[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum selbsttätigen Spülen von Flüssigkeitsleitungen,
insbesondere Trinkwasserleitungen. Des Weiteren betrifft die Erfindung auch eine Vorrichtung
zum selbsttätigen Spülen von Flüssigkeitsleitungen, insbesondere Trinkwasserleitungen.
[0002] Verfahren der eingangs genannten Art sind bereits aus dem Stand der Technik bekannt.
Werden Flüssigkeitsleitungen nicht kontinuierlich benutzt können sich unter Umständen
Ablagerungen in dem die Flüssigkeit führenden Rohren bilden, welche den Flüssigkeitstransport
behindern können oder Teile des Leitungssystems blockieren können. Des Weiteren können
sich insbesondere in Trinkwasserleitungen auch Mikroorganismen, wie Bakterien, beispielsweise
Pseudomonas oder Legionellen, bilden und eine Gesundheitsgefahr für den Menschen darstellen.
Ein regelmäßiges Benutzen der Wasserleitungen beugt diesen Gefahren vor. Ein regelmäßiges
Benutzen der Leitungen ist jedoch häufig nicht möglich, da beispielsweise Hotelzimmer
für längere Zeiten nicht belegt oder öffentliche Gebäude für längere Zeiten geschlossen
sein können. Aus diesem Grund wurden Verfahren entwickelt, um das Spülen der Leitungen
automatisch auszulösen.
[0003] So ist beispielsweise aus der Patentschrift
EP 1 964 983 B1 ein Verfahren bekannt, welches das Spülen eines Trinkwassersystems elektronisch über
eine zentrale Steuerung tätigen kann.
[0004] Doch selbst mittels dieser Verfahren kann jedoch weiterhin nicht sichergestellt werden,
dass sich Bakterien in den Trinkwasserleitungen vermehren. So besteht weiterhin der
Bedarf, eine verbesserte Hygiene zu gewährleisten. Es kann beispielsweise die Spülfrequenz
oder -dauer erhöht werden, um eine bessere Hygiene zu gewährleisten. Ein vermehrtes
Spülen hat aber gleichzeitig den Nachteil, dass das Spülen zu Zeiten stattfindet kann,
zu denen sich Bewohner beispielsweise aufgrund der Nachtruhe gestört fühlen. Auch
der mit einem häufigeren Spülen einhergehende Wasserverbrauch wird als nachteilig
angesehen.
[0005] Hiervon ausgehend liegt der Erfindung daher das technische Problem zugrunde, ein
Verfahren und eine Vorrichtung zum selbsttätigen Spülen anzugeben, welche ein an die
Gegebenheiten besser angepasstes und verlässlicheres Spülverhalten ermöglicht.
[0006] Gemäß einer ersten Lehre der Erfindung wird das technische Problem durch ein Verfahren
zum selbsttätigen Spülen von mindestens einer Flüssigkeitsleitung, insbesondere Trinkwasserleitung,
bei dem ein Temperaturverlauf der Flüssigkeit gemessen wird, bei dem die Messdaten
ausgewertet werden und bei dem das selbsttätige Spülen der mindestens einen Flüssigkeitsleitung
durch ein Ergebnis der Auswertung beeinflusst wird, gelöst.
[0007] Erfindungsgemäß wurde erkannt, dass wenn ein Temperaturverlauf der Flüssigkeit gemessen
wird, diese Messdaten verwendet werden können, um das selbsttätige Spülen, also das
Spülverhalten, zu optimieren. Da beispielsweise Mikroorganismen nur innerhalb eines
bestimmten Temperaturintervalls lebensfähig sind, kann somit ein Rückschluss auf eventuell
vorhandene Mikroorganismen gezogen werden oder deren Vorkommen aufgrund der Temperaturwerte
nahezu ausgeschlossen werden. Auch ein Nutzungsverhalten der Leitung kann durch die
Messdaten ermittelt werden. Wird beispielsweise eine Kaltwasserleitung benutzt, ändert
sich die Temperatur, da nachströmendes kaltes Wasser in der Regel kälter ist als sich
in der Leitung befindendes Wasser. Entsprechend ändert sich bei der Benutzung einer
Warmwasserleitung die Temperatur des Wassers, da nachströmendes warmes Wasser in der
Regel wärmer ist als sich in der Leitung befindendes Wasser. Durch eine Auswertung
der Messdaten kann das selbsttätige Spülen somit individuell angepasst werden.
