[0001] Die Erfindung betrifft ein Kraftwerk mit wenigstens einem mit fossilen Brennstoffen
befeuerten Dampferzeuger mit einer mehrstufigen, nassen Rauchgasreinigung. Die Erfindung
betrifft weiterhin ein Verfahren zum Betreiben eines Kraftwerks mit wenigstens einem
mit fossilen Brennstoffen befeuerten Dampferzeuger.
[0002] Bei konventionellen, mit fossilen Brennstoffen befeuerten Kraftwerken ist es zum
wirkungsvollen Betreiben des Dampferzeugungsprozesses bekannt, als wirkungsgradsteigernde
Maßnahme Wärmeverschiebesysteme vorzusehen, mit welchen beispielsweise eine Nutzung
des Wärmeinhalts von Rauchgasen beim Dampferzeugungsprozess möglich ist. Bei Kraftwerken,
die beispielsweise mit Trockenbraunkohle befeuert werden, ist es bekannt, die bei
der Trocknung der Kohle anfallenden energiereichen Brüden/Schwaden zur Einkopplung
von Wärme in den Dampferzeugungsprozess zu nutzen. Bei manchen Kraftwerksverschaltungen
/ Prozessverschaltungen ist allerdings auch vorgesehen, innerhalb des Kraftwerksprozesses
Prozesswärme zu verschieben. Eine solche Wärmeverschiebung geht unter Umständen zu
Lasten der für die Stromerzeugung zur Verfügung stehenden Vermischdampfmenge.
[0003] Beispielsweise ist es bekannt, die Rauchgastemperatur nach einer Rausgaswäsche für
eine Rauchgasentstickung wieder anzuheben, um die gewünschte Abscheidungsrate in der
Stickstoff-Reinigungsstufe (DeNO
x) zu erzielen. Dies ist energetisch allerdings nicht günstig.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Kraftwerk mit wenigstens einem
mit fossiler Energie befeuerten Dampferzeuger bereitzustellen, welches hinsichtlich
seines Gesamtwirkungsgrads im Hinblick auf die zuvor beschriebene Problematik verbessert
ist.
[0005] Der Erfindung liegt weiterhin die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Betreibung
eines solchen Kraftwerks bereitzustellen, welches ebenfalls in dieser Hinsicht verbessert
ist.
[0006] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Kraftwerk mit wenigstens einem mit fossilen Brennstoffen
befeuerten Dampferzeuger, mit einer mehrstufigen nassen Rauchgasreinigung sowie mit
wenigstens einem Wasser-/Dampfkreislauf und wenigstens einer Dampfturbine, die wenigstens
einen ersten Generator zwecks Erzeugung elektrischer Energie treibt, sowie mit wenigstens
einer Verbrennungskraftmaschine, die thermisch mit dem Dampferzeugungsprozess gekoppelt
ist.
[0007] Ein wesentlicher Gesichtspunkt der Erfindung ist es, einen konventionellen Kraftwerksprozess
mit wenigstens einer Verbrennungskraftmaschine zumindest thermisch so zu koppeln,
dass die hierbei in den Dampferzeugungsprozess eingekoppelte Wärme effektiv nutzbar
ist.
[0008] Bei einer bevorzugten Variante des Kraftwerks gemäß der Erfindung ist vorgesehen,
dass die Verbrennungskraftmaschine abgasseitig unmittelbar an einen Rauchgaskanal
des Dampferzeugers angeschlossen ist. Auf diese Art und Weise wird der Rauchgasmassenstrom
um die Masse des Abgases der Verbrennungskraftmaschine erhöht. Dadurch wird nicht
nur eine Anhebung der Temperatur des Rauchgasstromes bewirkt, vielmehr wird auch das
Wärmepotential des Rauchgasmassenstroms erhöht.
[0009] Alternativ kann vorgesehen sein, dass die Verbrennungskraftmaschine abgasseitig über
wenigstens einen Abhitzekessel mit dem Dampferzeugungsprozess gekoppelt ist. Der Abhitzekessel
kann beispielsweise über einen geschlossenen Wärmetauscherkreislauf mit der Rauchgasführung
des Dampferzeugers gekoppelt sein.
