[0001] Die Erfindung betrifft eine Beschlagvorrichtung für ein bewegliches Möbelteil, insbesondere
zum Antrieb einer Klappe, einer Tür oder dergleichen, mit einem Beschlag, mit wenigstens
zwei zueinander verschwenkbaren Beschlagteilen und einem Scharnier, mit wenigstens
zwei zueinander verschwenkbaren Scharnierteilen.
[0002] Derartige Beschlagvorrichtungen sind bereits seit langem bekannt. Hierzu ist beispielsweise
die
DE 102 48 321 zu nennen.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es eine Beschlagvorrichtung der eingangs erwähnten Art
zu schaffen, die gegenüber den aus dem Stand der Technik bekannten Beschlagvorrichtungen
kompakter aufgebaut ist, einfach und schnell am zugeordneten Möbel zu montieren und
insgesamt kostengünstig ist. Ferner soll die Beschlageinrichtung derart ausgebildet
sein, dass beim Einbau in ein Möbel keine Bearbeitung am Oberboden des Möbelkorpus
erfolgen muss.
[0004] Diese Aufgabe wird durch eine Beschlagvorrichtung mit den Merkmalen des unabhängigen
Anspruches 1 gelöst. Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen dargestellt.
[0005] Die erfindungsgemäße Beschlagvorrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass Beschlag
und Scharnier zu einer Baugruppe zusammengefasst oder zusammenfassbar sind.
[0006] Dadurch wird eine im Vergleich zum Stand der Technik kompaktere Bauform der Beschlagvorrichtung
verwirklicht. Die Montage der Beschlagvorrichtung ist einfacher und schneller durchzuführen,
da Beschlag und Scharnier nicht mehr separat voneinander an speziellen Beschlag-Montagestellen
und speziellen Scharnier-Montagestellen montiert werden müssen. Durch die Baugruppe
aus Beschlag und Scharnier kann wenigstens eine Montagestelle wegfallen. Dies führt
auch zur Reduzierung der für die Montage zu verwendenden Einzelteile.
[0007] Es ist möglich, dass Beschlag und Scharnier unlösbar miteinander verbunden sind,
beispielsweise als vorgefertigte Baugruppe hergestellt werden, die dann am zugeordneten
Möbel montiert wird. Bevorzugt ist es jedoch, dass Beschlag und Scharnier jeweils
wenigstens eine Befestigungsschnittstelle aufweisen, die derart aufeinander abgestimmt
sind, dass Beschlag und Scharnier aneinander befestigt oder befestigbar sind. Dadurch
ist es möglich, das Scharnier zunächst am Beschlag zu montieren, wodurch eine vormontierte
Baugruppe entsteht, bevor ein Einbau in das zugeordnete Möbel erfolgt. Alternativ
ist es möglich, zunächst den Beschlag oder das Scharnier am zugeordneten Möbel zu
montieren und danach Beschlag und Scharnier über die einander zugeordneten Befestigungsschnittstellen
aneinander zu befestigen.
[0008] In besonders bevorzugter Weise sind Beschlag und Scharnier lösbar aneinander befestigt
oder befestigbar. Die lösbare Befestigung bietet den Vorteil, dass das bewegliche
Möbelteil ausgetauscht werden kann, ohne den Beschlag vom Möbel abzumontieren, da
ein Lösen von Scharnier und Beschlag an den einander zugeordneten Befestigungsschnittstellen
ausreicht.
[0009] In besonders bevorzugter Weise sind Beschlag und Scharnier werkzeuglos aneinander
befestigbar. Dies kann beispielsweise über eine Rast- oder Clipsverbindung erfolgen.
Dadurch entfallen zusätzliche Montagemittel und auch der Zeitaufwand für die Befestigung
von Beschlag und Scharnier wird verkürzt.
[0010] Bei einer Weiterbildung der Erfindung ist wenigstens eines der Beschlagteile des
Beschlags als Stellhebel ausgebildet, der über ein Hebelgelenk mit einem weiteren
der Beschlagteile schwenkbar verbunden ist.
[0011] In besonders bevorzugter Weise sind dem Stellhebel Führungsmittel zugeordnet, über
die ein hebelgelenkferner Endabschnitt des Stellhebels linear beweglich geführt ist.
Dadurch ist eine Relativbewegung zwischen Stellhebel und beweglichem Möbelteil möglich.
