[0001] Die Erfindung betrifft einen Hubkolbenverdichter mit Fördermengenregelung, mit einem
an zumindest einem der selbsttätigen Saugventile angeordneten, elektromagnetisch im
Arbeitstakt betätigbaren Abhebegreifer zum periodisch gesteuerten Offenhalten des
entsprechenden Saugventils über einen bestimmten Kurbelwinkelbereich.
[0002] Zur Fördermengenregelung von bevorzugt mit konstanter Drehzahl laufenden Hubkolbenverdichtern
wird oft auf die sogenannte Rückströmregelung zurückgegriffen, bei der zumindest ein
Saugventil je Zylinder über einen bestimmten Bereich des Verdichtungshubes offengehalten
wird. Die Druckkräfte bzw. Strömungskräfte des über das offengehaltene Saugventil
rückgeschobenen Gases können das Schließorgan des jeweiligen Saugventils erst nach
Überwindung eines gewissen Teiles des Kolbenhubes schließen, da dieses Schließorgan
von der anderen Seite her mit einer entsprechend der gewünschten Fördermengenreduzierung
eingestellten Gegenkraft beaufschlagt wird. Je größer diese Gegenkraft ist, desto
später schließt das jeweilige Saugventil im Verdichtungshub, womit die Fördermenge
sinkt. Da bei zu groß eingestellter konstanter Gegenkraft das Saugventil irgendwann
überhaupt nicht mehrschließt, muss der Regelbereich bei dieser Art der Verdichterregelung
nach unten hin begrenzt werden, um einen zwischenzeitlichen Leerlauf des Verdichters
mit allen damit verbundenen Problemen zu vermeiden. Bei diesen Fördermengenregelungen
sind Ausführungen bekannt, bei denen die Belastungseinrichtung für das offenzuhaltende
Saugventil einfach hydraulisch oder pneumatisch vorgespannt ist, wobei durch Variation
des entsprechenden Vorspanndruckes Einfluss auf die Fördermenge genommen werden kann.
[0003] Weiters ist beispielsweise aus
EP 694 693 A1 eine Rückströmregelung für Hubkolbenverdichter bekannt, bei denen ein hydraulischer
Steuerzylinder, der über ein Steuerorgan periodisch im Hubtakt mit Druckmedium beaufschlagbar
und entlastbar ist, in Hubrichtung auf das Schließorgan des offen zu haltenden Saugventils
einwirkt. Die hydraulisch aufgebrachte Abhebekraft wird damit an einem bestimmten
Kurbelwinkel schlagartig reduziert, womit ein sicheres und rasches Schließen des Saugventils
eingeleitet wird. Beispielsweise aus
EP 1400 692 A1 sind ähnliche Fördermengenregelungen auch mit pneumatischer Betätigung bekannt, was
den Vorteil hat, dass der Betätigungsdruck unmittelbar vom Hubkolbenverdichter selbst
abgeleitet werden kann. Aufgrund der relativ hohen Kompressibilität des komprimierten
Gases müssen allerdings genau zu definierende Bedingungen für die zu entlüftenden
Volumina und Entlüftungszeiten eingehalten werden.
[0004] Bereits sehr lange sind weiters auch Hubkolbenverdichter mit einer elektromagnetisch
betriebenen Rückströmregelung der eingangs genannten Art bekannt. So beispielsweise
aus der
DE 1 251 121 A oder der
DE 849 739 B und ähnlichen teilweise bereits auf die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückgehenden
Schriften, bei denen ein am Dichtelement des Saugventils angreifender Abhebegreifer
über einen Elektromagneten bewegt wird, dessen periodische Erregung beispielsweise
durch einen Kollektor erfolgt, der sich synchron mit der Kurbelwelle des Verdichters
dreht. Der besondere Verlauf der notwendigen Betätigungskraft zum Offenhalten des
Saugventils während des Rückschiebens des Sauggases erfordert eine hohe Kraft vom
Magnetaktor, was bei gleichzeitiger Forderung nach geringer Wärmeentwicklung eher
große Magneten bedingt. Gleichzeitig soll der Magnet aber eine hohe Dynamik aufweisen,
um schnell öffnen und schließen zu können, was von großen Elektromagneten eher nicht
zu erfüllen ist, da die gespeicherte Energie und die Aufwände, um Strom aufzubauen
oder abzubauen bei großen Magneten deutlich größer sind. Speziell bei Anordnungen
der eingangs genannten Art kann es durch Wärmedehnungen und Verschleiß zu einer Verschiebung
des notwendigen Arbeitshubbereiches des Magnetaktors kommen. Da Elektromagnete einen
sehr eingeschränkten sinnvollen Wirkbereich von wenigen Millimetern Hubhöhe aufweisen,
müsste man, um auch bei einer Verschiebung des Arbeitshubbereiches noch entsprechend
große Betätigungskräfte aufbringen zu können, ebenfalls auf entsprechend vergrößerte
Magnete setzen, was die Betätigungsdynamik weiter herabsetzt. All das stand bisher
einer elektromagnetischen Rückströmregelung der eingangs genannten Art speziell dann
entgegen, wenn höhere Verdichterdrehzahlen erforderlich sind und die Umstände des
Einsatzes separate Kühlungen im Bereich von notwendigerweise großen Magnetaktoren
nicht erlauben.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Anordnung der eingangs genannten
Art so zu verbessern, dass die erwähnten Nachteile des diesbezüglichen Standes der
Technik vermieden werden und dass insbesonders auch mit kleinen Elektromagneten als
Aktor der Betätigungseinrichtung des Abhebegreifers die erforderliche hohe Betätigungsdynamik
bei geringer Verlustwärme bereitgestellt werden kann.
