[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein Lichtsignalanlagen-Steuerungssystem
zur Steuerung von Lichtsignalanlagen für den Straßenverkehr an einem oder mehreren
signalisierten Knoten in einem Regelbereich. Insbesondere betrifft sie ein Verfahren,
bei dem alle Verkehrsteilnehmer, wie der Individualverkehr, der öffentliche und private
Nahverkehr, sowie Fußgänger und Radfahrer in Abhängigkeit der Verkehrssituation berücksichtigt
werden können, und erlaubt eine Optimierung des Verkehrsflusses an signalisierten
Knoten in einem Regelbereich hinsichtlich der Auswahl der relevanten Stellgrößen,
wie zum Beispiel der Phasenfolge, der Umlaufzeitwahl, der Grünzeitverteilung und der
Versatzzeitberechnung. Das Verfahren kann aber auch für die planerische Optimierung
solcher Verfahren auf Basis von vorab ermittelten Verkehrsdaten eingesetzt werden.
[0002] Verkehrssteuerungssysteme der komplexeren Art werden heute auf vielbefahrenen Straßen,
speziell auf Autobahnen und in stark frequentierten innerörtlichen Strecken wie beispielsweise
Ring- und Einfallstraßen von Großstädten, verwendet. Sie weisen üblicherweise eine
Vielzahl von Verkehrssteuerungs-Aktuatoren auf. Hierunter werden alle Verkehrsregelungsinstrumente
verstanden, die durch Signalgebung an Verkehrsteilnehmer Verkehrsregeln und Verkehrshinweise
weitergeben. Insbesondere fallen darunter also Lichtsignalanlagen, Verkehrszeichen,
die variabel oder statisch solche Regeln und Hinweise anzeigen, jedoch auch Instrumente
wie der Verkehrsfunk oder die Verkehrsregelung über Ferneinfluss auf Navigationssysteme.
[0003] Zwischen der innerörtlichen Anwendung und der außerörtlichen Anwendung ergeben sich
hierbei deutliche Unterschiede. Städtische Verkehrssteuerungssysteme stellen vor allem
darauf ab, über eine Steuerung von Lichtsignalanlagen durch ein urbanes Verkehrsmanagement-System
innerstädtische Verkehrsflüsse effektiv zu steuern bzw. zu leiten. Dagegen weisen
außer-örtliche, speziell Autobahnverkehrssteuerungssysteme, üblicherweise eine deutlich
größere Anzahl unterschiedlicher Aktuatoren zur Steuerung von Verkehrsflüssen auf.
Hierunter zählen unter anderem variable Verkehrsregelungsanzeigen, die Geschwindigkeitsbegrenzungen,
Überholverbote, Geschwindigkeitsgebote, Sicherheitswarnungen, Wetterinformationen
und andere strecken- bzw. umweltrelevante Anzeigen darstellen können.
[0004] Inner- wie außerstädtische Verkehrsleitsysteme weisen außerdem oft Richtungspfeile
auf, die bestimmte Fahrstreifen für einen Verkehr sperren bzw. freigeben können oder
einen notwendigen Fahrspurwechsel anzeigen. Zusätzlich hierzu können Umleitungen ausgeschildert
und Staugefahren angezeigt werden, weshalb sie neben fest installierten Anzeigetafeln
auch mobile Anzeigen umfassen können.
[0005] Verfahren für die Steuerung von Lichtsignalanlagen für den Straßenverkehr in Abhängigkeit
vom Verkehrsaufkommen sind bekannt und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Dabei wird
häufig die Grünzeit bemessen, d.h. eine bedarfsgerechte Anpassung der Freigabezeit
(= Grünzeit) ermittelt. Dabei wird zur verkehrsabhängigen Freigabezeitanpassung bisher
vorwiegend mit Zeitlücken zwischen den Fahrzeugen und Belegungsgraden in den Zufahrten
zu den Knotenpunkten gearbeitet, wobei häufig feste Schwellenwerte definiert werden.
Das Über- bzw. Unterschreiten dieser Schwellenwerte, oder auch Kombinationen dieser
Eingangsgrößen, führen zum Abschalten oder Verlängern des laufenden Verkehrsstroms.
Bei der Freigabezeitanpassung mittels Zeitlückenmessung werden über einen Detektor
in der Knotenpunktzufahrt die zeitlichen Abstände aufeinanderfolgender Fahrzeuge eines
Fahrzeugstroms als Zeitlücke gemessen. Die Freigabezeit wird nach Ablauf der gewählten
minimalen Freigabezeit oder nach Erreichen eines frühesten Zeitpunktes im Umlauf dem
aktuellen Bedarf der zufließenden Fahrzeuge angepasst. Die Freigabezeit kann so lange
verlängert werden, bis die gemessene Zeitlücke mindestens so groß ist wie ein vorgegebener
Zeitlückenschwellenwert oder bis die längste festgelegte Freigabezeit oder der späteste
Verlängerungszeitpunkt im Signalumlauf erreicht wird.
[0006] Bei der Freigabezeitanpassung mittels Belegungsgradmessung werden ebenfalls Schwellenwerte
für den Abbruch der Freigabezeit definiert. Die Auswertung der Messwerte erfolgt getrennt
für jeden Fahrstreifen. Der Originalbelegungsgrad wird mit Hilfe eines Ausgleichsverfahrens
geglättet. Gegebenenfalls wird je ein Ausgleichsfaktor für ansteigende und abfallende
Tendenzen der Originalwerte verwendet.
[0007] Bei der so genannten "Volume-Density-Method" wird die Anzahl der vor Rot stehenden
Fahrzeuge mit den Zeitlücken im laufenden Verkehr verglichen. Dabei wird eine Grenzwertkurve
definiert, die einer festen Anzahl wartender Fahrzeuge einen Festzeitlückenwert zuweist,
bis zu dem die laufende Freigabezeit noch verlängert wird. In einer erweiterten Methode
kann die Grünzeitbemessung nach Dringlichkeit erfolgen. Die Anzahl der vor Rot stehenden
Fahrzeuge wird hier mit den Zeitlücken und zusätzlich mit der Belegung im laufenden
Verkehr verglichen. Auch hier werden Schwellenwerte verwendet.
[0009] US 2009 / 0322561 A1 beschreibt ein Verfahren zur Steuerung von Signalzeichenanlagen auf Basis von Daten
aus der momentanen Verkehrssituation und deren zeitlicher Entwicklung. Hierbei umfasst
die Methode die Berechnung der zur Auflösung eines Rückstaus erforderlichen Grünzeit.
[0010] WO 2010 / 040649 A2 beschreibt eine verkehrsadaptive Netzsteuerung und ein Verfahren zur Optimierung
der Steuerungsparameter basierend auf einem genetischen Algorithmus.
[0012] DE 10 2005 023 742 B4 beschreibt ein Verfahren zur Steuerung eines Verkehrsnetzes unter Anwendung einer
Auswahl von Signalgruppen, einer Variation von Grünzeiten, einer Variation von Umschaltpunkten
und einer Auswahl von Steuerungsstrategien.
[0013] Ein einfaches Beispiel eines modellbasierten Verfahrens ist ein Grünzeitbemessungsverfahren,
bei dem der Auslastungsgrad einer laufenden Signalgruppe mit dem Auslastungsgrad einer
feindlichen, auf Rot stehenden Signalgruppe verglichen wird.
[0014] Jedoch haben alle diese Verfahren ihre Grenzen, insbesondere hinsichtlich der algorithmischen
Ansätze auf Grund fehlender oder zu einfacher Steuerungsmodelle. Weitere Grenzen ergeben
sich aus einer starken Einschränkung von verkehrlich relevanten Steuerungsszenarien,
z.B. dass eine Signalgruppe wenn sie in mehreren Phasen hintereinander auftritt nur
in der letzten Phase verlängert werden kann, nicht aber in der ersten Phase, worunter
ggf. andere Signalgruppen die als zweit wichtigste zusätzliches Grün benötigen würden
dieses nicht bekommen.
[0015] Neuere Ansätze optimieren die Grünzeitverteilung, Umlaufzeitwahl und Versatzzeitoptimierung
sowie ggf. die Auswahl der Phasenfolge in einem geschlossenen Steuerungsmodell gleichzeitig
beziehungsweise parallel. Nachteilig hiervon ist, dass das Optimierungsproblem NP
vollständig ist, d.h. mit bekannten nicht heuristischen Optimierungsverfahren das
Systemoptimum nicht in endlicher Zeit gefunden werden kann. Daher muss auf heuristische
Optimierungsverfahren zurückgegriffen werden, wie zum Beispiel "Simulated Anealing"
oder Tabusuche oder genetische Algorithmen wie von Braun in "Ein echtzeitfähiger Evolutionärer
Algorithmus zur netzweiten Optimierung der Lichtsignalsteuerung" beschrieben.
[0016] Jedoch haben auch diese Verfahren ihre Grenzen, insbesondere hinsichtlich der benötigten
Rechenzeit sowie der Anzahl der zu berücksichtigten Stellgrößen, und ebenso algorithmische
Grenzen auf Grund der Komplexität der Verfahren und dem Umstand, dass das Finden des
Systemoptimums nicht garantiert werden kann. So werden in den vorstehend aufgeführten
Verfahren die jeweiligen Stellgrößen, wie die Phasenfolge, die Umlaufzeitwahl, die
Grünzeitverteilung und die Versatzzeitberechung, gemeinsam oder getrennt voneinander
optimiert.
[0017] Im Gegensatz zur parallelen beziehungsweise gleichzeitigen Optimierung in einem Optimierungsverfahren
besteht der Vorteil einer getrennten Optimierung in eigenständigen zeitlich in der
Regel hintereinander ausgeführten Optimierungsverfahren darin, dass die Optimierungskomplexität
der einzelnen Optimierungen so reduziert wird, dass sie nicht mehr NP-vollständig
sind und dass das Systemoptimum der jeweiligen Einzelaufgabe nicht in endlicher Zeit
gefunden werden kann.
[0018] Ein Beispiel für ein solches, aus Einzeloptimierungen bestehendes Verfahren, das
zur Grünzeitoptimierung ein Gradientenabstiegsverfahren verwendet, ist das von Siemens
entwickelte Verfahren, das auch unter dem Namen "Motion 4.x" bekannt ist. Da jedoch
in der Grünzeitverteilung mehrere Stellgrößen, nämlich die Grünzeitanteile der Phasen,
optimiert werden ergibt sich immer noch ein mehrdimensionaler Lösungsraum. Die Lösung
muss daher in mehreren Verfahrensschritten mittels Iterationen optimiert werden. Dies
führt generell zu einer langen Rechenzeit. Zudem ist das Verfahren wenig transparent
(so genannter Blackboxcharakter) und Randbedingungen können in Form zusätzlicher Zielfunktionsterme
nur bedingt berücksichtigt werden.
