[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Schneidwerkzeug, insbesondere in Form einer
Rasierklinge, eines Skalpells, eines Messers, eines Maschinenmessers, einer Schere,
etc., das eine synthetische Diamantschicht mit einer Schneidkante aufweist. Die Diamantschicht
besteht dabei aus feinkristallinem Diamant.
[0002] Schneidwerkzeuge, wie beispielsweise Messer und Skalpelle, die Diamantschichten aufweisen,
sind bereits länger aus dem Stand der Technik bekannt. Diese Schneidwerkzeuge können
dabei vollständig aus einer Diamantschicht gebildet sein (Volldiamantklinge), ebenso
kann die Möglichkeit gegeben sein, dass eine synthetische Diamantschicht auf einem
hierfür geeigneten Substrat aufgebracht ist. Zumeist ist die Schneidkante des Schneidwerkzeuges
dabei in der Diamantschicht ausgebildet, da Diamant das härteste bekannteste Material
ist.
[0003] Diese Klingen zeichnen sich gegenüber beispielsweise Stahlklingen durch eine höhere
Schneidfähigkeit (Schärfe) sowie eine höhere Schneidhaltigkeit (Lebensdauer, Standzeit)
aus.
[0005] Die Diamantmaterialien, die für die aus dem Stand der Technik bekannten Klingen verwendet
werden, sind dabei entweder polykristalline Diamantmaterialien, andererseits ist auch
der Einsatz von einkristallinem Diamant möglich.
[0006] Derartige Diamantmaterialien weisen jedoch eine Reihe von Nachteilen auf.
[0007] Einkristalliner Diamant ist einerseits extrem schwierig herzustellen und zu bearbeiten,
andererseits sehr teuer, so dass er für den Einsatz bei Massenprodukten, wie beispielsweise
Rasierklingen, denkbar ungeeignet ist.
[0008] Polykristalline Diamantschichten, wie sie im Stand der Technik verwendet werden,
zeichnen sich durch eine deutlich heterogene Verteilung der Größe der kristallinen
Domänen aus. Typischerweise variieren die Größen der kristallinen Bereiche bei polykristallinem
Diamant über mehrere Größenordnungen. Hierbei finden sich Verteilungen, bei denen
die größten auftretenden Kristallitdomänen einen Durchmesser aufweisen, der um einen
Faktor 100 größer ist als der Durchmesser der kleinsten auftretenden kristallinen
Domänen, wobei typische Werte für die durchschnittliche Größe der Kristallite d
50 zwischen 2 und 100 µm liegen. Gemäß dieser Definition liegen zumindest 50 % der Kristallite
mit einer durchschnittlichen Größe zwischen 2 und 100 µm vor. Eine derartige polykristalline
Diamantschicht ist damit sehr heterogen, jedoch kostengünstig herzustellen.
[0009] Bei derartigen polykristallinen heterogenen Diamantschichten hat es sich als nachteilig
gezeigt, dass aufgrund der Heterogenität der kristallinen Domänen diese Klingen äußerst
schwer anzuschärfen sind. Selbst für den Fall, dass eine zuverlässige Schneide, d.h.
eine glatte und durchgehende Schneide, aus polykristallinem Diamant hergestellt werden
kann, ist zu beobachten, dass aufgrund der heterogenen Kristalldomänen bereits beim
erstmaligen Gebrauch eine Schartigkeit zu beobachten ist. Dies ist auf die beim Schneidvorgang
auf die Schneidkante auftretenden hohen Schneidkräfte zurückzuführen, wobei stets
ein gewisser Anteil vorhandener Kristallite aus dem Kristallitverband herausbricht.
Die Größe des Ausbruchs richtet sich dabei nach der Korngröße. Beispielsweise bei
Anwendungen, wie Rasierklingen, ist dies jedoch nicht wünschenswert, da derartige
Schartigkeiten oder Ausbrüche schnell zu einem Verlust der Schneidfähigkeit oder Erhöhung
der Schneidkräfte führen, was sich z.B. in einem schmerzhaften Gefühl bei der Rasur
äußern kann, da Verletzungen der Haut auftreten können.
[0010] Aufgrund der polykristallinen Struktur und der Ausbildung einer Textur, weisen polykristalline
Diamantschichten auf der Wachstumsseite eine hohe Oberflächenrauheit auf. Diese ist
liegt in der Regel über rms>1µm.
[0011] Dies macht somit eine nachträgliche Politur von polykristallinen Schichten notwendig,
um glatte Oberflächen zu erhalten.
[0012] Ferner weisen polykristalline Diamantschichten im Querbruch eine kolumnare Struktur
auf, d.h. die Korngrenzen verlaufen im Wesentlichen senkrecht zur Substratoberfläche.
Da die Korngrenze einen makroskopischen Defekt darstellt, wirkt sie wie eine Sollbruchstelle.
Ungünstigerweise beinhalten polykristalline Diamantschichten eine Vielzahl dieser
Sollbruchstellen und sind deshalb sehr bruchanfällig. So liegt etwa die Biegebruchspannung
σ
0 bei polykristallinen Schichten etwa bei ca. 1/10 derer von einkristallinem Diamant.
[0013] Durch den heterogenen Aufbau polykristalliner Diamantschichten weisen diese auch
meist innere mechanische Spannungen auf, die sich makroskopisch durch einen Verzug
der Schichten äußern. Neben den damit verbundenen Problemen der Durchbiegung (Verzug)
der Schneidkante verringern diese zusätzlich die Bruchspannung und führen somit zu
erhöhter Bruchanfälligkeit.
