[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ausbau eines Bohrgestängesegments eines
Bohrgestänges einer Raise-Boring-Maschine, bei welchem die Verschraubung jeweils eines
oberen ersten Bohrgestängesegments, dessen oberes Ende mit einer Drehantriebseinrichtung
verschraubt ist, von einem unten nachfolgenden, zweiten Bohrgestängesegment gelöst
wird. Die Erfindung betrifft auch eine Raise-Boring-Maschine.
[0002] Das in der Fachsprache mit "Raise-Boring" bezeichnete Aufwärtsbohren ist ein Bohrverfahren,
bei dem entlang einer Pilotbohrung von unten nach oben bohrend ein kreisrunder Schacht
zwischen einem unterirdischen Hohlraum und einer höheren Ebene hergestellt werden
kann. Dieses Verfahren findet insbesondere zur Herstellung von Verbindungen zwischen
zwei Strecken in einem Bergwerk oder zwischen einer Kaverne und der Erdoberfläche
Verwendung. Nachdem die Pilotbohrung durchschlägig ist, wird am Fuß der Bohrung ein
Erweiterungswerkzeug an einem Bohrgestänge, welches eine Mehrzahl miteinander verschraubter
Bohrgestängesegmente umfasst, montiert. Zum Erweitern der Pilotbohrung wird das Bohrgestänge
drehangetrieben und aufgeholt. Jedes Mal, nachdem eine Bohrgestängesegmentlänge abgebohrt
ist, muss ein Bohrgestängesegment ausgebaut werden. Hierzu wird das Bohrgestänge unterhalb
des auszubauenden Segments abgefangen, wofür eine Abfangvorrichtung vorgesehen ist.
Sie umfasst einen Abfangschlüssel, der mit einer Schlüsselfläche in Eingriff bringbar
ist, die im oberen Bereich eines zweiten Bohrgestängesegments, welches dem ersten,
oberen auszubauenden Bohrgestängesegment unten nachfolgt, vorgesehen ist.
[0003] Der Abfangschlüssel wird hierzu oft manuell auf die Schlüsselfläche aufgeschoben.
Da dieser Vorgang im Arbeitsraum der Raise-Boring-Maschine, d.h. innerhalb des vom
Maschinengestell umgrenzten Raumes erfolgt, ist er mit einem hohen Unfallrisiko verbunden.
Dies gilt insbesondere dann, wenn die Raise-Boring-Vorrichtung dem Erweitern einer
zur senkrechten schräg verlaufenden Pilotbohrung dient, da ein angesetzter Abfangschlüssel
im Falle von Montagepositionen, in welchen dessen Zinken schräg nach oben weisen,
zum unerwünschten Abfallen neigt.
[0004] Aus der
DE 1775409 B2 ist eine Raise-Boring-Maschine bekannt, bei der das auszubauende erste Bohrgestängesegment
mit einem Abfangkeil gekontert wird, bevor die Schraubverbindung zwischen der Drehantriebseinrichtung
und diesem Bohrgestängesegment gelockert bzw. gelöst wird. Nachdem die Aufwärtsbohrung
soweit fortgeschritten ist, dass das oberste Bohrgestängesegment entfernt werden kann,
muss dieses zum Kontern also abgesenkt werden.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein hinsichtlich des Verletzungsrisikos
verbessertes Verfahren zum Ausbau eines Bohrgestängesegments eines Bohrgestänges einer
Raise-Boring-Maschine, sowie eine Raise-Boring-Maschine zur Durchführung des Verfahrens
anzugeben.
[0006] Diese Aufgabe wird durch das in Anspruch 1 wiedergegebene Verfahren und durch die
in Anspruch 2 wiedergegebene Vorrichtung gelöst.