[0019] Neben diesem Verfahren sind modellbasierte Verfahren zur Grünzeitoptimierung bekannt,
die die Grünzeitverteilung in Zeiteinheiten durchführen, z.B. sekundenweise. Dadurch
reduziert sich die Komplexität der Optimierung auf nur eine Dimension, nämlich die
der zu verteilenden Grünzeit. Diese lassen sich wiederum in Verfahren einteilen, die
zur Findung einer Lösung mehrere Iterationen benötigen, um sich der optimalen Lösung
unter Berücksichtigung von Randbedingungen anzunähern, und in Verfahren, die die optimale
Grünzeitverteilung in einer Iteration erreichen. Eine Iteration bedeutet dabei, dass
jede zu verteilende Zeiteinheit einmal verteilt worden ist. Eine Iteration besteht
also aus einer Anzahl von Unteriterationen entsprechend der Anzahl der zu verteilenden
Zeiteinheiten.
[0020] Beispiele für Verfahren mit mehreren Iterationen sind das so genannte Sperrgruppenverfahren,
in dem feindliche Signalgruppen gesucht werden, sowie das Verfahren nach dem Handbuch
für die Bemessung von Straßenverkehrslagen (HBS). Diese Verfahren mit mehreren Iterationen
benötigen jedoch erheblichen und vorab nicht bestimmbaren Rechenzeitbedarf, sind ebenfalls
wenig transparent (Blackboxcharakter), Randbedingungen können meist nur implizit berücksichtigt
werden, und die Verfahren unterliegen oft auch algorithmischen Einschränkungen, z.B.
bezüglich der unterstützten Signalkonfigurationen.
[0021] Verfahren zur Grünzeitverteilung mit nur einer Iteration zur Grünzeitverteilung sind
zum Beispiel die Verfahren "Motion 2.x" und "Motion 3.x". Diese benötigen auf Grund
der einfachen Berechnungsweise eine niedrigere Rechenzeit und Randbedingungen können
einfacher eingehalten werden, besitzen aber auch Nachteile. Insbesondere können sie
nicht alle Signalkonstellationen, wie z.B. Signalüberlappungen einschließlich einer
inneren Mehrphasigkeit, optimal berücksichtigen, und die Einhaltung der Regeln ist
nicht transparent, d.h. auch dieses Verfahren hat einen Blackboxcharakter. Eine innere
Mehrphasigkeit ist gegeben, wenn zwei Signalgruppen gemeinsam freigegeben werden und
zudem die eine der beiden Signalgruppen im Vorlauf und die andere der beiden Signalgruppen
im Nachlauf freigegeben wird.
[0022] Neben den vorstehend beschriebenen Verfahren zur Grünzeitverteilung in solchen Verkehrssteuerungssystemen
beeinflusst die Umlaufzeitwahl in den signalisierten Knoten und dem gesamten Regelbereich
die Leistungsfähigkeit der signalisierten Knoten. So ist grundsätzlich eine Änderung
der Umlaufzeit mit Umschaltverlusten verbunden, wenn die Verkehrssteuerungssysteme
eine gemischt zentrale und dezentrale Architektur haben. Dies liegt daran, dass in
den Steuergeräten dieser Systeme zwischen unterschiedlichen Signalplänen umgeschaltet
werden muss. Die Umschaltverluste ergeben sich dadurch, dass die signalisierten Knoten
synchronisiert werden müssen. Auf Grund der Synchronisation ändern sie jedoch ihre
Wellenlage. Dies führt in der Regel zu zusätzlichen Halten von Verkehrsteilnehmern
während der Umschaltung.
[0023] So sind zur Ermittlung der Umlaufzeit verschiedene Verfahren bekannt, die hier zum
Verständnis kurz erläutert werden sollen.
[0024] In einem beispielhaften Verfahren kann die Umlaufzeit mittels einer Bewertung von
Wartezeiten und Halten im koordinierten Gesamtsystem entsprechend einer ganzheitlichen
Optimierung ermittelt werden. Der Nachteil hiervon ist, dass die Wahl der Umlaufzeit
wenig nachvollziehbar und auf Grund der Abhängigkeit von der Koordinierung Schwankungen
unterworfen ist.
[0025] In einem weiteren Verfahren beruht die Umlaufzeitwahl auf der kritischen Signalgruppe,
also der Signalgruppe in einem Regelbereich, die den höchsten Ausnutzungsgrad besitzt.
Die Umlaufzeitwahl ist dadurch interpretierbar, aber immer noch starken Schwankungen
unterworfen. Dies liegt zum einen daran, dass die Verkehrsnachfrage an den Signalgruppen
starke Schwankungen besitzen kann, und zum anderen daran, dass sich die am stärksten
ausgelastete Signalgruppe in dem Regelbereich schnell ändern kann. Dieses Verfahren
wird zum Beispiel in "Motion 4.x" verwendet.
[0026] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine verbesserte Alternative
zu den bisherigen Verkehrssteuerungsverfahren sowie ein Lichtsignalanlagen-Steuerungssystem
hierfür zu schaffen.
[0027] Diese Aufgabe wird zum einen durch ein Steuerungsverfahren nach Anspruch 1 und zum
anderen durch ein Lichtsignalanlagen-Steuerungssystem nach Anspruch 14 gelöst.
[0028] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Steuerung von Lichtsignalanlagen für den
Straßenverkehr an einem oder mehreren signalisierten Knoten in einem Regelbereich
erfolgt die Verteilung von Grünzeiten auf die jeweiligen Signalgruppen der einzelnen
signalisierten Knoten mittels eines Kandidatenauswahlverfahrens gemäß einer Anzahl
von vorgegebenen Entscheidungskriterien, vorzugsweise mehreren verschiedenen Entscheidungskriterien.
[0029] Das erfindungsgemäße Verfahren kann hierfür auf einer allgemeinen Methode zur Grünzeitverteilung
aufbauen, in der eine gemeinsame Umlaufzeit eines Regelbereiches, die so genannte
Regelbereichs-Umlaufzeit, bei der Grünzeitverteilung eines jeden signalisierten Knotens
als Basis genommen wird. Der grundsätzliche Ablauf dieser allgemeinen Methode besteht
aus den folgenden drei Schritten:
- 1. Berechnung der minimalen Umlaufzeit je Knoten bezüglich Randbedingungen und Auslastung
für alle Knoten des Regelbereichs;
- 2.Auswahl der gemeinsamen Umlaufzeit des Regelbereichs;
- 3. Grünzeitverteilung für alle signalisierten Knoten für die gewählte Umlaufzeit des
Regelbereichs gemäß dem vorstehend erläuterten Verfahren mit einer Iteration.
[0030] Ein Vorteil dieser allgemeinen Methode ist, dass die Umlaufzeit von den Auslastungsgraden
aller Signalgruppen eines signalisierten Knotens abhängt. Damit erfolgt eine räumliche
Mittelung.
[0031] Ein Knoten ist erfindungsgemäß als ein Bereich im Straßenverkehr definiert, an dem
sich feindliche Verkehrsströme treffen, insbesondere kreuzen oder einmünden. Beispiele
solcher Knoten sind Kreuzungen, Fußgängerüberwege, Einmündungen etc. Man spricht von
einem signalisierten Knoten, wenn ein oder mehrere Verkehrsströme an diesem Knoten
durch eine Signalanlage, insbesondere eine Lichtsignalanlage, gesteuert werden. Hierbei
ist der Begriff Lichtsignal nicht nur auf Lichtzeichen beschränkt, sondern es ist
auch möglich, dass die Lichtzeichen durch weitere Signale wie zum Beispiel akustische
Signale ergänzt werden. Deshalb werden diese nachstehend auch als Signalgeber benannt.
Gerade im Bereich der Fußgängersignale werden häufig akustische und optische Signale
in Kombination eingesetzt, um zum Beispiel sehbehinderten Personen die Benutzung zu
erleichtern bzw. um durch eine doppelte Signalisierung eine erhöhte Aufmerksamkeit
bei den Verkehrsteilnehmern zu erzielen.
[0032] Ein Regelbereich umfasst gewöhnlich mehr als einen signalisierten Knoten und dient
dazu, die Verkehrsströme an zwei oder mehreren im Verkehrsstrom hintereinander liegenden
Knoten zu steuern. Insbesondere dienen die Regelbereiche dazu, den Verkehrsfluss in
diesem zu erhöhen. Häufig wird dann auch von einer "Grüne-Welle-Schaltung" gesprochen,
die grundsätzlich einen optimalen Fall einer Verkehrssteuerung darstellt. Eine einfache
Ausführungsform einer solchen Verkehrssteuerung wählt die vorab festgelegten Signalprogramme
und damit auch die Umlaufzeit in einem Regelbereich tageszeitabhängig, da die Verkehrsströme
für gewöhnlich stark mit der Tageszeit variieren. Zum Beispiel kommt es morgens häufig
zu einem starken Verkehrsaufkommen in Richtung Stadtmitte, während sich die Verkehrsströme
gegen Abend in die entgegengesetzte Richtung, das heißt stadtauswärts, umkehren. Ein
Regelbereich kann dabei eine ganze Stadt, einen Teil einer Stadt oder aber auch nur
Hauptverkehrsadern oder deren Teile umfassen.