[0008] Unter einem Temperaturverlauf wird eine zeitlich aufgelöste Information über die
Temperatur verstanden. Somit sind mindestens zwei Temperaturmesswerte zu verschiedenen
Zeiten erforderlich, um einen Temperaturverlauf zu messen.
[0009] Die Temperaturmessung kann entweder direkt oder indirekt durchgeführt werden. Unter
einer direkten Messung der Temperatur der Flüssigkeit wird verstanden, dass die Temperatur
der Flüssigkeit selbst, beispielsweise durch Temperatursensoren, welche in direktem
Kontakt mit der Flüssigkeit stehen, gemessen werden kann. Vorzugsweise wird die Temperatur
der Flüssigkeit indirekt gemessen. Es kann die Temperatur des die Flüssigkeit führenden
Systems, also beispielsweise der Leitungen oder Verbindungsstücke, gemessen werden.
Dies kann über mit dem Leitungssystem in Kontakt stehenden Sensoren erfolgen. Eine
berührungsfreie Messung ist jedoch auch denkbar. So kann auf einfache Weise ein Rückschluss
auf die Temperatur der Flüssigkeit gezogen werden.
[0010] Es ist möglich, das erfindungsgemäße Verfahren parallel zu zeit- oder volumengesteuerten
Spülvorgängen zu implementieren. Für zeitgesteuerte Spülvorgänge kann ein Spülkalender
programmiert werden, in welchem Zeiten, zu denen vorzugsweise ein Spülen stattfinden
soll, eingespeichert werden. Diese Zeiten können sich auch für unterschiedliche Wochentage
unterscheiden. Auch diese Spülvorgänge können durch das erfindungsgemäße Verfahren
beeinflusst werden.
[0011] Vorzugsweise ist die Flüssigkeitsleitung eine Trinkwasserleitung für kaltes Wasser
(TWK-Leitung) oder eine Trinkwasserleitung für warmes Wasser (TWW-Leitung). Gerade
bei diesen Leitungen ist es besonders wichtig, beispielsweise eine hohe Sauberkeit
des Wassers sicherstellen zu können, da sich dies direkt auf die Gesundheit des Menschen
auswirken kann.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch an mehreren Leitungen durchgeführt werden,
wobei eine oder mehrere Leitungen TWK-Leitungen sein können und eine oder mehrere
Leitungen TWW-Leitungen sein können. Auf diese Weise kann das erfindungsgemäße Verfahren
auf einfache Weise an allen zu spülenden Leitungen durchgeführt werden.
[0013] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ein
Spülvorgang durch ein Ergebnis der Auswertung ausgelöst, beendet, nicht ausgelöst,
unterbunden oder fortgesetzt. Auf diese Weise kann das Spülverhalten auf einfache
Weise direkt durch die Auswertung beeinflusst werden. Dies geschieht vorzugsweise
über elektronische Mittel, die den Temperaturverlauf messen können, die Auswertung
vornehmen können und das Spülverhalten steuern können. Dies kann beispielsweise über
ein oder mehrere Ventile erfolgen. Die Ventile können geöffnet werden, um einen Spülvorgang
auszulösen und offen gelassen werden, um einen bereits stattfindenden Spülvorgang
weiterhin fortzusetzen. Die Ventile können geschlossen werden, um einen Spülvorgang
zu beenden oder geschlossen bleiben, um einen Spülvorgang gar nicht erst auszulösen
oder einen geplanten Spülvorgang zu unterbinden. Auf diese Weise kann auch eine Wechselwirkung
zwischen statisch geplanten Spülvorgängen und den Ergebnissen der Auswertung der Messdaten
erfolgen. Es sind jedoch auch andere Elemente denkbar, die das Spülen der Flüssigkeit
ermöglichen. Die unterschiedlichen Folgen der Auswertung können alle separat voneinander
in das erfindungsgemäße Verfahren implementiert werden.
