[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern eines Garverfahrens in einem Gargerät
sowie ein Gargerät.
[0002] Bei vielen Garprozessen muss die Garzeit (oder die Gartemperatur) an die Beladung
des Gerätes angepasst werden. Zu diesem Zweck ist im Stand der Technik bereits angedacht,
durch Gewichtssensoren, optische Bilderkennung, etc. die Beladung des Garraums zu
erfassen und in Abhängigkeit von der Beladung verschiedene Parameter zu verändern.
Auf diese Weise soll bei einem jeweils ausgewählten Garprozess gewährleistet werden,
dass unabhängig von der Beladung das zu garende Produkt am Ende des Garprozesses jeweils
dieselbe Konsistenz hat. Ein Beispiel für ein solches Verfahren findet sich in der
EP 2 098 788 A2.
[0003] Es ist auch bekannt, dass durch die Auswertung der Temperatur der Garraumatmosphäre,
nachdem die Tür des Gargeräts geschlossen wurde, Informationen über die Beladung des
Garraums erhalten werden können. Beispielsweise fällt die Temperatur der Garraumatmosphäre,
nachdem der Garraum vollständig mit einem tiefgekühlten Produkt beladen wurde, sehr
viel stärker ab, als dies der Fall ist, wenn lediglich sehr wenige Produkte in den
Garraum eingebracht wurden. Auch lässt sich in einem solchen Zustand mit geringer
neuer Beladung die Garraumatmosphäre sehr viel schneller wieder auf die Solltemperatur
aufheizen, als dies bei maximaler Beladung der Fall ist. In Abhängigkeit von dem erfassten
Temperaturverlauf kann dann die Garzeit oder auch die Gartemperatur entsprechend angepasst
werden, wobei die jeweils vorzunehmende Änderung vorab durch Versuche bestimmt werden
muss. Die Änderung der Garparameter ist sowohl produkt- als auch prozessabhängig.
Hinzu kommt eine Abhängigkeit vom jeweiligen Gerätetyp. Es wären daher aufwendige
Versuchsreihen nötig, um für alle Kombinationen von zu garenden Produkten, Garprozessen
und unterschiedlichen Gerätetypen die jeweils geeigneten Änderungen der Prozessparameter
zu bestimmen. Hinzu kommt, dass die Beladungserkennung auf der Basis des Temperaturverlaufs
nur dann zuverlässig möglich ist, wenn eine Änderung der Beladung immer in derselben
Weise erfolgt. Wenn allerdings unterschiedlich vorgeheizt wird, die Tür zum Beladen
nur sehr kurz oder aber besonders lang geöffnet bleibt oder auch die Tür während eines
Garprozesses geöffnet wird, um die Beladung dabei zu ändern, lässt sich der Beladungszustand
nicht mehr zuverlässig erkennen, sodass der Garprozess nicht immer zum perfekten Ergebnis
führt.
[0004] Aus der
EP 0 735 449 B1 ist ein Verfahren zum Betreiben eines Backofens gezeigt, welches das Problem der
unterschiedlichen Beladungszustände dadurch löst, dass für eine Neubeladung des Backofens
mit maximaler Auslastung ein Kalibrierprozess durchlaufen wird, bei dem der Temperaturverlauf
aufgezeichnet wird, also der Temperaturverlauf, den die Heizvorrichtung auch bei maximaler
Beladung gewährleisten kann. Im Betrieb wird dann bei jeder neuen Beladung exakt dieser
Temperaturverlauf nachgefahren. Dies gewährleistet, dass die Soll-Temperatur über
den ganzen Backprozess gewährleistet werden kann. Andererseits führt dies dazu, dass
bei einer geringen Beladung des Backofens Backzeit "verschenkt" wird, da die Heizung
des Backofens in einem solchen Fall unterhalb ihrer maximalen Leistung betrieben werden
muss. Hinzu kommt, dass dieses Verfahren nur für ein bestimmtes Produkt geeignet ist
und keinerlei Variationsmöglichkeiten vorgesehen sind, mit denen andere Garprozessparameter
(beispielsweise die Kerntemperatur des zu garenden Produkts) berücksichtigt werden
können.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Garverfahren sowie ein Gargerät zu schaffen,
mit dem ohne Lasterkennung in einfacher und zuverlässiger Weise unterschiedliche Garprozesse
so an unterschiedliche Produkte und/oder Prozesse angepasst werden können, das ein
vorgegebener Zustand am Ende des Garprozesses möglichst zuverlässig erreicht wird,
insbesondere ein vorgegebener Produktzustand.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe ist erfindungsgemäß ein Verfahren zum Steuern eines Garverfahrens
in einem Gargerät vorgesehen, bei dem ein spezifischer Wärmeeintrag in ein zu garendes
Produkt bestimmt wird, dieser spezifische Wärmeeintrag über der Garzeit integriert
wird und der Garprozess beendet wird, wenn dieses Wärmeflussintegral einen vorbestimmten
Wert erreicht. Erfindungsgemäß ist auch ein Gargerät mit einem Garraum, einer Heizvorrichtung
und einer Steuerung vorgesehen, wobei die Steuerung einen Integrierer enthält, der
einen spezifischen Wärmeeintrag in ein zu garendes Produkt über der Zeit integrieren
kann, und eine Auswerteschaltung, die in Abhängigkeit von aufintegrierten Werten des
spezifischen Wärmeeintrags den Garprozess steuern kann.
[0007] Unter "Garprozess" wird hierbei ein Prozess verstanden, der im Garraum des Gargeräts
abläuft. Es kann sich dabei um einen Garprozess im engeren Sinne handeln, bei dem
ein Lebensmittel oder Produkt gegart wird. Es kann sich aber auch um einen Reinigungsprozess,
einen Trocknungsprozess oder um einen Vorheizprozess handeln, bei dem sich kein Lebensmittel
im Garraum befindet.
