[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer Färbespule gemäß dem Oberbegriff
des Anspruches 1.
[0002] Im Zusammenhang mit der Herstellung von Färbespulen ist seit langem das Problem bekannt,
dass diese Spulen oft nicht gleichmäßig durchgefärbt werden.
[0003] Derartige Färbespulen weisen insbesondere im Bereich ihrer auf der Färbespulenhülse
liegenden inneren Fadenlagen oft Farbunterschiede auf. Das heißt, die inneren Fadenlagen
unterscheiden sich in ihrer Farbgebung oft mehr oder weniger deutlich von den übrigen
Fadenlagen der Färbespulen.
[0004] Da sich solche Farbunterschiede bei der weiteren Verarbeitung der Färbspulen höchst
negativ auswirken, war es bislang üblich, Färbespulen vor der Weiterverarbeitung entweder
umzuspulen und bei dieser Gelegenheit die fehlerhaft gefärbten Fadenlagen zu entfernen,
oder sofort spezielle, sehr weiche Färbespulen zu wickeln.
[0005] Die
EP 0 787 674 A2 beschreibt beispielsweise einen Kreuzspulautomaten, der so ausgestattet ist, dass
eine vorbestimmte Menge der fehlerhaft gefärbten, inneren Fadenlagen pneumatisch abgesaugt
werden kann.
[0006] Das bekannte Verfahren weist allerdings den gravierenden Nachteil auf, dass es nicht
nur relativ energieaufwendig ist, sondern auch einen verhältnismäßig geringen Wirkungsgrad
besitzt.
[0007] Ein solches relativ energieaufwendiges Umspulen kann vermieden werden, wenn eine
Färbespule möglichst weich gewickelt wird, das heißt, wenn bei der Herstellung der
Kreuzspule mit einem relativ großen Kreuzungswinkel gearbeitet wird, was bekanntlich
zur Herstellung einer Kreuzspule niedriger Dichte führt.
[0008] Eine solche weiche Kreuzspule verfügt allerdings, bezogen auf ihren Durchmesser,
über relativ wenig Garnmasse, was wiederum dazu führt, dass der erforderliche Einsatz
an Färbeflotte pro Kilogramm Garn recht hoch ist.
[0009] Das heißt, die Herstellung solcher relativ weich gewickelter Färbespulen hat den
Nachteil, dass die Färbekosten verhältnismäßig hoch sind.
[0010] Im Zusammenhang mit der Herstellung von Kreuzspulen ist es außerdem seit langem grundsätzlich
bekannt, verschiedene Wicklungsarten einzusetzen.
[0011] In der Textilindustrie unterscheidet man dabei insbesondere zwischen zwei Kategorien,
der so genannten "Wilden Wicklung" und der so genannten "Präzisionswicklung".
[0012] Bei der "Wilden Wicklung" besteht ein festes Verhältnis zwischen der Umfangsgeschwindigkeit
der Kreuzspule und der Geschwindigkeit der Fadenchangierung.
[0013] Hierdurch wird der Kreuzungswinkel des Fadens auf der Oberfläche der Kreuzspule konstant
gehalten, während das Windungsverhältnis, das heißt, die Anzahl der Spulenumdrehungen
pro Doppelhub, mit zunehmendem Kreuzspulendurchmesser kleiner wird.
[0014] Nachteilig bei dieser Wicklungsart ist allerdings, dass, wenn keine zusätzlichen
Maßnahmen ergriffen werden, so genannte Bildwickelzonen auftreten, die das Ablaufverhalten
und das Färbeverhalten derartiger Kreuzspulen höchst negativ beeinflussen.
[0015] Bei der "Präzisionswicklung" besteht ein konstantes Verhältnis zwischen der Spulendrehzahl
und der Geschwindigkeit der Fadenchangierung und damit ein festes Windungsverhältnis
während der gesamten Spulenreise.
[0016] Bei dieser Wicklungsart treten keine Bildwickelzonen auf, so dass derartig gewickelte
Kreuzspulen ein sehr gutes Ablaufverhalten besitzen.
[0017] Bedingt durch den während der Spulenreise immer kleiner werdenden Fadenkreuzungswinkel
ist die Stabilität des Spulenkörpers und die Durchfärbbarkeit derartig gewickelter
Kreuzspulen allerdings eingeschränkt.
[0018] Um die Vorteile der beiden vorgenannten Wicklungsarten zu kombinieren und gleichzeitig
deren Nachteile zu eliminieren, wurde die so genannte "Stufenpräzisionswicklung" entwickelt.
