[0001] Die Erfindung betrifft ein Geschoss für Übungspatronen, die beim Auftreffen insbesondere
auf Schutzwesten eine begrenzte Durchschlagskraft erzielen sollen. Insbesondere betrifft
die Erfindung ein Geschoss bzw. Patrone für Selbstlader.
[0002] Ein Selbstlader ist eine Schusswaffe, bei der ein Teil der beim Schuss frei werdende
Energie dazu genutzt wird, die Waffe erneut schussfertig zu machen. Der Selbstlader
öffnet den Verschluss automatisch, d.h. ohne Eingriff des Schützen. Dieser entfernt
die leere Patronenhülse aus der Waffe, führt eine neue Patrone der Waffe zu, spannt
den Zündmechanismus und schließt den Verschluss wieder.
[0003] Selbstladewaffen können so ausgelegt sein, dass nach jedem Schuss erneut der Abzug
betätigt werden muss. Im Sprachgebrauch hat sich hierfür der Begriff Halbautomat durchgesetzt.
Selbstladewaffen, welche Feuerstösse oder Dauerfeuer (die Waffe schießt nach einmaligem
Betätigen des Abzugs, bis der Abzug losgelassen wird oder der Munitionsvorrat erschöpft
ist) schießen können, werden als Automat oder Vollautomat bezeichnet.
[0004] Damit eine Gefährdung des Schützen ausgeschlossen ist, darf das Öffnen des Verschlusses
erst dann erfolgen, wenn der Gasdruck im Lauf stark gesunken ist. Dies ist kurz nach
dem Austritt des Geschosses aus der Laufmündung der Fall. Andererseits muss noch ausreichend
Energie für den Antrieb des Mechanismus zur Verfügung stehen. Die Verschlusssteuerung
in Abhängigkeit von der verwendeten Munition bildet also ein zentrales, konstruktives
Problem für den Bau von Selbstladern.
[0005] Armeen und Sicherheitsdienste, zum Beispiel die deutsche Bundeswehr oder Polizei,
verwenden für automatische Waffen häufig Patronen mit einem Kaliber von 9mm. Eine
solche Patrone besteht aus dem Geschoss, der Hülse, dem Treibladungspulver und dem
Zündhütchen. Das Geschoss ist dabei das von der Waffe abgeschossene Objekt. Das Gewicht
des Geschosses einer solchen, von den Armeen üblicherweise verwendeten Patrone mit
einem Kaliber von 9 mm beträgt 8g. Es fliegt mit einer Geschwindigkeit von 340 bis
350 m/s. Es handelt sich um ein sogenanntes Überschallgeschoss, dass beim Verlassen
der Mündung eine Schockwelle erzeugt, die als Geschossknall deutlich hörbar ist.
[0006] Übungspatronen werden beispielsweise von Sicherheitsbehörden vieler Staaten eingesetzt,
um das Risiko von Durchschüssen und Querschlägern zu verringern und eine Schutzweste
tragende Person nicht zu verletzen. Aus der Druckschrift
DE 10 2009 001 454 A1 ist solch eine Übungspatrone bekannt, die einen im Ogivenbereich des Geschosses angeordneten
Hohlraum aufweist. Bei Mehrfachbeschuss oder Schusswesten bestimmter Güte kann es
in Einzelfällen zum Durchschlagen der Schutzweste kommen. Versuche haben gezeigt,
dass mit einer weiteren Verringerung der Wandstärke der Ogive diese nicht mehr fest
genug ist, um ein sicheres Zuführen der Patrone zu gewährleisten. Als Ogive bezeichnet
man im Längsschnitt ähnlich geformten Profile von Spitzen ballistischer Langgeschosse,
welche bei ihrer Fortbewegung einen möglichst geringen Luftwiderstand aufweisen sollen.
Eine Ogive ist ein stromlinienförmiger Rotationskörper, der vorne zugespitzt oder
abgerundet sein kann.
[0007] Ein Ansatz zur Verringerung der Durchschlagfähigkeit ist die Reduzierung des Gewichts
eines Geschosses. Dies führt aber zu einer Steigerung der Geschwindigkeit des Geschosses.
So erreicht ein 6 Gramm schweres Geschoss mit einem Kaliber von 9 mm eine Mündungsgeschwindigkeiten
von ca. 420m/sek.