[0007] Das Verfahren umfasst die folgenden Schritte:
- Drehen des Bohrgestänges um dessen Drehachse in eine Winkelposition, in der der Abfangschlüssel
maschinell an eine Schlüsselfläche im oberen Bereich des zweiten Bohrgestängesegments
ansetzbar ist;
- Maschinelles Ansetzen des Abfangschlüssels;
- Drehen des Bohrgestänges um die Drehachse in eine Winkelposition, in der ein Brechschlüssel
an eine Schlüsselfläche im oberen Bereich des ersten Bohrgestängesegments maschinell
ansetzbar ist;
- Absenken des Bohrgestänges, bis der Abfangschlüssel dreharretiert mit einer drehfest
angeordneten Abfangaufnahme zusammenwirkt, die das Bohrgestänge gegen weiteres Absenken
abfängt;
- Brechen der Schraubverbindung zwischen dem ersten Bohrgestängesegment und der Drehantriebseinrichtung;
- Ineingriffbringen einer an der Drehantriebseinrichtung vorgesehenen Brechaufnahme
mit dem Brechschlüssel, so dass dieser drehfest mit der Brechaufnahme zusammenwirkt;
- Lockern der Schraubverbindung zwischen dem ersten und zweiten Bohrgestängesegment
durch Drehbetätigung der Drehantriebseinrichtung;
- Ansetzen eines Manipulators an das erste Bohrgestängesegment;
- Brechen der Schraubverbindung zwischen den ersten und zweiten Bohrgestängesegmenten
und Entfernen des ersten Bohrgestängesegments.
[0008] Da bei dem erfindungsgemäßen Verfahren maschinelles Ansetzen sowohl des Abfangschlüssels,
als auch des Brechschlüssels erfolgt, was erst durch das Drehen des Bohrgestänges
zunächst in die Winkelposition, in der der Abfangschlüssel an die Schlüsselfläche
ansetzbar ist, anschließend in die Winkelposition, in der der Brechschlüssel an die
Schlüsselfläche ansetzbar ist, ermöglicht wird, ist der Aufenthalt einer Person im
Arbeitsraum der Maschine entbehrlich.
[0009] Die erfindungsgemäße Raise-Boring-Maschine, die zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens geeignet ist, umfasst ein Bohrgestänge, das miteinander verschraubbare
Bohrgestängesegmente umfasst, wobei jedes Bohrgestängesegment an seinem in Betriebsstellung
oberen Bereich mindestens eine Schlüsselfläche umfasst, sowie eine heb- und senkbare
Drehantriebseinrichtung zum Drehantrieb des Bohrgestänges, mit welcher das Bohrgestänge
verschraubt ist. Die Drehantriebseinrichtung umfasst einen Drehwinkelaufnehmer, der
mit einer Steuereinrichtung für die Drehantriebseinrichtung derart kommuniziert, dass
eine Drehung des Bohrgestänges in Drehwinkelpositionen angehalten werden kann, in
denen sich die mindestens eine Schlüsselfläche in einer zum maschinellen Ansetzen
eines Abfang- oder Brechschlüssels geeigneten Winkelposition befindet, und dass nach
dem Ansetzen des Brechschlüssels zum Lockern von miteinander verschraubten Bohrgestängesegmenten
eine Drehung in eine Drehwinkelposition erfolgt, die eine maschinelle Entnahme des
Brechschlüssels ermöglicht.
[0010] Um das für die Erweiterungsbohrung erforderliche Antriebsmoment erzeugen zu können,
umfasst die Drehantriebseinrichtung vorzugsweise ein Untersetzungsgetriebe. Damit
eine möglichst genaue Erfassung des Drehwinkelgebers unabhängig von einem eventuellen
toten Gang des Getriebes erfolgen kann, wirkt der Drehwinkelaufnehmer vorzugsweise
mit der Getriebehauptwelle zusammen, mit welcher zum Betrieb das obere Ende des ersten
Bohrgestängesegments verbunden ist. Vorzugsweise ist der Drehwinkelaufnehmer mit einer
speicherprogrammierbaren Steuerung für die Drehantriebseinrichtung verbunden. Es ist
dann möglich, die speicherprogrammierbare Steuerung für verschiedene Bohrgestängeausführungsformen
und Anwendungen zu programmieren, so dass stets eine korrekte Drehwinkellage der Schlüsselflächen
zum Ansetzen des Abfang- oder des Brechschlüssels ohne Zutun von Bedienpersonal gewährleistet
ist.
