[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zum Datenaustausch
zwischen einer zentralen Einheit, insbesondere einem Stellwerk oder einer Leitstelle,
und einer Zugbeeinflussungskomponente, insbesondere einer Balise, einem Loop-Kabel
oder einem Linienleiter.
[0002] Auf dem Gebiet des schienengebundenen Verkehrs werden moderne Zugsicherungssysteme
eingesetzt, mit denen zentral erstellte Daten zur Steuerung des Zugverkehrs an dezentrale
Einheiten übertragen werden respektive von diesen dezentralen Einheiten angefordert
und zentral verarbeitet werden. Typische Einheiten für die zentrale Datenerstellung
und -anforderung sind Stellwerke und Leitstellen. Für die dezentralen Einheiten können
beispielhaft gleisseitig angeordnete Kontrolleinheiten, wie Einrichtungen zur Signal-
und Weichensteuerung/-überwachung, Einrichtungen zur Steuerung und Überwachung von
Gleisfreimeldeeinrichtungen, Balisen, Linienleitern und Loop-Kabeln genannt werden.
Selbst die modernen Zugsicherungssysteme sind jedoch auch heute noch aufgrund der
nationalen Aufstellung der Bahnunternehmungen, wie Schweizerische Bundesbahnen SBB,
Österreichische Bundesbahnen ÖBB, Deutsche Bahn DB, nationale Zugsicherungssysteme,
die beim Übertritt von Land zu Land fahrzeugseitig gewechselt werden müssen, was auf
den Fahrzeugen einen erheblichen Aufwand hinsichtlich des Einsatzes im grenzüberschreitenden
Verkehr bedeutet.
[0003] Aus diesem Grunde hat beispielsweise die Europäische Union beschlossen, ein europaweit
einheitliches Zugsicherungssystem einzuführen, das unter dem Namen ETCS (European
Train Control System) in der Fachwelt bekannt ist. Dieses Zugsicherungssystem verfügt
über drei verschiedene Level, die sich in der Art der Kommunikation von Zug und Leitstelle
und der Ortung von Zügen unterscheiden. Im ETCS Level 1 werden die zuglenkenden Informationen
von Transparent- und Fix-Balisen und/oder Linienleitern und/oder Loop-Kabeln auf den
Führerstand übertragen und beinhalten u.a. Anweisungen zur Geschwindigkeitssteuerung
und Überwachung des Zuges. Im Level 2 werden die zuglenkenden Informationen über ein
Mobilfunknetz aus sogenannten Radio Block Centern auf den Führerstand übertragen und
im Level 3 kommt dann noch die Integritätsprüfung sowie Eigenortung des Zuges mittels
Navigationssystem, wie GPS oder Galilei (aktuell im Aufbau) zum Einsatz.
[0004] Im Besonderen die Umrüstung, Projektierung und der Test der neu aufgebauten Infrastruktur
stellt für die Bahnunternehmungen einen erheblichen Aufwand dar. Aus der europäischen
Patentanmeldung
1 950 118 A1 sind ein Verfahren und System zur Zugsicherung bekannt, welche den Aufwand, der mit
dem Einsatz von Balisen und deren Funktionstests im Zusammenhang mit der Einrichtung
von ETCS verbunden ist, erheblich vereinfachen und es erlauben, eine preiswertere
Anbindung der Balisen an zentrale Einheiten, wie Stellwerke und Leitstellen, auch
in weniger dicht besiedelten Gebieten, zu ermöglichen. Hierzu sind ein Verfahren und
ein System zum Datenaustausch zwischen der zentralen Einheit und der Zugbeeinflussungskomponente
vorgesehen, bei dem:
- a) ein einem von der Zugbeeinflussungskomponente auszusendenden Datentelegramm entsprechender
Datensatz von der zentralen Einheit für eine Übertragung zur Zugbeeinflussungskomponente
in ein nach einem Telekommunikationsstandard übertragbaren Datensatz kodiert wird;
- b) der so kodierte Datensatz an die Zugbeeinflussungskomponente über ein Zuleitungskabel
oder eine Luftschnittstelle übertragen wird;
- c) aus dem kodierten Datensatz in der Zugbeeinflussungskomponente ein dem Datentelegramm
entsprechender Datensatz extrahiert und in eine zur Aussendung erforderliche Version
des Datentelegramms umgeformt wird; und
- d) das Datentelegramm von der Zugbeeinflussungskomponente ausgesendet wird. Gleichzeitig
kann der für die Zuführung des Datentelegramms benutzte Pfad auch in der entgegengesetzten
Richtung zur Übermittlung eines rückgelesenen für das ausgesendete Datentelegramm
repräsentativen Datensatzes, beispielsweise eines MD4-Codes, genutzt werden, was die
erheblich einfachere Abnahme eines Streckenpunktes ermöglicht. Zugleich ist der Signalweg
hinsichtlich der Fehleroffenbarung in der gesamten Kette überprüfbar. Nachteilig ist
bei dieser Ausführungsvariante jedoch, dass jede Zugbeeinflussungskomponente mit einer
Antennenprobe und einer entsprechenden Logik ausgerüstet sein müssen, was ebenfalls
einen gewissen Aufwand darstellen kann, den der Bahnbetreiber nicht immer bereit sein
könnte aufzubringen.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und ein
System zum Datenaustausch zwischen der zentralen Einheit und der Zugbeeinflussungskomponente
anzugeben, die helfen kann, den bisher erforderlichen Aufwand weiter zu verringern.