[0014] Ausgehend von den aus dem Stand der Technik bekannten Nachteilen ist es daher Aufgabe
der vorliegenden Erfindung, ein Schneidwerkzeug anzugeben, das kostengünstig und zuverlässig
herstellbar ist, eine zumindest gleiche hohe Schneidfähigkeit und Schneidhaltigkeit
gegenüber den aus dem Stand der Technik bekannten Diamantklingen aufweist und bei
dem Ausbrüche, wie sie bei den polykristallinen Diamant-Schneidwerkzeugen bekannt
sind, nur in untergeordneter Ordnung auftreten.
[0015] Diese Aufgabe wird bezüglich eines Schneidwerkzeugs mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 und bezüglich eines Verfahrens zur Herstellung des Schneidwerkzeuges mit den Merkmalen
des Patentanspruchs 14 gelöst. Verwendungen werden in Anspruch 15 genannt. Die bevorzugten
Ausführungsformen stellen dabei vorteilhafte Weiterbildungen dar.
[0016] Erfindungsgemäß wird somit ein Schneidwerkzeug bereitgestellt, das
- a) einen Kern, der zwei sich zu einer inneren Schneide verjüngende Flanken aufweist,
wobei die innere Schneide einen ersten Verrundungsradius r1 aufweist, sowie
- b) eine zumindest im Bereich der inneren Schneide und zumindest teilweise auf den
Flanken des Kerns aufgebrachte feinkristalline Diamantschicht, mit einer mittleren
Korngröße d50 ≤ 500 nm, die dem Verlauf der verjüngenden Flanken des Kerns folgend zu einer äußeren
Schneide zusammenläuft, wobei die feinkristalline Diamantschicht im Bereich der Flanken
eine Schichtdicke y und im Bereich der Schneide einen zweiten Verrundungsradius r2 aufweist,
umfasst.
[0017] Die innere Schneide stellt dabei die Stelle dar, an der die sich verjüngenden Flanken
des Kerns zu einer inneren (Schneid-)Kante zusammenlaufen. Die feinkristalline Diamantschicht,
die auf dem Kern aufgebracht ist, folgt dabei dem Verlauf der sich verjüngenden Kanten,
wobei sich ebenso eine Schneidkante in der feinkristallinen Diamantschicht ausbildet,
die "äußere" Schneidkante. Die äußere Schneidkante bildet dabei die eigentliche Schneide
des Schneidwerkzeugs.
[0018] Maßgeblich ist dabei, dass der Verrundungsradius r
2 der äußeren Schneidkante kleiner ist als der der inneren Schneidkante des Kerns r
1.
[0019] Alle aus dem Stand der Technik bekannten Beschichtungsverfahren zeichnen sich dadurch
aus, dass der Verrundungsradius der äußeren Schneidkante r
2 größer ist als der der Schneidkante des Kerns. Das heißt, dass jegliches Aufbringen
einer Verschleißschutzschicht einem Scheidfähigkeitsverlust (Schärfeverlust) gleichkommt.
Aus diesem Grund muss nach dem Stand der Technik grundsätzlich ein Kompromiss zwischen
der Schneidhaltigkeit und Schneidfähigkeit der Schneiden gefunden werden. Die verwendeten
Schichtdicken von harten Verschleißschutzschichten sind deshalb in der Regel in Ihrer
Schichtdicke limitiert und meist sehr dünn (< 1µm).
[0020] Erfindungsgemäß wird unter feinkristallinem Diamant eine Diamantschicht verstanden,
wobei die kristallinen Domänen eine mittlere Korngröße d
50 von ≤ 500 nm aufweisen. Hierunter wird verstanden, dass zumindest bei 50 % der Kristallite
jede Dimension eines einzelnen Kristallits ≤ 500 nm ist. Die fein-kristalline Diamantschicht
zeichnet sich somit durch eine äußerst hohe Homogenität der Kristallite aus.
[0021] Überraschenderweise konnte gefunden werden, dass bei Schneidkanten, die aus derartigen
feinkristallinen Diamantschichten gebildet sind (gemäß der obenstehend angegebenen
Definition ist dies die äußere Schneidkante), ein Ausbrechen, wie es von polykristallinem
Diamant bekannt ist, quasi vollständig unterbleibt. Gegenüber einkristallinem Diamant
hat sich gezeigt, dass die Herstellung von feinkristallinem Diamant verglichen mit
der Herstellung von einkristallinem Diamant wesentlich einfacher und kostengünstiger
zu bewerkstelligen ist. Somit können auch längere und/oder großflächigere Diamantklingen
bereitgestellt werden, wie sie z.B. in Rasierern Verwendung finden, was bei Diamantklingen
aus einkristallinem Diamant bislang nicht möglich war.
[0022] Aufgrund der extrem hohen Biegebruchspannung des feinkristallinen Diamants (σ
0 ~ 5,7 GPa) wird erreicht, dass trotz hoher lokaler mechanischer Beanspruchung ein
Ausbrechen einzelner Kristallite aus der feinkristallinen Diamantschicht, insbesondere
aus der äußeren Schneidkante, fast vollständig unterbleibt. Auch bei längerem Gebrauch
behält daher das Schneidwerkzeug seine ursprüngliche Schärfe nahezu vollständig bei.
[0024] Die Biegebruchspannung σ
0 wird dabei durch statistische Auswertung von Bruchversuchen z.B. im B3B Belastungsversuch
gemäß den oben stehenden Literaturangaben ermittelt. Sie ist dabei definiert als die
Bruchspannung, bei der eine Bruchwahrscheinlichkeit von 63 % vorliegt.
[0025] Da feinkristalline Diamantschichten bezüglich Ihrer Korngrößenverteilung homogener
sind als polykristalline Diamantschichten, weist das Material auch weniger Eigenspannungen
auf. Dadurch ist ein makroskopischer Verzug der Schneide weniger wahrscheinlich.