[0033] Um eine Verbesserung bzw. Optimierung des Verkehrsflusses in einem Regelbereich zu
erzielen, wird in dem erfindungsgemäßen Verfahren anstelle der tageszeitabhängigen
Auswahl von Signalprogrammen eine verkehrsabhängige Verteilung der Grünzeiten auf
die jeweiligen Fahrstreifengruppen beziehungsweise Signalgruppen der einzelnen signalisierten
Knoten angestrebt. Dabei wird bei der Verteilung der Grünzeiten, die nachstehend detaillierter
erläutert wird, eine Methode eingesetzt, die auf variable Verkehrsströme relativ schnell
reagieren kann. Als eine Signalgruppe wird erfindungsgemäß eine Gruppe von Lichtsignalen,
die jeweils identische Signalisierungen besitzen verstanden. Zum Beispiel werden bei
mehrstreifigen Fahrbahnen neben seitlich angebrachten Signalgebern oft auch Signalgeber
über den Fahrbahnen angebracht, wobei jeweils ein Signalgeber über der Fahrbahn mit
einem seitlichen Signalgeber eine Signalgruppe darstellen. Verallgemeinert spricht
man immer von Signalgruppen, auch wenn es nur einen Signalgeber gibt. Fahrstreifengruppen
sind Gruppen von Fahrstreifen, die eine homogene Signalisierung besitzen, das heißt
jeder Fahrstreifen wird von denselben Signalgruppen gesteuert. Nichtsignalsierte Fahrstreifen
einer Knotenzufahrt werden auch zu Fahrstreifengruppen zusammengefasst, denen kein
Signal zugeordnet ist. Signalgruppen können als Hauptsignalgruppen auch mehreren Fahrstreifengruppen
zugeordnet sein. Neben einer Hauptsignalgruppe kann einer Fahrstreifengruppe auch
ein Zusatzsignal zugeordnet sein, so dass sich die Fahrstreifengruppen dann zwar nicht
durch die Hauptsignalgruppe aber durch die Zusatzsignalgruppe unterscheiden. Beispielhaft
kann eine Knotenzufahrt drei Fahrstreifen besitzen, von denen zwei geradeaus und einer
nach rechts geführt wird. Den beiden Fahrstreifen geradeaus ist ein dreifeldiges Hauptsignal
mit Vollscheiben zu geordnet, dem Rechtsabbiegefahrstreifen dasselbe dreifeldige Hauptsignal
und zusätzlich ein zweifeldiges Zusatzsignal mit Rechtsabbiegepfeilen. Daraus ergeben
sich zwei Fahrstreifengruppen. Die Erste bestehend aus zwei Fahrstreifen gerade aus,
denen nur das Hauptsignal zugeordnet ist. Die Zweite bestehend aus dem Fahrstreifen
nach rechts, dem das Hauptsignal und das Zusatzsignal zugeordnet ist. Die Fahrstreifengruppen
sind in der deutschsprachigen Literatur nicht explizit definiert, wohl aber im "Highway
Capacity Manual", das unter anderem die Lichtsignalplanung und Versorgung in den USA
definiert.
[0034] Die Grünzeitverteilung erfolgt durch ein spezielles Kandidatenauswahlverfahren, in
dem ein Kandidat, zum Beispiel eine spezielle Phase eines signalisierten Knotens oder
eine spezielle Signalgruppe, für das jeweilige zu vergebende Grünzeitintervall anhand
von vorgegebenen Entscheidungskriterien auf einfache und insbesondere nachvollziehbare
Weise gezielt ausgewählt wird. Eine Phase im Sinne der Erfindung ist ein bestimmter
Signalisierungszustand eines bestimmten Knotens, welcher durch freigegebene Signalgruppen
definiert ist. Erfindungsgemäß erfolgt die Auswahl für jedes Entscheidungskriterium
mit Hilfe eines Ausschlussverfahrens, bei dem immer mehr Kandidaten auf Grund ihres
vorab ermittelten Entscheidungswertes durch ein vorgegebenes Raster herausfallen.
Sollte beim Durchlaufen des Verfahrens für ein Entscheidungskriterium keine eindeutige
Auswahl möglich sein, wird das Verfahren für ein weiteres Entscheidungskriterium anhand
der verbliebenen Kandidaten fortgesetzt, bis lediglich nur noch ein Kandidat für das
zu verteilende Grünzeitintervall übrigbleibt. Diesem wird dann die Grünzeit zugeordnet
und das Verfahren beginnt von vorne für das nächste zu verteilende Grünzeitintervall.
[0035] Durch die Auswahl eines einzigen Kandidaten in dem erfindungsgemäß verwendeten Kandidatenauswahlverfahren
mittels der vorstehend erläuterten, gezielten Auswahl anhand von einem oder mehreren
Entscheidungskriterien kann unter anderem eine Verbesserung des zu steuernden Verkehrsflusses,
d.h. eine Verbesserung der verkehrlichen Qualität an den Knoten, erzielt werden. Außerdem
hat dieses Kandidatenauswahlverfahren eine hohe Transparenz und Nachvollziehbarkeit
gegenüber den bisherigen Verfahren. Insbesondere die gezielte Auswahl eines einzigen
verbleibenden Kandidaten anhand von einem oder mehreren Entscheidungskriterien erhöht
die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Steuerung im Vergleich zu den bisher eingesetzten
Verfahren, die meist auf Basis von komplexen Entscheidungsbäumen die Grünzeitverteilung
regelten. Häufig war jedoch auf Grund einer fehlenden Systematik bisher keine eindeutige
Auswahl eines einzigen Kandidaten möglich.
[0036] Ein erfindungsgemäßes Lichtsignalanlagen-Steuerungssystem für die Verkehrssteuerung
an einem oder mehreren signalisierten Knoten in einem Regelbereich weist dementsprechend
zumindest folgende Komponenten auf:
- eine Datenübermittlungsschnittstelle zur Übernahme von Verkehrsdaten aus einer Verkehrsüberwachungseinrichtung,
- eine Verkehrsdaten-Verarbeitungseinheit zur Ermittlung von Lichtsignalanlagen-Steuerungsdaten,
- eine Datenübergabeschnittstelle für die Lichtsignalanlagen-Steuerungsdaten an eine
Lichtsignalanlagen-Steuerungseinheit. Die Verkehrsdaten-Verarbeitungseinheit ist dabei
so ausgebildet, dass eine Verteilung von Grünzeiten auf Signalgruppen von einzelnen
signalisierten Knoten unter Verwendung eines Kandidatenauswahlverfahrens gemäß vorgegebenen
Entscheidungskriterien erfolgt.
[0037] In einem derartigen Lichtsignalanlagen-Steuerungssystem können die Datenübermittlungsschnittstelle,
die Verkehrsdaten-Verarbeitungseinheit und die Datenübergabeschnittstelle sowohl als
allein stehende Einzelkomponenten hardware- und/oder softwaretechnisch ausgeführt
als auch gemeinsam innerhalb eines elektrotechnischen Prozessorbausteins integriert
sein. Sie können ganz oder teilweise auf einem Rechner eines Verkehrssteuerungssystems
realisiert sein. Außerdem können die Datenübernahme- bzw. die Datenübergabeschnittstelle
sowohl als Hardware in Form von Eingangs- bzw. Ausgangsbuchsen bzw. drahtlosen Schnittstellen
eines Gerätes ausgebildet sein als auch in Form von Software bzw. als Kombination
von Hard- und Software-Komponenten. Schnittstellen können beispielsweise in Form von
reinen Software-Schnittstellen auch direkt Daten von einem Steuerungssystem übernehmen,
wenn beispielsweise die Lichtsignal-Steuerungseinrichtung auf dem gleichen Rechner
wie das Steuerungssystem angeordnet ist. Die Schnittstellen können weiterhin kombiniert
gemeinsam als Input-/Output-Schnittstelle ausgebildet sein.
[0038] Der Aufbau des Lichtsignalanlagen-Steuerungssystems in Form von Software hat den
Vorteil einer schnellen und kostengünstigen Realisierung. Daher wird zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens bevorzugt ein Computerprogrammprodukt verwendet,
welches direkt in einen Prozessor der Rechnereinrichtung ladbar ist und Programmcode-Mittel
aufweist, um alle Schritte des vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahrens
auszuführen.
[0039] Eine solche Softwarekomponente kann nicht nur in einer zentralen Steuerungszentrale
implementiert werden. Sondern sie kann zum Beispiel auch in einem dezentralen Dirigenten,
d.h. einem Steuergerät, das mehrere benachbarte Knoten übergeordnet steuert, z.B.
als Mastersteuergerät, vorhanden sein, insbesondere falls keine Steuerungszentrale
vorhanden ist. Daneben ist auch die lokale Verwendung im Steuergerät möglich, wenn
die Umlaufzeit des Regelbereichen von außen vorgegeben wird, oder wenn das Steuergerät
in beliebigen Umlaufzeiten laufen darf.
[0040] Weitere besonders vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen des erfindungsgemäßen
Verfahrens ergeben sich auch aus den abhängigen Ansprüchen sowie der nachfolgenden
Beschreibung. Dabei können das erfindungsgemäße Lichtsignalanlagen-Steuerungssystem
oder das Computerprogrammprodukt auch entsprechend den abhängigen Ansprüchen zum Verfahren
ausgebildet sein.
[0041] Das gesamte zu verteilende Grünzeitintervall kann grundsätzlich komplett an eine
Signalgruppe vergeben werden. In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens erfolgt aber die Verteilung der Grünzeiten in vorgegebenen Zeitabschnitten,
insbesondere bevorzugt sekundenweise, so dass zweckmäßige Grünzeit- bzw. Freigabeintervalle
erhalten werden. Eine sekundenweise Grünzeitverteilung ist hinsichtlich des Rechenbedarfs
und der Integration in bestehende Systeme vorteilhaft.
[0042] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht den Einsatz von mehreren Entscheidungskriterien,
die bei der Kandidatenauswahl berücksichtigt werden können. Dabei ist es vorteilhaft,
den einzelnen Entscheidungskriterien Prioritäten zuzuordnen, um dann in dem Verfahren
zur Verteilung der Grünzeiten die Entscheidungskriterien gemäß den ihnen zugeordneten
Prioritäten systematisch abzuarbeiten. Durch den Einsatz von mehreren Entscheidungskriterien
und durch ein entsprechendes Priorisieren hat das erfindungsgemäße Verfahren gegenüber
den bisherigen Verfahren unter anderem den Vorteil, dass relativ schnell und einfach
entschieden werden kann, welcher Kandidat die zu verteilende Grünzeit erhält.
[0043] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens können die
Grünzeiten phasenorientiert oder sperrgruppenorientiert verteilt werden. "Phasenorientiert"
heißt zum Beispiel, dass ermittelt wird, welche Phase beziehungsweise die ihr zugeordneten
Signalgruppen wie lange freigegeben werden, d.h. "Grün" erhält. "Sperrgruppenorientiert"
heißt, dass in einem ersten Schritt berechnet wird, welche Sperrgruppe am meisten
Zeit benötigt und in einem zweiten Schritt berechnet wird, welche in der Sperrgruppe
enthaltene Signalgruppe am meisten Zeit benötigt. Eine Sperrgruppe besteht aus zeitlich
nacheinander freigegebenen Signalgruppen, die zueinander feindlich sind.
[0044] In dem Verfahren werden hierfür für jedes Entscheidungskriterium zu jeder Phase bzw.