[0006] Diese Aufgabe wird bezüglich des Verfahrens erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass
ein Verfahren zum Datenaustausch zwischen einer zentralen Einheit und einer Zugbeeinflussungskomponente,
vorgesehen ist, bei dem:
- a) ein einem von der Zugbeeinflussungskomponente auszusendenden Datentelegramm entsprechender
Datensatz von der zentralen Einheit für eine Übertragung zur Zugbeeinflussungskomponente
in einen zur Datenübertragungskomponente übertragbaren Datensatz kodiert wird;
- b) der so kodierte Datensatz an die Zugbeeinflussungskomponente über ein Zuleitungskabel
oder eine Luftschnittstelle übertragen wird;
- c) aus dem kodierten Datensatz in der Zugbeeinflussungskomponente ein dem Datentelegramm
entsprechender Datensatz extrahiert und in eine zur Aussendung erforderliche Version
des Datentelegramms umgeformt wird; und
- d) das Datentelegramm von der Zugbeeinflussungskomponente (18) ausgesendet wird, wobei
- e) auf die Zugbeeinflussungskomponente ein Test-Tool temporär aufgesetzt wird, wobei
das Test-Tool eine Antennenprobe und einen Controller aufweist;
- f) mittels des Controllers nach dem Aufsetzen eine Kommunikation mit der Zugbeeinflussungskomponente
aufgenommen und dabei vom Controller die Kontrolle über die Zugbeeinflussungskomponente
von dem Test-Tool übernommen wird; und
- g) mittels des Controllers die Zugbeeinflussungskomponente so gesteuert wird, dass
das von der Zugbeeinflussungskomponente ausgesendete Datentelegramm mittels der Antennenprobe
im wesentlichen rückwirkungsfrei von dem Test-Tool abgegriffen und über eine Schnittstelle
auf dem Hinweg der Übertragung des kodierten Datensatzes an die zentrale Einheit zurückgeleitet
wird.
[0007] Bezüglich des Systems wird diese Aufgabe erfindungsgemäss durch ein System zum Datenaustausch
zwischen einer zentralen Einheit und einer Zugbeeinflussungskomponente gelöst, umfassend:
- a) der zentralen Einheit zugeordnete Rechenmittel, um einen Datensatz, der einem von
der Zugbeeinflussungskomponente auszusendenden Datentelegramm entspricht, für eine
Übertragung des Datensatzes von der zentralen Einheit zur Zugbeeinflussungskomponente
in einen an die Zugbeeinflussungskomponente übertragbaren Datensatz zu kodieren;
- b) der zentralen Einheit zugeordnete Übertragungsmittel, um den so kodierten Datensatz
über ein Zuleitungskabel oder eine Luftschnittstelle an die Zugbeeinflussungskomponente
zu übertragen;
- c) der Zugbeeinflussungskomponente zugeordnete Rechenmittel, um aus dem kodierten
Datensatz in der Zugbeeinflussungskomponente einen dem Datentelegramm entsprechenden
Datensatz zu extrahieren und in eine zur Aussendung erforderliche Version des Datentelegramms
umzuformen; und
- d) der Zugbeeinflussungskomponente zugeordnete Übertragungsmittel, um das Datentelegramm
von der Zugbeeinflussungskomponente auszusenden, wobei
- e) ein auf die Zugbeeinflussungskomponente temporär aufsetzbares Test-Tool vorgesehen
ist, das eine Antennenprobe und einen Controller aufweist; wobei
- f) mittels des Controllers nach dem Aufsetzen eine Kommunikation mit der Zugbeeinflussungskomponente
aufnehmbar ist und dabei vom Controller die Kontrolle über die Zugbeeinflussungskomponente
von dem Test-Tool übernehmbar ist; und
- g) mittels des Controllers die Zugbeeinflussungskomponente so gesteuert wird, dass
das von der Zugbeeinflussungskomponente ausgesendete Datentelegramm mittels der Antennenprobe
im wesentlichen rückwirkungsfrei von dem Test-Tool abgegriffen und über eine Schnittstelle
auf dem Hinweg der Übertragung des kodierten Datensatzes an die zentrale Einheit zurückgeleitet
wird.
