[0001] Die Erfindung betrifft einen Stuhl, insbesondere Arbeitsstuhl, mit Beckenstütze und
horizontal verschiebbarer Sitzfläche nach dem Oberbegriff des unabhängigen Anspruches
1.
[0002] Ein derartiger Stuhl ist beispielsweise mit der
DE 202006009828 U1 bekannt geworden. Dort ist ein Arbeitsstuhl mit Schiebesitzarretierung mit längs
verschiebbaren und arretierbaren Polsterträger und darauf befindlichem Polster, sowie
mit einer Sitzplatte offenbart, wobei an der Sitzplatte über ein Schwenkgelenk eine
Schwenkplatte angelenkt ist, die über Verschwenkmittel zur Sitzplatte stufenlos um
das Schwenkgelenk herum verschwenkbar ist, und wobei der längs verschiebbare Polsterträger
auf der Schwenkplatte angeordnet ist und sich eine wiederholt lösbare form- und/oder
kraftschlüssige Verriegelung der Schiebesitzarretierung zwischen der Schwenkplatte
und dem Polsterträger befindet.
[0003] Damit sind um eine horizontale Achse schwenkbare und in einer horizontalen Ebene
längs verschiebbare Sitze auf einer Sitzplatte bekannt.
[0004] Weiterhin sind allgemein Beckenstützen durch die
DE 1256840 A1 bekannt geworden, welche ein Gymnastik-Gerät offenbart, mit einer Sitzfläche mit
einem im unmittelbaren Bereich der Sitzbeinhöcker des Sitzenden keilartig nach hinten
ansteigenden Stützelement mit von Hand einstellbarem Anstiegswinkel.
[0005] Die aufrechte Sitzhaltung ohne Rundrücken ist für einen sitzenden Menschen wichtig,
um Schäden vor allem an den Bandscheiben zu vermeiden. Die Stellung des Beckens des
Menschen beim Sitzen ist entscheidend für die gute Sitzhaltung ohne Rundrücken. An
der Unterseite des Beckens befinden sich die Sitzbeinhöcker (rechts und links), diese
liegen auf dem Sitzschaum auf. Sobald das Becken des Menschen mit den Sitzbeinhöckern
als Drehpunkt nach hinten kippt, wird der Mensch beim Sitzen einen Rundrücken einnehmen.
Deshalb ist dieses Kippen des Beckens zu vermeiden.
[0006] Der Sitz eines Stuhls soll diese aufrechte Sitzhaltung unterstützen, indem er ein
Kippen des Beckens vermeiden hilft. Um die unterstützende Wirkung zu erreichen, ist
es erforderlich, dass ein Sitz so ausgeformt ist, dass er beim Einsinken des Sitzenden
die Beckenunterseite hinter den Sitzbeinhöckern stützt. Dies geschieht üblicherweise
durch die Ausformung des Sitzschaums mit einer Mulde.
[0007] Die Anpassungsmöglichkeiten an die verschiedenen Köpermaße der unterschiedlichen
Benutzer (groß, klein, ....) erfordert auch eine Verstellung der Sitztiefe, um so
durch den Sitz die verschieden langen Oberschenkel auf der ganzen Länge abzustützen.
Diese Anpassung wird üblicherweise durch ein Verschieben des Sitzes in horizontaler
Längsrichtung erreicht.
[0008] Einerseits wird wie oben erwähnt eine gute Ausformung des Sitzes erforderlich (Unterstützung
des Beckens) und andererseits eine Verschiebung des Sitzes in horizontaler Längsrichtung
(Auflage für die Oberschenkel). Der sitzende Mensch stützt sich mit seinem Rücken
an der Lehne im Bereich des Beckenkammes ab. Die Lehne ist in horizontaler Richtung
meist ortsfest und dadurch ist auch der sitzende Mensch in horizontaler Richtung ortsfest.