[0008] Beim "Garprozess" muss es sich auch nicht um einen vollständigen Prozess in dem Sinne
handeln, dass z.B. ein Lebensmittel von dem Zustand, in dem es in den Garraum eingebracht
wird, bis in den fertigen Zustand gegart wird, in welchem es aus dem Garraum entnommen
wird. "Garprozess" im Sinne der Erfindung ist ein Prozess (z.B. ein Prozess "Anbraten"),
der sich durch einen Anfang und ein Ende auszeichnet, an den sich aber weitere Prozesse
anschließen können (z.B. ein Prozess "Weitergaren"), die zusammen einen Gesamt-Garprozess
ergeben.
[0009] Die Erfindung beruht auf dem Grundgedanken, als maßgeblichen Parameter für die Steuerung
des Garprozesses den spezifischen Wärmeeintrag in das zu garende Produkt zu bestimmen.
"Spezifischer Wärmeeintrag" bedeutet dabei einen Wärmefluss pro Gargutoberfläche.
Dadurch wird die Erkenntnis umgesetzt, dass letztlich der spezifische Wärmeeintrag
der maßgebliche Parameter ist, mit dem alle Abweichungen des tatsächlichen Garprozesses
vom vorher festgelegten theoretischen Garprozess quasi automatisch erfasst werden.
Wenn beispielsweise die Tür des Gargeräts zum Beladen übermäßig lange geöffnet ist
und dadurch die Temperatur der Garraumatmosphäre absinkt, führt dies zu einer Verringerung
des spezifischen Wärmeeintrags in das zu garende Produkt. Dasselbe gilt für ein starkes
Absinken der Temperatur im Garraum, nachdem dieser beispielsweise maximal mit tiefgekühlten
Produkten beladen wurde: der spezifische Wärmeeintrag in das Produkt wird verringert.
Auch Kondensationsvorgänge auf dem zu garenden Produkt oder unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten
der Garraumatmosphäre im Garraum beeinflussen den spezifischen Wärmeeintrag in das
Produkt. Anstatt nun, wie im Stand der Technik, die verschiedenen Einzelparameter
zu erfassen bzw. vorherzusagen und dann ihre Auswirkung auf den Garprozess abzuschätzen,
wird erfindungsgemäß lediglich auf den spezifischen Wärmeeintrag abgestellt, der für
jeden einzelnen Garprozess aufintegriert wird. Sobald der Wert des auf diese Weise
erhaltenen Wärmeflussintegrals einen für das jeweilige Produkt spezifisch vorab festgelegten
Wert erreicht hat, wird davon ausgegangen, dass von der Garraumatmosphäre genügend
Energie an das Produkt abgegeben wurde, und der Garprozess wird als abgeschlossen
angesehen.
[0010] Der spezifische Wärmeeintrag kann bestimmt werden aus dem Produkt aus einem angenommenen
Wärmeübergangskoeffizienten α für den aktuellen Garprozess und einer treibenden Temperaturdifferenz.
Mit dem angenommenen Wärmeübergangskoeffizienten α wird einerseits die Konsistenz
des jeweils zu garenden Produkts und zum anderen der Einfluss der Garraumatmosphäre
abgebildet, also Strömungsgeschwindigkeit der Garraumatmosphäre sowie Feuchte.
[0011] Als die treibende Temperaturdifferenz wird vorzugsweise die Differenz zwischen einer
Garmediumstemperatur T
M und einer Temperatur T
O verwendet, welche die Oberflächentemperatur des zu garenden Produkts repräsentiert.
Auf diese Weise wird einer der maßgeblichen Parameter für den spezifischen Wärmeeintrag
in das zu garende Produkt berücksichtigt.
[0012] Dabei kann als Garmediumstemperatur T
M die stromabwärts einer Heizvorrichtung gemessene Temperatur verwendet werden. Dies
ermöglicht, einen üblicherweise am Ausgang der Heizvorrichtung vorgesehenen Temperatursensor
zu verwenden.
[0013] Um präzisere Werte für die Garmediumstemperatur zu erhalten, kann als Garmediumstemperatur
T
M die stromabwärts der Heizvorrichtung gemessene Temperatur abzüglich eines Verlustwertes
verwendet werden. Mit diesem Ansatz wird berücksichtigt, dass die Temperatur des Garmediums
im Garraum unterhalb der Temperatur liegt, die sie beim Verlassen der Heizvorrichtung
hat.
[0014] Als Verlustwert kann dabei die Hälfte einer Garraumabkühlung ΔT
GR angesetzt werden, die wie folgt berechnet wird: ΔT
GR = P
HZ/(V*ρ(T)*c
p, wobei P
HZ die Heizleistung des Gargeräts, V der Volumenstrom durch die Heizvorrichtung, p(T)
die Dichte des Garmediums im Garraum und c
p die isobare spezifische Wärmekapazität des Garmediums ist. Es hat sich herausgestellt,
dass mit dieser Garraumabkühlung ΔT
GR recht präzise die Wärmeverluste abgebildet werden können, die in der Praxis auftreten.
[0015] Als Oberflächentemperatur T
O kann die Siedetemperatur, die Taupunkttemperatur, ein Mittelwert zwischen der Siedetemperatur
und der Taupunkttemperatur oder eine mittlere Oberflächentemperatur zwischen einer
Starttemperatur und der Siedetemperatur angenommen werden. Zum einen können die jeweiligen
Werte in Abhängigkeit vom zu garenden Produkt geeignet angesetzt werden. Zum anderen
hat sich herausgestellt, dass der genaue Wert der Oberflächentemperatur meistens unkritisch
ist. Ein Fehler der angenommenen Oberflächentemperatur ist in erster Näherung beladungsunabhängig.