Sperrgruppe ein oder mehrere Entscheidungstupel, bevorzugt 2-Tupel, bestimmt. Ein
Entscheidungstupel besteht aus einem Bezugsobjekt des Entscheidungskriteriums, beispielsweise
einer bestimmten Signalgruppe, und einem dazugehörigen Entscheidungswert, der zum
Beispiel durch vorgegebene Rechenoperationen für jedes Bezugsobjekt ermittelt werden
kann. Mit Hilfe der Entscheidungstupel kann das Verfahren die Verteilung der Grünzeiten
auf die einzelnen Phasen bzw. Sperrgruppen durch eine Auswahl der günstigsten Phase
bzw. Sperrgruppe vornehmen, indem das vorstehend erläuterte Kandidatenauswahlverfahren
so lange durchlaufen wird, bis in einem Entscheidungskriterium nur noch ein Kandidat
übriggeblieben ist.
[0045] Bei der vorstehenden Verfahrensführung können zum Beispiel für jedes Entscheidungskriterium
die Entscheidungstupel für jede Phase bzw. Sperrgruppe in eine Entscheidungsmatrix
eingegeben werden. Diese Entscheidungsmatrix kann dann Zeilen- bzw. Spaltenweise abgearbeitet
werden, bis die Phase oder Sperrgruppe gefunden ist, die das jeweilige Grünzeitintervall
bekommt. Dadurch wird insbesondere der Blackboxcharakter der bisherigen Verfahren
aufgelöst, der häufig bei Kunden ein Haupthindernisgrund ist, adaptive Verkehrssteuerungsverfahren
einzusetzen. Von Vorteil ist es auch, dass die Entscheidungsmatrizen der einzelnen
Entscheidungsschritte zum Zwecke der Transparenz mitgeloggt und relativ einfach ausgewertet
und interpretiert werden können. So können die Anwender die mitgeschriebenen bzw.
mitgeloggten Matrizen später Zeile für Zeile auswerten.
[0046] Ein weiterer Vorteil dieser Methode liegt darin, dass die Rechenzeit im Vergleich
zu den bisherigen Verfahren, zum Beispiel gegenüber den Gradientenabstiegsverfahren,
deutlich kürzer ist.
[0047] Als denkbare Alternative zur Entscheidungsmatrix könnte auch ein Entscheidungsbaum
verwendet werden, in dem die Entscheidungstupel als Verzweigungen in dem Entscheidungsbaum
dargestellt werden. Dieser wird dann schrittweise nach den gleichen Prinzipien wie
die Matrix abgearbeitet. So wird zum Beispiel in jedem Entscheidungsknoten des Entscheidungsbaumes
über die noch verbleibenden Kandidaten entschieden. Eine einfache mit einer Entscheidungsmatrix
vergleichbare Ausführungsform hätte eine einfache Kette von Entscheidungsknoten, an
denen jeweils die noch verbleibenden Kandidaten bestimmt werden. Jeder Entscheidungsknoten
entspricht einer Zeile der Entscheidungsmatrix. Als Ergebnis wäre auch hier wieder
ein Auswahlverfahren möglich in dem nach mehreren Verzweigungsschritten nur noch ein
Kandidat übrigbleiben würde, dem dann das jeweilige Grünzeitintervall zugeteilt werden
würde.
[0048] In den vorstehenden Verfahren werden bevorzugt als vorgegebene Entscheidungskriterien
die minimale Phasendauer, minimale Signalgruppendauer, maximale Phasendauer, maximale
Signalgruppendauer, Leistungsfähigkeit der Fahrstreifengruppen bzw. Verteilung von
freiem Grün, Zahl der freigegebenen Signalgruppen oder die augenblickliche Phasendauer
verwendet. Die Entscheidungskriterien werden besonders bevorzugt in der vorstehend
angegebenen Reihenfolge priorisiert, um eine zweckmäßige adaptive Verkehrssteuerung
der signalisierten Knoten in einem Regelbereich zu erzielen, in der Randbedingungen
gezielt eingehalten und ebenso verschiedene Signalkonstellationen berücksichtigt werden
können.
[0049] Um zum Beispiel Fußgängerphasen zu bevorzugen, kann es deshalb zweckmäßig sein, die
Zahl der freigegebenen Signalgruppen einer Phase als Entscheidungskriterium mit heranzuziehen.
Die augenblickliche Phasendauer kann zum Beispiel auch dazu benutzt werden, um eine
möglichst gleichmäßige Grünzeitverteilung bei beliebigen Mehrfachanwürfen wie zum
Beispiel Doppelanwürfen, in denen eine Signalgruppe in einem Umlauf zweimal oder mehrfach
"Grün" erhält, zu erreichen.
[0050] Falls die Leistungsfähigkeit der Fahrstreifengruppen ein Entscheidungskriterium ist,
kann diese zur Vergabe des freien Grün vorzugsweise je Phase zur Verteilung der Grünzeit
unterschiedlich gewichtet werden, sobald die Leistungsfähigkeit des jeweiligen Knotens
erreicht ist. Damit kann für bestimmte Fahrstreifengruppen eine größere Freigabezeit
erreicht werden. Diese erhöhte Freigabezeit wiederum kann von der Versatzzeitoptimierung
vorteilhaft verwendet werden, um die grüne Welle auf Hauptkorridoren zu verbessern,
z.B. um zu vermeiden, dass sich Verkehr in Wohngebiete verlagert.
[0051] Alternativ dazu kann die Leistungsfähigkeit der Fahrstreifengruppen auch mittels
eines Auslastungsgrades oder eines Performanceindex der den Fahrstreifengruppen zugeordneten
Signalgruppen, z.B. nach Webster (1958), bestimmt werden. Webster verwendet als zu
minimierendes Optimierungsziel die Wartezeit d. Diese errechnet sich nach Webster
zu:

C
[0052] C ist die Umlaufzeit, q die Verkehrsstärke, x der Auslastungsgrad und λ der Grünzeitanteil
an der Umlaufzeit. Dem Fachmann sind weitere verlustzeitbezogene Gütekriterien bekannt,
die auf Warteschlangenmodellen basieren. Diese können grob in deterministische und
stochastische Warteschlangenmodelle unterschieden werden. Auch Näherungslösungen,
die sowohl deterministisches Verhalten als auch stochastisches Verhalten berücksichtigen
sind bekannt, wie z.B. aus
Kimber, R.H. & Hollis, M., 1979, "Traffic queues and delay at road interjunctions",
TRRL Report LR 909, Transport and Road Research Library, Crowthorne.
[0053] In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in einem ersten Schritt
eine Grünzeitverteilung zur Bestimmung einer Knoten-Umlaufzeit der jeweiligen signalisierten
Knoten in einem Regelbereich vorgenommen. Danach werden in einem zweiten oder späteren
Schritt die zuvor ermittelten Knoten-Umlaufzeiten zur Wahl einer Regelbereich-Umlaufzeit
des gesamten Regelbereiches herangezogen.
[0054] Bei dieser Verfahrensführung kann zur Ermittlung der Knoten- bzw. Regelbereich-Umlaufzeit
ein Trend einer minimalen Knoten-Umlaufzeitwahl und/oder Regelbereich-Umlaufzeitwahl
berücksichtigt werden. Somit kann die Regelbereich-Umlaufzeit rechtzeitig angepasst
werden, insbesondere für einen schnellen Anstieg der Verkehrsstärke, z.B. während
der morgendlichen bzw. abendlichen Verkehrsspitzen.
[0055] Alternativ dazu oder in Kombination kann ein Zeitglied berücksichtigt werden. Ein
Zeitglied ist ein Zähler, der zählt, wie oft ein Ereignis bis die Knoten-Umlaufzeit
und/oder die Regelbereich-Umlaufzeit wieder geändert werden sollte oder darf. Ein
solches Ereignis kann z.B. darin bestehen, dass an einem Knotenpunkt wegen einer Überlastung
eigentlich eine längere Knoten-Umlaufzeit anliegen müsste, als sie aktuell vorliegt,
oder dass auf eine kürzere Knoten-Umlaufzeit zurückgeschaltet werden könnte, d.h.
es handelt sich um eine Art "Umlaufzeitwechsel-Anforderungsereignis". Hierbei gibt
es hemmende Zähler, die aussagen, ob in eine neue Regelbereich-Umlaufzeit hinein gewechselt
werden darf, und es gibt sperrende Zähler, die aussagen, ob aus einer aktuellen Regelbereich-Umlaufzeit
heraus gewechselt werden darf.
[0056] Bevorzugt kann zum Beispiel bei der Ermittlung der Knoten-Umlaufzeit und/oder der
Regelbereich-Umlaufzeit ein Zeitglied berücksichtigt werden, währenddessen eine niedrigere
Knoten-und/oder Regelbereich-Umlaufzeit mindestens anstehen muss, damit diese in den
nächsten Schritten des Steuerungsverfahrens implementiert wird, d.h. bevor in die
neue Knoten-Umlaufzeit bzw. Regelbereich-Umlaufzeit umgeschaltet wird. Dadurch kann
erreicht werden, dass eine Anpassung der entsprechenden Umlaufzeit nur erfolgen darf,
wenn eine niedrigere Umlaufzeit mindestens während eines vorgegebenen Zeitintervalls,
z.B. während der letzten n Minuten (n = 10-20, 12-18, oder 14-16, insbesondere n =
15) ausreichend war. Ein ähnliches Zeitglied kann für höhere Umlaufzeiten verwendet
werden. Weitere Zeitglieder können verwendet werden um sicherzustellen, dass eine
Umlaufzeit, d.h. eine Knoten-Umlaufzeit bzw. eine Regelbereich-Umlaufzeit, eine bestimmte
Zeit anstehen muss bevor sie in eine höhere oder eine niedrigere Knoten-Umlaufzeit
bzw. Regelbereich-Umlaufzeit geändert werden darf. Dies ist gegebenenfalls auch davon
abhängig, ob die Umlaufzeit in den Zählerintervallen zuvor gestiegen oder gefallen
ist.
[0057] Alternativ oder zusätzlich kann ein Hystereseglied verwendet werden. Bei einem Hystereseglied
werden vorgegebene oder frei wählbare Grenzwerte in Kombination mit oder anstelle
der Zeitglieder zur Entscheidungsfindung verwendet.
