1. Einleitung
[0001] Die Erfindung betrifft eine Methode zur Feststellung eines Faktor XIII-, sowie eine
Methode zur Feststellung eines Fibrinogen Mangels wie auch eine Methode zur Differenzierung
zwischen einem Faktor XIII- und einem Fibrinogen-Mangel unter Einsatz thrombelastographischer
Techniken. Auf Basis der Auswertung thrombelastographischer Parameter ist eine schnelle
und gezielte Substitution von Faktor XIII und/oder von Fibrinogen bei Mangelzuständen
möglich.
2. Darstellung des Standes der Technik
[0002] Die Thrombelastographie (TEG) ist eine diagnostische Methode, die mechanisch die
Gerinnselentstehung oder -Auflösung in einem oszillierenden System untersucht. Dabei
wird entweder ein Gefäß (Cup) oszillierend um einen Messstab (Pin) bewegt (herkömmliche
TEG) oder aber das Gefäß steht fest und der Pin wird in oszillierende Rotationsbewegungen
gebracht (ROTEG bzw. ROTEM). Die zwischen Cup und Pin auftretenden mechanischen Kräfte
werden aufgezeichnet. Sobald das Blut oder Plasma zur Gerinnung kommt, tritt eine
Abweichung zum anfänglichen Messsignal auf. Beide Ausführungen sollen hier als TEG
bezeichnet werden.
[0003] Die TEG wird zur Untersuchung von Blut oder Plasma eingesetzt, um gerinnungsrelevante
Parameter (TEG Parameter), wie die Zeitspanne bis zum Erreichen einer ersten signifikanten
Clot-Bildung mit einer Amplitude von 2mm (Gerinnungs- oder Reaktionszeit r), die Zeitspanne
bis zum Erreichen einer Clot-Stärke von einer Amplitude von 20 mm (k-Wert), die Geschwindigkeit,
mit der das Gerinnsel gebildet wird (Winkel Alpha), die mechanischen Eigenschaften
des Gerinnsels bei maximaler Amplitude (MA) oder zu einem anderen beliebigen Zeitpunkt,
die Zeitspanne bis zur MA (TMA), oder die Zeitspanne bis die Gerinnselfestigkeit aufgrund
von Fibrinolyse auf einen bestimmten Wert wieder abgefallen ist, zu bestimmen. Klinisch
wird die TEG u.a. zur Beurteilung der Koagulopathie beispielsweise in der Herzchirurgie,
bei Lebertransplantationen, großer Abdominalchirurgie und als quasi Bedside-Test im
perioperativen Gerinnungsmanagement als diagnostische Maßnahme eingesetzt (
Kettner SC et al. (1999), Anesth Analg; 89: 580-584;
Shore-Lesserson L et al. (1999), Anesth Analg; 88: 312-319et al.;
Harding SA et al. (1997), Br J Anaesth; 78: 175-179;
Kettner SC et al. (1998), Anesth Analg; 86: 691-695,
Pivalizza EG et al. (1998), J Cardiothorac Vasc Anesth; 12: 305-308.,
Mahla E et al. (2001), Anest Analg; 92: 572-577;
Calatzis AN et al. (1996), Eur Surg Res; 28: S1 (89),
Mahla E et al. (2001), Anesth Analg; 92 (3): 572-577).
[0004] Die TEG steht ergänzend zur Standard Gerinnungsdiagnostik (u.a. Quick, aPTT, Thrombozytenzahl,
AT III, Fibrinogen, D-Dimere, Blutungszeit), die zur Ermittlung der Werte zeitaufwendiger
ist, für eine schnelle Orientierung über Blutungstendenzen zur Verfügung. Dies ist
besonders dann von Bedeutung, wenn Koagulopathien im Rahmen von extensiven chirurgischen
Eingriffen oder nach Polytraumata auftreten, da schwere Störungen der Hämostase rasch
zur Entwicklung von sekundären Gewebeschäden führen können und oft resistent sind
gegenüber einer konventionellen hämostatischen Therapie auf der Basis einer zeitaufwendigeren
Standard-Gerinnungsdiagnostik.