[0011] Eine darüber hinaus bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Raise-Boring-Maschine
umfasst eine Abfangaufnahme, in welche der Abfangschlüssel einbringbar ist, und eine
Brechaufnahme, in welche der Brechschüssel einbringbar ist. Vorzugsweise sind Mittel
zur Dreharretierung zwischen einem in der Abfangaufnahme befindlichen Abfangschlüssel
und/oder einem in der Brechaufnahme befindlichen Brechschlüssel vorgesehen, wobei
die Mittel eine an dem Abfangschlüssel und/oder dem Brechschlüssel vorgesehene Verzahnung
umfassen, die in eine an der Abfangaufnahme oder der Brechaufnahme vorgesehene Gegenverzahnung
eingreift. Aufgrund dieser Maßnahme wird die Dreharretierung selbsttätig bewirkt,
sobald sich der Abfangschlüssel in der Abfangaufnahme bzw. der Brechschlüssel in der
Brechaufnahme befinden. Um bei dieser Ausgestaltung das maschinelle Einbringen des
Abfangschlüssels in die Abfangaufnahme bzw. des Brechschlüssels in die Brechaufnahme
zu erleichtern, sind die Verzahnungen und die Gegenverzahnungen derart ausgebildet,
dass sich ein Verdrehspiel von zumindest einer Zahnteilung ergibt.
[0012] Konstruktiv kann hierzu bei den Verzahnungen und/oder bei den Gegenverzahnungen jeder
zweite Zahn nicht ausgebildet sein.
[0013] Wenn - wie ganz besonders bevorzugt - die erfindungsgemäße Raise-Boring-Maschine
darüber hinaus Mittel umfasst, mit denen die zum maschinellen Ansetzen des Abfang-
oder des Brechschlüssels geeigneten Positionen der Schlüsselflächen erfassbar sind,
so entfällt die je nach Größe und konstruktiver Ausgestaltung der Raise-Boring-Maschine
für Bedienpersonal schwierige Maßnahme, durch manuelle Steuerung des Drehantriebs
die Schlüsselflächen in die erforderlichen Positionen zu verlagern.
[0014] Ganz besonders bevorzugt ist eine Weiterbildung der erfindungsgemäßen Raise-Boring-Maschine,
bei welcher jedes Bohrgestänge zumindest vier in einer Ebene senkrecht zur Längserstreckung
angeordnete Schlüsselflächen umfasst. Einerseits eignet sich diese Ausgestaltung zum
Ansatz klammerartig ausgebildeter Abfang- und Brechschlüssel, andererseits lassen
sich über vier Schlüsselflächen die erheblichen, zum Lösen der Schraubverbindungen
zweier Bohrgestängesegmente notwendigen Drehmomente und hohen Abfangkräfte bei langen
Bohrgestängen ohne Verformung der Schlüsselflächen übertragen. Zur weiteren Erhöhung
der übertragbaren Momente und Kräfte können auch weitere Schlüsselflächen in einer
oder mehreren, weiteren Ebenen vorgesehen sein, in die dann entsprechend angepasste
oder weitere Schlüssel in Eingriff bringbar sind.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung sollen nun anhand
der beigefügten Zeichnungen weiter erläutert werden. Es zeigen:
- Fig. 1
- - ausschnittsweise - ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Raise-Boring-Maschine
in einer Seitenansicht quer zur Längserstreckung des Bohrgestänges;
- Fig. 2
- den Schnitt A-B in Fig. 1;
- Fig. 3
- eine schematische und teilgeschnittene Darstellung dieses Ausführungsbeispiels in
einer Seitenansicht;
- Fig. 4
- den Schnitt C-D in Fig. 3 durch das Bohrgestänge bei geöffnetem Abfangschlüssel;
- Fig. 5
- eine Ausschnittsdarstellung aus Fig. 3 bei in die Abfangaufnahme eingebrachtem Abfangschlüssel;
- Fig. 6
- den Schnitt E-F in Fig. 5, ausschnittsweise;
- Fig. 7
- eine Darstellung gemäß Fig. 5 bei gelöstem Drehantrieb und angesetztem Brechschlüssel;
- Fig. 8
- eine Darstellung gemäß Fig. 7 bei aufgesetzter Brechaufnahme;
- Fig. 9
- eine Fig. 8 entsprechende Darstellung bei gelöstem, oberem Bohrgestänge und an Letzteres
angesetztem Manipulator;
- Fig. 10
- das noch abgefangene, untere Bohrgestängesegment mit aufgeschraubter Drehantriebseinrichtung
sowie
- Fig. 11
- - schematisch - Verzahnungen der Abfang- und Brechaufnahmen bei eingebrachtem Abfang-
bzw. Brechschlüssel.
[0016] Die in der Zeichnung als Ganzes mit 100 bezeichnete Raise-Boring-Maschine (nachfolgend
auch nur kurz "Maschine") umfasst ein Maschinengestell 1, an welchem eine Drehantriebseinrichtung
2 mit Hilfe hydraulisch betätigter Kolben/Zylindereinheiten 3 in Längsrichtung eines
Bohrgestänges 4 verlagerbar geführt ist.