[0008] Auf diese Weise lassen sich nun die Vorteile eines individuell auf die Zugbeeinflussungskomponente
aufsetzbaren Test-Tools und die von dem Test-Tool ausgelöste Rückübersendung eines
das ausgesendete Datentelegramm identifizierenden Datensatzes geschickt kombinieren.
So können beispielsweise bei Vorhandensein einiger weniger Test-Tools bereits grossräumig
entsprechende Test an Balisen vorgenommen werden. Das Test-Tool kann dabei so flach
ausgestaltet sein, dass es auch für einen längeren Testzeitraum auf einer Balisen
verbleiben kann (die Balise strahlt also durch das Test-Tool hindurch ab) und erst
nach Erreichen befriedigender Testergebnisse wieder entfernt wird. Damit die zentrale
Einheit entsprechend über die laufenden Tests informiert ist, ist es in einer Weiterbildung
der vorliegenden Erfindung vorgesehen, mittels des Controllers des Test-Tools der
zentralen Einheit mitzuteilen, dass der Controller die Kontrolle über die Zugbeeinflussungskomponente
übernommen hat bzw. wieder an die Zugbeeinflussungskomponente zurückgegeben hat.
[0009] Zur weiteren Vereinfachung und Automatisierung des Testablaufs kann es vorgesehen
sein, dass die vorangehende Übernahmemitteilung in der zentralen Einheit als Triggerereignis
wahrgenommen wird und in der zentralen Einheit nach dem Erhalt der Übernahmemitteilung
die Aussendung der für die zu testende Zugbeeinflussungskomponente projektierten kodierten
Datensätze sukzessive durchgeführt wird.
[0010] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann das Test-Tool eine
eigene Energieversorgung aufweisen und/oder aus der Zugbeeinflussungskomponente heraus
elektrisch versorgt werden.
[0011] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann in der Zugbeeinflussungskomponente
ein Schnittstellenanschluss vorgesehen sein, an den das Test-Tool kabelgestützt angeschlossen
wird.
[0012] In einer weiteren zweckmässigen Ausgestaltung der Erfindung weist die umgeformte
Version ein FSK-codiertes Signal mit einer Bitrate von 564 kBit/s auf und entspricht
damit dem bisher üblichen Standard für das ETCS-Balisentelegramm. Mit anderen Worten
heisst dies beispielsweise für die Rechenmittel auf der Balise, dass diese das Balisentelegramm
aus dem Datenstrom von der zentralen Einheit extrahieren und in dieses Format umsetzen
müssen. Bei der Nutzung einer ISDN-Übertragungsstrecke muss daher das eigentliche
Nutzsignal der ISDN-Datenrate von 64 kbps auf die ETCS-Balisentelegrammrate von 564
kbps umgeformt werden.
[0013] Ein weiterer Vorteil bei der Nutzung der Übertragung mittels eines Telekommunikationsstandards
besteht darin, dass die im Telekommunikationsstandard vorgesehenen Zwei-Draht-Verbindungen
auch eine Leistungsversorgung über diese Verbindung ermöglichen. So kann damit über
das Zuleitungskabel eine Phantomspeisung oder eine Fernspeisung erfolgen. Es muss
hier weiter hervorgehoben werden, dass besonders bereits bestehende Stellwerkkabel
genutzt werden können, um über die Zwei-Draht-Verbindung sowohl Daten auszutauschen
als auch elektrische Leistungsversorgung zu bewirken.
