[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufwickeln einer Papier- oder Kartonbahn
in einer Doppeltragwalzenwickelvorrichtung, die mindestens zwei Tragwalzen aufweist,
zwischen denen ein Wickelbett ausgebildet ist, wobei die Papier- oder Kartonbahn auf
eine oder mehrere Wickelhülsen zu Wickelrollen aufgewickelt wird, die axial an Führungsköpfen
gelagert sind.
[0002] Ferner betrifft die Erfindung eine Doppeltragwalzenwickelvorrichtung zum Aufwickeln
einer Papier- oder Kartonbahn auf eine oder mehrere Wickelhülsen zum Ausbilden von
Wickelrollen nach einem derartigen Verfahren, wobei die Doppeltragwalzenwickelvorrichtung
mindestens zwei Tragwalzen aufweist, die ein Wickelbett ausbilden, wobei die Wickelhülsen
axial in Führungsköpfen gelagert sind, die in einer ersten Richtung, die im Wesentlichen
parallel zum Wickelbett und senkrecht zur Axialrichtung verläuft, und in einer zweiten
Richtung, die im Wesentlichen senkrecht zum Wickelbett und zur Axialrichtung verläuft,
beweglich geführt sind.
[0003] Am Ende einer Papiermaschine wird die Papier- oder Kartonbahn in der Regel in voller
Bahnbreite auf einen Tambour aufgewickelt. Bei Bahnbreiten von bis zu 10 m ist ein
derartiger Tambour aber nur schwer handhabbar. Für den Transport wird die Papier-
oder Kartonbahn daher auf mehrere Versandt- oder Fertigrollen aufgewickelt, die eine
geringere Breite aufweisen. Die Materialbahn wird dafür zunächst vom Tambour abgewickelt
und durch eine Rollenschneidmaschine geführt, wobei die Papier- oder Kartonbahn auf
die gewünschten Breiten geschnitten und zu Wickelrollen aufgewickelt wird. Als Kern
der Wickelrollen werden in der Regel Wickelhülsen verwendet, die beispielsweise aus
Pappe bestehen. Diese Wickelhülsen liegen in einem von mindestens zwei Tragwalzen
einer Doppeltragwalzenwickelvorrichtung gebildeten Wickelbett. Eine Tragwalze kann
dabei aus einer einzigen Walze bestehen, aber beispielsweise auch eine Kombination
zweier Walzen darstellen, zwischen denen ein umlaufender Mantel gespannt ist.
[0004] Entsprechend der Anzahl der aus der ursprünglichen Papier- oder Kartonbahn durch
Längsschnitte erzeugten einzelnen Bahnen werden mehrere Wickelhülsen in Axialrichtung
hintereinander in dem Wickelbett angeordnet. Die Wickelhülsen werden dabei über Führungsköpfe
axial im Wickelbett gehalten.
[0005] Aus
DE 10 2008 015 670 A1 ist nun ein Verfahren zum Aufrollen einer Papier- oder Kartonbahn in einer Doppeltragwalzenwickelvorrichtung
beschrieben, wobei eine erste Tragwalze gegenüber einer zweiten Tragwalze verschiebbar
ist, um eine Verschiebung eines Wickelzentrums der Wickelrolle in einer ersten Richtung
parallel zum Wickelbett und senkrecht zur Axialrichtung während des Aufwickelns auszugleichen.
Die Führungsköpfe sind dabei mit Freiheitsgraden in der ersten Richtung, die der möglichen
Bewegungsrichtung der Tragwalze entspricht, und einer zweiten Richtung, die dazu senkrecht
ist, geführt. Um eine Schwingungsdämpfung in der ersten Richtung, die im Wesentlichen
horizontal verläuft, zu erreichen, ist vorgesehen, den Freiheitsgrad in der ersten
Richtung zeitweilig zu sperren. Durch eine periodische Arretierung soll dabei zum
einen eine Schwingungsdämpfung möglich sein, zum anderen aber eine auf die Wickelhülse
wirkende Kraft einen Grenzwert nicht überschreiten.
[0006] Aus
DE 10 2006 000 055 A1 ist eine Doppeltragwalzenwickelvorrichtung bekannt, die zwei Tragwalzen mit gleichem
Durchmesser aufweist. Dementsprechend verschiebt sich ein Wickelzentrum der Wickelrollen
während des Aufwickelns nur in einer Richtung senkrecht zum Wickelbett, also in der
Regel in einer vertikalen Richtung. Die Führungsköpfe sind daher in einer vertikalen
Linearführung geführt, wobei mithilfe eines elektromechanischen Antriebs die Führungsköpfe
vertikal, also in einer Richtung senkrecht zum Wickelbett und senkrecht zur Axialrichtung
verstellt werden können, so dass eine Entlastung der Wickelhülsen erfolgt. Dabei kann
durch eine entsprechende Ansteuerung des Antriebs eine aktive Schwingungsdämpfung
erfolgen, so dass Schwingungen in vertikaler Richtung aktiv gedämpft werden.
