ist. Im Boden 15 des Schaftersatzteils 12 ist eine
Seitenbohrung 37 für die Durchführung eines Anschlusselements vorgesehen, das mit
seinem einen Ende mit einem Antrieb eines anstelle des Schaftverankerungsteils 16
eingesetzten Distraktionsmarknagels 30 (Fig. 4 bis 11) und mit seinem auf der Prothesenaußenseite
befindlichen Ende mit einem Subkutanempfänger zur Energieeinspeisung in den Antrieb
verbindbar ist. Das Schaftverankerungsteil 16 ist mit dem Schaftersatzteil 12 mittels
eines Schraubenbolzens 20 verbunden, der sich durch eine Querbohrung 22 im Schaftersatzteil
12 und im Schaftverankerungsteil 16 erstreckt.
[0028] Das Schaftverankerungsteil 16 hat an seinem vom Gelenkersatzteil 10 abgewandten Ende
eine Öffnung als Befestigungseinrichtung 26, mit der eine Ortungseinrichtung 28 in
Form eines Führungsdrahts lösbar in Eingriff steht, beispielsweise durch eine Gewindeverbindung.
Der Führungsdraht 28 erstreckt sich von dem Schaftverankerungsteil 16 durch den Knochenabschnitt
18 hindurch und aus ihm heraus.
[0029] Bei der in Fig. 1 gezeigten Ausführungsform bildet der Führungsdraht 28 die Führung
für einen außerhalb des Knochenabschnitts 18 befindlichen Fräser zum Fräsen eines
Kanals 42 (Fig. 3) bis zum freien Ende des Schaftverankerungsteils 16 hin, das dann
nach Lösen des Bolzens 20 durch den gefrästen Kanal 42 entfernt und durch einen Marknagel
30 (Fig. 4 bis 11) ersetzt werden kann, der durch Querbolzen 31 bzw. 3 (Fig. 4 bis
11) entsprechend fixiert wird, nachdem längs einer strichpunktiert gezeigten Trennebene
40 eine Osteotomie des Knochens mit Hilfe einer nicht gezeigten Innensäge vorgenommen
worden ist.
[0030] Bei der in Fig. 2 gezeigten Ausführung steht von dem Schaftverankerungsteil 16 ein
Schneidbohrer 38 vor, der bei Drehung des Schaftverankerungsteils 16 unter Zug eventuell
vorhandene Vorsprünge an der Wand des gefrästen Kanals 42 (Fig. 3) wegnimmt und so
das Herausziehen des Schaftverankerungsteils 16 aus dem Knochenabschnitt 18 und das
anschließende Einbringen eines Distraktionsmarknagels 30 (Fig. 4 bis 11) erleichtert.
[0031] Zum Herausziehen des Schaftverankerungsteils 16 aus dem Knochenabschnitt 18 an dessen
gelenkersatzteilabgewandter Seite hat dieses, wie in Fig. 3 gezeigt ist, stirnseitig
einen Innenmehrkant 46 und eine daran anschließende Innengewindebohrung 48 für den
Eingriff mit einem durch den Kanal 42 passenden hülsenförmigen Verbindungselement
45 eines außerhalb des Knochenabschnitts 18 befindlichen Werkzeugs 44. Das Verbindungselement
45 greift mit einem endseitigen Außenmehrkant in den Innenmehrkant 46 des Schaftverankerungsteils
16 formschlüssig ein. Eine durch das Verbindungselement 45 drehungsfrei hindurchgehende
Zugstange 49 ist mit ihrem endseitigen Außengewinde in die Innengewindebohrung 48
des Schaftersatzteils 16 eingeschraubt. Dadurch kann das Werkzeug 44, wenn es gedreht
wird, eine Zugkraft und ein Drehmoment für ein leichtes Extrahieren des Schaftverankerungsteils
16 übertragen.
[0032] In Fig. 4 bis 11 werden Varianten der Knochenverlängerung unter Verwendung eines
bekannten anstelle des extrahierten Schaftverankerungsteils 16 (Fig. 1 bis 3) eingesetzten
Distraktionsmarknagels 30 beschrieben.
