[0001] Verfahren sowie Walzstraße zum Walzen eines in einem Blockgussverfahren hergestellten
Walzgutes, Steuer- und/oder Regeleinrichtung für eine Walzstraße, maschinenlesbarer
Programmcode für eine Steuer- und/oder Regeleinrichtung sowie Speichermedium
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Walzen eines in einem Blockgussverfahren
hergestellten Walzgutes, einer sogenannten Bramme oder eines Ingots in einer Walzstrasse,
wobei das Walzgut vor dem Walzen die Form eines Pyramidenstumpfes mit einer Grundfläche,
einer Deckfläche und vier Seitenflächen aufweist. Die Erfindung betrifft weiterhin
eine Walzstraße zum Walzen eines solchen Walzgutes, eine Steuer-und/oder Regeleinrichtung
für eine solche Walzstraße, einen maschinenlesbaren Programmcode für eine derartige
Steuer-und/oder Regeleinrichtung sowie ein Speichermedium für einen derartigen maschinenlesbaren
Programmcode.
[0003] Bei manchen Walzgütern ist es nicht sinnvoll sie als Strangguss-Produkte herzustellen,
da zu wenig von diesen Walzgütern gebraucht wird. Ein solches Walzgut wird dann z.B.
in einem Blockgussverfahren herstellt und wird vor dem Walzvorgang als "Bramme" bezeichnet.
Nach dem Walzen bildet die Bramme ein Blech oder ein Band, die idealerweise eine Quaderform
aufweisen. Beim Blockgießen wird eine Kokille eingesetzt, die leicht konisch ausgeführt
ist, wobei sich ihr Querschnitt nach unten verjüngt. Durch die besondere Form der
Kokille löst sich die Bramme nach dem Erstarren komplett von der Kokillenwand, wenn
die Bramme mittels spezieller Zangen aus der Kokille herausgedrückt wird. Ohne die
Konizität oder Konvergenz der Kokille würde man die Bramme nicht aus der Kokille lösen
können. Jedoch nimmt die Bramme die Form der Kokille an und anschließend besteht das
Problem, dass die doppelte Konizität der Bramme, d.h. ein Dickenkeil und ein Breitenkeil
der Bramme beim Walzen entfernt werden müssen.
[0004] Ein wesentliches Problem beim Walzen von Brammen ist das Erzielen einer rechteckigen
Grundform mit einer über die Länge des Bleches oder des Bandes konstanten Breite.
Zur Beeinflussung der Breite der Bramme werden heutzutage vertikal ausgerichtete Stauchwalzen
eingesetzt, welche das Warmband in einem Längsrandbereich verdicken und somit die
Breite des Bandes in einem gewissen Bereich reduzieren können.
[0005] Die
DE 196 13 718 C1 und die
DE 197 57 486 A1 offenbaren jeweils eine Anlage zur Herstellung von Warmband, wobei vor einem ersten
Horizontalwalzgerüst ein Vertikalwalzgerüst vorgesehen ist, mit dem die beiden Längsrandbereiche
eines gegossenen Halbzeugs gestaucht wird. Hierdurch ist eine Breitenabnahme der Bramme
jedoch begrenzt.
[0006] Die vollständige Entfernung des Breitenkeils von Blockgussbrammen mit normal ausgeführten
Vertikalgerüsten ist jedoch oft nicht möglich, da die Vertikalgerüste nicht stark
genug ausgeführt werden können. Weiterhin würde die beim Vertikalwalzen auftretende
Rückbreitung des Materials der Bramme eine Überkompensation des Breitenkeils erfordern.
Die Rückbreitung erfolgt, weil die Breitenabnahme nicht gleichmäßig über die Breite
verteilt wird, sondern die beiden Längsrandbereiche der Bramme stärker umgeformt werden.