[0007] Insbesondere bei Doppeltragwalzenwickelvorrichtungen, bei denen die Tragwalzen unterschiedliche
Durchmesser aufweisen, kann jedoch nicht immer die gewünschte Wickelqualität erreicht
werden. Vermutlich sind Grund dafür Vibrationen, die ein Wickelzentrum zumindest zwischenzeitlich
aus der theoretischen Wickelrollenmitte heraus bewegen.
[0008] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, die erreichbare Wickelqualität zu verbessern.
[0009] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Verfahren der eingangs genannten Art
dadurch gelöst, dass die Führungsköpfe während des Wickelvorgangs in einer im Wesentlichen
parallel zum Wickelbett und senkrecht zu einer axial verlaufenden ersten Richtung
aktiv bewegt werden.
[0010] "Im Wesentlichen" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass keine streng mathematische
Parallelität beziehungsweise kein strenger rechter Winkel gefordert wird, sondern
nur eine generelle Richtung definiert werden soll. "In Axialrichtung" bedeutet dabei
axial bezüglich der Wickelrolle beziehungsweise parallel zu einer Rotationsachse der
Wickelrollen oder Wickelhülsen. Anstatt wie bisher üblich werden die Führungsköpfe
in der ersten Richtung nicht alleine durch die Zunahme des Durchmessers der Wickelrollen
bewegt, sondern aktiv, so dass eine Lage der Rotationsachse der Wickelhülsen beziehungsweise
des Wickelzentrums in der ersten Richtung aktiv vorgegeben wird. Die Wickelhülsen
sind also in der ersten Richtung bezüglich der Tragwalzen der Doppeltragwalzenwickelvorrichtung
immer zentriert, so dass ein gleichmäßiges Aufwickeln erfolgen kann. Die Führungsköpfe
beziehungsweise eine Rotationsachse der Wickelrollen kann sich daher nicht aus dem
theoretischen Wickelzentrum entfernen. Dadurch werden Unrundheitsbildungen der Wickelrolle,
Exzentrizitäten und Unebenheiten zwischen den Wickellagen vermieden. Vibrationen werden
dadurch weitgehend verhindert und bei nicht gänzlich zu verhinderndem Auftritt erfolgt
eine Vibrationsdämpfung. Insgesamt wird so eine Verbesserung der Wickelqualität erreicht.
[0011] Dabei ist besonders bevorzugt, dass die Führungsköpfe in einer zur ersten Richtung
und zur Axialrichtung im Wesentlichen senkrechten zweiten Richtung aktiv bewegt werden.
Während die erste Richtung in der Regel horizontal verläuft, verläuft dann die zweite
Richtung im Wesentlichen vertikal. Durch eine aktive Bewegung der Führungsköpfe nicht
nur in der ersten Richtung, sondern auch in der zweiten Richtung, können die Führungsköpfe
und damit die Wickelhülsen aktiv auf einer vorgegebenen Wegkurve geführt werden. Eine
freie Bewegung der Wickelrollen in der ersten und zweiten Richtung wird dabei verhindert.
Dadurch können in erster und zweiter Richtung Kräfte, die beispielsweise bei Vibrationen
auftreten, aufgenommen werden. Dabei lässt sich durch die definierte Lage der Führungsköpfe
beziehungsweise Wickelhülsen ein gleichmäßigeres Aufwickeln erzielen, wodurch die
Wickelqualität verbessert wird.
[0012] Bevorzugter Weise wird eine Wegkurve der Führungsköpfe in einer durch die erste Richtung
und die zweite Richtung aufgespannten Ebene in Abhängigkeit vom aktuellen Wickelrolledurchmesser
vorgegeben. Durch die Bewegung der Führungsköpfe wird die Rotationsachse der Wickelhülsen
also immer auf das theoretische Wickelzentrum ausgerichtet. Der aktuelle Wickelrollendurchmesser
kann dabei beispielsweise über Sensoren oder über die Position der Andruck- beziehungsweise
Belastungswalzeneinrichtung erfasst werden, wobei in einer Steuereinrichtung daraus
die theoretische Lage der Rotationsachse berechnet und als Sollwert vorgegeben wird.