[0019] Bei der "Stufenpräzisionswicklung" wird die Kreuzspule fertigungstechnisch in mehrere,
radial übereinander angeordnete Einzelspulen unterteilt, wobei jede Einzelspule in
der Wicklungsart "Präzisionswicklung" erstellt wird.
[0020] Das heißt, auch bei diesen Einzelspulen nimmt der Kreuzungswinkel von einem Ausgangswert
beginnend stetig ab. Am Übergang einer Einzelspule zur nächsten Einzelspule wird der
Kreuzungswinkel des Fadens allerdings stets wieder auf den ursprünglichen Ausgangswert
des Kreuzungswinkels zurückgeführt.
[0021] Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren zu entwickeln, das eine kostengünstige Herstellung von Färbespulen ermöglicht,
wobei jedoch sichergestellt ist, dass die auf die erfindungsgemäße Weise erstellten
Färbespulen beim nachfolgenden Färbeprozess gleichmäßig durchgefärbt werden.
[0022] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren gelöst, wie es im Anspruch
1 beschrieben ist.
[0023] Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind Gegenstand der
Unteransprüche.
[0024] Das erfindungsgemäße Verfahren, bei dem zu Beginn der Spulenreise zunächst in der
Wicklungsart Präzisionswicklung gewickelt und dabei mit einem sehr großen Kreuzungswinkel
gestartet wird, hat insbesondere den Vorteil, dass die Färbespule im Bereich ihrer
kritischen inneren Fadenlagen, das heißt, im Bereich der Fadenlagen, die die gelochte
Färbspulenhülse umwickeln, eine Wicklung mit geringerer Dichte aufweist.
[0025] Eine solche weniger dichte Fadenwicklung ermöglicht es, dass sich die Färbeflotte
auch im Bereich der inneren Fadenlagen gleichmäßig ausbreiten kann, was zu einem guten
Färbeergebnis, das heißt, gleichmäßig durchgefärbten Färbespulen führt.
[0026] Da bei Erreichen eines vorgebbaren, deutlich kleineren Kreuzungswinkels auf die Wicklungsart
Stufenpräzisionswicklung umgeschaltet wird, ist außerdem sicherstellt, dass die Färbespule
insgesamt einen vorteilhaften Spulenaufbau mit einer höheren, das Durchfärben noch
gestattenden Spulendichte und damit eine hohe Materialmasse aufweist.
[0027] Das heißt, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Färbespulen überzeugen
sowohl hinsichtlich ihrer Färbekosten, als auch bezüglich ihrer Durchfärbeeigenschaften.
[0028] Vorteilhafterweise wird beim Start der Spulenreise, das heißt, beim Start der Präzisionswicklung
mit einem Kreuzungswinkel gearbeitet, dessen Anfangswert bei > 40 Grad liegt.
[0029] Durch einen so großen Kreuzungswinkel lassen sich Farbstörungen im Bereich der inneren
Fadenlagen, wie sie bislang nahezu die Regel waren, auf relativ einfache Weise zuverlässig
vermeiden. Bei Erreichen eines vorgebbaren, kleineren Kreuzungswinkels, dessen Wert
vorzugsweise bei < 35 Grad liegt, wird von Präzisionswicklung auf Stufenpräzisionswicklung
umgeschaltet.
[0030] Ein solcher, auch als Startwinkel der Stufenpräzisionswicklung fungierender Kreuzungswinkel
von < 35 Grad, der im Zuge des Wickelprozesses stetig weiter abnimmt, ermöglicht das
Winkeln von Kreuzspulen mit einer relativ großen Materialmasse, wobei durch den Einsatz
der Stufenpräzisionswicklung außerdem ein gutes Ablaufverhalten der Kreuzspule gewährleistet
ist.
[0031] Wie im Anspruch 2 beschrieben, ist in vorteilhafter Ausführungsform des Weiteren
vorgesehen, dass während der Erstellung der Stufenpräzisionswicklung die Windungsverhältnisse
so gewählt werden, dass der Fadenabstand des auf die Kreuzspule auflaufenden Fadens
einen nahezu gleich bleibenden Wert aufweist. Auf diese Weise wird eine nahezu konstante
Dichte des Garnkörpers erreicht, was sich beim nachfolgenden Färbeprozess vorteilhaft
auswirkt.
[0032] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend anhand eines in den Zeichnungen dargestellten
Ausführungsbeispieles näher erläutert.