Es kommt zur Ausbildung sogenannter Dogbones.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine neuartige Bearbeitung einer pyramidenstumpfförmigen
Bramme zu einem Blech oder einem Band mit einer rechteckigen Grundform mit möglichst
gleichmäßiger Breite und Dicke zu ermöglichen, bei der der Einsatz von vertikalen
Walzgerüsten nicht vorgesehen ist.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zum Walzen eines in
einem Blockgussverfahren hergestellten Walzgutes in einer Walzstrasse, wobei das Walzgut
vor dem Walzen die Form eines Pyramidenstumpfes mit einer Grundfläche, einer Deckfläche
und vier Seitenflächen aufweist, bei dem:
- während einer ersten Walzstichsequenz zwei gegenüberliegende Seitenflächen des Walzgutes
in einer ersten Richtung gewalzt derart werden, dass am Ende der ersten Walzstichsequenz
alle Querschnittsflächen des Walzgutes, die quer zur Walzrichtung orientiert sind,
die gleiche Fläche aufweisen,
- das Walzgut gedreht wird, insbesondere um 90°, und
- während einer zweiten Walzstichsequenz die gleichen zwei gegenüberliegenden Seitenflächen
des Walzgutes in einer zweiten Richtung quer zur ersten Richtung gewalzt werden.
[0009] Mit "Walzgut" wird hierbei sowohl die Bramme oder der Ingot vor dem Walzen als auch
ihre Zwischenformen und Endform, die sie beim bzw. nach dem Walzen annehmen, bezeichnet.
Und unter "Walzstichsequenz" wird eine Reihe von Walzstichen ohne Drehung des Walzgutes
verstanden.
[0010] Vor dem Walzvorgang weist das Walzgut oder die Bramme, die beim Blockgießen in einer
Kokille hergestellt wurde, aufgrund der Geometrie der Kokille einen Dickenkeil sowie
einen Breitenkeil auf. Die Bramme weist somit die Form eines Pyramidenstumpfes mit
einer Grundfläche, einer Deckfläche, die kleiner ist als die Grundfläche, und vier
eine Mantelfläche bildende Seitenflächen auf. Beim Walzen liegt die Bramme mit einer
Seitenfläche in einer horizontalen Auflageebene. Diese "nach unten" orientierte Seitenfläche,
sowie die gegenüberliegende Seitenfläche, die "nach oben" gerichtet ist, kommen beim
Walzstich in Kontakt mit den Arbeitswalzen der Walzgerüste der Walzstrasse, wenn die
Walzgerüste horizontale Walzgerüste sind.
[0011] Die Bramme ist durch eine Länge charakterisiert, wobei die Länge der Bramme durch
den Abstand zwischen der Grundfläche und der Deckfläche definiert ist. Eine Breite
der Bramme verläuft in der Auflageebene quer zur Länge. Und eine Dicke der Bramme
erstreckt sich im Wesentlichen senkrecht zur Auflageebene. Die Bramme wird in der
Regel mit ihrer Deckfläche nach vorne in einen Walzspalt zwischen den Arbeitswalzen
der Walzgerüste hinein gefahren, alternativ kann sie jedoch auch seitlich, d.h. mit
einer der Seitenflächen nach vorne in den Walzspalt hinein gefahren werden, wobei
dies von der Größe der Bramme abhängig ist. Die Drehung des Walzgutes um 90° erfolgt
in der Auflageebene, d.h. die Seitenfläche, mit der das Walzgut in der Auflageebene
liegt, bleibt nach der Drehung weiterhin in der Auflageebene und es ändert sich lediglich
die Orientierung der Grundfläche, der Deckfläche und der weiteren zwei Seitenflächen
gegenüber dem Walzspalt.
[0012] Die Erfindung basiert auf der Idee, bei einem zwei- oder mehrstufigen Walzvorgang
eine günstige Materialverteilung zu ermöglichen, durch welche die gewünschte Quaderform
auf einfache Weise erreicht wird. Diese optimale Materialverteilung erfolgt, indem
am Ende der ersten Walzstichsequenz in Walzrichtung betrachtet alle Querschnittsflächen
des Walzgutes zwischen der Grundfläche und der Deckfläche die gleiche Fläche aufweisen.