Somit geht er zwar in den Wert für den spezifischen Energieeintrag ein, in erster
Näherung aber nicht in eine relative Änderung der Garprozessparameter. Dies liegt
daran, dass der Zielwert des für das spezifische Produkt zu erreichenden Wärmeflussintegrals
vorab unter Berücksichtigung der (möglicherweise fehlerhaften) Oberflächentemperatur
T
O festgelegt wird. Dadurch unterscheidet sich zwar möglicherweise der tatsächliche
Wärmefluss vom berechneten Wärmefluss. Dieser Fehler wird aber bei allen Berechnungen
identisch "mitgeschleppt" und wirkt sich somit bei der Überwachung eines tatsächlichen
Garprozesses relativ zum theoretischen Garprozess nicht (oder jedenfalls nicht merkbar)
aus.
[0016] Zur Verbesserung der Prozessgenauigkeit kann vorgesehen sein, dass die angesetzte
Oberflächentemperatur T
O garzeitabhängig variiert wird. Dies ermöglicht, das Wärmeflussintegral besonders
präzise zu messen. Die Oberflächentemperatur T
o kann dabei vorab experimentell bestimmt und aufgezeichnet werden.
[0017] Gemäß einer Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen, dass der Wärmeübergangskoeffizient
als konstant angenommen wird. Es hat sich herausgestellt, dass auch mit dieser Vereinfachung
noch recht gute Ergebnisse erzielt werden.
[0018] Alternativ kann vorgesehen sein, dass der Wärmeübergangskoeffizient in Abhängigkeit
von der Drehzahl eines Lüfters variiert wird. Auf diese Weise wird die Änderung des
Wärmeübergangs, die aus einer Änderung der Strömungsgeschwindigkeit der Garmediumsatmosphäre
resultiert, besser in der Berechnung abgebildet.
[0019] Grundsätzlich ist es möglich, den Wert des Wärmeflussintegrals, bei dem der Garprozess
beendet wird, theoretisch zu ermitteln. Vorzugsweise wird dieser Wert aber vorab experimentell
ermittelt. Auf diese Weise können die in der Praxis vorliegenden Unterschiede der
Gargerätetypen untereinander und die tatsächlichen Verhältnisse während des Garprozesses
besonders exakt berücksichtigt werden.
[0020] Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass der Wert des Wärmeflussintegrals,
bei dem der Garprozess beendet wird, in Abhängigkeit vom gewünschten Bräunungsgrad
des zu garenden Produkts festgelegt wird. Dies ermöglicht dem Anwender, unterschiedliche
Bräunungsgrade des zu garenden Produktes festzulegen, die dann mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren sehr präzise erreicht werden können.
[0021] Gemäß einer Ausgestaltung ist dabei vorgesehen, dass der Wert des Wärmeflussintegrals
um einen vorbestimmten Wert verringert wird, sobald eine vorbestimmte Garzeit überschritten
wird. Auf diese Weise wird verhindert, dass das zu garende Produkt aufgrund einer
übermäßig langen Garzeit austrocknet.
[0022] Umgekehrt kann auch eine minimale Garzeit definiert werden, die abgelaufen sein muss,
bevor der Garprozess beendet wird, selbst wenn vorher das Wärmeflussintegral den Zielwert
erreicht. Dies gewährleistet insbesondere, dass eine ausreichende Zeit für eine Weiterleitung
der Wärme von der Oberfläche des Produkts ins Innere zur Verfügung steht.
[0023] Gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist vorgesehen, dass ein
Soll-Verlauf des Wärmeflussintegrals vorgegeben wird und während des Garprozesses
eine Abweichung zwischen dem aktuellen Sollwert des Wärmeflussintegrals und dem aktuellen
Istwert bestimmt und in Abhängigkeit von der Abweichung der Wärmeeintrag ins Gargut
korrigiert wird. Bei dieser Ausgestaltung der Erfindung wird also nicht lediglich
der Garprozess verlängert, wenn der Energieeintrag in das zu garende Produkt langsamer
verläuft als geplant, sondern es wird bereits während des Garprozesses versucht, den
Energieeintrag zu steigern. Dies kann durch eine Erhöhung der Garmediumstemperatur
und/oder durch eine Erhöhung der Lüfterdrehzahl erfolgen. In gleicher Weise kann umgekehrt
der Energieeintrag während des Garprozesses verringert werden, wenn zu einem bestimmten
Zeitpunkt festgestellt wird, dass bereits mehr Energie in das zu garende Produkt eingetragen
wurde als vorgesehen.
[0024] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass bei der Korrektur des
Wärmeeintrags ein Kerntemperaturintegral berücksichtigt wird, das auf der Basis der
treibenden Temperaturdifferenz insbesondere zu Beginn des Garprozesses eine Prognose
der Kerntemperatur des zu garenden Produkts ermöglicht. Diese Ausführungsform ermöglicht
es, den Garprozess nicht nur im Hinblick auf die Bräunung des zu garenden Produkts
zu optimieren, sondern gleichzeitig den Garprozess so zu steuern, dass am voraussichtlichen
Ende des Garprozesses eine angestrebte Kerntemperatur im Produkt erreicht wird.
[0025] Vorzugsweise ist dabei vorgesehen, dass ein Soll-Verlauf der Kerntemperatur vorgegeben
wird und während des Garprozesses eine Abweichung zwischen dem Soll-Verlauf der Kerntemperatur
und dem Verlauf der Ist-Kerntemperatur überwacht wird. Dies ermöglicht, den Garprozess
in Abhängigkeit von etwaigen Abweichungen zwischen dem Ist-Verlauf und dem Soll-Verlauf
der Kerntemperatur anzupassen. Wenn beispielsweise die Kerntemperatur schneller steigt,
als dies eigentlich erwartet wird, kann die Garmediumstemperatur erhöht werden, um
schneller als ursprünglich geplant den gewünschten Bräunungsgrad zu erreichen (und
dadurch den weiteren Anstieg der Kerntemperatur, der maßgeblich von der Garzeit und
nur unwesentlich von der Garmediumstemperatur abhängt, zu begrenzen). Umgekehrt kann
die Garmediumstemperatur verringert werden, wenn erkannt wird, dass die Kerntemperatur
langsamer ansteigt als erwartet. Auf diese Weise steht mehr Zeit für die Wärmeübertragung
in das Innere des zu garenden Produkts zur Verfügung, bevor die Oberfläche den gewünschten
Bräunungsgrad erreicht hat.