[0014] Unter einem Spülvorgang wird also im Wesentlichen der Vorgang verstanden, der ein
Fließen der Flüssigkeit ermöglicht und anschließend wieder unterbindet. Ein Spülvorgang
kann jedoch auch beispielsweise Unterbrechungen aufweisen oder es können auch mehrere
Spülvorgänge zu einem zusammengefasst werden.
[0015] Es ist vorteilhaft, wenn ein Spülvorgang solange fortgesetzt wird, bis ein Temperaturgrenzwert
und/oder ein Temperaturgradientengrenzwert über- oder unterschritten wird. So kann
auf einfache Weise sichergestellt werden, dass eine ausreichende Spülung des Leitungssystems
stattgefunden hat. Selbst wenn das Wasser im Leitungssystem bei einem Spülvorgang
komplett ausgetauscht wird, kann möglicherweise trotzdem nicht sichergestellt werden,
dass eine ausreichende
[0016] Desinfektion des Leitungssystems stattgefunden hat. Da Mikroorganismen in der Regel
nur innerhalb eines bestimmten Temperaturintervalls lebensfähig sind, kann der Spülvorgang
solange fortgesetzt werden, bis man während des Spülvorgangs die das Temperaturintervall
begrenzenden Temperaturwerte über- bzw. unterschreitet. So kann bei der Spülung einer
Warmwasserleitung beispielsweise der Spülvorgang erst beendet werden, wenn eine Temperatur
von 60°C gemessen wird. Diese Temperaturgrenzwerte können fest vorgegeben sein. Es
ist jedoch auch denkbar, dass die Temperaturgrenzwerte abhängig von weiteren Faktoren,
wie zum Beispiel der Raumtemperatur, sind.
[0017] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird ein Spülvorgang solange fortgesetzt, bis für eine vorgegebene Zeitspanne eine
im Wesentlichen konstante Temperatur gemessen wird. Durch die Prüfung, ob für eine
vorgegebene Zeitspanne eine im Wesentlichen konstante Temperatur gemessen wird, kann
der Grad der Desinfektion und somit die Hygiene des Leitungssystems weiter verbessert
werden. So muss bei einem Spülvorgang nicht nur kurzzeitig ein Temperaturgrenzwert
unter- oder überschritten werden, sondern es muss für eine vorgegebene Zeitspanne
eine im Wesentlichen konstante Temperatur gemessen werden. So kann sichergestellt
werden, dass das Leitungssystem ausreichend durchspült wurde und die Flüssigkeit für
eine ausreichende Zeit eine ausreichend kalte oder warme Temperatur aufwies. Vorzugsweise
wird bei dem Spülen einer Warmwasserleitung für eine Zeit eine Temperatur von mindestens
60°C gemessen.
[0018] Es ist ebenfalls vorteilhaft, wenn ein Spülvorgang ausgelöst wird, wenn für eine
vorgegebene Zeitspanne eine im Wesentlichen konstante Temperatur gemessen wird. Wird
für eine vorgegebene Zeitspanne eine im Wesentlichen konstante Temperatur gemessen,
kann daraus ein Rückschluss auf keine oder eine geringe Nutzung erfolgen. In diesem
Fall kann dann ein Spülvorgang ausgelöst werden. So kann auf einfache Weise sichergestellt
werden, dass bei mangelnder Benutzung ein Spülvorgang durchgeführt wird.
[0019] Es ist somit ebenfalls vorteilhaft, wenn ein Spülvorgang unterbunden wird, wenn für
eine vorgegebene Zeitspanne keine im Wesentlichen konstante Temperatur gemessen wird.