Dadurch wird der keilförmige Verlaufs des Walzgutes in der ersten Richtung insbesondere
invertiert. Beim Invertieren wird die Richtung des konvergierenden Verlaufs nach dem
Walzen geändert, so dass an dessen Stelle ein divergierender Verlauf vorliegt. Anders
ausgedrückt: eine Verdickung der Bramme wird durch eine Verjüngung in Walzrichtung
ersetzt. Am Ende dieses Vorganges haben die Grundfläche, die Deckfläche sowie alle
Querschnittsflächen zwischen der Grundfläche und der Deckfläche den gleichen Flächeninhalt,
d.h. das Produkt aus Breite und Dicke ist stets das gleiche in Walzrichtung. Die aus
der Inversion des keilförmigen Verlaufs der zwei gegenüberliegenden Seitenflächen
resultierende Umverteilung des Materials des Walzgutes kombiniert mit dem Walzen des
Walzgutes in zwei quer zueinander stehenden Richtungen ermöglicht eine vollautomatische,
hochpräzise Einstellung der gewünschten Geometrie mit Hilfe einer Walzstraße, bei
der der Einsatz von vertikalen Walzgerüsten nicht erforderlich ist. In Abhängigkeit
von der gewünschten Endgeometrie des Walzgutes ist auch eine Ansteuerung der Walzstrasse
denkbar, bei der der ursprüngliche Flächengradient in Walzrichtung nicht vollständig
abgebaut oder überkompensiert wird.
[0013] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsvariante wird während der ersten Walzstichsequenz
in Längsrichtung des Walzgutes gewalzt, so dass insbesondere der Dickenkeil des Walzgutes
invertiert wird. Die Walzstichsequenz kann auf mehreren Walzgerüsten erfolgen, wobei
für jeden Stich insbesondere ein Walzgerüst vorgesehen ist. Die Walzstichsequenz kann
jedoch auch auf wenigen oder gar auf nur einem Walzgerüst in einem reversiblen Betrieb,
bei dem sich die Walzrichtung alternierend ändert, durchgeführt werden. Der Walzvorgang
startet dabei in Längsrichtung des Walzgutes und die erste Walzstichsequenz, die weiterhin
als Vorsequenz bezeichnet wird, dient dazu, den ursprünglichen Dickenunterschied in
Längsrichtung des Walzgutes abzubauen und stattdessen einen neuen Dickengradient,
allerdings in entgegengesetzte Richtung zum ersten Dickengradient, herzustellen. Dabei
wird die Länge des Walzgutes insbesondere vergrößert.
[0014] Nach der ersten Walzstichsequenz wird das Walzgut mit Hilfe geeigneter Mittel um
90° gedreht, so dass es sozusagen seitlich in den Walzspalt hinein gefahren wird.
Vorzugsweise wird dabei im Rahmen der zweiten Walzstichsequenz ein Breitenkeil des
Walzgutes abgebaut. "Abgebaut" bedeutet in diesem Fall, dass nach der zweiten Walzstichsequenz
eine gleichmäßige Breite des Walzgutes eingestellt ist und kein Breitengradient vorliegt.
Wichtig bei der Drehung ist, dass die Seitenfläche, die auf einem Rollgang der Walzstrasse
liegt, auch nach der Drehung auf dem Rollgang liegen bleibt. Es wird also nur um den
Normalenvektor, der auf dieser einen Seitenfläche steht, gedreht. Die beschriebene
Drehung um den Normalenvektor der auf dem Rollgang liegenden Seitenfläche erfolgt
insbesondere mittels eines Drehrollganges. Der ist durch drei Merkmale charakterisiert:
- a) Die Rollgangsrollen haben rechts und links leicht verschiedene Durchmesser (d.h.
sie sind keine Zylinder, sondern Kegelstümpfe oder aus zwei Zylindern unterschiedlicher
Durchmesser zusammengesetzt).
- b) Die Rollgangsrollen sind so auf dem Rollgang angeordnet, dass alternierend an einer
Seite Rollen (z.B. alle geradzahligen Rollen) mit ihrem großen Durchmesser von Rollen
(z.B. alle ungeradzahligen Rollen) mit ihrem kleinern Durchmesser an zur gleichen
Seite hin gefolgt ist.
- c) Die Rollen sind einzeln angetrieben.
[0015] Drehen sich alle Rollen in die gleiche Richtung, wird das Walzgut "normal" transportiert.
Werden jedoch die ungeradzahligen Rollen entgegengesetzt zu den geradzahligen gedreht,
dreht sich das Walzgut um den auf der Rollgangsebene stehenden Normalenvektor.