[0010] Zusätzlich kann vorgesehen sein, die Verbrennungskraftmaschine thermisch mit der
Kesselspeisewasserzufuhr des Dampferzeugers zu koppeln, beispielsweise kann in diesem
Fall vorgesehen sein, zusätzlich zu der Abgaswärme auch die von der Verbrennungskraftmaschine
abgegebene Niedertemperaturwärme zu nutzen. Beispielsweise kann die Niedertemperaturabwärme
eines oder mehrerer Gasmotoren zur Kondensatvorwärmung innerhalb des Wasser-Dampfkreislaufs
genutzt werden.
[0011] Zweckmäßigerweise ist als Verbrennungskraftmaschine ein Gasmotor vorgesehen. Der
Gasmotor kann beispielsweise mit Erdgas, Biogas oder auch Hüttengas aus einem Hüttengasnetz
betrieben werden.
[0012] Auch wenn vorstehend und im Folgenden von einem Gasmotor die Rede ist, ist die Erfindung
selbstverständlich so zu verstehen, dass mehrere Gasmotoren in diesem Sinne in ein
konventionelles Kraftwerk integriert sein können und mit diesem thermisch gekoppelt
sein können.
[0013] Beispielsweise kann die Abgaswärme einer Verbrennungskraftmaschine, beispielsweise
in Form eines Gasmotors, zwischen einer Rauchgasentschwefelung und einer nachgeschalteten
Rauchgasentstickung in das Rauchgas eingekoppelt werden. Auf diese Art und Weise lässt
sich energetisch besonders günstig die Abgaswärme des Gasmotors zur Anhebung der Rauchgastemperatur
nutzen. Hierdurch wird besonders einfach das Rauchgas auf die benötigte Reaktionstemperatur
angehoben, die in einer Rauchgasentstickung, beispielsweise zur Durchführung einer
selektiven katalytischen Reduktion der im Rauchgas enthaltenen Stickoxide erforderlich
ist.
[0014] Die Verbrennungskraftmaschine kann mechanisch mit dem ersten oder wenigstens einem
weiteren Generator gekoppelt sein. Die von der Verbrennungskraftmaschine geleistete
mechanische Arbeit wird auf diese Art und Weise zur Stromerzeugung genutzt, wobei
dies zur Erhöhung des Gesamtwirkungsgrades des Kraftwerks sowie zur Erhöhung dessen
Flexibilität und zur Reduktion der spezifischen CO
2-Bilanz beiträgt. In einer solchen Verschaltung kann beispielsweise ein Großgasmotor
einen Gesamtwirkungsgrad von 51 bis 55 % erreichen.
[0015] Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird weiterhin gelöst durch ein Verfahren
zum Betreiben eines Kraftwerks mit einem mit fossilen Brennstoffen befeuerten Dampferzeuger,
mit einer mehrstufigen nassen Rauchgasreinigung sowie mit wenigstens einem Wasser-/Dampfkreislauf
und wenigstens einer Dampfturbine, die wenigstens einen Generator zwecks Erzeugung
elektrischer Energie treibt, wobei das Verfahren die Verwendung wenigstens einer Verbrennungskraftmaschine
vorsieht, wobei die von der Verbrennungskraftmaschine erzeugte Abwärme in den Dampferzeugungsprozess
eingekoppelt wird.
[0016] Bei einer zweckmäßigen und vorteilhaften Variante des Verfahrens gemäß der Erfindung
ist vorgesehen, dass das Abgas der Verbrennungskraftmaschine in den Rauchgasstrom
des Dampferzeugers eingespeist wird, wodurch dessen Temperatur angehoben wird und
in Folge der Erhöhung des Massenstroms dessen Wärmepotential angehoben wird.
[0017] Das Verfahren kann unter Verwendung wenigstens eines Gasmotors durchgeführt werden,
wobei bei einer Variante des Verfahrens zusätzlich die Niedertemperaturabwärme des
Gasmotors zur Kesselspeisewasservorwärmung genutzt wird und in das Kesselspeisewasser
eingekoppelt wird. Unter Niedertemperaturabwärme im Sinne der vorliegenden Erfindung
ist die thermische Abwärme der Verbrennungskraftmaschine zu verstehen, die nicht über
das Abgas abgeführt wird.
[0018] Beispielsweise kann die Niedertemperaturabwärme wenigstens eines Gasmotors zur Kondensatvorwärmung
genutzt werden. Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass die Abgaswärme
eines Gasmotors in den Rauchgasstrom des Dampferzeugers eingekoppelt wird.