[0026] Die erfindungsgemäßen Schneidwerkzeuge können dabei bezüglich der Schneide symmetrisch
oder asymmetrisch ausgebildet sein. Insbesondere ist es möglich, dass das Schneidwerkzeug
eine Fase aufweisen kann, d.h. einen zweiten Winkel an der Schneide. Diese Fase kann
z.B. im Kern ausgebildet sein und durch gleichmäßige Beschichtung mit der feinkristallinen
Diamantschicht an die Oberfläche des Schneidwerkzeugs fortgeführt werden, zusätzlich
oder alternativ hierzu ist jedoch ebenso die Ausbildung der Fase in der feinkristallinen
Diamantschicht möglich.
[0027] In einer bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass unabhängig voneinander
- a) der erste Verrundungsradius r1 zwischen 4 nm und 20 µm, bevorzugt zwischen 0,1 und 5 µm, besonders bevorzugt zwischen
0,5 und 3 µm und/oder
- b) der zweite Verrundungsradius r2 zwischen 3 und 100 nm, bevorzugt zwischen 15 und 70 nm, besonders bevorzugt zwischen
20 und 50 nm beträgt.
[0028] Weiter ist bevorzugt, wenn die Schichtdicke y der feinkristallinen Diamantschicht
zwischen 1 und 500 µm, bevorzugt zwischen 1 und 50 µm, besonders bevorzugt zwischen
2 und 10 µm beträgt. Die Schichtdicke y der feinkristallinen Diamantschicht wird dabei
im Bereich der die Schneide bildenden Flanken des Kerns und orthogonal zu dieser Flanke
bestimmt.
[0029] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass
die feinkristalline Diamantschicht in Projektion auf die innere Schneide eine Schichtdicke
x aufweist, mit der Maßgabe, dass 0,1 ≤ y/x ≤ 0,6, bevorzugt 0,12 ≤ y/x ≤ 0,5, besonders
bevorzugt 0,13 ≤ y/x ≤ 0,25. Diese Ausführungsform wird nachstehend anhand der beigefügten
Figuren näher erläutert. Die Schichtdicke x entspricht der kleinsten Distanz zwischen
der inneren Schneidkante des Kerns und der äußeren Schneidkante, die in der feinkristallinen
Diamantschicht ausgebildet ist. Die Schichtdicke wird dabei in Richtung der Normalenebene
an der Tangente der äußeren Schneidkante gemessen. Die Schichtdicke x entspricht daher
dem Abstand der äußeren Schneidkante der feinkristallinen Diamantschicht und der inneren
Schneidkante des Kerns.
[0030] Weiter ist bevorzugt, wenn die mittlere Korngröße d
50 des feinkristallinen Diamants ≤ 500 nm, bevorzugt ≤ 100 nm, weiter bevorzugt zwischen
5 und 100 nm, besonders bevorzugt zwischen 10 und 70 nm beträgt.
[0031] Bevorzugte Schneidwinkel β liegen dabei zwischen 10° und 40°, bevorzugt zwischen
10° und 30°, besonders zwischen 15° und 25°. Der Schneidwinkel ß wird dabei durch
die feinkristalline Diamantschicht bestimmt, d.h. ist durch den Winkel definiert,
unter dem die äußeren Oberflächen des Schneidwerkzeugs an der äußeren Schneidkante
zusammenlaufen.
[0032] Ein bevorzugter Anteil an sp- und sp
2-Bindungen der feinkristallinen Diamantschicht liegt dabei zwischen 0,5 und 10 %,
bevorzugt zwischen 2 und 9 %, besonders bevorzugt zwischen 3 und 8 %. Ein höherer
sp
2-Anteil bewirkt dabei, dass das E-Modul der feinkristallinen Diamantschicht etwas
erniedrigt wird. Gleichzeitig sinkt ebenso die Härte dieses Materials. Dadurch werden
die feinkristallinen Diamantschichten insgesamt flexibler und elastischer und können
sich dem Schneidgut bzw. der Kontur des Schneidguts besser anpassen. Gleichzeitig
wird eine optimale Anpassung an das Kernmaterial gewährleistet, was die Wahrscheinlichkeit
der Delamination der feinkristallinen Diamantschicht herabsetzt.
[0033] Vorteilhafte Kernmaterialien sind dabei ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Metallen,
wie Titan, Nickel, Chrom, Niob, Wolfram, Tantal, Molybdän, Vanadium, Platin, eisenhaltigen
Werkstoffen wie Stahl und/oder Germanium; aus kohlenstoff- und/oder stickstoff- oder
bor-haltigen Keramiken, wie Siliziumkarbid, Siliziumnitrid, Bornitrid, Tantalkarbid,
Wolframkarbid, Molybdänkarbid, Titannitride, TiAlN, TiCN und/oder TiB
2, Glaskeramiken; Verbundwerkstoffen aus keramischen Werkstoffen in einer metallischen
Matrix (Cermets); Hartmetallen; gesinterten Carbidhartmetallen, wie z.B. Cobalt- oder
Nickel-gebundenen Wolframcarbiden oder Titancarbiden; Silizium, Glas oder Saphir;
sowie ein- oder polykristallinem Diamant und/oder diamantartigen Kohlenstoffschichten.
[0034] Die Erfindung sieht somit vor, dass der Kern beispielsweise aus gängigen Metallen
oder Legierungen gebildet wird, ebenso ist vorgesehen, dass der Kern auch aus ein-
bzw. polykristallinem Diamant oder diamantartigen Kohlenstoffmaterialien gebildet
sein kann. In diesem Sinne könnte man bei der zuletzt genannten Ausführungsform auch
von einer "Volldiamantklinge" sprechen, wobei jedoch zwei verschiedene Diamantmaterialien
verwendet werden.