[0014] Um eine verbesserte Fehleroffenbarung und eine einfachere Abnahme von Streckenpunkten,
wie Balise, Loop-Kabel, Linienleitern, realisieren zu können, wird das von der Zugbeeinflussungskomponente
ausgesendete Datentelegramm mittels einer Antennenprobe im wesentlichen rückwirkungsfrei
an der Zugbeeinflussungskomponente abgegriffen. Die Antennenprobe ermöglicht es so,
dass der Zugbeeinflussungskomponente das tatsächlich ausgesendete Signal rückgeführt
wird und dort verwertet werden kann. So kann in einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung
der Erfindung für das abgegriffene Signal ein für das ausgesendete Datentelegramm
repräsentativer Code, z.B. MD4, MD5, CRC64, berechnet werden, der im umgekehrten Übertragungsweg
an die zentrale Einheit übertragen wird. Mit anderen Worten kann somit die zentrale
Einheit mit dem von der Zugbeeinflussungskomponente berechneten Code auf dem umgekehrten
Weg zum Up-Link nun auf dem Down-Link-Weg über die gleichen Telekommunikationskomponenten
mit dem rückgeführten Antennensignal, d.h. mit dem dieses repräsentierenden MD4-Code,
versorgt werden. Mit dem Einstellen eines Signalbegriffs in der zentralen Einheit
kann damit simultan der repräsentative Code rückübertragen werden und geprüft werden,
ob der rückübertragene repräsentative Code mit dem projektierten Code übereinstimmt.
[0015] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung können den übrigen Unteransprüchen
entnommen werden.
[0016] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung beispielsweise näher erläutert.
Dabei zeigen:
- Figur 1
- in schematischer Darstellung eine Anbindung einer Transparent-Balise an ein Stellwerk
nach dem Stand der Technik;
- Figur 2
- in schematischer Darstellung eine Anbindung einer Transparent-Balise an ein Stellwerk
gemäss der vorliegenden Erfindung;
- Figur 3
- in schematischer und detailliertere Darstellung die Anbindung der Transparent-Balise
an das Stellwerk; und
- Figur 4
- in schematischer Ansicht die Transparent-Balise von Figur 3 mit einem aufgesetzten
Test-Tool.
[0017] Figur 1 zeigt in schematischer Darstellung eine Anbindung einer Transparentdaten-Balise
2 zur Übertragung von Signalbegriffen eines Eisenbahnsignals 4 auf ein hier nicht
weiter dargestelltes Schienenfahrzeug. Die Transparentdaten-Balise 2 überträgt die
Signalbegriffe berührungslos über eine Luftschnittstelle 6 auf das Schienenfahrzeug
bzw. in diesem Ausführungsbeispiel, welches die Abnahme der Transparentdaten-Balise
2 repräsentieren soll, auf ein Programmier- und Diagnosetool 8. Im Unterschied zu
einer ebenfalls eingesetzten Fixdaten-Balise 3, die beispielsweise für die Justierung
der Zugposition ihre fixen Positionsdaten nach Empfang eines Tele-Powering-Signals
überträgt, kann die Transparentdaten-Balise 2 dynamisch unterschiedliche Signalbegriffe
und weitere zuglenkende Informationen übertragen.
[0018] Die zu übertragenden Signalbegriffe werden von einem Stellwerk 10 in Abhängigkeit
von dem an dem Signal 4 einzustellenden Signalbegriff generiert. Von den Stellwerk
10 werden die Signalbegriffe an eine gleisseitige Einheit 12 gesendet, die wiederum
das Signal 4 und die Transparentdaten-Balise 2 steuert und überwacht. Die Distanz
dieser Verbindung zwischen der gleisseitigen Einheit 12 und der Transparentdaten-Balise
2 kann bei der Verwendung einer herkömmlich für den Datenaustausch benutzten Schnittstelle
(Schnittstelle "C" genannt) etwa 2,5 km nicht überschreiten, was besonders in wenig
dicht besiedelten Gebieten eine unverhältnismässig hohe Stellwerkdichte erforderlich
macht.