[0005] Die genannten TEG Parameter werden durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst, die
im folgenden als thrombelastographisch relevante Faktoren bezeichnet werden. Thrombelastographisch
relevante Faktoren sind vor allem Fibrinogen-, Faktor XIII-und Blutplättchen-Spiegel
sowie Komponenten des fibrinolytischen Systems wie Plasmin, Plasmin-Aktivatoren und
Plasmin-Inhibitoren. So korreliert beispielsweise Fibrinogen als Substrat der Gerinnung
mit der Clot-Stabilität. Dies kann im Thrombelastogramm eindeutig gezeigt werden.
Darüber hinaus moduliert der Faktor XIII über die Vernetzung des aus dem Fibrinogen
gebildeten Fibrins ebenfalls die mechanischen Eigenschaften des Clots und schränkt
dessen Lyse ein (
P. Lauer et al. (2002), Thromb Haemost; 88:967-974). Beide Effekte sind in der Thrombelastographie bislang nicht eindeutig voneinander
trennbar, da sie zentrale Messgrößen eines Thrombelastogrammes gleichermaßen beeinflussen.
Sowohl Fibrinogen als auch Faktor XIII beeinflussen die Parameter Gerinnungszeit (r),
maximale Clot-Festigkeit, Winkel Alpha als Maß für die Geschwindigkeit der Clot-Bildung
und die Lysezeit des Clots signifikant (
Nielsen VG et al. (2004), Anesth Analg; 99: 120-123). Da bei erworbenen Mangelzuständen, beispielsweise bei Polytraumata oder größeren
chirurgischen Eingriffen der Fibrinogen- und der Faktor XIII-Spiegel nicht notwendigerweise
gleichermaßen abfallen, ist bislang eine gezielte therapeutische Intervention nicht
eindeutig zugunsten der einen oder anderen Komponente auf Basis des Thrombelastogramms
möglich. Es wäre daher wünschenswert, wenn eine Methode zur Verfügung stünde, die
es erlauben würde, auf Basis der schnellen TEG Diagnostik eine Aussage darüber treffen
zu können, ob eine Blutungsneigung auf einem Faktor XIII- und/oder auf einem Fibrinogen-Mangel
beruht.
3. Darstellung von Aufgabe und Lösung
[0006] Den vorliegenden Untersuchungen lag die Aufgabe zu Grunde, mittels thrombelastographischer
Techniken eine Bestimmung des Gehalts an thrombelastographisch relevanten Faktoren
wie beispielsweise Faktor XIII und Fibrinogen zu ermöglichen, vorzugsweise um eine
eindeutige Differenzierung der Einflussgrößen Faktor XIII und Fibrinogen bei Hämostasestörungen
zu ermöglichen und ihren jeweiligen Anteil an der Hämostasestörung zu bewerten, um
dadurch eine gezielte therapeutische Intervention durch Substitution des fehlenden
Faktors zu ermöglichen.
[0007] Gelöst wurde die Aufgabe dadurch, dass ein Verfahren entwickelt wurde, das die Feststellung
des Mangels eines oder mehrerer thrombelastographisch relevanter Faktoren, durch Vergleich
von bestimmten TEG Parametern in Anwesenheit mit bestimmten TEG Parametern in Abwesenheit
von Inhibitoren der entsprechenden thrombelastographisch relevanten Faktoren UND/ODER
durch Vergleich von bestimmten TEG Parametern in Anwesenheit mit bestimmten TEG Parametern
in Abwesenheit von Aktivatoren der entsprechenden thrombelastographischen Faktoren
UND/ODER durch Vergleich von bestimmten TEG Parametern bei Zugabe mit denen ohne Zugabe
der entsprechenden thrombelastographisch relevanten Faktoren, ermöglicht.
[0008] Insbesondere kann der Gehalt der thrombelastographischen Faktoren Faktor XIII und
Fibrinogen differenziert werden, indem die Messung mit und ohne Inhibitoren für Faktor
XIII und/oder mit und ohne Zugabe von Faktor XIII und/oder durch Zugabe von Aktivatoren
von Fibrinogen durchgeführt wird. Durch den Vergleich der TEG Parameter dieser Ansätze
lässt sich der Einfluss der Einzelfaktoren bestimmen und der Grad der notwendigen
Substitution der Einzelkomponenten zur Erreichung einer stabilen Hämostase ermitteln.
Hierdurch können beispielsweise intraoperative massive Blutungen noch gezielter und
schneller therapiert werden und Risiken für postoperative Hämostasestörungen, und
unter Umständen dadurch bedingte Wundheilungsstörungen, erkannt und ebenfalls durch
Substitution der Einzelkomponenten gezielt vermieden werden. Weitere Komponenten,
die die TEG Parameter beeinflussen, wie Thrombozytenzahl und -aktivität oder fibrinolytische
Aktivität, können durch bekannte Verfahren unterdrückt werden.