[0008] Ausgehend von einem üblicherweise vorgesehenen Gewichts eines Geschosses wie zum
Beispiel 8 g bei einem Patronenkaliber von 9 mm ist eine Erhöhung des Gewichts grundsätzlich
unproblematisch. Eine Reduzierung des üblichen Gewichts ist jedoch regelmäßig dann
problematisch, wenn die Patrone bzw. das Geschoss in Selbstladern, so zum Beispiel
in einer automatischen Waffe eingesetzt werden soll. Dann droht nämlich, dass der
Verschluss nicht mehr ordnungsgemäß nach hinten transportiert wird und ein Selbstlader
nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert. Dies kann durch eine angepasste Innenballistik
kompensiert werden, bei der anfänglich ein höherer Innendruck durch ein offensiveres
Pulver erzeugt wird.
[0009] Ein Geschoss besteht üblicherweise vollständig oder zumindest überwiegend aus Messing
(also einer Mischung aus Kupfer und Zink) und zwar in der Regel aus Tombak. Tombak
werden die Messingsorten genannt, bei denen der Anteil an Kupfer wenigstens 80 Gew.-%
beträgt. Das spezifische Gewicht von Kupfer liegt bei 8,9 g/ccm. Das spezifische Gewicht
von Zinn liegt bei 7,2 g/ccm. Das spezifische Gewicht von Messing beträgt wenigstens
8,3 g/ccm und das spezifische Gewicht von Tombak liegt bei 8,6 g/ccm. Die genannten
spezifischen Gewichte von Messing bzw. Tombak sind gewünscht, um ein gewünschtes Mindestgewicht
eines Geschosses zu erreichen, welches in einem Selbstlader eingesetzt werden soll.
[0010] Der Mantel eines Vollgeschosses für Selbstlader besteht aber nicht lediglich aus
Gewichtsgründen aus einem festeren Werkstoff wie Tombak. Ein festeres Material wie
Tombak vermag nämlich auch die sogenannten Leistenkräfte abzustützen, wie in der
DE 2031 771 7 U1 beschrieben wird. Aus dieser Druckschrift ist auch bekannt, dass ein Mantel eines
Vollgeschosses aus einem Weicheisen bestehen kann. Allerdings bestehe bei kohlenstoffarmen
Weicheisen die Gefahr der Reibschweißung, die die Geschoss-Lauf-Reibpaarung zu größeren
Reibung hin verschlechtern würde. Bei hoher Geschossgeschwindigkeit kann der Lauf
durch Auftragsschweißung bis zur Unbrauchbarkeit zerstört werden.
[0011] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein verbessertes Geschoss für
Übungspatronen der eingangs genannten Art bereitzustellen.
[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Geschoss mit den Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0013] Das erfindungsgemäße metallische Geschoss für Übungspatronen umfasst zunächst einen
hinteren zylindrischen Bereich, der insbesondere massiv ausgestaltet ist (mit Ausnahme
der unten beschriebenen Ausnehmung im Boden) und eine vordere bogenförmige Ogive des
Geschosses, wobei in der Ogive ein von einer Ogivenwand umfasster Hohlraum angeordnet
ist. Erfindungsgemäß ist als Besonderheit vorgesehen, dass der vordere Bereich der
Ogive eine geringere Härte als der Rest des Geschosses aufweist und/oder der Hohlraum
Sollbruchstellen aufweist. Bei entsprechender Auslegung der Munition, also des Kalibers,
der Treibladung und des Geschosses sowie unter Berücksichtigung der verwendeten Waffe,
kann durch beide Maßnahmen - einzeln oder häufiger kumulativ - eine sichere Operation
der Waffe bei reduziertem Vermögen des Geschosses zur Durchschlagung einer Schutzweste,
erzielt werden. Bei Munition 9 mm para wurde festgestellt, dass ein derartiges Geschoss
überraschend gut die hohen Anforderungen der Norm "Technische Richtlinie (TR) Patrone
9 mm x 19, schadstoffreduziert", insbesondere Stand: September 2009 erfüllen kann.
Diese betrifft Polizeimunition im Kaliber 9mm.