Der Abstand zwischen dem Hebelgelenk des Stellhebels und der Kontaktstelle Stellhebel-Führungsmittel
ändert sich beim Öffnen und Schließen des beweglichen Möbelteils. Als Alternative
zum linear beweglich geführten Endabschnitt des Stellhebels, könnte der Stellhebel
auch als Kniehebel ausgebildet sein, der dann über ein weiteres Hebelgelenk mit dem
beweglichen Möbelteil oder dem Möbelkorpus verbunden sein könnte.
[0012] Zweckmäßigerweise weisen die Führungsmittel ein Gleitstück auf, das eine Führungslasche
besitzt, in dem der Endabschnitt des Stellhebels linear beweglich führbar aufgenommen
ist.
[0013] Der Stellhebel kann als Einzelhebel ausgebildet sein, insbesondere für den Fall,
dass Führungsmittel zur linear beweglichen Führung des Stellhebels eingesetzt werden.
Als Alternative eignet sich wie erwähnt eine Ausgestaltung des Stellhebels als Kniehebel.
[0014] Bei einer Weiterbildung der Erfindung ist eines der Beschlagteile als insbesondere
plattenartiges Montagestück ausgebildet, an dem die beschlagseitige Befestigungsschnittstelle
für das Scharnier angeordnet ist.
[0015] In besonders bevorzugter Weise besitzt das Montagestück einen Montageabschnitt mit
Montagemitteln, insbesondere Montageöffnungen, zur Montage an einem Möbel, und einen
die beschlagseitige Befestigungsschnittstelle aufweisenden Schnittstellenabschnitt,
der winkelig vom Montageabschnitt absteht und frei von Montagemitteln ist. Dadurch
lässt sich der Montageabschnitt des Montagestücks beispielsweise an einer Seitenwand
des Möbelkorpus befestigen, während der winkelig davon abstehende Schnittstellenabschnitt
zur Anbringung des Scharniers dient, wobei eine Befestigung des Schnittstellenabschnitts
am Möbelkorpus nicht notwendig ist. Wird die Beschlagvorrichtung beispielsweise zum
Antrieb einer Möbelklappe eines Schranks verwendet, lässt sich der Montageabschnitt
an der Seitenwand des Schranks befestigen, während der Oberboden frei von einer Montage
bleibt, da das Scharnier am Schnittstellenabschnitt des Montagestücks sitzt. Insbesondere
erübrigt sich dadurch die Anbringung von Montageöffnungen bzw. -bohrungen am Oberboden
für das Scharnier.
[0016] Bei einer Weiterbildung der Erfindung ist wenigstens ein Dämpfer zur Dämpfung der
Bewegung des beweglichen Möbelteils beim Einfahren in eine Schließstellung und/oder
beim Ausfahren in eine Offenstellung vorgesehen. Der Dämpfer ist vorzugsweise als
Fluiddämpfer, insbesondere Öldämpfer, ausgestaltet. Als Alternative zum Öldämpfer
eignet sich auch ein Luftdämpfer.
[0017] In besonders bevorzugter Weise ist der Dämpfer im Scharnier angeordnet. Es ist möglich,
einen Zusatzdämpfer vorzusehen, insbesondere beim Einsatz der Beschlagvorrichtung
an schwergewichtigen beweglichen Möbelteilen. Der Zusatzdämpfer kann an einem der
Beschlagteile, beispielsweise am Montagestück, angeordnet sein.
[0018] Bei einer Weiterbildung der Erfindung ist das Scharnier als Topfscharnier ausgebildet.
Es sind jedoch auch andere Scharnier-Arten einsetzbar.
[0019] Besonders bevorzugt ist eine Selbstanzugeinrichtung vorgesehen, mit wenigstens einem
Kraftantrieb zur Einleitung einer Kraft in Schließrichtung und nach Überschreitung
eines Totpunkts zur Einleitung einer Kraft in Öffnungsrichtung des beweglichen Möbelteils.
Die Selbstanzugeinrichtung kann am Beschlag und/oder am Scharnier angeordnet sein.
Zweckmäßigerweise besitzt der Kraftantrieb wenigstens eine Feder mit der die auf das
bewegliche Möbelteil wirkende Kraft erzeugt wird.
[0020] Die Erfindung umfasst ferner einen Beschlag für ein bewegliches Möbelteil mit den
Merkmalen des unabhängigen Anspruches 14. Dieser Beschlag besitzt wenigstens zwei
zueinander verschwenkbare Beschlagteile und eine Befestigungsschnittstelle zum Anbringen
eines Scharniers.
[0021] Schließlich umfasst die Erfindung noch ein Scharnier für ein bewegliches Möbelteil
mit den Merkmalen des unabhängigen Anspruches 15. Dieses Scharnier besitzt wenigstens
zwei zueinander verschwenkbare Scharnierteile und eine Befestigungsschnittstelle zum
Anbringen eines Beschlags.