Durch eine ausreichende Benutzung entstehen Temperaturschwankungen im Leitungssystem.
In diesem Fall kann auf einen Spülvorgang, der möglicherweise planmäßig durchgeführt
werden sollte, verzichtet werden. Auf diese Weise können unnötige Spülvorgänge vermieden
werden und Wasser kann gespart werden.
[0020] Gemäß einer nächsten vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird ein Spülvorgang ausgelöst, wenn für eine vorgegeben Zeitspanne keine ausreichend
schnelle Temperaturänderung gemessen wird. Auf diese Weise kann auch die Steigung
des Temperaturverlaufs in die Auswertung einbezogen werden. So kann noch zuverlässiger
bestimmt werden, ob eine Benutzung des Leitungssystems stattgefunden hat. So können
natürliche langsame Temperaturschwankungen von schnelleren durch die Benutzung hervorgerufenen
Schwankungen unterschieden werden und es kann gegebenenfalls ein Spülvorgang ausgelöst
werden. Entsprechend kann auch ein Spülvorgang unterbunden werden, wenn für eine vorgegebene
Zeitspanne eine ausreichend schnelle Temperaturänderung gemessen wird.
[0021] Es ist nun besonders vorteilhaft, wenn die Temperatur mittels eines Temperaturfühlers
an der Rohrleitung gemessen wird. So kann auf einfache und kostengünstige Weise ein
verhältnismäßig genauer Wert der Temperatur der Flüssigkeit ermittelt werden, welcher
zur Auswertung herangezogen werden kann. Die Messung kann direkt und/oder indirekt
erfolgen, beispielsweise im Medium selbst und/oder an der Außenwand der Rohrleitung.
[0022] Die Temperaturmessung kann an unterschiedlichen Positionen oder auch mehreren Positionen
der Installation durchgeführt werden. Hierzu ist es vorteilhaft wenn der Temperatursensor
als separates Bauteil ausgebildet ist, welches flexibel an verschiedenen Positionen
beispielsweise einer Ring- oder Reihenleitung eingesetzt werden kann.
[0023] Darüber hinaus hat ein als ein separates Bauteil, beispielsweise als ein Übergangsstück,
ausgebildeter Temperatursensor den Vorteil, dass der Temperatursensor so verbaut sein
kann, dass er direkten Kontakt mit der Flüssigkeit hat. Ein solches Übergangsstück
weist vorzugsweise einen beidseitigen Gewindeanschluss auf, damit es flexibel in Rohrleitungssysteme
integriert werden kann.
[0024] Auch für Systeme, welche Kunststoffrohre aufweisen, ist ein solches separates Element
vorteilhaft, da für an der Außenwand von Kunststoffrohren befestigte Temperatursensoren
die Wärmeleitfähigkeit des Kunststoffs nicht ausreicht, um Temperaturwerte ohne oder
nur mit geringen Zeitverzögerungen messen zu können. So ist in diesem Fall eine direkte
Temperaturmessung vorteilhaft.
[0025] Vorzugsweise wird die Temperatur an oder in einem T-Stück oder an einem oder in einem
U-Stück der Rohrleitung gemessen. Hierzu kann auch ein separates Bauteil eingebaut
werden. Dieses kann dann den Temperatursensor bereits aufweisen. Im Falle des T-Stücks
können zwei Arme des T-Stücks die eigentliche Leitung bilden, während der dritte Arm
des T-Stücks zum erfindungsgemäßen Spülen der Leitung dient. Wird die Temperatur an
einem T-Stück gemessen, hat sowohl die normale Benutzung als auch ein erfindungsgemäßer
Spülvorgang Auswirkungen auf den Temperaturverlauf. So kann die Temperaturmessung
auch in der Nähe oder innerhalb einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zum selbsttätigen
Spülen von Flüssigkeitsleitungen erfolgen.