[0006] Diese Aufgabe wird gemäß der vorliegenden Erfindung dadurch gelöst, dass die elektromagnetische
Betätigungseinrichtung einen separaten Stellantrieb aufweist, und dass der Stellantrieb
zur bedarfsweisen Verschiebung des Arbeitshubbereiches des verwendeten Magnetaktors
relativ zu seinem Angriff am Saugventil in den für den verwendeten Elektromagneten
optimalen Arbeitsbereich dient.
[0007] Um den Magnetaktor für die kontrollierte Bewegung des Abhebegreifers über den für
die Fördermengenregelung erforderlichen Hubbereich optimal nutzen zu können, wird
dieser also mit einem separaten Stellantrieb kombiniert, der vergleichsweise langsam
arbeiten kann, da er lediglich dazu dient, den eigentlichen Regelungs-Aktor immer
in dem für den Elektromagneten optimalen Arbeitsbereich zu betreiben. Damit wird es
nun einfach möglich, allen Anforderungen im Hinblick auf Kraft, Dynamik und Energieaufwand
gerecht zu werden und den eigentlichen Magnetaktor der elektromagnetischen Betätigungseinrichtung
des Abhebegreifers um zumindest einen Faktor 2 kleiner auszuführen. Dies führt zu
einer nahezu doppelt hohen Dynamik der Regelung bei relativ geringer Verlustleistung.
Die hohe Dynamik erlaubt in äußerst vorteilhafter Weise eine aktive Kontrolle der
Öffnungs- und Schließbewegung der Abhebeeinrichtung während des Hubes des Magnetaktors.
Die Verlustleistungen können um etwa 50 - 70 % gegenüber einem einfachen, größer ausgeführten
Magnetaktor reduziert werden, da die verschobenen Energiemengen nun deutlich geringer
sind, was sogar die Verwendung einer derartigen Fördermengenregelung ohne externe
Kühlung der Magnetaktoren erlaubt und somit viele neue Anwendungen derartiger Regelungen
erst erschließt, bei denen externe Kühlungen nicht möglich oder nicht zulässig sind.
[0008] Ein separater Stellantrieb ist bei elektromagnetisch betätigten Kompressorventilen
an sich bereits aus
DE 684 110C bekannt, dient dort aber nicht zur Einstellung des Arbeitshubbereiches des verwendeten
Magnetaktors, sondern zur Veränderung des zulässigen größten Ventilhubes, der bei
der elektromagnetischen Steuerung vorkommen kann. Abhängig von den Betriebsverhältnissen
des Kompressors wird gemäß dieser Schrift also lediglich die maximal mögliche Öffnung
des Ventils verstellt.
[0009] In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung wirkt der Stellantrieb auf den Magnetaktor
samt davon betätigtem Abhebegreifer ein und verstellt bedarfsweise deren gemeinsame
Position relativ zum Saugventil. Damit wird also die gesamte Abhebeeinrichtung relativ
zum Dichtelement des entsprechenden Saugventils verstellt, was eine einfache Justierung
des Arbeitshubbereiches des Magnetaktors relativ zu seinem Angriff am Saugventil ermöglicht.