Somit kann ein ausgeformter Sitzschaum, der durch seine Verschiebung in horizontaler
Längsrichtung eine Anpassung an die Beinlänge des Benutzers ermöglicht, nur in einer
einzigen Position optimal zum Gesäß des Sitzenden ausgeformt sein und auch nur in
dieser einzigen Position die optimale Stützwirkung auf das Becken ausüben. In allen
anderen Positionen wirkt sich die Ausformung des Sitzes dadurch eher negativ auf das
angenehme Sitzen aus, da der Sitzende auf der Schaumkante hinter oder vor der Sitzmulde
sitzt. Deshalb wird bei Sitzen, die sich verschieben lassen, oft auf die Ausformung
des Sitzschaums verzichtet. Dadurch geht dann aber auch die oben beschriebene wichtige
Abstützung auf das Becken verloren.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es auf eine einfache und kostengünstige Weise eine unterstützende
Wirkung auf die aufrechte Sitzhaltung eines sitzenden Menschen auszuüben. Beim sitzenden
Menschen ist die Stellung des Beckens entscheidend. Das Becken bestimmt die Krümmung
der Wirbelsäule. Diese ist idealerweise doppel S-förmig. In dieser Ausformung der
Wirbelsäule sind die Bandscheiben am wenigsten belastet und die Bänder, die die Bandscheiben
auf der Vorder- und Rückseite der Wirbel fixieren sind weder überdehnt noch gestaucht.
Diese doppel S-förmige Ausformung der Wirbelsäule muss also auch beim Sitzen bewirkt
werden. Da ein sitzender und arbeitender Mensch sich aber nicht auf sein Sitzen konzentrieren
und damit auch seine Sitzhaltung immer wieder korrigieren kann, damit er optimal sitzt,
ist es Aufgabe des Sitzmöbels diese anatomisch richtige Haltung ohne bewussten Willensprozess
des Sitzenden zu bewirken. Dazu ist die Stellung des Beckens entscheidend. Dieses
muss aufgerichtet sein. Damit es in dieser Stellung bleibt und nicht nach hinten wegkippt,
was energetisch günstiger wäre, sind zwei unterstützende Funktionen in erster Linie
wichtig. Dies ist der Kontakt des Rückens des Benutzers an der Lehne im Bereich Beckenkamm
oder in der Lordose und eine entsprechende Ausformung des Sitzes, damit durch einen
erhöhten Druck auf die Beckenunterseite (Kreuzbein) hinter den Sitzbeinhöckern ein
Abkippen des Beckens nach hinten vermieden wird. Bei Stühlen ohne eine Sitztiefenverstellung
kann diese Ausformung einfach durch die Geometrie der Sitzschale und des Sitzschaumes
erreicht werden (Sitzmulde). Bei Stühlen mit einer Sitztiefenverstellung kann nur
dann diese Ausformung in gleicher Weise durchgeführt werden, wenn die Sitztiefenverstellung
z.B. durch eine Sitzverlängerung im vorderen Bereich des Sitzes stattfindet. Dies
wird bei einigen Stuhlherstellern so gemacht (z.B.
Patent EP 0 970 637 A1 oder
DE 10 2007 047 028 B3). Dies ist allerdings eine recht aufwändige Sache.
[0010] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher einen gattungsgemäßen Stuhl, insbesondere
Arbeitsstuhl, mit Beckenstütze und horizontal verschiebbarer Sitzfläche derart weiter
zu bilden, dass die Beckenstütze in jeder längs verschobenen Nutzstellung des Sitzes
optimal stützend auf das Becken eines auf der Sitzfläche des Stuhls sitzenden Nutzers
wirkt und damit der Stuhl besser an unterschiedlich große Nutzer anpassbar ist.
[0011] Zur Lösung der gestellten Aufgabe dienen die Merkmale des unabhängigen Anspruches
1, wobei vorteilhafte Weiterbildungen Gegenstand der abhängigen Ansprüche sind.
[0012] Wesentlich dabei ist, dass die Beckenstütze mit dem Rahmen des Stuhles und insbesondere
mit der Sitzplatte oder eines anderen ortsfesten Bauteils des Rahmens fest verbunden
oder fest verbindbar ist, also in Schieberichtung des Sitzes ortsfest zum Rücken des
Benutzers.
[0013] Vorteil ist, dass damit unabhängig von der Relativstellung des längs verstellbaren
Sitzes, die Beckenstütze ihre Becken stützende Wirkung unabhängig von der Größe des
Nutzers beibehält.