4. Detaillierte Beschreibung der Erfindung und verschiedener Ausführungsformen
[0009] Durch Vergleich der TEG Parameter, wie beispielsweise der Reaktionszeit (r), der
maximalen Amplitude (MA), der Zeit bis zum Erreichen der maximalen Amplitude (TMA)
oder des Winkels Alpha in An- oder Abwesenheit von Faktor XIII Inhibitoren, kann man
zwischen einem Faktor XIII-Mangel und anderen Mangelzuständen als Ursache für Hämostasestörungen
differenzieren.
[0010] Zur Hemmung des Faktor XIII können beispielsweise Antikörper gegen Faktor XIII, peptidische
Inhibitoren wie Tridegin (
Finney S. et al. (1997), Biochem J. 324: 797-805) oder niedermolekulare Inhibitoren des Faktor XIII, wie beispielsweise Putrescin,
Dansylcadaverin o.a. (
Prasa D. et al. (2002), Hämostaseologie 22: 29-33) verwendet werden. Der Faktor XIII Inhibitor bzw. die Konzentration des Faktor XIII
Inhibitors ist bevorzugt so zu wählen, dass die Faktor XIII Aktivität in der untersuchten
Probe spezifisch und vollständig inhibiert wird.
[0011] Je geringer der Faktor XIII-Spiegel bei einem Patienten ist, desto geringer wird
dabei der Unterschied zwischen dem Wert eines TEG Parameters, den man in Anwesenheit
und dem, den man in Abwesenheit eines Faktor XIII-Inhibitors misst. Die Auswertung
der Differenz der TEG Parameter in An- und Abwesenheit eines Faktor XIII Inhibitors
lässt darauf schließen, ob ein leichter, mittlerer oder schwerer Faktor XIII Mangel
vorliegt. Durch Aufstocken einer von einem Patienten mit Faktor XIII Defizienz gewonnenen
Vollblutprobe mit unterschiedlichen Mengen an Faktor XIII und durch Vergleich des
Thrombelastogramms in An- und Abwesenheit eines Inhibitors von Faktor XIII in diesen
Proben lässt sich der Effekt auch in Form einer Standardkurve darstellen. Eine solchermaßen
gewonnene Kurve erlaubt es, aus der Differenz eines TEG Parameters in An- und Abwesenheit
eines Faktor XIII-Inhibitors den Faktor XIII-Spiegel in einer Patientenprobe zu bestimmen.
Bevorzugt werden entsprechende Standardkurven bei unterschiedlichen Fibrinogen-Gehalten
erstellt.
[0012] Durch Bezug der Differenz der Patientenprobe in An- und Abwesenheit eines Faktor
XIII Inhibitors auf das Verhältnis des TEG Parameters (mit Inhibitorzusatz) des Patientenplasmas
zu einer Kontrollprobe ergibt sich auch die Möglichkeit, die Messdifferenz zu relativieren
und somit unterschiedliche Fibrinogenspiegel zu berücksichtigen, z.B. durch Bildung
des folgenden Terms im Falle der maximalen Amplitude: (MA
Probe ohne Inh. - MA
Probe mit Inh.) MA
Kontrolle mit Inh / MA
Probe mit Inh.). Analoge Standardkurven können auch mit plättchenarmem und plättchenreichem Plasma
erhalten werden. Unterhalb eines Wertes von 70% des Normalwerts von Faktor XIII in
Plasma spricht man von Faktor XIII Mangelzuständen, die therapiert werden sollten
(
T. Muto et al. (1997), Biomed. Progress 10: 16-19).
[0013] Ein Faktor XIII-Mangel lässt sich alternativ auch durch eine umgekehrte Vorgehensweise
detektieren, indem man eine Probe mit und ohne Zusatz von Faktor XIII in der TEG vergleicht.