[0026] Gemäß einer zweiten Lehre der vorliegenden Erfindung wird das technische Problem
durch eine Vorrichtung zum selbsttätigen Spülen von Flüssigkeitsleitungen, insbesondere
Trinkwasserleitungen, gelöst. Bezüglich der Vorteile der erfindungsgemäßen Vorrichtung
sei auf die Beschreibung des erfindungsgemäßen Verfahrens verwiesen. Die Vorrichtung
eignet sich insbesondere zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens. Die
Vorrichtung weist Mittel zur Messung der Temperatur, Mittel zum Erfassen, Speichern
und Auswerten der gemessenen Temperaturwerte und Mittel zum Durchführen eines Spülvorgangs
auf. Unterschiedliche Mittel zur Messung der Temperatur und zum Erfassen, Speichern
und Auswerten der Temperaturwerte sind aus dem Stand der Technik bekannt. Unter Mitteln
zum Durchführen des Spülvorgangs wird insbesondere ein Ventil, beispielsweise ein
Magnetventil, verstanden. Es können aber auch mehrere Ventile vorgesehen sein. Dieses
kann elektronisch geöffnet und geschlossen werden. Die erfindungsgemäße Vorrichtung
kann sowohl in Reihen- als auch in Ringinstallationen betrieben werden.
[0027] Optional kann beispielsweise auch eine Absperrarmatur, zum Beispiel ein Kugelhahn,
vorgesehen sein, welcher vor einem erfindungsgemäßen Mittel zum Durchführen des Spülvorgangs
angeordnet ist. Damit kann die Flüssigkeitsleitung zur Montage- oder Wartungszwecken
manuell abgesperrt werden.
[0028] Vorzugsweise weist die erfindungsgemäße Vorrichtung einen freien Auslauf auf, damit
kein direkter Kontakt zwischen dem zu spülenden Leitungssystem und dem Abwassersystem
entsteht.
[0029] Außerdem weist die erfindungsgemäße Vorrichtung vorzugsweise zwei Auslässe, bevorzugt
als Siphon, auf. Dadurch kann auf einfache Weise die Flüssigkeit schnell ins Abwassersystem
fließen und ein Geruchsverschluss zum Abwassersystem realisiert werden. Es ist aber
auch nur ein Auslass oder mehr als zwei Auslässe denkbar.
[0030] Vorzugsweise ist auch eine Rückstausensorik vorgesehen. Dadurch kann gewährleistet
werden, dass keine Wasserschäden durch ein selbsttätiges Spülen verursacht werden.
Die Rückstausensorik kann vorzugsweise Spülvorgänge unterbinden, um Schäden durch
überlaufendes Wasser zu vermeiden. Zusätzlich kann auch ein Störsignal ausgegeben
werden, das akustisch und/oder optisch und/oder als elektrisches Signal an eine Gebäudetechnik
ausgebildet ist.
[0031] Die zuvor genannten Komponenten werden vorzugsweise auf einem Grundrahmen montiert,
welcher mittels einer Abdeckung verschlossene werden kann.
[0032] Die Vorrichtung kann Mittel zum Spülen von einer einzigen oder auch von mehreren
Flüssigkeitsleitungen aufweisen. So kann beispielsweise nur eine TWK-Leitung gespült
werden, oder auch eine TWK- und eine TWW-Leitung. Es können aber auch genauso gut
noch mehr Leitungen gespült werden. Vorzugsweise lässt sich das Spülen der einzelnen
Leitungen getrennt voneinander steuern. Dies kann jedoch über ein gemeinsames Steuerungsmodul
erfolgen.
[0033] Es ist besonders vorteilhaft, wenn die Vorrichtung modular aus einzelnen Komponenten
aufgebaut ist, sodass, ohne die Funktion der Vorrichtung zu beeinträchtigen, einzelne
Komponenten bei Bedarf entfernt oder hinzugefügt werden können.