[0014] Die erfindungsgemäße Beckenstütze hat mit wesentlich weniger Aufwand die gleiche
Wirkung wie ein fester nicht verstellbarer Sitz oder ein Sitz der vorne verlängert
wird. So sind zwei Vorteile erreicht, die wichtige Unterstützung des aufrechten Beckens
trotz eines in der Sitztiefe verstellbaren Sitzes und als zweites eine einfache und
sehr kostengünstige Lösung.
[0015] Wichtig ist, dass die Beckenstütze an einem Bauteil befestigt wird, das die gleiche
Bewegung beim Anlehnen und Durchdrücken der Lehne mitmacht, aber nicht die Schiebebewegung
des Sitzes oder Sitzschaumes. Die Sitztäger-Mechanik ist zwar unabhängig von der Sitztiefenverstellung
(Schiebesitz), macht aber nicht die Sitzbewegung mit beim Anlehnen an die Lehne. Der
Lehnenbügel macht zwar die Bewegung der Lehne mit, aber in einem anderen Verhältnis
als der Sitz. Die Synchronmechanik hat ein Lehnen/Sitz Bewegungsverhältnis zwischen
3/1 und 4/1. Die Lehne macht also wesentlich mehr Weg. So kann die Einhängung der
Beckenstütze und damit die Fixierung nur an einem Bauteil sein, das die Schwenkbewegung
des Sitzes exakt mitmacht, das sich aber nicht beim Längsverschieben mitbewegt. Absolut
wichtig und auch für die Erfindung zwingend notwendig ist, dass die Beckenstütze immer
zum Gesäß des Sitzenden am gleichen Ort bleibt. Da der Benutzer an der Lehne anlehnt,
die in Längsverschieberichtungen ortsfest ist, werden seine Sitzbeinhöcker auch immer
an der gleichen Stelle am Sitz zum Aufliegen kommen, gleich ob er den Sitz weiter
nach vorne oder hinten schiebt. Damit muss dann auch die Beckenstütze diesen Abstand
zur Lehne konstant halten. Die Lehne wiederum ist an der Sitztäger-Mechanik befestigt,
die Sitzplatte auch, die Beckenstütze wieder an der Sitzplatte und damit ortsfest
in Längsverschieberichtungen, kann aber die Schwenkbewegung des Sitzes mitmachen.
[0016] In einer Alternativen Ausführungsform der Erfindung ist die Beckenstütze auch in
der Längsverschieberichtung verstellbar und arretierbar.
[0017] Dadurch, dass die Beckenstütze auch in Längsverschieberichtungen verstellbar und
auch arretierbar ist, kann so eine Feinjustierung auf die verschieden großen Benutzer
stattfinden. In Realität ist es aber so, dass zum einen der Benutzer ja nicht direkt
auf der Beckenstütze aufsitzt sondern einen Schaum dazwischen hat, der kleinere Maßunterschiede
im Abstand Rücken Benutzer zu den Sitzbeinhöckern ausgleicht und zum anderen ist dieser
Abstandsunterschied von kleinen und großen Menschen nicht sehr groß. Eigentlich ist
es die Differenz der Beckentiefe also der Abstand von dem Kreuzbein zu den Sitzbeinhöckern.
Die Differenz zwischen kleinen und großen Menschen bei diesem Abstand ist ca. 2 -
3 cm. Bei einer fixen Beckenstütze nach der Grundidee der vorliegenden Erfindung wird
so ein Mittelwert richtig sein, dass heißt, der kleine Mensch wird etwas näher an
der Beckenstütze sitzen und einen etwas höheren Druck hinter den Sitzbeinhöckern haben,
der große Mensch wird etwas weiter weg sitzen und einen etwas geringeren Druck haben.
Ein Nachteil einer in Längsverschieberichtungen verstell- und arretierbaren Beckenstütze
wäre die Gefahr der Falscheinstellung und damit entweder die Unwirksamkeit, weil der
Abstand zu groß eingestellt ist oder ein unangenehmer Druck, wenn der Abstand zu nahe
ist. Ein Vorteil wäre gewiss eine Anpassung an die verschiedenen Körpergrößen und
den damit verbundenen verschiedenen Abständen von Kreuzbein und Sitzbeinhöcker und
damit auch eine Anpassung an die individuellen Bedürfnisse der Benutzer. Somit kann
man sagen, dass eine Weiterentwicklung durchaus auch eine in Längsverschieberichtungen
verstell- und arretierbare Beckenstütze sein kann, aber nicht notwendigerweise sein
muss, da die Differenz zwischen unterschiedliche großen Benutzern wie oben dargestellt
mit 2 - 3 cm relativ gering ist.