Ein geringer Unterschied der TEG Parameter deutet hier, umgekehrt wie bei Einsatz
von Faktor XIII-Inhibitoren, auf einen Normalwert des Faktor XIII in der Probe hin,
während große Unterschiede auf einen schweren Faktor XIII Mangel hinweisen. Wie oben
beschrieben, lassen sich auf Basis von Faktor XIII defizientem Vollblut, bzw. Plasma
auch für diese Vorgehensweise Standardkurven erstellen, die eine genauere Diagnostik
erlauben. Bei Zugabe von Faktor XIII wird mindestens eine Menge zugegeben, die 100%
Faktor XIII auch bei einem völligen Faktor XIII Mangel einstellen würde. Bevorzugt
setzt man sogar noch höhere F XIII Mengen ein, gegenüber denen der in der Probe enthaltene
F XIII vernachlässigbar ist.
[0014] Um eine Differentialdiagnostik gegenüber dem die TEG Parameter ebenfalls stark beeinflussenden
Fibrinogen-Spiegel zu verbessern, ist ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung,
die Bestimmung des Fibrinogen-Spiegels im Blut des Patienten mit Hilfe thrombelastographischer
Parameter.
[0015] Eine Methode, einen möglichen Fibrinogen-Mangel zu evaluieren, besteht in der Behandlung
einer Vollblutprobe, bzw. eines plättchenarmen oder plättchenreichen Plasmas mit Proteasen,
die Fibrinogen aktivieren, gegenüber Faktor XIII aber nicht reaktiv sind. So kann
beispielsweise durch die Verwendung von Batroxobin, einer aus Schlangengift isolierten
Protease, das Fibrinogen der Probe in Fibrin überführt werden (ohne Quervernetzung
durch Faktor XIII) und im Vergleich zu einer Normal-Kontrolle (Blut oder Plasma gesunder
Spender) eine Fibrinogen-Erniedrigung detektiert werden. Es kann dabei vorteilhaft
sein, in Anwesenheit von Hirudin zu arbeiten, um eine Faktor XIII-Aktivierung im Verlaufe
der Messung zu vermeiden. Bei der Durchführung einer solchen TEG-Untersuchung sollte
die Proteasen-Menge, die zugesetzt wird, ausreichen, um das Fibrinogen innerhalb weniger
Minuten zu aktivieren und unter Ausbildung eines Gerinnsels zu polymerisieren. Im
Falle von Batroxobin sollte das Fibrinogen innerhalb weniger Minuten zu des-AA-Fibrinogen
umgesetzt werden, das zu einem Gerinnsel polymerisiert. Je größer der Unterschied
zum Normalwert des untersuchten TEG-Parameters ist, desto größer ist der Fibrinogenmangel
in der Patientenprobe. Die Aktivierung von Fibrinogen findet vorteilhafter Weise in
Anwesenheit von die Aktivierung von Faktor XIII hemmenden Faktoren statt, wie beispielsweise
in Gegenwart von Thrombin-Inhibitoren wie z.B. Hirudin.
[0016] Da Thrombozyten ebenfalls einen Einfluss auf die Clot-Eigenschaften und damit auf
die TEG Parameter in Vollblut haben können, ist die bevorzugte Durchführung der Differentialdiagnostik
bei gleichzeitigem Ausschluss von Thrombozyteneffekten ein weiterer Aspekt dieser
Erfindung. Beispielsweise ist die Verwendung von plättchenarmem Plasma möglich, da
die Differenzierung von Fibrinogen und Faktor XIII prinzipiell sowohl in Vollblut
als auch in Plasma möglich ist. Im Falle von Plasma sollte dann zur Initiierung der
Gerinnung entweder ein Oberflächenreagenz wie beispielsweise aPTT Reagenz oder Gewebefaktorreagenz
verwendet werden. Alternativ kann bei Verwendung von plättchenreichem Plasma oder
von Vollblut die Ermittlung der TEG Parameter in Anwesenheit von Plättchenantagonisten,
wie beispielsweise Cytochalasin und/oder Abciximab unter Ausschluss von Thrombozyteneffekten
durchgeführt werden. Eine besonders bevorzugte Ausführungsform ist die Ausschaltung
der Plättcheneffekte durch eine Kombination von Cytochalasin D und Abciximab (
Lang et al.; J Thromb Haemost. 2004; 2(1): 147-53).