[0022] Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und
werden im Folgenden näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Figur 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Beschlagvorrichtung im montierten
Zustand einerseits am Möbelkorpus und andererseits an einem beweglichen Möbelteil
in Form einer Möbelklappe, wobei sich die Möbelklappe in der Schließstellung befindet,
- Figur 2
- die Beschlagvorrichtung von Figur 1, wobei sich die Möbelklappe in einer Zwischenstellung
zwischen Offen- und Schließstellung befindet,
- Figur 3
- die Beschlagvorrichtung von Figur 1, wobei sich die Möbelklappe in der Offenstellung
befindet,
- Figur 4
- die Beschlagvorrichtung von Figur 1 im nicht montierten Zustand ohne Scharnier,
- Figur 5
- ein zweites Ausführungsbeispiel des der erfindungsgemäßen Beschlagvorrichtung im montierten
Zustand einerseits am Möbelkorpus und andererseits an einem beweglichen Möbelteil
in Form einer Möbelklappe, wobei sich die Möbelklappe in der Schließstellung befindet,
- Figur 6
- die Beschlagvorrichtung von Figur 5, wobei sich die Möbelklappe in einer Zwischenstellung
zwischen Offen- und Schließstellung befindet,
- Figur 7
- die Beschlagvorrichtung von Figur 5, wobei sich die Möbelklappe in der Offenstellung
befindet,
- Figur 8
- die Beschlagvorrichtung von Figur 5 im unmontierten Zustand mit Scharnier,
- Figur 9
- ein drittes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Beschlagvorrichtung im montierten
Zustand einerseits am Möbelkorpus und andererseits an einem beweglichen Möbelteil
in Form einer Möbelklappe, wobei sich die Möbelklappe in der Schließstellung befindet,
- Figur 10
- die Beschlagvorrichtung von Figur 9, wobei sich die Möbelklappe in einer Zwischenstellung
zwischen Offen- und Schließstellung befindet,
- Figur 11
- die Beschlagvorrichtung von Figur 9, wobei sich die Möbelklappe in der Offenstellung
befindet,
- Figur 12
- die Beschlagvorrichtung von Figur 9 im unmontierten Zustand ohne Scharnier, und
- Figur 13
- eine perspektivische Darstellung einer alternativen Ausgestaltung der in den Figuren
1 bis 3 und 9 bis 12 gezeigten Führungsmitteln.
[0023] Die Figuren 1 bis 4 zeigen ein erstes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Beschlagvorrichtung
11. Die Ausgestaltung und Funktion der Beschlagvorrichtung 11 wird im Folgenden rein
beispielshaft bei deren Einsatz zum Antrieb einer Möbelklappe 12 eines Möbels 10 erläutert.
Die Beschlagvorrichtung 11 ist einerseits an einem Möbelkorpus 13 des Möbels 10 und
andererseits an der Möbelklappe 12 zu montieren. Anstelle eines beweglichen Möbelteils
wird im Folgenden daher von einer Möbelklappe 12 gesprochen. Es ist selbstverständlich
möglich, die Beschlagvorrichtung 11 zum Antrieb eines Möbeldeckels, beispielsweise
einer Möbeltruhe, einer Tür, beispielsweise Kühlschranktür oder dergleichen einzusetzen.
[0024] Gemäß dem ersten Ausführungsbeispiel ist die Beschlagvorrichtung 11 also an einem
Möbel 10, vorzugsweise Schrank, insbesondere Oberschrank, angeordnet, der in der Höhe
an einer Gebäudewand hängend befestigt wird. Der Möbelkorpus 13 des Schranks weist
zueinander entgegengesetzte vertikale Seitenwände 14, von denen in der Zeichnung nur
eine sichtbar ist, eine Bodenwand (nicht dargestellt), eine Deckenwand 15, die auch
als Oberboden bezeichnet werden könnte, und eine Rückwand (nicht dargestellt) auf
und enthält ein von diesen Wänden begrenztes Möbelfach 16 mit Möbelfachöffnung 17,
wobei das Möbelfach 16 ggf. durch ein Fachbrett (nicht dargestellt) in der Höhe unterteilt
sein kann.