Nach einer anderen bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung kann der Stellantrieb aber
auch eine Längenverstelleinheit für eine zwischen Magnetaktor und Abhebegreifer eingeschaltete
Übertragungsstange aufweisen, womit nicht die gesamte Abhebeeinrichtung relativ zum
Saugventil verstellt zu werden braucht und die Justierung des Arbeitshubbereiches
des Magnetaktors lediglich über eine Längung bzw. Kürzung der Übertragungsstange erfolgt.
[0010] Der Stellantrieb kann bei beiden genannten Varianten einen elektromotorisch betätigbaren
Gewindespindel aufweisen, wobei dieser wie erwähnt nur relativ langsam arbeiten muss
und damit auch mit kleinen Antriebskräften auskommt.
[0011] Der Stellantrieb kann gemäß einer anderen Ausgestaltung der Erfindung auch indirekt,
vorzugsweise über Hebel, schiefe Rampen oder dergleichen, auf die Verstellung des
Arbeitshubbereiches des Magnetaktors einwirken, was auf einfache Weise konstruktive
Anpassungen an die jeweiligen Gegebenheiten ermöglicht und beispielsweise auch weitere
Miniaturisierungen oder bedarfsweise auch voneinander unabhängige Verstellungen vom
Anfangs- und Endpunkt des Hubes erlaubt.
[0012] In besonders bevorzugterweitererAusgestaltung ist vorgesehen, dass die Betätigungseinrichtung
des Abhebegreifers zusätzliche Federelemente und-/oder Fluiddämpfer aufweist, was
bei entsprechender Abstimmung bzw. Auslegung eine zusätzliche Entlastung des Magnetaktors
ergibt.
[0013] Die Bestromung des Magnetaktors kann in weiters bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung
in Abhängigkeit von der aktuell am Saugventil angreifenden Rückströmkraft geregelt
sein. Während des Offenhaltens des Saugventils hängt das Niveau der Rückströmkraft
von der aktuellen Kolbengeschwindigkeit des Verdichters ab, die beispielsweise über
einen Kurbelwinkelsensor bekannt oder ermittelbar ist. Die Bestromung des Magnetaktors
zur Erzeugung der notwendigen Offenhaltekraft kann damit entsprechend angepasst werden,
was die gesamte Leistungsaufnahme und damit auch die Verlustwärme weiter reduziert.
[0014] Die Erfindung wird im Folgenden noch anhand der in der Zeichnung schematisch dargestellten
Ausführungsbeispiele näher erläutert. Fig. 1 zeigt dabei einen Schnitt durch den Bereich
eines Saugventils eines erfindungsgemäßen Hubkolbenverdichters mit Fördermengenregelung
und Fig. 2 eine alternative Ausführung in gleicher Darstellung.
[0015] Gemäß Fig. 1 weist ein nicht weiter dargestellter Hubkolbenverdichter einen an einem
selbsttätigen Saugventil 1 des Verdichters angeordneten Abhebegreifer 2 auf, der mitteils
einer elektromagnetischen Betätigungseinrichtung 3 zwei ringförmige Dichtelemente
4 des Saugventils 1 über einen steuerbaren Teil des Arbeitstaktes des Verdichters
offenhält. Die Betätigungseinrichtung 3 weist zu diesem Zweck als Antrieb einen Magnetaktor
5 auf, dessen Magnetspule 6 mit einer Ankerplatte 7 zusammenwirkt, die am oberen Ende
einer Übertragungsstange 8 angebracht ist. Die Übertragungsstange 8 wiederum ist in
ihrem unteren Bereich mit dem Abhebergreifer 2 verbunden und in Längsrichtung an einer
symbolisch dargestellten Führung 9 geführt.
[0016] Die elektromagnetische Betätigungseinrichtung 3 weist weiters einen separaten Stellantrieb
10 auf, der hier beispielsweise über einen elektromotorisch betätigbaren Gewindespindelantrieb
11 und eine verschiebbare schiefe Rampe 12 auf die effektive Länge der zwischen Magnetaktor
5 und Abhebegreifer 2 eingeschalteten Übertragungsstange 8 einwirkt. Auf diese Weise
ist also die periodische elektromagnetische Betätigung des Abhebegreifers 2 im Arbeitstakt
des Hubkolbenverdichters entkoppelt von der über den Stellantrieb 10 erfolgenden Einstellung
des Arbeitshubbereiches des Magnetaktors 5.
[0017] An der Oberseite der Ankerplatte 7 ist ein oberer Anschlag 13 für die beispielsweise
über eine hier nicht dargestellte Feder oder dergleichen bei nicht aktivierter Betätigungseinrichtung
3 festgelegte eingefahrene Stellung des Abhebegreifers 2 dargestellt, sowie ein Federelement
14 und ein Fluiddämpfer 15, die auch unabhängig voneinander verwendet werden können
und bei entsprechender Auslegung und Abstimmung eine Entlastung der elektromagnetischen
Betätigungseinrichtung 3 ermöglichen.