[0018] Die Schaumausbildung des Polsters auf dem Posterträger ist wichtig, allerdings weniger
für das grundsätzliche Prinzip der Beckenstütze. Je nach Ausformung wird mehr oder
weniger Schaum durch die Beckenstütze verdrängt. Vorgesehen ist, dass der Schaum im
Schiebebereich der Beckenstütze frei ist und nur eine Verrippung im Schaum hat, so
dass der Schaum nicht über die ganze Fläche verdrängt werden muss sondern nur partiell
im jeweiligen Rippenbereich. Die Höhe der Rippen bestimmt dann auch den Druck auf
die Beckenstütze und damit die Verdrängung beim Verschieben. Der Benutzer soll ja
selber durch seinen Körper den Sitzschaum im Bereich des Gesäß ausformen. Dort, wo
durch die Beckenstütze weniger Schaum ist (hinter dem Punkt 5) und damit weniger Verdrängungsvolumen,
wird der Druck auf das Gesäß (eigentlich auf den Bereich des Kreuzbeines) größer sein
wie z.B. im dem Bereich vor der Beckenstütze, da dort mehr Schaumdicke und Schaumvolumen
ist. Durch diesen größeren Druck auf das Kreuzbein soll ein Abkippen des Beckens nach
hinten vermieden werden, damit der Sitzende nicht in einen Rundrücken fällt, was zwangsläufig
passiert, wenn das Becken nach hinten abkippt. Wichtig ist, soviel Druck aufzubauen,
dass sowohl eine Stützwirkung auf das Becken möglich wird als aber auch so viel Weichheit
und Verformung zu zulassen, dass diese Stütze und der höhere Druck nicht als unangenehm
empfunden wird. Der Druck ist wiederum sehr stark davon abhängig, wie der Schaum in
der Stauchhärte und im Raumgewicht ist (Qualität des Schaumes), kann also von Schaum
zu Schaum unterschiedlich sein. Weiter variiert auch das subjektive Empfinden des
Benutzer, das trotz gleicher oder ähnlicher Körperproportionen sehr unterschiedlich
sein kann (von sportlich hart bis Daunenweich). Es wird mehr oder weniger Schaum verdrängt,
aber das Maß der Verdrängung ist nicht wesentlich für das Funktionsprinzip der Beckenstütze,
wohl aber für deren Wirkung. Somit muss der Bereich 18 im Sitzschaum 6 je nach Schaumqualität
mit oder ohne Rippen oder auch hohl oder ausgefüllt sein. Je mehr Schaum in diesem
Bereich ist und je härter der Sitzschaum ist, umso größer ist die Stützwirkung auf
den Benutzer.
[0019] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von einen Ausführungsweg darstellende Zeichnungen
näher erläutert. Hierbei gehen aus den Zeichnungen und ihrer Beschreibung weitere
erfindungswesentliche Merkmale und Vorteile der Erfindung hervor.
[0020] Es zeigt:
Figur 1: Den erfindungsgemäßen Stuhl mit der in Richtung Rückenlehne längs verschobenen
Sitz für einen relativ kleinen Nutzer;
Figur 2: Den erfindungsgemäßen Stuhl mit der von Rückenlehne weg längs verschobenen
Sitz für einen relativ großen Nutzer;
Figur 3: Draufsicht auf Figur 2 ohne Darstellung des Nutzers.
[0021] Der erfindungsgemäße Stuhl beinhaltet einen Rahmen 14, der über eine Hülse 13 mit
auf einer nicht näher dargestellten höhenverstellbaren Säule eines Fußgestells (z.B.
Fußkreuz mit Rollen) befestigt ist, so dass der Rahmen 14 zum Fußgestell in Hochachse
drehbar ist.