[0025] Der Vorderseite des Möbelfachs 16 ist die Möbelklappe 12 zugeordnet, die in ihrer
Schließstellung eine vertikale Lage einnimmt und das Möbelfach 16 verschließt. Die
Möbelklappe 12 kann aus dieser Schließstellung nach Zurücklegen eines bestimmten Öffnungswinkels
in eine den Zugang zum Möbelfach 16 gestattenden Offenstellung verstellt werden. Die
Möbelklappe 12 ist gemäß erstem Ausführungsbeispiel als einteilige Möbelklappe 12
ausgestaltet. Alternativ ist es möglich, die Beschlagvorrichtung 11 zum Antrieb einer
Faltklappe zu verwenden.
[0026] Die bewegliche Führung der Möbelklappe 12 zwischen der Schließ- und der Offenstellung
übernimmt die Beschlagvorrichtung 11.
[0027] Die Beschlagvorrichtung 11 besitzt einen Beschlag 18, der wenigstens zwei zueinander
verschwenkbare Beschlagteile 19, 20 aufweist. Eines der Beschlagteile 20 ist als plattenartiges
Montagestück ausgebildet, das an der Seitenwand 14 des Möbelkorpus 13 zu montieren
ist.
[0028] Wie in den Figuren 1 bis 4 gemäß dem ersten Ausführungsbeispiel gezeigt, besitzt
das Montagestück einen Montageabschnitt 21 mit Montagemitteln in Form von Montageöffnungen
22. Der Montageabschnitt 21 wird derart platziert, dass die Montageöffnungen 22 mit
in der Seitenwand 14 ausgebildeten Befestigungslöchern (nicht dargestellt) fluchten,
wodurch eine Befestigung des Montagestücks beispielsweise durch als Befestigungsschrauben
ausgebildete Montagemittel an der Seitenwand 14 möglich ist. Wie insbesondere in Figur
4 dargestellt, besitzt das Montagestück einen winkelig vom Montageabschnitt 21 abstehenden
Schnittstellenabschnitt 23, an der sich die beschlagseitige Befestigungsschnittstelle
24a befindet. Der Schnittstellenabschnitt 23 ist ebenfalls plattenartig ausgestaltet,
wobei die Befestigungsschnittstelle 24a an der Unterseite des Schnittstellenabschnitts
angeordnet ist, wie beispielsweise in Figur 4 gezeigt in Form einer nachfolgend noch
näher beschriebenen Komponente eines zu einem Scharnier 25 gehörenden Scharnierteils
26. Ein ganz wesentlicher Aspekt ist, dass das Montagestück lediglich an der Seitenwand
14 des Möbelkorpus 13 zu befestigen ist, während der Schnittstellenabschnitt 23, der
ja im Wesentlichen parallel zum Oberboden bzw. zur Deckenwand ausgerichtet ist, dort
nicht zu befestigen ist. Dadurch entfallen Montageöffnungen am Oberboden.
[0029] Gemäß erstem Ausführungsbeispiel ist an dem Montagestück eine Selbstanzugeinrichtung
28 angeordnet, die einen Kraftantrieb 29 zur Einleitung einer Kraft in Schließrichtung
und nach Überschreitung eines Totpunkts zur Einleitung einer Kraft in Öffnungsrichtung
der Möbelklappe 12 aufweist. Der Kraftantrieb 29 umfasst im dargestellten Beispielsfall
eine Feder 30, die insbesondere als Zugfeder ausgebildet ist. Die Feder 30 ist zwischen
zwei Feder-Lagerstellen 31, 32 eingespannt, von denen eine Feder-Lagerstelle 31 an
einem am Montageabschnitt 21 von diesem insbesondere winkelig abstehenden Widerlager
33 sitzt. Dass Widerlager 33 besitzt eine Bohrung 70 zur Aufnahme eines Zusatzdämpfers
(nicht dargestellt). Die andere Feder-Lagerstelle 32 ist an einem Kraftumlenkhebel
34 angeordnet, der seinerseits um eine Umlenkhebel-Schwenkachse 35 schwenkbar am Montageabschnitt
21 des Montagestücks gelagert ist. Am Kraftumlenkhebel 34 ist eine Schubstange 36
mittels eines Schubstangen-Gelenks 37 angelenkt. Die Schubstange 36 ist am anderen
Ende über ein weiteres Schubstangen-Gelenk 38 gelenkig mit einem weiteren Beschlagteil
19 in Form eines Stellhebels gelenkig verbunden. Der Stellhebel ist wiederum über
ein Hebelgelenk 40 schwenkbar am Montageabschnitt 21 gelagert. Hebelgelenk 40 und
das am Stellhebel befindliche Schubstangen-Gelenk 38 sind beabstandet zueinander angeordnet.