[0017] Wie beispielsweise Fig. 4 entnehmbar ist, umfasst das Bohrgestänge 4 eine Mehrzahl
von Bohrgestängesegmenten, von denen in Fig. 4 lediglich das obere, erste Bohrgestängesegment
5, ein zweites, sich an das erste Bohrgestängesegment 5 unten anschließendes Bohrgestängesegment
6 und ein weiteres, sich an das zweite Bohrgestängesegment 6 anschließendes Bohrgestängesegment
7 dargestellt sind.
[0018] Die Raise-Boring-Maschine 100 dient der Erweiterung einer Pilotbohrung von unten
nach oben, wozu am in der Zeichnung nicht erkennbaren, unteren Ende des Bohrgestänges
4 ein Erweiterungswerkzeug, beispielsweise ein Bohrlochräumer in bekannter Weise angebracht
ist.
[0019] Um die Aufwärtsbohrbewegung zu bewerkstelligen, wird die Drehantriebseinrichtung
2, die ein angeflanschtes Getriebe 8 mit einer Hauptwelle 9 mit einer Gewindeaufnahme
10 umfasst, auf ein komplementäres Außengewinde 11 des oberen Endes desjenigen Bohrgestängesegments
5, 6, 7 aufgeschraubt, welches von einer Abfangvorrichtung 12 gehalten wird (s. Fig.
10).
[0020] Nach dem Anschrauben wird das Bohrgestängesegment von der Abfangvorrichtung 12 freigegeben,
das gesamte Bohrgestänge 4 mit Hilfe der Drehantriebseinrichtung 2 in Rotation versetzt
und durch Betätigung der Kolben/Zylindereinheiten 3 zusammen mit der Drehantriebseinrichtung
2 soweit nach oben verlagert, bis sich das obere Ende 13 des unten nachfolgenden,
zweiten Bohrgestängesegments 6, welches mit dem unteren Ende des ersten Bohrgestängesegments
5 verschraubt ist, oberhalb der Abfangvorrichtung 12 befindet, wie dies beispielsweise
in Fig. 3 dargestellt ist.
[0021] Zur Verschraubung des ersten und des zweiten Bohrgestängesegments 5, 6 umfasst das
erste Bohrgestängesegment 5 an seinem unteren Ende eine Gewindeaufnahme 14, die etwa
der Gewindeaufnahme 10 an der Hauptwelle 9 entspricht, das obere Ende 13 des zweiten
Bohrgestängesegments 6 ein Außengewinde 15, welches dem Außengewinde 11 entspricht.
[0022] Um nun die Bohrung aufwärts gerichtet weiter vortreiben zu können, muss das erste
Bohrgestängesegment 5 entfernt und die Drehantriebseinrichtung 2 anschließend an das
obere Ende 13 des zweiten Bohrgestängesegments 6 angeschraubt werden.
[0023] Damit der verbleibende Bohrstrang 4 während dieses Vorganges gegen ein Herabfallen
gesichert ("abgefangen") wird, ist an dem Maschinengestell 1 der Raise-Boring-Maschine
100 eine Abfangaufnahme 21 vorgesehen, die das Bohrgestänge 4 etwa konzentrisch umgibt.
Sie dient der Aufnahme eines Abfangschlüssels 17, welcher klammerartig ausgestaltet
und um den Bohrstrang herum legbar ist (s. insbesondere Fig. 4). Der Abfangschlüssel
umfasst vier Schlüsselflächen 18, welche im geschlossenen Zustand des Abfangschlüssels
17 in einem Winkel von 90° zueinander angeordnet sind.
[0024] Im oberen Bereich der Bohrgestängesegmente 5, 6, 7 sind in zwei voneinander beabstandeten,
zur Längsachse L des Bohrgestänges 4 senkrechten Ebenen Schlüsselflächen 19 in den
Außenumfang eingearbeitet, an welchen einer Ebene die Schlüsselflächen 18 bei geschlossenem
Abfangschlüssel flächig anliegen. Im geschlossenen Zustand ist der Abfangschlüssel
daher drehfest und in Richtung der Längsachse L unverschiebbar formschlüssig mit dem
Bohrgestänge 4 verbunden.