Die Wickelrollen werden dabei also immer so geführt, dass eine Lage der Rotationsachse
einem theoretischen Wickelzentrum entspricht. Abweichungen, die zu einer Verschlechterung
der Wickelqualität und zum vermehrten Auftreten von Vibrationen führen würden, werden
durch die aktive Bewegungssteuerung der Führungsköpfe in erster Richtung und zweiter
Richtung verhindert.
[0013] Die exakte Zwangsführung der Wickelrollen in ihrem theoretischen Zentrum bildet darüber
hinaus eine weitgehend fehlerfreie Grundlage zur Ansteuerung dritter Systemkomponenten,
wie zum Beispiel aktive Dämpfungseinrichtungen an den Tragwalzen oder hier nicht näher
beschriebenen, Belastungswalzeneinrichtungen, mittels derer eine Krafteinwirkung auf
die sich bildenden Wickelrollen möglich ist, die im Wesentlichen in Richtung des Wickelzentrums
oder des Wickelbetts gerichtet ist.
[0014] Mit Vorteil wird wenigstens ein Steifigkeitswert in wenigstens einer Richtung, in
der die Führungsköpfe bewegt werden, vorzugsweise wenigstens mittelbar in Abhängigkeit
wenigstens eines Papier- oder Kartonbahn-, oder eines Wickelrollenparameters, eingestellt.
[0015] Unter einem Steifigkeitswert wird dabei die Beeinflussung einer Steifigkeit verstanden,
die Betragsmäßig natürlich von der auszulegenden Doppeltragwalzenwickelvorrichtung,
insbesondere deren Arbeitsbreite und der auf ihr zu wickelnden Papier- oder Kartonbahnflächengewichten
und der zu erzielenden Wickelgeschwindigkeiten und Wickelenddurchmessern abhängen.
Bevorzugt wird die statische und/oder die dynamische Biegesteifigkeit beeinflusst.
[0016] Dadurch ist es möglich, die Wickelrollen so starr wie möglich zu führen, ohne die
Lagerung an den Führungsköpfen unveränderlich so steif auszuführen, dass im Verlauf
des Wickelprozesses möglicherweise auftretende Spannungsspitzen zu untolerierbaren
Wickelfehlern, wie Platzstellen und Bahnrissen innerhalb der Wickelrolle oder innerhalb
der zulaufenden Papier- oder Kartonbahn auftreten. Zwar können dadurch möglicherweise
Unrundheitsbildungen kurzzeitig in engen Maßen wieder zugelassen werden, diese können
aber in vertretbaren Größen gehalten werden.
[0017] Vorteilhafterweise wird eine Position der Führungsköpfe in Axialrichtung in Abhängigkeit
von einer Anzahl und Größe der Wickelhülsen eingestellt. Dadurch ist es möglich, Wickelrollen
unterschiedlicher Breite und in unterschiedlicher Anzahl zu wickeln. Durch eine Verstellung
der Position der Führungsköpfe in Axialrichtung kann die Doppeltragwalzenwickelvorrichtung
entsprechend angepasst werden.
[0018] Vorzugsweise werden die Führungsköpfe vor Beginn des Wickelvorgangs auf die Rotationsachse
der im Wickelbett liegenden Wickelhülsen zentriert. Die Rotationsachse der Wickelhülsen
entspricht dabei einer radialen Mitte der Wickelhülsen. Es erfolgt damit sozusagen
eine Nullpunktkalibrierung, ohne dass es einer mechanischen Anpassung bedarf. Ausgehend
von der so ermittelten Lage der Rotationsachse werden die Wickelhülsen dann während
des Wickelvorgangs in Abhängigkeit vom Durchmesser der Wickelrollen in erster Richtung
und in zweiter Richtung aktiv geführt. Dabei wird verhindert, dass sich die Führungsköpfe
exzentrisch bezüglich der Wickelhülsen positionieren, was einen negativen Einfluss
auf den Wickelvorgang haben würde. Eine mechanische Zentriereinrichtung ist dann nicht
notwendig.
[0019] Vorzugsweise werden die Führungsköpfe in der ersten Richtung und/oder in der zweiten
Richtung passiv oder aktiv gedämpft. Eine passive Dämpfung kann beispielsweise durch
eine Reibungsdämpfung erfolgen oder aber durch ein oder mehrere Dämpfungselemente.
Eine aktive Dämpfung erfolgt vorzugsweise durch einen entsprechenden hochdynamischen
Antrieb, der für eine Bewegung der Führungsköpfe ohnehin notwendig ist. Bei einer
aktiven Dämpfung ist dabei natürlich eine Erfassung der Vibrationen, beispielsweise
durch einen Schwingungssensor, erforderlich. Dieser kann dabei beispielsweise auf
den Führungsköpfen platziert sein.