[0026] Eine besonders präzise Überwachung der Kerntemperatur ist möglich, wenn ein Kerntemperaturfühler
verwendet wird, mit dem die Ist-Kerntemperatur ermittelt wird, wobei dann die Ist-Kerntemperatur
mit einer vorbestimmten Soll-Kerntemperatur verglichen und der Wärmeeintrag in Abhängigkeit
von der Abweichung korrigiert wird. Die so erhaltenen Werte sind sehr viel präziser
als diejenigen, die durch Berechnung erhalten werden.
[0027] Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass die Feuchte des Garmediums
bei der Ermittlung des Wärmeflussintegrals berücksichtigt wird. So kann beispielsweise
bei einem Garprozess, der auf die Bräunung des zu garenden Produkts abgestimmt ist,
durch eine Reduzierung der Feuchte im Garmedium die Oberflächentemperatur des Produkts
abgesenkt werden. Dies führt zu einer erhöhten Energieaufnahme, sodass die Bräunung
beschleunigt werden könnte. Auch bei Garprozessen, die im Wesentlichen auf eine zu
erzielende Kerntemperatur abgestimmt sind, kann durch Änderung der Feuchte des Garmediums
der Garprozess in der gewünschten Weise beeinflusst werden.
[0028] Die Erfindung wird nachfolgend anhand verschiedener Ausführungsformen beschrieben,
die in den beigefügten Zeichnungen dargestellt sind. In diesen zeigen:
- Figur 1 schematisch ein erfindungsgemäßes Gargerät;
- Figur 2 den Verlauf des Wärmeflussintegrals bei verschiedenen Garprozessen mit unterschiedlicher
Beladung; und
- Figur 3 schematisch den Verlauf des Wärmeflussintegrals und der Kerntemperatur bei
verschiedenen Garprozessen bei unterschiedlichen Beladungen.
[0029] In Figur 1 ist schematisch ein Gargerät 10 gezeigt, das für den Profi-Einsatz in
der Großgastronomie, in Restaurants, Kantinen, etc. vorgesehen ist. Es enthält einen
Garraum 12, der von außen durch Öffnen einer Tür 14 zugänglich ist. Im Garraum kann
hier schematisch angedeutet das Garraumzubehör 16 angeordnet sein, beispielsweise
Backbleche, Grillplatten, Backformen oder Roste, auf denen sich zu garende Produkte
befinden.
[0030] Zur Erzeugung einer gewünschten Garraumatmosphäre sind eine Heizvorrichtung 18 und
ein Lüfterrad 20 vorgesehen, mit denen die im Garraum 12 vorhandene Atmosphäre (auch
als Garmedium bezeichnet) erwärmt und umgewälzt werden kann. In die Heizvorrichtung
18 kann dabei auch ein Dampfmodul integriert sein, um die Feuchte des Garmediums auf
einen vorgegebenen Wert zu bringen.
[0031] Weitere Bauteile wie eine Entlüftung des Garraums 12 zur Außenatmosphäre, ein Ablöschkasten,
etc. sind zur besseren Übersichtlichkeit hier nicht dargestellt.
[0032] Das Gargerät 10 enthält auch eine Steuerung 22, die unter anderem Signale von einem
Temperatursensor 24 empfängt, der hier unmittelbar stromabwärts der Heizvorrichtung
18 angeordnet ist, sowie einem Feuchtesensor 26, der hier im Inneren des Garraums
12 angeordnet ist. Von der Steuerung 22 werden unter anderem die Heizvorrichtung 18
und ein Antriebsmotor 28 des Lüfterrades 20 angesteuert. Weiterhin ist eine Bedieneinheit
30 vorgesehen, die ein Eingabefenster 32 und ein Ausgabefenster 34 enthält. Mit dem
Eingabefenster kann insbesondere ein bestimmter Garprozess vorgewählt werden, beispielsweise
das zu garende Produkt und die gewünschte Bräunungsstufe, und mit dem Ausgabefenster
kann dem Anwender beispielsweise die Restlaufzeit des aktuellen Garprozesses angezeigt
werden oder der Hinweis gegeben werden, in welcher der verschiedenen Einschubebenen
im Garraum sich die Produkte befinden, deren Garprozess aktuell abgeschlossen ist.
Das Eingabefenster und das Ausgabefenster können auch zu einer Multifunktionseinheit
zusammengefasst sein. Zusätzlich kann die Bedieneinheit 30 so ausgestaltet sein, dass
sie akustische Signale abgibt, beispielsweise einen Hinweiston als Eingabebestätigung
oder einen Signalton bei Erreichen des Endes eines Garprozesses.
[0033] Die Steuerung 22 enthält unter anderem einen Integrierer 36, mit dem der spezifische
Wärmeeintrag in ein im Garraum 12 zu garendes Produkt über die Garzeit integriert
werden kann, sowie eine Auswerteschaltung 38, die in Abhängigkeit von den aufintegrierten
Werten, die der Integrierer 36 liefert, verschiedene Parameter des Garprozesses steuern
kann.