[0025] Zum maschinellen Ansetzen und Abnehmen des Abfangschlüssels 17 dient eine lediglich
in Fig. 2 dargestellte motorisch betriebene Handlingvorrichtung 20. Sie ist derart
ausgebildet, dass der Abfangschlüssel 17 zwischen einer in Fig. 2 dargestellten, äußeren
Position und einer das Bohrgestänge 4 umschließenden Position etwa senkrecht zur Längsachse
L verlagerbar ist und der Abfangschlüssel 17 geöffnet und geschlossen werden kann.
Er ist nicht mit der Handlingvorrichtung 20 fest verbunden, so dass diese nach Aufsetzen
desselben auf das Bohrgestänge in die in Fig. 2 dargestellte Position außerhalb des
Arbeitsraumes zurück verlagerbar ist.
[0026] Nach dem Ansetzen und Schließen des Abfangschlüssels 17 mit Hilfe der Handlingvorrichtung
20, so dass der Abfangschlüssel 17 das Bohrgestänge 4 vollständig umschließt und seine
Schlüsselflächen 19 mit den Schlüsselflächen 18 des Segments 6 des Bohrgestänges 4
flächig zusammenwirken, wie dies in Fig. 6 dargestellt ist, wird die Handlingvorrichtung
20 zurückverlagert und das Bohrgestänge 4 in seine in Fig. 5 dargestellte Position
verlagert. In dieser ruht der Abfangschlüssel 17 in einer drehfest innerhalb des Maschinengestells
angeordneten Abfangaufnahme 21.
[0027] Zwecks Bewirkung der Dreharretierung des Bohrgestänges 4 umfasst der Abfangschlüssel
17 an seiner Außenfläche eine Stirnverzahnung 22, welche in eine Innenverzahnung 23
der Abfangaufnahme 21 eingreift, wie in Fig. 11 dargestellt ist. Wie aus dieser Figur
deutlich wird, sind die Stirnverzahnung 22 und die Innenverzahnung 23 derart ausgebildet,
dass der Abfangschlüssel 17 in der Abfangaufnahme 21 ein Verdrehspiel von etwa der
doppelten Zahnteilung aufweist. Zur Erzielung dieses Verdrehspiels ist sowohl bei
der Stirnverzahnung 22, als auch bei der Innenverzahnung 23 jeder zweite Zahn der
Verzahnung nicht ausgebildet. Das Verdrehspiel erleichtert das Einführen des Abfangschlüssels
17 in die Abfangaufnahme 21.
[0028] Nachdem der Abfangschlüssel 17 durch Absenken des Bohrgestänges 4 in Eingriff mit
der Abfangaufnahme 21 gebracht worden ist, wird die Drehantriebseinrichtung 2 in Rückdrehrichtung,
d.h. in zu der während des Bohrbetriebs entgegen gesetzten Drehrichtung, die der Losdrehrichtung
der Gewindepaarung 10, 11 sowie 14, 15 entspricht, betätigt. Bei dieser Drehbetätigung
löst sich erfahrungsgemäß in der weit überwiegenden Anzahl aller Fälle die Gewindepaarung
10, 11, d.h. die Drehantriebseinrichtung 2 löst sich von dem ersten Bohrgestängesegment
5. Sollte dies ausnahmsweise nicht der Fall sein und sich die Gewindepaarung 14, 15
zwischen dem ersten Bohrgestängesegment 5 und dem zweiten Bohrgestängesegment 6 lösen,
so wäre entweder das Bohrgestängesegment 5 mit Hilfe eines noch zu erläuterten Brechschlüssels
drehzuarretieren. Oder es müsste nach erneutem Aufschrauben des ersten Bohrgestängesegments
5 auf das zweite Bohrgestängesegment 6 nochmals soweit angehoben werden, dass der
Abfangschlüssel 17 mit Hilfe der Handlingvorrichtung 20 erneut entnommen werden kann.
Anschließend wäre das Bohrgestänge 4 soweit abzusenken, dass der Abfangschlüssel 17
an Schlüsselflächen 18 des ersten Bohrgestängesegments 5 ansetzbar ist. Hiernach wäre
das Bohrgestänge 4 weiter abzusenken, bis der Abfangschlüssel 17 in die Abfangaufnahme
21 eingreift. Hiernach wäre die Drehantriebseinrichtung 2 soweit in Rückdrehrichtung
zu betätigen, dass sich die Gewindepaarung 10, 11 zwar gelockert, nicht jedoch voneinander
getrennt hat. Anschließend wäre das Bohrgestänge erneut in die weiter oben in Verbindung
mit Fig. 5 beschriebene Position zu bringen, in welcher das zweite Bohrgestängesegment
6 mit Hilfe des Abfangschlüssels 17 in der Abfangaufnahme 21 abgefangen wird.