[0022] Der Rahmen 14 besteht aus einem L-förmigen Lehnenbügel 4 und einer damit z.B. über
ein Schwenkgelenk 15 verbundene Sitzträger-Mechanik 10, mit einer Sitzplatte 8, die
zwischen Lehnenbügel 4 und Sitzträger-Mechanik 10 auf deren Oberseite z.B. über Schwenkgelenke
16, 17 befestigt ist.
[0023] Dabei ist die Sitzträger-Mechanik 10 über die Hülse 13 mit dem Fußgestell verbunden.
[0024] Auf Sitzplatte 8 des Rahmens 14 befindet sich ein mit Polster 6 versehener Polsterträger
11, welcher relativ zum Rahmen 14 in Horizontal- bzw-Längsverschieberichtungen F verschiebbar
und ggfs. arretierbar ist, wobei das Polster 6 eine Beckenstütze 7 für den Benutzer
1 aufweist.
[0025] Wichtig dabei ist, dass nun die Beckenstütze 7 mit dem Rahmen 14 ortsfest verbunden
ist und zwar insbesondere mit der Sitzplatte 8.
[0026] Alternativ kann aber auch die Beckenstütze 7 an der Sitzplatte 8 in den Horizontal-
bzw- Längsverschieberichtungen F verstellbar und festlegbar ausgebildet sein.
[0027] Figur 1 zeigt die Sitzanordnung mit einem Sitz (6,11) in hinterer Position für einen
Benutzer (1) mit kurzen Oberschenkeln. Die Oberschenkellänge Maß B ist entsprechend
dem kleinen Benutzer klein. Der Kniekehlenabstand zur Sitzvorderkante Maß C soll für
alle Beinlängen möglichst konstant sein (ca. eine Handbreite).
[0028] Figur 2 zeigt die Sitzanordnung mit einem Sitz (6,11) in vorderer Position für einen
Benutzer (1) mit langen Oberschenkeln. Maß B' ist groß, Maß C ist wieder ca. eine
Handbreit, da der Sitz (6,11) im selben Maß verschoben werden soll, wie die Beillänge
zunimmt.
[0029] Die Beckenstütze (7) bewirkt eine Unterstützung des Beckens unabhängig von der Verschiebung
des Sitzes (6,11), so dass auch bei einem verschiebbaren Sitz die ausgeformte Unterstützung
des Beckens möglich ist. Dies wird dadurch erreicht, dass die Beckenstütze (7) wie
auch die Rückenlehne (2,4) und der Sitzende (1) ortsfest ist und sich auch bei einer
Verschiebung des Sitzes (6,11) in Richtung F nicht verschiebt.
[0030] Das Abstandsmaß A (Abstand Kontaktpunkt (3) Benutzer zur Lehne zu den Sitzbeinhöckern
Kontaktpunkt (5) Benutzer Sitz) ist konstant. Das Maß E ist variabel und an den Benutzer
je nach Beinlänge anpassbar.
[0031] Durch einen Schlitz (12) in der Sitzschale (11) wird die Beckenstütze (7) mit einer
Einhängung (9) an der Sitzplatte (8) fixiert. Damit wird die Beckenstütze (7) über
die Sitzplatte (8) ortsfest zum Lehnenkontaktpunkt (3), obwohl die Beckenstütze (7)
sich zwischen der Sitzschale (11) und dem Sitzschaum (6) also innerhalb der Sitzeinheit
(6,11) befindet. Der Lehnenkontaktpunkt (3) ist durch die Lehne (2,4) auch an der
Sitzplatte (8) im Drehgelenk (16) befestigt und damit auch zum Benutzer (1) und zur
Beckenstütze (7) ortsfest, da der Benutzer (1) sich mit seinem Rücken an dem Lehnenschaum
(2) am Punkt (3) abstützt. Verschiebt der Benutzer die Sitzschale (11) mit dem Sitzschaum
(6) in Richtung F nach vorne oder hinten, bleibt dennoch die Beckenstütze (7) immer
an der für die Stützwirkung auf das Becken optimalen Stelle (Abstand A).