[0058] Wurde beispielsweise eine höhere Regelbereich-Umlaufzeit bei Überschreiten eines
Grenzwerts für die minimale Knotenumlaufzeit gewählt, kann von dieser Regelbereich-Umlaufzeit
erst dann in eine niedrigere Regelbereich-Umlaufzeit geschalten werden, wenn ein Grenzwert
für die minimale Knotenumlaufzeit unterschritten wird, der deutlich niedriger als
der ist der zuvor überschritten werden hat müssen.
[0059] Der Vorteil ist, dass die üblichen Schwankungen in der Verkehrsnachfrage nicht zu
Schwankungen in der Umlaufzeit führen. Deshalb kann eine einfachere Gesamtabstimmung
im Regelbereich erreicht werden, was den Verkehrsfluss in der Regel erhöht.
[0060] Alternativ zu der vorstehenden Verfahrensführung kann für die Regelbereich-Umlaufzeitwahl
auch ein Sperrgruppenverfahren eingesetzt werden. Damit ist zum Teil der Trend noch
besser zu berücksichtigen, als wenn man hierfür mit dem phasenorientierten Auswahlverfahren
arbeitet. Dies liegt daran, dass die minimal möglichen Knotenumlaufzeiten beim Sperrgruppenverfahren
deutlich geringer sind als mittels der phasenorientierten Grünzeitverteilung, weil
das Sperrgruppenverfahren weder die Dauer der Phasenübergänge noch minimale Phasendauern
noch sonstige Randbedingungen berücksichtigt außer die Zwischenzeiten zwischen feindlichen
Signalgruppen. Durch diese Kombination eines phasenbasierten Grünzeitverteilungsverfahrens
zur Ermittlung der jeweiligen Knoten-Umlaufzeiten und dem Sperrgruppenverfahren zur
Ermittlung des Trends der minimalen Knotenumlaufzeiten wird ein Prognosewert für die
minimale Knotenumlaufzeit ermittelt, wodurch sich gerade in der Morgenspitze proaktiv
höhere Umlaufzeiten für den Regelbereich ergeben. Zudem ist auch mit dieser Erweiterung
noch ein auseichender Grad an Transparenz gewahrt, indem die Prognose für jeden Knoten
und seine Phasenfolgen mit ihren Kenngrößen geloggt werden kann. Somit ist mit einer
guten Akzeptanz bei den Verkehrsplanern zu rechnen.
[0061] Bei der Wahl der Regelbereich-Umlaufzeit kann die Zahl der zu berücksichtigenden
signalisierten Knoten in einem Regelbereich planerisch gewählt werden, so dass für
den Verkehr untergeordnete oder unkritische Knoten, zum Beispiel kleinere Kreuzungen
oder Einmündungen an Nebenstrecken, nicht relevant werden, da die nicht auswählten
Knoten nicht mit in die Umlaufzeitwahl einfließen. Ein weiteres Beispiel für einen
unkritischen Knoten wäre z.B. ein Fußgängerüberweg mit Doppelanwurf, der rechnerisch
relevant werden würde, wenn beide Anwürfe in jedem Umlauf aktiv wären. Dies ist aber
gerade in Zeiten mit geringem Fußgängeraufkommen nicht der Fall.
[0062] Die Erfindung wird im Folgenden unter Hinweis auf die beigefügten Figuren anhand
von Ausführungsbeispielen noch einmal näher erläutert. Dabei sind in den verschiedenen
Figuren gleiche Komponenten mit identischen Bezugsziffern versehen. Es zeigen:
- FIG 1
- ein Beispiel für einen signalisierten Knoten mit einer Hauptsignalgruppe SG1 und einer
Zusatzsignalgruppe SG2 für die jeweiligen Fahrstreifengruppen FG1 bzw. FG2,
- FIG 2
- ein Schaltbild eines erfindungsgemäßen Lichtsignalanlagen-Steuerungssystems 1 mit
einer Datenübermittlungsschnittstelle 10, einer Verkehrsdaten-Verarbeitungseinheit
20 und einer Datenübergabeschnittstelle 30,
- FIG 3
- ein Beispiel für eine phasenbasierte Entscheidungsmatrix mit einem Entscheidungskriterium,
hier einem Block zur Verteilung von Grünzeitreserven Cres von Fahrstreifengruppen, welche in dem erfindungsgemäßen Verfahren ausgewertet wird,
wobei im ersten Schritt des Verfahrens in die Entscheidungsmatrix für jede der fünf
Phasen P1 bis P5 Entscheidungstupel ET aus einem Entscheidungswert W und dem Bezugsobjekt,
hier der dazugehörigen Signalgruppe SG1 bis SG7, eingetragen werden,
- FIG 4
- die gemäß den Richtlinien des erfindungsgemäßen Verfahrens im zweiten Schritt neu
sortierte Entscheidungsmatrix aus FIG 3,
- FIG 5
- ein weiteres Beispiel einer Entscheidungsmatrix, in der neben dem Block zur Verteilung
der Grünzeitreserven Cres der Fahrstreifengruppen mit fünf Phasen P1 bis P5 und sieben Signalgruppen SG1 bis
SG7 zwei weitere Blöcke mit den Entscheidungskriterien Zahl der Signalgruppen Cped(n) in jeder Phase bzw. die augenblickliche Phasendauer Cdouble zur Entscheidungsfindung herangezogen werden,
- FIG 6
- ein weiteres Beispiel einer Entscheidungsmatrix, in der neben dem Block zur Verteilung
der Grünzeitreserven Cres der Fahrstreifengruppen mit fünf Phasen P1 bis P5 und sieben Signalgruppen SG1 bis
SG7 ein vorrangiger Block mit Randbedingungen (Cmax(i,n)) zur Entscheidungsfindung herangezogen wird,
[0063] In FIG 1 ist ein Beispiel für einen signalisierten Knoten in einem Regelbereich dargestellt.
Dieser signalisierte Knoten ist ein Beispiel für einen Knoten mit zwei Fahrstreifengruppen
FG1 (Geradeausverkehr) und FG2 (Rechtsabbieger) aus südlicher Richtung. Die Fahrstreifengruppe
FG1 für den Geradeausverkehr wird mittels der Hauptsignalgruppe SG1 signalisiert.
Die Rechtsabbieger-Fahrstreifengruppe (Fahrstreifengruppe FG2) wird ebenfalls mittels
der Hauptsignalgruppe SG1 sowie mittels einer Zusatzsignalgruppe SG2 signalisiert.
Die Signalisierung dieser Fahrstreifengruppe umfasst somit zwei Signalgruppen. Die
Hauptsignalgruppe wird üblicherweise als dreifeldiger Signalgeber mit Vollscheiben
ausgeführt, das Zusatzsignal für Rechtsabbieger als zweifeldiges Signal mit Pfeilen
nach rechts.
[0064] Diese schematische Darstellung eines signalisierten Knotens ist nur für die Fahrstreifengruppen
aus südlicher Richtung detailliert gezeigt. Die Fahrstreifengruppen aus nördlicher
sowie aus östlicher und westlicher Richtung können analog ausgeführt oder aber auch
anderweitig signalisiert sein. Zum Beispiel wäre es möglich, dass aus nördlicher Richtung
ebenfalls zwei Fahrstreifengruppen mit Haupt- bzw. Zusatzsignal signalisiert sind,
während aus östlicher und westlicher Richtung jeweils nur eine Fahrstreifengruppe
mit einer Signalgruppe signalisiert wird. Weitere Verkehrsführungen mit einer oder
mehreren Fahrstreifengruppen und entsprechenden Signalgruppen sind dem Fachmann bekannt.
[0065] Ein Regelbereich kann einen oder mehrere solcher signalisierten Knoten umfassen,
die jeweils verschiedene Fahrstreifengruppen FG und Signalgruppen SG aufweisen. In
einem Regelbereich ist es dadurch möglich, die Lichtsignalanlagen nicht nur an einem
Knoten zu steuern, sondern auch die Lichtsignalanlagen-Steuerung an mehreren hintereinander
folgenden signalisierten Knoten eines Regelbereiches derart abzustimmen, dass eine
Verbesserung des Verkehrsflusses im gesamten Regelbereich erreicht wird. Optimal wäre
hierbei, wenn auf den Strecken mit dem höchsten Verkehrsaufkommen eine so genannte
"Grüne-Welle-Schaltung" erzielt werden könnte.
[0066] Hierfür ist eine Optimierung der Versatzzeiten entscheidend. Die Versatzzeit ist
hierbei die Zeit, mit welcher die Phasenfolgen von Signalgruppen an zwei aufeinander
folgenden signalisierten Knoten zueinander versetzt sind. Diese Berechnung wird mit
Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Steuerung von Lichtsignalanlagen an einem
oder mehreren solcher signalisierten Knoten in einem Regelbereich unterstützt. Genauer
gesagt, kann bei der Koordinierung zweier Knoten die Phasenlänge von bestimmten Phasen
gezielt um eine gewisse Zeitspanne, z.B. einige Sekunden, verlängert werden, um den
Verkehrsfluss und seinen Koordinierungsgrad über beide signalisierten Knoten zu verbessern.
[0067] Hierfür sind in einem erfindungsgemäßen Lichtsignalanlagen-Steuerungssystem 1, wie
es in der FIG 2 beispielhaft skizziert ist, folgende Einrichtungen vorgesehen:
- eine Datenübermittlungsschnittstelle 10 zur Übernahme von Verkehrsdaten aus einer
Verkehrsüberwachungseinrichtung 15,
- eine Verkehrsdaten-Verarbeitungseinheit 20 zur Ermittlung von Lichtsignalanlagen-Steuerungsdaten,
insbesondere zur Ermittlung der minimalen Knoten-Umlaufzeit, der Regelbereich-Umlaufzeit
und der Versatzberechnung für alle signalisierten Knoten des Regelbereichs, und
- eine Datenübergabeschnittstelle 30 zur Übergabe der zuvor ermittelten Lichtsignalanlagen-Steuerungsdaten
an eine Lichtsignalanlagen-Steuerungseinheit 35.
[0068] Die Verkehrsdaten-Verarbeitungseinheit verwendet das erfindungsgemäße Verfahren zur
Ermittlung der Lichtsignal-Steuerungsdaten. Im Folgenden soll ein Ausführungsbeispiel
für ein solches Verfahren näher erläutert werden. Insbesondere wird hier eine verbesserte
und sehr transparente Methode zur Verteilung der Grünzeiten auf die jeweiligen Phasen
erläutert. Ein solches phasenorientiertes Grünzeitverteilungsverfahren kann aber auch,
wie schon vorstehend erläutert worden ist, zum Beispiel durch ein sperrgruppenorientiertes
Verfahren ersetzt werden.