[0029] Um nun die Gewindepaarung 14, 15 zwischen dem ersten Bohrgestängesegment 5 und dem
zweiten Bohrgestängesegment 6 zu lösen, wird mit einer wiederum motorisch betriebenen
Handlingvorrichtung 24, deren Ausgestaltung etwa derjenigen der Handlingvorrichtung
20 entsprechen kann, jedoch nicht muss, ein Brechschlüssel 25 mit Schlüsselflächen
18 des ersten Bohrgestängesegments 5 in Eingriff gebracht (s. Fig. 7). Der Brechschlüssel
25 kann genauso ausgebildet sein wie der Abfangschlüssel 17.
[0030] Mit der Hauptwelle 9 der Drehantriebseinrichtung 2 ebenfalls drehfest verbunden ist
eine Brechaufnahme 26. Sowohl der Brechschlüssel als auch die Brechaufnahme weisen
Stirn- bzw. Innenverzahnungen auf, die den Stirn- bzw. Innenverzahnungen 22, 23 des
Abfangschlüssels 17 und der Abfangaufnahme 21 entsprechen.
[0031] Nach Ansetzen des Brechschlüssels 25 wird die Drehantriebseinrichtung 2 in die in
Fig. 8 dargestellte Position abgesenkt, in welcher der Brechschlüssel 25 - von dem
Drehspiel abgesehen - drehfest mit der Brechaufnahme 26 zusammenwirkt. Anschließend
wird wiederum die Drehantriebseinrichtung in Rückdrehrichtung betätigt und hierbei
das erste Bohrgestängesegment 5 mitgenommen, so dass sich die Gewindepaarung 14, 15
löst und es von dem zweiten Bohrgestängesegment 6 abgeschraubt wird, mit anderen Worten:
die Verbindung zwischen dem ersten Bohrgestängesegment 5 und dem zweiten Bohrgestängesegment
6 wird "gebrochen".
[0032] Das von dem zweiten Bohrgestängesegment 6 gelöste Bohrgestängesegment 5 wird hiernach
mittels eines Manipulators 27 gehalten, welcher in Fig. 1, 2 und 9 erkennbar ist.
[0033] Anschließend wird die Drehantriebseinrichtung 2 nach oben verlagert, so dass die
Brechaufnahme 26 den Brechschlüssel 25 freigibt und dieser mit der Handlingvorrichtung
24 entnommen werden kann.
[0034] Nach Entnahme des ersten Bohrgestängesegments 5 mit Hilfe des Manipulators 27 wird
die Drehantriebseinrichtung 2 abgesenkt und mit dem Außengewinde 15 des darunter befindlichen
Bohrgestängesegments 6 verschraubt, das Bohrgestänge 4 mit der Drehantriebseinrichtung
2 angehoben, bis der Abfangschlüssel 17 mit der Handlingvorrichtung 24 entnommen werden
kann. Nach der Entnahme wird der Bohrvorgang durch Drehbetätigung und Anheben der
Drehantriebseinrichtung 2 fortgesetzt.
[0035] Insbesondere aus den Fig. 3 bis 7 ist erkennbar, dass zum maschinellen Ansetzen der
Abfang- und Brechschlüssel 17, 25 sich die Schlüsselflächen 18 in einer bestimmten,
hier etwa 45°-Drehwinkelposition zur Verlagerungsrichtung V der Handlingvorrichtungen
20 und 24 befinden müssen. Um das Bohrgestänge in diesen Drehwinkelpositionen anhalten
zu können, sind an dem Maschinengestell bei dem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel
Mittel 28 vorgesehen, mit denen die zum maschinellen Ansetzen der Schlüssel geeigneten
Positionen der Schlüsselflächen 18 erfassbar sind. Diese Mittel können Sensoren umfassen,
die beispielsweise auf opto-elektronischer Weise arbeiten, beispielsweise Kameras
mit einer nachgeschalteten Bilderfassungseinrichtung 29, wie dies in Fig. 3 rein schematisch
dargestellt ist.