[0020] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch eine Doppeltragwalzenwickelvorrichtung der
eingangs genannten Art dadurch gelöst, dass die Doppeltragwalzenwickelvorrichtung
einen ersten Antrieb aufweist, der derart ausgebildet ist, dass die Führungsköpfe
während des Wickelvorgangs in der ersten Richtung aktiv positionierbar sind.
[0021] Auch wenn im Folgenden immer nur von einem ersten Antrieb die Rede ist, ist es selbstverständlich,
dass je Führungskopf ein erster Antrieb vorgesehen sein kann. Mithilfe des ersten
Antriebs wird eine Position der Führungsköpfe beziehungsweise einer Rotationsachse
der Wickelrollen in der ersten Richtung aktiv vorgegeben, die Wickelrollen werden
also in der ersten Richtung zwangsgeführt. Dadurch ist zu keinem Zeitpunkt eine freie
Bewegung der Wickelrollen in der ersten Richtung möglich. Vielmehr wird sichergestellt,
dass eine Lage der Rotationsachse der Wickelrollen immer einem theoretischen Wickelzentrum
entspricht. Durch die Zwangsführung werden dabei Vibrationen unterdrückt. Gleichzeitig
ergibt sich ein gleichmäßiger Wickelvorgang. Insgesamt wird so die Wickelqualität
verbessert. Dabei ist besonders bevorzugt, dass die Doppeltragwalzenwickelvorrichtung
einen zweiten Antrieb aufweist, der derart ausgebildet ist, dass die Führungsköpfe
während des Wickelvorgangs in der zweiten Richtung aktiv positionierbar sind. Auch
dabei kann je Führungskopf ein zweiter Antrieb vorgesehen sein, auch wenn im Folgenden
immer nur von einem zweiten Antrieb die Rede ist. Die Führungsköpfe können also dann
nicht nur durch den ersten Antrieb in der ersten Richtung aktiv positioniert werden,
sondern durch den zweiten Antrieb auch in der zweiten Richtung. Die Führungsköpfe
können damit die Wickelhülsen beziehungsweise Wickelrollen in einer Ebene auf einer
Wegkurve führen, die der Bewegung des theoretischen Wickelzentrums entspricht. Dabei
ist es möglich, mithilfe des zweiten Antriebs eine Gewichtsent- oder belastung der
Wickelrollen insbesondere auf die randständigen Wickelrollen durchzuführen und so
die Wickelhärte zu beeinflussen. Die Gewichtsent- oder belastung kann dabei vorzugsweise
im Bereich der durch die Belastungswalzeneinheit ausgeübten Linienlast liegen. Damit
lässt sich die Wickelqualität weiter verbessern. Unter Anderem läßt sich dadurch auch
eine Vergleichmäßigung der Wickelrollendurchmesser untereinander erzielen, was eine
besonders wertvolle Ausgestaltung im Hinblick auf eine exakte Führung im theoretischen
Zentrum aller Wickelrollen eines Wickelrollensatzes darstellt. Vorzugsweise weist
die Doppeltragwalzenwickelvorrichtung eine Steuereinrichtung auf, die den ersten Antrieb
und den zweiten Antrieb in Abhängigkeit vom aktuellen Wickelrollendurchmesser derart
ansteuert, dass eine Rotationsachse der Wickelrollen im theoretischen Wickelzentrum
liegt. Der aktuelle Wickelrollendurchmesser kann beispielsweise mittels einer entsprechenden
Sensoreinrichtung ermittelt werden. Die Führungsköpfe werden dabei immer in Abhängigkeit
vom aktuellen Wickelrollendurchmesser positioniert. Es erfolgt also sozusagen eine
Regelung der Lage der Rotationsachse. Vibrationen, die zu einer Verschiebung der Rotationsachse
führen würden, werden dabei aufgenommen und unterdrückt. Ein fehlerhaftes Aufwickeln,
bei dem sich die Rotationsachse der Wickelrollen außerhalb des theoretischen Wickelzentrums
befindet, wird verhindert. Dadurch wird eine hohe Wickelqualität gewährleistet.
[0022] Es ist bevorzugt, dass wenigstens ein Steifigkeitswert in wenigstens einer Richtung
in der die Führungsköpfe bewegbar sind, einstellbar ist. Dadurch ist es möglich, die
Wickelrollen so starr wie möglich zu führen, ohne die Lagerung an den Führungsköpfen
so steif auszuführen, dass im Verlauf des Wickelprozesses möglicherweise auftretende
Spannungsspitzen zu untolerierbaren Wickelfehlern, wie Platzstellen und Bahnrissen
innerhalb der Wickelrolle oder innerhalb der zulaufenden Papier- oder Kartonbahn auftreten.