[0034] Der Integrierer 36 integriert während eines Garprozesses den spezifischen Wärmeeintrag
in das zu garende Produkt über der Garzeit. "Spezifischer Wärmeeintrag" ist dabei
die je Flächeneinheit der Oberfläche des zu garenden Produkts aufgenommene Energiemenge
pro Zeiteinheit. Hierbei berücksichtigt der Integrierer einen Wärmeübergangskoeffizienten
α, der für verschiedene, vordefinierte Garprozesse (also für jedes Produkt und die
unterschiedlichen Garzustände der Produkte) hinterlegt ist. Der angenommene Wärmeübergangskoeffizient
α wird zusätzlich in Abhängigkeit von anderen Parametern modifiziert, insbesondere
von der Drehzahl des Lüfterrades 20. Hinsichtlich der Abhängigkeit des Wärmeübergangskoeffizienten
α von der Drehzahl des Lüfterrades 20 kann davon ausgegangen werden, dass die Luftgeschwindigkeit
proportional zur Lüfterdrehzahl ist. Ausgehend hiervon kann mit Näherungsformeln der
jeweils anzusetzende Wärmeübergangskoeffizient abgeschätzt werden.
[0035] Weiterhin berücksichtigt der Integrierer eine treibende Temperaturdifferenz, die
allgemein angenommen werden kann als die Differenz zwischen einer Temperatur T
M des Garmediums und einer Temperatur T
O an der Oberfläche des zu garenden Produkts. Die Temperatur des Garmediums kann relativ
zuverlässig erfasst werden. In erster Näherung kann hierfür der vom Temperatursensor
24 erfasste Wert angesetzt werden. Präzisere Werte ergeben sich, wenn zusätzlich die
Abkühlung des Garmediums im Garraum 12 berücksichtigt wird, die auf der Basis der
Leistung bestimmt werden kann, die von der Heizvorrichtung 18 bereitgestellt werden
muss, um die Temperatur im Garraum konstant zu halten. Besonders bevorzugt wird, wenn
als Temperatur der Garatmosphäre der Mittelwert zwischen der Temperatur "vor" dem
Garraum und "hinter" dem Garraum angesetzt wird, so dass ein Mittelwert für die Garmediumstemperatur
erhalten wird.
[0036] Die Oberflächentemperatur T
O des zu garenden Produkts kann theoretisch durch einen geeigneten Sensor, beispielsweise
einen Infrarotsensor, unmittelbar erfasst und dem Integrierer bereitgestellt werden.
Es hat sich jedoch herausgestellt, dass hier vereinfachende Annahmen getroffen werden
können, ohne dass dadurch das Ergebnis des Garprozesses wesentlich beeinflusst wird.
So hat es sich beispielsweise als ausreichend herausgestellt, eine konstante Oberflächentemperatur
anzusetzen, die zwischen der Starttemperatur und der Siedetemperatur liegt. Bei etwas
aufwendigeren Steuerverfahren kann vorab experimentell für das jeweils zu garende
Produkt der Verlauf der Oberflächentemperatur erfasst und als Kurve hinterlegt werden.
Der Integrierer verwendet dann zu jedem Zeitpunkt des Garprozesses den Wert für die
Oberflächentemperatur, der vorab für den jeweiligen Zeitpunkt gemessen wurde.
[0037] Ergänzend kann das Signal des Feuchtesensors 26 berücksichtigt werden, da die Feuchte
der Garraumatmosphäre Auswirkungen auf die Oberflächentemperatur T
O des zu garenden Produkts hat.
[0038] In der Auswerteschaltung 38 ist für jeden Garprozess, den das Gargerät 10 fahren
kann, ein Wert für den aufintegrierten spezifischen Wärmeeintrag über der Garzeit
(nachfolgend bezeichnet als "Wärmeflussintegral") hinterlegt, der mit dem Ende des
jeweiligen Garprozesses gleichgesetzt wird. Dieser Wert kann für jedes zu garende
Produkt mit unterschiedlichen Beladungen des Garraums 12, für die unterschiedlichen
Eigenschaften des fertigen Produkts (beispielsweise Bräunung an der Oberfläche oder
Kerntemperatur) und für die unterschiedlichen Gerätetypen experimentell ermittelt
werden. In der Praxis dürfte es ausreichend sein, diese Versuche nur für bestimmte
Beladungen und Produkte durchzuführen und dann durch Interpolation oder Extrapolation
den Wert des Wärmeflussintegrals für die Garprozesse festzulegen, die nicht experimentell
abgefahren wurden.
[0039] In Figur 2 sind für einen beispielhaften Garprozess, der maßgeblich auf den gewünschten
Bräunungsgrad abstellt (hier das Aufbacken von Semmeln), die unterschiedlichen Werte
des Wärmeflussintegrals aufgetragen, die für unterschiedliche Bräunungsgrade vorab
experimentell ermittelt wurden. Für den Bräunungsgrad "hell" ist ein Wert von 35 gewählt,
für den Bräunungsgrad "mittel" ist ein Wert von 70 gewählt, und für den Bräunungsgrad
"dunkel" ist ein Wert von 100 gewählt. In diesem Diagramm ist auch der Wert des Wärmeflussintegrals
über der Garzeit für unterschiedliche Beschickungen aufgetragen. Die Linie d1 repräsentiert
dabei den Verlauf des Wärmeflussintegrals in einem Garprozess für ein Blech mit Semmeln,
die den Bräunungsgrad "dunkel" erhalten sollen. Die Linie d3 repräsentiert den Verlauf
des Wärmeflussintegrals bei der Beschickung mit drei Blechen, und die Linie d6 repräsentiert
den Verlauf bei einer Beschickung mit sechs Blechen. Entsprechendes gilt für die Linien,
die dem Garprozess für den Bräunungsgrad "mittel" und für den Bräunungsgrad "hell"
zugeordnet sind.