[0033] Es zeigt:
- Fig. 1
- eine Seitenansicht einer Arbeitsstelle einer Kreuzspulen herstellenden Textilmaschine
mit einer Spulvorrichtung, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren arbeitet,
- Fig. 2
- schematisch eine Kreuzspule zu Beginn ihrer Spulenreise, bei der zunächst mit Präzisionswicklung
und einem relativ großen Kreuzungswinkel α gewickelt wird,
- Fig. 3
- die Kreuzspule gemäß Fig.2 zum Zeitpunkt des Endes der Präzisionswicklung bzw. beim
Start der Stufenpräzisionswicklung,
- Fig. 4
- eine nach dem erfindungsgemäßen Verfahren herzustellende Kreuzspule am Ende ihrer
Spulenreise.
[0034] In Figur 1 ist schematisch, in Seitenansicht, eine insgesamt mit der Bezugszahl 1
gekennzeichnete Kreuzspulen herstellende Textilmaschine, im Ausführungsbeispiel ein
Kreuzspulautomat, dargestellt.
[0035] Derartige Kreuzspulautomaten besitzen üblicherweise zwischen ihren (nicht dargestellten)
Endgestellen eine Vielzahl gleichartiger Arbeitsstellen 2, auf denen, wie bekannt
und daher nicht näher erläutert, auf Ringspinnmaschinen gefertigte Spinnkopse 9 zu
großvolumigen Kreuzspulen 11, im Ausführungsbeispiel zu Färbespulen, umgespult werden.
[0036] Die Kreuzspulen 11 werden nach ihrer Fertigstellung, zum Beispiel durch Verschwenken
des Spulenrahmens 18 um die Schwenkachse 19, auf eine maschinenlange Kreuzspulen-Transporteinrichtung
21 überführt und zu einer maschinenendseitig angeordneten (nicht dargestellten) Spulenverladestation
oder dergleichen transportiert, von wo aus sie zu einer Färbestation überstellt werden.
[0037] Derartige Kreuzspulautomaten 1 weisen oft eine Logistikeinrichtung in Form eines
Spulen- und Hülsentransportsystems 3 auf. Innerhalb dieser Logistikeinrichtung laufen,
auf Transporttellern 8 in vertikaler Ausrichtung festgelegt, Spinnkopse 9 beziehungsweise
Leerhülsen 34 um.
[0038] Von diesem bekannten Spulen- und Hülsentransportsystem 3 sind in Fig.1 lediglich
die Kopszuführstrecke 4, die reversierend antreibbare Speicherstrecke 5, eine der
zu den Spulstellen 2 führenden Quertransportstrecken 6 sowie die Hülsenrückführstrecke
7 dargestellt. Die angelieferten Spinnkopse 9 werden dabei in einer der Abspulstellungen
10, die sich jeweils im Bereich der Quertransportstrecken 6 befinden, umgespult.
[0039] Wie bekannt, verfügen die einzelnen Arbeitsstellen 2 zu diesem Zweck über verschiedene
Einrichtungen, die ein ordnungsgemäßes Umspulen ermöglichen.
[0040] In Figur 1 ist der vom Spinnkops 9 zur Kreuzspule 11 laufende Faden mit der Bezugszahl
30 gekennzeichnet.
[0041] Der Faden 30 durchläuft auf seinem Weg zur Kreuzspule 11 beispielsweise einen Unterfadensensor
22, eine Fadenspanneinrichtung 14, einen Fadenreiniger 15 mit einer Fadenschneideinrichtung
17 sowie einen Fadenzugkraftsensor 20.
[0042] Solche Arbeitsstellen 2 verfügen außerdem jeweils über eine Spleißeinrichtung 13,
eine Saugdüse 12 sowie ein Greiferrohr 27. Außerdem weisen derartige Arbeitsstellen
2 eine insgesamt mit der Bezugszahl 24 gekennzeichnete Spulvorrichtung mit einem Spulenrahmen
18 auf, der um eine Schwenkachse 19 beweglich gelagert ist.
[0043] Der Spulenrahmen 18 kann zur Fertigung konischer Kreuzspulen außerdem um eine (schematisch
dargestellte) Schwenkachse 25 gedreht werden.
[0044] Zur Changierung des Fadens 30 während des Spulprozesses ist des Weiteren eine Fadenchangiereinrichtung
28 vorgesehen.
[0045] Eine solche in Fig. 1 nur angedeutete und beispielsweise in der
DE 199 60 024 A1 relativ ausführlich beschriebene Fadenchangiereinrichtung 28 besteht im Wesentlichen
aus einem fingerartig ausgebildeten Fadenführer 29, der, durch einen elektromechanischen
Antrieb 31 beaufschlagbar, den Faden 30 zwischen den beiden Stirnflächen der rotierenden
Kreuzspule 11 traversiert. Der Faden 30 gleitet während seiner kreuzweisen Verlegung
durch den Fadenführer 29 auf einem Führungslineal 32.