Zwar können dadurch möglicherweise Unrundheitsbildungen lokal in engen Maßen wieder
zugelassen werden, diese können aber in vertretbaren Größen gehalten werden.
[0023] Dabei ist es bevorzugt, dass wenigstens einer des wenigstens einen Steifigkeitswertes
während des Wickelprozesses verstellbar ist. Auf diese Weise kann der Steifigkeitswert
den unterschiedlichen Anforderungen während eines Wickelprozesses besonders gut gerecht
werden. Auch ist bei einer möglichen Umstellung einer zu wickelnden Papier- oder Kartonbahnsorte
auf diese Weise ein rasches Ausfindigmachen eines geeigneten Steifigkeitswertes erreichbar.
Ein so gewählter Steifigkeitswert oder Steifigkeitswertebereich ist dann für sich
anschließende Wickelprozesse gut geeignet.
[0024] Vorzugsweise sind die Führungsköpfe axial verstellbar. Dadurch kann die Doppeltragwalzenwickelvorrichtung
an eine unterschiedliche Anzahl und Größe der Wickelhülsen angepasst werden. Es können
so Wickelrollen unterschiedlicher Breite erzeugt werden. Die Doppeltragwalzenwickelvorrichtung
ist damit variabel einsetzbar.
[0025] Bevorzugter Weise sind die Führungsköpfe jeweils auf einem Schlitten angeordnet,
der in einer ersten Richtung und in einer zweiten Richtung insbesondere linear bewegbar
ist. Dies stellt eine relativ einfache Möglichkeit dar, die Führungsköpfe in der ersten
Richtung und der zweiten Richtung bewegbar anzuordnen, die übrigen Freiheitsgrade
aber zu sperren. Neben einer linearen Bewegung ist dabei auch denkbar, den Führungskopf
in einer der Richtungen auf einer Kreisbahn, beispielsweise mittels eines Schwenkhebels
um ein Kreisbogensegment mit relativ großem Durchmesser, zu führen. Dabei lässt sich
jede gewünschte ebene Wegkurve einstellen.
[0026] Vorzugsweise ist der erste Antrieb und/oder der zweite Antrieb als hydraulisches
oder als elektrisches Stellelement ausgebildet. Mithilfe eines hydraulischen Stellelements
lassen sich relativ einfach große Kräfte erzeugen, so dass eine sichere Positionierung
der Führungsköpfe beziehungsweise der Wickelhülsen möglich ist. Dabei lässt sich bei
hydraulischen Stellelementen relativ einfach eine passive Dämpfung realisieren. Ein
elektrisches Stellelement hat dagegen den Vorteil, dass eine Verschmutzung durch möglicherweise
austretende Flüssigkeit, wie beim hydraulischen Stellelement, nicht zu befürchten
ist. Auch elektrische Stellelemente können relativ große Kräfte erzeugen und gleichzeitig
relativ klein ausgebildet sein. Dabei lassen sich elektrische Stellelemente besonders
genau ansteuern beziehungsweise positionieren. Mit einem elektrischen Antrieb ist
eine starre Zwangspositionierung besonders zuverlässig realisierbar.
[0027] Dabei ist besonders bevorzugt, dass der erste Antrieb und/oder der zweite Antrieb
als hochdynamischer, insbesondere elektrischer Antrieb ausgebildet ist, der derart
ansteuerbar ist, dass eine aktive Schwingungsdämpfung erfolgt. Dadurch ist eine sehr
effektive Dämpfung der Vibrationen erreichbar, wodurch sich die Wickelqualität weiter
steigern lässt. Mithilfe des ersten Antriebs und/oder des zweiten Antriebs werden
also gezielt dynamische Kräfte in die Wickelhülsen eingebracht, um den Wickelvorgang
positiv zu beeinflussen.
[0028] Vorteilhafterweise ist zwischen dem jeweiligen Antrieb und dem Schlitten mindestens
ein Dämpfungselement angeordnet. Ein derartiges Dämpfungselement kann beispielsweise
als Gummielement ausgebildet sein. Dadurch können Kraftspitzen, die beispielsweise
durch Vibrationen der Wickelhülsen beziehungsweise der Wickelrollen auf die Führungsköpfe
ausgeübt werden und damit auf die Antriebe wirken, reduziert werden. Eine dynamische
Überbelastung der Antriebe wird so verhindert. Dadurch lässt sich die Lebensdauer
der Doppeltragwalzenwickelvorrichtung verlängern. Zusätzlich oder alternativ kann
ein Reibungsdämpfer eingesetzt sein, der eine Bewegung insbesondere in der ersten
Richtung dämpft. Ein derartiger Reibungsdämpfer muss dann natürlich bei der Dimensionierung
des Antriebs berücksichtigt werden.