[0019] Weiter ist die Abnahme einer derartigen Transparentdaten-Balise 2 vergleichsweise
aufwendig, weil eine Strecke 14 für das Auslesen der Projektierungsdaten gesperrt
werden muss. Eine Streckensperrung ist meist notwendig, damit Messpersonen 16 an der
Strecke 14 mit dem Programmier- und Diagnosetool 8 die Projektierungsdaten für jeden
Signalbegriff an der Luftschnittstelle 6 abgreifen und den entsprechenden MD4―Code
pro Signalbegriff erfassen können. Hierzu muss jeder Signalbegriff per Funkverbindung
vom Stellwerk 10 angefordert, was in der Regel mindestens eine zweite Messperson 16
zur Verifizierung erforderlich macht. Zur endgültigen Abnahme müssen der projektierte
MD4-Code und der erfasste MD4-Code später noch verglichen und verifiziert werden.
[0020] Figur 2 zeigt nun in schematischer Darstellung eine Anbindung einer Transparentdaten-Balise
18 an das Stellwerk 10 gemäss der vorliegenden Erfindung. Hier wird nun zwischen einer
Balisensteuereinheit 20, die in einer Balisenzentrale 22 des Stellwerks 10 angeordnet
ist, und der Transparentdaten-Balise 18 der Signalbegriff unter Benutzung einer nach
einem Telekommunikationsstandard arbeitenden Signalstrecke 24 übertragen. Beispielhaft
sei für diese Signalstrecke 24 der ISDN-Standard gewählt. Damit sind für die Länge
dieser Signalstrecke 24 erheblich grössere Entfernungen möglich, als dies im Stand
der Technik mit den Stellwerkkabeln der Schnittstelle "C" der Fall war. In dieser
Figur ist auch schon ein Test-Tool 25 schematisch eingezeichnet, dass über eine Luftschnittstelle
27 drahtlos mit der Transparentdaten-Balise 18 kommuniziert.
[0021] Figur 3 zeigt nun schematisch eine detailliertere Darstellung der Anbindung der Transparentdaten-Balise
18 an das Stellwerk 10. Dabei verfügt das Stellwerk 10 über eine Anbindung an ein
Eisenbahndatennetzwerk 26 (beispielsweise über Lichtwellenleiter). Der Signalbegriff
wird als Balisentelegramm von der Balisensteuereinheit 20 als nach dem ISDN-Standard
aufbereitetes Signal ausgegeben. Das Signal könnte aber auch nach jedem beliebigen
anderen Telekommunikationsstandard aufbereitet sein, z.B. ADSL, xDSL, ATM, VoIP, IP,
Ethernet, GSM, UMTS, URTMS, 2G, 3G. Über eine Signalstrecke 24 erfolgt zugleich eine
überlagerte Fernspeisung DC oder AC der Transparentdaten-Balise 18. Bei einer Luftschnittstelle
bedarf es dann einer separaten Energieversorgung an der Transparentdaten-Balise 18.
In der Transparentdaten-Balise 18 wird das Datensignal nun zunächst mit einem T-Glied
28, die als Auskopplungskomponente dient, gefiltert, welches in einer Balisenkontrolleinheit
inkl. ISDN-Modem 30 angeordnet ist. Anschliessend übernimmt ein Datenextrahierer 32
die Umsetzung des 64 kbps-ISDN-Datensignals auf das standardisierte Schnittstellenformat
der Schnittstelle "C" gemäss der "SUBSET 36" der ETCS-Spezifikation. Ein Datentransmitter
34 und ein nachgeschalteter Verstärker 36 dienen dann zur Leistungsverstärkung und
zur FSK-Umsetzung (Frequency Shift Keying), damit der Signalbegriff dann als Balisentelegramm
mittels eines Sendeloops 38 im Uplink (Interface 'A' nach ETCS) abgestrahlt werden
und von dem über die Transparentdaten-Balise 18 fahrenden Schienenfahrzeug gelesen
werden kann. Von der Balisenkontrolleinheit 30 geht ausserdem ein Link 41 zur Luftschnittstelle
27 ab.