[0069] In dem Verfahren werden hintereinander mehrere Rechenschritte bzw. Rechenoperationen
durchgeführt, in denen zum Beispiel intervallweise eine durch das erfindungsgemäße
Verfahren bestimmte Phase um ein bestimmtes Zeitintervall, hier zum Beispiel eine
Sekunde, verlängert wird, bevor das Verfahren für das nächste Zeitintervall erneut
durchlaufen wird. Diese Wiederholungen werden so lange durchgeführt, bis eine zuvor
ermittelte Regelbereichs-Umlaufzeit, die für alle signalisierten Knoten in dem Regelbereich
gleich ist, erreicht wird. Dann ist der Zyklus abgeschlossen und ein weiterer Zyklus
beginnt, in dem ebenso wieder die gleichen Rechenschritte bzw. Rechenoperationen wiederholt
werden. Dadurch tritt keine Phasenverschiebung auf.
[0070] Um bestimmen zu können, welche Phase verlängert wird, wird eine Entscheidungsmatrix
aufgestellt, in der alle Phasen eines signalisierten Knotens spaltenweise aufgetragen
werden. In den FIG 3 bis 6 sind beispielhafte Entscheidungsmatrizen gezeigt, die in
dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt werden. Dabei ist das Kandidatenauswahlverfahren
in mehrere Schritte unterteilt:
Schritt 1:
Füllen der Entscheidungsmatrix mit Entscheidungstupeln.
[0071] Wie aus FIG 3 ersichtlich ist, gibt es je Phase zwei Spalten. Die jeweils linke Spalte
enthält den Wert des Entscheidungskriteriums W, die jeweils rechte Spalte das Bezugsobjekt
des Entscheidungskriteriums. Die beiden Werte der Spalten einer Phase nennt man auch
Entscheidungstupel, da diese in allen Schritten des Auswahlverfahrens miteinander
verbunden bleiben.
[0072] In der in FIG 3 gezeigten Entscheidungsmatrix ist das Bezugsobjekt die Nummer der
identifizierenden Signalgruppe SG, wenn das Entscheidungskriterium fahrstreifengruppenorientiert
(z.B. Leistungsfähigkeit) oder signalgruppenorientiert ist (z.B. minimale Signalgruppendauern)
ist, oder die Nummer der jeweiligen Phase, wenn das Entscheidungskriterium phasenorientiert
ist. Welche Entscheidungskriterien fahrstreifengruppenorientiert und welche phasenorientiert
sind, ergibt sich aus der weiteren Beschreibung des Ausführungsbeispiels.
[0073] Eine Fahrstreifengruppe ist eine Gruppe von Fahrstreifen, die identisch signalisiert
wird. Ist einer Fahrstreifengruppe neben einem Hauptsignal noch ein Zusatzsignal zugeordnet,
wie zum Beispiel bei der Fahrstreifengruppe FG2 in FIG 1, so wird zur Referenzierung
die Nummer des Zusatzsignals verwendet. Die Erkennungszahl EK referenziert den Typ
des Entscheidungskriteriums. Daraus ergibt sich, dass die Zahl der Spalten einer Entscheidungsmatrix
nach der folgenden Formel berechnet wird:

C = Zahl der Spalten einer Entscheidungsmatrix,
P = Zahl der Phasen.
[0074] Die in diesem Ausführungsbeispiel eingesetzte Entscheidungsmatrix ist aus Blöcken
von unterschiedlichen Arten von Entscheidungskriterien aufgebaut, die nach ihrer vorgegebenen
Priorität sortiert sind. Diese werden zeilenweise in die Matrix eingetragen. Am Anfang
wird der Block mit dem Entscheidungskriterium mit höchster Priorität eingetragen,
gefolgt von den Blöcken mit den Entscheidungskriterien mit geringerer Priorität in
absteigender Reihenfolge. Jeder Block kann in eine oder mehrere Zeilen unterteilt
sein. Die Zahl der Zeilen hängt vom jeweiligen Entscheidungskriterium ab und wird
gegebenenfalls bei der Beschreibung der einzelnen Entscheidungskriterien näher erläutert.
In den FIG 3 bis 6 sind nicht alle Blöcke dargestellt, da die Matrizen sonst zu groß
werden. Deshalb sind aus Übersichtlichkeitsgründen alle Blöcke weggelassen worden,
die bei der jeweils nachfolgend konkret zur Figur erläuterten Entscheidung nicht berücksichtigt
werden müssen.
Minimale Phasendauer
[0075] Der erste Block kann z.B. aus einer Zeile mit dem Entscheidungskriterium C
min für die minimalen Phasendauern bestehen (in den FIG 3 bis 6 nicht dargestellt). Der
Block für minimale Phasendauern bekommt die Erkennungszahl 1 und besteht aus einer
Zeile. Die minimale Phasendauer wird nach der folgenden Gleichung bestimmt:
- Cmin =
- minimale Phasendauer, [s]
- dact =
- aktuelle Grünzeit, [s]
- dmin =
- minimale Grünzeit, [s]
- n =
- augenblicklicher Zeitschritt
- p =
- Phase.
[0076] Werden die Minimalkriterien nicht eingehalten, so ergibt sich für die augenblickliche
minimale Phasendauer C
min(p,n) ein negativer Wert, der dann in der Matrix in der Spalte der jeweiligen Phase
eingetragen wird. Andernfalls würde sich ein positiver Wert ergeben, anstelle dessen
aber der Standardwert 99 in die Matrix eingetragen wird.
Minimale Signalgruppendauer
[0077] Der zweite Block kann z.B. aus bis zu S Zeilen für minimale Signalgruppendauern bestehen
(in den FIG 3 bis 6 nicht dargestellt). S ist die Anzahl der Signalgruppen. Das Entscheidungskriterium
der minimalen Signalgruppendauer bekommt die Erkennungszahl 2 und wird folgendermaßen
berechnet.
- Cmin(s,n) =
- minimale Signalgruppendauer, [s]
- dact =
- aktuelle Grünzeit, [s]
- dmin =
- minimale Grünzeit, [s]
- s =
- Nummer der Signalgruppe
- n =
- augenblicklicher Zeitschritt.
[0078] Werden die Minimalkriterien nicht eingehalten, so ergibt sich für die augenblickliche
minimale Signalgruppendauer C
min(s,n) ein negativer Wert, der dann in der Matrix in der Spalte der jeweiligen Phase
und in dem Entscheidungstupel für die jeweilige Signalgruppe eingetragen wird. Andernfalls
würde sich ein positiver Wert ergeben, anstelle dessen aber der Standardwert 99 in
die Matrix eingetragen wird.
Maximale Phasendauer
[0079] Der dritte Block kann aus einer Zeile mit dem Entscheidungskriterium C
max für die maximalen Phasendauern bestehen (in den FIG 3 bis 6 nicht dargestellt). Die
Erkennungszahl für die maximale Phasendauer ist 3. Die maximale Phasendauer C
max wird folgendermaßen berechnet:
- Cmax =
- maximale Phasendauer, [s]
- dact =
- aktuelle Grünzeit, [s]
- dmax =
- maximale Grünzeit, [s]
- n =
- augenblicklicher Zeitschritt
- p =
- Phase.
[0080] Werden die Maximalkriterien nicht oder gerade noch eingehalten, so ergibt sich für
die maximale Phasendauer C
max(p,n) ein Wert größer oder gleich 100, der dann in die Matrix übernommen wird. Andernfalls
würde sich ein Wert kleiner 99 ergeben, anstelle dessen aber der Standardwert 99 in
die Matrix eingetragen wird.
Maximale Signalgruppendauer
[0081] Der vierte Block (siehe z.B. FIG 6) besteht wiederum aus bis zu S Zeilen für maximale
Signalgruppendauern. S ist die Anzahl der Signalgruppen. Das Entscheidungskriterium
der maximalen Signalgruppendauer bekommt die Erkennungszahl 4 und wird folgendermaßen
berechnet.
- Cmax(s,n) =
- maximale Signalgruppendauer, [s]
- dact =
- aktuelle Grünzeit, [s]
- dmin =
- minimale Grünzeit, [s]
- s =
- Nummer der Signalgruppe
- n =
- augenblicklicher Zeitschritt.
[0082] Werden die Maximalkriterien nicht oder gerade noch eingehalten, so ergibt sich für
die maximale Signalgruppendauer C
max(s,n) ein Wert größer oder gleich 100, der dann in der Matrix in der Spalte der jeweiligen
Phase und in dem Entscheidungstupel für die jeweilige Signalgruppe eingetragen wird.
Andernfalls würde sich ein Wert kleiner 99 ergeben, anstelle dessen aber der Standardwert
99 in die Matrix eingetragen wird.
Grünzeitreserve
[0083] Der fünfte Block (siehe FIG 3 bis 6) enthält bis zu L Zeilen für die Grünzeitreserven
der Fahrstreifengruppen. L ist hierbei die Zahl der getrennt signalisierten Fahrstreifengruppen
1. Dieses Entscheidungskriterium wird als erstes zur Sicherung der Leistungsfähigkeit
eingesetzt. Das Entscheidungskriterium C
res zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit berechnet sich dabei nach folgender Formel:
- Cres =
- Grünzeitreserve
- dact =
- aktuelle Grünzeit, [s]
- dnec =
- notwendige Grünzeit, [s]
- 1 =
- Fahrstreifengruppe
- n =
- augenblicklicher Zeitschritt.
[0084] Die notwendige Grünzeit d
nec berechnet sich zu:
- dnec =
- notwendige Grünzeit, [s]
- q(l) =
- effektive Verkehrsaufkommen, [Fahrzeuge/h]
- tc(n) =
- augenblickliche Umlaufzeit, [s]
- cap(l) =
- Kapazität der Fahrstreifengruppe 1
- sat(l) =
- Auslastungsgrad der Fahrstreifengruppe 1, [Fahrzeuge/h].
[0085] Besitzt eine Fahrstreifengruppe mehr als eine Signalgruppe, so werden die Grünzeiten
der Signalgruppen addiert. Die erhaltenen Werte für das Entscheidungskriterium der
Grünzeitreserve C
res werden wiederum als Entscheidungstupel ET für jede der Phasen in die jeweiligen Zeilen
der Matrix eingetragen. Die Erkennungszahl für das Entscheidungskriterium ist 5 (vgl.
Entscheidungsmatrix in FIG 3).