[0017] Da das thrombolytische System ebenfalls einen Einfluss auf die Clot-Eigenschaften
und damit auf die TEG Parameter haben kann, ist zum Ausschluss von Einflüssen des
thrombolytischen Systems die Hemmung der Komponenten des thrombolytischen Systems
vorteilhaft. Ein weiterer Aspekt dieser Erfindung ist daher die Durchführung der beschriebenen
Differentialdiagnostik bei gleichzeitiger Hemmung von thrombolytischen Aktivitäten
wie z.B. von Plasmin oder Plasmin-Aktivatoren bzw. bei gleichzeitiger Aktivierung
von Plasmin-Inhibitoren. Eine bevorzugte Ausführungsform ist dabei die Durchführung
der TEG in Gegenwart von Aprotinin, α2-Antiplasmin oder ähnlichen Inhibitoren oder
auch niedermolekularen Inhibitoren.
[0018] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform ist die Durchführung der TEG bei gleichzeitigem
Ausschluss des Plättcheneinflusses sowie auch der Ausschaltung des thrombolytischen
Systems.
[0019] Die beschriebenen Verfahren erlauben es, im thrombelastographischen System den Effekt
der Plättchen und des thrombolytischen Systems zu eliminieren und eine Differenzierung
zwischen einem Faktor XIII- und einem Fibrinogen-Mangel durchzuführen. Der besondere
Vorteil liegt dabei darin, dass zeit- und patientennah mittels TEG der Faktor XIII-
und der Fibrinogen-Spiegel ermittelt werden kann und das diagnostische Ergebnis somit
direkt therapeutisch umgesetzt werden kann. Die Verwendung von Faktor XIII Inhibitoren
ermöglicht es auch, durch TEG in An-und Abwesenheit von Plättchenantagonisten oder
Fibrinolyseinhibitoren Faktor XIII als Einflussfaktor auf diese Messungen auszuschalten
und somit Plättcheneffekte eindeutiger zu diagnostizieren.
[0020] Gegenstand der Erfindung ist neben der Methode zur Ermittlung von Faktor XIIIsowie
Fibrinogen-Spiegeln, der Differenzierung von Fibrinogen- und Faktor XIII-Mangelzuständen
auch ein diagnostischer Kit enthaltend Faktor XIII Inhibitoren und/oder Faktor XIII
und/oder Fibrinogen-Aktivatoren sowie gegebenenfalls noch weiteren Agenzien wie Plättchenantagonisten
(z.B. Cytochalasin D, Abciximab) und Inhibitoren des fibrinolytischen Systems. Durch
Mehrkanalmessungen ist es möglich, eine differenzierte Aussage über den Substitutionsbedarf
an Faktor XIII und/oder Fibrinogen zu erhalten.
[0021] In einer Ausführungsform eines diagnostischen Kits sind dabei die Reagenzien bereits
in den TEG-Cups vorgelegt.
5. Beispiele
1. Hemmung von Faktor XIII in Plasma durch Zusatz von Faktor XIII-Antikörpern
[0022] Um den Einfluss von Faktor XIII quantitativ zu ermitteln, wurde in einem Experiment
Standardhumanplasma ohne bzw. mit Zusatz von Faktor XIII Inhibitoren (Anti-Faktor
XIII IgG Präparation) mittels TEG analysiert. Die Gerinnungsreaktion wurde durch Zusatz
eines aPTT Reagenzes beschleunigt. Der Testansatz enthielt: NaCl-Lsg. oder anti-Faktor
XIII IgG Präparation in unterschiedlichen Verdünnungen (30 µL), Pathromtin SL (50
µL, Dade Behring), Standard Humanplasma (200 µL) und 200 mM CaCl2-Lsg (20 µL). Bei
37°C wurden die Reagenzien in das Cup pipettiert und die TEG Messung an Geräten der
Firma Haemoscope gestartet. Folgende Messparameter wurden ausgewertet: R, Winkel alpha,
Maximalamplitude und Zeit bis zum Erreichen der Maximalamplitude.
Tabelle 1: Hemmung von Faktor XIII in Plasma durch Zusatz von Faktor-XIII Antikörpern
|
|
R (sec) |
Angle (°) |
MA (mm) |
TMA (sec) |
|
|
|
|
|
|
|
Mittelwerte aus |
Kontrolle (ohne F XIII AK) |
|
133,8 |
70,7 |
16,7 |
721,3 |
n=8 |
Anti FXIII A IgG Präp. |
1:3 |
217,5 |
53,3 |
7,1 |
272,5 |
n=2 |
|
1:10 |
157,5 |
61,7 |
9,9 |
382,5 |
n=2 |
|
1:30 |
152,5 |
67,5 |
15,1 |
605,0 |
n=2 |
|
1:100 |
120,0 |
69,2 |
16,3 |
687,5 |
n=2 |
[0023] Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Faktor XIII-Inhibition deutlich auf die gemessenen
TEG Parameter auswirkt. Entsprechend würde ein Vergleichsansatz (+/- Faktor XIII Inhibitor)
bei einer Patientenprobe mit reduzierter maximaler Amplitude eine Abschätzung ermöglichen,
ob noch eine ausreichende Faktor XIII-Menge in der Probe vorhandenen ist oder ob diese
signifikant reduziert ist (bei reduziertem Faktor XIII-Spiegel würde der Effekt der
Faktor XIII-Inhibitor Zugabe geringer ausfallen als bei normalem Faktor XIII-Spiegel).