[0033] Fig. 4 und 5 zeigen den Ersatz des distalen Femurknochens zum Beispiel nach Resektion
eines Knochentumors. Dargestellt sind ein Gelenkersatzteil 10 und ein Schaftersatzteil
12. Von proximal ist ein Distraktionsmarknagel 30 mit einem Langloch 32 formschlüssig
aber axial verschieblich in das Schaftersatzteil 12 eingeführt. Der Distraktionsmarknagel
30 ist zum Beispiel mit einer oder, vorteilhafter, wie dargestellt mit drei Schrauben
31 in dem proximalen Femurknochen 1 (in Fig. 1 bis 3 Knochenabschnitt 18) fixiert,
wodurch auch sehr proximale Osteotomien 2 (in Fig. 1 bis 3 Trennebene 40) möglich
werden. Die Fixierung distal der Osteotomie 2 erfolgt im proximalen Ende des Langlochs
32 ebenfalls mit einer Schraube 33. Über diese Schraube 33 kann mit einem Antrieb
im Marknagel 30, z. B. mit einem Getriebemotor, eine axiale Distraktionskraft auf
den Knochen ausgeübt und der Knochen so nach der Kallusdistraktionsmethode im Osteotomiespalt
2 durch Bildung von Kallus 5 verlängert werden. Die physiologische Antekurvation des
Femurs stellt keinen Hindernisgrund für die Einbringung eines geraden Marknagels 30
dar, da der Femur an der Osteotomie 2 begradigt wird. Durch die Seitenbohrung 37 wird
ein Elektrokabel zur Verbindung eines innenliegenden Antriebs mit einer im Unterhautfettgewebe
liegenden Antenne 39 ausgeleitet, über die dann von außen Energie eingekoppelt werden
kann.
[0034] Fig. 6 und 7 entsprechen im Wesentlichen Fig. 4 und 5. Die Verlängerung erfolgt hier
mit einem Distraktionsmarknagel 30, der einen Teleskopmechanismus 35 aufweist und
der einerseits mit Schrauben 31 im proximalen Femurknochen 1 (in Fig. 1 bis 3 Knochenabschnitt
18) verankert ist und andererseits formschlüssig mit einer weiteren Schraube 31 in
dem Schaftersatzteil 12 fixiert ist. Zur Erhöhung der Festigkeit in Schaftmitte, also
der Stelle der maximalen Biegebeanspruchung, kann der Teleskopmarknagel 30 so weit
in das Schaftersatzteil 12 versenkt werden, dass er auch im ausgefahrenen Zustand
noch ausreichend weit mit dem großen Durchmesser in dem Schaftersatzteil 12 verbleibt.
Das Kabel für die Antenne 39 ist bei dieser Ausgestaltung durch den ausgefrästen Kanal
42 abgeleitet.
[0035] Fig. 8 und 9 zeigen den Ersatz des proximalen Femurknochens zum Beispiel nach Resektion
eines Knochentumors. Hier wird von distal vom Kniegelenk aus durch den distalen Femurknochen
3, ein Distraktionsmarknagel 30 mit einem Langloch 32 in das Schaftersatzteil 12 axial
verschieblich eingeführt und einerseits mit mehreren Schrauben 31 im distalen Femur
3 (entspricht funktionsgemäß dem Knochenabschnitt 18 von Fig. 1 bis 3) und andererseits
mit einer weiteren Schraube 31 im distalen Langlochende und dem verbliebenen Femurschaft
4 verankert, der über Verbindungseinrichtungen 19 in Form einer L-förmigen Platte
mit dem Schaftersatzteil 12 verbunden ist. Über das Langloch 32 im Marknagel kann
mit einem Antrieb, beispielsweise mit einem Getriebemotor, innerhalb des Marknagels
30 eine axiale Distraktionskraft auf den Knochen ausgeübt und der Knochen so im Osteotomiespalt
2 (Trennebene 40 von Fig. 1 bis 3) nach der Kallusdistraktionsmethode (Kallus 5) verlängert
werden.