[0029] Die Erfindung wird im Folgenden anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels in
Verbindung mit der Zeichnung näher beschrieben. Hierin zeigen in schematischer Ansicht:
- Fig. 1
- eine Doppeltragwalzenwickelvorrichtung und
- Fig. 2
- die Doppeltragwalzenwickelvorrichtung nach Fig. 1 mit einem Antrieb in einer ersten
Richtung.
[0030] In Fig. 1 ist schematisch eine Doppeltragwalzenwickelvorrichtung 1 gezeigt, die eine
ersten Tragwalze 2 und eine zweite Tragwalze 3 aufweist, wobei zwischen den Tragwalzen
2, 3 ein Wickelbett 4 ausgebildet ist. Die erste Tragwalze 2 hat einen größeren Durchmesser
als die zweite Tragwalze 3.
[0031] Im Wickelbett 4 ist eine Wickelhülse 5 im leeren Zustand dargestellt, also ohne dass
eine Papier- oder Kartonbahn aufgewickelt ist. Ferner ist dargestellt, wie eine gewickelte
Wickelrolle 6 im Wickelbett 4 positioniert ist. Eine Lage einer Rotationsachse der
Wickelhülse 5 beziehungsweise der Wickelrolle 6 bewegt sich von einem Ausgangspunkt
M1 entlang einer Linie L zu einem Endpunkt M2. Dabei verschiebt sich die Lage der
Rotationsachse und damit das theoretische Wickelzentrum in Abhängigkeit von der Zunahme
des Wickelrollendurchmessers, wobei eine Verschiebung nicht nur in einer zweiten Richtung
y senkrecht zum Wickelbett 4 und senkrecht zur Axialrichtung erfolgt, sondern auch
in einer ersten Richtung x, die senkrecht zur Axialrichtung und parallel zum Wickelbett
4 verläuft. Die Linie L stellt damit eine Wegkurve des theoretischen Wickelzentrums
dar, auf der Führungsköpfe 7 der Doppeltragwalzenwickelvorrichtung 1 bewegt werden.
Diese Wegkurve ist dabei in der Regel nicht linear, sondern setzt sich aus Bewegungen
in der ersten Richtung x und der zweiten Richtung y zusammen.
[0032] Die Verschiebung der Rotationsachse beziehungsweise des theoretischen Wickelzentrums
erfolgt aufgrund der Zunahme des Wickelrollendurchmessers und der unterschiedlichen
Durchmesser der Tragwalzen 2, 3. Bei identisch aufgebauten Tragwalzen 2, 3 würde eine
Verschiebung nur in der zweiten Richtung y erfolgen. Die Lage des theoretischen Wickelzentrums
kann dabei wenigstens mittelbar anhand des momentanen Wickelrollendurchmessers ermittelt
werden. Dazu können Sensoren an einer Belastungswalzeneinrichtung 12, die während
des Wickelprozesses eine Linienkraft auf die sich ausbildenden Wickelrollen 6 ausgeübt,
vorgesehen sein.
[0033] Der Betrag der Linienkraft kann sich über den Wickelprozess ändern und beginnt üblicherweise
mit einem Maximum und sinkt dann auf einen Restwert ab. Es ist jedoch auch denkbar,
dass die Belastungswalzeneinrichtung 12 während des gesamten Wickelprozesses die sich
ausbildenden Wickelrollen 6 mit einer relativ hohen Linienlast beaufschlagt. In Zusammenhang
mit der erfindungsgemäßen Zwangsführung über die Führungsköpfe 7 kann auf diese Weise
besonders gut ein sehr stabil laufender Wickelprozess erreicht werden.