2. Untersuchung von Plasmen und Vollblut durch parallele Messungen in An-und Abwesenheit
von niedermolekularen Faktor XIII-Inhibitoren
[0024] Zur quantitativen Bestimmung des Einflusses von Faktor XIII wurde Standardhumanplasma
ohne bzw. mit Zusatz niedermolekularer Faktor XIII Inhibitoren mittels TEG analysiert.
Die Gerinnungsreaktion wurde durch Zusatz eines Gewebefaktorreagenzes gestartet bzw.
beschleunigt. Der Testansatz enthielt: 200 µL Plasma, 30 µL NaCl-Lsg. (Kontrolle)
oder Inhibitor-Lösung in unterschiedlichen Verdünnungen, 50 µL Gewebefaktorreagenz
(Thromborel S, Dade Behring) und 20 µL Calciumchlorid-Lösung (200 mMol/L). Bei 37°C
wurden die Reagenzien in das Cup pipettiert und die TEG Messung an Geräten der Firma
Haemoscope gestartet. Alternativ kann das Calciumchlorid auch bereits zu dem Gewebefaktorreagenz
zugegeben und damit die Reaktion gestartet werden. Die Messparameter Reaktionszeit
(R), Winkel alpha, Maximalamplitude (MA) und Zeit bis zum Erreichen der Maximalamplitude
(TMA) wurden erfasst und ausgewertet.
[0025] Als F XIII Inhibitoren zur Differenzierung des F XIII Gehaltes wurden Putrescin,
Histidin, Dansylcadaverin bzw. 1,3,4,5-Tetramethyl-2-[(2-oxopropyl)thio]-imidazoliumchlorid
in unterschiedlichen Verdünnungen eingesetzt. Die hier mit Plasma durchgeführten Untersuchungen
sind prinzipiell auch auf Vollblut übertragbar.
Tabelle 2: Effekt von Putrescin, Monodansylcadaverin und Histamin auf die TEG Parameter bei
Verwendung von Standardhumanplasma.
Putrescin |
R: |
Angle: |
MA: |
TMA: |
Konzentration im Test: µg/mL) |
sec |
° |
mm |
sec |
1,07 |
22,5 |
73,1 |
17,2 |
452,5 |
3,21 |
17,5 |
73,7 |
15,9 |
277,5 |
10,7 |
20,0 |
73,4 |
18,7 |
672,5 |
32,1 |
25 |
73,0 |
16,9 |
585,0 |
107 |
15 |
73,0 |
16,5 |
505,0 |
321 |
20 |
72,8 |
15,8 |
400,0 |
1.071 |
25 |
69,5 |
13,6 |
405,0 |
3.214 |
32,5 |
72,6 |
13,9 |
327,5 |
|
|
|
|
|
Monodansylcadaverin |
R: |
Angle: |
MA: |
TMA: |
Konzentration im Test: (µg/mL) |
sec |
° |
mm |
sec |
0,32 |
20,0 |
74,0 |
18,1 |
655,0 |
1,07 |
22,5 |
74,9 |
18,4 |
610,0 |
3,21 |
20,0 |
74,7 |
19,1 |
657,5 |
10,7 |
25,0 |
74,4 |
18,4 |
560,0 |
32,1 |
17,5 |
74,4 |
17,3 |
562,5 |
107 |
32,5 |
76,9 |
18,7 |
237,5 |
321 |
20,0 |
71,0 |
15,1 |
490,0 |
536 |
27,5 |
70,3 |
13,3 |
370,0 |
|
|
|
|
|
Histamin |
R: |
Angle: |
MA: |
TMA: |
Konzentration im Test: (µg/mL) |
sec |
° |
mm |
sec |
1,07 |
20,0 |
73,4 |
17,8 |
592,5 |
3,21 |
22,5 |
75,0 |
17,9 |
527,5 |
10,7 |
20,0 |
74,8 |
19,2 |
622,5 |
32,1 |
22,0 |
73,9 |
17,2 |
472,5 |
107 |
17,5 |
73,5 |
16,9 |
462,5 |
321 |
20,0 |
72,7 |
15,5 |
430,0 |
1.071 |
15,0 |
70,3 |
14,0 |
492,5 |
3.214 |
25,0 |
71,9 |
13,0 |
182,5 |
|
|
|
|
|
Kontrolle |
R: |
Angle: |
MA: |
TMA: |
(physiol. NaCl Lösung) |
sec |
° |
mm |
sec |
|
25,6 |
75,6 |
19,7 |
572 |
Tabelle 3: Effekt von 1,3,4,5-Tetramethyl-2-[(2-oxopropyl)thio]-imidazoliumchlorid auf die TEG
Parameter).