[0032] Beim Sitzen wird somit der Benutzer (1) durch das Sitzen die Ausformung des Sitzschaums
(6) selbst bewirken, da die Beckenstütze (7) von unten eine Kompression des Sitzschaums
(6) hinter dem Becken verringert und somit einen erhöhten Druck auf die Beckenunterseite
hinter den Sitzbeinhöckern bewirkt, der wiederum das Abkippen des Beckens nach hinten
verhindert und somit der Sitzende (1) aufrecht und ohne Rundrücken sitzen lässt. Da
die Beckenstütze (7) unabhängig von der Position des Sitzes immer im richtigen (ortsfesten)
Abstand (D) zum Gesäß des Sitzenden (1) ist, entsteht auch nicht ein unangenehmes
Sitzempfinden durch das Sitzen auf einer Schaumkante, wie es bei einer Ausformung
des Sitzschaums verbunden mit einer Sitztiefenverstellung durch Verschieben des Sitzes
(6,11) in Richtung F der Fall wäre.
[0033] Die Maße A und D sind konstant und unabhängig von der Position des Sitzes (6,11 ).
Damit ist auch die Stützwirkung auf das Becken unabhängig von der Position des Sitzes
(6,11) und damit immer auch an der richtigen Stelle am Kontaktpunkt (5) hinter den
Sitzbeinhöckern, da auch der Benutzer (1) an der ortsfesten Lehne (2,4) immer den
gleichen ortsfesten Abstand zur Beckenstütze (7) aufweist.
[0034] Im Übrigen hat sich das Maß B an der anthropometrischen Maßtabelle nach DIN 33402
Teil 2 orientiert. Da wird das Maß B als die Gesäß - Kniekehlenlänge (Sitztiefe) beschrieben.
Natürlich könnte es auch das Maß von Punkt 5 zur Kniekehle sein. Ist für die Erfindung
unerheblich, da beide Abstände von den Körperproportionen abhängen.
[0035] Wenn von der Stellung nach Figur 1 auf die Stellung nach Figur 2 der Sitz nach vorn
geschoben wird, dann wird hinter der Beckenstütze 7 Polstermaterial 6 verdrängt. Wenn
der Sitz von der Stellung nach Figur 2 auf die Stellung nach Figur 1 zurück geschoben
wird, dann wird vor der Beckenstütze 7 Polstermaterial 6 verdrängt. Das Polster (6)
ist im Schiebebereich (18) der Horizontal- bzw-Längsverschieberichtungen (F) der Beckenstütze
(7) je nach Schaumqualität nicht vollvolumig vorhanden, sondern hat nur eventuell
eine teilvolumige Verrippung, so dass der Schaum nicht über die ganze Fläche verdrängt
werden muss sondern nur partiell im jeweiligen Rippenbereich. Dieser Bereich kann
bei einem ausreichend harten Sitzschaum auch ganz ohne Schaum sein.
[0036] In der Seitenansicht der Figuren 1 und 2 ist die Beckenstütze 7 in der Höhe keilförmig
ausgebildet, wobei die Unterseite ebenflächig, die Rückseite kreisringförmig und die
dem Benutzer zugewandte Fläche anatomisch dem Gesäß eines Durchschnittsmenschen angepasst,
bogenförmig gekrümmt ausgebildet sind.
[0037] Figur 3 offenbart wie die Beckenstütze 7 in der Breite des Stuhles bzw. Sitzes ausgestaltet
ist, nämlich in Form eines Kreisringsektors über einen Winkel α von hier beispielhaft
ca. 35°, wobei aber auch davon abweichende Winkelbereiche α möglich sein sollen, insbesondere
auch größere Winkelbereiche α z.B. zwischen 35° und 90° oder gar bis 180°. Es genügt
aber für eine geeignete Unterstützung des Beckens eines Nutzers ein Winkelbereich
α zwischen ca. 30° und 40°.
[0038] Die Sitzträgermechanik ist in ihrer Funktion für die Beckenstütze unerheblich und
in den Zeichnungen auch nur ein Schema, das so gar nicht funktionieren würde, da ein
Ausgleichsgelenk oder Schiebelager fehlt. Wichtig ist nur, dass der Befestigungspunkt
des Lehnenbügels 4 und der Sitzplatte 8 einen nahezu konstanten Abstand zueinander
ermöglichen. Bei einer Synchronmechanik wird die Lehne in der Regel eine Bewegung
nach hinten und nach unten machen und der Sitz ebenso in dem wie im allgemeinen Beschreibungsteil
beschriebenen Verhältnis.