Dadurch wird je nach Lage des stellhebelseitigen Schubstangen-Gelenks 38 in Bezug
zu dem Hebelgelenk 40 ein Moment auf den Stellhebel und damit über diesen auf die
Möbelklappe 12 übertragen, wodurch in nachfolgender näher beschriebener Weise eine
Kraft in Schließ- oder eine Kraft in Öffnungsrichtung ausgeübt wird.
[0030] Wie insbesondere in den Figuren 1 und 3 dargestellt, ist der Stellhebel als Einzelhebel
ausgebildet, wobei der Endbereich des Stellhebels, der dem Hebelgelenk 40 entgegengesetzt
ist, linear beweglich geführt ist, wodurch einen Relativbewegung zwischen dem Stellhebel
und der Möbelklappe 12 beim Öffnen oder Schließen stattfindet.
[0031] Wie insbesondere in den Figuren 1 bis 3 gezeigt, weisen die Führungsmittel ein Gleitstück
41 auf, das eine Führungslasche 42 mit Führungsöffnung 43 besitzt, wobei der Endabschnitt
des Stellhebels durch die Führungsöffnung 43 hindurch gesteckt ist, wodurch der Endabschnitt
des Stellhebels 40 in der Führungslasche 42 geführt ist. Das Gleitstück 41 umfasst
ferner eine an die Unterseite der Führungslasche angesetzte Montagepartie 44, über
die das Gleitstück 41 an der Innenseite der Möbelklappe 12 montiert ist. Die Figuren
1 bis 3 zeigen eine ersten Ausführungsform des Gleitstücks 41, wobei die Montagepartie
zwei Montagelöcher besitzt, über die das Gleitstück 41 mittels Befestigungsschrauben
an die Innenseite der Möbelklappe 12 angeschraubt werden kann.
[0032] Eine alternative Ausführungsform des Gleitstücks 41 ist in Figur 13 dargestellt.
Bei dieser Ausführungsform ist die Montagepartie 44 in ein Montage-Unterteil 45 und
ein Montage-Oberteil 46 unterteilt. Das Montage-Unterteil 45 wird an der Innenseite
der Möbelklappe 12 befestigt. Das Montage-Oberteil 46 ist auf das Montage-Unterteil
45 aufclipsbar, wodurch eine schnelle Demontage des Stellhebels von der Möbelklappe
möglich ist, ohne das Gleitstück von der Möbelklappe 12 zu lösen, insbesondere abzuschrauben.
Es ist ferner noch ein Justierelement 47 in Form einer Justierschraube vorgesehen,
über die sich die Winkel- bzw. Höhenlage zwischen dem Montage-Unterteil 45 und Montage-Oberteil
einstellen lässt.
[0033] Die Beschlagvorrichtung 11 umfasst neben dem zuvor beschriebenen Beschlag 18 noch
ein Scharnier 25 mit wenigstens zwei zueinander verschwenkbaren Scharnierteilen 26,
27. Das Scharnier 25 ist rein beispielhaft in Form eines Topfscharniers dargestellt,
wobei selbstverständlich auch andere Scharnierarten eingesetzt werden können. In dieser
Ausgestaltung ist eines der Scharnierteile 27 als Scharniertopf ausgestaltet, der
zumindest teilweise in einem an der Rückseite der Möbelklappe 12 ausgebildeten Topföffnung
47 versenkt angeordnet ist. Der Scharniertopf ist mittels eines Montageabschnitts
48 mit ggf. zwei Montagelöchern an der Innenseite der Möbelklappe 12 befestigt, beispielsweise
dort angeschraubt oder eingeclipst. Das korpusseitige Scharnierteil 26 wird von einem
Scharnierarm gebildet, an dessen Unterseite die scharnierseitige Befestigungsschnittstelle
24b des Scharniers 25 angeordnet ist. Der Scharnierarm verfügt über eine 3D-Verstellung,
wodurch sich die Möbelklappe 12 passgenau zum Möbelkorpus 13 ausrichten lässt. Die
beschlagseitige Befestigungsschnittstelle 24a an der Unterseite des Schnittstellenabschnitts
und die scharnierseitige Befestigungsschnittstelle 24b an der Oberseite des Tragarms
sind derart aufeinander abgestimmt, dass Beschlag 18 und Scharnier 24 aneinander befestigt
oder befestigbar sind. Im konkreten Fall lässt sich die scharnierseitige Befestigungsschnittstelle
24b und damit der Scharnierarm in einfacher Weise werkzeuglos über eine Clipsverbindung
an der beschlagseitigen Befestigungsschnittstelle 24a einclipsen. Zwischen dem Scharnierarm
und dem Scharniertopf erstreckt sich eine Scharnier-Hebelanordnung 48 mit zwei Scharnierhebeln
49, 50, die einerseits schwenkbar am Scharnierarm und andererseits schwenkbar am Scharniertopf
angelenkt sind. Ein wesentlicher Aspekt ist, dass Beschlag 18 und Scharnier 25 zu
einer Baugruppe zusammengefasst sind, wodurch separate Montagemaßnahmen einerseits
für den Beschlag 18 und andererseits für das Scharnier 25 nicht mehr notwendig sind.