[0036] Die Raise-Boring-Maschine 100 umfasst darüber hinaus einen in Fig. 3 ebenfalls nur
rein schematisch dargestellten Drehwinkelaufnehmer 30, welcher mit der Hauptwelle
9 des Getriebes 2 zusammenwirkt und dessen Drehwinkel erfasst. Er ist angeschlossen
an eine speicherprogrammierbare Steuerung 31, welche eine Antriebssteuerung 32 für
die Drehantriebseinrichtung 2, die - je nach Art des Drehantriebs - insbesondere elektrisch
oder elektrohydraulisch arbeiten kann, umfasst.
[0037] Die speicherprogrammierbare Steuerung ist derart programmiert, dass nach Ansetzen
des Brechschlüssels 25 und in Eingriffbringen mit der Brechaufnahme 26 zum Lösen von
miteinander verschraubten Bohrgestängesegmenten 5, 6 eine Rückdrehung der Drehantriebseinrichtung
um einen Drehwinkel erfolgt, der eine maschinelle Entnahme des Brechschlüssels ermöglicht,
vorzugsweise ein Vielfaches von vollen Umdrehungen. Aufgrund dieser Maßnahme kann
eine automatisierte, motorische Entnahme des Brechschlüssels auch dann erfolgen, wenn
auf die Mittel 28 verzichtet wurde und die Schlüsselflächen durch manuelle Steuerung
der Antriebssteuerung die zum Ansetzen der Abfang- und Brechschlüssel 17, 25 mit Hilfe
der Handlingvorrichtungen 20, 24 geeigneten Positionen gebracht worden sind.
Bezugszeichenliste:
[0038]
- 100
- Raise-Boring-Maschine
- 1
- Maschinengestell
- 2
- Drehantriebseinrichtung
- 3
- Kolben/Zylindereinheiten
- 4
- Bohrgestänge
- 5
- erstes Bohrgestängesegment
- 6
- zweites Bohrgestängesegment
- 7
- weiteres Bohrgestängesegment
- 8
- Getriebe
- 9
- Hauptwelle
- 10
- Gewindeaufnahme
- 11
- Außengewinde
- 12
- Abfangvorrichtung
- 13
- oberes Ende
- 14
- Gewindeaufnahme
- 15
- Außengewinde
- 16
- -
- 17
- Abfangschlüssel
- 18
- Schlüsselflächen
- 19
- Schlüsselflächen
- 20
- Handlingvorrichtung
- 21
- Abfangaufnahme
- 22
- Stirnverzahnung
- 23
- Innenverzahnung
- 24
- Handlingvorrichtung
- 25
- Brechschlüssel
- 26
- Brechaufnahme
- 27
- Manipulator
- 28
- Mittel
- 29
- Bilderfassungseinrichtung
- 30
- Drehwinkelaufnehmer
- 31
- speicherprogrammierbare Steuerung
- 32
- Antriebssteuerung
- L
- Längsachse
- V
- Verlagerungsrichtung
1. Verfahren zum Ausbau eines Bohrgestängesegments (5, 6, 7) eines Bohrgestänges einer
Raise-Boring-Maschine (100), bei welchem die Verschraubung jeweils eines oberen, ersten
Bohrgestängesegments (5), dessen oberes Ende mit einer Drehantriebseinrichtung (2)
verschraubt ist, von einem unten nachfolgenden, zweiten Bohrgestängesegment (6) gelöst
wird, mit den folgenden Schritten:
- Drehen des Bohrgestänges (4) um dessen Längsachse (L) in eine Winkelposition, in
der ein Abfangschlüssel (17) maschinell an eine Schlüsselfläche (18) im oberen Bereich
des zweiten Bohrgestängesegments (6) ansetzbar ist;
- maschinelles Ansetzen des Abfangschlüssels (17);
- Drehen des Bohrgestänges (4) um die Längsachse (L) in eine Winkelposition, in der
ein Brechschlüssel (25) an eine Schlüsselfläche (18) im oberen Bereich des ersten
Bohrgestängesegments (5) maschinell ansetzbar ist;
- Absenken des Bohrgestänges (4), bis der Abfangschlüssel (17) dreharretiert mit einer
drehfest angeordneten Abfangaufnahme (21) zusammenwirkt, die das Bohrgestänge (4)
gegen weiteres Absenken abfängt;
- Brechen der Schraubverbindung zwischen dem ersten Bohrgestängesegment (5) und der
Drehantriebseinrichtung (2);
- maschinelles Ansetzen eines Brechschlüssel (25) an die Schlüsselfläche (18) im oberen
Bereich des ersten Bohrgestängesegments (5);
- Ineingriffbringen einer an der Drehantriebseinrichtung (2) vorgesehenen Brechaufnahme
(26) mit dem Brechschlüssel (25), so dass dieser drehfest mit der Brechaufnahme (26)