1,3,4,5-Tetramethyl-2- |
R: |
Angle: |
MA: |
TMA: |
[(2-oxopropyl)thio]- |
|
|
|
|
imidazolium chloride |
sec |
° |
mm |
sec |
Konzentration im Test (µg/mL) |
|
|
|
|
0,033 |
22,5 |
79,6 |
21,5 |
177,5 |
0,10 |
22,5 |
79,0 |
18,5 |
140,0 |
0,33 |
22,5 |
77,0 |
14,9 |
77,5 |
1,00 |
22,5 |
75,4 |
13,1 |
77,5 |
3,33 |
22,5 |
74,0 |
12,4 |
77,5 |
|
|
|
|
|
Kontrolle |
|
|
|
|
(physiol. NaCl Lösung) |
|
|
|
|
|
27,5 |
77,7 |
21,6 |
520,0 |
|
|
|
|
|
[0026] Es zeigt sich, dass die untersuchten Inhibitoren die Wirkung von F XIII inhibieren
können und die relevanten TEG-Parameter wie z.B. maximale Amplitude (MA) signifikant
auf den noch verfügbaren F XIII-Gehalt ansprechen. Auf diese Art und Weise kann man
F XIII defiziente Plasmen identifizieren, da solche Plasmen den Effekt der F XIII
Inhibitoren nicht oder nur eingeschränkt zeigen. Aus den obigen Untersuchungen ergeben
sich als bevorzugte Konzentrationen an Inhibitoren diejenigen, bei denen die durch
F XIII beeinflussten Parameter wie die maximale Amplitude MA nicht mehr deutlich abfallen
oder ansteigen. Für 1,3,4,5-Tetramethyl-2-[(2-oxopropyl)thio]-imidazoliumchlorid ist
dies z.B. eine Endkonzentration von 1 µg/mL, besonders bevorzugt von ca. 3 µg/mL oder
höher.
3. Differentielle Untersuchung zur Diagnostik eines Mangels an Fibrinogen und Faktor
XIII (Hypothetisches Beispiel)
[0027] Differentielle TEG-Analytik zur Abschätzung der gerinnungsrelevanten Restkapazität
von Faktor XIII und Fibrinogen bzw. weiterer Faktoren. Es kann die gesamte Palette
an Bedingungen untersucht werden oder eine Auswahl entsprechend der jeweiligen Problematik
getroffen werden.
Experimenteller Ansatz:
[0028]
- a)
- unveränderte Probe,
- b)
- Probe in Anwesenheit von Faktor XIII Antikörpern,
- c)
- Probe durch Batroxobin zur Gerinnung gebracht (z.B. in Anwesenheit von Hirudin)
- d)
- Probe in Anwesenheit von Thrombozyten-Antagonisten (im Falle von Vollblut oder plättchenreichem
Plasma)
- e)
- Probe in Anwesenheit von Aprotinin
- f)
- Probe in Anwesenheit von Aprotinin und Thromboyzten-Antagonisten (im Fall von Vollblut
oder plättchenreichem Plasma)
- g)
- Proben in Anwesenheit von F XIII-Inhibitor, Thrombozyten-Antagonisten und Fibrinolyseinhibitor
(im Fall von Vollblut oder plättchenreichem Plasma)
[0029] Ein Vergleich erfolgt gegen historische TEG-Messungen mit Normalblut oder Normalplasma
in An- bzw. Abwesenheit der entsprechenden Zusätze.