[0034] Bei der Montage der Beschlagvorrichtung 11 am Möbel 10 kann beispielsweise zunächst
das Montagestück an die Seitenwand 14 des Möbelkorpus 13 geschraubt werden. Durch
die Montage des Montagestücks ist die korpusseitige Position des Scharniers 24 bereits
festgelegt, da die beschlagsseitige Befestigungsschnittstelle 24a für das Scharnier
25 an der Unterseite des Schnittstellenabschnitts 23 sitzt. Als nächstes kann dann
die scharnierseitige Befestigungsschnittstelle 24b am Scharnierarm des Scharniers
25 auf die beschlagseitige Befestigungsschnittstelle 24a aufgeclipst werden, wobei
zuvor der Scharniertopf an der Innenseite der Möbelklappe 12 befestigt wurde. Schließlich
kann der bereits am Montagestück befindliche Stellhebel mit dem Gleitstück 41 an der
Möbelklappe verbunden werden. Damit sind im Wesentlichen lediglich drei Arbeitsschritte
zur Montage der Beschlagvorrichtung 11 notwendig, nämlich Befestigung des Montagestücks
am Möbelkorpus 13, Einclipsen des Scharniers 25 und Einhängen des Stellhebels in das
Gleitstück 31. Die Beschlagvorrichtung 11 lässt sich dadurch in einfacher und schneller
Weise im zugeordneten Möbel 10 befestigen.
[0035] Die Kinematik der Beschlagvorrichtung 11 läuft ausgehend von der in Figur 1 gezeigten
Schließstellung der Möbelklappe 12 folgendermaßen ab:
In der in Figur 1 gezeigten Schließstellung befindet sich das Schubstangen-Gelenk
38 oberhalb des Hebelgelenks 40, wodurch die über die Feder 30, den Kraftumlenkhebel
34 und die Schubstange 36 eingeleitete Kraft in Uhrzeiger-Richtung somit in Schließrichtung
wirkt. Die Möbelklappe 12 wird also an den Möbelkorpus 13 gedrückt. Beim Öffnen der
Möbelklappe 12 muss daher die Kraft in Schließrichtung überwunden werden, wobei das
Schubstangen-Gelenk 38 beim Öffnen auf die andere Seite der durch das am Kraftumlenkhebel
34 ausgebildete Schubstangen-Gelenk 37 und das Hebelgelenk 40 ausgebildeten Verbindungsachse
wandert. Sind die beiden Schubstangen-Gelenke 37, 38 und das Hebelgelenk 40 fluchtend
zueinander ausgerichtet ist der Totpunkt erreicht, bei dessen Überschreitung eine
Kraftumkehr stattfindet, d.h. beim Öffnen wirkt dann nach Überschreitung des Totpunktes
in Öffnungsrichtung eine Kraft in Öffnungsrichtung, da das Schubstangen-Gelenk 38
nunmehr unterhalb des Hebelgelenks 40 angeordnet ist. Eine solche Situation ist beispielsweise
in Figur 2 dargestellt. Beim Öffnen der Möbelklappe 12 bewegen sich Stellhebel und
Gleitstück relativ zueinander, wobei sich der Abstand zwischen dem Hebelgelenk 40
des Stellhebels und der Kontaktstelle zwischen Gleitstück 41 und Stellhebel vergrößert.
Zudem klappen die beiden Scharnierhebel 49, 50 aus dem Scharniertopf aus. Figur 3
zeigt schließlich die Offenstellung der Möbelklappe 12, in der ebenfalls noch eine
Kraft in Gegen-Uhrzeigerrichtung wirkt. Der Abstand zwischen dem Hebelgelenk und der
Kontaktstelle zwischen dem Gleitstück 41 und dem Stellhebel 39 hat seinen größten
Abstand, d.h. das Gleitstück 41 ist bis fast ans Ende des Stellhebels gewandert.