[0040] Der jeweilige Garprozess ist abgeschlossen, wenn der Wert des Wärmeflussintegrals
die vorgegebene Schwelle erreicht. Beispielsweise ist der Garprozess bei der Beschickung
mit sechs Blechen mit Semmeln, die den Bräunungsgrad "hell" erhalten sollen, nach
rund 1.000 Sekunden abgeschlossen. Die Garprozesse bei der Beschickung mit drei Blechen
oder nur einem Blech enden etwas früher.
[0041] Zu erkennen ist auch, dass die Prozessdauer kaum vom jeweiligen Bräunungsgrad abhängt,
jedoch merklich von der Beschickung abhängt. Beispielsweise endet der Garprozess mit
dem Bräunungsgrad "dunkel" bei der Beschickung mit sechs Blechen etwa zu derselben
Zeit, zu der auch der Garprozess mit dem Bräunungsgrad "mittel" bei der Beschickung
mit ebenfalls sechs Blechen endet. Dies ist vereinfacht ausgedrückt darauf zurückzuführen,
dass unabhängig vom gewünschten Bräunungsgrad etwa dieselbe Energiemenge zugeführt
werden muss, um im Inneren der Semmel denselben, vollständig aufgebackenen Zustand
zu erreichen. Der unterschiedliche Bräunungsgrad wird dabei durch unterschiedliche
Temperaturen während des Garprozesses erhalten; für den Bräunungsgrad "dunkel" wird
(mindestens über einen bestimmten Abschnitt des Garprozesses) eine höhere Garmediumstemperatur
verwendet. Diese höhere Temperatur hat jedoch keinen Einfluss auf den Zeitpunkt, zu
dem das Innere der Semmeln durchgebacken ist, da die Wärmeleitung innerhalb der Semmel
durch die Siedetemperatur der im Teig enthaltenen Flüssigkeit begrenzt ist.
[0042] Figur 3 bezieht sich auf einen Garprozess, der als Führungsgröße eine gewünschte
Kerntemperatur des Produkts nutzt, wie dies häufig beim Garen von Fleisch der Fall
ist. Aufgetragen sind in Figur 3 der Verlauf des Wertes des Wärmeflussintegrals über
der Zeit sowie der d Verlauf der Kerntemperatur über der Zeit. Die Kurve KT1 bezeichnet
dabei den Verlauf der Kerntemperatur bei der Beladung mit einem Blech, während der
Verlauf der Kerntemperatur bei der Beladung mit drei Blechen mit KT3 und bei der Beladung
mit sechs Blechen mit KT6 bezeichnet ist. Entsprechend sind die Kurven für die Werte
des Wärmeflussintegrals mit WI1, WI3 und WI6 bezeichnet.
[0043] Vergleicht man den Beladungszustand mit nur einem Blech mit dem Beladungszustand
mit drei Blechen, ist zu erkennen, dass bei einer Beladung mit drei Blechen die Kerntemperatur
etwas langsamer ansteigt als bei der Beladung mit nur einem Blech. Dies ist die Folge
der erhöhten Wärmeabnahme im Garraum und der daraus resultierenden Abkühlung der Garraumatmosphäre.
Aufgrund der niedrigeren Temperatur der Garraumatmosphäre steigt auch der Wert für
das Wärmeflussintegral bei einem Beladungszustand mit drei Blechen langsamer an als
bei einem Beladungszustand mit nur einem Blech. Dementsprechend wird der hier angesetzte
Wert von 80 für das Garprozessende bei der Beladung mit drei Blechen später erreicht
als bei der Beladung mit nur einem Blech. Es ist zu erkennen, dass dennoch der Garprozess
so geführt wird, dass dieselbe Kerntemperatur von 80°C erreicht wird.
[0044] Bei einigen Beladungszuständen des Garraums kann der Fall eintreten, dass die zu
garenden Produkte mehr Wärme abnehmen, als von der Heizvorrichtung bereitgestellt
werden kann. Dies führt dazu, dass der Garvorgang länger dauern muss, weil die Garraumatmosphäre
(zumindest über einen Teil des Garprozesses) nicht auf die Soll-Temperatur gebracht
werden kann. In diesen Fällen entstehen Zielkonflikte, die je nach Produkt unterschiedlich
sein können und es erfordern, unterschiedliche Kompromisse einzugehen. Es kann beispielsweise
das Problem auftreten, dass eine gewünschte Bräunung erhalten werden soll, ohne dass
die Kerntemperatur einen bestimmten Wert überschreitet. Ein Beispiel hierfür ist Roastbeef;
hier würde die Priorität auf die Kerntemperatur gelegt, während Abstriche bei der
gewünschten Bräunung gemacht werden müssen. Ein anderes Problem kann darin bestehen,
dass es, bis die eigentlich gewünschte Kerntemperatur erhalten wird, so lange dauert,
dass das Risiko des Austrocknens des Produkts besteht. Wenn es sich um ein Produkt
handelt, dass hinsichtlich der zu erreichenden Kerntemperatur nicht kritisch ist,
wird der Garprozess vorzeitig beendet, um das Austrocknen zu verhindern.
[0045] Ein Beispiel, wie solche Fälle berücksichtigt werden können, ergibt sich aus Figur
3. Dort ist zu erkennen, dass der Wert für das Wärmeflussintegral, der den Abschluss
des Garprozesses darstellt, in Abhängigkeit von der Dauer des Garprozesses definiert
ist. Sobald der Garprozess eine Dauer von 600 Sekunden erreicht hat, sinkt der Integralwert
ab. Bei einer Dauer des Garprozesses von 700 Sekunden ist der Wert gegenüber dem Ausgangswert
von 80 nun auf einen Wert von 50 abgesunken. Dies gewährleistet, dass bei Garprozessen,
die länger als ein vorgegebener Wert dauern, ein Kompromiss zwischen der erreichten
Kerntemperatur und in diesem Fall der Bräunung des Produkts erhalten wird. Im dargestellten
Beispiel einer Beladung mit sechs Blechen ist zu erkennen, dass der Garprozess bereits
dann beendet wird, wenn das Wärmeflussintegral einen Wert von 60 erreicht hat. Dies
bedeutet, dass der Garprozess zu einem Zeitpunkt beendet wird, zudem dem zu garenden
Produkt noch nicht so viel Energie zugeführt wurde wie eigentlich vorgesehen, jedoch
noch rechtzeitig, bevor die Kerntemperatur übermäßig hohe Werte erreicht hat und das
zu garende Produkt ausgetrocknet ist.