[0014] Außerdem weist die Ogivenwand im Bereich des Hohlraums wenigstens eine Sollbruchstelle
auf. Diese Sollbruchstelle kann z. B. als umlaufende Kante an der Wand des Hohlraums
realisiert werden. Eine Kante ist ein scharfer Übergang der Materialstärke, die geeignet
ist, an dieser Stelle eine Materialversagen bei Belastung einzuleiten. Dies kann auch
durch Kerben, also eine definierte Ausnehmung oder Vertiefung in der Wand, erfolgen.
Diese Sollbruchstellen dienen als vorbestimmte Zonen in denen Materialversagen eingeleitet
bzw. begünstigt wird. Auch gerundete Kerben oder Kanten können eine Sollbruchstelle
im Sinn der Erfindung bilden, da in diesem Bereich eine geringere Wandstärke vorliegt.
Dabei muss das Versagen nicht zwingend als Riss von der Kante oder Kerbe ausgehen,
vielmehr erleichtert die Kerbe vorliegend eine Faltung des Materials, wobei der Riss
in der Außenhaut der Ogive entstehen kann. Der Spitzenbereich des Geschosses kann
sich dadurch beim Auftreffen am Ziel pilzförmig deformieren und somit eine weitere
Verformung des Geschosses einleiten. Je früher beim Auftreffen auf einen Widerstand
eine anfängliche Verformung einsetzt, umso schneller verformt in gewünschter Weise
die gesamte Ogive, so dass ein Durchschlag des Geschosses durch eine Schutzweste wie
sie beispielsweise die Polizei benutzt, verhindert wird.
[0015] Beim Auftreffen eines derartigen Geschosses auf eine Schutzweste oder auf sonstige
Gegenstände mit ausreichend Widerstand, wird ein Teil der kinetischen Energie in Verformungsenergie
umgewandelt. Das Geschoss wird verformt und der Geschossquerschnitt erhöht sich, wodurch
die spezifische Energie des auftreffenden Geschosses derart verringert wird, dass
ein Durchschlag des Geschosses z.B. durch eine Schutzweste nicht erfolgen kann.
[0016] Vorzugsweise ist die Kerbe/Kante oder eine Vielzahl voneinander beabstandeter Kerben/Kanten
ringartig um den Umfang des Hohlraums herum geführt. Dies erleichtert ein symmetrisches
und definiertes Aufpilzen, wobei die Anzahl, Geometrie und die Anordnung im Hohlraum
vom Fachmann experimentell je nach Anforderung ermittelt werden kann. Es haben sich
bei Geschossen 9 mm para drei gleichmäßig im Hohlraum verteilte Ringkerben bzw. -kanten
als zielführend erwiesen.
[0017] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist die Wand des Hohlraums an
der Spitze des Geschosses die geringste Wanddicke auf. Die geringe Wanddicke an der
Spitze ermöglicht es, dass sich das Geschoss beim Auftreffen sehr früh und schnell
ausreichend verformen kann. Da die Spitze den ersten Kontakt mit dem Ziel bildet,
ist sie ausschlaggebend für die gesamte Verformung des Geschosses, je schneller diese
kolabiert um so schneller vergrößert sich die projezierende Kopffläche des Geschoss,
somit führt eine große Verformung beim Auftreffen des Geschosses auch gleichzeitig
zu einem vergrößerten Geschossquerschnitt. Dieser vermag mehr Energie abzugeben, wodurch
der Querschnitt weiter ansteigt, was eine Penetration bzw. ein Durchfädeln durch die
Fasern vom Geschoss in der Weste verhindert. Auf diese Weise wird verbessert sichergestellt,
dass kein Durchschlag des Geschosses durch eine Schutzweste erfolgt. Dabei ist auch
die vorzugsweise Abplattung der Geschossspitze hilfreich.