[0019] Bei einem Kraftwerk und einem Verfahren gemäß der Erfindung kann vorgesehen sein,
dass mehrere Verbrennungskraftmaschinen an verschiedenen Stellen eines konventionellen
Kraftwerks, beispielsweise eines Braunkohlenkraftwerks oder eines Steinkohlenkraftwerks,
thermisch und elektrisch mit dem Dampferzeugungsprozess gekoppelt sind. So kann beispielsweise
eine Kesselspeisewasservorwärmung mit der Niedertemperaturabwärme eines Gasmotors
sowie zusätzlich die Einkopplung der Abgaswärme eines Gasmotors in den Rauchgasstrom
des Dampferzeugers vorgesehen sein.
[0020] Bei einer zweckmäßigen Variante des Verfahrens ist vorgesehen, dass das Abgas der
Verbrennungskraftmaschine hinter einer Rauchgasentschwefelung in den Rauchgasstrom
des Dampferzeugers eingespeist wird. Beispielsweise kann vorgesehen sein, das Abgas
der Verbrennungskraftmaschine hinter einer Rauchgasentschwefelung und vor einer Rauchgasentstickung
in den Rauchgasstrom des Dampferzeugers einzuspeisen. Dies ist insoweit günstig, als
dass die Rauchgastemperatur bei der üblicherweise nass betriebenen Rauchgasentschwefelung
naturgemäß abgesenkt wird, wobei die Absenkung der Rauchgastemperatur unter Umständen
unter ein Temperaturniveau erfolgen kann, welches unterhalb der für die Rauchgasentstickung
benötigten Reaktionstemperatur angesiedelt ist.
[0021] Die Einspeisung des Abgases der Verbrennungskraftmaschine bzw. des Gasmotors in den
Rauchgasstrom des Dampferzeugers kann beispielsweise in Strömungsrichtung vor einer
dampfbetriebenen Gasvorwärmung erfolgen. In Abhängigkeit der Leistung der Verbrennungskraftmaschine
kann eine solche dampfbetriebene Gasvorwärmung in mehr oder weniger großem Umfang
betrieben werden.
[0022] Da durch die Einleitung des Abgasmassenstroms der Verbrennungskraftmaschine in den
Rauchgasstrom des Dampferzeugers insgesamt der Volumenstrom an Rauchgas/Abgas erhöht
wird und sich damit das Wärmepotential des Rauchgasstroms gleichfalls erhöht, kann
der Abgasstrom der Verbrennungskraftmaschine oder mehrerer Verbrennungskraftmaschinen
auch an anderer Stelle der Rauchgasführung in den Rauchgasstrom eingespeist werden.
[0023] Die Verbrennungskraftmaschine, vorzugsweise in Form eines Gasmotors, kann sowohl
mit Erdgas als auch mit Sondergas wie beispielsweise Biogas (Methan), Hüttengas oder
dergleichen betrieben werden.
[0024] Bei einer besonders zweckmäßigen Variante des Verfahrens gemäß der Erfindung kann
vorgesehen sein, dass die Niedertemperaturabwärme eines Gasmotors oder einer anderen
Verbrennungskraftmaschine in den Wasser-/ Dampfkreislauf des Dampferzeugers in das
Kondensat in Strömungsrichtung hinter einer Kondensatpumpe eingekoppelt wird.
[0025] Ein Gasmotor kann beispielsweise mit einer Leistung in der Größenordnung von 10 bis
30 MW mit Erdgas betrieben werden.
[0026] Ein verhältnismäßig stark vereinfachtes Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung wird
nachstehend mit Bezug auf die beigefügte Figur erläutert. In der Figur ist ein Teil
des Rauchgaspfades 1 eines Dampferzeugers dargestellt, wobei mit 2 eine Rauchgasentschwefelungsanlage
bezeichnet ist, der im Rauchgaspfad 1 ein Rauchgaswärmetauscher 3, eine dampfbetriebene
Gasvorwärmung 4 und eine Rauchgasentstickungsanlage 5 nachgeschaltet sind. Das Rauchgas
verlässt die Rauchgasentschwefelungsanlage 2 beispielsweise mit einer Temperatur von
82°C und wird in dem nachgeschalteten Rauchgaswärmetauscher 3 auf eine Temperatur
von 264°C angehoben. Hinter dem Rauchgaswärmetauscher 3 kann eine Abgaseinspeisung
6 von einem Gasmotor vorgesehen sein. Der Gasmotor kann beispielsweise heißes Abgas
mit einer Temperatur von etwa 320°C in den Rauchgaspfad 1 einspeisen, sodass sich
eine Mischtemperatur von etwa 270°C vor einer dampfbetriebenen Gasvorwärmung 4 einstellt.