[0086] Jedoch kann das Entscheidungskriterium der Grünzeitreserve C
res auch wegfallen und durch das Entscheidungskriterium für Freies Grün C
free (nicht in den Figuren dargestellt) ersetzt werden. Dieses wird anstelle des Entscheidungskriteriums
für die Grünzeitreserve verwendet, wenn die Entscheidungswerte der Leistungsfähigkeit
für alle Fahrstreifengruppen bzw. die Grünzeitreserve größer oder gleich null sind.
Das Freie Grün eines signalisierten Knotens kann als die Differenz zwischen der Regelbereichs-Umlaufzeit
und der minimalen notwendigen Knoten-Umlaufzeit der Phasenfolge des jeweiligen signalisierten
Knotens definiert werden. Die Erkennungszahl für das Freie Grün ist 6.
[0087] Die Vergabe des Freien Grün C
free wird nach folgender Gleichung berechnet:
- Cfree =
- Freies Grün, [s]
- dact =
- aktuelle Grünzeit, [s]
- dnec =
- notwendige Grünzeit, [s]
- fac (p) =
- Phasenfaktor für Phase p
- l =
- Fahrstreifengruppe
- n =
- augenblicklicher Zeitschritt.
[0088] Der Phasenfaktor fac(p) ist je Phase parametrierbar. Wird eine Fahrstreifengruppe
in mehreren Phasen freigegeben, so ist die phasenbezogene Grünzeitreserve der Fahrstreifengruppe
in unterschiedlichen Phasen unterschiedlich. Entsprechendes gilt auch für konkurrierende
bzw. feindliche Fahrstreifengruppen. Dadurch kann das Freie Grün mittels Parametrierung
des Phasenfaktors fac(p) gezielt bestimmten Phasen zugeordnet werden.
Zahl der Signalgruppen
[0089] Der sechste Block (siehe z.B. FIG 5) besteht aus einer Zeile zur bevorzugten Verteilung
des Grüns an Phasen mit mehr Signalgruppen. Dadurch wird, wenn es z.B. zwei Phasen
gibt, die sich bezüglich der Signalgeber für die Fahrstreifen, so genannte KFZ-Signale,
nicht unterscheiden, bevorzugt die Phase verlängert werden, welche die Fußgängersignale
mit beinhaltet. Die Erkennungszahl für das Entscheidungskriterium der Zahl der Signalgruppen
ist 7.
[0090] Dieses Entscheidungskriterium für die Zahl der Signalgruppen, auch Entscheidungskriterium
für die Fußgängerphasen genannt, wird mit C
ped gekennzeichnet und kann folgendermaßen berechnet werden:
- Cped =
- Entscheidungskriterium für die Zahl der Phasen
- S(p) =
- Zahl der in Phase p freigegebenen Signalgruppen
- n =
- augenblicklicher Zeitschritt.
Augenblickliche Phasendauer
[0091] Der siebte Block (siehe z.B. FIG 5) besteht aus einer Zeile mit den augenblicklichen
Phasendauern. Dieses Entscheidungskriterium dient zur gleichmäßigen Aufteilung der
Grünzeit auf Phasen bei Mehrfachanwürfen, hier Doppelanwürfen. Das Entscheidungskriterium
C
double errechnet sich zu:
- Cdouble =
- Entscheidungskriterium für die augenblickliche Phasendauer, [s]
- d(p,n) =
- augenblickliche Phasendauer der Phase p, [s]
- n =
- augenblicklicher Zeitschritt.
[0092] Insgesamt ergeben sich aus den sieben Blöcken einer erfindungsgemäß eingesetzten
Entscheidungsmatrix bis zu R Zeilen, mit R = 2S + L + 4.
[0093] Entscheidungswerte, die für eine Phase nicht relevant sind oder nicht existieren,
werden mit dem Wert 99 eingetragen. Damit sind in jeder Spalte (Phase) zu jeder Zeile
entsprechende Entscheidungstupel festgelegt, die im nächsten Schritt dann zur Verteilung
der Grünzeit auf eine Phase verwendet werden.
Schritt 2
[0094] Im nächsten Schritt des Auswahlverfahrens auf Basis einer Entscheidungsmatrix, wie
sie in FIG 3 für den Fall des Blockes 5 gezeigt ist, werden die Einträge der Spalten
innerhalb der Blöcke für jede Phase separat aufsteigend sortiert. Das heißt, die Entscheidungstupel
in jeder Phase werden, beginnend mit dem niedrigsten Wert und endend mit dem höchsten
Wert, umsortiert. Zeilen, die anschließend nur mit den Werten 99 belegt sind, werden
gelöscht. Die umsortierte Entscheidungsmatrix aus FIG 3 ist in FIG 4 gezeigt. Wie
dort zu sehen ist, vereinfacht sich die Entscheidungsmatrix deutlich, da einige der
Zeilen schon weggefallen sind.
[0095] Bei dem Umsortieren der Entscheidungstupel ist zu beachten, dass die Reihenfolge
der Blöcke nicht geändert wird, sondern dieses Umsortieren nur für jeden Block separat
durchgeführt wird.
Schritt 3
[0096] Die Reihenfolge der Blöcke selber bestimmt die Abfolge und die Wichtigkeit, d.h.
die Priorität, der unterschiedlichen Arten von Entscheidungskriterien.
[0097] Das heißt, dass primär die minimalen Phasendauern und Signalgruppendauern eingehalten
werden, die fixe Randbedingungen sind. So kann zum Beispiel den Fußgängern genügend
Zeit eingeräumt werden, die gegenüberliegende Straßenseite zu erreichen. Auch werden
hier die erforderlichen Räumzeiten und Umschaltzeiten für den signalisierten Knoten
eingehalten.
[0098] Als nächste Priorität werden die maximalen Phasendauern und Signalgruppendauern eingehalten.
Folglich ist es auch möglich, dass durch die Einhaltung der Minimalbedingungen die
Maximalbedingungen einzelner Phasen oder Signalgruppen verletzt werden können.
[0099] Als weitere Priorität wird die Leistungsfähigkeit bzw. das Freie Grün berücksichtigt.
Durch die Einhaltung der Minimal- und Maximalbedingungen erreichen gegebenenfalls
einzelne Signalgruppen nicht ihre Leistungsfähigkeit.
[0100] Falls danach die Phase noch nicht eindeutig feststeht, werden die Phasen mit der
höchsten Signalgruppenzahl (z.B. die Fußgängerphasen) bevorzugt.
[0101] Als eine weitere - beim hier erläuterten Ausführungsbeispiel die letzte - Priorität
können die Phasen mit der geringsten Phasendauer bevorzugt werden. Dies ist insbesondere
bei Mehrfachanwürfen ein Entscheidungskriterium.
[0102] Im dritten Schritt werden die vorstehenden Entscheidungskriterien der Reihe nach,
d.h. in der Reihenfolge ihrer Prioritäten, abgearbeitet. Da die Zeilen, in denen alle
Entscheidungswerte 99 waren, gestrichen worden sind, kann es dazu kommen, dass manche
Blöcke vor der Entscheidungsfindung schon wegfallen und in diesem Schritt nicht mehr
zu beachten sind. Deshalb kann es auch sein, dass alle Randbedingungen wie die Minimalbedingungen
und Maximalbedingungen der ersten vier Blöcke nicht zur Entscheidung herangezogen
werden. Dies ist zum Beispiel in der in FIG 4 gezeigten Entscheidungsmatrix der Fall.
Hier ist der erste, relevante Block die Grünzeitreserve.
[0103] Die Entscheidungsfindung erfolgt dann zeilenweise, und zwar wird nach dem kleinsten
Wert der Zeile gesucht. Gibt es schon in der ersten Zeile nur genau eine Phase, der
alleine der kleinste Entscheidungswert zugewiesen worden ist, dann ist die Entscheidungsfindung
schon nach der ersten Zeile abgeschlossen.
[0104] Gibt es hingegen zwei Phasen, denen der kleinste Wert zugewiesen worden ist, dann
geht die Entscheidungsfindung in der nächsten Zeile auf Basis dieser zwei Phasen weiter.
Analog wird dies bei drei oder mehreren gleichwertigen Phasen durchgeführt. Ist in
der nächsten Zeile dann eine von diesen Phasen die mit dem kleinsten Wert, dann endet
die Entscheidungsfindung in dieser Phase.
[0105] Wenn immer noch keine Entscheidung gefunden worden ist, geht man in die nächste Zeile,
bis nur eine Phase gefunden worden ist, die in einer der nachfolgenden Zeilen den
kleinsten Entscheidungswert zugewiesen bekommen hat. Sollten alle Zeilen eines Entscheidungskriteriums
abgearbeitet sein, ohne dass eine Entscheidung über dieses Auswahlverfahren gefallen
ist, wird im nächsten Block mit dem Entscheidungskriterium niedrigerer Priorität nach
dem gleichen Schema weiter gearbeitet.
[0106] Gibt es nach der letzten Zeile immer noch mehrere Kandidaten, so erhält die Sekunde
die Phase, die innerhalb der Phasenfolge als erstes kommt. Somit führt das Verfahren
zu einer eindeutigen Kandidatenauswahl über einen Entscheidungspfad mit fallender
Priorität der Entscheidungskriterien. Das Besondere an diesem Verfahren ist die klare
Transparenz, die durch die hohe Systematik des Kandidatenauswahlverfahrens gegeben
ist. So kann man anhand der mitgeloggten Matrizen sogar zu einem späteren Zeitpunkt
noch herauslesen, welche Phase auf Grund welches Entscheidungskriteriums das jeweilige
Grünzeitintervall bekommen hat.
[0107] Das vorstehend detaillierter erläuterte Kandidatenauswahlverfahren auf Basis einer
Entscheidungsmatrix kann man auch durch den folgenden Algorithmus für die Grünzeitverteilung
definieren:
- 1. Initialisiere die Signalgruppendauern etc. entsprechend der Länge der Phasenübergänge
und der minimalen Phasendauern entsprechend der Versorgung.
- 2. Iterativ je zu verteilender Zeiteinheit, in dem Beispiel je Sekunde:
2.1 Berechne die notwendige Grünzeit und Reserve je Fahrstreifengruppe.
2.2 Ermittle die Entscheidungsmatrix.
2.3 Gib die Sekunde der Phase, die sie entsprechend der Entscheidungsmatrix am meisten
benötigt.
2.4 Erhöhe die Grünzeit der in der Phase enthaltenen Signalgruppen um eins.
[0108] Die Entscheidungsfindung mittels der Entscheidungsmatrix (Schritt 2.3 des vorstehenden
Algorithmus) funktioniert so:
1. Initialisierung: Alle Phasen der Phasenfolge sind mögliche Kandidaten zur Vergabe
der Sekunde.