Figurenlegende
[0039]
1. Benutzer
2. Lehnenpolster
3. Kontaktfläche Beckenkammbereich von 1 mit 2
4. Lehnenrahmen
5. Kontaktfläche Sitzbeinhöckerbereich von 1 mit 6
6. Sitzpolster
7. Beckenstütze
8. Sitzplatte
9. Einhängung von 7 an 8
10. Sitzträger-Mechanik
11. Polsterträger
12. Schlitz für 9 in 11
13. Hülse
14. Rahmen (Sitz- Lehnen- Einheit)
15. Schwenkgelenk
16. Schwenkgelenk
17. Schwenkgelenk
18. Bereich der Schaumkomprimierung durch den Benutzer 1
A = Horizontalabstand Kreuzbein von 1 - Sitzbeinhöcker von 1
B = Horizontalabstand Kreuzbein von 1 - Kniekehle von 1; B'
C = Horizontalabstand Vorderrand Sitz - Kniekehle von 1
D = Horizontalabstand Hinterkante Beckenstütze - Sitzbeinhöcker von 1
E = Horizontalabstand Sitzbeinhöcker von 1 - Vorderrand Sitz; E'
F = Horizontal- bzw- Längsverschieberichtungen von Sitz
α = Winkelbereich der Beckenstütze 7 in der Breite
1. Arbeitsstuhl mit Rahmen (14), der eine Sitzplatte (8) aufweist, auf der sich ein mit
Polster (6) versehener Polsterträger (11) befindet, welcher relativ zur Sitzplatte
(8) in Horizontal- bzw- Längsverschieberichtungen (F) verschiebbar und ggfs. arretierbar
ist, wobei das Polster (6) eine Beckenstütze (7) für den Benutzer (1) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Beckenstütze (7) mit dem Rahmen (14) verbunden ist.
2. Arbeitsstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Beckenstütze (7) relativ zum Rahmen (14) in Horizontal- bzw-Längsverschieberichtungen
(F) verschiebbar und ggfs. arretierbar ist.
3. Arbeitsstuhl nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beckenstütze (7) mit der Sitzplatte (8) des Rahmens (14) verbunden ist.
4. Arbeitsstuhl nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Beckenstütze (7) relativ zur Sitzplatte (8) des Rahmens (14) in Horizontal- bzw-
Längsverschieberichtungen (F) verschiebbar und ggfs. arretierbar ist.
5. Arbeitsstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Polster (6) im Schiebebereich (18) der Horizontal- bzw-Längsverschieberichtungen
(F) der Beckenstütze (7) nicht vollvolumig vorhanden ist, sondern nur eine teilvolumige
Verrippung hat.
6. Arbeitsstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Material der Beckenstütze (7) Holz, Metall und/oder Kunststoff ist.
7. Arbeitsstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Polster (6) und die Beckenstütze (7) einen Kunststoffschaum enthält, wobei der
Härtegrad des Kunststoffschaums der Beckenstütze (7) insbesondere 2- bis 10-fach höher
oder ganz hart ist, als der Härtegrad des Kunststoffschaums des Polsters (6).
8. Arbeitsstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Beckenstütze (7) in der Breite des Stuhles bzw. Sitzes in Form eines Kurvensektors
über einen Winkelbereich (α) zwischen ca. 30° und 90°, insbesondere von ca. 35° ausgestaltet
ist.
9. Arbeitsstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Beckenstütze (7) in der Höhe keilförmig ausgebildet, wobei die Unterseite ebenflächig,
die Rückseite kreisringförmig und die dem Benutzer (1) zugewandte Fläche anatomisch
dem Gesäß eines Durchschnittsmenschen angepasst bogenförmig gekrümmt ausgebildet sind.
10. Arbeitsstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Führung zwischen Sitzplatte (8) und Polsterträger (11) durch eine Gleit- oder
Wälzkörperführung erfolgt und die Gleitführung insbesondere als Rundführung, C-/U-/L-förmige
Schienenführung, T-Nutführung oder Schwalbenschwanzführung ausgebildet ist.