[0035] Für den Fall, dass polykristalline Materialien als Kernmaterialien verwendet werden,
ist es vorteilhaft, wenn der durchschnittliche Korndurchmesser d
50 der die äußere Schneide bildenden feinkristallinen Diamantschicht kleiner ist als
der durchschnittliche Korndurchmesser d
50 des Kernmaterials.
[0036] In einer bevorzugten Ausführungsform beträgt die Biegebruchspannung σ
0 der Diamantschicht > 2 GPa, bevorzugt > 4 GPa, besonders bevorzugt > 5 GPa. σ
0 ist dabei wie oben stehend definiert.
[0037] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform beträgt der E-Modul der Diamantschicht
< 1.200 GPa, bevorzugt < 900, besonders bevorzugt < 750 GPa.
[0038] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform sieht vor, dass das Verhältnis r
2/d
50 des Verrundungsradius der Diamantschicht an der äußeren Schneidkante zur mittleren
Korngröße des feinkristallinen Diamants zwischen 0,03 und 20, bevorzugt zwischen 0,05
und 15, besonders bevorzugt zwischen 0,5 und 10 liegt.
[0039] Weiterhin ist vorteilhaft, wenn der in Richtung der Dicke y der feinkristallinen
Diamantschicht gemessene Gradient der mittleren Korngröße des feinkristallinen Diamants
< 300 %, bevorzugt < 100 %, besonders bevorzugt < 50 % beträgt. Diese Ausführungsform
sieht vor, dass der mittlere Korngrößendurchmesser der feinkristallinen Domänen der
Diamantschicht durch die gesamte Schichtdicke hindurch relativ gleichmäßig bis besonders
gleichmäßig verteilt ist, d.h. die Korngrößen sind auf der einen Seite der Diamantschicht
ca. gleich groß wie auf der anderen Seite der Diamantschicht; besonders vorteilhaft
ist dabei natürlich eine nahezu oder eine vollständig komplette Homogenität der feinkristallinen
Domänen der Diamantschicht. Der Gradient wird dadurch bestimmt, dass der mittlere
Korngrößendurchmesser d
50 auf einer Seite der Diamantschicht ermittelt wird und in Bezug zum mittleren Korngrößendurchmesser
auf der gegenüber liegenden Seite der Diamantschicht in Bezug gesetzt wird.
[0040] Besonders bevorzugte Ausführungsformen sehen vor, dass beispielsweise zwischen dem
Kern und der feinkristallinen Diamantschicht mindestens eine erste Haftvermittlerschicht,
bevorzugt aus Siliziumkarbid, Siliziumnitrid, Wolfram, Titan oder Silizium angeordnet
ist. Die erste Haftvermittlerschicht erhöht dabei die Stärke des mechanischen Verbunds
zwischen Kern und feinkristalliner Diamantschicht.
[0041] Zudem ist es unabhängig von der zuvor genannten Ausführungsform ebenso möglich, dass
zusätzlich oder alternativ hierzu auf der feinkristallinen Diamantschicht mindestens
eine zweite Haftvermittlerschicht, bevorzugt aus Cr, Pt, Ti oder W, sowie darauf eine
Gleitschicht, insbesondere eine Polymerschicht, bevorzugt eine PTFE-Schicht, eine
Kohlenstoffschicht, bevorzugt eine Graphitschicht und/oder eine DLC-Schicht, aufgebracht
ist. Die zweite Haftvermittlerschicht dient ebenso der besseren Anbindung der Gleitschicht
an die feinkristalline Diamantschicht. Für den Fall, dass Kohlenstoffschichten, Graphit-oder
DLC-Schichten als Gleitschicht verwendet werden, kann auf die zweite Haftvermittlerschicht
auch verzichtet werden, da ein direktes Anbinden der Kohlenstoffschichten an die feinkristalline
Diamantschicht möglich ist. Die Gleitschicht dient dabei der Reibungsminimierung zwischen
Schneidwerkzeug und Schneidgut. Ebenso wird eine Minimierung von Schmutzanhaftung,
eine Vermeidung von Schneidstaub sowie eine Verringerung der Schneidkräfte erreicht.
[0042] Die Diamantschicht ist dabei bevorzugt sehr glatt ausgebildet, d.h. weist eine mittlere
Oberflächenrauigkeit von R
A < 5µm, bevorzugt < 2µm, weiter bevorzugt < 1µm auf. Dies macht eine zusätzliche mechanische
Politur der gewachsenen Diamantoberfläche überflüssig.
[0043] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform des Schneidwerkzeugs sieht vor, dass das
Schneidwerkzeug in regelmäßigen Abständen, bevorzugt in regelmäßigen Abständen von
weniger als 10 mm, Einkerbungen oder Durchtrennungen aufweist. Diese Einkerbungen
in die Klinge bzw. die Durchtrennungen der Klinge bis zum Rumpf hin können dabei in
regelmäßigen Abständen von kleiner 10 mm ausgebildet sein. Bevorzugte Abstände liegen
dabei beispielsweise zwischen 5 und 9 mm. Diese Einkerbungen ermöglichen eine Führung
der Klinge relativ zum Schneidgut und somit eine Stabilisierung des Schneidwerkzeugs
während des Schneidvorganges.
[0044] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform sieht vor, dass die Kristallite der feinkristallinen
Diamantschicht bevorzugt in <100>-, <110>- und/oder <111>-Richtung aufgewachsen sind,
d.h. eine Textur vorliegt. Dies kann aus dem Herstellungsprozess resultieren, bei
dem die Wachstumsgeschwindigkeit bestimmter Kristallrichtungen gezielt bevorzugt werden
kann. Diese anisotrope Textur der Kristallite beeinflusst die mechanischen Eigenschaften
ebenso positiv. Insbesondere ist das Schneidwerkzeug als Klinge, Messerklinge, Rasierklinge,
Skalpell, Messer, Maschinenmesser, Schere oder Maschinenschere ausgebildet bzw. kann
als solches verwendet werden. Ebenso ist es möglich, dass das Schneidwerkzeug als
Rasiersystem, d.h. als Kopf mit mehreren Rasierklingen ausgebildet ist bzw. als solches
verwendet werden kann. Dabei sind alle Rasierklingen als erfindungsgemäßes Schneidwerkzeug
ausgebildet.