[0016] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsvariante wird das Walzgut mit Hilfe mindestens
eines Walzgerüsts gewalzt, das derart eingestellt wird, dass bei jedem Walzstich die
zwei gegenüberliegenden Seitenflächen des Walzgutes in Walzrichtung über ihre gesamte
Länge von den Arbeitswalzen des Walzgerüstes gewalzt werden. Dies stellt einen kontinuierlichen
Walzvorgang dar, bei dem bei jedem Walzstich die Arbeitswalzen des mindestens einen
Walzgerüstes in Walzrichtung die Seitenflächen über ihre gesamte Länge kontaktieren.
Es liegt somit eine dynamische Regelung der Höhe des Walzspaltes vor, bei der die
Abmessung bzw. Höhe des Walzspaltes während de Walzstiches aktiv angepasst wird. Bei
jedem Walzstich wird beim kontinuierlichen Walzvorgang eine Dickenveränderung des
Walzgutes über die gesamte Länge des Walzgutes in Walzrichtung bewirkt. Die kontinuierliche
Vorgehensweise hat somit den Vorteil, dass durch wenige Walzstiche eine größere Veränderung
der Geometrie des Walzgutes erreicht wird.
[0017] Zum Erzeugen der gewünschten Geometrie des Walzgutes sind mindestens zwei Walzstichsequenzen
erforderlich, wobei bei der einen in Längsrichtung und bei der anderen in Breitenrichtung
gewalzt wird. Im Hinblick auf eine sehr hohe Präzision beim Einstellen der gewünschten
Geometrie können nach der zweiten Walzstichsequenz kleine Korrekturen der Form des
Walzgutes durchgeführt werden, indem das Walzgut ein weiteres Mal um 90° gedreht wird
und eine weitere Walzstichsequenz erneut in der ersten Richtung erfolgt.
[0018] Die Länge der Walzstraße wird minimiert, indem die Walzstraße bevorzugt reversibel
betrieben wird, d.h. dass mindestens eines der Walzgerüste der Walzstraße reversibel
betrieben wird. Eine hohe Anzahl von Stichen wird dabei auf wenigen Walzgerüsten durchgeführt.
Im Hinblick auf eine besonders platzsparende Lösung werden alle Walzstiche an einem
einzigen Walzgerüst durchgeführt, d.h. dass die Walzstraßen lediglich ein Walzgerüst
umfasst, welches reversibel betreibbar ist.
[0019] Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch eine Walzstraße zum Walzen
eines in einem Blockgussverfahren hergestellten Walzgutes in Form eines Pyramidenstumpfes,
umfassend mindestens ein Walzgerüst zum Walzen des Walzgutes in ersten Richtung und
in einer zweiten Richtung quer zur ersten Richtung sowie Mittel zum Drehen des Walzgutes
um 90°.
[0020] Die Aufgabe wird zudem erfindungsgemäß gelöst durch eine Steuer- und/oder Regeleinrichtung
für eine derartige Walzstraße, mit einem maschinenlesbaren Programmcode, welcher Steuerbefehle
aufweist, die bei dessen Ausführung die Steuer-und/oder Regeleinrichtung zur Durchführung
eines Verfahrens nach einer der oben beschriebenen Ausführungen veranlasst.
[0021] Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch einen maschinenlesbaren Programmcode
für eine Steuer- und/oder Regeleinrichtung für eine Walzstraße, wobei der Programmcode
Steuerbefehle aufweist, die die Steuer- und/oder Regeleinrichtung zur Durchführung
des Verfahrens nach einer der oben beschriebenen Ausführungen veranlassen.
[0022] Die Aufgabe wird schließlich erfindungsgemäß gelöst durch ein Speichermedium mit
einem darauf gespeicherten, solchen maschinenlesbaren Programmcode.
[0023] Die in Bezug auf das Verfahren angeführten Vorteile auf bevorzugten Ausgestaltungen
sind sinngemäß die Walzstrasse und die Steuer- und/oder Regeleinrichtung zu übertragen.