[0034] Besonders bevorzugt ist ein Temperaturfühler an einer Rohrleitung vorgesehen. So
kann auf einfache und kostengünstige Weise ein verhältnismäßig genauer Wert der Temperatur
der Flüssigkeit ermittelt werden, welcher zur Auswertung herangezogen werden kann.
Die Messung kann direkt und/oder indirekt erfolgen, beispielsweise im Medium selbst
und/oder an der Außenwand der Rohrleitung.
[0035] Mittel zur Messung der Temperatur können vorzugsweise an einem T-Stück oder U-Stück
vorgesehen sein. Hierbei können zwei Arme des T-Stücks die eigentliche Leitung bilden,
während der dritte Arm des T-Stücks zum erfindungsgemäßen Spülen der Leitung dient.
Wird die Temperatur an einem T-Stück gemessen, hat sowohl die normale Benutzung als
auch ein erfidnungsgemäßer Spülvorgang Auswirkungen auf den Temperaturverlauf. So
kann die Temperaturmessung auch in der Nähe oder innerhalb einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung zum selbsttätigen Spülen von Flüssigkeitsleitungen erfolgen.
[0036] Eine Ausbildung der Mittel zur Messung der Temperatur als separates Bauteil ist besonders
für eine flexible Positionierung im Rohrleitungssystem vorteilhaft.
[0037] Im Folgenden wird die Erfindung an Hand von in einer Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- ein Verbindungsstück, an dem ein Temperaturverlauf gemessen werden kann,
- Fig. 2
- eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung in einer perspektivischen Ansicht,
- Fig. 3
- die Vorrichtung aus Fig. 2 in einer Frontalansicht,
- Fig. 4
- eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung in einer perspektivischen
Ansicht,
- Fig. 5
- einen Temperaturverlauf während der Ausführung einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens und
- Fig. 6
- einen weiteren Temperaturverlauf während der Ausführung einer Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0038] Fig. 1 zeigt ein Verbindungsstück 1 eines Leitungssystems, an dem gemäß dem erfindungsgemäßen
Verfahren ein Temperaturverlauf indirekt gemessen werden kann. Ein Anlegetemperaturfühler
2 ist mittels einer Fühlerbefestigung 4 an dem Verbindungsstück 1 befestigt. Das Verbindungsstück
1 ist hier als Doppelanschlussstück bzw. als T-Stück ausgebildet. Die Flüssigkeit
des Leitungssystems fließt über eine der Öffnungen 6 in das Verbindungsstück und fließt
bei normaler Benutzung über die andere Öffnung 8 wieder aus dem Verbindungsstück 1
heraus. Findet ein Spülvorgang statt, fließt die Flüssigkeit aus der dritten Öffnung
10 aus dem Verbindungsstück 1 heraus. Grundsätzlich sind jedoch auch andere Ausführungsformen
zur Messung des Temperaturverlaufs denkbar.
[0039] Fig. 2 zeigt nun eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Spülen
von Trinkwasserleitungen in einer perspektivischen Ansicht. Die Ausführungsform ist
jedoch nicht auf das Spülen von Trinkwasserleitungen begrenzt.
[0040] Auf einem Grundrahmen 12 ist bereits ein Teil einer ersten sogenannten Wasserstrecke
100 auf den Grundrahmen montiert. Ein Magnetventil 16, zwei flachdichtende Übergangsstücke
18, 20 und ein Rohrstück 22 sind bereits montiert. Die erste Wasserstrecke 100 weist
optional weiterhin noch ein Verbindungsstück 1 und eine optionale Absperrarmatur 14
auf. Mittels des Verbindungsstücks 1 wird die Vorrichtung beispielsweise an ein bestehendes
Leitungssystem, insbesondere eine Ringleitung, angeschlossen.