[0045] Erfindungsgemäß wird ebenso ein Verfahren zur Herstellung eines zuvor beschriebenen
Schneidwerkzeugs angegeben, bei dem
- a) ein Kern mit zwei sich zu einer inneren Schneide verjüngenden Flanken bereitgestellt
wird,
- b) zumindest auf Teilen der Flanken des Kerns sowie der inneren Schneide feinkristalline
Diamantimpfkristalle abgeschieden werden,
- c) eine feinkristalline Diamantschicht an den Stellen, an denen die Impfkristalle
aufgebracht sind, mittels eines CVD-Prozesses aufgewachsen wird, wobei sich eine durchgängige
feinkristalline Diamantschicht mit einer äußeren Schneide ausbildet, sowie
- d) die feinkristalline Diamantschicht im Bereich der äußeren Schneide mittels eines
Plasma- oder
[0046] Ionenätzverfahrens geschärft und gegebenenfalls geglättet wird.
[0047] In Schritt c) kann das Abscheiden der feinkristallinen Diamantschicht z.B. auf die
im folgenden Beispiel angegebene Weise erfolgen.
Beispiel
[0048] Die feinkristallinen Diamantschichten werden z.B. mittels eines "Heißdraht-CVD-Verfahrens"
hergestellt. Bei diesem Verfahren wird in einer Vakuumkammer mittels heißer Drähte,
z.B. Wolframdrähte, eine Gasphase bestehend aus z.B. 1 bis 5 Vol.-% CH
4 und 95 bis 99 Vol.-% Wasserstoff aktiviert. Die Drahttemperatur liegt beispielsweise
in einem Bereich von 1.800°C bis 2.400°C. Bei einem Abstand zwischen dem Substrat
und den Drähten von 1 cm bis 5 cm wird dabei eine Substrattemperatur von 600 °C bis
900 °C eingestellt. Der Druck der Gasatmosphäre liegt zwischen 3 mbar und 30 mbar.
Dabei erfolgt eine Abscheidung der feinkristallinen Diamantschicht auf dem Substrat.
[0049] Optional kann vor Schritt b) mindestens eine erste Haftvermittlerschicht auf dem
Kern abgeschieden und die Impfkristalle auf der mindestens einen ersten Haftvermittlerschicht
abgeschieden werden.
[0050] Die Haftvermittlerschicht kann hierbei gleichzeitig als Diffusionsbarriere für den
nachfolgenden CVD Wachstumsschritt dienen und das Kernmaterial vor Degradation durch
die aggressiven Umgebungsbedingungen schützen.
[0051] Ebenso ist es vorteilhaft, wenn nach Schritt d) auf der feinkristallinen Diamantschicht
mindestens eine zweite Haftvermittlerschicht, bevorzugt aus Cr, Pt, Ti oder W, sowie
darauf eine Gleitschicht, insbesondere eine Polymerschicht, bevorzugt eine PTFE-Schicht,
eine Kohlenstoffschicht, bevorzugt eine Graphitschicht und/oder eine DLC-Schicht,
abgeschieden wird. Für den Fall, dass Kohlenstoffschichten, Graphit- oder DLC-Schichten
als Gleitschicht verwendet werden, kann auf die zweite Haftvermittlerschicht auch
verzichtet werden, da ein direktes Anbinden der Kohlenstoffschichten an die feinkristalline
Diamantschicht möglich ist.
[0052] Eine weitere Ausführungsform sieht vor, dass nach Abschluss des zuvor genannten Verfahrens
Einkerbungen in das zuvor beschriebene Schneidwerkzeug eingebracht werden.
[0053] Die vorliegende Erfindung wird anhand der beigefügten Figuren näher erläutert, ohne
die Erfindung auf die dort dargestellten speziellen Parameter zu beschränken. Die
Figuren stellen keine maßstabsgetreuen Abbildungen dar.
[0054] Dabei zeigt
Figur 1 einen Vergleich dreier Typen von Klingen, nämlich a) eine Volldiamantklinge
aus einkristallinem Diamant (Stand der Technik), b) eine Volldiamantklinge aus polykristallinem
Diamant (Stand der Technik), sowie c) eine erfindungsgemäße Volldiamantklinge aus
feinkristallinem Diamant;
Figur 2 einen typischen Aufbau eines Schneidwerkzeugs gemäß der vorliegenden Erfindung
in symmetrischer Ausführungsform;
Figur 3 einen typischen Aufbau eines Schneidwerkzeugs gemäß der vorliegenden Erfindung
in asymmetrischer Ausführungsform mit Haftvermittler und Gleitschicht;
Figur 4 ein Beispiel für ein Schneidwerkzeug gemäß der vorliegenden Erfindung mit
Haftvermittler- und Gleitschicht;
Figur 5 zwei weitere Ausführungsformen eines erfindungsgemäßen Schneidwerkzeugs, bei
dem Einkerbungen vorgesehen sind;
Figur 6 eine schematische Darstellung des Herstellungsverfahrens eines erfindungsgemäßen
Schneidwerkzeugs; sowie
Figur 7 eine Variante des erfindungsgemäßen Schneidwerkzeugs mit polykristallinem
Kern.