[0022] Figur 4 zeigt nun detaillierter das Test-Tool 25, welches auf die Transparentdaten-Balise
aufgesetzt ist. Das Test-Tool 25 weist eine Antenne 44 auf, die mit einem Tool-Controller
46 verbunden ist. Der Tool-Controller 46 weist zudem einen Link 48 zur Luftschnittstelle
27 und zu einem Energiespeicher 50 auf. Mit dem Aufsetzen des Test-Tools 25 auf die
Transparentdaten-Balise 18 setzt der Tool-Controller 46 eine Kommunikation mit der
Balisenkontrolleinheit 30 in Gang und teilt dieser nun mit, dass der Tool-Controller
46 nun mehr die Kontrolle über die Balisenkontrolleinheit 30 übernimmt. Die Übernahme
dieser Kontrolle wird seitens der Balisenkontrolleinheit 30 über den Down-Link der
Signalstrecke 24 in das Stellwerk 10 übertragen. Die Stellwerklogik folgert aus dem
Empfang dieser Übernahmemitteilung, dass diese Transparentdaten-Balise 18 nun neben
dem Normalbetrieb zu Testzwecken zur Verfügung steht. Eine Aussendung der für diese
Transparentdaten-Balise 18 vorgesehenen Datentelegramme wird nun sukzessive vom Stellwerk
10 in automatisierter Form veranlasst.
[0023] Das abgestrahlte Balisentelegramms wird nun zugleich mit einer Antennenprobe 40 rückwirkungsfrei
auf dem Test-Tool 44 empfangen und mittels dem Tool-Controller 46 über die Luftschnittstelle
27 auf den Link 41 zurückübertragen. Ein Coder 42 rechnet den zu diesem im Downlink
empfangenen FSK codierten ETCS-Telegramm den zugehörigen MD4―Code aus, welcher auf
dem umgekehrten Signalweg von der Balisenkontrolleinheit 30, im Detail von dem dort
integrierten ISDN-Modem, zur Balisensteuereinheit 20 zurück übertragen wird. Dieser
Code wird dort dann auf Fehlerfreiheit analysiert.
[0024] Zur optischen Unterscheidung dieser beiden Signalwege, also Uplink zu Transparentdaten-Balise
18 und Downlink von der Transparentdaten-Balise 18, wird in Figur 3 der Uplink als
strichpunktierte Linie und der Downlink als gleichmässig gestrichelte Linie dargestellt.
[0025] Mit dieser beispielhaften Ausführungsform können nun mehr Komponenten zur Zugbeeinflussung,
wie beispielsweise auch Loop-Kabel und Linienleiter, mit erheblich grösseren Entfernungen
vom Stellwerk angeordnet sein, weil die Länge der Übertragungsstrecke im wesentlichen
nur noch durch die physikalischen Randbedingungen bestimmt ist, die der Übertragungsstandard
vorgibt. Die Abnahme von Streckenpunkten, wie der Transparentdaten-Balise 18, wird
signifikant wirtschaftlicher, weil mit dem Rücklesen eines Kodes (z.B. MD4, MD5, CRC32,
CRC64) für das Balisen-Telegramm ein sicherheitstechnisch einwandfreier und automatisierbarer
Weg für das Durchtesten aller von einem Streckenpunkt darzustellende Signalbegriffe
besteht. Zudem ist die gesamte Kette der Signalübertragung mit einer sofortiger Ausfalloffenbarung
ausgestattet, da die Telekommunikationsmittel in die Zugbeeinflussungkomponente integriert
sind und, wie beispielsweise im Fall des ISDN-Modem, fernwartbar und fernabfragbar
sind. Mittels der Antennenprobe 44 ist zudem der tatsächliche Signalgehalt auf der
Luftschnittstelle 6 überprüfbar, was ebenfalls bei unrichtigem rückgelesenen Code
(MD4-Code) eine sofortige Ausfall- oder Fehleroffenbarung ergibt. Bei der Abnahme
derartiger Streckenpunkte stellt sich weiter eine enorme Kostenersparnis ein, weil
der gesamte personelle Aufwand im Gleisbereich (mit der gleichzeitigen Gefährdung
der Personen bei Betrieb) nahezu vollständig eliminiert werden kann, wenn einmal von
dem Aufsetzen des Test-Tools 25 vor den Tests und der Wegnahme des Test-Tool 25 nach
Ablauf der Tests abgesehen wird. Die Abnahme nach Streckenanpassungen und Umbauten
lässt sich so ebenso wirtschaftlich durchführen.