[0018] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform weist der vordere Bereich des Geschosses
eine geringere Härte als der Rest des Geschosses auf. Insbesondere ist an der Ogive
ein vorderer Spitzenbereich vorgesehen, in dem die Ogivenwand eine geringere Härte
als der zylindrische Bereich und vorzugsweise als der Rest der Ogive aufweist. Wenn
die geringere Härte beispielsweise durch eine insbesondere nach dem Pressen durchgeführte
lokale Wärmebehandlung des Spitzenbereichs, z. B. mittels induktiver Erwärmung, hergestellt
wird, kann das Geschoss einstückig, d. h. aus einem einzigen Werkstoff, z. B. einer
Kupferlegierung, wie Tombak, insbesondere MS95, CuZn5 oder einer anderen Kupfer Knetlegierung
mit gleichwertigen technologischen Eigenschaften wie Tombak oder aus einem Weicheisenwerkstoff
z.B.C4C; vormals QSt 32-3, hergestellt werden. Es ist also lediglich ein Pressvorgang
und gegebenenfalls eine lokale Wärmebehandlung nötig, um so bestimmte Härteeigenschaften
an bestimmten Bereichen des Geschosses zu erzielen. Die im Vergleich zum zylindrischen
Kernbereich geringere Härte der Spitze des Geschosses ermöglicht es, dass die Spitze
ausreichend verformt werden kann. Dies führt insbesondere mit den vorgenannten Merkmalen
der Erfindung zu einer weiter reduzierten Durchschlagskraft, die gleichermaßen einen
Durchschlag durch Schutzwesten verhindert. Die lokale Wärmebehandlung ist hier besonders
wichtig, da nach dem Pressen die besonders stark umgeformte Ogive verfestigt ist,
also den härtesten Bereich des Geschosses bilden würde. Auch wäre es nicht möglich,
dem gesamten Geschoss die Härte zu nehmen, da der zylindrische Bereich und der hintere
Bereich der Ogive ausreichend fest sein müssen, damit eine reproduzierbare Innenballistik,
keine Ablösungen von Metallteilen und die Zuführfunktionen der Waffe gewährleistet
sind.
[0019] Um ein verbessertes reproduzierbares innen- und außen ballistisches Verhalten des
Geschosses zu erzielen, weist in einer Ausführungsform der Erfindung der Boden des
Geschosses eine Ausnehmung in dem meist massiven zylindrischen Bereich auf, die insbesondere
kegelförmig oder kegelstumpfartig ist und/oder zum zylindrischen Bereich hin abgeflacht
ist. Die Vertiefung sorgt für eine Vergrößerung des Pulverraumvolumens der Patrone.
Fertigungsbedingte Schwankungen der Pulvermenge, je nach Qualität des jeweiligen zu
verarbeitenden TLP Los, können vereinzelt Gasdruckspitzen entstehen, die sich negativ
auf das innenballistische Verhalten der Patrone auswirken können. Durch die Kalotte
bzw. Ausnehmung im Geschossheck und die dadurch bedingte Vergrößerung des Pulverraums
können diese Schwankungen durch das damit geschaffene, insgesamt größere Pulverraumvolumen
besser ausgeglichen werden, was zu einem verbesserten Innenballistischen Verhalten
der Patrone mit diesem Geschoss führt. Insbesondere bei Patronen 9 mm para ist das
Volumenverhältnis von Füllraum zu vom Pulver eingenommenen Raum besonders klein, d.
h. bereits kleine Schwankungen in Füllmenge oder chargenabhängiger Abbrandgeschwindigkeit
des Pulvers führen zu unterschiedlichen Drücken und somit Geschossgeschwindigkeiten,
die wiederum Einfluss auf die Geschossdeformation und Durchschlagfähigkeit des Geschosses
haben.
[0020] In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung weist das Geschoss einen einstückigen
Aufbau, insbesondere aus einem nicht-toxischen Material wie einer Kupferlegierung,
auf. Dieser Aufbau ermöglicht eine wirtschaftliche Herstellung der Geschosse aus einem
einzigen Material in einem oder mehreren Pressschritten, z. B. aus einem Kupfer- oder
Weicheisendraht. Durch den Wegfall eines Mantels für das Geschoss, können Bauteile
und damit Herstellungsschritte reduziert werden. Ferner ist die Entsorgung günstiger,
da kein Stoffe getrennt werden müssen. Schließlich wird die Entstehung von umweltschädlichem
Bleistaub durch Geschosse auf dem Schießstand gänzlich verhindert.