[0024] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Hierin zeigen schematisch und stark vereinfacht:
- FIG 1
- ein Walzgut vor dem Walzvorgang,
- FIG 2
- das Walzgut gemäß FIG 1 nach einer ersten Walzstichsequenz,
- FIG 3
- eine überlagerte Draufsicht auf eine Zwischengeometrie des Walzguts vor einer zweiten
Walzstichsequenz sowie auf die Endgeometrie des Walzgutes nach einer zweiten Walzstichsequenz,
und
- FIG 4
- einen Querschnitt durch die Zwischengeometrie und die Endgeometrie des Walzguts entsprechend
vor dem Walzen und nach dem Ende des Walzvorganges.
[0025] Gleiche Bezugszeichen haben in den verschiedenen Figuren die gleiche Bedeutung.
[0026] In FIG 1 ist eine Bramme gezeigt, die weiterhin auch als Walzgut 2 bezeichnet ist,
die in einem Blockgussverfahren hergestellt ist. Die Bramme 2 ist in diesem Ausführungsbeispiel
ein sogenannter Ingot, d.h. ein Block aus einem Halbleitermaterial wie Silizium. Zum
Herstellen des Ingots wurde das Silizium aufgeschmolzen und in eine hier nicht näher
gezeigte Kokille gegossen. Nach dem Erstarren der Masse in der Kokille, wird die Bramme
2 aus der Kokille herausgezogen oder herausgedrückt. Dies ist möglich aufgrund der
leicht konischen Form der Kokille. Entsprechend weist die Bramme 2 ebenfalls eine
doppelte Konizität auf, die sich in einen Dickenkeil und einen Breitenkeils äußert,
die beim Walzen, insbesondere bei Warmwalzen, entfernt werden muss.
[0027] Wie aus FIG 1 ersichtlich, weist das Walzgut 2 vor dem Warmwalzen die Form eines
Pyramidenstumpfes auf, mit einer Grundfläche 4, einer Deckfläche 6 und zwei Paaren
von gegenüberliegenden, trapezförmigen Seitenflächen 8a, 8b und 10a, 10b. Die Seitenfläche
10b bildet dabei eine untere Seitenfläche, auf der das Walzgut 2 beim Walzen aufliegt.
Die gegenüberliegende Seitenfläche 10a ist im Wesentlichen nach oben gerichtet und
offen. Das Walzgut 2 in seiner ursprünglichen Form ist durch eine Länge L gekennzeichnet,
die im Wesentlichen dem Abstand zwischen der Grundfläche 4 und der kleineren Deckfläche
6 entspricht. Zudem weist das Walzgut 2 eine variierende Breite B auf, die senkrecht
zur Länge L definiert ist, sowie eine ebenfalls variierende Dicke D, die aus der Auflageebene
der Seitenfläche 10b herausragt und die zwischen der Deckfläche 6 und der Grundfläche
4 stetig ansteigt.
[0028] Um den Dickengradient und den Breitengradient zu entfernen, wird das Walzgut 2 mit
Hilfe einer Walzstraße 13 gewalzt, die in Fig. 13 angedeutet ist. Die Walzstraße 13
kann mehrere Walzgerüste umfassen, im gezeigten Ausführungsbeispiel umfasst sie jedoch
nur ein einziges, horizontales Walzgerüst 12, das in FIG 3 symbolisch durch den Block
12 angegeben ist. Das Walzgerüst 12 wird reversibel betrieben, d.h. das Walzgerüst
kann eine Walzrichtung 14 umkehren. Zum Ansteuern des Walzgerüsts 12 bzw. der Walzstraße
13 ist eine Steuer-und/oder Regeleinrichtung 16 vorgesehen, die eine auf einem hier
nicht näher gezeigten Speichermedium gespeicherten Programmcode 18 umfasst. Der Programmcode
weist Steuerbefehle auf, bei deren Ausführung die Steuer- und/oder Regeleinrichtung
16 die Walzstrasse 13 auf geeignete Weise zum Erzeugen der gewünschten Geometrie des
Walzguts ansteuert.
[0029] Zum Beginn des Walzvorganges wird das Walzgut 2 gemäß FIG 1 mit seiner Grundfläche
4 oder seiner Deckfläche 6 nach vorne in einen hier nicht näher gezeigten Walzspalt
zwischen zwei Arbeitswalzen des Walzgerüstes 12 hinein gefahren. Bevorzugt wird das
Walzgut 2 beim ersten Stich mit der Deckfläche 6 nach vorne in den Walzspalt hinein
gefahren und in Richtung seiner Länge L gewalzt. Dabei ist der Walzspalt des Walzgerüsts
12 derart eingestellt, dass die Seitenflächen 10a und 10b bei jedem Walzstich über
ihre gesamte Länge mit den Arbeitswalzen in Kontakt kommen, d.h. dass die Arbeitswalzen
in Walzrichtung über die gesamte Länge des Walzgutes 2 abrollen.