[0041] Wird für einen Spülvorgang das Magnetventil 16 geöffnet, fließt das Wasser durch
das Verbindungsstück 1, durch die geöffnete Absperrarmatur 14, welche mittels eines
Übergangsstücks 18 an das Magnetventil 16 angeschlossen ist, durch das geöffnete Magnetventil
16, welches mittels eines weiteren Übergangsstücks 20 and ein Rohrstück 22 angeschlossen
ist und durch das Rohrstück 22 in die Auslässe 24. Dies geschieht mittels eines freien
Auslaufs, um keinen direkten Kontakt zwischen dem zu spülenden Leitungssystem und
dem Abwassersystem zu verursachen. Das Wasser fließt anschließend über zwei Auslässe
24 in Form von nicht dargestellten Siphons in das Abwassersystem.
[0042] Die Vorrichtung weist außerdem ein Netzteil 26 und ein Steuerungsmodul 28 auf. Das
Steuerungsmodul 28 ermöglicht die Messung des Temperaturverlaufs durch den Temperaturfühler
2, die Auswertung der Messdaten und die Steuerung des Magnetventils 16. Auch Daten
einer Rückstausensorik können durch das Steuerungsmodul 28 verarbeitet werden.
[0043] Der Grundrahmen bietet außerdem noch genug Platz für die Implementierung einer zweiten
Wasserstrecke 100'. Diese ist analog zur ersten Wasserstrecke 100 aufgebaut, kann
jedoch auch anders gestaltet werden. Auch ist es möglich, nur eine Wasserstrecke vorzusehen
oder mehr als zwei. Eine Verkabelung der elektronischen Bauteile ist hier nicht eingezeichnet.
[0044] Fig. 3 zeigt die Vorrichtung aus Fig. 2 in einer Frontalansicht. Hierbei sind nun
beide Wasserstrecken 100 und 100' eingebaut. Die erste Wasserstrecke 100 kann beispielsweise
eine Kaltwasserstrecke sein, während die zweite Wasserstrecke 100 eine Warmwasserstrecke
ist.
[0045] Fig. 4 zeigt eine Vorrichtung ähnlich der aus Fig. 3. Aus Gründen der Übersichtlichkeit
sind nicht alle bereits in Fig. 2 oder Fig. 3 benutzten Bezugszeichen eingetragen,
auch wenn entsprechende Elemente vorhanden sind. Im Unterschied zu der Vorrichtung
aus Fig. 3 ist nur ein Auslass 30 mit einem nicht dargestellten Siphon vorgesehen.
Die Temperaturfühler 2, 2', die Magnetventile 16, 16' und die Rückstausensoren (nicht
eingezeichnet) sind mit dem Steuerungsmodul 28 verkabelt. Es ist jedoch auch denkbar,
eine drahtlose Kommunikation zwischen den einzelnen Elementen vorzusehen.
[0046] Des Weiteren ist eine Abdeckung 32 gezeigt, um den Grundrahmen abzudecken. Die Abdeckung
32 weist eine Öffnung 34 auf, über die auf einfache Weise auf das Steuerungsmodul
28 zugegriffen werden kann, auch wenn die Abdeckung 32 montiert ist. Die Abdeckung
kann mittels einer Abdeckplatte 36 verschlossen werden.
[0047] Fig. 5 zeigt einen beispielhaften Temperaturverlauf während der Ausführung einer
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens. Während der Zeitspanne bis t
1 findet keine Benutzung einer Warmwasserleitung statt. Aus diesem Grund ändert sich
die Temperatur nicht wesentlich und liegt unterhalb der Temperatur T
2. Die Temperatur T
2 beträgt beispielsweise 60°C. Wird die Zeitspanne bis zum Zeitpunkt t
1 zu lang, wird ein Spülvorgang ausgelöst. Aufgrund des warmen Wassers steigt die Temperatur
und der Spülvorgang kann zum Zeitpunkt t
3 beendet werden, wenn der Temperaturgrenzwert T
2 überschritten wird. Um Wasser zu sparen kann aber bereits der Spülvorgang zum Zeitpunkt
t
2 beendet werden, wenn nur noch eine geringe Änderung der Temperatur erfolgt und beispielsweise
ein Temperaturgardientengrenzwert unterschritten wird. So muss nicht darauf gewartet
werden, bis ein Temperaturgrenzwert über- oder unterschritten wird, der möglicherweise
nicht oder nur langsam erreicht wird.