2. Bis nur noch ein Kandidat übrig ist oder alle Zeilen abgearbeitet sind:
2.1 Nimm die nächste Zeile der Entscheidungsmatrix.
2.2 Ermittle den kleinsten Entscheidungswert der Zeile.
2.3 Ermittle aus der bisherigen Kandidatenmenge die Phasen, die den kleinsten Entscheidungswert
besitzen; diese Phasen sind die neue Kandidatenmenge.
[0109] Ein zweites Ausführungsbeispiel ist in FIG 5 gezeigt.
[0110] In der Entscheidungsmatrix in FIG 5 sind neben dem Block zur Verteilung der Grünzeitreserven
C
res der Fahrstreifengruppen zwei weitere Blöcke mit den Entscheidungskriterien "Zahl
der Signalgruppen C
ped(n) in jeder Phase" bzw. "augenblickliche Phasendauer C
double" zur Entscheidungsfindung angeführt. Da nach der Umsortierung des Blockes C
res die Phasen P1 und P2 auf Grund des identischen kleinsten Wertes in der ersten Zeile
und in der dritten Zeile noch nicht ausgeschieden sind, muss eine Auswahl des geeigneten
Kandidaten in einem Block für ein Entscheidungskriterium niedriger Priorität gefunden
werden. In diesem Fall ist dies erst im Falle der augenblicklichen Phasendauer der
Fall.
[0111] Demnach bekommt in diesem Ausführungsbeispiel letztendlich die Phase P1 die Sekunde
zugeteilt. Hierbei ist anzumerken, dass die Phasen P3 bis P5 schon in der ersten Zeile
der Entscheidungsmatrix ausgeschlossen wurden und alle übrigen Zeilen dieser Matrix
auf das weitere Auswahlverfahren keinen Einfluss mehr hatten. Dies gilt auch, wenn
ein Wert kleiner als in Phase P1 oder P2 wäre.
[0112] Ein weiteres Ausführungsbeispiel ist in FIG 6 gezeigt.
[0113] FIG 6 zeigt eine Entscheidungsmatrix, in der neben dem Block zur Verteilung der Grünzeitreserven
C
res der Fahrstreifengruppen ein vorrangiger Block mit der Randbedingung der maximalen
Signalgruppendauer C
max(i,n) zur Entscheidungsfindung herangezogen wird. In diesem Beispiel scheidet aufgrund
dessen, dass die Signalgruppe SG5 schon den Maximalwert von 5 Sekunden erreicht hat,
die Phase 2 aus der weiteren Entscheidungsfindung aus. Die Berechnung des Entscheidungswertes
W für die Signalgruppe SG5 erfolgte als 5 - 5 + 100 = 100. Nachdem noch keine weitere
Signalgruppe den Maximalwert erreicht hat, wurde der Wert für alle als 99 festgelegt.
[0114] Aus Zeile 2 geht damit hervor, dass die Phase P1 hier die zusätzliche Grünzeit von
1 Sekunde erhält, weil diese bezüglich der restlichen Phase P1, P3, P4 und P5 den
kleinsten Wert in der Zeile 2 der Entscheidungsmatrix, dem Block für die Grünzeitreserve
C
res aufweist. Somit endet diesmal die Entscheidung schon nach der zweiten Zeile, da ein
Kandidat gefunden wurde.
[0115] Es wird abschließend noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich bei dem vorhergehend
detailliert beschriebenen Verfahren sowie bei dem dargestellten Lichtsignalanlagen-Steuerungssystem
lediglich um Ausführungsbeispiele handelt, welche vom Fachmann in verschiedenster
Weise modifiziert werden können, ohne den Bereich der Erfindung zu verlassen. Insbesondere
kann die Entscheidungsmatrix durch einen entsprechenden Entscheidungsbaum ersetzt
werden, der auf Basis der gleichen systematischen Entscheidungskriterien, wie sie
für die Matrix definiert wurden, sowie einer entsprechenden Prioritätsliste eine zuverlässige
Kandidatenauswahl ermöglicht. Ein solcher Baum kann insbesondere dann von Vorteil
sein, wenn sich die Entscheidungsfindung nicht mehr linear beschreiben lässt. Ein
solcher Fall könnte dann eintreten, wenn ein Steuergerät mehrere Teilknoten steuert,
die zwar in einem Signalprogramm laufen und damit z.B. gleichzeitig umgeschaltet werden,
die aber innerhalb der Teilknoten parallele Phasenfolgen erlauben. Die Optimierung
dieser parallelen Phasenfolgen könnten in parallelen Zweigen des Entscheidungsbaumes
optimiert werden. Alternativ könnte ein solcher Fall auch mittels mehrerer Entscheidungsmatrizen
abgebildet werden, die aber jeweils abhängig voneinander abgearbeitet werden müssen
um sicherzustellen, dass die Lösungen für die Teilknoten zueinander konsistent sind
und in einem Signalprogramm implementiert werden können. Weiterhin schließt die Verwendung
der unbestimmten Artikel "ein" bzw. "eine" nicht aus, dass die betreffenden Merkmale
auch mehrfach vorhanden sein können. Außerdem können "Einheiten" aus einer oder mehreren,
auch räumlich verteilt angeordneten Komponenten bestehen.
1. Verfahren zur Steuerung von Lichtsignalanlagen für den Straßenverkehr an einem oder
mehreren signalisierten Knoten in einem Regelbereich, wobei eine Verteilung von Grünzeiten
auf Signalgruppen (SG) der einzelnen signalisierten Knoten mittels eines Kandidatenauswahlverfahrens
gemäß einer Anzahl von vorgegebenen Entscheidungskriterien erfolgt.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, wobei die Verteilung der Grünzeiten in vorgegebenen Zeitabschnitten,
vorzugsweise sekundenweise, erfolgt.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, wobei bei Einsatz von mehreren Entscheidungskriterien
diesen Prioritäten zugeordnet werden und während der Verteilung der Grünzeiten die
Entscheidungskriterien gemäß den ihnen zugeordneten Prioritäten abgearbeitet werden.
4. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Grünzeiten phasenorientiert
oder sperrgruppenorientiert verteilt werden und dafür für jedes Entscheidungskriterium
zu jeder Phase (P) bzw. Sperrgruppe ein oder mehrere Entscheidungstupel (ET), bevorzugt
2-Tupel, bestimmt werden, mit deren Hilfe das Verfahren die Verteilung der Grünzeiten
auf die einzelnen Phasen bzw. Sperrgruppen durch eine Auswahl der begünstigten Phase
bzw. Sperrgruppe vornimmt.
5. Verfahren gemäß Anspruch 4, wobei für jedes Entscheidungskriterium die Entscheidungstupel
(ET) für jede Phase (P) bzw. Sperrgruppe in eine Entscheidungsmatrix eingegeben werden,
die in dem Kandidatenauswahlverfahren zeilen- bzw. spaltenweise abgearbeitet wird.
6. Verfahren gemäß Anspruch 4 oder 5, wobei die Entscheidungstupel (ET) Verzweigungen
in einem Entscheidungsbaum darstellen, der dann schritt- bzw. verzweigungsweise abgearbeitet
wird.
7. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei eines oder mehrere der vorgegebenen
Entscheidungskriterien die minimale Phasendauer, minimale Signalgruppendauer, maximale
Phasendauer, maximale Signalgruppendauer, Leistungsfähigkeit von Fahrstreifengruppen,
Verteilung von freiem Grün, Zahl der freigegebenen Signalgruppen oder die augenblickliche
Phasendauer ist/sind.
8. Verfahren gemäß Anspruch 7, wobei die Leistungsfähigkeit der Fahrstreifengruppen ein
Entscheidungskriterium ist und diese je Phase zur Verteilung der Grünzeit unterschiedlich
gewichtet wird.
9. Verfahren gemäß Anspruch 7 oder 8, wobei die Leistungsfähigkeit der Fahrstreifengruppen
ein Entscheidungskriterium ist und diese mittels eines Auslastungsgrades oder eines
Performanceindex der den Fahrstreifengruppen (FG) zugeordneten Signalgruppen (SG)
bestimmt wird.
10. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Verfahren erst eine
Grünzeitverteilung zur Bestimmung einer Knoten-Umlaufzeit der jeweiligen signalisierten
Knoten in einem Regelbereich vornimmt und diese Knoten-Umlaufzeiten zur Wahl einer
Regelbereich-Umlaufzeit des gesamten Regelbereichs herangezogen werden.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, wobei bei der Ermittlung einer Knoten-Umlaufzeit und/oder
Regelbereich-Umlaufzeit ein Trend einer minimalen Knoten-Umlaufzeit und/oder Regelbereich-Umlaufzeitwahl
berücksichtigt wird.
12. Verfahren gemäß Anspruch 10 oder 11, wobei bei der Ermittlung einer Knoten-Umlaufzeit
und/oder Regelbereich-Umlaufzeit ein Zeitglied und/oder Hystereseglied berücksichtigt
wird.
13. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 10 bis 12, wobei die zur Wahl der Regelbereich-Umlaufzeit
zu berücksichtigenden signalisierten Knoten eines Regelbereichs planerisch gewählt
werden.
14. Lichtsignalanlagen-Steuerungssystem (1) für die Verkehrssteuerung an einem oder mehreren
signalisierten Knoten in einem Regelbereich, mindestens aufweisend:
- eine Datenübermittlungsschnittstelle (10) zur Übernahme von Verkehrsdaten aus einer
Verkehrsüberwachungseinrichtung (15),
- eine Verkehrsdaten-Verarbeitungseinheit (20) zur Ermittlung von Lichtsignalanlagen-Steuerungsdaten,
- eine Datenübergabeschnittstelle (30) für die Lichtsignalanlagen-Steuerungsdaten
an eine Lichtsignalanlagen-Steuerungseinheit (35),
wobei die Verkehrsdaten-Verarbeitungseinheit (20) so ausgebildet ist, dass eine Verteilung
von Grünzeiten auf Signalgruppen (SG) der einzelnen signalisierten Knoten unter Verwendung
eines Kandidatenauswahlverfahrens gemäß einer Anzahl von vorgegebenen Entscheidungskriterien
erfolgt.
15. Computerprogrammprodukt, welches direkt in einen Prozessor einer Rechnereinrichtung
ladbar ist, mit Programmcode-Mitteln, um alle Schritte eines Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1 bis 13 auszuführen.