[0030] Es sind mehrere Walzstiche erforderlich, um den Dickengradient des Walzgutes 2 zu
beseitigen. Diese erste Walzstichsequenz wird als Vorsequenz bezeichnet. Am Ende der
Vorsequenz ist der keilförmige Verlauf von der Deckfläche 6 zur Grundfläche 4 hin
invertiert, so dass die Deckfläche 6 nun dicker ist als die Grundfläche 4. Diese Zwischengeometrie
des Walzgutes 2a ist in FIG 2 gezeigt. Nach der Vorsequenz weist das Walzgut 2a die
Form eines unregelmäßigen Hexaeders auf, bei dem die Seitenflächen 8a, 8b, 10a, 10b
weiterhin trapezförmig ausgebildet sind, jedoch konvergieren je zwei anliegende Seitenflächen
8a, 8b, 10a, 10b in umgekehrter Richtung. Das Walzgut 2a weist in diesem Stadium die
Eigenschaft auf, dass die Grundfläche 4, die Deckfläche 6 und alle Querschnittsflächen
in Längsrichtung (L) des Walzgutes (2) trotz ihrer unterschiedlichen Geometrien die
gleiche Fläche oder Flächeninhalte aufweisen. Dies bedeutet, dass für jede Stelle
(x) in Längsrichtung (L) das Produkt aus der Breite b(x) und der Dicke d(x) des Walzgutes
das gleiche ist, wie das von der davor oder danach liegender Querschnitt:

[0031] Diese Materialverteilung ist entscheidend für die weitere Vorgehensweise, da ausgehend
von dieser Geometrie des Walzgutes 2a die gewünschte Quaderform in nur wenigen Walzstichen
erreichbar ist, wenn das Walzgut 2a senkrecht zu seiner Längsrichtung gewalzt wird.
[0032] Daher wird das Walzgut 2a nach dem Beenden der Vorsequenz um etwa 90° gedreht, wobei
es weiterhin auf seiner nach unten gerichteten Seitenfläche 10b aufliegt. Bei der
Drehung wird das Walzgut 2 derart in Bezug auf das Walzgerüst 12 ausgerichtet, dass
das Walzgut 2 mit seinen seitlichen Seitenflächen 8a, 8b in den Walzspalt des Walzgerüsts
12 hinein gefahren wird. Die Verfahrrichtungen des Walzgutes 2a während einer zweiten
Walzsequenz, einer sogenannten Breitungssequenz, ist in FIG 3 durch den Pfeil 14 gezeigt.
Das schraffierte Trapez zeigt dabei das Walzgut 2a vor der Breitungssequenz und der
überlagerte, weiße Block 2b stellt das Walzgut 2 am Ende der Breitungssequenz dar.
Diese zweite Walzstichsequenz dient zum Abbauen des Breitengradients. Am Ende dieser
Walzstichsequenz ist die gewünschte Blechform im Wesentlichen erreicht.
[0033] FIG 4 veranschaulicht die Orientierung des Walzgutes 2 gegenüber dem Walzspalt während
der Breitungssequenz. Das schraffierte Viereck zeigt das Walzgut 2 vor und das weiße
Viereck 2b zeigt einen Querschnitt durch das Walzgut 2 nach der Breitungssequenz.
[0034] Zum Abschluss des Walzvorganges kann das Walzgut 2 optional erneut um 90° gedreht
werden und im Rahmen einer Fertigsequenz weitergewalzt werden, um eine besonders hohe
Präzision bei der gewünschten Form des Walzgutes 2 zu erreichen.