[0046] Wenn ein Bediener erkennt, dass nach Ablauf der eigentlich vorgesehenen Garzeit (bzw.
bei Erreichen des vorgegebenen Werts des Wärmeflussintegrals) der gewünschte Produktzustand
noch nicht erreicht ist, kann der Garprozess verlängert werden. Beispielsweise kann
eine zusätzliche Garzeit von 3 Minuten angewählt werden. In dieser Zeit wird weiterhin
der spezifische Wärmeeintrag in das Produkt aufintegriert, so dass bei sich anschließenden
Garprozessen der zusätzliche Wärmeeintrag mitberücksichtigt wird.
[0047] Umgekehrt kann vom Bediener auch eine verkürzte Garzeit angewählt werden (jedenfalls
soweit dies im Rahmen der Leistungsgrenzen des Gargeräts und der physikalischen Grenzen
möglich ist). Wird beim Garen von Pommes Frites beispielsweise eine verkürzte Garzeit
gewählt, verwendet das Gargerät eine höhere Garraumtemperatur und eine höhere Lüfterstufe.
Die Auswirkungen dieser geänderten Parameter werden über den spezifischen Wärmeeintrag
automatisch berücksichtigt (insbesondere ohne dass ein Kerntemperatursensor nötig
ist), so dass das Produkt in kürzerer Zeit fertiggegart wird. Dies funktioniert allerdings
nur insoweit, als in der gewünschten verkürzten Garzeit die nötige Wärmemenge in das
Produkt eingebracht werden kann, was unter anderem von der Wärmeleitung im Produkt
abhängt, die durch Garparameter ab einer bestimmten Grenze nur geringfügig beeinflusst
werden kann.
[0048] Die in Figur 3 aufgetragenen Werte für die Kerntemperatur können entweder durch einen
Kerntemperaturfühler unmittelbar erfasst werden oder auf Annahmen basieren, die garzeitabhängig
den Verlauf der Kerntemperatur abschätzen. Auf diese Weise können insbesondere beladungsbedingt
Temperaturunterschiede in der Anfangsphase eines Garprozesses kompensiert werden.
Der maximale Wert für die Oberflächentemperatur T
o liegt dabei knapp unterhalb der Siedetemperatur.
[0049] Es ist auch möglich, zusätzlich zum Wärmeflussintegral weitere Randbedingungen zu
berücksichtigen. Beispielsweise kann eine obere Temperaturgrenze vorgegeben werden,
bei deren Erreichen entweder der Garprozess abgebrochen wird (weil das Risiko besteht,
dass das Produkt ab dieser Temperatur verbrennt) oder die Steuerung den Garprozess
dahingehend ändert, dass die Temperatur abgesenkt oder wenigstens nicht weiter erhöht
wird.
[0050] Das Wärmeflussintegral kann auch dafür verwendet werden, von einem ersten Garprozess
zu einem zweiten Garprozess weiterzuschalten. So kann beispielsweise nach Beginn des
Gesamt-Garprozesses ein erster Garprozess "Kombination" bei 150°C durchgeführt werden,
während dem eine Kombination aus Heißluft und Dampf verwendet wird, bis das Wärmeflussintegral
einen bestimmten Wert erreicht hat. Wenn dieser Wert erreicht ist, wird zur Betriebsart
"Heißluft" mit einer Temperatur von 220°C umgeschaltet. Dieser zweite Garprozess läuft
ab, bis das Wärmeflussintegral einen zweiten Zielwert erreicht hat.
[0051] Bei der Entscheidung, wann von einem ersten Garprozess zu einem zweiten Garprozess
weitergeschaltet wird, kann auch der aktuelle Wert des Wärmeflussintegrals in Verhältnis
zum Zielwert und zur abgelaufenen Gesamt-Garzeit berücksichtigt werden. Hierbei werden
empirische Werte verwendet, anhand denen entschieden werden kann, ob von beispielsweise
der Kombinations-Garphase zur Heißluft-Garphase früher umgeschaltet werden sollte,
als dies in Anbetracht der bisher abgelaufenen Teil-Garzeit zu erwarten wäre, oder
ob die erste Garphase verlängert werden sollte.
[0052] Alternativ kann das Aufintegrieren des spezifischen Wärmeeintrags in Abhängigkeit
davon gestartet werden, dass bestimmte Randbedingungen erreicht sind. Ein Beispiel
sind Garprozesse, die eine Maillard-Reaktion beinhalten. In einem solchen Fall startet
das Aufintegrieren erst, wenn eine Temperatur von 120°C erreicht ist; unterhalb dieser
Temperatur findet keine Maillard-Reaktion statt.
[0053] Bei allen Steuerungs- und Regelungsstrategien können auch die erste und die zweite
Ableitung des Verlaufs des Wärmeflussintegrals berücksichtigt werden. Auf diese Weise
kann beispielsweise erkannt werden, dass sich das Wärmeflussintegral sehr schnell
seinem Zielwert nähert, so dass beispielsweise die Gartemperatur verringert werden
kann, um die Gesamt-Garzeit näher an eine Zieldauer zu bringen.