zusammenwirkt;
- Lösen der Schraubverbindung zwischen den ersten und zweiten Bohrgestängesegmenten
(5, 6) durch Drehbetätigung der Drehantriebseinrichtung (2);
- Ansetzen eines Manipulators (27) an das erste Bohrgestängesegment (5) und Entfernen
des ersten Bohrgestängesegments (5);
2. Raise-Boring-Maschine (100),
mit einem Bohrgestänge (4), das miteinander verschraubbare Bohrgestängesegmente (5,
6, 7) umfasst, wobei jedes Bohrgestängesegment (5, 6, 7) an seinem in Betriebsstellung
oberen Bereich mindestens eine Schlüsselfläche (18) umfasst, und
mit einer heb- und senkbaren Drehantriebseinrichtung (2) zum Drehantrieb des Bohrgestänges
(4), mit welcher das erste Bohrgestängesegment (5) verschraubt ist, zur Durchführung
des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Drehantriebseinrichtung (2) einen Drehwinkelaufnehmer (30) umfasst, der mit einer
Steuereinrichtung (31) für die Drehantriebseinrichtung (2) derart kommuniziert, dass
eine Drehung des Bohrgestänges (4) in Drehwinkelpositionen angehalten werden kann,
in denen sich die mindestens eine Schlüsselfläche (18) in einer zum maschinellen Ansetzen
eines Abfang- oder Brechschlüssels (17, 25) geeigneten Winkelposition befindet, und
dass nach Ansetzen des Brechschlüssels (25) zum Lösen von miteinander verschraubten
Bohrgestängesegmenten eine Drehung um einen Drehwinkel erfolgt, der eine maschinelle
Entnahme des Brechschlüssels (25) ermöglicht.
3. Raise-Boring-Maschine nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehantriebseinrichtung ein Getriebe (2) umfasst, mit dessen Hauptwelle (9) der
Drehwinkelaufnehmer (20) zusammenwirkt.
4. Raise-Boring-Maschine nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehwinkelaufnehmer (30) mit einer speicherprogrammierbaren Steuerung (31) für
die Drehantriebseinrichtung (2) verbunden ist.
5. Raise-Boring-Maschine nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass eine Abfangaufnahme (21), in welche der Abfangschlüssel (17) einbringbar ist, und
dass eine Brechaufnahme (26), in welche der Brechschlüssel (25) einbringbar ist, vorgesehen
sind.
6. Raise-Boring-Maschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel zur Dreharretierung zwischen einem in der Abfangaufnahme (21) befindlichen
Abfangschlüssel (17) und/oder einem in der Brechaufnahme (26) befindlichen Brechschlüssel
(25) vorgesehen sind, wobei die Mittel eine an dem Abfangschlüssel (17) und/oder dem
Brechschlüssel (25) vorgesehene Verzahnung (22) umfassen, die in eine an der Abfangaufnahme
(21) oder der Brechaufnahme (26) vorgesehene Gegenverzahnung (23) eingreift.
7. Raise-Boring-Maschine nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Verzahnung (22) und die Gegenverzahnung (23) derart ausgebildet sind, dass sich
ein Verdrehspiel von mindestens einer Zahnteilung ergibt.
8. Raise-Boring-Maschine nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Verzahnung (22) oder der Gegenverzahnung (23) zur Erzielung des Verdrehspiels
jeder zweite Zahn nicht ausgebildet ist.
9. Raise-Boring-Maschine nach einem der Ansprüche 2 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel vorgesehen sind, mit denen die zum maschinellen Ansetzen des Abfang- oder
des Brechschlüssels (17, 25) geeigneten Positionen der Schlüsselflächen (18) erfassbar
sind, die auf opto-elektronischer oder induktiver Weise arbeiten.
10. Raise-Boring-Maschine nach einem der Ansprüche 2 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass jedes Bohrgestängesegment zumindest vier in einer Ebene senkrecht zur Längserstreckung
(L) angeordnete Schlüsselflächen (18) umfasst.