[0021] Die anspruchsgemäß beanspruchten Abmessungen und Materialien eines Geschosses führen
überraschend zur Einhaltung der Norm "Technische Richtlinie (TR) Patrone 9 mm x 19,
schadstoffreduziert", insbesondere Stand: September 2009
[0022] Vorzugsweise ist das Geschoss vollständig oder zumindest im Wesentlichen aus einem
Material z. B. Weicheisen, welches ein spezifisches Gewicht von weniger als 8 g/ccm
aufweist. Es handelt sich um ein besonders preiswertes, gut zu verarbeitendes nicht-toxisches
Material
[0023] Vorzugsweise ist dabei eine äußere aus Kupfer und/ oder Zinn bestehende Beschichtung
aufgebracht. Dies verhindert, insbesondere bei kohlenstoffarmen Weicheisen die Gefahr
der Reibschweißung, die die Geschoss-Lauf-Reibpaarung zu größeren Reibung hin verschlechtern
würde. Die Beschichtung wird vorzugsweise elektrolytisch, insbesondere in der Reihenfolge
Kupfer-Zinn, aufgebracht. Die Beschichtungsdicke beträgt insgesamt vorzugsweise 0,03
0,05 mm .
[0024] Weitere Vorteile ergeben sich aus der folgenden Beschreibung und der beigefügten
Zeichnung. Ebenso können die vorstehend genannten und noch weiter ausgeführten Merkmale
erfindungsgemäß jeweils einzeln oder in beliebigen Kombinationen miteinander verwendet
werden. Die erwähnten Ausführungsbeispiele sind nicht abschließend zu verstehen und
haben beispielhaften Charakter.
[0025] Das in der Figur 1 in vergrößertem Maßstab dargestellte Geschoss 1 für Übungspatronen
9 mm para. teilt sich auf in eine Ogive 2 mit einem vorderen Spitzenbereich 21 und
einen hinteren zylindrischen Bereich 3. Die Ogive 2 verläuft bogenförmig in Richtung
Spitze 5 des Geschosses, wobei der vorderste Spitzenbereich in diesem Beispiel in
Schussrichtung nicht abgeflacht ist. Ein abgeflachter Spitzenbereich 10 sorgt einerseits
für ein präzises ballistisches Flugverhalten und andererseits bei der Einleitung einer
ausreichenden Verformung des Spitzenbereiches 21 beim Auftreffen auf ein Ziel hilfreich
sein.
[0026] In der Ogive 2 befindet sich der Hohlraum 9, der von der Ogivenwand 8 umfasst wird.
An der Ogivenwand 8 des Hohlraums 9 sind Sollbruchstellen 81, 82, 83 in Form von Kanten
oder Kerben vorgesehen, die entlang eines Kreisumfanges um die Geschossachse A herum
verlaufen.
[0027] Die Höhe des Hohlraums 9 in der Ogive 2 entspricht im Wesentlichen der Höhe der Ogive.
Die Spitze 5 des Geschosses besitzt die geringste Ogivenwanddicke. Da es in diesem
Bereich beispielsweise durch Umformprozesse bei der Fertigung zu Verfestigungen kommen
kann, ist die Spitze 5 bzw. der Spitzenbereich 21 vorzugsweise wärmebehandelt, um
in diesem Bereich eine geringere Härte zu erzielen. Hierfür eignet sich eine gezielte
Wärmebehandlung wie das induktive Erwärmen mit dem sich Verfestigungen abbauen lassen.
[0028] Umformungsbedingt hat nach dem Pressen des Geschosses aus einem Kupferdraht der zylindrische
Teil eine - verglichen mit dem Grundmaterial relativ große - Vickershärte von ca.
110 HV und die Ogive ein Vickerhärte von bis zu ca. 130 HV. Letztere wird im Spitzenbereich
durch Wärmebehandlung auf 80 HV5 ± 20 HV5 reduziert. Dies ist Hart genug für einwandfreies
Zuführen der Patronen und weich genug um ein Durchschlagen der Schutzwesten zu verhindern.
[0029] Der Boden 6 des Geschosses 1 weist mittig eine kegelstumpfförmige Vertiefung 7 auf,
die zum zylindrischen Bereich 3 hin abgeflacht ist. In der Spitze 5 ist durch den
Umformprozess eine kleine Restöffnung in der Ogivenspitze verblieben, die als Abplattung
dient.