[0036] Die Figuren 5 bis 8 zeigen ein zweites Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen
Beschlagvorrichtung 11. Der wesentliche Aspekt der Baugruppe von Beschlag 18 und Scharnier
25 ist auch hier verwirklicht. Im Folgenden soll lediglich auf die konstruktiven und
funktionellen Unterschiede gegenüber dem zuvor beschriebenen Ausführungsbeispiel eingegangen
werden. Im Gegensatz zum zuvor beschriebenen Ausführungsbeispiel ist die Selbstanzugeinrichtung
28 hier klappenseitig angeordnet. Hierzu besitzt der Scharniertopf des Scharniers
25 eine nasenartige Verlängerung 51.
[0037] Auf der nasenartigen Verlängerung sitzt ein Schienenelement 52 mit U-förmigem Basisabschnitt
53. Der U-förmige Basisabschnitt 53 besitzt zwei Schenkel, zwischen denen ein Schiebestück
54 linear beweglich geführt ist. Von den Schenkeln 55a, 55b des Basisabschnitts 53
ragt jeweils eine Befestigungslasche 56a, 56b ab, an denen die Feder-Lagerstelle 31
für die Feder 30 sitzt. Die andere Feder-Lagerstelle 32 sitzt an einem Lagerbügel
57, der wiederum am Schiebestück 54 befestigt ist. Das Schiebestück mit Lagerbügel
57 ersetzt den im ersten Ausführungsbeispiel beschriebenen schwenkbar gelagerten Kraftumlenkhebel
34. Am Schiebestück 54 ist wiederum ein Schubstangen-Gelenk 37 angeordnet, über das
eine Schubstange 36 schwenkbar angelenkt ist. Die Schubstange 36 ist am anderen Ende
über ein weiteres Schubstangen-Gelenk 38 mit dem Stellhebel schwenkbar verbunden.
Der Stellhebel ist wiederum über ein Hebelgelenk 40 schwenkbar gelagert. Im Unterschied
zu dem zuvor beschriebenen ersten Ausführungsbeispiel sitzt das Hebelgelenk 40 klappenseitig
und zwar an den Schenkeln 55a, 55b des Basisabschnitts 53 des Schienenelements 52.
Folglich ist das Gleitstück 41 korpusseitig angeordnet und zwar sitzt es am Montageabschnitt
21 des Montagestücks. Die Selbstanzugeinrichtung 28, die jetzt auf Seiten der Möbelklappe
12 angeordnet ist, wirkt in derselben Weise, d.h. es wird eine Kraft in Schließrichtung
ausgeübt und nach Überschreitung eines Totpunkts eine Kraft in Öffnungsrichtung.
[0038] Die Figuren 9 bis 12 zeigen ein drittes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen
Beschlagvorrichtung, das näher an dem ersten Ausführungsbeispiel orientiert ist, da
hier der Stellhebel korpusseitig schwenkbar gelagert ist, nämlich über ein am Montageabschnitt
21 des Montagestück ausgebildetes Hebelgelenk 40. Der Unterschied zum ersten Ausführungsbeispiel
ergibt sich in der Ausgestaltung des Montageabschnitts des Montagestücks und der Ausbildung
der Selbstanzugeinrichtung 28, die jedoch wiederum korpusseitig angeordnet ist. Der
Montageabschnitt 21 ist U-förmig ausgestaltet und besitzt zwei Schenkel 58a, 58b zwischen
denen ein Schiebestück 59 linear beweglich geführt ist. Das Schiebestück 59 ersetzt
wiederum den Kraftumlenkhebel des ersten Ausführungsbeispiels. Am Schiebestück 59
sitzt eine Feder-Lagerstelle für die Feder 30, die andererseits über Lagermittel 60
unbeweglich an den beiden Schenkeln 58a, 58b gelagert ist. Das Schiebestück 59 ist
wiederum über ein Schubstangen-Gelenk 37 gelenkig mit einer Schubstange verbunden,
die anderenends über ein weiteres Schubstangen-Gelenk 38 gelenkig mit dem Stellhebel
39 verbunden ist. Die Schubstange 36 kann gekrümmt ausgebildet sein. An der Unterseite
des Montageabschnitts, also der beiden Schenkel 58a, 58b sitzt ein Zusatzdämpfer 61,
der zusätzlich zu einem ohnehin im Scharnier 25 angeordneten Dämpfer (nicht dargestellt)
eingesetzt werden kann. Der Zusatzdämpfer 61 besitzt ein Dämpfergehäuse 62, in dem
ein Dämpferkolben 63 beweglich geführt ist. Der Dämpferkolben 63 wird durch Dämpfungsmittel,
beispielsweise Öl oder Luft, in eine ausgefahrene Position bewegt, die in den Figuren
9 und 10 dargestellt ist. Beim Schließen der Möbelklappe 12 trifft der Stellhebel
39 mit seiner Seitenkante auf den Zusatzdämpfer, der in das Dämpfergehäuse 62 über
die Dämpfungsmittel gebremst eingeschoben wird, wodurch sich eine Dämpfungswirkung
entfaltet, die das Einfahren der Möbelklappe 12 in die Schließstellung dämpft.