[0046] Während des Spulprozesses liegt die über ihre Hülse 23 zwischen Hülsenaufnahmetellern
des Spulenrahmens 18 gehaltene Kreuzspule 11 auf einer Walze 26.
[0047] Die Walze 26 ist dabei entweder als einzelmotorisch angetriebene Spulenantriebswalze
ausgebildet, die die Kreuzspule 11 über Reibschluss mitnimmt oder als antriebslose
Stützwalze.
[0048] Im zweiten Fall wird die Kreuzspule 11 durch einen (nicht dargestellten) zum Beispiel
in den Spulenrahmen 18 integrierten, drehzahlregelbaren Elektromotor angetrieben und
nimmt dann die Stützwalze über Reibschluss mit.
[0049] Die Figuren 2, 3 und 4 zeigen eine in einem nachfolgenden Färbeprozess fertigzustellende,
als Kreuzspule gewickelte Färbespule 11 zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Spulenreise.
Eine solche Färbespule 11 erhält jeweils einen inneren, in der Wicklungsart "Präzisionswicklung"
gewickelten Wicklungsbereich, der, wie in Fig.2 angedeutet, zunächst einen relativ
großen Kreuzungswinkel α aufweist sowie daran anschließend, mehrere, in der Wicklungsart
"Stufenpräzisionswicklung" gespulten Wicklungsbereich.
[0050] In Fig.2 ist die Situation einer nach dem erfindungsgemäßen Wicklungsverfahren erstellten
Färbespule 11 zu Beginn ihrer Spulenreise gezeigt.
[0051] Wie dargestellt, wird der Faden 30 zu diesem Zeitpunkt unter einem relativ großen
Kreuzungswinkel α auf die Hülse 23 aufgewickelt, wobei, wie vorstehend bereits angedeutet,
das Aufspulen in der Wicklungsart "Präzisionswicklung" erfolgt.
[0052] Der Kreuzungswinkel α, der zu Beginn der Spulenreise vorzugweise etwa 42 Grad beträgt,
verringert sich, wie bei Präzisionswicklung üblich, im Laufe der Spulenreise stetig
und erreicht schließlich den in Fig.3 dargestellten Wert α
1 von etwa 32°.
[0053] Bei Erreichen dieses Kreuzungswinkelwertes wird die Spulvorrichtung 24 auf die Wicklungsart
"Stufenpräzisionswicklung" umgeschaltet.
[0054] Das heißt, im vorliegenden Fall stellt der bereits im Vorfeld als Endkreuzungswinkel
der Präzisionswicklung vorgegebene Winkel α
1 = 32° auch den Eingangskreuzungswinkel für den nachfolgenden Stufenpräzisionswicklungsbereich
dar.
[0055] Auch dieser Eingangskreuzungswinkel α
1 wird anschließend im Laufe der Spulereise stetig verkleinert und erreicht zum Ende
jedes Stufenpräzisionswicklungsbereiches, je nach Einstellung, einen Wert zwischen
28 und 30 Grad, wie dies im Fig.4 anhand des Endkreuzungswinkel α
2 dargestellt ist.
[0056] Das vorstehend beschriebene Wickeln eines Stufenpräzisionswicklungsbereiches wird
solange wiederholt, bis die Färbespule 11 ihren vorgegebenen Enddurchmesser erreicht
hat.
[0057] Wie vorstehend bereits beschrieben, weist das erfindungsgemäße Verfahren verschiedene
Vorteile auf.
[0058] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können beispielsweise nicht nur relativ problemlos
Färbespulen hergestellt werden, die aufgrund ihrer relativ offenen Fadenwicklungen
im Kernbereich gut durchzufärben sind, sondern solche Färbespulen weisen aufgrund
ihrer zahlreichen Stufenpräzisionswicklungsbereiche auch eine hohe Materialmasse auf,
mit der Folge, dass die Färbekosten solcher Färbespulen recht günstig sind.
[0059] Das erfindungsgemäße Verfahren ist allerdings nicht auf das in den Zeichnungen beschriebene
Ausführungsbeispiel, insbesondere nicht auf das Umspulen von Spinnkopsen mittels eines
Kreuzspulautomaten, beschränkt.
[0060] Auch beim Wickeln von Kreuzspulen auf Offenend-Spinnmaschinen kann der Einsatz des
erfindungsgemäßen Verfahrens vorteilhaft sein, wenn diese Kreuzspulen später zu Färbespulen
gefärbt werden sollen.