Figur 8 zeigt verschiedene Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Schneidwerkzeugs,
beispielsweise in Form eines Maschinenmessers a), eines Küchenmessers b) bzw. verschieden
ausgestalteter Klingen c) bzw. d). Ebenso sind Rasierklingen (siehe e)) möglich.
[0055] Figur 1 zeigt drei verschiedene Varianten aus Klingen, die jeweils komplett aus Diamant
gebildet sind. Figur 1a zeigt eine Klinge, die aus einkristallinem Diamant besteht.
Allerdings ist es extrem schwierig, einkristallinen Diamant in makroskopischer Ausbildung,
wie beispielsweise Klingen, effizient und reproduzierbar herzustellen, so dass derartige
Klingen nur in limitierter Stückzahl erhältlich sind und zudem sehr teuer sind. Ebenso
ist der Verrundungsradius r der Schneide angedeutet (Detail D).
[0056] Figur 1b zeigt standardmäßig aus dem Stand der Technik bekannte Volldiamantklingen,
die auf polykristallinem Diamantmaterial beruhen. In Figur 1b ist die Polymorphie
der angeordneten Kristallit-Domänen des polykristallinen Materials dargestellt. Bei
einem Schneidvorgang an der Kante kann es bei den hier auftretenden hohen Schneidkräften
dazu kommen, dass einzelne Kristallite aus der Klinge, insbesondere im Bereich bevorzugt
entlang von Korngrenzen der Schneidkante (siehe Detail A), ausbrechen, so dass die
Klinge z.B. bereits beim erstmaligen Gebrauch eine erhöhte Schartigkeit aufweist.
Hieraus resultiert eine äußerst inhomogen ausgebildete Schneidkante, die die Schneidfähigkeit
und die Schneidhaltigkeit einer derartigen Klinge maßgeblich beeinträchtigt.
[0057] In Figur 1c ist eine Klinge aus nano- oder feinkristallinem Diamantmaterial dargestellt.
Im Vergleich zur in Figur 1b dargestellten polykristallinen Diamantklinge fällt auf,
dass die Größe, d.h. der Durchmesser d der jeweiligen Kristallitdomänen, um ein Vielfaches
kleiner ausgebildet ist als bei polykristallinem Diamant (vgl. insbesondere Detail
B und C). Besonders vorteilhaft ist dabei, dass ein das Ausbrechen der Klinge im Schneidbereich
im Vergleich zur Ausprägungsform des polykristallinen Diamants gemäß Figur 1b wesentlich
verringert ist, da die Kristallite, die gegebenenfalls herausbrechen können, wesentlich
kleiner ausgeprägt sind. Somit sind Schädigungen der Klinge im Vergleich zur Figur
1b lediglich auf mikroskopischem Maßstab feststellbar, so dass die makroskopische
Struktur der Schneidkante der Klinge gemäß Figur 1c im Wesentlichen unbeeinträchtigt
bleibt. Insofern ist eine deutliche Steigerung der Schärfe, auch bei längerem Gebrauch
der Klinge, beobachtbar. Die nanokristallinen Kristallitdomänen einer Klinge gemäß
Figur 1c liegen dabei unterhalb 500 nm, während polykristalline Diamantkristalldomänen
eine durchschnittliche Größenordnung der Kristallitdomäne d
50 zwischen 2 und 100 µm aufweisen.
[0058] Figur 2 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Schneidwerkzeugs gemäß der vorliegenden
Erfindung. Hierbei ist eine feinkristalline Diamantschicht 2 auf einem Kern 1 angeordnet.
Der Kern weist dabei zwei sich zu einer ersten, inneren Schneidkante verjüngenden
Flanken auf, auf den Flanken ist dabei die feinkristalline Diamantschicht 2 abgeschieden.
Die Diamantschicht 2 weist dabei eine Schichtdicke y auf, die orthogonal beispielsweise
zu einer Flanke des Kerns 1 gemessen wird. Auch auf den Seiten des Kerns, der nicht
verjüngend zur ersten Schneidkante zuläuft, kann die Diamantschicht 2 aufgebracht
sein, wie in Figur 2 dargestellt ist. Die Diamantschicht 2 folgt dabei dem Verlauf
der beiden Flanken des Kerns 1 und verjüngt sich somit ebenso zu einer Schneidkante,
die die Diamantschicht 2 abschließt. Im Bereich der Schneidkante weist die Diamantschicht
2 dabei eine Schichtdicke x auf, die dem kleinsten Abstand zwischen der inneren Schneidkante
des Kerns und der äußeren Schneidkante, welche durch die feinkristalline Diamantschicht
2 gebildet wird, entspricht. X wird dabei in Richtung der Normalebene zur Tangente
der äußeren Schneidkante gemessen. Dargestellt ist ebenso der Schneidwinkel β, der
durch die Neigung der durch die feinkristalline Diamantschicht gebildeten äußeren
Flanken des Schneidwerkzeugs gebildet wird.
[0059] In Figur 3 ist eine weitere Ausführungsform des Aufbaus des erfindungsgemäßen Schneidwerkzeugs
dargestellt. Dieses Schneidwerkzeug ist bezüglich der Schneidkante 5 asymmetrisch
ausgebildet. Hierbei ist ein Kern 1 vorgesehen, auf dem eine feinkristalline Diamantschicht
2 abgeschieden ist. Gemäß der hier speziell dargestellten Ausführungsform ist weiter
auf der feinkristallinen Diamantschicht 2 eine Haftvermittlerschicht 3 sowie eine
Gleitschicht 4 aufgebracht. Als Haftvermittlerschicht 3 kommen hierbei beispielsweise
aufgedampfte dünne Metallschichten z.B. aus Chrom, Platin, Wolfram, Titan oder Silizium
in Frage, während bevorzugte Gleitschichten 4 Polymerschichten, z.B. aus PTFE oder
Kohlenstoffschichten, darstellen. Die Darstellung ist dabei nicht maßstabsgetreu;
normalerweise ist die feinkristalline Diamantschicht dicker als die Haftvermittlerschicht.