1. Metallisches Geschoss (1) für Übungspatronen, insbesondere für Selbstlader, mit einem
hinteren zylindrischen Bereich (3) und einer vorderen bogenförmigen Ogive (2) des
Geschosses, wobei in der Ogive ein von einer Ogivenwand (8) umfasster Hohlraum (9)
angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Geschoss einen einstückigen Aufbau aufweist und
der vordere Bereich (2; 21) des Geschosses eine geringere Härte als der Rest des Geschosses
aufweist, insbesondere einer lokalen Wärmebehandlung unterzogen ist,
und/oder
der Hohlraum (9) Sollbruchstellen (81,82,83) aufweist, insbesondere derart dass das
Geschoss die Norm "Technische Richtlinie (TR) Patrone 9 mm x 19, schadstoffreduziert",
erfüllen kann.
2. Geschoss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass, dieses aus einem nicht-toxischen Material, ins aus einer Kupferlegierung, insbesondere
Tombak Ms95, bzw. CuZn5 oder einem Weicheisenwerkstoff besteht.
3. Geschoss nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass an der Ogive (2) ein vorderer Spitzenbereich (21) vorgesehen ist, in dem die Ogivenwand
(8) eine geringere Härte als der zylindrischen Bereich (3) und vorzugsweise als der
Rest (22) der Ogive aufweist.
4. Geschoss nach einem der vorherigen Ansprüche , dadurch gekennzeichnet, dass die Ogivenwand (8) im Bereich des Hohlraums (9) wenigstens eine Sollbruchstelle aufweist,
die vorzugsweise als Kerbe (81,83) oder Kante (82) ausgebildet ist.
5. Geschoss nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kerbe/Kante oder eine Vielzahl voneinander in Geschossachsenrichtung beabstandeter
Kerben/Kanten ringartig um den Umfang des Hohlraums herum geführt ist bzw. sind.
6. Geschoss nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die vordere Spitze (5) der Ogive abgeplattet ist, insbesondere durch die nach dem
Umformprozess verbleibende Restöffnung in der Ogivenspitze, die vorzugsweise einen
Durchmesser von 0,5 - 0,8 mm aufweist.
7. Geschoss nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Boden (6) des Geschosses eine Ausnehmung (7) in dem zylindrischen Bereich aufweist,
die insbesondere kegelförmig oder kegelstumpfartig ist und/oder zum zylindrischen
Bereich hin abgeflacht ist.
8. Geschoss nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlraum sich im Wesentlichen über die Länge der Ogive erstreckt.
9. Geschoss nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der zylindrische Bereich eine Vickerhärte von 110 HV5 +/- 10 HV5 aufweist;
und/oder
die Ogivenwand im vorderen Spitzenbereich eine Vickershärte von 80 HV5 +/- 20 HV5
aufweist.
10. Geschoss nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Ogivenwand eine Wandstärke von max. 1,3 mm und mindestens 0,7 mm aufweist.
11. Geschoss nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Geschoss im Kaliber 9 mm para, .45ACP, .40S&W oder .357Mag hergestellt ist.
die Ausnehmung in dem zylindrischen Bereich ein Volumen von 10 - 20 mm3, vorzugsweise 12-17 mm3, und insbesondere vorzugsweise ca. 14 mm3 einnimmt; und/oder
der vordere Spitzenbereich ca. das vordere Drittel und/oder die vorderen 2-4 mm, insbesondere
2,5-3,5 mm der Ogive ausmacht und/oder
die Abplattung der vorderen Spitze der Ogive eine Fläche mit einem Durchmesser von
1 ,0 - 2,5mm, vorzugsweise 1,2-1,8 mm einnimmt.
12. Geschoss nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Geschoss vollständig oder zumindest im Wesentlichen aus einem Material, insbesondere
Weicheisen, welches ein spezifisches Gewicht von weniger als 8 g/ccm aufweist, besteht.
13. Geschoss nach einem der vorherigen Ansprüche, mit einer äußeren aus Kupfer und/ oder
Zinn bestehenden Beschichtung, die vorzugsweise elektrolytisch, insbesondere in Reihenfolge
Kupfer-Zinn, aufgebracht ist.
14. Patrone, insbesondere Übungspatrone und/oder Selbstladepatrone, mit einem Geschoss
nach einem der vorherigen Ansprüche.
15. Selbstlader mit einem Geschoss oder einer Patrone oder einem Magazin mit mindestens
5 Patronen nach einem der vorhergehenden Ansprüche.