[0034] In Fig. 2 ist nun eine Prinzipdarstellung gezeigt, wie eine aktive Bewegung der Führungsköpfe
7 in der ersten Richtung x erzeugt werden kann. Die Führungsköpfe 7 sind dafür auf
einem in der ersten Richtung x linear beweglichen ersten Schlitten 8 angeordnet, der
beweglich auf einem zweiten Schlitten 9 geführt ist, der linear in der zweiten Richtung
y bewegbar ist. Zur Bewegung des ersten Schlittens 8 und damit der Führungsköpfe 7
ist ein erster Antrieb 10 vorgesehen, der in diesem Fall als hydraulisches Stellelement
ausgebildet ist. Zum Dämpfen von Vibrationen und Kraftspitzen ist zwischen dem ersten
Antrieb 10 und dem ersten Schlitten 8 beziehungsweise den Führungsköpfen 7 ein Dämpfungselement
11 vorgesehen, das in diesem Fall als Gummielement ausgebildet ist. Die Belastung
des ersten Antriebs 10 wird dadurch etwas verringert, so dass eine dynamische Überbelastung
nicht zu befürchten ist.
[0035] Symbolisch dargestellt ist eine Kraft F, die einen Reibungsdämpfer darstellt, der
alternativ oder zusätzlich zum Dämpfungselement 11 vorgesehen sein kann. Eine derartige
Reibungsdämpfung kann aber auch durch eine entsprechende Führung, oder an dem Schlitten
oder am Gestell realisiert sein. Auch ist eine Dämpfungseinrichtung innerhalb des
Antriebs oder innerhalb des Führungskopfes denkbar.
[0036] Durch die erfindungsgemäße Doppeltragwalzenwickelvorrichtung kann die Wickelqualität
verbessert und Vibrationen verringert werden. Durch das Vorsehen von einem ersten
Antrieb und einem zweiten Antrieb zum Bewegen der Führungsköpfe in einer ersten Richtung
und in einer zweiten Richtung kann eine vollständige zweidimensionale Zentrierung
der Rotationsachse der Wickelrollen auf das theoretische Wickelzentrum realisiert
werden. Dabei wird immer eine zentrierende Kraft auf die sich ausbildende Wickelrolle
beziehungsweise auf Randrollen eines Rollensatzes ausgeübt. Durch das kontinuierliche
Positionieren beziehungsweise Bewegen der Führungsköpfe befinden sich die Führungsköpfe
zu jedem Zeitpunkt des Wickelvorgangs im theoretischen Wickelzentrum der sich auf
den Tragwalzen abwalzenden und dabei ständig wachsenden Wickelrollen. Die Führungsköpfe
und damit die Wickelhülsen beziehungsweise Wickelrollen werden also stetig entlang
einer definierten Wegkurve geführt. Eine freie Bewegung der Wickelhülsen insbesondere
in der ersten Richtung, also im Wesentlichen einer horizontalen Richtungen, ist dabei
zu keinem Zeitpunkt möglich. Vielmehr werden die Führungsköpfe durch den Antrieb jederzeit
relativ steif gehalten. Vibrationen können so gar nicht erst entstehen oder gleich
gedämpft werden.
[0037] Dabei kann wenigstens der Antrieb, der für die aktive Bewegung in der ersten Richtung
zuständig ist, als hochdynamischer Aktuator ausgebildet sein und so eine aktive Dämpfung
ermöglichen. Die Wickelqualität kann damit weiter gesteigert werden.
[0038] Mithilfe der Antriebe lassen sich die Führungsköpfe vor Wickelbeginn exakt auf die
Rotationsachse der im Wickelbett liegenden Wickelhülsen zentrieren. Eine derartige
Positionierung erfolgt in Abhängigkeit des Durchmessers der Wickelhülse und gewährleistet
damit eine gute Zentrierung. Eine exzentrische Positionierung der Führungsköpfe gegenüber
den Wickelhülsen wird dadurch verhindert. Durch eine entsprechende Steuerung kann
dabei die Notwendigkeit einer mechanischen Zentriereinrichtung entfallen.
[0039] Durch das erfindungsgemäße Verfahren kann also während des gesamten Wickelvorgangs
eine stetige Zentrierung der Rotationsachse der Wickelrolle auf das theoretische Wickelzentrum
erfolgen. Dadurch ist eine sehr gleich bleibende Wickelqualität erzielbar. Gleichzeitig
werden Vibrationen unterdrückt, was auch zu einer geringen Lärmbelastung führt.