Gemäß dieser Ausführungsform kann der Kern beispielsweise aus metallischen Materialien
oder Metalllegierungen bestehen, z.B. ist es möglich, dass als Kernmaterial ein Stahlmaterial,
ein keramisches Material oder Silizium zugrunde gelegt wird. Beispielsweise kommen
folgende Materialien für den Kern in Frage: Metalle, wie Titan, Nickel, Chrom, Niob,
Wolfram, Tantal, Molybdän, Vanadium, Platin, eisenhaltige Werkstoffe, wie Stahl und/oder
Germanium; kohlenstoff- und/oder stickstoff- oder bor-haltige Keramiken, wie Siliziumkarbid,
Siliziumnitrid, Bornitrid, Tantalkarbid, Wolframkarbid, Molybdänkarbid, Titannitride,
TiAlN, TiCN und/oder TiB
2, Glaskeramiken; Verbundwerkstoffe aus keramischen Werkstoffen in einer metallischen
Matrix (Cermets); Hartmetalle; gesinterte Carbidhartmetalle, wie z.B. Cobalt- oder
Nickel-gebundene Wolframcarbiden oder Titancarbiden; Silizium, Glas oder Saphir; sowie
ein- oder polykristalliner Diamant und/oder diamantartige Kohlenstoffschichten. Ebenso
ist es jedoch möglich, dass das Kernmaterial aus einkristallinem oder polykristallinem
Diamant besteht; weiter können hierfür diamantartige Kohlenstoffmaterialien verwendet
werden. In diesem Fall ist der prinzipielle Aufbau (mit Ausnahme der Metallschicht
3 und der Gleitschicht 4) daher komplett aus unterschiedlichem Diamant bzw. diamantartigen
Kohlenstoffmaterialien gebildet. In Fig. 3 ist ebenso der Schneidwinkel β dargestellt.
[0060] Figur 4 gibt eine Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wieder, die prinzipiell
den gleichen Aufbau wie in Figur 3 dargestellt, aufweist, allerdings weist das Schneidwerkzeug
eine symmetrische Ausbildung bezüglich der Schneidkante 5 auf. In Fig. 4 ist ebenso
der Schneidwinkel β dargestellt.
[0061] In Figur 5 ist eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemäßen Diamantklinge dargestellt,
die Einkerbungen in der Schneide aufweist. Der Kern-SchichtAufbau ist dabei aus Übersichtlichkeitsgründen
nicht dargestellt. Die Einkerbungen sind dabei durchgehend durch die Diamantklinge
ausgebildet und können beispielsweise, wie in Figur 5a dargestellt, in regelmäßigen
Abständen ausgebildet sein. Der hier dargestellte regelmäßige Abstand kann beispielsweise
weniger als 10 mm, z.B. 5 mm, betragen. Figur 5b zeigt eine weitere Variante der Klinge,
bei der die Einkerbung breiter ausgebildet ist, die Breite einer derartigen Einkerbung
kann beispielsweise zwischen 0,01 und 1 mm liegen.
[0062] Figur 6 zeigt die prinzipiellen Verfahrensschritte, die beim erfindungsgemäßen Verfahren
zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Schneidwerkzeugs durchlaufen werden. Im ersten
Schritt (Schritt a)) wird dabei ein Kernmaterial mit bereits vorgegebenem Schneidwinkel
der Flanken bereitgestellt. Auf den Flanken des Kernmaterials werden zumindest bereichsweise
Impfkristalle aus Diamant abgeschieden (dieser Schritt ist nicht dargestellt). Im
Schritt b) wird über ein aus dem Stand der Technik bekanntes Verfahren eine feinkristalline
Diamantschicht 2 abgeschieden, so dass der Schneidbereich, d.h. der Bereich nahe der
äußeren Schneidkante, vollständig mit der feinkristallinen Diamantschicht 2 bedeckt
ist. Im abschließenden Schritt c) erfolgt eine Schärfung, d.h. ein partielles Abtragen
der feinkristallinen Diamantschicht; dieser Schritt erfolgt mittels eines Plasma-
oder Ionenätzverfahrens.
[0063] In Figur 7 ist eine weitere Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Schneidwerkzeugs
dargestellt, wobei der Kern aus polykristallinen Materialien gebildet ist, während
hierauf die feinkristalline Diamantschicht 2 abgeschieden ist. Erkennbar ist, dass
die durchschnittlichen Größen der Kristallitdomänen des Kerns wesentlich größer sind
als die Kristalldomänen der feinkristallinen Diamantschicht. Beispielsweise können
als Kernmaterialien Hartmetalle, polykristalliner Diamant, polykristallines Silizium,
polykristalline keramische Materialien und/oder polykristalline Metalle zum Einsatz
kommen.
[0064] Figur 8 zeigt verschiedene Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Schneidwerkzeugs,
beispielsweise in Form eines Maschinenmessers a), eines Küchenmessers b) bzw. verschieden
ausgestalteter Klingen c) bzw. d). Ebenso sind Rasierklingen (siehe e)) möglich.
1. Schneidwerkzeug, umfassend
a) einen Kern, der zwei sich zu einer inneren Schneide verjüngende Flanken aufweist,
wobei die innere Schneide einen ersten Verrundungsradius r1 aufweist, sowie
b) eine zumindest im Bereich der inneren Schneide und zumindest teilweise auf den
Flanken des Kerns aufgebrachte feinkristalline Diamantschicht mit einer mittleren
Korngröße d50 ≤ 500 nm, die dem Verlauf der verjüngenden Flanken des Kerns folgend zu einer äußeren
Schneide zusammenläuft, wobei die feinkristalline Diamantschicht im Bereich der Flanken
eine Schichtdicke y und im Bereich der äußeren Schneide einen zweiten Verrundungsradius
r2 aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Verrundungsradius r2 kleiner ist als der erste Verrundungsradius r1.