[0026] Ausserdem vereinfacht das erfindungsgemässe Verfahren respektive die erfindungsgemässe
Einrichtung auch ein heute sehr dringliches Problem bei dem Übergang von alten, nationalen
Zugsicherungssystemen zu ETCS-Systemen und/oder bei bereits ETCS-tauglichen Strecken
beim Übergang von einem Level zum höheren oder niedrigen Level. Durch die Abschaltfunktion
der Zugbeeinflussungskomponente, d.h. Unterbruch der Speisung auf dem Signalzuführungskabel,
kann innerhalb von Sekunden zwischen verschiedenen Rückfallebenen umgeschaltet werden,
wodurch beispielsweise auf einem Gleisabschnitt ein Betrieb mit ETCS Level 2, Level
1 bzw. Level 0 mit derselben Hardware erfolgen kann. Es sind somit eine kostengünstige
ETCS Level 1-Anbindung an ein bestehendes Bahnnetzwerk (vorhandene Stellwerkkabel)
und der Mixed-Level-Betrieb möglich. Eine Bahnstrecke kann so innerhalb von wenigen
Sekunden auf den Level 1 hochgefahren werden oder die Rückfallebene von Level 2 auf
Level 1 innerhalb von Sekunden betriebsbereit geschaltet werden. Da beispielsweise
die von dem Siemens-Konzern gelieferten Balisen eine 4-Draht-Schnittstelle haben,
kann z.B. das ISDN-Interface auf den freien zwei Drähten angeschlossen und betrieben
werden, was eben den Betrieb der Balise unter dem alten nationalen Zugsicherungsverfahren
und den ISDN-Betrieb mit ETCS Level 1 ermöglicht.
1. Verfahren zum Datenaustausch zwischen einer zentralen Einheit (10), insbesondere einem
Stellwerk oder einer Leitstelle, und einer Zugbeeinflussungskomponente (18), insbesondere
einer Balise, einem Loop-Kabel oder einem Linienleiter, bei dem:
a) ein einem von der Zugbeeinflussungskomponente (18) auszusendenden Datentelegramm
entsprechender Datensatz von der zentralen Einheit (10) für eine Übertragung zur Zugbeeinflussungskomponente
(18) in einen zur Datenübertragungskomponente übertragbaren Datensatz kodiert wird;
b) der so kodierte Datensatz an die Zugbeeinflussungskomponente (18) über ein Zuleitungskabel
(24) oder eine Luftschnittstelle übertragen wird;
c) aus dem kodierten Datensatz in der Zugbeeinflussungskomponente (18) ein dem Datentelegramm
entsprechender Datensatz extrahiert und in eine zur Aussendung erforderliche Version
des Datentelegramms umgeformt wird; und
d) das Datentelegramm von der Zugbeeinflussungskomponente (18) ausgesendet wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
e) auf die Zugbeeinflussungskomponente (18) ein Test-Tool (25) temporär aufgesetzt
wird, wobei das Test-Tool (25) eine Antennenprobe (44) und einen Controller (46) aufweist;
f) mittels des Controllers (46) nach dem Aufsetzen eine Kommunikation mit der Zugbeeinflussungskomponente
(18) aufgenommen und dabei vom Controller (46) die Kontrolle über die Zugbeeinflussungskomponente
(18) von dem Test-Tool (25) übernommen wird;
g) mittels des Controllers (46) die Zugbeeinflussungskomponente (18) so gesteuert
wird, dass das von der Zugbeeinflussungskomponente (18) ausgesendete Datentelegramm
mittels der Antennenprobe (44) im wesentlichen rückwirkungsfrei von dem Test-Tool
(25) abgegriffen und über eine Schnittstelle (27) auf dem Hinweg der Übertragung des
kodierten Datensatzes an die zentrale Einheit (10) zurückgeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
mittels des Controllers des Test-Tools der zentralen Einheit mitgeteilt wird, dass
der Controller die Kontrolle über die Zugbeeinflussungskomponente übernommen hat bzw.
wieder an die Zugbeeinflussungskomponente zurückgegeben wurde.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
in der zentralen Einheit (10) nach dem Erhalt der Übernahmemitteilung die Aussendung
der für die zu testende Zugbeeinflussungskomponente projektierten kodierten Datensätze
sukzessive durchgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die umgeformte Version ein FSK-codiertes Signal mit einer Bitrate von 564 kBit/s aufweist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
über das Zuleitungskabel (24) eine Phantomspeisung oder eine Fernspeisung (DC) erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Test-Tool eine eigene Energieversorgung aufweist und/oder aus der Zugbeeinflussungskomponente
heraus elektrisch versorgt wird.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
für das abgegriffene Signal ein repräsentativer Code, z.B.