[0035] Auch bei der Breitungssequenz sowie ggf. bei der Fertigsequenz erfolgt ein kontinuierliches
Walzen der Seitenflächen 10a, 10b, bei dem die Arbeitswalzen des Walzgerüsts 12 die
Seitenflächen 10a, 10b über ihre gesamte Länge in Walzrichtung kontaktieren. Gegenüber
herkömmlichen, diskontinuierlichen Walzmethoden zur Bearbeitung von Brammen, insbesondere
mittels vertikaler Walzgerüste, hat diese Vorgehensweise den Vorteil, dass bei jedem
Walzstich eine größere Fläche des Walzgutes 2 bearbeitet wird und dass Rückbreitungen
im Wesentlichen vermieden werden.
1. Verfahren zum Walzen eines in einem Blockgussverfahren hergestellten Walzgutes (2)
in einer Walzstrasse (13), wobei das Walzgut (2) vor dem Walzen die Form eines Pyramidenstumpfes
mit einer Grundfläche (4), einer Deckfläche (6) und vier Seitenflächen (8a, 8b, 10a,
10b) aufweist, bei dem:
- während einer ersten Walzstichsequenz zwei gegenüberliegende Seitenflächen (10a,
10b) des Walzgutes (2) in einer ersten Richtung (R1) derart gewalzt werden, dass am Ende der ersten Walzstichsequenz alle Querschnittsflächen
(4, 6) des Walzgutes (2), die quer zur Walzrichtung orientiert sind, die gleiche Fläche
aufweisen,
- das Walzgut (2) gedreht wird,
- während einer zweiten Walzstichsequenz die gleichen zwei gegenüberliegenden Seitenflächen
(10a, 10b) des Walzgutes (2) in einer zweiten Richtung (R2) quer zur ersten Richtung (R1) gewalzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei bei der ersten Walzstichsequenz entlang einer Länge (L) des Walzgutes (2) gewalzt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
wobei bei der zweiten Walzstichsequenz entlang einer Breite (B) des Walzgutes (2)
gewalzt wird und ein Breitenkeil des Walzgutes (2) abgebaut wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Walzgut (2) mit Hilfe
mindestens eines Walzgerüsts (12) gewalzt wird und das Walzgerüst (12) derart eingestellt
wird, dass bei jedem Walzstich die zwei gegenüberliegenden Seitenflächen (10a, 10b)
des Walzgutes (2) in Walzrichtung (14) über ihre gesamte Länge von Arbeitswalzen des
Walzgerüsts (12) gewalzt werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das Walzgut (2) nach der zweiten Walzstichsequenz gedreht wird und eine weitere
Walzstichsequenz in der ersten Richtung (R1) durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Walzstrasse (13) reversibel
betrieben wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei alle Walzstichsequenzen an
einem einzigen Walzgerüst (12) durchgeführt werden.
8. Walzstrasse (13) zum Walzen eines in einem Blockgussverfahren hergestellten Walzgutes
(2) in Form eines Pyramidenstumpfes nach einem der vorhergehenden Ansprüche, umfassend
mindestens ein Walzgerüst (12) zum Walzen des Walzgutes (2) in ersten Richtung (R1) und in einer zweiten Richtung (R2) quer zur ersten Richtung sowie Mittel zum Drehen des Walzgutes (2).
9. Walzstrasse (13) nach Anspruch 8,
wobei das mindestens eine Walzgerüst (12) derart einstellbar ist, dass bei jedem Walzstich
Arbeitswalzen des Walzgerüsts (12) das Walzgut (2) in einer Walzrichtung (14) über
seine gesamte Länge kontaktieren.
10. Walzstrasse (13) nach Anspruch 9 oder 10,
umfassend ein einziges Walzgerüst (12), das reversibel betreibbar ist.
11. Steuer- und/oder Regeleinrichtung (16) für eine Walzstrasse (13), mit einem maschinenlesbaren
Programmcode (18), welcher Steuerbefehle aufweist, die bei dessen Ausführung die Steuer-
und/oder Regeleinrichtung (16) zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 7 veranlassen.
12. Maschinenlesbarer Programmcode (18) für eine Steuer-und/oder Regeleinrichtung (16)
für eine Walzstrasse, wobei der Programmcode (18) Steuerbefehle aufweist, die die
Steuer-und/oder Regeleinrichtung (16) zur Durchführung des Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1 bis 7 veranlassen.
13. Speichermedium mit einem darauf gespeicherten maschinenlesbaren Programmcode (18)
gemäß Anspruch 12.