2. Schneidwerkzeug nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) der erste Verrundungsradius r1 zwischen 4 nm und 20 µm, bevorzugt zwischen 0,1 und 5 µm, besonders bevorzugt zwischen
0,5 und 3 µm und/oder
b) der zweite Verrundungsradius r2 zwischen 3 und 100 nm, bevorzugt zwischen 15 und 70 nm, besonders bevorzugt zwischen
20 und 50 nm beträgt.
3. Schneidwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schichtdicke y der feinkristallinen Diamantschicht zwischen 1 und 500 µm, bevorzugt
zwischen 1 und 50 µm, besonders bevorzugt zwischen 2 und 10 µm beträgt.
4. Schneidwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die feinkristalline Diamantschicht zwischen innerer und äußerer Schneide eine Schichtdicke
x aufweist, wobei das Schichtdickenverhältnis y/x (Flanke/Schneide) der feinkristallinen
Diamantschicht 0,1 ≤ y/x ≤ 0,6, bevorzugt 0,12 ≤ y/x ≤ 0,5, besonders bevorzugt 0,13
≤ y/x ≤ 0,25 beträgt.
5. Schneidwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schneidwinkel ß zwischen 10° und 40°, bevorzugt zwischen 10° und 30°, besonders
bevorzugt zwischen 15° und 25° beträgt.
6. Schneidwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Material des Kerns ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Metallen, wie
Titan, Nickel, Chrom, Niob, Wolfram, Tantal, Molybdän, Vanadium, Platin, eisenhaltigen
Werkstoffen wie Stahl und/oder Germanium; aus kohlenstoff- und/oder stickstoff- oder
bor-haltigen Keramiken, wie Siliziumkarbid, Siliziumnitrid, Bornitrid, Tantalkarbid,
Wolframkarbid, Molybdänkarbid, Titannitride, TiAlN, TiCN und/oder TiB2, Glaskeramiken; Verbundwerkstoffen aus keramischen Werkstoffen in einer metallischen
Matrix (Cermets); Hartmetallen; gesinterten Carbidhartmetallen, wie z.B. Cobalt- oder
Nickel-gebundenen Wolframcarbiden oder Titancarbiden; Silizium, Glas oder Saphir;
sowie ein- oder polykristallinem Diamant und/oder diamantartigen Kohlenstoffschichten.
7. Schneidwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis r2/d50 des Verrundungsradius der Diamantschicht an der äußeren Schneidkante zur mittleren
Korngröße des feinkristallinen Diamants zwischen 0,03 und 20, bevorzugt zwischen 0,05
und 15, besonders bevorzugt zwischen 0,5 und 10 liegt.
8. Schneidwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der in Richtung der Dicke y der feinkristallinen Diamantschicht gemessene Gradient
der mittleren Korngröße des feinkristallinen Diamants < 300 %, bevorzugt < 100 %,
besonders bevorzugt < 50 % beträgt.
9. Schneidwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) zwischen dem Kern und der feinkristallinen Diamantschicht mindestens eine erste
Haftvermittlerschicht, bevorzugt aus Siliziumkarbid, Siliziumnitrid, Wolfram, Titan
oder Silizium und/oder
b) auf der feinkristallinen Diamantschicht mindestens eine zweite Haftvermittlerschicht,
bevorzugt aus Cr, Pt, Ti oder W, sowie darauf eine Gleitschicht, insbesondere eine
Polymerschicht, bevorzugt eine PTFE-Schicht, eine Kohlenstoffschicht, bevorzugt eine
Graphitschicht und/oder eine DLC-Schicht, aufgebracht ist.
10. Schneidwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Diamantschicht eine mittlere Oberflächenrauigkeit von RA < 5, bevorzugt < 2, besonders bevorzugt < 1 aufweist.
11. Schneidwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Schneidwerkzeug in regelmäßigen Abständen, bevorzugt in regelmäßigen Abständen
von weniger als 10 mm, Einkerbungen oder Durchtrennungen aufweist.
12. Schneidwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im Falle eines polykristallinen Kernmaterials der mittlere Korndurchmesser d50 der feinkristallinen Diamantschicht kleiner ist als der durchschnittliche Korndurchmesser
d50 des polykristallinen Kernmaterials.
13. Schneidwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kristallite der feinkristallinen Diamantschicht vornehmlich eine <100>-, <110>-
oder <111>-Textur aufweisen.
14. Verfahren zur Herstellung eines Schneidwerkzeugs nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
bei dem
a) ein Kern mit zwei sich zu einer inneren Schneide verjüngenden Flanken bereitgestellt
wird,
b) zumindest auf Teilen der Flanken des Kerns sowie der inneren Schneide feinkristalline
Diamantimpfkristalle abgeschieden werden,
c) eine feinkristalline Diamantschicht an den Stellen, an denen die Impfkristalle
aufgebracht sind, mittels eines CVD-Prozesses aufgewachsen wird, wobei sich eine durchgängige
feinkristalline Diamantschicht mit einer äußeren Schneide ausbildet, sowie
d) die feinkristalline Diamantschicht im Bereich der äußeren Schneide mittels eines
Plasma-oder Ionenätzverfahrens geschärft und gegebenenfalls geglättet wird.
15. Verwendung eines Schneidwerkzeugs nach einem der Ansprüche 1 bis 13 als Klinge, Messerklinge,
Rasierklinge, Rasiersystem, Skalpell, Messer, Maschinenmesser, Schere oder als Maschinenschere.