MD4, MD5, CRC64, berechnet wird, der im umgekehrten Übertragungsweg (24) an die zentrale
Einheit (10) übertragen wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
in der Zugbeeinflussungskomponente ein Schnittstellenanschluss vorgesehen wird, an
den das Test-Tool kabelgestützt angeschlossen wird.
9. System zum Datenaustausch zwischen einer zentralen Einheit (10) und einer Zugbeeinflussungskomponente
(18), umfassend:
a) der zentralen Einheit (10) zugeordnete Rechenmittel (20, 22), um einen Datensatz,
der einem von der Zugbeeinflussungskomponente (18) auszusendenden Datentelegramm entspricht,
für eine Übertragung des Datensatzes von der zentralen Einheit (10) zur Zugbeeinflussungskomponente
(18) in einen an die Zugbeeinflussungskomponente übertragbaren Datensatz zu kodieren;
b) der zentralen Einheit (10) zugeordnete Übertragungsmittel (20), um den so kodierten
Datensatz über ein Zuleitungskabel (24) oder eine Luftschnittstelle an die Zugbeeinflussungskomponente
(18) zu übertragen;
c) der Zugbeeinflussungskomponente (18) zugeordnete Rechenmittel (32, 34), um aus
dem kodierten Datensatz in der Zugbeeinflussungskomponente (18) einen dem Datentelegramm
entsprechenden Datensatz zu extrahieren und in eine zur Aussendung erforderliche Version
des Datentelegramms umzuformen; und
d) der Zugbeeinflussungskomponente zugeordnete Übertragungsmittel (36, 38), um das
Datentelegramm von der Zugbeeinflussungskomponente (18) auszusenden,
dadurch gekennzeichnet, dass
e) ein auf die Zugbeeinflussungskomponente temporär aufsetzbares Test-Tool vorgesehen
ist, das eine Antennenprobe und einen Controller aufweist; wobei
f) mittels des Controllers nach dem Aufsetzen eine Kommunikation mit der Zugbeeinflussungskomponente
aufnehmbar ist und dabei vom Controller die Kontrolle über die Zugbeeinflussungskomponente
von dem Test-Tool übernehmbar ist; und
g) mittels des Controllers die Zugbeeinflussungskomponente so gesteuert wird, dass
das von der Zugbeeinflussungskomponente (18) ausgesendete Datentelegramm mittels der
Antennenprobe (44) im wesentlichen rückwirkungsfrei von dem Test-Tool abgegriffen
und über eine Schnittstelle (27) auf dem Hinweg der Übertragung des kodierten Datensatzes
an die zentrale Einheit (10) zurückgeleitet wird.
10. System nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
mittels des Controllers des Test-Tools der zentralen Einheit mitgeteilbar ist, dass
der Controller die Kontrolle über die Zugbeeinflussungskomponente übernommen hat bzw.
wieder an die Zugbeeinflussungskomponente zurückgegeben hat.
11. System nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
in der zentralen Einheit (10) nach dem Erhalt der Übernahmemitteilung die Aussendung
der für die zu testende Zugbeeinflussungskomponente projektierten kodierten Datensätze
sukzessive durchführbar ist.
12. System nach einem der Ansprüche 9 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
die umgeformte Version des Datentelegramm ein FSK-codiertes Signal mit einer Bitrate
von 564 kBit/s aufweist.
13. System nach einem der Ansprüche 9 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
über das Zuleitungskabel (24) eine Phantomspeisung oder eine überlagerte Fernspeisung
(DC, AC) erfolgt.
14. System nach einem der Ansprüche 9 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Test-Tool eine eigene Energieversorgung aufweist und/oder aus der Zugbeeinflussungskomponente
heraus elektrisch versorgt wird.
15. System nach einem der Ansprüche 9 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
mit dem der Zugbeeinflussungseinheit (18) zugeordneten Rechenmittel (42) für das abgegriffene
Signal ein repräsentativer Code, z.B. MD4, MD5, CRC64, berechenbar ist, der auf dem
umgekehrten Übertragungsweg (24) an die zentrale Einheit (10) übertragbar ist.
16. System nach einem der Ansprüche 9 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, dass
in der Zugbeeinflussungskomponente ein Schnittstellenanschluss vorgesehen wird, an
den das Test-Tool kabelgestützt angeschlossen wird.