[0018] Sobald der Magnetaktor 5 der Betätigungseinrichtung 3 über die elektrische Ansteuereinrichtung
16 bestromt und damit die Ankerplatte 7 (entgegen einer nicht dargestellten Befederung)
angezogen wird, bewegt sich der Abhebegreifer 2 in der Darstellung nach unten und
wirkt damit auf die ansonsten freie Beweglichkeit der Dichtelemente 4 ein. Diese können
damit entgegen der sonst rein über die Druckverhältnisse vor und hinter dem Saugventil
1 erfolgende automatische Betätigung über einen steuerbaren Teil des Verdichtungshubes
des Hubkolbenverdichters offengehalten werden, was in bekannter Weise eine Regelung
der Fördermenge eines mit konstanter Drehzahl laufenden Verdichters über die sogenannte
Rückströmregelung erlaubt. Über ein in Fig. 1 nur angedeutetes Schaltungselement 20
in der Ansteuereinrichtung 16 kann dabei auch eine Anpassung der Offenhaltekraft der
Betätigungseinrichtung 3 an die beispielsweise über einen Kurbelwinkelsensor 21 ermittelte,
jeweils wirksame Rückströmkraft durch Regelung der Bestromung erfolgen, was unnötige
Verlustwärme zu reduzieren hilft.
[0019] Bei der Ausführung nach Fig. 2 ist abweichend zu Fig. 1 nun die Übertragungsstange
8 zwischen Ankerplatte 7 und Abhebegreifer 2 durchgehend und in der Länge nicht veränderlich.
Zur Einstellung des Arbeitshubbereiches des Magnetaktors 5 wirkt hier der Stellantrieb
10 über ein Gehäuse 17 bzw. einen Gehäuseflansch 18 gemeinsam auf den Magnetaktor
5 samt davon betätigtem Abhebegreifer 2 ein, womit deren gemeinsame Position relativ
zum Saugventil 2 bedarfsweise verstellt werden kann. Alle weiteren wesentlichen Ausführungsdetails
entsprechen Fig. 1 - zur Beschreibung der entsprechenden Merkmale und Funktionen wird
deshalb hier nur auf Fig. 1 verwiesen.
1. Hubkolbenverdichter mit Fördermengenregelung, mit einem an zumindest einem der selbsttätigen
Saugventile (1) angeordneten, elektromagnetisch im Arbeitstakt betätigbaren Abhebegreifer
(2) zum periodisch gesteuerten Offenhalten des entsprechenden Saugventils (1) über
einen bestimmten Kurbelwinkelbereich, dadurch gekennzeichnet, dass die elektromagnetische Betätigungseinrichtung (3) einen separaten Stellantrieb (10)
aufweist, und dass der Stellantrieb (10) zur bedarfsweisen Verschiebung des Arbeitshubbereiches
des verwendeten Magnetaktors (5) relativ zu seinem Angriff am Saugventil (1) in den
für den verwendeten Elektromagneten optimalen Arbeitsbereich dient.
2. Hubkolbenverdichter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Stellantrieb (10) auf den Magnetaktor (5) samt davon betätigtem Abhebegreifer
(2) einwirkt und bedarfsweise deren gemeinsame Position relativ zum Saugventil (1)
verstellt (Fig. 2).
3. Hubkolbenverdichter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Stellantrieb (10) eine Längenverstelleinheit für eine zwischen Magnetaktor (5)
und Abhebegreifer (2) eingeschaltete Übertragungsstange (8) aufweist (Fig. 1).
4. Hubkolbenverdichter nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Stellantrieb (10) einen elektromotorisch betätigbaren Gewindespindelantrieb (11)
aufweist.
5. Hubkolbenverdichter nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Stellantrieb (10) indirekt, vorzugsweise über Hebel, schiefe Rampen (12) oder
dergleichen, auf die Verstellung des Arbeitshubbereiches des Magnetaktors (5) einwirkt.
6. Hubkolbenverdichter nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Betätigungseinrichtung (3) des Abhebegreifers (2) zusätzliche Federelemente (14)
und-/oder Fluiddämpfer (15) aufweist.
7. Hubkolbenverdichter, nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Bestromung des Magnetaktors (5) in Abhängigkeit von der aktuell am Saugventil
(1) angreifenden Rückströmkraft geregelt ist.