[0054] Der besondere Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass es einfacher
zu verwirklichen ist als eine Lasterkennung. Hinzu kommt, dass das erfindungsgemäße
Verfahren zu einem geringeren Aufwand an Versuchen bei der Prozessentwicklung führt,
da die passende Verlängerung der Garzeit sich von selbst ergibt und nicht durch Versuche
mit unterschiedlicher Beladung im Einzelfall werden muss. Außerdem werden Geräteunterschiede
kompensiert. Ein weiterer Vorteil ist, dass auch unterschiedliche Ausgangsbedingungen
wie falsch eingestellte Gasbrenner oder ausgefallende Heizregister in die Garzeitverlängerung
eingehen. Auch werden Änderungen der Lüfterdrehzahl oder unterschiedlich häufiges
Reversieren berücksichtigt. Schließlich ist vorteilhaft, dass die Bräunung des zu
garenden Produkts und die Kerntemperatur aufeinander abgestimmt werden können.
1. Verfahren zum Steuern eines Garverfahrens in einem Gargerät (10), bei dem ein spezifischer
Wärmeeintrag in ein zu garendes Produkt bestimmt wird, dieser spezifische Wärmeeintrag
über der Garzeit integriert wird und der Garprozess beendet wird, wenn dieses Wärmeflussintegral
einen vorbestimmten Wert erreicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der spezifische Wärmeeintrag bestimmt wird aus dem Produkt aus einem angenommenen
Wärmeübergangskoeffizienten α für den aktuellen Garprozess und einer treibenden Temperaturdifferenz.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die treibende Temperaturdifferenz die Differenz zwischen einer Garmediumstemperatur
TM und einer Temperatur TO ist, welche die Oberflächentemperatur des zu garenden Produkts repräsentiert.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Garmediumstemperatur TM die stromabwärts einer Heizvorrichtung gemessene Temperatur verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Garmediumstemperatur TM die stromabwärts einer Heizvorrichtung gemessene Temperatur abzüglich eines Verlustwertes
verwendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass als Verlustwert die Hälfte einer Garraumabkühlung ΔT
GR angesetzt wird, die wie folgt berechnet wird:
ΔTGR = PHZ/(V*P(T)*cp.
wobei PHZ die Heizleistung des Gargeräts ist,
V der Volumenstrom durch die Heizvorrichtung,
p(T) die Dichte des Garmediums im Garraum ist, und
cp die isobare spezifische Wärmekapazität des Garmediums ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass als Oberflächentemperatur To die Siedetemperatur, die Taupunkttemperatur, ein Mittelwert zwischen der Siedetemperatur
und der Taupunkttemperatur oder eine mittlere Oberflächentemperatur zwischen einer
Starttemperatur und der Siedetemperatur angenommen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die angesetzte Oberflächentemperatur TO garzeitabhängig variiert wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächentemperatur TO vorab experimentell bestimmt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Wärmeübergangskoeffizient als konstant angenommen wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Wärmeübergangskoeffizient in Abhängigkeit von der Drehzahl eines Lüfters variiert
wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Wert des Wärmeflussintegrals, bei dem der Garprozess beendet wird, vorab experimentell
ermittelt wurde.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Wert des Wärmeflussintegrals, bei dem der Garprozess beendet wird, in Abhängigkeit
vom gewünschten Bräunungsgrad des zu garenden Produkts festgelegt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Wert des Wärmeflussintegrals um einen vorbestimmten Wert verringert wird, sobald
eine vorbestimmte Garzeit überschritten wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 und 14, dadurch gekennzeichnet, dass ein Soll-Verlauf des Wärmeflussintegrals vorgegeben wird und während des Garprozesses
eine Abweichung zwischen dem aktuellen Sollwert des Wärmeflussintegrals und dem aktuellen
Istwert bestimmt und in Abhängigkeit von der Abweichung der Wärmeeintrag ins Gargut
korrigiert wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 und 15, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Korrektur des Wärmeeintrags ein Kerntemperaturintegral berücksichtigt wird,
das auf der Basis der treibenden Temperaturdifferenz insbesondere zu Beginn des Garprozesses
eine Prognose der Kerntemperatur des zu garenden Produkts ermöglicht.
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Wert des Wärmeflussintegrals, bei dem der Garprozess beendet wird, in Abhängigkeit
von einer festgelegten Ziel-Kerntemperatur des zu garenden Produkts festgelegt wird.
18. Verfahren nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, dass ein Soll-Verlauf der Kerntemperatur vorgegeben wird und während des Garprozesses
eine Abweichung zwischen dem Soll-Verlauf der Kerntemperatur und dem Verlauf der Ist-Kerntemperatur
überwacht wird.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 17 und 18, dadurch gekennzeichnet, dass ein Kerntemperaturfühler verwendet wird, mit dem die Ist-Kerntemperatur ermittelt
wird, dass die Ist-Kerntemperatur mit einer vorbestimmten Soll-Kerntemperatur verglichen
und dass der Wärmeeintrag in Abhängigkeit von der Abweichung korrigiert wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass zur Korrektur des Wärmeeintrags die Garraumtemperatur geändert wird.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 20, dadurch gekennzeichnet, dass zur Korrektur des Wärmeeintrags die Lüfterdrehzahl geändert wird.
22. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Feuchte des Garmediums bei der Ermittlung des Wärmeflussintegrals berücksichtigt
wird.
23. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei Erreichen eines bestimmten Wertes des Wärmeflussintegrals von einem ersten Garprozess
zu einem zweiten Garprozess weitergeschaltet wird.
24. Gargerät (10) mit einem Garraum (12), einer Heizvorrichtung (18) und einer Steuerung
(22), wobei die Steuerung (22) einen Integrierer (36) enthält, der einen spezifischen
Wärmeeintrag in ein zu garendes Produkt über der Zeit integrieren kann, und eine Auswerteschaltung
(38), die in Abhängigkeit von aufintegrierten Werten des spezifischen Wärmeeintrags
den Garprozess steuern kann.