Bezugszeichenliste
[0040]
- 1
- Doppeltragwalzenwickelvorrichtung
- 2
- Tragwalze
- 3
- Tragwalze
- 4
- Wickelbett
- 5 bzw. 5'
- Wickelhülse
- 6
- Wickelrolle
- 7
- Führungskopf
- 8
- Schlitten
- 9
- Schlitten
- 10
- Antrieb
- 11
- Dämpfungselement
- 12
- Belastungswalzeneinrichtung
- F
- Kraft
- L
- Linie
- M1
- Ausgangspunkt
- M2
- Endpunkt
- X
- Erste Richtung
- Y
- Zweite Richtung
- Z
- Axialrichtung
1. Verfahren zum Aufwickeln einer Papier- oder Kartonbahn in einer Doppeltragwalzenwickelvorrichtung
(1), die mindestens zwei Tragwalzen (2, 3) aufweist, zwischen denen ein Wickelbett
(4) ausgebildet ist, wobei die Papier- oder Kartonbahn auf eine oder mehrere Wickelhülsen
(5) zu Wickelrollen (6) aufgewickelt wird, die axial an Führungsköpfen (7) gelagert
sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Führungsköpfe (7) während des Wickelvorgangs in einer im Wesentlichen parallel
zum Wickelbett (4) und senkrecht zu einer axial verlaufenden ersten Richtung (X) aktiv
bewegt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Führungsköpfe (7) in einer zur ersten Richtung und zur Axialrichtung im Wesentlichen
senkrechten zweiten Richtung (Y) aktiv bewegt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Wegkurve der Führungsköpfe (7) in einer durch die erste Richtung (X) und die
zweite Richtung (Y) aufgespannten Ebene in Abhängigkeit vom aktuellen Wickelrollendurchmesser
vorgegeben wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
wenigstens ein Steifigkeitswert in wenigstens einer Richtung (x,y), in der die Führungsköpfe
(7) bewegt werden, vorzugsweise wenigstens mittelbar in Abhängigkeit wenigstens eines
Papier- oder Kartonbahn-, oder eines Wickelrollenparameters, eingestellt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Führungsköpfe (7) vor Beginn des Wickelvorgangs auf die Rotationsachse der im
Wickelbett (4) liegenden Wickelhülsen (5) zentriert werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Führungsköpfe (7) in der ersten Richtung (X) und/oder in der zweiten Richtung
(Y) passiv oder aktiv gedämpft werden.
7. Doppeltragwalzenwickelvorrichtung (1) zum Aufwickeln einer Papier- oder Kartonbahn
auf eine oder mehrere Wickelhülsen (5) zum Ausbilden von Wickelrollen (6) nach einem
Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, die mindestens zwei Tragwalzen (2, 3)
aufweist, die ein Wickelbett (4) ausbilden, wobei die Wickelhülsen (5) axial in Führungsköpfen
(7) gelagert sind, die in einer ersten Richtung (X), die im Wesentlichen parallel
zum Wickelbett (4) und senkrecht zur Axialrichtung verläuft, und in einer zweiten
Richtung (Y), die im Wesentlichen senkrecht zum Wickelbett (4) und zur Axialrichtung
verläuft, beweglich geführt sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Doppeltragwalzenwickelvorrichtung (1) einen ersten Antrieb (10) aufweist, der
derart ausgebildet ist, dass die Führungsköpfe (7) während des Wickelvorgangs in der
ersten Richtung (x) aktiv positionierbar sind.
8. Doppeltragwalzenwickelvorrichtung (1) nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
sie einen zweiten Antrieb aufweist, der derart ausgebildet ist, dass die Führungsköpfe
(7) während des Wickelvorgangs in der zweiten Richtung (y) aktiv positionierbar sind.
9. Doppeltragwalzenwickelvorrichtung (1) nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
sie eine Steuereinrichtung aufweist, die den ersten Antrieb (10) und den zweiten Antrieb
in Abhängigkeit vom aktuellen Wickelrollendurchmesser derart ansteuert, dass eine
Rotationsachse der Wickelrollen (6) im theoretischen Wickelzentrum liegt.
10. Doppeltragwalzenwickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
wenigstens ein Steifigkeitswert in wenigstens einer Richtung (x, y) in der die Führungsköpfe
(7) bewegbar sind, einstellbar ist.
11. Doppeltragwalzenwickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 7 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Führungsköpfe (7) jeweils auf einem Schlitten (8, 9) angeordnet sind, der in einer
ersten Richtung (X) und in einer zweiten Richtung (Y) insbesondere linear bewegbar
ist.
12. Doppeltragwalzenwickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 7 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
der erste Antrieb (10) und/oder der zweite Antrieb als hydraulisches oder als elektrisches
Stellelement ausgebildet ist.
13. Doppeltragwalzenwickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 7 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
der erste Antrieb (10) und/oder der zweite Antrieb als hochdynamischer Antrieb ausgebildet
ist, der derart ansteuerbar ist, dass eine aktive Schwingungsdämpfung erfolgt.
14. Doppeltragwalzenwickelvorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
zwischen dem jeweiligen Antrieb und dem Schlitten mindestens ein Dämpfungselement
(11) angeordnet ist.