1. Beschlagvorrichtung für ein bewegliches Möbelteil, insbesondere zum Antrieb einer
Klappe (12), einer Tür oder dergleichen, mit einem Beschlag (18), mit wenigstens zwei
zueinander verschwenkbaren Beschlagteilen (19, 20) und einem Scharnier (25), mit wenigstens
zwei zueinander verschwenkbaren Scharnierteilen (26, 27), dadurch gekennzeichnet, dass Beschlag (18) und Scharnier (25) zu einer Baugruppe zusammengefasst oder zusammenfassbar
sind.
2. Beschlagvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Beschlag (18) und Scharnier (25) jeweils wenigstens eine Befestigungsschnittstelle
(24a, 24b) aufweisen, die derart aufeinander abgestimmt sind, dass Beschlag (18) und
Scharnier (25) aneinander befestigt oder befestigbar sind.
3. Beschlagvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass Beschlag (18) und Scharnier (25) lösbar aneinander befestigt oder befestigbar sind
und/oder dass Beschlag (18) und Scharnier (25) werkzeuglos aneinander befestigbar
sind.
4. Beschlagvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Beschlag (18) und Scharnier (25) über eine Rast- oder Clipsverbindung aneinander
befestigbar oder befestigt sind.
5. Beschlagvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eines der Beschlagteile (19) als Stellhebel ausgebildet ist, der über
ein Hebelgelenk (40) mit einem weiteren der Beschlagteile (20) schwenkbar verbunden
ist.
6. Beschlagvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass dem Stellhebel Führungsmittel zugeordnet sind, über die ein hebelgelenkferner Endabschnitt
des Stellhebels (39) linear beweglich geführt ist.
7. Beschlagvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Führungsmittel ein Gleitstück (41) aufweisen, das eine Führungslasche (42) besitzt
in dem der Endabschnitt des Stellhebels linear beweglich führbar aufgenommen ist.
8. Beschlagvorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Stellhebel als Einzelhebel ausgebildet ist.
9. Beschlagvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eines der Beschlagteile (20) als insbesondere plattenartiges Montagestück ausgebildet
ist, an dem die beschlagseitige Befestigungsschnittstelle (24a) für das Scharnier
(25) angeordnet ist.
10. Beschlagvorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Montagestück einen Montageabschnitt (21) mit Montagemitteln, insbesondere Montageöffnungen
(22), zur Montage an einem Möbel (10), und einen die beschlagseitige Befestigungsschnittstelle
(24a) aufweisenden Schnittstellenabschnitt (23) aufweist, der winkelig vom Montageabschnitt
(21) absteht und frei von Montagemitteln ist.
11. Beschlagvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein Dämpfer, vorzugsweise Fluiddämpfer, insbesondere Öldämpfer, zur Dämpfung
der Bewegung des beweglichen Möbelteils beim Einfahren in eine Schließstellung und/oder
beim Ausfahren in eine Offenstellung vorgesehen ist.
12. Beschlagvorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Dämpfer im Scharnier (25) angeordnet ist und/oder dass das Scharnier (25) als
Topfscharnier ausgebildet ist.
13. Beschlagvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Selbstanzugeinrichtung (28) mit wenigstens einem Kraftantrieb (29) zur Einleitung
einer Kraft in Schließrichtung und nach Überschreitung eines Totpunkts zur Einleitung
einer Kraft in Öffnungsrichtung des beweglichen Möbelteils.
14. Beschlag für ein bewegliches Möbelteil, insbesondere zum Antrieb einer Klappe (12),
einer Tür oder dergleichen, mit wenigstens zwei zueinander verschwenkbaren Beschlagteilen
(19, 20), dadurch gekennzeichnet, dass der Beschlag (18) eine Befestigungsschnittstelle (24a) zum Anbringen eines Scharniers
(25) aufweist.
15. Scharnier für ein bewegliches Möbelteil, insbesondere Klappe (12), Tür oder dergleichen,
mit wenigstens zwei zueinander verschwenkbaren Scharnierteilen (26, 27), dadurch gekennzeichnet, dass das Scharnier (25) eine Befestigungsschnittstelle (24b) zum Anbringen eines Beschlags
(18) aufweist.