[0048] Fig. 6 zeigt schließlich einen weiteren Temperaturverlauf während der Ausführung
einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens. Die durchgezogene Kurve zeigt
den Temperaturverlauf einer Warmwasserleitung. Bei Benutzung überschreitet der gemessene
Temperaturwert regelmäßig einen Temperaturgrenzwert T
2 (dargestellt durch die obere kurzgestrichelte Linie), der auf eine Benutzung schließen
lässt und somit kann beispielsweise ein geplanter Spülvorgang unterbunden werden oder
ein Timer neu gestartet wird, der die Zeit der Nichtbenutzung misst, um bei entsprechender
langer Nichtbenutzung einen Spülvorgang zu auszulösen.
[0049] Analog zeigt die lang-gestrichelte Kurve den Temperaturverlauf einer Kaltwasserleitung.
Eine Benutzung hat hier entsprechend ein Unterschreiten eines Temperaturgrenzwerts
T
1 (dargestellt durch die untere kurzgestrichelte Linie) zur Folge dadurch beispielsweise
ein geplanter Spülvorgang unterbunden werden kann oder ein Timer neu gestartet werden
kann.
1. Verfahren zum selbsttätigen Spülen von mindestens einer Flüssigkeitsleitung, insbesondere
Trinkwasserleitung,
- bei dem ein Temperaturverlauf der Flüssigkeit direkt oder indirekt gemessen wird,
- bei dem die Messdaten ausgewertet werden und
- bei dem das selbsttätige Spülen der mindestens einen Flüssigkeitsleitung durch ein
Ergebnis der Auswertung beeinflusst wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Flüssigkeitsleitung eine TWK-Leitung oder eine TWW-Leitung ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Spülvorgang durch ein Ergebnis der Auswertung ausgelöst, beendet, nicht ausgelöst,
unterbunden und/oder fortgesetzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Spülvorgang solange fortgesetzt wird, bis ein Temperaturgrenzwert und/oder ein
Temperaturgradientengrenzwert über- oder unterschritten wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Spülvorgang solange fortgesetzt wird, bis für eine vorgegebene Zeitspanne eine
im Wesentlichen konstante Temperatur gemessen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Spülvorgang ausgelöst wird, wenn für eine vorgegebene Zeitspanne eine im Wesentlichen
konstante Temperatur gemessen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Spülvorgang unterbunden wird, wenn für eine vorgegebene Zeitspanne keine im Wesentlichen
konstante Temperatur gemessen wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Spülvorgang ausgelöst wird, wenn für eine vorgegeben Zeitspanne keine ausreichend
schnelle Temperaturänderung gemessen wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Spülvorgang unterbunden wird, wenn für eine vorgegebene Zeitspanne eine ausreichend
schnelle Temperaturänderung gemessen wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Temperatur mittels eines Temperaturfühlers an der Rohrleitung gemessen wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Temperatur an einem T-Stück der Rohrleitung gemessen wird.
12. Vorrichtung zum selbsttätigen Spülen von Flüssigkeitsleitungen, insbesondere Trinkwasserleitungen,
insbesondere zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
- dass Mittel (2, 2') zur Messung der Temperatur,
- Mittel (28) zum Erfassen, Speichern und Auswerten der gemessenen Temperaturwerte
und
- Mittel (16, 16') zum Durchführen eines Spülvorgangs vorgesehen sind.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Temperaturfühler (2, 2') an einer Rohrleitung vorgesehen ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12 oder 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass Mittel (2, 2') zur Messung der Temperatur an einem T-Stück (1, 1') oder U-Stück vorgesehen
sind, insbesondere als separates Bauteil zur flexiblen Positionierung im Rohleitungssystem.