[0036] Fig. 10 und 11 entsprechen im Wesentlichen Fig. 8 und 9. Hier erfolgt die Verlängerung
(Kallus 5) jedoch mit einem Distraktionsmarknagel 30 mit einem Teleskopmechanismus
35 analog zu Fig. 6 und 7, der mit Schrauben 31 im distalen Femur 3 und mit einer
weiteren Schraube 31 in dem Schaftersatzteil 12 fixiert ist. Zur Erhöhung der Festigkeit
in Schaftmitte, also der Stelle der maximalen Biegebeanspruchung, kann der Teleskopmarknagel
30 auch hier so weit in das Schaftersatzteil versenkt werden, dass er auch im ausgefahrenen
Zustand noch ausreichend weit mit dem großen Durchmesser in dem Schaftersatzteil 12
verbleibt. Das Kabel für die Antenne 39 ist bei dieser Ausgestaltung durch den ausgefrästen
Kanal 42 abgeleitet.
1. Implantierbare Prothese zum Ersatz des menschlichen Hüft- oder Kniegelenks und der
angrenzenden Knochenabschnitte
- mit einem Gelenkersatzteil (10),
- mit einem Schaftersatzteil (12), das mit dem Gelenkersatzteil (10) verbindbar ist
oder ein Stück damit bildet und einen zentralen Hohlraum (14) hat, und
- mit einem stabförmigen Schaftverankerungsteil (16), das in den Hohlraum (14) im
Schaftersatzteil (12) einsetzbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass das Schaftverankerungsteil (16) auf der gelenkersatzteilabgewandten Seite
- eine Ortungseinrichtung (28) zum Ausbilden eines Kanals (42) durch den Knochenabschnitt
(18) auf der gelenkersatzteilabgewandten Seite von außen her axial fluchtend zu dem
Schaftverankerungsteil (16) und bis zu diesem hin sowie
- eine Befestigungseinrichtung (26) für den Eingriff mit einem außerhalb des Knochenabschnitts
(18) befindlichen Werkzeug (44) durch den Kanal (42) hindurch zum Ausüben wenigstens
einer Zugkraft auf das Schaftverankerungsteil (16) aufweist, um es aus dem Knochenabschnitt
(18) durch den Kanal (42) hindurch entfernen zu können.
2. Implantierbare Prothese nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ortungseinrichtung (28) eine Strahlungsquelle ist.
3. Implantierbare Prothese nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ortungseinrichtung (28) ein aus der Befestigungseinrichtung (26) zentral vorstehendes
drahtförmiges Führungselement ist, das durch den Knochenabschnitt (18) hindurchgeht
und aus diesem nach außen herausragt.
4. Implantierbare Prothese nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Führungselement (28) mit der Befestigungseinrichtung (26) lösbar verbindbar ist.
5. Implantierbare Prothese nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Schaftverankerungsteil (16) so ausgebildet ist, dass auf es durch das Werkzeug
(44) auch ein Drehmoment übertragbar ist.
6. Implantierbare Prothese nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Befestigungseinrichtung (26) eine Innengewindebohrung (48) aufweist.
7. Implantierbare Prothese nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass im Schaftverankerungsteil (16) werkzeugseitig vor der Innengewindebohrung (48) ein
Innenmehrkant (46) vorgesehen ist.
8. Implantierbare Prothese nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Schaftverankerungsteil (16) auf der Werkzeugbefestigungsseite eine Bohrschneide
(38) aufweist.
9. Implantierbare Prothese nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche des Schaftverankerungsteils (16) eine Oberflächenrautiefe von 0,1
µm oder weniger aufweist.
10. Implantierbare Prothese nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Innenwand des Hohlraums (14) im Schaftersatzteil (12) gleitreibungsmindernd ausgestaltet
ist.
11. Implantierbare Prothese nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Schaftersatzteil (12) an seinem gelenkersatzteilseitigen Ende eine in den Hohlraum
(14) mündende Seitenbohrung (37) aufweist.
12. Implantierbare Prothese nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass an dem Schaftersatzteil (12) im Bereich seines gelenkersatzteilabgewandten Endes
Verbindungseinrichtungen (19) zur Fixierung an einem angrenzenden Knochenabschnitt
anbringbar sind.
13. Implantierbare Prothese nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Schaftverankerungsteil (16) über seiner Länge einen gleichbleibenden und/oder
einen zum Gelenkersatzteil (10) hin verjüngten Querschnitt hat.
14. Implantierbare Prothese nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Schaftverankerungsteil (16) ein Stabilisator oder ein Marknagel ist.