In der dampfbetriebenen Gasvorwärmung 4 wird die Rauchgastemperatur nochmals auf etwa
285°C angehoben. Innerhalb der Rauchgasentstickungsanlage 5 erfolgt die katalytische
Reduktion der Stickoxide, das aus der Rauchgasentstickungsanlage 5 austretende Rauchgas
wird sodann über den Rauchwärmetauscher 3 zu einem Kamin 7 geführt.
[0027] Die Temperaturangaben sollen für die Erfindung nicht beschränkend sein. Auch die
in der Darstellung angegebenen Massenströme sind nur beispielhaft.
[0028] Alternativ zu der Abgaseinspeisung 6 hinter dem Rauchgaswärmertauscher 3 kann beispielsweise
auch eine Abgaseinspeisung 6 hinter der Rauchgasentstickungsanlage 5 und vor dem Rauchgaswärmetauscher
3 erfolgen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Wärmepotential des
Rauchgasvolumenstroms insgesamt erhöht wird, unkritisch.
Bezugszeichenliste
[0029]
- 1
- Rauchgaspfad
- 2
- Rauchgasentschwefelungsanlage
- 3
- Rauchgaswärmetauscher
- 4
- dampfbetriebene Gasvorwärmung
- 5
- Rauchgasentstickungsanlage
- 6
- Abgaseinspeisung
- 7
- Kamin
1. Kraftwerk mit wenigstens einem mit fossilen Brennstoffen befeuerten Dampferzeuger,
mit einer mehrstufigen, nassen Rauchgasreinigung, sowie mit wenigstens einem Wasser-/Dampfkreislauf
und wenigstens einer Dampfturbine, die wenigstens einen ersten Generator zwecks Erzeugung
elektrischer Energie treibt, sowie mit wenigstens einer Verbrennungskraftmaschine,
die thermisch mit dem Dampferzeugungsprozess gekoppelt ist.
2. Kraftwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbrennungskraftmaschine abgasseitig unmittelbar an einen Rauchgaskanal des
Dampferzeugers angeschlossen ist.
3. Kraftwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbrennungskraftmaschine abgasseitig über wenigstens einen Abhitzekessel mit
dem Dampferzeugungsprozess gekoppelt ist.
4. Kraftwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbrennungskraftmaschine thermisch mit der Kesselspeisewasserzufuhr des Dampferzeugers
gekoppelt ist.
5. Kraftwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass als Verbrennungskraftmaschine ein Gasmotor vorgesehen ist.
6. Kraftwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbrennungskraftmaschine mechanisch mit dem ersten oder wenigstens einem weiteren
Generator gekoppelt ist.
7. Verfahren zum Betreiben eines Kraftwerks mit einem mit fossilen Brennstoffen befeuerten
Dampferzeuger mit einer mehrstufigen nassen Rauchgasreinigung sowie mit wenigstens
einem Wasser-/Dampfkreislauf und wenigstens einer Dampfturbine, die wenigstens einen
ersten Generator zwecks Erzeugung elektrischer Energie treibt, unter Verwendung wenigstens
einer Verbrennungskraftmaschine, wobei die von der Verbrennungskraftmaschine erzeugte
Abwärme in den Dampferzeugungsprozess eingekoppelt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7 unter Verwendung wenigstens eines Gasmotors als Verbrennungskraftmaschine.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Abgas der Verbrennungskraftmaschine unmittelbar in den Rauchgasstrom des Dampferzeugers
einspeist wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Niedertemperaturabwärme und/oder Abgasabwärme einer Verbrennungskraftmaschine
zur Kesselspeisewasservorwärmung genutzt wird und in das Kesselspeisewasser eingekoppelt
wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Niedertemperaturabwärme einer Verbrennungskraftmaschine zur Kondensatvorwärmung
genutzt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Abgas der Verbrennungskraftmaschine hinter einer Rauchgasentschwefelung in den
Rauchgasstrom des Dampferzeugers eingespeist wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Abgas der Verbrennungskraftmaschine hinter einer Rauchgasentschwefelung und vor
einer Rauchgasentstickung in den Rauchgasstrom des Dampferzeugers eingespeist wird.